Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 26, 1907, Image 6

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    KrirgSlatei«.
Wir saßen in der Somm«rfrisch«
vm d«n Stammtisch im „Löwen" »er
es. untermischt mit «inigen Honora
tioren des Städtchens, dem Pastor,
dem Apotheker und dem Oberförster.
Eben hatte unser Berliner Freund,
her Kvmm«rzienroth, eine kurz« Zei-
Hochzeit «iner Milliardärtochter be
-richtete. Die Gesellschaft war dabei
«in fünfzig Automobilen vor der ..ta
„Madeleine! Madel«ine!" erklang
des Oberförsters, als die Lektüre be
„Auch in Paris gewesen alter
Freund?" fragte ihn der Kommerzien
!rath.
„In Paris nicht, aber ror Paris.
N ' "hl »t
mit Ihrer Madeleine?"
tzweier simplen Menschenherzen war,
aus d«n Gang der Weltgeschicht«
Hatte."
„Es war in den letzten Tagen des
Klugust 1870", so began i de? Ober
der G«schichtsstünde gelernt: Mitte
des Monats hätten wir den Marschall
Bazaine mit lBO,OOO Mann
«Ines Jägerbataillons war damals
»i Jouy aux Arches an der Mosel,
inig« Kilometer oberhalb von Metz;
Süßigkeiten belästigen", fuhr der Er
zähler fort, als er das Blatt wieder
in die Brusttasche versenkte. „Sie
unter Thränen in Kenntniß setzte.
Mein Bater, sagte sie, ist Kastellan
„Um zehn Uhr desselben Abends
war ich selbst zum Vvrpostendi«nst
Ükommandirt. Mit welchen Blicken ich
nach den «rl«uchteten Fenstern von
Zaum «ine Viertelstunde >.on uns ent
fernt laz, können Sie sich denken.
weilen? Und immer, wenn so et
was wie ein Schatten vorbeihufchte,
glaubte ich ihr« liebe Gestalt zu er
kennen. Die Nacht verlief ruhig.
Weit und breit fiel kein Schuß, und
schon nach kurzem war mein Plan
gefaßt. Am nächsten Morgen ver
schafft« ich mir in Jvuy den Anzug
eines französischen Blusenmannes,
Kittel und Ballonmütze, schlenderte
spaziereng«hend zu unseren Borposten
in bestes Einvernehmen; wenige Mi
nuten später hatte ich mich durch
Bluse und Mütze in einen Stockfran
zosen verwandelt und schlängelte mich
in einem Graben und zwischen Ge
strüpp der französischen Borpostenlette
zu. Unbemerkt gelang es mir hin
durchzufchlüpfen. . .'
„Das ist nicht wa. . .!" unterbrach
ihn hier di« Stimme eines jungen
schichte!"
sich
me aufzufangen.
„Madelein«, sprach ich leise, er
schrickt man so vor seinem Bräuti
mit beiden Armen und ließ eine
Fluth von Küssen auf mich niederge
hen, die vermuthlich in erster Linie
dich draußen in so angelegentlicher
Weise unterhieltest?" fragte ich in
kühlem Tone.
es deiner Mutter?"
„Meiner Mutter?!" sagte sie und
fort, Vater hat sie nach Metz
Tage schon war sie transportabel.
Aber Theuerster, welcher Leichtsinn
von dir! Wird diese Bluse dich vor
Ob dieser „Ochse" mir galt? Ob er
sich auf das Geräusch bezog, das ich
stachelt.
„Schon hatten sich meine Augen an
das Halbdunkel gewöhnt. Ich de
merkte. wi« «in Lichtschimmer Über
der Thüre, durch die ich hereinprakti
hang zurückschieben konnte. Der
erste Blick war zugleich das Ende
meiner Verlobung, Denn, was ich
da unten erblickte, war wiederum
leine schien di« ganze französische Ar
me« aus weile? nichts als Cousin?
zusammengesetzt zu sein. Jetz lö
sten sich die Alme deS breitschultri
gen Mannes von d«r zarten Gestalt
los.
mit dröhnender Stimm«; ich konnte
sein G«sicht nicht sehen, zugleich
strahlte mir von seiner Brust ein«
Unmasse von glänzenden Orden ent
gegen. Sofort auch hatt« ich die
Erklärung für die beiden räthselhaf
ten Worte gefunden. Kein anderer als
Leboeuf, Marschall Leboeuf, der Ma
jor-General der französischen Armee,
war es, der Madeline in seinen Ar
men hielt.
ck'avant-tiier?" Du hast meinen
Brief von vorgestern erhalten?
„Sie nickt« leise.
etwas vorgeflunkert und vljl auf
meinen Ruf hierher gekommen? üzrav
von dir, mein Kind!"
Wiederum nickte sie.
„Ich konnte es vor Sehnsucht nicht
mehr aushalten! Gestern l«ider war
es mir unmöglich zu erscheinen, und
auch heute sind es zunächst wichtig«
Geschäft«, die mich in Anspruch neh
men, aber die Nacht ist noch lang,
Madeleine!"— Wiederum einige zärt
lich« Küsse.
„Aber da kommen sie schon!"
„Der Lärm vieler Schritte nahte,
und «inig« Augenblicke darauf war
Mit diesen Worten begrüßte Leboeuf
den zuerst Eintretenden, in dem ich
sofort d«n mir aus Photographien
wohlbekannten Oberbefehlshaber der
eingeschlossenen Armee, Bazaine, er
kannte.
l'><»»«»i'<i! —
Welche Namen bekam ich alle zu hö
ren! Kurz, es wurde mir klar, daß
ich einen in pleno versammelten
Kriegsrath vor mir hatt«.
„Sie haben die erwartet« Nachricht
boeuf.
Madeleine ab«r hatte sich auf sei
nen Wink «ntfernt und kehrt« als
bald mit einem großen Servievbrett
voller Flaschen und Gläser zurück.
Die Feldherren gruppirten sich, so
trat.
t«n.
„Nun, und das Dokument?" fragte
gespannt Bazaine.
„Hier ist es, mein Marschall.
Mit diesen Worten übergab Bour
baki d«m Oberbefehlshaber einen un
scheinbaren Zettel. Bazaine las die
wenigen Worte und gab das Blatt
schmunzelnd Lebo«uf hin. So ging
es, ohne daß weiter «in Wort ge
wechselt wurde, von Hand zu Hand.
Meine Pulse flogen. Mad«l«ine war
vergessen, meine Eifersucht für den
Augenblick erloschen. Denn, was ich
da unten vor sich gehen sah, war von
so überwältigender welthistorischer
Wichtigkeit, daß alles persönlich« in
den Hintergrund treten mußte. Aber
würde ich von d«m Inhalt des Pa
piers Kenntniß erhalten? Würde es
noch zur Verlesung gelangen?
Jetzt kam das Blatt an Bazaine
zurück. „Wann haben Sie es erhal
ten, Bourbaki?"
„Bor einer halben Stund« habe ich
es der äußersten Borpostenkette
t-ufelt geschickter Kerl war es, der
den Zettel durch die überall her
umschnüffelnden Prusstens qm
durchzupaschen verstand! Aber dr«i
Tag« hat er von Rheims bis hierher
dazu gebraucht."
Wort, „immer noch Zeitig genug, um
all« Befehl« pünktlich ausführen zu
können. Messieurs, wie Sie gelesen
haben, wird Ende des Monats Mar
schall Mac Mahvn mit seiner Armee,
bei d«r sich auch Seine Majestät be
find«!, vom Nordwesten d«r Stadt
Sitzen.
das eben Gesehene und Gehörte er
stattete, ließ «r sich sofort d«n Säb«l
umschnallt», stülpt« den auf
ren.
„Haben Sie Moltke schon gese
hen?" fragte ganz unvermittelt der
Major.
gar nich! mehr in der Nähe von
Metz! Er stand Paris schon viel nä
her!"
Ein strafend«! Blick war di« erste
b«n?"
„Vor der Thüre des Pastorhau«
seS, Herr Oberförster."
f«n, „eben hast du Grün gestochen und
jetzt spielst du es mit der größten
Naivetät nach! Wo bist du wieder mit
deinen Gedanken?!"
verflixte Kerl, der Mac Mahon steckt?
.Hm!"
„In diesem Augenblicke aber öffne
te di« Magd für uns die Thür.
„Was gibts, Major," rief grollend
„Zu Befehl, Herr Oberst." sagte
der Major. Aber dieser junge
Mann hier ist wahrscheinlich im
Stand«, die Frag« über das Verhal
ten des Marschalls MacMahon zu
Da stutzte mein Moltke nicht schlecht
„Hm?" macht« er im freund
lichst«n Tone, der ihm zu G«bot«
stand.
hatte.
nie hab« ich Seine Exzellenz so ge
sprächig gehört wie h«ut«! Junger
Freund, wenn Si« es noch nicht
in der ganzen Weltgeschichte ge
spielt. Diese Stund« entscheid«! das
Geschick Frankreichs und Deutsch
lands!"
„Und Ihr werther Nam«, Hrrr
Oberförster, ist im ganzen grvß«n
ler und sein Eingreifen in die Rä
der der Weltgeschichte tranken wir
unsere Gläser leer und trennten
uns.
„Der alte Bursche entwickelt eine
glänzende Phantasie!" sprach der
von uns verabschiedet hatten und wir
b«ide allein unserm Hot«l zusteuer
ten.
„Ich vermuth«, wenigstens die Ge
schichte mit Madelein«, die Berlo
lung!"
„Bah", sagte mein Begleiter, „Ma
deleine? Adeline war's ja!"
Allerhand Bäsrrarte«.
Kopfe zusammenschlagen zu lassen,
so erscheint es als das Naheliegendste
und Natürlichste, daß es das Bedürf-
und Natürliche ist durchaus nicht im
mer das Richtig«. Ich fühl« mich nicht
berufen, diese Frage lösen zu wollen
sche streifende Abscheu haben. Auch
eingedrungen. Umsomehr aber war
das Volk stets zu allerhand phanta
wasser taufen zu lassen, immer mehr
Dies« Art der Bäd«r, deren Wir
entwickelt sich hieraus di« natürlich
ganz unrichtige Ansicht, das Wasser
dieses heiligen Flusses inllss« auch
heilkräftig sein.
> de, das Blut.
- Das Blut, die Quell« und d«r Sitz
- t«n oft genannt wird, spielte naturge
mäß in der Medizin des Mittelalters
- eine hervorragende Rolle. D«r Schluß
> b«lebend und stärkend wirkte. Und
, vereinzelte, aber wohlbeglaubigte
> Nachrichten und Gerichtsprotokolle
! wissen davon zu erzählen, daß man
l sich nicht immer mit unschuldigem
Thierblut begnügt«, daß Aberglaube
° und Eitelkeit den Blutbädern
' würd« «ine verjüngende Wirkung zu
- geschrieben zu Mordthaten, vvr
' nehmlich an Kindern, führten.
> Harmlos im Vergleich hierzu, wenn
auch für unseren Geschmack wenig ap
' Pktitlich, war«n di« sogenannten
Thierbäder, wobei der Kranke in das
l frischadgezogene, noch warme Fell
eines geschlachteten Thieres eingehüllt
würd«. Wie verbreit«! Blul- und
Thierbäder waren, kann man daraus
schließen, daß ihrer in Sagen und
Märchen häufig Erwähnung geschieht.
Die rührendste und sinnigst« dieser
welchen die berühmten Salerner
Aerzke durch Baden im Blute einer
Jungfrau heilen wollen, der aber das
freiwillige Opfer verschmäht und,
durch Gottes Gnad« geheilt, das
opferwillig« Kind als Gattin Heim
führt, ein« Fabel, di« bekanntlich Ger
hard Hauptmann dramatisirt hat.
Ganz ungeheuer ist die Zahl der
Bäderarteil in der neueren Zeit ange
schwollen. Neben den verschiedenen
Mineralwässern kommen auch andere
Stoffe in Betracht, allerdings im
Unterschied zum Mittelalter durch
wegs dem Mineralreich oder der
In erster Reihe stehen hier die Mi
neralmoorbäder. Abgestorb«ne Pflan
zen, welche in die Tiefe eines stehen
den Wassers versunken sind, haben
einen eigenthümlichen Prozeß durch
gemacht, den man als Vorstufe der
Kohlenbildung kann, die Ver
phqsikalischen Eigenschaften verbinden
sich mit der chemischen Wirkung zu je
nem H«ilfaktor, der immer mehr an-
Platz d«r Welt ist, im Jahre ISOS
mehr als 75,000 Moorbäder vergeben
worden. Den Moorbädern ähnlich in
Form der Elektrisirung, wobei statt
der Elektroden mit Flüssigkeit gefüll
te Gefäße, in die Hände und Füße
durch elektrischts Licht auSgef«tzt ist?
Ihnen schließen sich die Sonn«n-und
Luftbäder an, bei welchen unf«r Ta
gesgestirn die Rolle des elektrischen
Vortheil der Billigkeit haben/ leider
aber nicht immer zu haben sind; denn
in unserem Klima sind die sonnenar
men Tage allzu zahlreich.
Zum Schluß seien dann »och die
Heißluftbäder welchen
ist. Auch Gasbäder, das heißt Bor
richtungen, bei welchen der Körper
des Badenden statt von Luft, von
Kohlcnsäuregas umgeben ist, kom
nkcht erschöpft; aber diese kurze Ueber
sicht genügt wohl, um zu zeigen, w«lch
r«iche Auswahl d«m modernen Men-
Herr Professor. draußen steht
ein Bettler! Professor: So so
Gut gegeben. Erbberech
tigter (zum Advokaten, d«r die Ver
keilung d«r Erbschaft regelt): Ab«r
gelt, H«rr Doktor, wir kritg«» doch
?indN«,er »eschei».
l „Du, Wastl, hier im Amtsblatt
> steht über den Prozeß des Oberbau
! «rn: der Vertheidiger hat d«n Richter
> wegen Befangenheit abgelehnt. Was
- heißt d«nn das, Befangenheit?"
„Na, was wird's heißen? 's halt
der Advokatenausdruck für ein'
> Rausch."
> L-aisch. »
/„Denke nicht daran! Wenn die
Kerls Geld haben wollen, sollen sie
selber heirath«n."
In der erst«n Fr«ude.
Diener eines jungen Arztes (den er
sten Patienten meldend): „...Und
jung is «r noch, Herr Doktor... Den
können wir lange haben!"
—M ilderungsgrund. Rich
ter: „Sie geben also zu, das Schwein
gestohlen zu haben! Können Sie et
was zu Ihrer Entschuldigung ansüh
. r«n?" Angeklagter: „Der Herr Dok
tor hat mir gerathen, ich soll imm«r
Abends di« Brust ein bischen mit
Schweinefett einreiben!"
Rafsinirt.
Erstes Dienstmädchen:
„Du gehst fort von Deiner Herr
schaft?"
Zweites Dienstmädchen:
„Ja, man hat mir gekündigt, aber ich
Jetzt steht mein Weizen in schönster
Nach d«r Pr«mi«re.
„...Also mein Lustspiel hat den
Herrschaften gefallen?" „Außeror-
Schlaf geläch«lt!"
n dieser schweren Stunde!"
Leichte Pflichten.
Dienstherr: „Merken Sie sich,
Pünktlichkeit: Um sechs Uhr wird
Flau«r Berkthr. A.: „An
was ist denn der Kopist Knurrmag«n
eigentlich gestorben?" B.: „Der hat
sich auf die Schienen der Sekundär-