Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 12, 1907, Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    sein H?sMkini>. >
Novelle von Jassy Tirruid.
(6. Fortsetzung.)
In dieser Nacht stand er zum zwei
the stehenden Baum der eisige Nacht
frost hinfährt und alles Leben und
Blühen unbarmherzig tödtet.
Jetzt erst, an diesem fast unerträgli
chen Schmerz, fühlte er, wie stark und
tief und heimlich doch noch die Hoff
nung, sie endlich zu erringen, in ihm
gelebt.
Und daß er sie nun erst auf ewig
verloren.
Und daß er diesen letzten, härtesten
Schlag nie verwinden würde. Nie!
Arbeiten! sagte eine Stimme.
Er lachte hart auf. Wenn er auch
alle Arbeitslast der Erde bergehoch auf
seine Schultern nähme, um sein schrei
endes Herzweh zu betäuben wie
könnte er ihr süßes Gesichtchen, das
ihm jahrelang gelächelt und geleuchtet,
stand vor d«n Spiegel und schaute auf
das müde alte Gesicht, das ihm entge
genblickte, Was stehst du da und
schaust hinein? Es wird doch nicht an
ders. Weißt du's noch nicht? Kennst
du nicht ihre eigenen Worte: Jugend
gehört zu Jugend?!
ich, d» häßliche Mensch, nicht zeitle-
Kunstwerk. Ist's doch das größte
Wunderwerk, das Mutter Natur unS
schaffen kann.
geben?
dige Entschluß geboren. Der Ent
schluß. der die Seele befreit, weil er die
Ketten machtlosen, thatenlosen Dul
dens sprengt das Unerträglichste für
den Starken, Thatkräftigen und
ihm neue Arbeit in die Hand giebt als
beste, als einzige Waffe,
Harte Arbeit er biß die Zähne zu
sammen. Was er sich einst gelobt, wie
ein treuer Vater für sein Pflegekind
und dessen Zukunft zu sorgen, das
wollte er halten.
Er stieß das Fenster auf, daß die
kühle, reine Morgenlust hereinstrich
sein Stieler fiel ihm ein. Er drückte
die Faust an die Stirn: Ja auch er
war in dieser Nacht „durch Himmel
und Hölle" gewandert.
An Käthe schrieb er nicht. Wenn
i>as Kind nicht selber zu ihm kam, ihm
ibr Glück zu verkünden, wollte er thun,
Einige Tage später traf er Frau
Heinzius auf der Straße. Sie hatte
eben sorgenvoll über die Beschaffung
der Aussteuer nachgedacht und war
lange nicht so gehobener Stimmung
wie neulich. Willy Overbeck, der Men
schenkenner, las ibr okme Weiteres die
„Ich wollte nächster Tage ,u Ihnen
kommen, Frau Amtsrichter," sagte er
„i^i-r Aus-
Selbst Frau HeinziuS, die seit Jah
riihrt. Er unterbrach ihre wortreiche
Dankrede.
„Vorausgesetzt natürlich, daß ich
als Vormund die Ueberzeugung gewin
ne, daß die Partie in jeder Beziehung
eine gute und gesicherte ist. Haben Sie
Erkundigungen eingezogen?"
„Noch nicht," sagte Frau Heinzius
kleinlaut.
„Möchten Sie mir jetzt den Namen
nennen?"
„Heinz von Döbbelin, ein Sohn von
dem Schönhaide! Döbbelin in Nieder
schlesien."
„Hm, der Name ist mir nicht unbe
kannt ich werde das Weitere besor
gen."
Nach «iniger Zeit theilte er Frau
Heinzius mit, daß gegen die Familie
oder den jungen Mann selber nichts
einzuwinden sei. Daß er bis jetzt al
lerdings noch nichts geleistet, sondern
auf dem väterlichen Gut ein Herrenle
ben geführt, Pferde zugeritten, geru
dert. Tennis gespielt und den jungen
Vaters, anders werden.
wir eS!" setzte der Bergrath
Sein Vater freute sich daran, und
Käthe war -stolz und glücklich. Sie
fühlte sich geliebt, und es war so süß
Zu oft hatte sie Onkel Willy sagen
len, l«gte sie Onkel Willys Maßstab an
sten würde, ihr Glück und ihre Lieb«
Aber obgleich sie so mit Onkel Wil
alte Trotz.
Augen aus ihr Spiegelbild.
Verlobt also wirklich! Käthe
Heinzius verlobt! Eine ganz neue Ge-
Und er Onkel Willy? Der hat na
deren, weil ich arm bin und so
wollte er aus Mitleid
Sie reckte ihr« schlanke junge Gestalt,
Bedauern regen wollte, wurde eS sofort
erstickt. Gott, der hat ja seine Fanny
Melzer, die paßt zehnmal b«ss«r für
b
Unten an der Rampe fuhr donnernd
ein Wagen vor Käthe flog an's Fen
ster, lächelte und winkte. Ihr Heinz,
der die Wernichs abholen wollte, kut
fchirte selber. Wie prachtvoll er wieder
aussah, groß, stattlich, in vornehmer
Haltung, ein bildhübscher Mensch!
Und ihre Wangen rötheten sich vor
Freude, ihre Augen strahlten sie
aus die Bücherweisheit gestürzt, trieb
Stall, Küche und Milchkeller.
hielt sie mitten im Singen und Arbei
ten inne. Das ist also das Glück
das Glück, dachte sie mit glühenden
schöner, wenn man erst mal für sich
selber arbeitet. Herrgott, wie viel hab'
ich noch zu lernen, bis ich so weit bin!
Und in fieberhafter Eile ging es
dann weiter.
„Zu Micheli werd' ich Mamsell wohl
entlassen können, Kleines," sprach
Jenny lachend.
Zu Micheli, wo war sie da ? Bis da
hin mußte sie längst ausgelernt haben,
war wieder in der Stadt und fing
dienen an.
Ja, den fröhlichsten Gedanken folg
ten oft die ernsten Bedenken auf dem
Fuße.
„Braucht man sehr viel Geld, um
eine Aussteuer zu kaufen, Jenny?"
„O, eine ganze Menge."
„Wie viel wohl?"
„Das kommt darauf an. Bei mir
haben Wäfche und Kleider allein gegen
fünftausend Mari gekostet. Die Mö
bel weiß ich gar nicht mal."
„Fünftausend Mark!" wiederholte
Käthe ungläubig und entsetzt. „Aber
man kommt wohl auch mit weniger
aus, nicht wahr?"
„Freilich, du Närrchen. Unsere
Lina heirathet zu Micheli den Schäfer.
Sie hat vierhundertsünfzig Mark auf
von bliebe noch ein hübscher Nothgro
schen übrig. Alles auszugeben siele
ihr gar nicht ein."
hörte von den Wiesen her das Dengeln
der Sensen. Die Rosen dufteten.
Jenny hatte schon ein paarmal prüfend
sie kopfschüttelnd:
gern aus dem Wege ging. „Besonders
als Braut: Kommt er heute Abend?
Und werden sie uns ein Viertelstünd
dein Onkel Willy da?" sagte sie gleich
wllnschen, wie du alles haben willst."
Käthe schob die Schüssel heftig zu
„Glaubst du wirklich, ich ließe mir
meine Ausstattung von Onkel Willy
wollen das weißt du doch?"
„Na ja Pussy, willst du wohl?
Pfui, Gras fressen wie 'n kleines Kalb,
J«nny mußte sich erst den kleinen
Grasfresser holen und ihm auf die
heulte, nahm sie ihn auf und tanzte
zum Trost mit ihm über den Rasen.
So hatte sie wenigstens Zeit, sich aus
eine Antwort zu besinnen. Und die
tete, lagen im Korbe, denn auch Käthe
dachte nicht mehr an's Abzupfen.
„Hast du nicht den kleinen Kohn ge
„So nimm du ihn, dann ist er gleich
ruhig. Also na ja. 's ist halt ein
eigen Ding, weißt du, mit deinem On
kel Willy, Ab«r er wird sich hoffentlich
mit Würde hineinfinden."
bis jetzt für mich gethan hat, that er
Tonte Agnes Elternstelle vertreten ha
ben. Und ich werd' ihm seine Liebe
glücklich sein kann? Unmöglich! Jedes
tung sllr'S Land kostet einen ganzen
Batzen G«ld, mein liebes Kind. Ganz
abgesehen von allem anderen."
übelnehmen wir dachten, dein On
kel Willy würd« dir etwas mitgeben."
„Geld —? Für unseren Hausstand,
Jenny? Damit ich mit einem anderen
auf seine Kosten glücklich sein soll —?"
„Jesus Maria, Käthe, nimm doch
.Er ist gar kein alter Mann."
„Aber, Käth«, du sagtest doch —"
„Nun ja, er ist vierzig, und für mich
ich bin doch «rst neunzehn und hab'
ihn zeitlebens lieb gehabt wie einen
Vater. Er ist nicht hübsch, gar nicht!
Aber er hat ein kluges, sympathisches
Gesicht und ist ein schlanker, stattlicher
Mann, größer wie Heinz und so
für ihn bist?"
zupften übereifrig. Nach einer Wiele
hob sie den Kopf.
„Hat Heinz das gesagt, daß er
Heinz ja die Geduld verlieren, selbst
verständlich! Spätestens nächstes Früh
jahr wollte er heirathen. Wenn ich
Winter konnte sie dann in der Stadt
ihre Aussteuer besorgen.
Aber darüber ließ sich «in andermal
Schüssel und trug sie in die Küche, w»
Mamsell und der riesige Messinglefsel
schon auf sie warteten.
Heinz Döbbelin lam jeden Meilen
oder dritten Abend heriidergeritten. Er
trieb es mit dem Arbeiten ebenso ernst
und eifrig wie Käthe, und sein Vater
sah es mit Freuden.
„Meinetwegen braucht sie leinen
Groschen zu haben, wenn der Junge
ihr zulieb endlich mal vernünftig
wird," sagte er zu seiner Frau, die auch
ihrerseits Käthchen warm in's Herz
geschlossen hatte.
Sie wußte, daß das nicht wörtlich
den Kopf. Ihr anspruchsvoller, leicht
sinniger Zunge, der so wenig an's Ar
beiten gewöhnt war, und eine arme
er sich noch abgewöhnen, sonst kommen
sie ihr Lebtag mit dem Ertrag von
Neudorf nicht au!. So zwei, drei
Luxuspferd« im Stall, die den Arbeits
giiulen den besten Hafer wegfressen,
er sich da» denkt, das hält Ntudorf
„Na, du wirst ja sehen, Alter. In
Der Alte fuhr aus.
armen Seele."
„Da soll doch —!" Die schwere
Faust schlug auf die Tischplatte, und
Döbbelin senior griff nach seiner
hört."
Im Gebüsch sangen die Drosseln um
die Wette, der Jasmin duftete betäu
"
Käthe suchte den sie umschlingenden
„Du sollst nicht so, Heinz! Du weißt,
ich kann das nicht leiden. Ich bin kein
Eine drückende Pause entstand.
Auf dem Tische lag ein Buch, aus
dem Jenny Nachmittags vorgelesen,
etwas?"
blatt, das weißt du ja, Närrchen.
Wann sollt' ich lesen? Tagsüber hab'
ich keine Zeit, und Abends bin ich
hundemüde."
„Aber im Winter, Heinz da hast
du doch Zeit, und später, da könnten
.Denk' ja gar nicht dran! Wenn wir
erst zusammen sind, Schatz, haben wir
was Besseres zu thun. So komm doch
der, Käthchen, du sitzest ja eine Meile
von mir, sei nicht so spröd', wir sind
ja allein."
„Hast du nie Bücher gelesen, Heinz?
Nichts von Keller, von Paul Heys«, von
Sudermann? Kennst du nicht „Frau
Sorge"?"
Käthes literarische Kenntnisse und
Liebhabereien erstreckten sich von
Onkel Willy geschult noch nicht bis
zu den Allermodernsten.
„Unsinn, die will ich auch gar nicht
kennen lernen. Sudermann wart'
mal, ach ja, „Die Ehre", natürlich.
Hab' ich in Berlin gesehen. Na. weißt
du, 'n Lustspiel ist mir lieber."
„Gedichte magst du dann wohl erst
recht nicht leiden, Heinz?" fragte Käth
chen kleinlaut. „Meine Lieblinge:
Stieler, Storm, Eichendorff?"
„Nee, weißt du, Käthchen, laß mich
mit die ollen Dichter in Ruh'. Ueber
haupt, deine Bücher und deine einge
trichterte Weisheit mußt du schon für
dich behalten. Für's Land paßt das
nicht."
Käthe faltete die Hände über dem
Buch und sah gerade vor sich hin.
„Für was hab' ich denn da eigentlich
all' die Jahre gelernt? Mein ganzes
! Leben und all' die viele, die unmensch
lich viele Arbeit war doch dann ganz
umsonst," sagte sie tief niedergeschla
! was e/daräus antworten sollte.
Ein wahres Glück, daß in diesem
Augenblick die Glocke zu Tisch Mutete
Gchweigen zwischen dem Brautpaar
droht« recht peinlich zu werden.
Brief von Frau Heinzius an Jenny
mit einer Einlage für Käthe. Die
überglückliche Mutter fand nicht
Worte des Lobes genug für den Berg
rath, der in so großmüthiger Weise für
KäthchenS Zukunft sorgen wollte.
„Na, da hast du's!" sprach Jenny
tiefbefriedigt. „Diese Frage wäre also
erledigt. Dein vortrefflicher Onkel
Willy sorgt für alles und giebt dir so
gar noch fünfz«hntaus«nd Mark mit.
Für den Anfang nicht üb«l. Ich find«
sagen, und ich weiß nicht —" Sie hatte
besser gethan hättest, ihn zu Heira
then, unterließ eS aber und blickte er
ter Brief in der Hand flamnvndroth
dasaß, die Zähne in die Lippen bohrte
und aussah, als ob sie den Brief am
liebsten zerrissen hätt«. „Mein Him
mel, Käthe! Ein Paar Augen machst
du, daß man sich fürchten könnte. Was
ist denn los?"
„Ich begreife dich nicht, begreif
Mama nicht! Herrgott, wie könnt Ihr
nur!" stieß Käth«, vor Aufregung zit
ternd hervor. Und nun ballte sie den
Brief richtig zusammen und schleuderte
ihn weit von sich, warf die Arme über
den Tisch und fing an zu weinen. In
wildem Schluchzen kamen die Worte
stoßweise hervor: „Nicht einen Pfennig
nehme ich von ihm. Nicht einen Pfen
nig! Daß Ihr das nicht einseht und
daß er es überhaupt wagt —" Und
plötzlich schlug ihre Stimmung um.
„Ach, er, fo ist er nun viel zu gut
viel zu —*
Jenny legte ihr Nähzeug beiseite
.Reg' dich doch nicht auf, Käthe,"
sagte sie und strich glättend über das
widerspenstige blond« Haar. „Was ist
da zu heulen? Wenn nicht, denn nicht,
das ist schließlich deine Sache. Mei
netwegen quäle dich sieben Jahre lang
mit den ungezogenen Bälgern, bis du
deine Aussteuer zusammengespart hast.
Sieben ist eine heilige Zahl, und Ja
kob und Rahel haben sogar vierzehn
Jahre warten müssen. Aber ob dein
Heinz so lange Geduld hat ob er
überhaupt damit einverstanden sein
wird —?" Sie zuckte die Achseln, und
als das Schluchzen gar nicht aufhörte,
wurde sie verdrießlich: „Sei nicht so
albern, Käthe! Wie kann man die ein
fachsten Dinge dieser Welt immer so
entsetzlich tragisch nehmen. Sieh mal,
er muß sich doch in seine Onkelrolle
wieder ganz hübsch hineingefunden ha
ben, sonst thäte er's gewiß nicht. Hat
sich seine thörichten Liebesgedanken aus
dem Kopfe geschlagen, vergessen und
begraben. Punktum, Die Männer
werden ja schnell mit so was fertig."
Er nicht! wollte Käth« sagen. O,
was wißt Ihr von solcher Liebe!
Aber sie schwieg, die nüchtern den
kende Jenny hätte sie ja doch nicht ver
standen. Aber tief in ihrem Herzen
klang und sang ein alter Vers:
Denn keinen, keinen sind' ich je,
Der so mich liebt wie du.
Es war, als ob verschlossene Thore
jählings aufgesprungen wären. In
diesem Augenblicke wußte und begriff
ste's: Solch' eine Liebe, solch' eine
großmüthige, entsagende, die alles
giebt und nichts dafür verlangt, gab's
auf der ganzen Welt nur eine.
Und ihr war, als schritten all' die
Menschen, dte zu ihr gehörten, die sie
lieb zu haben behaupteten, über sein
Herz weg und träten achtlos und
gleichgültig darauf herum und sie,
sie fühlte in ihrem eigenen Herzen die
fürchterliche Pein.
Es war gut, daß Heinz v. Döbbelin
während der anstrengenden Heuernte
für ein paar Tag« nicht herüberkam.
S«ine Braut hätte zu viel vergleichen
müssen, und solche Vergleiche thun
manchmal nicht gut.
Käthes Aufregung legte sich. Sie
sehnte sich beinah' ein wenig nach ihm,
zu dem sie jetzt gehörte, der sie doch
verstehen, ihren Kummer, ihre Entrü
stung begreifen mußte besser wie die
anderen.
Sie hatte bis jetzt noch nie über ihre
Zukunftspläne mit Heinz gesprochen.
Eine instinktive Scheu, die Angst vor
seiner vielleicht heftigen Widerrede
hielt sie zurück, Sie hatte gemeint,
wenn es erst mal so weit sei, daß sie zu
einer Vertretung heimberufen würde,
wäre es ja noch früh genug daz».
Tante Agnes hatte zuweilen gesagt:
Nur nicht lange vorher reden: den
Männern muß man mit einem knit
ihnen und bringt ihren Widerspruchs
geist am besten zum Schweigen,
Aber nun wollte sie doch offen und
ehrlich mit Heinz red«n. ihm alles sa
gen. Alles. Sie sehnte sich förmlich
danach: nach seinem starken Arm, der
ste umfaßte, den sie zwar ein wenig
fürchtete, aber der doch nun ihre Stütze
fM, t, 'zV tt s
als Käthe gerade mit einer vollen
Milchfchüssel über den Hof ging, stand
er vor ihr. Sie hätte beinah' laut auf
geschrien und die Schüssel hingeworfen.
Schnell griff er zu und nahm sie ihr
ritterlich ab.
(Fortsetzung folgt.)
Für dir Küche.
Kalbfleisch in holländi
scher Sauce. 2 Pfund Kalbs
öug werden (mit dem Knochen) in
gleichmäßige Stücke geschnitten, wie
Suppenfleisch mit Wasser und Ge
müse und Salz ausgesetzt, abge-
langsam weich gekoch und
zur Seite gestellt. 2 Eßlöffel weißem
Weinessig werden mit einer Prise
Pfeffer ganz kurz eingekocht. 4 Ei
gelb, 2 Eßlöffel Mehl, Süßbutter in
Stückchen, etwas geriebene Muskat
nuß und Salz werden kalt zusammen
gemischt und nach und nach mit der
Brühe vom Kalbfleisch (das man zu
vor herausgenommen hat) glatt einge
rührt und sodann auf dem Feuer mit
dem Schneebesen bis zum Kochen aus
geschlagen; der eingekochte Essig wird
zugegeben. Dann wird mit etwas
Citronensast abgeschmeckt und das
gut ausgelaufene Kalbfleisch dazu ge
geben.
Weincreme auf Eis. Drei
Tafeln weißer Gelatine werden in 2
Eßlöffel Wasser ausgelöst und mit
Pint Weißwein. 2>/? Unzen
Zucker, 1 ganzen Ei und 3 Eigelb, 3
Eßlöffel «Zitronensaft und etwas auf
Zucker abgeriebener Citronenschale auf
gelindem Feuer schaumig gerührt, ab
gesetzt und weiter gerührt, bis die
Masse etwas abgekühlt ist; den Schnee
von 2 Eiern mische man gut darunter.
Die Creme wird in einer großen
Glasschale oder in kleinen Portions
eiSschalen auch größere Weinglä
ser kann man nehmen aus Eis ge
stellt. Für 4 Personen ausreichend.
Für Kranke nahrhaft und erfrischend.
Die Creme ist auch mit Apserwein zu
Stephanie-Braten. (Böh
mische Küche.) Ein gut abgehangenes
Rinderschwanzstück wird gut geklopft
und weitläufig mit Speck gespickt.
Auch bohrt man hie und da Löcher in
das Fleisch, die man mit dem Finger
nachweitet, und in die man abgeschäl
te. hartgekochte Eier steckt. Nun wird
das Fleisch in «inen Schmortopf ge
legt, dessen Deckel festgeschraubt wer
den kann und dessen Boden mit
Speckborden, Zwiebel-, Sellerie- und
Möhrenscheiben und etwas Butter
belegt ist. Darauf läßt man das
Fleisch anschmoren, -gießt sodann eine
Tasse Wasser, «ine Tasse Sahn- und
ein Weinglas voll Essig hinzu, fügt
Pfeffer, Gewürze und ein Lorbeer
blatt bei und läßt das Fleisch in
dem zugeschraubten Topfe gar w«r
d«n. Ab und zu muß man nachsehen
und nach Wunsch Wasser od«r Sah
ne, auch wohl zuletzt etwas Wein an
die Sauce gießen, die durchgestrichen
und danach aufgekocht zum Stepha
nie-Braten gegeben wird. Beim Tran»
chiren auch als kalter Aufschnitt ma
chen sich die Eiersch«ib«n in d«n Bra
ttirstücken wunderhübsch, auch schmeckt
derselbe ganz besonders vorzüglich.
Zum Stephanie-Braten muß immer
ein großes Fleischstück von 4 bis 1l)
Pfund bestimmt werden.
Kalbsbrust mit Kartof
feln. Eine Kalbsbrust wird ausge
lxint. geklopft, gewasch«n, abg«trock
net und in Scheiben geschnitten, die
man mit Pfeffer und Salz bestreut
und in l/5 Pfund zerlassener Butter
auf gelindem Feuer gelblich braten
läßt. Von den Knochen und Sehnen
kocht man mit Wasser und Salz eine
Brühe, die man durch ein Sieb gießt.
Sobald die Kalbfleifchstücke gelblich
sind, sllgt man eine Tasse dicke Sahne
dazu und, sobald sich diese mit dem
Bratenfett verbunden hat, 2 Suppen
teller voll scheibig geschnittener, in
Salzwasser 10 Minuten lang gekoch
ter Kartoffeln. Dann macht man
eine Tasse der Knochenbrühe lochend,
gießt diese über die Kartoffeln und
läßt alles langsam kochen, bis diese
ganz weich sind. Man muß fleißig
nachsehen und schütteln, damit daS
Fleisch nicht ansetzt und, wenn nöthig,
einen Löffel kochender Brühe oder ko
chendes Wasser nachfüllen. Durch die
Kartoffeln wird das Gericht sämig
genug und muß in erwärmter Schüs
sel angerichtet werden. Man kann
natürlich ganz nach Belieben noch
mehr Kartoffeln nehmen.
Reste von kaltem Auf
schnitt zu verwenden. Vor
keinen Ueberbleibseln steht die Haus
frau rathloser als vor den Resten ei
nes gemischten Ausschnittes, die schon
ein wenig trocken geworden und hier
und da die frische rosa Farbe einge
büßt haben. Solche Reste sind sehr
praktisch zu folgender Mittagsspeise
zu verwenden. Man kocht zuerst in
etwas Wein mit Schmalz, einigen
Apfelscheiben, einer Messerspitze auf
gelösten Fleischextrakt, Salz und
Zucker ein gutes Sauerkraut, das
keine Brühe zeigen darf, wenn es gar
ist, und deshalb, wenn diese vorhan
den sein sollte, auf ein Sieb zum Ab
tropfen gelegt werden muß. Alle
Aufschnittreste schneidet man in große
Würfel, richtet dann eine Auflaus
form gut vor und giebt eine Schicht
Sauerkraut hinein. Diese Lage wird
dicht mit den zerschnittenen Fleischre
sten bedeckt, einzelne Butterflöckchen
darüber vertheilt und wieder Sauer
kraut eingefüllt, bis man abwechselnd
Kraut und Fleisch verbraucht hat.
Diese Speise wird mit einer Tasse
ganz dicker Sahne begossen und das
Nericht im Bratofen so lange ge
backen, bis die Oberfläche goldbraun
ist.