Waitrzrttr». Eine stille Geschichte von Elisabeth ES war schon sehr lange her, daß Gabriele Danell jung gewesen, aber dennoch «rinnerte sie sich ihrer Jung mädchenzeit so gut, als hätte sie sie gestern «riebt, und das war wohl hauptsächlich deshalb, weil sich nichts ereignet hatte, das den Rückblick trü ben konnte. Gabriele hatte niemals gelebt, nur das Leben geträumt, und obgleich dies« Träume, die so schön und roth gewesen waren, jetzt ein we nig grau zu werden begannen, füll ten sie doch den größten Theil ihres Tages aus, denn sie hatte nicht sehr viel anderes zu thun ja, sie wartete. . . Hätte si« nicht immer gewartet und gewartet, so hätte sie wohl auch nicht Zeit zum Träumen gehabt, da hätt« die Wirklichkeit das kleine energie los« Wesen in ihrer Eisenfaust zer drückt. denn Gabriel!« Danell war ein armes Mädchen, und niemand hatte die Pflicht, sich um sie zu bekümmern, als sie, eine Fünfzehnjährig«, allein in der Welt stand. gung des Himmels", daß die reich« Wittwe To-rn sich des an nahm. Tante Marie Torn war mit Gabrielens Mutter befreundet gewe sen und wollte gern etwas für die Kleine thun. Als wäre es gestern gewesen, so gut erinnert« sich Gabriele an den Vormittag, an dem sie zum ersten Male Tante Marias Salon betrat. Alle mit dunkelrothem Rips bezoge nen Möbel standen damals auf d«m s«lben Fleck wie heute. Auf dem ova len Divantisch lagen dieselben korrek ten Büch«r in Prachteinband, die mei richtsrath, d«i seiner Frau die Welt gezeigt hatt«, hatte ibr diesc kleinen Souveniers der großen Literatur ge- Reflex d«r schweren Plüschvorhänge, das Sofa hatte noch all seine Sprungfedern und die Fauteuils gut Bierteljahrhundert!. . . Ja, so lange hatte die Wartenszeit wirklich schon Tant« Maria hatte kein gutes Pin cenez, das hatte die Fünfzehnjährige „Ja, Nachts", antwortete Gabriele „Dann wirst Du jetzt Deinen er- Dir alles, merke wohl! Alles! Du tief. Gewiß wollte sie artig und gehor sam s«in. Alles wollte si« für die Frau thun, die sich ihrer so mütterlich hatte sie es ja so gut wie d«r Fisch im Wasser. Niemanv konnte es auch b«greif«n, fpäter für „überanstrengt und ner vös" erklärte. Woh«r in aller Welt sollte sie das sein? Aber wie dem auch fein mochte. Frau Zorn fuhr sogleich mit ihr in einen Badeort, Jahr um Jahr war so nnmezkNch dahingeschwunden, wie dies nur in einer kleinen Stadt mit kleinen In teressen geschehen kann. Frau Torn war frisch und gesund wie immer, kein grauer Faden durch zog ihr dunkles Haar, und ihre Lau ne war zugleich heiter und resolut. Gabrieles Haar war zu hell, ali daß man das viel« Grau darin ge merkt hätte; aber sie sah so blaß und passte aus, daß man sie, wenn sie ein gewöhnliches Möbelstück gewesen wä re, wohl verschlissen genannt hätte. Nun sagten die vielen Tanten, sie sah« „fein" aus. Selbst dachte sie nicht viel über ihr Aeußeres nach. Die träumeri schen Augen, das einzige persönlich Le bendig« an ihr, sahen lieber sort und „Vergnügungen", dt» sie und Tante Maria mitmachten. Zuerst fand sie dies« Nachmittag« langweilig, aber ihr schon bei Lebzeiten die Hälft« ih res künftigen Erbtheils gab. Ja, da würde die Welt mit einem Male ganz nicht mehr sündhafte Gedanken an all das Herrliche zu denken, das kommen würde, wenn. . . Sie würde das Le ben ohne Reflexionsspiegel sehen, es so sehen, wie man über >i>eitc Ebenen Mit der Zeit bekam Gabriele mehr Interesse für Kaffeekränzchen. Da men. die in den großen Städten ge hielt: „Nein, Tante Maria ist in ihrer Jugend so viel g«reist, daß sie jetzt konnten, wenn sie sie prüfen durfte. Sie hatt« natürlich Klavierspielen ge lernt (welche Kenntnisse, die die Kräf- Tante Maria ihr nicht beibringen lassen?), und eines Winters, sie war damals einige Zwanzig, sollte sie «in paar Solonummern in einer Wohl thätigkeitssoire« spielen. Es ver wunderte alle, daß si« Chopins briele?" „Ja, Tante." heimsten Gedanken verlroch, und st« Ithmete erleichtert auf, wenn si« sich dahin zurückziehen konnte. „Ein Kl«instadtgänschen", dachte der Künstler, verbeugt« sich und ging für immer. Aber feine Blumen blieben Gabriele wirklich «ine Erin nerung, wie Tant« Maria prophezeit hatte. Sie sie behutsam in sie waren sie nicht todt. Sie hatten noch Duft und Zauber; ja der Wind flüsterte noch aus den b«b«nd«n Blät nicht auch leben? Ich habe doch mehr Möglichkeiten als die Meisten!" Dann den Kopf gesenkt und geflüstert: „Biel haben die Jahre genommen, aber ich habe ja noch Zeit, zu warten!" Und jetzt war Gabriele Danell vier zig Jahre und sah auch so aus, aber in ihr lebte die Jugend wi« «in Vogel im Käfig. Jeden Winter hatt, sie bei den kleinen Wohlthätigkeitssoireen und Gesellschaften der Stadt gespielt, war Stadt entdeckt hatte und wo die Ho saß-n. Tante Maria hatte auch ihre Villa da, und als Gabriele vierzig Jahre wurde, vermachte ihr ihre Wohlthäte rin testamentarisch Maria-Ellaßuh, wie Frau Torn die Villa durch Ver einigung ihrer beiden Namen getauft hatte. Gabriele knixte und dankte, wi« damals, als sie noch fünfzehn Jahre war. Jetzt brauchte sie nicht mehr zr aus. Gabriele freute sich darüber. D«nn sie hatte eine kleine Freundin draußen, ein ganz junges Mädchen, mit kühnen, hoffnungsfrohen Zu kunstsplänen. Gabriele Pflegt« sie zu begleiten, wenn sie mit ihrer frischen, reinen „Das ist Ellas Lied", sagte si« la „Es war es wohl", antwortett Gabriele. „Jetzt hör« ich darin nur den Traum eines Traumes. Aber ten, Geht und schüttelt gold'n« Frücht«, Ich will bleiben, ich verzichte In des Gartens Morgenlichte. Hüt' ich junge Knosp«ngluth. sich. Und sie sagte scheu in fragen „Was Du mir da erzählst, das ist wohl das L«ben." „Ja vielleicht. Siehst Du, Ella, then. Eines Abends fiel es Naima ein, Gabrieles Haar zu lösen, es mit einer sag'?" '3 S ! „Auf die Erbschaft", trat es Ga- immer sagt waS Du für Unsinn zusammenredest, Ella! Nichts an deres übrig! Bist Du nicht vielleicht halb und halb eine „Ach, ich weiß nicht. . ." „Doch, das weißt Du, und Du könntest eine ganze w«rden, wenn. .' briele dumpf. Si« erinnerte sich so deutlich an den Besuch des fremden Künstlers, erinnerte sich Tag für Tag in jedem todten Wasser der pin sle begriff plötzlich, daß ihre Wohl thäten» nui ein für sie rüttelte Gabriele so heftig aus ihr«r stumpf«« Resignation aus, tmß drück« empfangen. Aber niemals vergaß Gabriele die Antwort: „Du hast versprochen, mich zu Pflegen. Jetzt bin ich alt und be darf Deiner. Brichst D» Dein Ber lind was willst Du dann anfangen. Du armes Ding? Alt und bettelarm, nein, nein, mein Kind, das möcht' ich Und Gabriele wartete. Di« Jahre einen Brief und erzählt« von dem Leben dort draußen. waren die Frühlingsbrisen in Gabrieles Da sein, und sie saß in der Dämmerung Mädchenstimm«, die sang: Gleicht doch nichts Erwartungszeiten Frühjahrswochen, Knospezci'en, Kann kein Mai ein Licht oerbreiten Wie April im Dämmerhauch. behalten, und Maria-Ella-Ruh. Da nen und es so recht traulich haben. Gabriele Danell war jetzt so w«it, daß sie nur still und sanft von einem Ochsen oder der Ochse d«m Landrich ter aus d«m Weg?" er auch gern nach dem alten pädago gischen Grundsatz, daß Beispiele das Begreifen sehr erleichtern, unterrich tet, führt er eine ganz« Reihe volks thümlicher Stabreime, wie drauf und dran, leicht und ledig, dick und dünn usw. an. Dann richtet er an die vor ihm sitzenden jungen Damen die Aus sord«rung, Sätze zu bilden, in denen ähnliche Wortverbindungen vorkom men. Nachdem einzelne Fräulein sein Begehren zu seiner Zufriedenheit erfüllt haben, kommt Fräulein Adel gunde an die Reihe. Sie beginnt ihren Satz sehr prätenziös und viel versprechend: „Wir Damen lieben...", Dr. Braun, dem zufällig bekannt war, daß Adelgunde als sehr eitel und putzsüchtig galt, wollte sie ein wenig necken, indem er ihr als Satz und..." Seid« dachte er spottlustig b«i sich. Adelgunde aber, erst unangenehm berührt, daß ihr nicht sofort selbst etwas eingefallen war, und darum froh, sich wieder setzen und nach die ser kleinen Blamage in die Schaar der Mitschülerinnen untertauchen zu kleinen Fingerzeig und ruft, ind«m st« den Zipfel ihres Tänd«lfchiirzch«ns faßt, mit holdem Erröthen: »Wir Damen lieben sammt und sonders!" Dir rosa Muschel. Zornig wanderte Lotte Kram« über die Dünen. Ihre Augenbrauen waren dicht zusammengezogen, und ihre Händ« trieben ein nervös«s Spiel mit einer grauen Muschel, die si« auf gelesen hatte. „Scheußlich!" stieß Lotte heraus. „Diese gelbhaarige, gefärbte Mamsell ist scheußlich! Und er ist rein wie ver narrt in sie! Seit sie gestern Abend ankam, hat er k«in Wort mehr mit mir gesprochen, und vorhin ist er Der Herr, welcher mit einer „ge färbten Mamsell losgezogen" war, ahnte sicher nichts von dem Grimm, Arthur Belton, der nette Deutsch- Amerikaner, hatte dem Professorstöch terlein drei Wochen lang so feurig te. Es war zum Rasendwerden ... Ein kleines Mädchen, das in dem selben Hotel mit ihr wohnte, kam auf „Ach, Fräulein Lotte, ich habe Sie schon überall gesucht! Ich habe was so Feines für Ihre Muschelsamm lung!" Dabei reicht« sie Lotte eine reizen de rosenrothe, dünne Muschel hin, wie sie sicher nicht hier am Strande zu finden waren. „Wunderhübsch!" rief Lotte. „Wo hast du die denn her?" „Herr Belton gab sie mir, ich sollte sie Ihnen ge ben," berichtete das Kind. „Er war mit einer Dame hier, und ich glaub«, si« sollte es nicht sehen, daß er mir die Muschel gab. Er ist mit ihr Flugs wandert« die rosa Muschel in Gretchens Hand zurück. „Du kannst das Ding selber behal ten!" bemerkte Lotte lalt. „Wie kom me ich dazu, mir Muscheln von Herrn Belton schenken zu lassen!" Und den Kopf in den Nacken ge worfen, wanderte sie weirer. Glei chen blickte ihr verwundert nach. Lotte sammelte doch sonst so eifrig Muscheln, und Herr Belton hatte ihr B«i Tisch saß heute Arthur Belton nicht neben Lotte, sondern Gretchen war als Bollwerk dazwischen gescho- Kramer," sprach Herr Belton über Gretchen fort ihr zu, „Sie drehen mir immerfort Ihr Profil zu; das ist sehr schön, wissen Sie, aber ich kann Ihre „Was gehen Sie meine Auge» an?" schnappte Lotte. Verdutzt schwieg er. Er wandt« sich gut, ich l«rne sie auch so schon kennen! Du weißt, ich gehe stets Lotte hörke diese letzten Worte, Arthurs Gesicht, und er stotterte: ten, weil er ein Geheimniß hat." Noch bevor Lotte sich erholt hatte, war das kleine Mädchen fortgelaufen. sch sch Die Muschel siel ihr erst wieder j ressanten nordischen Art von Mu» ! schein reden hörte, die von besonders i schöner Färb« sein sollten. ! „Und das Merkwürdigste daran ist," erzählte der „daß „Wo ist eigentlich Herr Belton?" fragte dann der Professor mitten auS seinem Satze heraus. „Er trinkt doch sonst immer mit uns Kaffee?" „Er ist mit der neuen Dame, Miß Trevil heißt sie, hinausgefahren," be richtete «in gemeinsamer Bekannter. „Ich kam gerade vorbei, wie sie ein Boot wählte, und sie nannte Herrn Belton dabei „Darling"!" „Puh!" machte eine zuhörende Da me. „Die sputet sich aber! Hat's auch nöthig jung ist sie wahrhaftig nicht mehr!" „Na, dafür ist sie desto reicher! Sie hat ja haselnußgroße Brillanten in den Ohren." Lotte konnte nicht weiter zuhören. Sie erhob sich und rannte wieder aus ihr Zimmer, das sie verriegelte. „Hitze vertragen sie nicht," murmel te sie, während sie die rosa Muschel von allen Seiten betrachtete, „so mag sie denn zerplatzen ich möchte wohl wissen, was dieser Mensch gemeint hat damit, daß ich neugierig sein soll!" Sie zündete ihren Brennapparat an und hielt mit der Brennscheere die Muschel in die Flamme. Merkwürdig, sie zerplatzte durchauZ nicht gleich. Dagegen verbreitete sich ein Geruch von verbranntem Papier in dem Zimmer. Und endlich platz te wirklich dos feine Gehäuse. Nichts kam zutage nichts als ein Streifchen braungebranntes Pa pier! Lotte ergriff es mit bebenden Fin gern und setzte sich damit ans Fen ster. Ach. es war nichts mehr darauf zu sehen als mit unendlich«! Mühe ein einziges Woit. Und dieses Wort lau tete prosaischerweise „Eibtante". Erbtante? Das war doch die alt« Dam« in New Jork, von der Arthur erzählt hatte? In deren Bankhaus er eintre ten wollte von der seine ganz« Zu kunft abhing? Lotte beugte sich auf das Fenster brett, und ihr« Thränen strömten von Neuem. „Er hat sein Spiel mit mir ge trieben!" schluchzte sie. „Sicher ver langt diese gräßliche Erbtante, daß er ein reiches Mädchen heirathet! Und nun ist diese alte Kokette mit den großen Brillanten angekommen, und sofort läßt er mich im Stich und rennt ihr nach! Ach, so sind die Män- Zusällig erhob sie bei diesen Wor ten ihr gramgebeugtes Haupt und blickte auf das Meer hinaus. Und ds sah sie das Segelboot zurückkommen, in dem Arthur mit Miß Trevil saß. Und sie sah, wie er er ihr die Hand küßte! Nein, nicht die Hand beide Hände! Doch gleich darauf Lotte traut« ihren Augen kaum hatt« er sie am Hotelfenster erspäht. Und er winkt« ihr zu und schwenkte seine Mütze. Unbegreiflich! Eine halbe Stunde später stand Arthur mit der Gelbhaarigen im Sa lon vor dem Professor und Lotte und stellte vor: „Dies ist Miß Trevil aus Amerika. Sie ist hierhergekommen, um mich nach langen Jahren wiederzusehen. Es ist nämlich meine Tante aus New York." „Ach!" sagte Lotte. „Und," fuhr Arthur fort, „sie hat sich entschlossen, sich ganz vom Ge schäft zurückzuziehen und mich dafür eintreten zu lassen. Nur eine Bedin gung hat sie dabei gestellt ich muß mich verheirathen." „Mit ihr?" schrie Lotte auf. in der Muschel auf?" „Weiter hast du nichts entdeckt?" lachte Arthur. „Es stand darin: Die „Oder ein anderer!" dachte Lot te. Sie sprach es aber nicht aus. Sonderbar. Lanopsarrer: „Nun, gefällt's Ihnen auf dem Lan de?" Großstädter: „Nicht recht; wis sen Sie, die Ruhe ist so beunruhi gend!" Der Onkel auf Besuch. „Nein, Onkel das soll erst eine» Tröstlich. Apotheker: Herr Pro« hitzt?" Provisor: „Ach, denken Sie sich, jetzt hab' ich einem Jungen für zwei Mark Medizin gegeben, da legt der Bengel einen Groschen her und Apotheker: »Na, lassen S' »...Sie sagen stets „mein Seli ger"!... Ihr Herr Gemahl ist doch wohlauf!" Der noble Herr. Som merfrischler: Was macht denn eigent lich jetzt Ihr Sohn, ver Xaver, be findet er sich noch beim Militär? Bäuerin: Scho lang nimmer, der spielt jetzt an noblen Herrn, er ist Be dienter beim Herrn Baron. erstenmal mit seiner Frau spazieren geht): „Du, unser Heirathsvermittler drückte sich eben so scheu vorbei, als kannte. Es entwickelt sich folgendes Gespräch: A.: Wie geht's mit der Gesundheit? B.: Danke, schlicht! A.: Schlecht? Was fehlt Ihnen? B.: Nichts! A.: Dann kann's Ihnen doch nicht schlecht geh n. . . B.: DaS ist's