Herbststurm. Roman von Ida Boy-Ed. (14. Fortsetzung.) Und dennoch sie flogen nicht vorbei an ihm wie Kehricht im Wind« sie waren wie Schatten, die haften, wo das Erdreich nur allzubereit für sie ist. Sie setzte nun d«n Fuß wieder auf den Wagentr'tt. Sie wandte ihr Haupt, auf dessen glattem Haarbau heute ein grandioser schwarzer Hut saß, noch Hendrick Ha gen zu, indem sie schon die Umrah mung der Wagenthür erfaßte. „Sie waren wieder mal enorm schweigsam, lieber Hagen," sagte sie, „aber bei so 'nem Mann nimmt nian's für Vedeutendheit. Weiter." befahl sie dem Kutscher. „Nehmen Sie es lieber für Erstau nen, meine gnädig« Frau," sprach einmal vor. „Erstaunen? Bitte, worüber?" „Ueber Ihre beneidenswerthe prak tische Lebensauffassung." „Ja, die habe ich gottlob," sagt« sie förmlich gesättigt von Zufrieden heit über die Solvenz ihrer Zunge vnd ihres Geldbeutels. Und dann 8. mal unter den Bewerbern s«n. Es gab ja kein Gebiet, über das Man dach nicht raschen und genauen Ueber werden, in der Mandach die praktische Lösung gewußt hätte. Er war d«r geborene Herrscher. Wenn die Verhältnisse ihn in das Licht ge bracht hätten, wohin er eigentlich ge hörte er wäre vielleicht schon Mi nister. Alles wußte er, konnte er, faßte er praktisch an mit d«r be kannten Ausnahme natürlich seiner Und nun war eS ihm gelungen, mit einer noch nie dagewesenen Rasch heit die „Geembeha" zu konstituiren und die Sache derart zu beschleuni gen, daß schon vier Wochen, nachdem «er erste Gedanke aufgetaucht war, die Erdarbeiten begannen. Ein glück licher Zufall hatte gewollt, daß ein aeeigneter Plan zum Hotelbau fix und fertig vorlag. An der pommerfchen Küste trug sich ein« kl«in« Stadt mit dem Gedanken an ein ähnliches Un ternehmen. Dort brütete man aber schon ftit darauf herum, Stadt hatte erst mit großen Kosten eine Concurrenz ausgeschrieben und sich dann doch nicht entschlossen, den prämiirten Plan des Architekten Trie loff zu erwerben, weil einer der Stadtväter d«m «igtnen baubeflissenen Sohn den Auftrag zuzuw«nd«n wünschte. Ansehen der Person kannte Mandach natürlich nicht. Auch in Wachow gab es „Baumeister", die sich für die Berufenen hielten. Es waren biedere Maurer- und Zimmermeister, die sich etwa einen Zeichner hielten, oder deren Söhn« kurze Zeit «in Po lytechnikum besucht hatt«n. Mit don nernder Kraft hielt der Bürgermeister eine Rede über die schädlichen Folgen jeglicher Protektionswirthschaft, so daß die Stadtverordnetenversamm lung nicht anders konnte, als sich von dieser Rede begeistert zu fühlen. Und alle braven Bürger gingen nachher mit katonifchen Gefühlen als bessere Männer, erhobenen Bewußtseins, heim und wiederholten Abends an ihrem Stammtisch als ihre eigene reinliche Ueberzeugung, was ihnen der Bürger meister des Morgens gesagt. Der Trielosf'sch« Plan paßte für den landwirthschaftlichenHintergrund, für die Terrainverhiiltnisse. in der und mit dem Kostenanschlag, dacht. Mandach. der sich vergleichend und kritisirend auf dem Laufenden hielt über die wichtigsten Vorkommnisse in sch:r Städte, speziell solcher, di: ähn liche geographische und wirthschaftlich« Veihältniss« wie Wachow hatten, wußte auch von dem Architekten Trie zur Ausfubrung gekommenen Plaiu Er hatte schon an den Mann ge- Versammlung über di« Gründung der „Geembeha" stattfand. In eb«n dieser Versammlung lag dann auch Mandach's Gesellschaft üb«r die haben." Architekten Das ist ja ein entzückender Mensch;, er sieht aus wie ein Italien«!." Sie hatte zwar noch mal, das ist der Architekt, der das So war es eigentlich schon in der Vorstellung der Stadt ausgemacht, ehe die Entscheidung fiel. Und doch hing die ganze „Geem beha" bis zur letzten Stunde wie über einen Abgrund sie konnte noch zer schmettert hinabsausen, wenn nicht eine starke Hand sie hielt und auf den sicheren Weg brachte. Immer fehlten noch fünfzigtausend Mark an den sechsmalhunderttausend, Berechnung war so: Eine Vi'.rtel million der Rohbau, hunderttausend Mark für Dekoration und einige gärtnerische Anlagen, siebzigtausend für Möbel, Geschirr und Leinen, drei ßigtausend für einen Weg an den Strand und Badekarren, hundert fünfzigtausend mußten als Reserve bleiben. Mandach hatte wohl unzäh lig«mal erklärt: Mit weniger könne man es nicht anfangen, dann sei's Klöterkram. Sehe man nach zwei Jahren di« erwartete Prosperität, soll« Kapital und Bau um das Dop pelte vergrößert werdtn. „Sachte und vorsichtig," sagte er, „aber nicht zu beengt." Da entschloß sich Frau Marya Keßler, zu den dreißigtausend Mark Anteilscheinen, di« sie schon gezeich net hatte, weitere fünfzig Antheile zu tausend Mark zu nehmen, und sicherte damit das Zustandekommen der Ge embeha". Es hatte sich am Skatabend ge macht. zu dem sie den Major von Lo renz, den Bürgermeister Mandach und den Oberleutnant Müller eingeladen hatte. Sie zeichnet- an diesem Abend den Bürgermeister derart aus, daß „Oberst Ollendorf" seinen grauen Schnurrbart, der durch die „Anleihe" martialischer wirken sollt«, voll äu ßerster Unruhe alle Augenblicke strich. Sein Avancement zum Oberleutnant war in einem Vierteljahr ungefähr fällig und damit auch sicher die Um wandlung des z. D. in ein völliges a. D. Er fühlte immer gewisser: er mußte den entscheidenden Schritt thun, so lange er noch den bunten Rock trug. Man wird von den Wei bern höher bewerthet, dachte er. Und er trug «inen Brief im Aermelauf fchlag, den er beim Abschied heimlich in Marya Keßler's Hand gleiten zu lassen dachte. Der Brief erklärte ihr in höchst bewährten Sprachwendung«n mit d«m F«uer eines jungen Leut nants seine völlig selbstlose und ganz glühende Liebe. Es war unmöglich, diesen Bri«s ihr zuzustecken, wenn sie den ganzen Abend nur Blicke und Lä cheln für den Bürgermeister hatte. Sich lächerlich zu machen, dazu war er ja nicht der Mann, fühlte der Major.... Und Marya Keßler zeichnete wirk lich den Bürgermeister aus, obschon sie hinsichtlich seiner noch zu gar nichts entschloffen war. Es bereitete ihr aber eine gewisse seelische Genugthu ung. überhaupt einen Mann auszu zeichnen, ihm fast den Hof zu machen, nachdem der eine sich so „undankbar" werth war ja durch die er gemacht, sehr gestiegen. Nicht als ob seine dreitausendfünfhundert Mark Mehreinnahme hierbei unmittelbar in Betracht kämen. Frau Marya war reich genug, das nur als „etwas mehr Taschengeld" ansehen zu können. Aber er wqr nun nicht läng«r der Mann, von dem böse Zungen sagen konnten, er habe Heirathen müssen, um sich losigleit zu fetzen. Und da Frau Marya selbst eine böse Zunge hatte, fürchtete sie immer sehr dif der andern. Sie empfand unbewußt, wie Gehässigkeit funkeln und dem lieben Nächsten den Blick Sie spielte mit dem Gedanken, wie „er" sich dann doch wsnd«ro würde- mahlS. An diesem wichtigen Skatabend nun war die Speisefolge vortrefflich und jede Schüssel «in M«isterw«r!. Di« Weine ließen sich vom Essen keine nachher sag«n ,was eigentlich schöner gewesen. So war denn die Stimmung der Tafelnden recht harmonisch, wenn eS auch den Major angesichts der köst lichen Sauce mousseline zu den ge dünsteten Hamburger Seezungen mit wachs«nd«r Wehmuth erfüllte, wie zärtlich Frau Marha den Bürgermei st«r ailacht«. Dieser selbst bemerkte hiervon nichts, oder es berührte ihn als etwas Selbstverständliches. Der Major wurde nicht ganz klug daraus. Jedenfalls saß Mandach in feiner ganzen breiten, überlegenen Jovialität da und ließ eS sich schmecken, als sei er zu Hause bei sich und werde vom Frau Marya erkundigt« sich, ob man schon «twas von den Verhältnis sen auf Jserndorf gehört habe. Und mit mitleidigem Seufz«r gedachte sie des Tags, wo ihr der Gerichtsvollzie her Voß begegnet sei. Ueber den Eindruck könne sie gar nicht weg. Es habe ihr zu furchtbar leid gethan. Das arme Fräulein von Benrath! Die Herren hatten natürlich allerlei Der Vater, Herr Erwin von Frau Marya sagte mit einer Ent schiedenheit, als habe sie alle Bücher dort eingesehen, daß das unmöglich sein werde: es sei zu verschuld«!. „Hagen ist «ingesprungen. Er ist nun der Gläubiger, d«r Jserndorf so zusagen in der Tasche hat. —Na das sagt ja wohl alles," stellte der Bürgermeister so laut fest, als seien alle Anwesenden harthörig. „Daß Hagen die Benraths nicht zum Bankerott treibt, ist gewiß," meinte d«r Major, „aber die können doch unmöglich die Gnad« eines Man nes annehmen, der sein Geld mit Schriftstellere- verdient hat und noch verdient! Ich hab« mal in 'n«m frei sinnigen Blatt von ihm 'n Aufsatz gelesen! Und Benraths sind bester alter mecklenburgischer Adel. Fast so alt wie wir Lorenz," schloß er mit einem dummschmunzelnden Gesicht, b«fri«digt davon, daß er einmal das Alter feiner Familie hatte erwähnen „Hendrick Hagen hat vorigen Win ter, als er in Berlin war, b«im R«ichskanzl«r gespeist," sprach der literarisch angehauchte Oberleutnant Müller etwas gereizt. „Aber nicht beim Kriegsminister," sagte Lorenz und blickte ihn bedeutend „Wer kann wissen," meinte derßiir g«rm«ister. „ob Benrath nicht mit 'n Beutel voll Dollars ankommt." „Hoffen wir es." seufzte Frau Marya Keßler, „denn ich muß unserm lieben Major recht gebin." Es wurde nun ein junger, getrüf felter Puter aufgetragen, und alle sahen die goldig - bräunlich schattirt«, hochgewölbte Brust »or erwartendem Vergnügen an. Ein äußerst wohlrie chender Dampf stieg von der Schüssel auf, so daß das Mädchen im gestärk ten, knatternden rosa Kattunkleid, die Schussel sorgsam vor sich her tragend, einer Priesterin nicht unähnlich schien, die rauchende Opfergaben herbei- Der Bürgermeister erbot sich, wi« immer in so appetitlichen Fällen, zu tranchiren. Mit seinen weißen flei schigen Händen handhabte er elegant Messer und Gabel, und Frau Marya sah mit viel Wohlgefallen in die weite, etwas zurückgeschobene Man schette feines blendenden Oberhemdes hinein, wo ein auffallend w«ißer. haarloser Männerarm ziemlich wen hinauf sichtbar ward. „Der Werth von Jserndorf könnt« auch durch die „Geembeha" steigen" meinte der Oberleutnant Müller. „ES wird ja nicht bei dem Strand- Hotel bleiben. Ich sehe eine Kolonie „Käme nicht Jserndorf zugute; Kloß Rothe Heide. Jserndorf liegt zu weit ab. Meine gnädigste Gön nerin der Puter scheint ideal. Na, und Ihre angenehme Phantasie in Ehren, lieber Müller schöner« Gesichter könnten Sie ja gar nicht macht Hagen sich aus dem Mehrwerth von Roth« Heid«! Der will bloß seine idyllische Ruhe. Oder doch ein unverdorbenes Landschaftsbild. Er hat zehn Antheilscheine gezeichnet d«r Sohn daS Gut kauft?" „I, die sollen ja wieder wie di« Todfeind« sein," sagte Müller. „So—o —o?" fragte der Bürger- des Gutes?" fragte Frau Marva und sah den Bürgermeister durchbohrend an. Der zuckt« nur die litärkabinett gehabt hätt«. Er begnügte sich, das Wort „Kul tur«lem«nt" mit nxgnxrfcndem AuS- Anfchauung«n konnte man h«utzutag« im Offizierkorps begegnen! Ab«r war es ein Wunder bei dem Vordrin renz nahm sich vor, morgen mit Mül ler unter vier Augen „väterlich" zu sprechen, als „älterer Kamerad" als Vorgesetzter als Patriot kurz: ihm in seine Anschauungen mal von allen Seiten hineinzuleuchten. „Wo die Moneten sind, ist die Macht," stellte der Bürgermeister fest, der in seinem Herzen auch der Partei gänger seines Jugendfreundes Hagen war, „und Hendrick Hagen wird wohl obsiegen und auf Rothe Heid« bleiben. Wenn nicht eb«n Neu - Wachow ihn vertreibt. Aber so unendlich leid mir'S wäre, w«nn unsere „Geembeha" ihn verjagte das Wohl der Ge meinde, ihre Blüthe geht vor. In solchen Dingen giebt es keine Rück sichten auf die Person. Da gilt bloß Freund, wenn ich meine Betheiligung erhöhte? Von dreißig- auf achtzig tausend?" „Daß Sie ein Engel sind! Eine Wohlthäterin der G«gend! Daß da mit Neu - Wachvw gesichert ist! Daß wir Sie deswegen auf der Stell« mit «Inem Glas Sekt feiern müssen, das uns, wie ich aus d«n Gläsern sehe, sowi«so zugedacht war." ihr Wohl mit ihren Gästen an. „wer die Moneten hat, hat die Macht." Sie haßt« „ihn". ixr sichert. tion. Grundstein gelegt war, des Bürger meisters Stolz und Glück bildete. Sommerhaus, Dünenhotel, Bellevue, Bellavipa Man schrieb auf verwarf ließ Klanggruppen auf- Bettschwere fühlte, wollten sie direkt „Wieso?" fragte Mandach. Müller und preßte Mandachs Arm mit Ihnen!" ..Mit mir?" Er hatte wirklich Marya sei 'ne Frau für ihn. Aber in all den Geschäften der letzten Wo chen hatte er es total vergessen. Häusern die einsame Straße entlang. „Müller, Freund, Mensch wenn Sie wüßten, wie pudelwohl ich mich Werth auf die materielle Seit« des Daseins, und Frau Keßler lebt vor züglich." Burgermeister stand wieder „Ich gebe zu: man ißt da glänzend. Die Saucen waren ersten Ranges. Aber das ist ja die Köchin. Und so 'ne Köchin heirathet mal oder erzürnt sich mal und kündigt. Dann sitzt man da mit der Frau." „Wenn Frau Keßler mit der Kö chin wechseln muß, hat sie erzählt, läßt sie die neue Küchenfee vorh«r ein Vierteljahr b«i Frau Brügge noch letzte Feinheiten lernen." Der Bürgermeister machte seine ge wohnte abwehrende Handbewegung, streckten, gespreizten Finger in der Luft schüttelte, „Auch Frau Brügge ist ein sterb licher Mensch. Nee, nee, mein Lieber. Wir machen eS der jungfräulichen Königin nach. Liebe ja! Ehe nein! Ucbrigens: Sind Sie dienstlich beauftragt. MeineAbsichten zur Kennt niß des Bezirkskommandos zu brin gen? Sollen Sie ausbaldowern, wie es um meine zarten Gefühle für Frau Marya bestellt ist?" Müller bog sich vor Lachen über diesen Einfall. Der Alte und ihn in's Vertrauen ziehen! Sich bloß so was vorzustellen, ihn. den simplen Oberleutnant Müller! Der Alte! Der sich für einen besseren Strategen als Moltke und für einen besseren Di plomaten als Bismarck hielt. „Na," sagte der Bürgermeister, ,da ich nicht so bedeutend bin, will ich Ih nen mein Vertrauen schenken: Die Frau ist nicht ohne aber ich kann keine Pomade riechen! Gute Nacht!" In seiner Wohnung machte er dann noch große Beleuchtung, setzte sich hin und schrieb sofort an den Architekten Trieloff, daß er sammt seinem Plan und dem Kostenanschlag sich auf die Bahn setzen und herkommen solle. Ferner schrieb er an sämmtliche Per sönlichkeiten, die sich durch vorläufige Zeichnungen verpflichtet hatten, und lud sie zu einer Versammlung am Dienstag im Rathhaussaal ein. So saß er, als zehn Uhr der Nachtwächter Böbs, einmal vorbeikam, sah die hellen Fenster mit Ehrfurcht an. gekommen, und d«n Tag, an dem die Erdarbeiten begannen sie bestanden bei den ungemein günstigen Verhältnissen ganz einfach darin, daß Tag, wenn man daran dachte, daß es der letzte Oktober sei. Der Herbst that, als habe er niemals mit dü stern, regenschweren Stürmen diese Erde mißhandelt, vielmehr immer auf sie herabgelächelt, wie ein sehr erfah rener Mann, der weiß, daß man mit friedlicher Gelassenheit am weitesten Sonnenschein erwärmte die wind still« Luft und machte im Wald aus d«m Bodenbelag von roßbraunen, durchnäßten Blättern einen kupsersar> benen Teppich in reich getönten Nu ancen. D«n cremefarben«» Strand sprenkelte er mit lauter flimmernden Pünktchen, als seien anstatt Kies atome Brillantsplitter in den Sand gemengt, und das Meerwasser dtirch leuchtet«. er, daß es aussah, als läge da eine ungeheure, blaue Glasplatte, üb«r die hin ein bißch«n schaumiges Eiweiß gallertartig sich bewegte. Die Hoffnungen und die Sonne belebten die norddeutschen Menschen mit der spärlichen, zögernden Beweg lichkeit. Und di« Stimmung unter d«n am Strand Umherstehenden war beinah« fröhlich. Viele macht«» d«n ganz kurzen Um weg am Roth« Hiider Herrenhaus vorbei. Manche nahmen sich die Frei heit, durch dessen Vorgarten oder über den Wirthschaftshof hinterm Haus z» g«hen. Da d«r Sinn d«r Leute plötzlich für Architektur wachgeworden war, und Jedermann von „Stil" sprach, eS überdies bekannt war, daß das Strandhotel in ähnlicher Bauart wi« das H«rrenhaus Roth« Heide aufge führt werden würde, standen die Men fchen still, sahen an der Front empor, besprachen den Eindruck, den sie machte, und benahmen sich, als sei es ihr einfachstes Recht, hier mit breitem Bürgersinn laute und autoritative Red«n zu führen. Daß hinter jenen Fenstern ein Mann faß, der der Ruhe bedurfte fiel ihnen nicht von fern «in. Nachdem der Bürgermeister mit dem Architekten Trieloff den ersten Spatenstichen zugesehen und für die Grundsteinlegung ein« Art Feierlich keit besprochen, schlug ihm sein Freun desgewissen. Und er ging von dem Terrain Neu - Wachow in östlicher Richtung auf Roche Heide zu. Da war erst das klein« Dorf zu durchschreiten, das aus einem Dutzend von Tagelöhnerhäusern und kleinen Bauernstellen bestand, die sich um eine Kapell« schaarten, darin Pastor Mau rer aus Breitenhagen all« vierzehn Tage Sonntag Nachmittags predigte. Sie war eigentlich nur «in magazin artiges Backsteingebäud«, das auf seinem Spitzgiebel ein verrostetes Ei senkreuz zeigte und an seinen Längs wänden gothisch« Fenst«r mit trüben, bleigefaßten, unendlich vielgetheilten Scheiben hatte, Dann kam der Park, der nicht sehr groß war, und in den hinein sich rück wärts und seitlich vom Herrenhaus gleich einer Halbinsel die Wirth schastsg«bäude und Höfe hineinscho ben, deren Mittelpunkt das alte Herr fthaftshauS bildete, das nun vom hast «in Recht" sie aufzusetzen. Aber ten defilirt. Neugier nutzt sich s/fa belhaft rasch ab. Ich rath' Dir zu einem Plakat: Verbotener Eingang, wer es dennoch thut, zahlt 'n Thale». Na, Du kennst ja den Schnack. Ich mach' Dir hiermit einen Kondolenz daß Rothe Heide sich im Werth ver doppelt. Du bist ja ein belesener Mann. Laß Dich an das Dichter wort mahnen: ES blüht von selbst, hat erst daS Ganze Heil." „Ich denke an ein anderes," sagte Hendrick Hagen. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn eS dem bösen Nachbar nicht ge fällt." AuS Tell, wie Du weißt." „Glaub' mir doch, die Wachower werden es bald satt haben, den weiten Weg herauszulaufen, um daSStrand- Hotel wachsen zu sehen." „So? Ich höre aber von Berthold, daß ein Automobilomnibus d«n Ver kehr zwischen dem Strandhotel und der Stadt vermitteln soll," sprach Hagen. (Fortsetzung folat.) Für die Küche. Schellfisch oder Codfisch in V u t t e r s a u c e. 4 Pfund Schell weich gelocht, d. h. angekocht und zum Weichzichen auf die heiße Platte ge stellt. Inzwischen macht man von 2 —3 Löffeln Mehl in Butter eine hell« Mehl, einem Löffel Butter, Salz und mit diesen das Fischgericht umkränzen, überfüllt. füllung. Ein halbes Pfund But ter, gut fünf Eßlöffel voll Mehl, ein fünftel Pfund Sardellen, zwei kleine schwitzt das recht lang« pern, läßt alles zusammen aufkochen und rührt zuletzt eine Tasse Madeira und Eigelb daran. Zwieba ck-E ierkuchen. Man reibt oder stößt ungefähr 10 geröstete, mit bis Quart Milch, läßt sie dann 5 Eigelb, I—21 —2 Löffel Mehl, 2 Eßlöffel Zucker, etwas abgeriebene Ci tronenschale und einige geriebene oder fein gestoßene süße und I—21 —2 bittere Mandeln dazu und zieht den steifge- Schnee der Eiweiße dar»»« Blan kette von Huhn. Zwei Hühner werden, wenn ausgenommen, gesengt und gewaschen, roh in Stücke geschnitten, in heißer Butter leicht an gedämpft, ohne daß sie Farbe bekom men, mit einem Löffel Mehl bestäubt, mit Fleischbrühe, Weißwein, Zitro nensaft und etwas Suppengrünem weich gekocht. Die Sauce wird abge gossen, dicklich eingekocht, mit Zitro nensaft abgeschmeckt und mit drei Ei gelb abgezogen, über die Geflügelstü cke durch ein Sieb gegossen. Die Hüh nerstück« werden in d«r Mitt« einer tief«n Schüssel angerichtet, mit den Nudeln umlegt, die Sauce darüber gegossen und mit gehackter Petersilie bestreut. Kornpudding. 1 Pint ge« kännies Süßkorn wird in einer tiefen Pfanne mit 1 Tasse Milch 10 Minu ten gekocht. Nachdem das Korn er kaltet ist, rührt man hinzu: 1 Eßlöf fel Butter, 1 Theelöffel Zucker, Salz und Pfeffer nach Geschmack und 4 gut geschlagene Eigelb. Zuletzt wird der steife Schaum von 4 Eiweiß durchgerührt und die Mass« in einer mit Butter bestrichen«» Puddingfchüs- Pi kante Om«l«ttchen. Man bereitet einen Eierkuch«nt«ig aus 1 Pint gut» Milch. 2 Eßlöfftln M«hl, dem zu Schaum geschlagenen Weiß von 5 Eiern und 4 bis S Eßlöffeln feingeriebener alt«r S«mmel, schlägt und quirlt ihn schaumig. Man befreit zwei große Bücklinge von Haut, Kopf, Schwanz, Rückgrat, säubert sie, theilt das ganze Fleisch jedes Fisches in vier länglich« Th«ile, wässert 8 Sard«ll«n kurze Zeit, säubert sie, schneidet von 6 Anchovis Kopf und Schwanz ab, nimmt einige Sardinen aus der Büchse. Man legt nun immer mehrer« Fische und Bücklingstücke in den cre« meartigen Teig, beschöpft sie und überführt sie in großem, mit Teig ge füllt«n Löffel in die heiße, mit ge schmolzenem F«tt angefüllte Eiertu chenpfann«, so daß jedes Fischchen In einem kleinen Kreise ausgelaufenen Teiges liegt. Ist dieser auf der Un einer länglichen Schüss«! zu einem ho- Petersilie verziert. Man gibt das Ge richt recht heiß und reicht geriebenen wobei man die Hälfte der Brühe als hackte Fleisch, etwas Pfeffer und Weißbrotkrumen, so daß die Fleisch-