Tie Todteninsel. Wieder saßen wir in der beheglich erwärmten Stube am runden Tische, und die Schirmlampe verbreitete ein angenehmes Licht im Zimmer. On kel Philipp, der vielerfahrene Welt reisende, welcher jetzt von seinen Wan derungen ausruhte, war zum Besuch Ländern und Völkern. Der alte Herr erzählte so schlicht und einfach und doch so lebenswahr, daß man bald das Wort. Ereignissen so reichen Lebens." Aller Augen richteten sich fragend auf den Sprecher, und ohne erst eine Jndianer, Mulatten, Mestizen, Oua- Unweit von Fort Gamboa ragte «in Felsenriff aus dem seichten Was ser empor, auf welchem sich außer einem grünlichen, von Algen und Seetang herrührenden Schimmer kei nerlei Pflanzenwuchs zeigte. Die Wellen plätscherten hörbar an dem ten sie ihren Unwillen über das ihren Lauf hemmende Hinderniß bekunden? dann wichen sie zurück und umkreisten in weitem Bogen die zackige Klippe. Zwei junge Leute saßen auf einem Felsenvorsprunge und angelten." .Das ist der beste Angelplatz in der ganzen Bai", sagte mein Begleiter, «und die beiden Jünglinge dort, die Söhne des portugiesischen Konsuls, kannst du beinahe jeden Tag an die schaftlichkeit." In der That bemerkte ich jetzt, daß sie die Angelschnüre kaum in das Wasser gesenkt hatten, als sie dieselbe auch schon wieder herauszogen mit einem zappelnden Meeresbewohner am Haken. Es mußte bei so reicher Beute Vergnügen machen, diesem Sport zu huldigen. In einer kleinen Einbuchtung des Riffs war ein Boot befestigt, welches die beiden Angler an's Land bringen sollte, noch ehe die Fluth wieder eintreten werde. Wir waren so in den Anblick der herrlichen Scenerie vertieft, daß wir es kaum bemerkten, als sich der Wind stärker zu heben begann. Wie in den Tropen der Uebergang vom Tag zur Wir suchten ein Kaffeehaus auf, des sen Fenster die Aussicht auf die See gewährten. die Ebbe freigelegt hatte, begann sich Elle um Elle wieder mit Wasser zu bedecken, welches gierig das verlorene vor Schreck und Entsetzen meinen Arm mit solcher Gewalt, daß ich be fremdet zu ihm aufschaute. „Ist denn für die Angler Gefahr und an's Land bringen könnten." Jener schüttelte das Haupt. „Mit der steigenden Fluth brechen daß es einem kleinen Fahrzeuge ganz unmöglich ist, die tosende Brandung zu durchfahren! bei stürmischem Wet ter aber wagen es selbst unsere Ha fendampfer nicht, dort anzulegen, aus Furcht, an der Klippe zu zerschellen. Man hat vielfach versucht, durch Sprengung das Hinderniß zu besei- Theil gelungen, und die Regierung ist viel zu sorglos, um die Sache mit Ernst und Energie anzufassen. Wi es heißt, will die Stadt Bahia jetzt auf ihre Kosten das Riff vernichten, an dem schon manches Fahrzeug und gangen ist." Banges Mitgefühl ergriff mich, als ich sah, wie die jungen Männer fle lich." Wetter, wo an unserer Küste die Fluth nur etwa acht Meter hoch steigt, überströmt das Wasser den Felsen um und bringt oft selbst die Unterstadt „Entsetzlich", flüsterte ich. und jetzt begriff ich die furchtbare Angst, die im Volksmunde wegen der vielen Un glücksfälle, welche durch dieselbe ver anlaßt worden, hieß, lagen auf den der Sturm das herzzerreißende Fle hen, welches ohne Zweifel von den Lippen der Aerinsten kam. Langsam, Zoll für Zoll stieg der Tod an ihnen empor; sie sahen, wie er sich nahte, unerbittlich und unaufhaltsam; sie konnten auf die Mnute fast die Zeit berechnen, wo sie ihr junges Leben hingeben mußten, und sie vermochten ihm nicht zu entrinnen. Mancher der am Ufer Stehenden mochte wohl den ken, daß ein jäher Swrz in die to bende Fluth dem gräßlichen langsa men Hinsterben vorzuziehen sei; aber die lebensfreudige Jugend schüttelt das Dasein nicht so leichten Herzens von sich ab, wie das hinwelkende Al ter. Sie harret und hofft, bis auch der letzte Stern erbleicht. Da plötzlich theilten sich die mehr und mehr anschwellenden Menschen massen und machten einem bejahrten Herrn Platz, welcher eilenden Schrit tes daherkam. In seinem Antlitz prägte sich starres Entsetzen aus; Lei chenblässe bedeckte seine Wangen, und stieren Blickes schaute er auf das wel lenumtoste Riff hinaus, wo sich das erschütternde Drama abspielte. „Der portugiesische Konsul, der Vater der beiden Angler!" flüsterte mir mein Freund zu. Theilnehmend folgten die Blicke der Anwesenden dem Manne, wel chem man die Gefahr, in der seine beiden einzigen Kinder schwebten, mit getheilt hatte. Die Menschenmasse durchbrechend, war er bis dicht an den Rand des Wassers gelangt, vor dessen allmäh lichem Vordringen die Leute Schritt um Schritt zurückwichen. Die Fi scherboote, mit langen Stricken an starke Pfähle befestigt, schaukelten be reits auf den ungestüm herandrän genden Wogen, während sie zur Zeit der Ebbe auf dem feuchten Kiese gele gen hatten. Jetzt blieb der Mann stehen, und seine Blicke schweiften wie suchend über die Schiffer, welch« in Gruppen dastanden und sich leise unterhielten. „Tausend Milreis dem, welcher mich hinüber nach der Todteninsel rudert!" rief er mit lauter Stimme über die schweigende Menschenmenge dahin, die athemlos auf eine Antwort aus ihrer Mitte harrte. Aber Grabesfchweigen herrschte ringsumher auf dem Lande. Nur von der See tönte das Rauschen des Wassers, das gewaltige Anschlagen der Wellen an den Fels, daß dieser zu erzittern schien, und das unheimliche Heulen und Pfeifen des Sturmes. Ein schmerzlicher Zug glitt über das gramerfüllte Angesicht des Kon suls; keine Hand regte sich zur Ret tung seiner Kinder. „Fünftausend Milreis dem Bra ven, welcher die Fahrt unternimmt!" schrie er noch lauter als vorher. Angstvoll fragenden Blickes schaute er auf die Fischer! aber auch jetzt Einen Moment lang sank das Haupt des gebeugten Vaters wie hoff nungslos auf die Brust herab! aber ein Blick auf die Insel, wo sein Alles, seine einzigen Kinder, den sicheren Untergang finden sollte, belebte auf's Neue seine bleichen Züge. „Zehn, zwanziglausend Milreis! Noch mehr mein halbes Vermö gen!" Es klang wie der Verzweiflungs schrei eines Menschen, dem auch der letzte Hoffnungsschimmer in düstere Grabesnacht versinkt: herzzerbrechend, Schmexze beide Hände vor das Ge sichts und Schluchzen Wasser inzwischen so hoch gestiegen, daß die beiden Brüder bereits bis an die Knie in dem sie umwogenden feuchten Elemente standen. Nur eine spitze Felsnadel ragte noch hervor, und diese hielten die Unglücklichen krampfhast umfangen, um von den Wellen nicht mit fortgerissen zu wer den. Sie hatten sich offenbar in.ihr Schicksal ergeben! ruhig standen sie inmitten der wildbewegten Wasser fläche und erwarteten den Tod. Nur als sie ihren sich aus der Volksmenge hervordrängenden Vater gewahrten, winkten sie lebhaft ihm den letzten Scheidegruß. Bon Minute zu Minute sah man die Wogen höher steigen, und mit der Gefahr «rmehrte sich auch die^Auf ihren Fluthen bedeckend. Bis an die Brust war den Jünglingen das Was- zu erfüllen. „Der alte Juan! Wo ist der alte Juan?" schrie es durcheinander. „Er Gestalt noch fest und ungebeugt. „Hier ist der alte Juan, der sich so leicht vor dem Teufel nicht fürchtet!" sein im Magen der Haifische." Das Volk schwieg! es wußte, daß, wenn irgend eine Menschenmöglichkeit Brust, der in dumpfes Hinbrüten ver „Die Braut des ältesten Sohnes!" ging es von Mund zu Mund, „die Tochter des Obersten Dias!" Nur wenige Sekunden dauerte die tete Muth und Entschlossenheit. Männer. Jetzt, wo der Felsen fast Ein tausendstimmiges Bravo folgte den Worten des alten Fischers, die Abfahrt des Dampfers. Letzterer lag stets mit geheiztem Kessel zum Zum Glück begann sich das Meer walt der Wellen standzuhalten. Auch jetzt noch stieß und stampfte das chen auf demselben zurücklassend. Mühsam, den Hals nach Möglichkeit emporgestreckt, rangen die Menschen lich bis in die Nähe des Riffs ge durch die über Wasser ragende schwarze Felsspitze verrieth. Mit voller Kraft hatte es den Kampf aus tigkeit fortgetobt hätte. Mit fast ten die Fischer ihre Schaluppe der Unglücksstelle zu; die Mannschaften des Schiffes verlängerten das Tau, welches beide Fahrzeuge verband; aber die Wagen warfen den Kahn immer wieder zurück. Der alte Juan > Ende. ein Zittern und Bangen! die Schlußscene des furchtbaren Dramas war gekommen. Bebend vor Erregung ben sollten. Wie sie arbeiteten, die kräftigen Gestalten! Wie alle Muskeln und Sehnen der nervigen Arme sich spann ten und dehnten! Und jetzt sind sie nahe an der Felszacke, die ein Stück ' Da wälzt sich wiederum eine lange Woge wie ein scheußliches Seeunge heuer heran hoch hebt sie den Kahn empor, und im nächsten Augenblicke muß sie ihn wieder mit unwidersteh licher Gewalt fortreißen, soweit es das Tau zuläß. Aber Juan, der erfahrenste unter den Schiffern, sah das kommen; im rechten Momente warf er die Schlinge des Seiles >n seiner Hand um die Felsspitze und der Kahn stand f-st. Mit Riesenkraft packten die starken Männer die Söhne des Konsuls, und eine Minute später lagen sie gerettet im Fahrzeuge. Es war die höchste Zeit! Brausender Jubel erscholl vom Dann löste er das Seil, und das Boot schoß zurück. Plötzlich aber blieb es einen Moment lang wie fest- Rudern dem tollen Tanzen Einhalt zu thun. Die Gewässer, welche sich in den Klüften und Helsen der Todten nicht ungefährlich war. Neue Angst erfaßte die Zuschauer am Lande, und wieder lagerte banges Mädchen, des Konsuls künftige zusammen, und der Konsul selbst sah aus. als habe der Wahnsinn ihn er faßt. d t t cht leuten die Hände schütteln zu dürfen. Und als der alte Vater seine wie- f chb E l b 'ss ganz beseitigt; mir aber wird jener So schloß Onkel Philipp seine Er sie zu verdanken. Aber erst gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, nachdem die Spanier die Inseln er schätzt. kleinen Ort Nordtirols, eine Gesell- Harz kommen jährlich an 30,000^VL ! Gel zum Versandt eine Zahl, deren klingender Werth erst richtig abge schätzt werden kann, wenn man weiß, daß einzelne, ganz besonders hervor i ragend« Sänger und Zuchtvögel un ter dreihundert Mark nicht abgegeben werden. Daß hundert Mark für ei nen guten Vorsänger gefordert und bezahlt werden, kommt recht oft vor. Die Frage, weshalb gerade in sol chen kleinen, weltentlegenen Gebirgs her Blüthe gelangen konnte, ist leicht beantwortet. Dort sind die ersten Vorbedingungen für gute Zuchterfolge gegeben: Ruhe und die Möglichkeit eines fortwährenden intimen Konnexes zwischen Züchter und Material. Kein Straßenlärm, kein Geklingel der Elektrischen dringen in die niedrigen und doch so lauschig gemüthlichen Stübchen und stören die befiederten Zöglinge in ihrem Studium oder be irren das empfindliche Ohr des Züch ters. In Wahrheit —es ist ein ern it«s, mit peinlichster Sorgfalt über wachtes Studium, das hier getrieben ein Kanarienvogel neigt in feiner Ju gend noch mehr zur Verbildung und zu gesanglichen Unarten wie ein Te nor. Er nimmt einfach alles a" Schlechtes und Gutes: das Ge randalirender Spatzen eb«nso wi- oie kunstvoll gebogene und durchgehauene Hohlrolle seines Vorsängers. Deshalb heißt es aufpassen und zwar schon von der Hecke an! Hier bereits wird aus eine unterschiedlich« Behandlung und Erziehung der guten Talente ge achtet. Vögel, die das unartige und vom Züchter verabscheute „Zit", die eine Schnaiter, einen zu starken Auf zug oder zu viele Pfeifen hören lassen, müssen alsbald ausfortirt werden, wenn sie sich nicht selbst und den gan zen Stamm verderben sollen. Hart näckige Sünder wider den guten Ton iverden in Dunkelhaft gehalten, wo sie zunächst zum Schweigen o«rurtheilt sind. Hier gehen sie in sich und lernen an den schönen Touren eines Vorsän- Andererseits aber muthet der er fahren« Züchter seinen Zöglingen auch nicht zu viel zu, um sie nicht zu über anstrengen. Er wird es beispiels weise nicht versuchen, ein« Tour sagen wir Knorre die in den Heck- Vögeln nicht gelegen hat, durch Aus dauer od«r Strenge ihnen einzupau ken. Das wäre verfehlt. Die Kunst des Züchters liegt darin, die in jedem Thierchen schlimmernden besonderen Anlagen und Gesangsfähigkeiten zu: höchsten Vollendung zu entwickeln. So werden die verschiedenen Hohlroller, Nachtigallenschläger, Gluckroller,Knor. rer, Klingelroller u. s. w. ausgebildet. Und Freude verklärt das Antlitz des Züchters, wenn sein jüngster Stamm eine besonders große Anzahl vonSäii- i gern mit guten, durchgehalten«!, Tou- > ren aufweist. Solche braven Künstler genießen meist den Vorzug, in die gute Stub« zu den älteren edlen Vögeln mehr abseits von d«r tätlichen Fuchtel des Züchters, den höchst«« Schliff sich das eigentlich« Studium sind gewöhn lich Ende November abgeschlossen. Die Hähnchen halten sich bis Anfanz cher und anstoßender wird. Der Ge sang wird hastiger und verliert an Schmelz und Wohllaut. Erst nach der Paarungszeit entwickeln die Ka narienvögel ihren Gesang wieder zu Die Seele der Kochkunst. Herr Roucaut, so schreibt ein Lon doner Berichterstatter eines Pariser Blattes, ist nur ein Koch; aber er ist ' auf derselbe«! Höhe steht wie ein be rühmter Politiker, ein berühmter Diplomat oder ein berühmter Schrift- - h der berühmtesten Londoner Küchen und leitet jetzt als jugendlich frischer Greis, mit Ruhm beladen und reich mit Geld versehen, die beste Speise wirthschaft von Piccadilly. nen Bewirthung, die er seinen Gästen zutheil werden läßt. Herr Roucaut lächelte freundlich bei diesen Lobre den' „Ach!" sagte er, „es war nicht so leicht, die Engländer zur Guthei ßung dieser Küche, die Sie so sehr schätzen, zu bewegen. Glauben Sie nicht, daß sie sie sofort gut gefunden haben. Die Seele der Kochkunst ist die Sauce, die gute Sauce, die das Fleisch durchdringt und dem Gaumen des Feinschmeckers wohl thut. Aber die Leute hier wollten keine Tunten; gewöhnt, Rostbraten, gekocht« Ge müse, das entsetztliche Ding, das si« „joint" (Braten mit Gemüsen, die Grundlage des britischen Mahles) nennen, zu essen, empörten sie sich, sobald man ihnen etwas anderes vor setzte. „The joint" das ist der Feind; wir haben ihm den Krieg er klärt und ich werde nicht eher ru hen, als bis ich diese unsinnige, bar barische Sitte, Kartoffeln, Spinat und Kohl ohne Bulter mit Hammel keule ohne Salz in einen Teller zu werfen, aus der Welt geschafft haben werd«!" Nach dieser feierlichen Kriegserklä rung fuhr Herr Roucaut voll Ironie fort: „Nichts ist drolliger als der Anblick eines Engländers, dem man zum ersten Male ein« französische Tunke vorsetzt;er weist sie schroff und voll Entrüswng zurück. Das zweite Mal gießt er ein ganz klein wenig davon in ein Eckchen seines Tellers und lostet recht vorsichtig. Das dritte Mal nimmt er schon mehr? er findet schließlich die Tunle köstlich und kann nicht m«hr ohne sie leben. strömt. Auch die „Clubs" schaden d. h. sehr schlecht ißt. Aber trotzdem ren hier aussah! Und wir werden es nicht bei dem bereits Erreichten bewend«» lassen. Es gibt noch eine ganze Anzahl Gericht«, die meinen Gästen nicht schmecken: da ist z. B. der gedämpft« Rinderbraten, dieses treffliche, echt französische Gericht, diese dicke Tunke mit Rothwein, Ka rotten, kleinen Zwiebeln und dem t«r. Würden Sie es für möglich hal ten, daß sie das nicht essen wollen? Aber Geduld! noch habe ich mein letztes Wort nicht gesprochen". Und Herr Roucaut schloß mit den schönen der kennen nur das erster«! für vier Shillings zu Mittag und für zehn Shillings am Abend sWein nicht ein geschlossen) suche ich ihnen täglich das zweite beizubringen." Zwei Schriftsteller treffen sich nach zehnjähriger Trennung. „Na", sagt der ein«, „etwas wei ter habe ich es ja seither gebracht. Me?n Verleger zahlt mir für jeden Roman 10.000 Mark." „Und wieviel Worte hat so ein Roman?" „Der hat 6000 Zeilen zu IS Wor ten, also 90,000 Worte." Wort 10,000 Mark Honorar bekom -80,000 Mark ein, als ich meiner Frau schrieb: Ich bitte Auf Umwegen. Zwei Journalisten treffen sich nach längerer Zeit wieder einmal. „Nun, für welches Blatt arbeitest du jetzt?" fragt A. „Ich bin nicht mehr journalistisch thätig", erwidert 8., „mit der schen Erwerb zugewendet." „Und was bist du jetzt?" »Mo belhändler!" „So, da verkaufst du wohl viel Möbel?" „Leider nein, bis jetzt nur die meinizen!"