Der Aelteste. Während des Lesens hörte Bert ihre yanze Unterhaltung über den Spaziergang, dtn die anderen plan ten. Bert neigte sich über sein Buch, sagte nichts. Er fühlte nur, wie Fräulein sich hinter ihn stellte und die Hand auf die Stuhllehne legte. „Gehst du auch mit uns, Bert?" „Nein," sagte er fast unverständlich kurz, ärgerlich über ihren absichtlich freundlichen Ton ihm gegenüber, während er sie immer anfuhr. noch absichtlich nicht. Gott fei Dank! Auch die Person, die er so haßte! Bevor sie kam, gleich nach Mutters Tode, waren Riecke und er viel mehr beisammen gewesen. ihrem Tode hatte er sein Leben mit ob es sich von selbst verstünde, Mut dreien auf den Kirchhof gehen und sie dann Blumen auf Mutters Grab legen würden. Das Geld dazu hatte Mutter dann wieder bei ihm wäre... Jahr hindurch hatte er den Wunsch gehabt, an's Grab zu gehen. Aber er mochte Niemand bit ten. mit ihm hinzugehen und war in seiner scheuen Verwundbarkeit stets fragen könnt« ... Jetzt aber jetzt ging Vater na türlich! Und dann, gestern Abend sagte Vater plötzlich: „Ich verreise heute, nach Rotterdam, bin Montag friihe ich gehe natürlich morgen nicht aus der Stadt ..." Aber Vater sagte nichts. Mit starren Augen saß Bert und Klickte auf sein ruhiges, unbeweg' liches Gesicht, als er still seine Zei tung las. Bert beobachtete in diesem Augenblick alles scharf an ihm: seine braune Wange, das schwarze glatte Haar, den schwarzen Schnurrbart und den dicken, über den hohen, glänzend weißen Strhkragen hervor quellenden Hals und Mutters Ring an der Hand, mit der er die Zeitung hielt sein« schwarz und weiß getupfte Weste ... und dabei ging ihm mit einem wehen, verwir renden Gefühl immer wieder der Ge danke durch den Kops: Er reist fort reist fort und geht nicht zur Mutter. Und Mutter war doch im mer an Onkel Josts Sterbetag auf sein Grab gegangen, um bringen und alle Menschen tra ten das und jetzt, wo Mutter da lag, gingen sie niemals zu ihr. Er hörte das Fräulein sagen: „Solch «in Sonntag ist auch sehr geeignet, um fortzureisen." Vater gab kein« Antwort. Aber Bert flammte der Haß auf gegen die fremde Person, die vielleicht sah, daß Vater nicht auf Mutters Grab ging; Haß gegen seinen Vater, daß nun auch andere Men schen sähen, daß er nicht an Mutter dachte. Und er litt nicht darunter, daß sein Vater so handelte, er litt nur um seine Mutter, in eifersüch tigem Schmerz, daß man sie verges sen konnte ... Und er kam zu dem Entschluß, allein zu gehen und Blumen auf's Grab zu legen. Des Morgens war er wach gewor den mit einem ärgerlichen Gefühl, über das er sich selber nicht klar war. Dann fiel ihm ein, daß es Sonntag war und er allein auf den Kirchhof gehen mutzte. Für seine scheue, verschlossene, leicht verletzte Natur war es hart, so allein nach dem Kirchhof zu gehen. Er wehrte sich tapfer dagegen, litt aber schon jetzt darunter. Dennoch dachte er nicht daran, zu Hause zu bleiben, und langsam wuchs das Verlangen nach dem „Un bestimmten", das er an Mutters Grab erleben würde, das Schöne ... Leise, aus Furcht, es könnte ihn etwas hindern, lief er durch den Flur und zog die Flurthiir« hinter sich zu. Auf der Treppe fühlte er das Geld hatte. An der Ecke am Osterweg erblickte er den Blumenladen. Als er über den schmalen Gang zur Blumenhandlung schritt, überlegte er, was er fragen wollte. Erröthend sah er sich um, ob Niemand da war ... bis er in eine Art Garten hinauskam, in dem die gläsernen Treibhäuser der Gärtnerei schillernd in der Sonne lagen. Ein Mann band hier auf dew Knieen liegend einen jungen Stalnm auf. Der Gärtner bemerkte ihn nicht. Schüchtern stellte Bert sich dicht hin ter ihn und sagte dann leise: „Haben Sie auch weihe Blumen?" Der Mann blickte auf und nickte langsam. „Nur weitze? ... Gelbe sind ja wohl auch gut?" Bert war verwirrt und hörte nicht gut, was er sagte, konnt», auch in die sem Augenblick nichts weiter sagen als ein stotterndes: „Ja/ Langsam stand der Mann auf und trat durch einen engen kleinen Weg auf die Stelle, an der abgeschnittene Rosen in einem Topf mit Wasser standen. Er nahm die feinen, weißen Blü then zwischen seine erdigen, schwarzen Finger und hielt sie Bert hin. „Es ist wohl für ein Grab?" fragte er dabei und griff nach einem Tops mit weißen Rosen aus der hin tersten Reihe. „Ja." sagte er kurz. Aber der Mann achtete nicht auf ihn, hatte ihn nicht einmal angesehen. Gleichgültig ruhig steckte er die Rosen zusammen. „Für wieviel wünschen Sie?" „Für einen Gulden zwanzig," sagte Bert von Selbstgefühl erfüllt. Der Mann hielt ihm das Bukett hin: Ihnen?" Als er aus der Gärtnerei trat, er füllte ihn ein gewisses Gefühl der Be? friedigung, daß die Blumen so schön zur Erde gesenkt. Das Bukett dicht alle zu Hause schnürte ihm die Kehle »u. Aber sein Verlangen, bei der Mut ter zu sein, trieb ihn weiter. Schnell, hatte er es gefühlt es gab hier etwas von ihr finden müßte, etwas Tröstliches, Herrliches, etwaS von früher, nicht aufgeben. Beküm mert und in höchster Angst merkte er, daß «r sich jetzt, wo er hier stand, plötzlich ihr Gesicht nicht mehr vor stellen konnte. Sonst wohl stets und jetzt, jetzt konnte er sie nicht einmal sehen —je mehr er ver suchte, sich ihre Züge zu vergegen wärtigen, desto weniger gelangtes plötzlich nicht mehr so viel daran lag. Neben ihm scharrten Füße auf dem Sand. Wie ein Schlag durch fuhr es seinen Körper. Er blickte auf. Zwei Damen und ein junges Mäd chen blickten ihn voll Mitleid an und sahen dann auf den Stein mit den Blumen und dann wieder auf Er hörte das Mädchen etwas sagen wie: „Der Junge da ..." Dann kam das Gefühl der Ver lassenheit, das er soeben noch auf dem Weg gehabt hatte, wieder heftiger zu rück. die bittere Kränkung, die er in den Blicken der beiden Damen ge lesen hatte: Mitleid, daß er so allein da stand. Er so allein mit seinem schweren Kummer unter all den großen Men schen, die ihn verwundert anblickten und heftiger, aber doch erleichternd brach der alte Schmerz plötzlich wie der durch und mit hartem, trocke nem Schluchzen in seiner Kehle rief er verzweifelt immer wieder das eine Wort: „Mutter! Mutter! —Mut ter! —" Es war so still rings um ihn her, daß er sich plötzlich rauh und hart aufschluchzen hörte, und er erschrak vor seiner eigenen heisernen Stimme. „Nun liegen die Blumen da aber es bleibt doch alles dasselbe Mutter so weit Mutter kommt nie mehr zurück." Er durchlebte nun wieder den Tag, da Mutter gestorben war. Groß mutter hatte ihn allein nach oben ge bracht und sie war, den Arm um seinen Hals, neben ihm stehen geblie ben und Mutter hatte da so schrecklich still und bleich gelegen er hatte nicht gewagt, sich zu rühren, hatte nur immer nach Mutters Ge sicht sehen müssen, bis er zuletzt nichts mehr sah ... vor Thränen ... Und Großmutter hielt ihn nur so ganz leise fest und nickte still vor sich hin und dann kam Großvater auch nach oben und der suhr Mutter still über's Gesicht und er hörte Großvater leise flüstern ... „Marie chen" so nannte er Mutter immer, gerade als ob Mutter noch klein wäre und dann sah er,, daß Großvater auch weinte. Mit Großvater und Großmutter war er dann nach unten gegangen. Aber später, als Mutter trauriger geworden. Das Schreck lichste war, daß sie nicht mehr am Fenster oder im Sommer im Garten eintrat, dann blickte sie auf und dann erzählte er ihr alles, dann sahen sie so traulich beisammen. Wenn Vater behalten können, dann wäre es gar nicht so schlimm gewesen. Jetzt war zu Hause alles traurig. Und das Fräulein! Sie sollte nicht immer so liebevoll zu ihm thun, unerhört! Manchmal sieht's so aus, als dächte sie, sie wäre ebenso wie Mutter, dächte, dah er e? zufrieden wäre, wenn sie ihn so an sich zieht ... Und das kann nun niemals mehr anders nirgends Trost finden konnte, drang eine harte, bittere Erkenntnih, jetzt, wo er zum erstenmal das grohe Le- mit polternden Stößen über die Fläch«. Bert schauderte, zitternd steckte er die Hände in die Taschen Leise schellte Bert, ging still durch dem alles von dem stillen Leben alter Menschen sprach, stets klein und fremd. und Großmutter, jeder an einer Seite des Tisches saßen. Sein tauber Großvater hinter der Zeitung, die er hoch vor seinem Gesicht hielt, um das letzte Herbstlicht zu fangen, das däm ten auf dem Schoos Bert stand mitten im Zimmer, ver legener als sonst seine hohe Kna benstimme schnappte über, als er dem ter!" „Junge, bist du's?" zurück und sah über die Brille zu ihn! hin: „Tag Kind!" Und das war alles so gewöhnlich, Zangen, „Ja, Großmutter." „Wo bist du gewesen?" Eben wollte er es erzählen da d' Schw st ch s?" Bert?" erklang seine gütige Stimme, Brille fort, sein Enkelkind an. Bert „Ja, hübsch. Grohvater." Und plötzlich dachte er: Grohvater Es alles still. dem^ruhi sehnte, das wohl vorhanden war" das sie aber nicht zeigten. Und zuerst nach Mutters Tode war das Verlan gen, hier in der großen Stille dar über zu sprechen, in Bert so groß, daß es sich Lust machte in dem Wunsch: Von Mutter hören mit Großvater und Großmutter von „Was denn, Bert?" wollte ... Großmutter, das Buch ... von neulich ... hast du das soch?" Eine Enttäuschung glitt über ihr Gesicht sie wies mit stiller, kalter Gebärde hinter sich. „Da steht es." Aber Bert rührte sich nicht. Er hatte sich umgewandt und sah hinaus in den Garten. Ein Schluchzen schnürte ihm die Kehle zusammen, im schweren Kampfe mit sich selbst. Und in bitterem, leidenschastlichem Vorwurf weinte es in seiner Kinder seele: von Mutter?" Hinter ihm, wo er stand seine schlanke Knabengestalt zeichnete sich, scharf von dem fahlen Lichte des ster benden Herbsttages ab —, tauschten so ähnlich, ihrem Mariechen die selben Augen, derselbe Mund, der Junge muhte sich bei so alten Leuten, wie sie waren, sicher langweilen dah heute seiner Mutter Sterbetag wau ...? Schon ein Jahr .... Ach nein Kinder vergessen so schnell man konnte eZ solch' einem Kinde schrecklich still ... Kein Laut! Plötz- Es durchfuhr Bert wie ein Schlag, als Grohmutter es so plötzlich sagte. Endlich sagte er: „Ja, Großmutter." s / cht 112 "h t sich cht Weile, endlich fragte sie: „Ist Papa „Nein," schüttelte Bert den Kopf. Rasch schlang sie ihre zitternden Arme um ihn, zog ihn an ihr- Brust, und ihre bebende Hand fuhr lieb kosend über sein Haar: „Armes Kind lieber Junge Bert —." dah sie verstand, was es ihm gewesen war. Und er fühlte auch: „Grohmutter hat genau solchen Druck auas seinen Arm legte. Stuhl sah, fragte sie: „Willst du hier mit uns essen, tt ch " d Die Poesie des wandernden Thes piskarrens und die Riesenphantasie ihrer Unternehmer Schmierendi rektoren nennt der Volksmund dies« Braven sind selbst unserem nüch ternen Jahrhundert erhalten geblie ben. Einen Beweis hierfür giebt der Theaterzettel einer kleinen westtzreu ßischen Stadt. Auf diesem kündigt der Herr „Direktor" das erste Aus treten seines neuengagirten Regis seurs in dem Kadelburg-Schönthan'- schen Lustspiel „Die berühmte Frau" >an. Dieser ein« Tit«l d«s Stückes er scheint ihm jedoch nicht ausreichend zu sein, deshalb giebt er jedem ein zelnen Akte noch einen oder mehrere Untertitel. Diese lauten: 1. Akt: „Moderne Kinder" oder „Die Verlo bung durchs Telephon", 2. Akt: „Lie be, wie süß bist du" oder „Zum Aufs", 3. Akt: „Noch eine berühmte Frau". Doch das genügt ihm noch lange nicht. Zur weiteren Aufklärung fügt er eine Kritik über die Erst ausführung des Stückes in Mark I g bei und schreibt wie folgt: „Hochge ehrtes I'. IV Publikum. Ueber dieses, Beifall das Theater." »er Wetftnachl»»aum im Dienste de« Thierschutz«» Die Frage: Was macht man mit men? beantwortet ein Thierfreund in Deutschland wie folgt: „Damit es dem Weihnachtsbaum nicht so trau die kalten Monat« hindurch für al les gefiederte Gethier gedeckten Tisch. Man wird sich bald wundern, wie Theorie »«»Praxi« Der College-Abiturient hatte Stel lung in einem Geschäftshaus« gefun fragte: „Verstehen Sie Griechisch?" „Ich hab« einen Preis für Grie chisch erhalten." „Latein?" „Sicherlich." „Vollständig." „Geschichte?" „Die Rechte und Pflichten der Bürger und Volkswirthschaft?" Papierkorb aus und dann bringen Sie diese Briefe zur Post." Lakonisch. „Täte, was is 'ne Heirath aus Liebe?" —. „Was Reflexion. Autor (bei der Premiere): „So ein nervöses Publi kum! Gleich den ersten Akt lassen sie Idealer Wunsch. Onkel: „Na, Otto, was möchtest Du werden, wenn Du groß bist?" Otto: „Am liebsten möchte ich ein Gerippe in der «erfehtt- Höflichkeit. Flüchtiger Dichter, im Au genblick seiner Verhaftung: „D«r Menschheit ganzer Jammer faßt mich ! Der größte Erfinder. Frau Müller: „Wissen Sie, mein Mann ist doch der größte Ersind» der Neuzeit." Frau Schulz: „Aber Sie scherzen wohl?" Frau Müller: „Durchaus nicht! Sie sollen nur mal kommt!" Zerstreut. Der Herr Professor ist soeben im Begriff, sich auf Anrathen des Arzt«s wiegen zu lassen. Eh« er die Wag« besteigt, macht seine Gemahlin ihn darauf aufmerksam, dah er doch ein genaueres Gewicht seines Körpers er zielt, wenn er sich seines Ueb«rzieh«rs entledigt. Das leuchtet ihm ein. Er zieht den Ueberzieher aus, nimmt ihn über den Arm und läßt sich nun S«ktionsb«fund. Es wurde festgestellt, daß Gen. Trepow an einer Entartung des Herz«nS ge storben ist. Die Entartung war um so merkwürdiger, als er gar keins hatte. men gratulir'n!" B-Shasi. bekomme ich Gänsehaut!" Ausweg. Nachbarin: „Man hört gar keinen Wortwechsel mehr bei Ihnen! Vertragen Sie sich jetzt so gut mit Ihrem Mann?" Hausftau: „Das weniger; gber wir Habels die hat!"