Gegen Abend. Ministerialrath Lund war nach »eiflicher Ueberlegung zu dem Ent schluß gekommen, mit dem Jungge fellenthum zu brechen und seiner alten Freundin Edith Wang einen Heirathsantrag zu machen. Aus der Reise zu ihr saß er in einem Nicht rauchercoup 6 zweiter Klasse. Er war ganz betrachtete öffnete di/Wagenthür, lächelte dem „Guten Morgen, Doktor. Ich bin „Letzte Ernte rechts." ist jetzt ziemlich schwach." „Sagten Sie Magen?" rief Holst, indem er sich mit erstaunter Miene vorbeugte. „Na, es ist wahr," fuhr «r dann fort, indem er den Kopf zu- Jhnen Ihre Zeit und Ihre Mittel, «inen schlechten Magen zu haben." „Auf etwas müssen wir Menschen ja unsere Liebe werfen, es mag nun Magen fein." „Ich wollte Ihnen meinen Magen Wahrlich nicht wünschen," sagte Lund. „Danke, ich bin selbst reichlich ver sehen," lächelte Holst, indem seine Hand über die Rundung der weißen Weste glitt. nen," fuhr Lund fort, „daß ein Ma pen einem genug Beschwerden verur sachen kann." „Nein, ganz gewiß nicht!" sagte Holst. „Sie werden doch nicht so Sie werden mich doch nicht für «inen so herzlosen Menschen halten, der Ihnen den Glauben an Ihr Magen- Weihen. Glauben Sie, ich möchte Ihnen den Kummer machen, Ihnen zu sagen, daß Ihnen gar nichts fehlt. Die Leute wollen ja einmal krank sein Gott sei Dank! Was sollte sonst aus mir, meiner Achtzimmer wohnung, meiner liebenden Gattin zu kuriren sind." „Ich werde an Sie denken, Dok tor, wenn ich meinen Hausarzt 'mal „Ja, thun Sie das," nickte Holst.! »Ich verspreche Ihnen, Sie so krank und elend zu machen, daß Sie aus! Dankbarkeit meine Kinder zu Ihren Universalerben einsetzen,, wenn ich Sie «rst vollständig gemordet habe." „Sie sind jetzt vielleicht gerade auf tion?" fragte Lund. Holst. „Meine erste heutig« Opera tion nehme ich an einer älterm Dame vor, die das Bild der Gesundheit sein würde, wenn sie nicht so unglücklich Die nächste —" wiederholte Holst, .ja. das ist eine wirkliche Operation. Hier handelt es sich um ein männ liches Individuum, welches an Athemnoth, Blutmangel, Nervener- und so weiter leidet. Er suchen." „Sie sind an Ihre eigene Gesell schaft gewöhnt," wiederholte Holst alten Bekannten wiedersehe, den ich lange entbehrt habe. Ich frische dann alte Erinnerungen auf, vergleiche die Vergangenheit mit der Gegenwart, gehe die wunderbaren Begebenheiten meines Lebens durch, welches seinen Anfang in der Sechszimmerwohnung meines Vaters, Doktor Hermann Holst, Bredgade 36 rechts, nahm und in der Achtzimmerwohnung seines Sohnes, Doktor Hermann Holst, Bredgade 36 links, enden wird. Heute" fuhr er nach kurzem Schweigen fort „bin ich ohne Zu behör aus wie in meiner Junggesel lenzeit. Ich habe Ausgehetag, nota bene ohne Hausschlüssel, Heute Abend um elf wird die Hausthür zu geschlossen." „Aber mein Gott," sagte Lund. „warum nehmen Sie sich nicht mehr Freiheit, wenn Sie sie entbehren?" „Unerfahrener!" rief Holst. „Da ran sieht man, daß Sie nicht Ehe mann und Vater sind. Haben Sie je gesehen, daß ein Familienvater sich etwas nimmt. Von dem Augen blicke an, wo man über die Schwelle des Ehestandes tritt, ist man nicht mehr ein selbständiges Individuum, ein Eigenname mit eigenen Anschau ungen, Ansprüchen, Interessen und Inhalt. Man gehört zu einem Gan zen unter den Bezeichnungen Mann, Vater. Schwager, Schwiegersohn, in dem alles verschlingenden Sammel namen: Familie!" „Ja —a," sagte Lund lächelnd, „so geht es denen, di? nicht vom ersten Augenblick an verstanden haben, die Ehe nach ihrer Individualität zu bilden." „Heilige Einfalt!" rief Holst. „Eine Ehe bilden! Wissen Sie denn nicht, daß die Ehe die Menschen bil det und nicht umgekehrt. Sehen Sie nicht, wie die eheliche Tretmühle uns alle zu einer ziemlich einartigen Masse verarbeitet. Herrgott! Glau ben Sie nicht, daß ich in meinen war. darauf zu schwören, meine Ehe sollte etwas ganz Besonderes wer den. Ja, guten Morgen. In der ehelichen Morgenröthe, als noch alles neu und glänzend war, besah auch ich die Mühle und ihre einzelnen Theile mit dem größten Interesse, ging der Mechanik auf den Grund,, drehte hier und da 'mal an dem Rade und den neue Eonstruktionen, Verbesserungen und Windrichtungen nach. Aber ehe das Jahr vergangen war, hatte ich die Erfahrung gemacht, daß, je mehr ich drehte und verbesserte, die Mühle um so schlechter ging, während alle Räder sich sanft und geräuschlos bewegten, wenn ich sie in Frieden ließ. Ich ließ also die Maschinerie ihren Gang gehen und gewöhnte mich an den monotonen, surrenden, ge müthlichen Ton des Rades. Und die Mühle ging ihren alten gewohnten Stück zusammen mit einer gleich mäßigen, weichen, flüssigen Masse: der Familie. Ich habe mich in mein Schicksal ergeben und räsonniere nicht. Ich esse gut, trinke gut und schlafe gut. Ich werde im Lauf« der Zeit auch noch 'mal wie meiner Examenstage und meiner allergniidigst verfügten Rangerhöhung enthält. Und außerdem mache ich ist. Punktum! Finale." Der Zug hielt. Der Schaffner öffnete die Thür. Holst gab Lund die Hand zum Abschied und stieg aus. zurück und blickte durch das offen stehende Fenster in die Luft hinaus, die förmlich zitterte vor Hitze und PNichten. Und dann war er vielleicht noch oben drein genöthigt, seinen Aerger zu verbeißen, um ihn nicht noch zu ver- Entschluß zu fassen? War es nicht fixe Idee, daß er etwas entbehrte eine Frau? Rücksichten plagen? War er nicht schon zu alt, um den Verliebten zu spielen würde er sich nicht,, gerade träglichen, lächelnden Gesichter, diese unzarten Fragen, dieses Flüstern in den Ecken. Und wenn nun ein Kind kam, eventuell mehrere? Wie würde seine Ruhe und seine Berufsarbeit dadurch gestört werden, gar nicht davon zu Stirn. denken hatte er ja vorher auch schon gehabt. Aber alles, was Holst ge sagt, hatte sie vergrößert und ver- Holsts Eh« aus seine eigene schloß! jetzt lag, wie er sich selbst gebettet Lebens, auch in seinem jetzigen. Sie waren allerdings nicht groß, aber sie waren da. Wenn sie sich vermehrten und vergrößerten, so waren sie auch Jetzt kam die Stunde der Entschei g-Mhltsich ge- Edith war heute so sanft, ja bei nahe herzlich gewesen. Ihre Hand faßte alles so leicht und sicher, ihr Und sie selbst? Ja, sie war hübsch sehr hübsch. Niemand sah ihr an, daß sie bald Aber wie lange? Wie lange würde das alles währen? Wer konnte wis sen, was hinter den sehnsüchtigen verborgen war? Holst hatte viel leicht doch recht. Was kannte, was wußte man schließlich voneinander? entlang und Lund beobachtete mit Wohlgefallen, wie Edith Wang mit einer eleganten Handbewegung ihr schon beruhigend aus ihn wirkten. Öder war es ihre Gesellschaft, die er sie sagen. „Ah, ich weiß es eigentlich selbst nicht,," antwortete er. „Der Sommer Gesicht zu. „Mir ist es beinahe, denke?" Beispiel —? Nein, es mußte klar Edith Wang blieb bei der Bank - S' 'cht Nähe wäre. Dann richtete er sich Bestimmtheit seines Gesichtsausdru- Ruhe zitterte: gelassen und stand schlanl und bleich Edith Edith?" Den ganzen Weg durch das Leben. Ich will Sie zige, mit der ich mein Leben theilen möchte. Ich sehne mich nach einem eigenen Heim und Sie habe ich ausersehen Sie sollen die Haus frau sein in meinem Heim." Er schwieg. War da sonst noch etwas, das er sagen mußte? Was sollte er sonst noch sagen? Warum schwieg sie? Er hatte ja alles ge sagt,. was zu sagen war. Jetzt war ja alles in Ordnung er hatte ja seinen Entschluß gefaßt jetzt hatte er endlich Ruhe. Edith Wang war einige Schritte seitwärts gegangen und stand an die Bank gelehnt. Dann sagte sie ruhig und langsam, während sie ihn mit ihren tiefen, schwermüthigen Augen ansah: „Sprechen Sie nicht weiter. Ich verstehe Sie. Setzen Sie sich hier auf die Bank neben mich und hören Sie ruhig an, was ich Ihnen zu dem ganzen Wege durch das Leben begleiten wollte. Wie konnten Sie fragen? Wußten Sie denn nicht, dachten Sie sich nicht, was ich ant worten würde und mußte? Nein, nein,, sagen Sie nichts. Lassen Sie mich Ihnen «rst antworten. Meine Antwort ist: nein. Ich könnte Sie nie begleiten. —Thut meine Antwort Ihnen weh? Habe ich Ihnen jemals Grund gegeben, zu glauben, daß meine Antwort anders lauten würde habe ich das? Habe ich Sie jemals glauben lassen, ich dächte an Sie und fühlte für Sie an- Lund beugte verwirrt und nieder geschlagen den Kopf. Hörte er rich tig? Sprach Sie von ihm? Von ihm, der ihr feine Hand geboten hatte. Gab sie ihm nicht die ihrige? Wollte sie sie ihm nicht geben? Ihren Wil len ihren Willen hatte er jemals daran gedacht? oder fühlte er sie? Glitt sie nicht so sanft und weich durch seinen Sinn und machte ihn so wunderbar bewegt. etwas für mich werden würden. Si« wollten mich zu Ihrer Frau machen war das nicht eine Ehre, die mir zutheil werden sollte? Nein, lassen Sie mich nur sprechen. Dachten Sie an mich? Galt Ihnen selbst? Ich sollte Ihnen einen Platz in Ihrem Salon, als Schmuckstück Ihres Heims. Ich war es doch nicht, die Sie tie sich selbst war ich es Wohl? War hob. fort. Alles, mein Leben sein! Es sollte weil ich nicht mehr zu geben hätte. Ich würde mich selbst vergessen vor Freude und Dankbarkeit. Sie' vergaßen nicht eine einzige Mhiute sich selbst so wenig, wie ich es that." „Nein" sagen Wen?" zu kommen, das zwischen Mann und Weib gelebt wird. Jetzt bin ich des Wartens müde. Ich weiß, daß die nigen und fuhr fort: . „Vielleicht ist das Glück an uns auf meinen Weg fiel in meine sonnige Jugendzeit." Lund sah sie an. Sein Gesichts- Kopf schüttelte: Blick aus das stille Feld hinaus. mir nicht alle Hoffnung. Prüfen Sie Edith Wang schüttelte den Kopf. Dann sagte sie: „Nein, ich kann Ihnen nichts ver sprechen und will Ihnen nichts ver sprechen, w«il ich weiß, daß ich es nicht halten kann. Meine Ansprüche an Glück könnte ich nie aufgeben. Ich will alles oder nichts haben und mir ist nichts zutheil geworden. Selbst wenn Sie mich lieben könn ten. lieben wollten was hülse es mir? Auch ich müßte den lieben, der mich liebt. Er müßte mein sein, wie ich sein wäre. Alles mein und alles sein!" Lund hatte wieder das Haupt ge beugt. Es klang fast dumpf, als er sagte: „Aber die Zeit würde doch alles verringern und ruhiger machen. Sie mußten sich doch vorher an noch weni ger als allem genügen lassen." „Ich könnte nie an die Zukunft denken, wenn ich liebte," sagte sie, „und an die Zeit, die mich und meine Liebe älter und ruhiger machen würde. Sie würde ja kommen -- ken, nicht fragen, ich würde nur füh len, daß ich jetzt lebte und daß ich mein Leben mit Leib und Seele lebte. Ich wollte hinein in das Zau berland, tief und ganz hinein. Glau ben Sie, daß mir dann noch ein Ge danke bleiben würde sfllr den Weg, der zurückführte?" Sie stand schnell auf und reichte Lund ihre Hand hin. Dann sagte sie: „Leben Sie wohl. Geben Sie mir Ihre Hand zum Abschied. Ich danke Ihnen dafür, daß Sie mir ei nen Gedanken opferten. Ich konnte Ihnen nichts geben und Sie tonnten mir nichts geben. Viele haben vor uns als einsame Menschen gelebt, die Niemand kannte und die Niemand kennen wollte. Wieviel gehen nicht denselben schweren Weg durch das Leben, ohne daß Jemand sie klagen hört." d 112 st d' Hand und sah ihn mit einem langen Blick ihrer tiefen Augen an. Dann wandte st« sich ab und schritt hoch, schlank und ruhig den Weg entlang, ohne sich umzublicken. Güte und Schönheit im Leben, war er nicht erstickt durch den Glauben, das Gefühl, daß er selbst der Erste, der Gedankenvoll blickte er in den Abend hinaus, der auf die Felder Gedanken an längst ver hatte. Sie hatte recht. Jetzt saß er ja Ueber den Wald flog ein leises Zit immer wetier hinaus in den Schatte» des Abends, bis sie in die Dunkel heit hineinglitt? Nichts rührte sich. Nichts war zu sehen- Das Tranchiren. von Fleisch für den Mittagstisch chirtes, zersetztes Fleisch und Geflü- Auge ißt mit", sagt ein altes Sprick wort. Das schöne Zerlegen des Flei- Hauptbedingungen der Kochkunst ist selbst ein« Kunst, in der es aller dings nicht jeder dem edlen König tranchiren, schon der sparsamen und wirthschaftlichen Eintheilung des Fl«isch«z wegen durch welche sich große Vortheile erzielen lassen, und diese anzustreben, liegt sicher der Hausfrau näher als dem Hausherrn. Die Industrie hat uns manches vortheilhafte Tranchirbesteck beschert, Geflügelscheren und Knochenbrecher, starke, zweizinkige Gab«ln, dünne und lange, stark« und spitze Tranchirmef» ser und die verschiedenartigsten Mes serschärfer. Auf einer Holzplatte läßt sich jedes Fleisch besser tranchiren als auf Porzellan und außerdem kühlt »s nicht so rasch ab. Eine Platte aus Lindenholz, blendend weiß, mit d«r gebrannten Inschrift: „Mahlzeit!", «Wohl bekomm's!" öder „Guten Ap petit!" darf auf jedem besseren Tisch «rsch«inin, denn in der Familie tran chirt die Hausfrau stehend am Tisch und legt die einzelnen Tranchen aus eine erwärmte Porzellanplatte, die mit einer Gabel darauf neben ihr steht. Bei kleineren Gesellschaften Beren Gesellschaften wird alles Fleisch in der Küche zerlegt, und auch hier ist es von Wichtigkeit, daß die Haus frau Anleitung dazu geben kann, we nigstens merken laßt, daß si- es »er- Berer Fleischstücke ist: dieselben schnell und leicht gegen die Faser zu zerlegen. Bei starkem Druck würde daS Fleisch zusammengedrückt und die einzelne Tranchiren möchte ich indeß behaup ten, daß der feststehende Grundsatz, das Fleisch gegen die Faser zu zerle- Versahren ist. Wt« «n»«rs«i, Spiritist würd«. Der berühmte Märchenerzähler An- Achseln. „Ohne Scherz," sagte da» die Uhr, es war 11 Uhr 27 Minuten. den in der vergangenen Nacht um 11 Uhr L 7 Minuten gestorben sei. Von nun an war Andersen dem Spiritis mus ergeben. Bettler - Humor. Herr: „Weshalb betteln Sie denn? Sie haben doch gesunde Glieder!" Bett ler: „Verlangen denn der Herr, daß ich mir für die fünf Pfennige, die Sie mir vielleicht geben werden, meine gesunden Glieder verkrüppeln soll?"