Sei» Lebenswerl. Ein rauher Wind fegte durch die Straß«. Dem Datum nach war es ein Frühlingswind im übrigen aber hatte er nichts Frühlingsmäßiges an sich. Er war so rauh, so scharf, daß di« Liut« die Rockkragen in die Höhe schlugen und di« Hände verdrossen in den Taschen vergruben. Mißmuthig blickten sie den weißen Blumenblät tern nach, die der los« Geselle mit vollen Backen von d«n Obstbäumen blies, daß es aussah, als ob es schneite. Wie frisch gefallener Schnee lagen sie auch auf dem holprigen Pflaster der schmalen, alten Straße mit den rothen Ziegelhäuschen. Und die Rauchwölkchen, die sich aus. den Schornsteinen in die Luft ringelten, legten Zeugniß ab, daß man die Wohlthat einer warmen Stube noch wohl zu schützen wußte. Hoch oben blaute der Himmel. Ein kaltes, frostiges Blau. Die Sonn« schien blaßgelb. und di- Spatzen un terhielten sich kreischend und zankend mit aufgeplusterten F«derileidern un t«r d«n Dachvorsprüngen d-r kleinen Häuser. Sie waren unzufrieden mit dem Wetter und infolgedessen auch unzufrieden mit sich. Nicht einmal «ine anständige Wohnung hatten si« mehr, seit die Schwalben ihr- Nester wieder für sich reklamirt und sich auch sofort unverschämt breit darin gemacht hatten. D-r Winter war ent schieden besser, und die Spatzen theil ten die Ansicht der alten Leutchen, di« die kleinen Häuser bewohnten, und da meinten: Lieber halb satt gegessen, aber hinter dem warmen Ofen ges«s s«n. Die alten Leute in der alten Stra ße aber blickt«» durch die beschlagenen Fensterscheiben nach den blühenden Obstbäumen, die rechts und links der Straße standen und ihnen den Früh ling vortäuschten. Und dann schauten sie in die Höhe nach dem Kirchthurm, dessen runde, schiefergedeckte Kuppel bläulich unter den matten Sonnen strahlen glitzerte. Und dann blickten sie noch ein Stück höher, nach Sankt Petri-Hahn, der protzig, goldglän zend, in der klaren Luft stand, d«n d«r Wind zu pack«n kriegte, ihn hin und wieder herumtanzen ließ, und d«r doch seit Tagen, wie in konstanter Bosheit, immer wieder nach Norden Fauchend, mit aller Gewalt, fuhr der Wind gegen di« schweren, brau nen Thüren der kleinen Häuser. Da kam er aber an die Rechten. Sie rührten und regten sich nicht. Trotzig hielten sie ihm stand. Nur die mes singenen, spiegelblanken Thürllopser klapperten rhythmisch unter seinem Athem, und der w«iße Sand, der auf den Stuf«n lag, die zu den kleinen Häuschen emporsiihrten, dr«hte sich in kreisrunden Wirbeln wie kleine Wind hosen. Sonst regt« sich nichts in d«r Straße. Kein menschliches W«sen weit und breit. Lustig sproßten Grasbllschel zwischen dem holprigen Pslast-r empor. Die sauberen Fen sterscheiben blinkten in der Sonne. Nur in einem der Häuschen waren sie blind, schmutzig grau, die braun« Hausthür war mit Staub überzog«!,, aus dem messingenen Klopfer macht« sich Grünspan breit. Das Häuschen nahm sich zwischen seinen Genossen, die sauber in Reih' und Gli«d stan den, wie eine Kompagnie Soldaten in ihrer besten Montirung, just wie «in Landstreicher aus. Sogar das Dach hing, wie in Trotz, ein ganz klein wenig nach der Seite, und die In dem Häuschen wohnte Jan Jvens, ein Mann mit einem Gesicht so hart und unbeweglich, wie aus noch einmal brauchen konnte. Jan Jvens machte nämlich Geldgeschäfte, das heißt, er verlieh Geld auf Wu zu feilschen, denen saß meist schon das Messer an der Kehl«. Wenn es anfing, zu dämmern, kamen sie Einlaß Begehrenden scheu sahen Scklüsstlklappen die Thür that sich gesehen hätte!? Mürrisch erwiderte der Alte die meist übertriebenen höflichen Grüße, oder ihm verächtlich d«n Rücken ge wandt. Alter Halsabschneider! Aber si« mußten alle freundlich thun, si« mußten katzbuckeln. Und Jan Jvens «mpfand eine Art grim miges Behagen darüber. Lautlos, auf mächtigen Filzsohlen, in der Hand ein« trübe brennende O«lfunz«l. so ging «r seinen Besu chern in d«m finstern Hausflur vor an. Das Wasser, das von d«n Wän den tropfte, hob di« Stimmung auch nicht. Und wenn Jan Jvens die Thür öffnete, fuhr jeder Neuling vor der krächzenden Stimme, di« „Guten Tag" rief, unwillkürlich zusammen. „Und meine Sicherheit?!" klang es dann gleich hinterher auf d«m H«rd, mit d«m trichterförmigenßauch fang darüber, spreizte, den Kopf vor geneigt, ein mächtiger Rabe di« Flü gel. Er lachte grell, kreischte, bis er, als sein Herr zu reden anfing, ver stummte nur Zwischenruf« gestat tete er sich noch. Nach längerer Zeit ging man wieder, entweder schwer, als habe man eine Last zu tragen das waren diejenigen, die nicht genug geboten hatten —, oder man entfernte sich eilig, gl«ichsam fliehend —, man hatt« sich eine Krawatte geknüpft, aber noch war die Schlinge nicht zu gezogen, noch hatte man Galgensrist. An dem Nachmittag, an dem der Wind durch die Straßen fegte, die Sonne so bleich schien, und der Hahn auf Sankt Petri in ihrem kalten Glänze blinkte, an demselben Nach mittag strebte erwartungsvoll «in junges Mädchen, noch halb Kind, Jan Jv«ns Hause zu. Di« alten Leute in der alten Stra ße steckten die Köpfe zusammen. Wo wohl die kleine Jann« Lühr hin wollte? Doch nicht etwa gar ...? Da käme ja zu d-m «inen Unglück noch ein zweites. Gespannt blickten sie durch die großen Hornbrillen! Und Janne Lühr wollte doch vorl. hin, wohin die alten Leute gar nicht auszudenken wagten, noch dazu am hellen, lichten Tage. Die Kleine ließ ziemlich energisch den Klopfer gegen die braune Thür fallen, dann war tete sie mit Herzklopfen. Es war ihr bänglicher zu Muthe, als sie sich de? Anschein gab. Von Jan Jvens Hart herzigkeit hatte sie schon viel im Städtchen munkeln gehört aber das war es nicht, was ihr Herzklopfen verursachte. Ihr kleines, sechzehnjäh riges, für Romantik empfängliches, nach Abenteuern lechzendes de: Jan Jvens war txr Jugendge liebie ihrer Mutter genxfen, einst, vor langen Jahr«n ein halbes gen sein, Stürme waren darüber hin gefegt, Frühlings-, Herbst- und Win terstürme; sie hatten gerüttelt, ge schüttelt, gezaust, geknickt, verweht bis von der heißen Liebe zu Jan Jvens in Käte Liihrs H«rzen nur eine blasse, leise Erinnerung zurückgeblie ben war leiser, heimlicher, als die Klänge der Aeolsharfe, als das Rau nen der Wkpfel im sommerlichen Wal d>!, als das Flüstern der Wellen in schwüler Mittagsgluth. Und gestern, in einer Stunde der Noth, Angst, Sorge, hatte Käthe Lühr in alten Erinnerungen gewühlt sie hatte gewesen, daß ihr die das alles erzählt hatte. Sie fühlte sich nun plötzlich als ein erwachsener Mensch, der auch Anrecht auf Liebe hatte. Ihr kleines H«rz dehnte sich. Zitternde, schlürfend« Schritt« laut. Schlüssel als Jan Jvens die Thür öffnete den Gefieder Lugte nach Janne und schlug mit den Flügeln. Der Alte aber löschte die Funzel und blickte sich Hand faßte? Daß er sie an seine Brust zog, als Kind seiner Käthe —? Aber Jan Jvens Gedankengang si« dir vorzog, weil er ihr eine gesi cherte Existenz bieten konnte. Jan Jvens hatte mittl«rw«ile «in Kontobuch aus «inem Regal genom men, das an der Wanh stand. Jetzt schlug er mit der flachen Hand dar auf. „Sie kommen deswegen, Mam felling? Kann's mir wohl denken!" „Ja," sagte Jann«, und kämpfte tapfer Furcht und Err«gung nieder. „Mutter bittet Sie, im Andenken an „Sieh da!" Wieder lachte der Alte mals nicht träumen lassen, daß ein mal ein« Zeit käme, wo mich Käthe Liihr zu find«n wüßt«. Aber ich habe hingearb«it«t auf diese Zeit jah r«lang und jetzt soll meinem Le benszwecke die Krone aufgesetzt wer den. Schad«, daß es Ihr Vater nicht mehr miterl«ben konnt«! Er hat sich einen günstigen Zeitpunkt gewählt zum Sterben. Ha, ha, ha! Kurz vor dem Konkurs! Und nun soll ich Ih nen h«ls«n, daß auf d«s Todt«n Ruf kein Makel fällt so drückt man sich schön aus. Aber sagen Sie Ihrer Mutter," der Alt« erhob seine Stim me, „Auge um Auge, Zahn um Zahn, das ist mein Evangelium! Weiter hätte ich Ihnen nichts zu sagen." „Aber ich hab« Ihnen noch etwas zu sagen!" In Janne Liihrs Stimme zitterten Thränen, Zorn und eine grenzenlos« Enttäuschung. Sie hat al les Kindliche abgestreift: „Schämen Sie sich!" schleudert sie dem Alten entgegen: „Wie können Sie mit kalter Berechnung die Existenz d-rjenigen vernichten wollen, die sie liebte? Wie können Sie über Verhältnisse urthei len, die Sie nicht kannten und ken nen? Mein« Mutter ist nicht glück lich gewesen in ihrer Ehe w«il sie denjenigen, den man ihr, ohne si« zu fragen, als Gatten bestimmt«, nicht liebte! Sie erfüllte eine Kindespflicht, indem sie meinem Vater," Jannes Stimm« würd« leiser, „ihre Hand reicht«. Meine Großeltern waren da mals in der gleichen Lage wie wir jetzt, und mein Vater hals. Ich aber heiße Jann« und jetzt, nachdem ich Sie kennen gelernt habe, thut es mir leid, daß ich so heiße!" Zwei blau« Mädchenaugen blitzten in di« Jans. Dann wandt« sich di« Klein« verächtlich, und ehe der Alte noch etwas erwidern konnte, hatte Janne die Stube verlassen. Er hörte ihren leichten Schritt im Flur. Die Hausthür fiel krachend hinter ihr ins Schloß, und nur der messingene Klo nach. Die alten Leute in der alter Straße aber, die Janne wie gejagt davoneilen sahen, schüttelten mitleidig die Köpfe. „Die Sache ist böse abge laufen," sagten sie, „die arme Frau, das arme, kleine Mädchen!" Jan Jvens aber stand und schaute vor sich hin. „Alter Schafskopf!" kreischte d«r Rabe. Da schüttelte «r di« Faust L«gen das Thier, daß der Rabe erschreckt aufflog und sich auf den Gardininkasten r«ttete. Der Alt« aber schaute in die Fun ken, in di« tanzenden Funken, die in den Rauchfang hüpften wie lose Gei stlichen, und sah sie doch nicht. Er Windes, und wußte nicht, woher der Klang kam. Der Klang des Goldes, den er seit Jahren nur im Ohr gehabt hatte, des Goldes Gleißen und Gliin sllr das, was um ihn vorging, sie hatten das Beste in ihm getödtet! Oder lebt« es noch? Schlief es nur einen todesähnlichen Schlaf? Sollten zw«i blau« Augen wieder wecken, was nickt wie eine, di« sich im Unr«cht fühlt«. So fest, gerade, hatte sie ihm in di« Augen geschaut wie einst Kä the. verdienen kann, bringt schnell und leicht das Wuchern. Nur ein Gewissen darf man nicht haben, das Herz muß gegen menschliches Elend dann steht dem Reichwerden nichts im We ge Es klang, als wenn di« Luft Klänge Der Rabe saß still und blickte mit Dämmerung kroch heran. Da tappte sich Jan Jvens nach der Wand, wo in einem kleinen Behälter Streichhölzer durchblättert« sie, sichtete. Er schlug das Lebenswerk kr«uzweise zwei dicke Striche zwei Augen schwebten ihm dabei vor, zwei blaue, muthig« Augen, die auch verächtlich blicken tonnten. ein Päckchen, die Papiere vor. Und so bedächtig, wie er di« Striche gezogen dem Gardinenbrett begann mit den Flügeln zu schlagen. zu Ter Fachmann. „Meine Herren," sagte Heinrich Heinrich, der reiche und noch sehr ju gendliche Referendar, „in dieser Hin sicht bin ich Fachmann, da können Sie sich auf mein Urtheil verlassen." „Natürlich," brummt« Fritz Scheh ler, der Stammtischgenosse und un versöhnliche Gegner Heinrichs, „das weiß man ja, daß Sie Fachmann sind! Es giebt ja wohl kein Fach, worin Sie nicht mit ihrer unerreich baren Weisheit ausschlaggebend sein Heinrich betrachtete mit einem mit leidigen Lächeln den kl«in«n, choleri schen Apotheker; «r Psl«gte ihn nicht sehr ernst zu nehmen, denn er glaubte, daß nur kleinlicher Neid diesen seinen Rivalen verzehrt« Neid aus die „Gunst der Damen" und so weiter. Denn Heinrich hielt sich für eimn Liebling der Götter und Göttinnm und war infolge dessen ein f«hr glück lich«. Mensch. „Wir sprachen hier von Pferden," sagte er mit unausstehlicher Nachsicht in Ton und Miene. „Sie wissen ja all«, daß ich ein passabler Reiter und Fahrer bin, und daß ich mir die be sten Ps«rd« der Stadt halte." „Ich halte mir zwar keine Araber," versetzte Schehler, „aber dafür bin ich auf dem Lande aufgewachsen mein Vater ist Besitzer, Herr Heinrich von. Und ich halte den Pferdehändler Lehmann aus Pyritz für einen sehr ehrlichen Menschen." , „Na, na, Schehler," rief man in der Tafelrund«, „seien Sie kein Idea list. Ein Pferdehändler muß gerissen sein, sonst kann er kein« Geschäfte „Man kann gerissen und doch ehr . lich sein," verkündete der Apotheker, der während des Sprechens aus dem Fenster sah. Uebrigens kommt er dort. Er führt den Gaul selber, Herr Weigling, den Sie kaufen wol len. Ein famoses Thier scheint es zu sein." Herr W«igling saß zwischen dem Apotheker und dem Referendar wie zwischen Scylla und Charibdis. Er ihn verschlingen werde, und da er ein etwas unselbständiger Herr war, so schwankte er beständig zwischen seiner eigenen und den verschiedenen Mei tzer.' Jetzt erhob er sich. „Es ist «in Kreuz!" murmelte er. „Ich soll und muß reiten, weil ich sonst zu dick w«rde, und dabei mache ich mir doch gar nichts daraus." Bei diesen Worten ging er zwischen Heinrich und Schehler auf den Hof hinaus. Die ganze Stammtafel folgte. Da stand H«rr Lehmann aus Py ritz und hielt den Braunen am Zügel. Als er den Referendar erblickte, ward seine Miene düster; er wußte, daß dieser Herr imm«r etwas an seinen Rossen auszusetzen hatte vielleicht nur deshalb, weil er selbst bei einer sehr bekannten und theuren Firma kaufte. Herr Weigling ging um das Thier „Das Pferd ist tadellos g«ritten," begann Lehmann, ~«S ist fünf Jahre Braunen schwang und ihn nun m „Prachtvoll!" rief Schehler aus. „Mensch, Weigling, Sie haben ein Riesenglück, daß Sie einen solchen Dame reiten so eine Walkürenge stalt wie Frau von Better." Herr Weigling wurde roth wie ein kleines Mädchen. Alle Welt wußte, sich um die hübsche Wittwe be „Der Gaul ist sehr nett," sprach er ' viel davon. Herr Heinrich, Sie sagen ja gar nichts gefällt Ihnen das Pferd nicht?" „Das Vieh ist viel zu kurzhalsig. ! außerdem hat es zu weiche Fesseln und es „bügelt". Ich find« vor all«m, daß so 'ne lange Deichsel für Sie nicht paßt, lieber Weigling. Sie legen den Pferdehändler an. „Sie hören, was Herr Heinrich sogt," meinte er leise, „der Herr ist lich auf d«n Braunen und probirte ihn; aber schon beim Aufsteigen raunte ihm Heinrich zu: „G«b«n Sie ortvntlich Schenkel druck ich halte das Vieh für eine Zicke" cht W ' l' > welch ein zaghafter Reiter auf ihm Pferd für mich. Es ist wirklich sehr Hals ...." „Na ja," sagte der Pferdehändler 80hne...." . .^ Gaul berichten vielleicht kauft er ihn. Was soll er denn kosten?" „Fünfzehnhundert Mark ist billig Schehler, .edel sei der Mensch —" genthUmlichkeit meines Braunen zei gen. die besser ist als jeder Steck brief." Bei diesen Worten öffnete er dem Pferd das Maul, schob ihm den Kopf erstaunten Zuschauern, daß der Gau men des Pferdes ein richtiges Muster auswies; er war nämlich schwarz und weiß grstreift, ganz regelmäßig und t i" j i „So etwas werden Sie auch nie wieder sehen. Es ist ein Naturspiel, das man sich nicht erklären kann, vielleicht hat di« Mutterstute eine heimliche Liebe zu einem Zebra mit sich herumgetragen, und das verräth sich nun in diesem seltsamen Gau sche. 6 ' 2 „Gewünschtes Reitpferd unterwegs. K«nen Ihr» Geschmack, hoffen Rich- tig«S getroffen zu haben. Preis 3IXX) fest." wenn er mit dem Pferde einträfe, !n den Gasthof geschickt werden sollte, wo er Mittags und Abends speiste. Auf diese Weis« hoffte er seinen neuen färbe, wie man sie bei geschorenen Pferden im Frühjahr zuweilen sieht. Die Mähne war, einer Tagesmode folgend, kurz wie bei einem Pony ge schnitten, und überall sah man das volle Geiider des feurigen Thieres durch die fast lahle Haut schimmern. Der begleitende Reitknecht, mit dem Heinrich zunächst allein sprach, zog unterthiinigst die Mütze und mur melte: „Herr Heinrich, der Herzog von Ortenstein reslektirt« gang bestimmt auf dieses Pferd. Es war das beste aus unserm Stall. Aber Herr Luck sagte, diesen Gaul dürfte kein anderer bekommen als Sie, und er nahm ihn dem Herzog vor der Nase weg für Sie! Daß Si« ihn behalten würden, daran brauchten wir nicht zu zwei feln; wir wissen doch, daß Sie Fach- Geschmeichelt lächelte Heinrich, schwang sich auf den Rücken des Pferdes und probirte seine Gänge. „Tadellos!" verkündete er der Ta felrunde, zu der er nun zurückkehrte, „ich schließe den Kauf telegraphisch ab." Die Depesche ging ab, und nun be gab man sich auf den Hof, um das Prachtthier anzustaunen. Allgemeiner Beifall erklang. Nur Herr Weigling schwieg eine lange Weile. Endlich sagte «r: „Wissen Sie. Herr Heinrich, wenn nicht die Farbe so anders wäre, würde ich sagen, der Gaul sieht dem Brau nen ähnlich, den mir Lehmann im Herbst verkaufen wollte." Heinrich lachte höhnisch. „Du mein« Güte, sagen Sie das bloß nicht so laut, li«ber Weigling!" rief er. „Sie blamiren sich ja. Die ses englische Halbblut und der arm selige Braune von damals!" Er amüsirte sich so sehr, daß er so fort die Herren zu ein paar Flaschen Sekt einlud, um diesen ungewöhnlich günstigen Einkauf zu feiern. Während er hineinging, um dem Kellner seine Anweisung zu geben, winkte Herr Schehler den Stamm tischgenossen! „Auf ein Wort, meine Herren. Bleiben Sie doch mal einen Augen blick hier." Bosheit leuchtenden G«sicht öffnete der Apotheker dem Gaul das Maul, blickte hinein und stieß ein schallendes Ge lächter aus. „Dachte ich's doch schon! Hurrah, meine Herren! Lehmann aus Pyritz hat seine Rache genommen bitte, hlicken Sie her." Und siehe da, der Gaumen des edlen Rosses war regelmäßig schwarz und weiß gestreift! Die Tafelrunde brach in ein home risches Gelächter aus, das bis in den Speisesaal hineindröhnte, wo der ah nungslose „Fachmann" soeben seinen Freudentrunk bestellte. Herr Heinrich Heinrich hatte auf dem Umwege über die Firma Luck >K Co. für MW Mark den verschmähten Braunen des Herrn Lehmann aus , Pyritz gelaust. »in «al»mo Ein blinder Straßenmusikant, so wird in einem chinesischen Blatte er zählt, stand an dem Ufer eines Flus ses und wußte keinen Rath, den Strom zu überschreiten. Er bat einen daher kommenden Oelhändler um Hilfe. Die ser hatte Mitleid mit dem hilflosen Blinden, nahm ihn auf die Schulter, gab ihm seinen Gcldsack zum Halten und trug den Alten so durch den Fluß. Als er am anderen Ufer den Blinden absetzte, weigert« sich dieser, den Geld sack zurückzugeben, erhob ein großes Geschrei und erklärte, das Geld sei sein Eigenthum. Die Sache kam vor den Richter, und beide Parteien beschworen hoch uwd heilig, daß das Geld ihnen gehört. Der Richter stand vor einer schwierigen Entscheidung. Er ließ aber den Sack mit dem Gelde in einen Was serbehälter ausleeren und erklärte plötzlich mit Bestimmtheit, daß der Oelhändler der Eigenthümer sei. Als man ihn nach den Gründ«» des Ur theils befragte, erklärte er, daß das von dessen Gewerbe haben müsse; und in der That, in dem Wasser schwam men winzige Oelvartikelchen. Das Letzte. „Ja, liebe An gele, wenn ich mit dir in die Oper gehe, bist du eifersüchtig auf die Sän gerinnen; wenn ich mit dir in den Äleidnng und Charakter. Kleine Ursachen, große Wirkim gen!" Dies alte Sprichwort, so schreibt ein« deutsche ZAltter, bewahr heit«t sich wieder, wenn man sich den Einfluß der Kleidung aus die Cha rakterbildung klarmacht. Daß die heit in verhängnißvoller Weise schä digt. ist bereits so häufig gesagt wor den, daß ich heute nur insofern da rauf eingehen will, als die Gesund heit ihrerseits naturgemäß ein«n gro ßen Einfluß auf das Gemüthsleben ausübt, und so kann man indirekt ge wiß auch der Kleidung manchen Cha» raiterfehler, wie Launenhaftigkeit. Gereiztheit, Unfrohheit anreSnen. Wenn ich nun in der Art, wie heute die kleinen Mädchen gekleidet werden, direkt einen Erziehungsfehler erblicke, so liegt es mir durchaus fern, die Rücksicht auf das Hübsche, Anmu thige ganz bei der Kleidersrag« aus schließen zu wollen. Auf die Frage ,Mie kleiden wir unsere Töchter?" ist die einzig richtige Antwort „Zweck mäßigkeit". Bei der Kleidung muß also immer der Zweck, die gesunde Entfaltung des menschlichen Körpers, in erster Linie berücksichtigt wie dies ja bei der Knabenkleidung auch durchaus d«r Fall ist. Dabei ist doch jede Mutter bestrebt, auch ihren kleinen Jungen niedlich anzu ziehen, auch er freut sich über einen hübschen, n«uen Anzug, und auch er seine Sachen zu „schonen". Aber im merhin wirb ein Fleck, ein Riß im Knabenairzug niemals als ein solches „Verbrechen" angesehen, wie beim Mädchen, ganz abgesehen davon, daß d«r so sehr viel zweckmäßigere Kna benanzug nicht so leicht gefährdet ist. Der Knabe sieht im Anzug nichts an» der«s, als das Mittel, ihn vor Erkäl tung zu schützen, während dem klei nen Mädchen d«r Anzug als „Selbst zweck" dargestellt wird. Sich „klei den" ist für das kleine Mädchen gleichbedeutend mit „sich putzen", „schön sein", „gefallen"; dadurch aber die dem kleinen Mädchen die Kinder- Unbefangenheit zerstört, oder zu ei nem Mittel, es zum gefallsüchtigen Modepüppchen zu drillen. Di« vereinfachte, zweckmäßige Mäd chenkleidung soll ich beton« es noch einmal durchaus nicht zur Ver nung, Sorgsamkeit und Reinlichkeit sind wichtige Erziehungsmittel. Man > tadelt ja auch einen Knaben, einen Jüngling, der sich im Anzug vernach lässigt. Während aber der männliche > „Dube" zur Spottfigur wird, ist das > weibliche Modepüppchen in gewiss«» Klassen unserer Gesellschaft noch im mer etwa durchaus normales, ja es ren Gefährtinnen vorgezog«n. Auf di«s« Weise erzieht man die Jugend , zu Salondamen, und daher kommt es, worden, sie putzen sich auch innerlich, geistig und seelisch, statt sich in edler Natürlichkeit zu geben. „Rückkehr zur wollen. Wink« für Havssr«»«». 1. Helles Gebäck. Man nimmt al tes Gebäck, übergießt es mit Petro- Anrichten an. Sollte im Dunkeln ser 2. Wie erhält man sich Dienstboten? 4. Wie lassen sich Tintenflecke aus Herrenbesuch? Füttere die Besti«. Haus? Schließe ihre Kleider «in. 9. Wie fesselt man den Gatten an's Haus? Verstecke sein« Perrücke. der Küche? Man fülle die Petro leumkanne mit Wasser. 11. Wie spart man Kohlen? Man koche mit Gai. Frisch«? Man lasse sie auf etwas