Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 20, 1906, Image 2

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    Datum des Poststempels.
Es war am 14. April des Jahre!
1906. Ich muß genau sein; denn
erstens hantxlt es sich hier, wie schon
die Ueberfchrifi besagt, gerade um das
Am"4/Äprttdts Jahres 1905 also
saß der Redakteur Ernst Krobisch an
feinem Schreiblisch. Es war 5 Uhr
Abends. Er schrieb in sein Notizbuch:
„Post. Lesezimmer. Rath-
Taschenbuch ihres Mannes.
„Das willst du noch alles abma
chen?" fragte sie.
Schulter sah, einen Geschäftsbriefbogen
aus der Mappe.
„Nimm doch einen ordentlichen Bo-
Grete.
an! Uebrigens werden Norfs in den
So! Du kannst den Brief schon
garren hole!" Und damit ging er
aus der Thür. Frau Grete las den
Brief noch einmal durch:
„Redaktion der Hansa-Post.
Sprechstunden von 2—4 Nachmittags,
Telegrammadresse: „Hansapost Ham
burg".
Chefredakteur: E. Krobisch.
Hamburg, Datum des Poststempels.
Lieber Freund! Mein« Frau und
ich hoffen, daß Ihr uns noch einmal
«inen Abend schenkt. Paßt es Euch
morgen? WennJa, so ist keine Ant
wort nöthig, sonst bitte ich aber um
telephonischen Bescheid. Wir erwar
ten Euch also um 7 Uhr zum Abend
«ssen, ganz en kamille.
Herzlichen Gruß, auch Deiner Gat
tin, und natürlich auch von meiner
Frau! Dein
Ernst K."
Alles war also in Ordnung, nur
der Geschiistsbogen gefiel Frau Greten
nicht. „Wir hätten auch eben telepho-
Niren können!" dachte sie. „Aber
nun ist der Brief einmal geschrieben."
Sie adressivte und klebte die Marke
auf und schob den Brief in die rechte
Seitentasche des Mantels ihres Ehe
gemahls. Dieser kam gerade mit
und Hut, zog den Mantel an
und fragte: „Wo ist der Brief für
Norfs?"
„Ich hab« ihn schon in die Mantel
tasche gesteckt. Du. wird dir der Win.
termantel nicht zu warm?"
„Ja, du kannst ihn morgen in den
Schrank hängen und mir den leichten
Ueberzieher herausholen. Heute Abend
geht'S noch so. Lebewohl, Frauchen!"
ES folgte «in dreifacher Abschi«dS
luß, denn Krobifchs waren noch sehr
jung verheirathet.
Der Chefredakteur d«r Hanfapost
erledigte feine Gänge. Er schlenkerte
vergnügt mit dem Stock, den er in der
rechten Hand trug, denn er freute sich
«uf den gemüthlichen Abend morgen
mit seinem Freund Norf. An der
Post steckte er die Briefe aus der hin
ken Rocktasche in den Kasten, nahm
die eingelaufene Correnspondenz in
Empfang und ließ sie in die leer ge
wordene Tasche gleiten; denn das war
nun einmal die für alle Brief« be
stimmt« St«lle, in die er niemals et
was anderes hineingesteckt haben
würde. Im Lesezimmer sah er ein
paar Berliner Blätter durch und über
flog die angekommenen Briese. Nichts
Wichtiges. Im Rathhaus wechselte er
wenige Worte mit einem Mitarbeiter
der Hansapost. Im Club spielte «r
«ine Partie Billard und nahm bei d«r
Gelegenheit das Manuskript des
Theaterkritikers in Empfang. Gegen
8 Uhr, pünktlich zum Abendessen, war
«r wieder zu Haus«.
» « »
Am IS. April des Jahres 1905
lehrte der Redakteur der Hansapost
schon eine Stunde vor der gewohnten
Zeit Abends nach Hause zurück, denn
«r erwartete ja Gäste. Er trug den
leichten Ueberzieher. Der Winter,
niantel war in den Schrank gehängt,
und niemand ahnte, daß in der rech
ten Seitentasche dieses Kleidungs
stücks die Einladung für Herrn und
Frau Norf ruhte und aller Wahr
scheinlichleit nach dort einen Sommer
schlaf halten würde. Ernst Krobisch
warf eine Blick in die Küche, wo seine
Frau mit dem Mädchen hantirte.
»Haben Norfs schon angerufen?"
.Nein!" „Alsd kommen sie!" er»
klärte der Hausherr mit jenem Ton
der Ueberzeugung, der jeden Zweifel
ausschließt, .Du, Grete, ich habe eine
feine Ananas mitgebracht und setz:
die Bowle schon an. Thomas ist
Kenner auf dem Gebiete. Was kochst
du Gutes?"
„Wird nicht verrathen!"
ohne das ein Vertrauensvotum!" sagte
Ernst Krobisch, indem er als Sach
verständiger die Düfte einsog, die aus
telephonische Erkundigung im „Hotel
Herrschaften seien seit 4 Uhr Nach-
Worte ."Rücksichtslosigkeit, Mangel an
Lebensart, Künstlerhochmuth!" Tho
mas Norf war nämlich von der Ju
himmel aufgehe".
Frau Grete ärgerte sich laut, Ernst
ärgerte sich im stillen. Die Bowle
war auf eine größere Betheiligung ein
feiner besseren Hälfte kaum bemerkte.
Als er sich an's Klavier setzte und ein
ziemlich durstiges Etudentenlied an
den Rücksichtslosigkeit behandelt?
schen Lieder vortuten, die ihr früher
brüllt habt? Du bist überhaupt schon
j halb betrunken!"
' Jetzt stieg auch Ernst das Blut zu
> deutlich sti'lisirst..."
> „Grete! Ich bitte dich, ich bin der
Chefredakteur der Hanfapost und
verstehen!^
„Leider leider!"
„Die Grundsätze, die ich Glücklicher-
Ansichten. Zwischen Papa und Ma
sich so lieb hatten! Aber die That«
fach«, daß jetzt so wo» Aehnlichei vor
gefallen, ließ sich nicht gut bestrei
ten ...
Und was war nun zu thun? Hin
auf gehen und Frieden schließen?
Aber damit machte er sich ja lächerlich
wollte ihr das ja gern auf alle Weise
erleichtern, ihr beim ersten Wort mit
«inem Kuß den Mund schließen, alles
vergeben und vergessen aber zuerst
kommen mußte sie!
Die Thür des Salons war halb
offen geblieben. Ernst schenkte sich,
ohn« was Böses dabei zu denken, ein
neues Glas Bowle ein. Als er sich
wieder setzte, merkte er selbst, daß er
einen kleinen Schwips hatte. Aber
betrunken? I, keine Ahnung! Wie
sch« Lieder! Na, wenn das unmora
lisch war!
Er ärgerte sich schon wieder und
zündete eine von den Jmportirten an,
die er für Thomas Norf refervixt
hatte. Er dachte nicht im mindesten
wieder ordnen und gerieth darüber
unwillkürlich in's Lesen der Texte.
Sie waren doch famos, die alten
unmoralisch nennen konnte, dem mußte
eben jedes Gefühl für Humor abgehet.
Merkwürdig: er hatte ein solches
bemerkt!
Er blickte auf... Da stand Grete i»
der halboffnen Thür, mit rothgewein
gekommen, ihn wegen ihrer Heftigkeit
um Verzeihung zu bitten; sie hatte ge
dacht, er würd« auch wohl betrübt und
reumüthig sein? und nun saß er da
und trank die ganze Bowle leer, und
liches Lächeln auf und sagte:
„Na siehst du wohl! Darum keine
Feindschaft nicht!" und damit woll
te er aufstehen, um den erwarteten
„Aber Grete! Ich hab' ja freilich
In Gedanken geraucht und mir auch
noch ein Glas Bowle eingeschenkt,
aber doch nur um mich sozusagen ein
Heuchler! Ich stand schon fünf Mi
jetzt genügend, ich weiß auch, was ich
zu thun habe. Zum Glück ist mir das
Elternhaus nicht verschlossen!"
Und Frau Grete Krobisch verließ !
mit langsamen, würdigen Schritten
zum zweitenmal d«n Salon und schloß
oben im Schlafzimmer die Thür hör
bar hinter sich ab. Hoffte sie, Ernst
würde anklopsen? Das that er nicht.
Er war durch die Scene wohl wieder
ganz nüchtern geworden, und er trank 5
nicht einmal den Rest der Bowle aus,
gelöscht hatte, festen Schritts in fein
Redaktionsbureau, wo er ein un
gewöhnlich langer Mensch auf einem
besonders kurzen Sofa eine be
gelang ihm zwar nicht, aber trotzdem
schlief er über der Zeitungslektüre bald
gewohnten Zeit. Er machte Toilette,
so gut es ging, und stieg hinunter in's
Eßzimmer, nicht ohne einen kleinen
Seite auffallend kühl, und Frau Grete
ließ sich mit Migräne, die sie sonst
noch nie gehabt hatte, entschuldign,. I
Z?orfs merkten die Verstimmung zu
irst nicht, und Thomas sprudelte
herau»:
„Gott, wii wären so gein nochmol
g«st«in auf «in paar Stund«n mit euch
zusammengcwesen, und wir waren so
gar schon auf dem Wege, aber denk'
dir, Ernst, da kam mir mein Theater
direktor in die Quere, und d«r hat uns
mit zum Alsterpavillon geschleift, wo
wir richtig bis in die späte Nacht hän-
Si« wollten kommen also haben
sie die Einladung richtig erhalten.
Eine zufällig« Begegnung auf der
Straße genügt, um sie aufzuhalten,
und dann entschuldigen sie sich noch
nicht einmal! So steckt das Schau
spielermileu selbst gebildete Menschen
an! —Diese Gedanken LußerteKrobisch
Und von jenem Tage bis zum
Herbst desselben Jahres hörten die
Familien Norf und Krobisch nichts
Am 12, October des Jahres 1905
dem Dienstmädchen zum Ausbürsten
übergeben. Dienstmädchen sind, selbst
die Perlen unter ihnen, gedankenlose
Brief. Sie bürstete gründlich und
die Taschen, Daß dabei det Brief
diesmal in die linke und nicht in die
steckte Ernst Krobisch
des Billardspiels hatte ihm der Thea
d«r hier ist? Er soll einen Ruf nach
lachte sie und sagte: „Weißt du
daß er mit seiner Frau gern heute
Abend bei Krobischs speisen würde
und daß man sich auf das Wiedersehen
nau nehmen! Im Grunde freute
sich, Ernst hatte unter der Verstim
mung zwischen ihm und Norf wirklich
ihn mit geheimnißvollem Lächeln.
der Suppe sagte sie: „Gibt es in d«r !
Stadt schön« AnanaS? Du könntest
gen!" Ernst sah sie kritisch an. „Ich
Der 13. October? Nein, dabei fällt
„Weil ich heute besonders Lust
darauf habe!" sagte Grete, und als !
Einsts Blick daraufhin noch kritisch«!
würd«, fügte sie hinzu: „Und außer
speisen!"
Ernst Krobisch verschluckte sich vor
freudigem Schreck,
nisch angesagt, und ich bin auch schon
auf alles eingerichtet. Also die Ana
nas besorgst du, nicht wahr?"
Und Ernst besorgte die Ananas und
setzte wieder eigenhändig die Bowle
an, genau dasselbe Quantum und
Qual« wi« an jenem bösen 15. April.
»Herzlichsten Dank, daß ihr
kommt!" rief Ernst seinen Gästen
entgegen. „Wir dachten schon, ihr
wolltet nichts mehr von uns wissen!"
„Und dasselbe haben wir von euch
geglaubt!" antwort«te Thomas Norf.
„Aber nun wollen wir nicht mehr da
von reden. Wenn ein Mißverständ
nis vorgekommen ist, mein Gott! wir
Haben's wahrhaftig nicht gewollt!"
„Dann wollen wir uns sogleich zu
Tisch setzen," sagte Frau Grete, die
für ihr«n Fisch fürchtete und an den
Karpfen vom April dachte.
Es war an dem Abend gemüthlich
bei Krobischs, und als man später bei
der Bowle saß, drückte Thomas seinem
alten Kameraden gerührt die Hand:
„Du, das war doch sehr lieb von dir,
daß du den ersten Schritt gethan!
Woher wußtest du überhaupt, daß ich
hier bin?"
Ernst sah ihn verblüfft an und sagte
langsam: „Daß du hier warst, hörte
ich im Club. Aber ivas meinst du mit
dem ersten Schritt?"
„Nun, deine gestrige Einladung!"
„Meine Einladung? Hör mal,
Grete, hast du mir etwa heimlich diese
frohe Ueberraschung bereitet?"
„Ich?" sagte Grete mit ungeheuchel
ter Unschuldsmiene.
„Ach was, du hast mir doch selbst
geschrieben!" rief Norf nun fast ärger
lich und holte den Brief aus der Ta
sche, der noch im Umschlag steckte.
Ernst Krobisch besah daS Schrift
stück von allen Seiten. Da stand:
Datum des Poststempels; und der
Poststempel besagte deutlich: Ham
burg Hauptpost, 12. Oct. 1905 7—B
N. Seine Handschrift ließ sich auch
nicht wegleugnen, und der Zusammen
hang dämmerte ihm undeutlich.
„Ach ja. ich dachte im Augenblick
nicht daran!" sagte er leichthin. „Dir,
Grete, erkläre ich das nachher. Komm,
Thomas, wir müssen anstoßen!"
Im Stillen aber fluchte er: „Die
Postverwaltunz! Hat voll« sechs Mo
nate nöthig, um einen Stadtbrief zu
befördern!" Und da sich für ihn der
ganze Zusammenhang ni« aufgeklärt
hat. so tragen seine Briefbogen noch
heute den gefährlichen Vordruck: Da
tum des Poststempels.
Militär-Humor.
Wo viel Jugend beisammen ist, da
herrscht auch Lust und Fröhlichkeit.
Das ist eine Wahrheit, die unter allen
Himmelsstrichen und bei allen Natio
nen gilt. Sie ist auch an keine Etappe
der Geschichte geknüpft, und schon die
ältesten Sagen wissen davon zu erzäh
len. In unseren Tagen tritt sie be
sonders an zwei Stellen in die Er
scheinung: im Student«nleben und
beim Soldatenstande, Und hie: wie
dort erhält das fröhliche Thun und
Sagen oft einen kleinen Beigeschmack
von Ironie, von Opposition gegen
zopfige Pedanterie, gegen verknöcherte
Anschauungen, der bald mehr, bald
weniger hervortritt und sich nicht zu
letzt auch gegen Vorgesetzte richtet;
ebensowenig wird der Eommilitone.
der verschont, und man
sen scherzhaften kleinen Reibungen
auch ein erzieherisches Element inne
wohnt. Tritt diese Lust am Scherz
und an der Neckerei schon unter den
gewöhnlichen Verhältnissen d«s All
tagslebens in die Erscheinung, so
potenzirt sie sich zu drastischem Spaß,
wenn abnorme Umstände eine größere
Zahl junger Männer an einen Ort l
bannen, wo die anderen, ablenkenden
Faktoren unseres Kulturlebens ge
selliger Familienverkehr, festes Heim, !
literarische und künstlerische Zerstreu
ung fehlen. Das ist aber für die
militärische Jugend in hohem Grade
lnach d«m weißen Koller). Fast jede
Waffe hat ihren Spottvers:
„Der Kürassier, das ist ein Mann,
Der Helm und Harnisch tragen
Bieh,
Auf's Pferd gesetzte Infanterie."
Wie andere Leute umgebracht."
„Was auf der Protze sitzt und frißt,
Das ilt des Könias Artillerist."
Auch für einzelne Wesen oder Ge
genstände gibt es Spottnamen. Das
heißt „der Gefechtsesel", die Kanone
ist „Knalldroschke" getauft worden,
der Bollbart eines Reserve - Offiziers
heißt „der Fußsack", die lose Man
schette „der Roller." Letztere ist. wie
Streichholz als Verschluß besitzt,
sitzenden Rock.'mag er auch abgetragen
sein, legt der Offizier viel Gewicht.
Andernfalls ist er gern geneigt, von
»Modell Albrecht der Bär." Die Ge-
Abgekanzelte kehrt macht: „Mir
auch,"
Ein weiteres Feld für scherzhafte
fälle bieten die Borstellungen. Es gibt
ein beliebtes Mittel, daß man zuerst
Müller, Schulze, Schmidt und Leh-
Weiß, Rothe. Blaumann, Graukows
ky und Gelbkopf. Danach kommen
genügt. Ein sehr hübscher Vor
stellungstrick ist es, die Leute das
Drillichzeug unter das Hemde anzie-
Mann trägt rechts Strumpf, links
Fußlappen." Verlangen Excellenz
Strumpf, so wird dieser, andernfalls
jener Fuß vorgezeigt.
ist eine seiner Uniformen ausgestopft
worden. Ein gewisses Geschirr stellt
den Kopf dar, durch den Henkel ist ein
Büschel Heu als Bart gezogen, und
> oben thront der Helm mit Haarbusch.
ist es, wenn er sämmtlich« Möbel auf
Nachts hoch zu Roß vor d«m Bett er
teuflisch«! Heimtücke in Zwischenräu-
Spektakel loslassen.
Beise, oftmals zu selbstgemalten
Der sieht die strahlenden Gesichtei,
Der Schlaf der Kindt?.
Welch« Mutter hat nicht immer
wieder mit Entzücken den Schlaf ih
rer Kinder beobachtet? Wenn Kin
der schön sind im Schlafe sind sie
am schönsten. Kinder bedürfen auch
ausgiebigen Schlafes und Störungen
machen sich in ihrem Befinden, in ih
rer Stimmung, in ihr«m Appetit, in
ihrem ganzen Wesen geltend. Es iji
äußerst schmerzlich, ein Kind schlaf
los sehen zu müsse», und wer einmal
solchen Zustand mit erlebt hat, der
wird sich sehnlichst wünschen. Mittel
zu wissen, wie dem abzuhelfen ist.
Namentlich di« Mütter, die ihre Kin
der nicht ander«n Personen überlas
s«n und unter der Schlaflosigkeit d«S
Kindes selbst mitleiden, werden dies»
Sehnsucht empfinden. Darum mögen
hier die Erfahrungen wiedergegeben
sein, di« Kinderärzte niedergelegt ha
ben.
Um zu b«urtheilen, was als
Schlafmangel anzusehen ist, muh
man wissen, was als normales
Schlasmaß für Kinder zu bezeichnen
ist. In den erst«n dr«i Lebensmona
ten schläft daS Kind normalerweis«
fast fortwährend; der Schlaf wird
nur unterbrochen, wenn daS Gefühl
des Hungers oder Durstes den
Säugling aufweckt. Nur für kurz«
Zeit wird allmählich auch ohne solche
Störungen der Schlaf sistirt. Im
zweiten Quartal erfährt er etwas
längere Pausen, in denen das Kind
dann schon die äußeren Eindrücke leb
haft in sich aufnimmt. Längeres
Wachfein ist aber erst im dritten und
vierten Vierteljahr normal. Der Ver
stand hat angefangen, sich zu ent
wickeln, das Kind hört und sieht mit
Neugier und mit Wißbegier, es ist
bereits Theilnahme an den äußeren
Vorgängen und das Vorhandensein
von Gedächtniß festzustellen. In die
ser Lebensepoche, also etwa um die
Jahreswende, kann das Kind schon
einige Stunden hinter einander ohne
Anstrengung wach bleiben, obwohl
noch immer der größte Theil der 24
Stunden dem Schlaf vorbehalten
bleiben sollen. Gegen Ende des zwei
ten und bis in das viert« Lebensjahr
hinein ist noch immer ein 12stündiger
Nachtschlaf und am Tage ein I>/s —
2slündiger Schlaf «in dringendes Er
forderniß. Es frägt sich nun. wann
das Kind aufhören soll, am Tag« zu
schlafen. Bei 12- bis 14stllndigein
gutem Nachtschlaf braucht ein Kind
im vierten Lebensjahr nicht mehr am
Schwierigkeiten untertags in Schlaf
versetzt werden kann. Für die ganze
weitere Kindheit bleibt als unum
stößliches Gesetz, daß je nach dem Al
ter 12- bis gstllndige Nachtruh! un
bedingt nöthig ist. Erst mit Vollen
dung der Pubertät ist weniger Schlaf
dung der Pubertät ist weniger Schlaf,
etwa 8 Stunden, nöthig.
«Schlaflosigkeit kann nun in sehr
liegen, dabei viel im Schlafe sprechen
oder das Bett verlassen, in der Woh
nung, selbst im Freien umherirren
und nach einiger Zeit sich wieder nie-
Ich V hält d" 112 cht
Nervöse Kinder darf man nicht, wie
das so vielfach geschieht, bis spät in
die Nacht auflassen, sie im Zimmer
voller Rauch lassen, ihnen Bier oder
Wein geben, sie am Gesellschaftsleben
theilnehmen lassen, sie in'S Theater,
Regelung der LebenSweif« Abhilfe zu
schaffen. Aber es bleiben Fälle, in de
nen die Schlaflosigkeit so hartnäckig ist,
pfehlen ist die alte üble Methode des
Kinder in einen Betäubungszustand
versetzt, der nicht ohne ungünstigen
Einfluß auf das N«rv«nsystem bleiben
wird. Auch dürfen Kinder nicht in
das Bett der Mutter oder Pflegerin