»er »u«p. Bo ch W°L Wald^r^^ „Komm, mein Schatz und tauz mit mir!" Wortlaut dieses lustigen Lie- Eine von den die wie ein frohes Gerücht Stadt und Land durcheilen und einem überall entge «in kurzes heißes Leuchten auf. „Es ist seltsam, welchen Einfluß die Musik auf das Kind hat, sonst solche einfache Lieder Werth und Gel- Ivenn Sie uns wieder verlassen!" Das sollte bald geschehen! Die aufsteigende Verkehrswille des Frem denstromes, welcher sich zur Winters- Neinen Rest der blinkenden Tropfen deutlich der schale Bodensatz des sie haltenden Lebensbechers sah? Man sagt ja, daß Schwindsüchtige bis zum letzten Athemzuge hoffen. Der sich schwer aus der Brust los- Lunge langsam zu Tode penigte, unter dessen harten Qualen der ganze Körper zuckte und schüttelnd bebte, die fieberisch glänzenden Augensterne und die drückende Mattigkeit, welche jede schnelle Bewegung lähmte, deu- Teten das sichere End« aller Noth in nicht zu ferner Zeit an. Aber auch krank sein könnte; ein schlechter Gatte, aber ein zärtlicher Vater. Das Kind war sein Abgott. Aus seinen Erbtheil der Mutter. er die Kleine durch die Luft, daß sie so wortkarge Mensch? er wurde nicht müde, dem Kinde daS Wort Pa-pa vorzusprechen, von txm gierigen Brust, gegen. Genen lebendigen Säften hingebend genährt und selbst entsagt hatte? als die köstliche Frucht zur schönsten tödtlichen ren?! Bahnhos eilenden Gestalt ihres Man- Er wußte es wohl, aber mit grau samer Freude zerrte er in den ächzen den Saiten des zarten Instrumentes, mit plumper Faust riß er an den straff gespannten Nerven, daß sie trilmmern. denn mit ingrimmiger Genugthuung berichtete er ihr von dem Wohlergehen, von der besseren Aufnahmt und Pfleg« bei fremden Menschen. Von Tag zu Tag wurdt sie stiller. Das Wetter war anhaltend warm und ruhig, ihre sieberbrennenden Augen sahen leer und gleichgültig aus das weißschimmernde, schneebe deckte Gebirge, dessen reine, leichte Luft schmerzmildernd die wunde Brust durchströmte. Sie bat mich selbst aus Mitleid und Selbstsucht selbst formte die lockende Weise: letzten Male. hHs Z Mit fliegender Hast eilte sie auf dem in Gedanken tausendmal gemach ten Wege die Straße entlang stumpf und verständnißlos sah der Mann ihr nach und hatte auf meine stummes, blödes Achselzucken. Am Abend kamen sie zurück; ich hörte lautes Stimmengewirr, ein kur zes Aufkreischen des Kindes, einen schweren Hustenanfall, der mit wilder Gewalt lange die hemmenden Wände zu fpengen drohte dann kamen schleppende müde Schritte ganz lang sam die Treppe herauf. Draußen lag dichter nasser Nebel im Thal, hing triefend an Aesten und Zweigen und verzerrte alle Umrisse in's Ungemessene. Gespenstische. j Nun trat das lautlose, hastige Treiben im Hause ein, wenn es einen Schwerkranken in seinen Wänden birgt. Die Stimmen sind zum Flü stern herabgedämpft, dem Sonnen lichte wird der Weg versperrt, damit der Abschied vom lebenswarmen Licht nicht noch schwerer wird. Die hell hörigen Holzwände ließen nur manch mal ein würdiges Aufhusten, ein schweres Seufzen aus dem Kranken zimmer hindurch. Ganz aus der Hörweite der Mutter schlief das Kind in seinem Bettchen. Da, am zweiten Abend nach der aufreibenden Reife mit der schweren, glücklich wieder errungenen Bürde durch die mordende, nebelgetränkte Abendluft, da hebt im Nebenzimmer ein Rennen und Laufen an, ein röchelndes Gurgeln das klatschende Aufschlagen einer Flüssigkeit auf die Dielen wird durch den spitzen Ton eines auffallenden klirrenden Eimer- Henkels unterbrochen. Dann schallt das Schlagen von Thüren durch das Haus, deren breites Hallen von dem Schrillen einer Klinke kreischend zer rissen wird. Das laute Schreien de! Plötzlich schiebt sich eine Gestalt meine ich. wenn dann wird es schon ruhig werden, es hat doch sonst immer—" sein Mund verstummte, sein Blick suchte schuldbewußt am Boden, und geduckt wie ein geprügel- und Flecken. Der leise Wind streifte tenden, reinen Schmeselder auf den Bergfirmen k«Hen langsam die schweren bltsgrauen Schatten der wachsenden Dämmerung gespenstisch nach, bald lag die Natur in ihren trostlosen, düsteren Netzen wie unter einem mühsam verhaltenen Wei nen da. Die grauenhafte Todtenstille im Hause ließ ein unterdrücktes Schluch zen aus dem Nebenraum noch ein dringlicher erscheinen; aus dem ver hängten Bauer des Kanarienvogels drang ein scheuer, einsamer Laut und sank hastig in dem lastenden Schwei gen unter. Ein gütiges Schicksal wollte nicht doppelt qualvoll Tropfen um Tro pfen langsam aus dem gesprungenen samem Geiz die Scherbenrände/auf einanderpassend, ein Blutsturz zerriß jäh die Wand des Gefäßes, und der hervorschießende Lebensstrom ent führte auf breiter Bahn die Seele Tas Gruppenbild. aber das I'. 8.! „Liebe Josefa,"so Tag und Nacht danach Dies« Bitte das Bild ist fertig." Richtig das Gruppenbild! Na türlich, versprochen hatte ich das bei jedem Besuch. Aber Großmutter wußte gar nicht, aus welche Schwie stadt ... na ja, es gab zwei ganz tüchtige Photographen am Platz«. Aber der eine oerstand nicht in das letztemal um einen gemeinsamen Gang zum Photographen drängte. Unser Ernstchen ist zudem auch nicht mehr vor den verhängten Kasten zu bringen, seit er das Ding mitsamt dem Photographen über den Haufen und auch Lieschen ist mit der Ge- schichte nicht so richtig einverstanden, weil sie vorher erst immer gründlich gewaschen wird und lieber Faxen! macht als einige Minuten still sitzt. Aber mit den Kindern würde ich schon fertig werden, wenn ich nur meinen Mann auf meine Seite ge- ! bracht hatte. Am Abend machte ich also klar zum G«f«cht: „Hör' mal Männchen, nun aber wirklich s?t/°"" Mein Mann brummte etwas, was so klang: „er fei kein Erbschleicher", aber als ich mich zu einem länger währenden Portrag« anschickt«, gab er sein Einverständnis dahin zu er kennen, daß er nächsten Sonntag vor mittag mit zum Photographen pil gern woll«. Hätte ich nämlich meinen Vortrag «rst begonnen, würde er d«n rechtzeitigen Anschluß an seinen Ke gelabend h«ut versäumt haben. Mit Ernstchen wurde ich auch bald han delseinig: ich versprach ihm einen Puppenwagen ach. was der „Schal" kolod«) kirre kriegen. Also der große Tag brach an. Ich hatte mich in d«n voll«n Wichs meines gleich die Nähte bedenklich krachten. Mein Mann jedoch war nicht dazu zu bewegen, seinen schwarzen Rock anzu »Konfirmations-Zw »»sjacke" (ich frivolen Ausdruck) stecken lassen woll te. Er warf also sein Helles Sonn- ligst!" . . . Mein Mann pflanzte sich schickt sich so für ein anständiges Gruppenbild." „Ach was" wehrte mein Mann ab, „das ist eine überlebte glaubt." Damit rüttelte er sich in dem engen Sessel zurecht und streckte behaglich das recht« Bein von sich. Ernstchen wurde links von dem Stuhl, in welchem ich. mein Kleid in malerische Falten drapiert, Platz ge nommen hatte, in Positur gestellt, und Lieschen, deren Gesicht in tadel losem Rein erglänzte, mußt« sich an meine rechte Seite schwingen. Der Photograph legte hier und da noch die letzte verbessernde Hand an, schob namentlich das ausgestreckte Bein mein«s ManneS wiederholt zurück und nun: „Bitte, jetzt r«cht freundlich," grünen Tuche. Mein Mann reckte sein Bein zurecht, daß es im Knie geltnk knaxt«, ich legte ein holdes Lächeln auf mein Gesicht, Ernstchrn schien zu 'lachen, und ich hörte deut lich, daß dem Lieschen vor lauter Staun«n die Kinnbacken auseinan der klappten. Bange Sekunden, noch bangtre Minuten »«rstrichen. End lich rappelte sich der Photograph wie der hinter seinem Tuche hervor. „Danke sehr, meine- Herrschaften, in acht Tagen wird das Probebild fer tig sein." Die nächste Woche verlief in altgewohnter Weise. Sonnabend mit der ersten Post traf in gleichfalls altgewohnter Weise der Brief von Großmutter ein, in welchem ich in ei nem I'. dZ. wie üblich um die Zusen dung des Gruppenbildes ersucht wur de. Na, die Drängelei hatte ja nun am längsten gedauert, und Sonntag früh rückte ich zum Photographen, selbst auf die Gefahr hin, daß mir de. Probebild! Mein Mann stieß „Das ist ja großer Blödsinn," erklärte er schließlich. „Auf diesem Bilde scheine ich an Elefantiasis zu leiden. Mein rechtes Bein bildet ja eine un förmliche Mass«. Wenn jemand das Bild sieht, muß er meinen, ich sei der jenige, welcher in der Stadt auf dem allergrößten Fuße lebt. Welchen Ein druck Du auf dem Bilde machst, will ich lieber unerörtert lassen. Aber das wußte ich wirklich noch nicht, daß un sere Kinder Gorillas ähnlicher sind denn Menschen Ich hatte den allerschärfsten Pro ! Test gegen diesen unpassenden Vergleich schon auf der Zunge. Aber als ich noch einen Blick auf das Bild warf, verschluckte ich meine Worte wieder: es sah wirklich aus, als ob die G esamtfamilie Vogt für ein Lachkabi nett zurecht gemacht worden sei. „Diese Photographie wird das Licht der Oefsentlichkeit nicht er blicken," entschied ich. „Ich werde die Platte sofort zerschlagen lassen. Aber ich habe es ja gleich gesagt, dieser Mann versteht nicht zu individuali- Es blieb nun nichts übrig, als den zweiten Photographen in Anspruch zu nehmen. Ernstchen war damit ein seines Wunsches. Und Lieschen hat penbilde ene hu sch P ppe lief in-derselben Weise wie die »6 eins. „Gruppieren Sie sich gefäl ligst .... bitte jetzt recht freundlich/ und schließlich wieder acht Tage später die Abholung des Probebildes. Na, das erzielte erst einen Eindruck: wie ein Basilisk, ich war mit einer so stattlichen Figur bedacht, daß ich mich hätte als Riesendame sehen lassen können. Ernstchen war mit einem rechten Ohrwascherl versehen, dessen sich ein Elephantenbaby nicht hätte zu soviel Füße. Wüthend zerriß ich die gleich denken können: dieser Mann verstand eben nicht zu retouchieren. Nun war ich mit meinem Latein besaß eine Kamera, er photographierte amateurweise. Nachbar Meyers Hin terhaus hatte er recht glücklich auf Er baute in der guten Stube seinen Apparat auf, gruppierte uns um ei nen Tisch, der mit Vasen und Frucht- „So, also jetzt Achtung!" Edwin ließ, nachdem er das Zimmer durch Herablassen der Jalousien sorgfältig verdunkelt hatte, einen Schweden auf flammen. Das brennende Hölzchen hielt er an das Puloer. Das schien etwas aufzuzischen, aber es erfolgte sonst nichts. Mein Mann gähnte, mir trat der Schweiß der Erwar tung auf die Stirn, Ernstchen sprang auf und frohlockte: „'s ist wieder aus gelöscht," .... da. ein furchbar gel ler Blitz, ein dumpf-rollender Knall und «ine Wolke stickigen, auf die Lun gen fallendes Qualmes wälzte sich durch das Zimmer. Ernstchen hatte, als ihm das scharfe Licht so unerwar tet in die Augen drang, einen herz zerbrechenden Angstschrei ausgestoßen und in seiner Verzweiflung mit beiden Händen das Tischtuch ergriffen. Das gab ihm wenigstens einen knappen Halt, sonst wäre er sofort rücklinks zu Boden gesunken. Und dieses Schicksal blieb ihm trotz der Deck« nicht erspart, denn die gab seiner Schwere nach, und als der Qualm sich zu lichten begann, wälzten sich Ernstchen, Tischdecken. Basen, Frucht schalen usw. in wüstem Chaos auf d«m Fußboden. Neff« Edwin packte seinen Krempel wieder zusammen mit !es verpulver Auf di« Herstellung eines photographischen Gruppenbildes habe ich nunmehr Verzicht geleistet, den Gedanien, den Wunsch der Groß mutter doch noch zu erfüll«», aber nicht aufgegeben. Deshalb sagte ich heut zu meinem Mann: mutter malen lassen, und zwar ,n —mein Mann stand ärgerlich auf und warf in höchst unzarter Weise die Thür hinter sich ins Schloß. Aus alter Zeit wird erzählt: In hatte. den Markt. Ihn sehen, die Fenster se Pracht!" Alles stürzet ans Fenster fen! Macht der Gewohnheit. Er (zu seiner Gattin): .Ach Elise, Aussterbende Frauentypen. Die Zeit d«r Frauenfrag« und d«r Frauenbewegung, die so viel neue Ge stalten unter der Spezies Weib g«- schasfen. hat auch ebenso viel erbar mungslos hinweg gefegt. So gehört Tantchen! Das zwanzigste Jahrhundert hat kinen Raum mehr für das Tantchen; möglich, daß hier und da noch ein oer «inzeltes Exemplar dieser Gattung blüht, im Großen und Ganzen ist es ausgestorben. Das Tantchen hatte nichts gemein mit der Tante. Die Tante ist ein Familienmitglied, ohne daß sie darum dinnen der Mutter, vielleicht auch ver einzelt aus der Reihe der Cousinen; über viel Geldmittel verfügt« eS selten; hätte es die gehabt, es wäre kein Tantchen geworden, denn die jungen Damen mit d«n großen Geldmitteln wurden auch schon damals meist gehei rathet, wurden sie es ab«r nicht, viel leicht weil sie selber kein« Lust verspür ten, sich so einfach heirathen zu lassen, so machten sie sich sicher daS Leben auf ander« Weise lustig und angenehm. Wann das Tantchtn in den einzel nen Familien sein- Thätigkeit be gann? Ja, das wäre schwer zu sagen gewesen. Es war eben eines Tages Tantchen geworden und Tantchen ge blieben, und wie man sich das Leben nicht mehr denken konnte ohne seine Gestalt, so wußte mau auch schließlich nicht mehr, wann es seinen Anfang ge nommen. Tantchen gehörte eben „mit dazu". Es lebte nicht im Haus«, ab«r «S hatte seine bestimmten Tage, vor al für die Kinder. Gott, was war das Tantchen für di« Kinder! Die ganze mütterliche Li«be, die es eigenem Nachwuchs nicht angedeihen lassen konnte, schüttete es auf die Kinder des Hauses aus. Und die Kinder wußten das und vergalten es reichlich. Aber auch die Großen wußten, was sie an Tantchen hatten, vor allen Dingen Mama. Wer blieb bei den Kindern, wenn Mama in's Theater ging oder irgend wohin in Gesellschaft fuhr? Das Tantchen. Wer hütete das Haus, wenn man auf Rei sen ging, goß die Blumen und pflegte Miez und Hektor? Alles das Tant- selber, wenn etwa Meister Adebar Wieder das Tantchen. Da lernte schlecht sehen, das von euch nichts mehr weiß älteres junges Mädchen mehr, sondern einfach ein gereiftes Weib und nimmt für sich in Anspruch und hat alle di« tanzen wollte oder auf der Eisbahn Schlittschuh lief. Das ältere junge Mädchen von heute tanzt, turnt. Schlafstube angelangt? hier be sinnt die Fluch! in»ines ManneS."