Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 01, 1906, Image 6

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    «-I».
Beruhigung. Commercien
rath: „In Gottes Namen denn, Herr
Assessor, da Sie es nun einmal mei
ste haben: machen Sie mein Kind aber
auch recht glücklich!... Apropos, ich
hörte von einigen Universitätsschuldcn
«twas munkeln wie steht's denn
Wohl damit?" Assessor (verlegen):
Anklage wider die Gesellschaft erhe
tilligeren Platz' hin!"
Angemessen. „Nun, werden
Capri zu besuchen, diesen Sommer
ausführen, Frau Rath?" „Leider
nicht, Frau Doktor! Wir haben
Schriftsteller (der sich nach
Gewissenhaft. „Wohin
Chefs, und der haßt nichts mehr als
UnPünktlichkeit!"
„Der Doktor hat mir verordnet 'n
Bad!" „Nu nun vielleicht
kannst« Der lassen chemisch reini
gen!"
Gast: miserable A'-ül:
schast dai! Das Essen ist schlecht.
ron! „So?! „Ja rechne die
Mitgift meiner Braut in die Währun
gen aller Länder um!"
Te» Mädchen» Klage.
Fräulein (im Wartezimmer
des Heirathsvermittlers, ungeduldig):
„Zwei Stunden sitze ich nun schon
hier . . , man wird doch immer äl
ter!"
>J mP u tzze s t. Mann:
nicht!"
Malens Kochbuch.
sag«n.
„Die alte Exzellenz (sie sprach eS als
Axellenz aus) haben sich immer sehr
komplimentig über mich ausgesprochen.
Besonders was die eingemachten Reb
hühner betroffen hat, der versteht die
feine Küch', aber bei ihm ist was
Männliches, cllS ob wir Mädchen nicht
ebenso perfekt wären."
Nach Berlin wollte sie nicht mit,
trotzdem Generals sehr zuredeten.
„Erbarmen Sie sich, Frau General
nein, nicht um die Welt in die Gegend,
nicht nach dem Höllenpfuhl, ich weiß es
ja von meiner Stiefcousin« ihre Schwe-
„Na, Male, bei^Jhnen^ —" hatt«
„Sie brauchen mir mein Alter nich
vorzuwerfen, das spielt in dem Berlin
keine Roll' nich, da gibt's nur Verbre
cher, «rst forschen si« einem aus, was
man auf die Sparkass' hat und
dann sind sie all' hinter her, nein, ich
bleib hier, irxrd schon ne Stell fin
den
Vfthl«n, lieb« Mal«."
„Is nich vonnöth«n ich empfehl
mir von allein acht Jahr bei Gen:-
ral Büro« a la bonzör w«m hab'
ich nicht bei Ihnen schon allens gelocht
bis rauf in's keenigliche Haus bei-
Manöver —"
Von Miethsfrau«n wollte Male
nichts wissen, das «ar ihr nicht gut
S«nug tt such nicht nöthig,
man riß sich um sie.
„Auf's Geld kommt's mir nich
an —" sagt« sie. .Feine Behandlung
ist die Hauptsach' aber eins sag' ich
voran, weiße Häubchen trag ich nich,
nich wahr, damit man mich für 'ne
Amin' hält, nein, ich dank'."
Endlich entschied sie sich für Kauf
mann Lorenzen am Theaterplatz. Die
Generalin kannte die Frau Hofliefe
rant von den Bereinen her und redete
der alten Male sehr zu.
„Ich wollt man eigentlich wieder zu
Adlige oder mit'n Titel. Is Hofliefe
rant was Rechts? Ja? Na. denn
auf Ihre Verantwortung, Frau Gene
ralin."
Am letzten Tage bat die gütige Her
rin ihre alte Dienerin um das be-
geschrieben« Kochbuch, si«
Male sah die Dam« an, als ob sie
nicht recht gehört hätte.
„Mein Kochbuch sollt' ich aus den
Händen geben, mein eigenes Buch?
N«in, das können Si« nicht verlangen!
Alles, was Sie wollen, trauteste, gnä
dige Frau, aber das nich um die
Welt!"
„Aber Mal«, nur eine halb« Stunde,
wissen Sie, den Makronenauflauf, den
mein Mann so gern ißt und die warme
Hummersauce wir reisen doch ab,
da kann es Ihnen doch ganz gleich
sein —"
Es arbeitet« heftig in Malens Brust.
..Es hat jeder seine Schätze, die er
hütet, Frau Generalin, der Herr hat
'ne eiserne Kassett' mit de Werthpa
piere, an die keiner ran darf, und Sie
haben die Brilljantbrosch und de Per
lenkett' und und mein Kochbuch
ist mein einziger Schatz, und was ich
mir da gesammelt hat/ mit Muh', das
rück „da mein Gebetbuch und
Traumbuch hier die Quittungen
Kochbuch, mein Reichthum, mein bestes
Besitzthum und wenn die Frau
kommandirend« G«neralin es mir ab
an der Eck', die, mit einem Tütchen
Pflaumen bewaffnet, Mal« um die
künftige Kundschaft bat.
Die Träger nahmen den schweren
Bettsack, die birkene Kommod' und den
buntbemalten littauischen Koffer.
Eine Droschke nahm Male nicht.
Das fand sie zu großartig, sie fühlte
ja ohnehin, daß sie aus ihrer Sphäre
herabstieg die Ledertasch', die alle
Schlüssel barg am Arm, so trat sie
resolut die neue Stell' an.
Bei Lorenzsens am Theaterplatz war
freudigste Aufregung.
Zum ersten Mal« kam eine ganz
Perfekte in's Haus.
iib«rflüssig machen bei der die eben
konfirmirte Tochter doch gut lernen
würde.
Dafür hatte man schon Opfer brin
gen, sogar das Mädchenzimmer neu
tapezieren müssen. Frau Lorenzen
war eine tapfer« Frau, die vier wild«
Jungens gut Erzogen hatte, aber dieser
neuen Errungenschaft trat sie doch sehr
zaghaft entgegen.
Die hübsche Alic« gab der Neun» die
Hand.
ganz ,>n die vielgerühmte
Herrscherin der Kochtöpfe zu besichti
gen.
„Guten Abend, Herr Hoflieferant,"
knixte Male altjüngferlich und wollte
ihm die Hand küssen.
Herr Lorenzen fuhr erschreckt zurück.
„Um Gotteswillen, lassen Sie das
sein, nenn«n Sie mich einfach beim
Nam«n."
"Alber so ganz ohne >vas Herr
Haf ich bin's so gar nicht g«-
„Kochen Sie nur recht gut, liebe Kö
chin, und besonders meine Eier, da bin
ich sehr penibel, genau Minuten."
Mal« brummt«.
Frau Lorenzen schob ,d«n Gatten
ziemlich unsanft aus der Küche.
Wie er nur war! Diese Perle
mußte doch airdns angefaßt werden,
der mußte man doch Vertrauen «ntge
genbringen.
Sie suchte es durch doppelte Lie
benswürdigkeit gut zu machen, zeigte
die Speisekammer, die reich gefüllt
war, leuchtete in alle Ecken.
„Nicht mal elektrisch in de Küch,"
maulte Male. „Bei uns war das an
ders, und nur einfacher Kochwein! Bei
uns war immer echter Mosel und
Burgunder und nur Maggi! Bei
uns war nur Liebig und kein Auf
waschtisch! Bei uns —"
Dies „bei uns" schien eine Haupt
wäre, Eier pflaumenweich zu sieden."
Aber das Schicksal wollte es doch,
daß der Hausherr sie steinhart bekam,
was Male natürlich nicht wahr haben
wollte. Thatsache blieb aber für gleich
und später, daß die allerliebste, lernbe
heimnisse eingeweiht zu
mußte die sonntägliche Mittagsstunde
um ein gut Theil verfrüht werden, da
mit Male schon um S Uhr den Kaffee
bn Jule, ihrer Busen
aber es entspann sich doch im Laufe der
Zeit eine große, gegenseitige Zufrieden
heit, denn Male war treu und ortxnt
„Nur nicht in's Krankenhaus," bat
sie flehentlich, „ich will ja von meine
Stub' aus alles leiten, erbarmen Sie
sich, gnädige Frau Hoflieferanten, be
halten Sie mich hier, das Fräuleinche
soll sie auch in meine Küch' kommen, so
viel sie will."
Man that es ihr zuliebe. >
Frau Lorenzen pflegte sie auf's
Beste, sie kochte ihr selbst die guten,
kräftigen Suppen und brachte ihr al
lerlei Erfrischungen, nachdem sie das
heftige Fieber gepackt hatte.
„Wie schmeckt's, Male?" fragte si«
hatt«. 6 ch
Male verzog das Gesicht.
„Ehrlich gestanden, schlecht wer
hat's denn gemacht? Die Vanillch fehlt
ja—"
Oft saß die gütig« Frau am Bett der
Erkrankten und plaudert« mit ihr.
besser ' t t. l's
schon mein Testam«nt aufgeschrieben,
die gukn Kleider und die Betten bt-
kommt die Stiefcousine ihn Schwester
tochter, aber Sie Frau Hoflieferant,
in Aktion zu treten, die köchinlose, die
schreckliche Zeit war vorüber und Lo
renzens konnten sich wieder an Malens
Kochkünsten erfreuen.
Als der Frühling kam, sollte sie so
gar ausspannen und sich in der Hei
lieferantS eine Kart' schreiben wollte
schreckte alle. Justizraths Jule fuhr
im Schwarzseidenen ausgesehen.
„Wo ist denn VaS Kochbuch jetzt,
liebe Jule?" So fragte die aufhor
„Malens Kochbuch?"
„Ja, liebe Jule, das hatte Ihre arme
Kochbuch," stotterte sie,
Hochzeitarm«« Lind.
Ein Fleckchen Erde in Deutschland,
dessen Bewohner selten Heirathen, ist
die Insel Rüden. Sie liegt im Greifs
walder Bodden; alljährlich bröckelt der
Wellenschlag kleine Theile von ihr ab,
so daß sie augenblicklich durch Auf
schüttung von Feuersteinen gegen wei
tere Abspülung geschützt wird. Sie
hat wohl niemals mit irgend einem
Theile des^Festlandes zusammengehan
gen, sondern ist als Sandbank ent
standen, auf der später etwas Pflan
zen- und Baumwuchs sich angesiedelt
hat. AbH was ihr sonst an landschaft
licher Schönheit abgeht, das ersetzt sie
d«m Naturfreund vollauf durch das
ungemein reiche Vogelleben, das dort
vorkommt.
Dieses kleine Eiland ist für gewöhn
lich nur von einigen Lotsen, deren Fa
milien und einem Lehr«r b«wohnt.
Vor 40 Jahren fand dort die letzte
Hochzeit statt; die nächste wird dem
nächst gefeiert.
Auf einer solchen kleinen abgelege
nen Insel in den „Hafen der Ehe" zu
gtlangen, ist gar nicht so leicht; denn
nicht bloß der Wille ist dort maßge
bend. sondern iuch Wind und Wetter
sprechen ein unentbehrliches Machtwort
mit. So auch bei der Hochzeit vor 40
Jahren. Die Insel gehört zum Kirch
spiel Kröslin; der Psarrer muß also
immer erst ein« S««r«is« von mehreren
Kilometern machen, bevor er zur Trau
ung kommt. Alle Vorbereitungen zur
Hochzeit waren getroffen, allein der
Geistliche fehlte. Dieser wurde durch
der Oie festgehalten. Das junge Ru
dener Paar wandte sich nun an den
Pfarrer in Wusterhusen, der als Noth
vertreter die Trauung vollzog. Doch
mit des Geschickes Mächten ist kein ew'-
ger Bund zu flechten. Die See wurde
Wusterbusen«r Pfarrer die Rückkehr
zum Festlande unmöglich. Die See
tobte mehrere Tage, und so mußten die
beiden befreundeten Pastoren, jeder auf
einer einsamen Insel, eine mehrere
Tagt lange unfreiwillig« G«fang«n
fchaft durchmachen. Hoffentlich kommt
das diesmalige Brautpaar glücklicher
unb mit weniger Umständen in den
Hafen der Ehe.
Zartfühlend. „Wenn ich
fragen darf, meine Gnädigste: „Wo
befindet sich denn augenblicklich Ihre
verhältnißmäßig älteste Tochter? "
Sentenz. „Ich habe mir fest
Kunst zu schreiben, obwohl ich keinen
Deut davon versteh«! "
„So! . . Jetzt trink' ich noch a' Krüg«l und dann sang' ich 'S
Saufen an!" ,
Protz. A. (in der Kunstaus
stellung): No. 81 ist sehr hübsch, nicht
wahr? B. (Emporkömmling): ES ist
nur so furchtbar billig, man hat gar
nicht den Muth, es zu kaufen!
Ein Praktiker. Paletot
marder: „Weeßte, Aujust, wenn ich
mir eenen anjeeignet habe, jehe ich
hin, wo Dickbäuche verkehren... da
ziehe ich dann noch een»n drüber!"
„Ein kokettes Ding, die Bankierstochter. Jeden Nachmittag sitzt sie an
der Promenade auf der Bank und st udirt den Kurszettel!"
Ueberein st immun g. „Die Schwere Arbeit. „Ist Ihr
Musik zu der Diebslomödie paßt vor- Bureauchef sehr fleißig?" „Und
trefflich zu dem Stück." „Ja, die ob! Dem ist keine Arbeit zu viel,
ist auch gestohlen." die ein anderer leisten soll!"
Entartet. „Weshalb haben Bescheiden. „Weshalb
Sie denn Ihren Sohn enterbt, Herr wohnten Sie denn der Vorstellung
Metzgermeister?" „Weil er Vor- nicht bis zum Schluß an?" „Ich
stand von an' Vegetarierklub 'word'n wollte nicht unbescheiden sein; ich
is', der Lump, der elendige!" hatte ja ein Freibillet."
Nie »«frieden.
Nachbar: „Ich weiß nicht, warum Sie mit Ihrem Mann absolut
nicht zufrieden sind, der ist doch so fleißig wie eine Ameise, fast Tag und
Nacht thätig?!"
Nachbarin: „Ach, hören S'mir nur mit dem seinen Fleiß auf;
das thut er nur, damit er, wenn er 'mal gegen die Fünfzig kommt, nichts
mehr zu thun braucht!"
Tonversation. „Wo ist
denn Ihre Frau Tochter hingezogen?"
„Nach der Goethestraße." „Ja,
ja. sie hatte immer so etwas Genia
les!"
Gut gesagt. .Man erzählt,
Ihre Frau habe sehr gelärmt und
gepoltert, als Sie so spät heimka
men?" „Sie hat eben auch manch-
'i anklopft hab'?!"
Beamter (absichtlich): „Nein!"
S' n«t!" ' SN. g
—D ieAnz«ichen. Gast: „Man
merkt's alleweil, daß die Tage an
sangen, kürzer zu werden... seit vier
Uhr sitz' ich heut' schon -im Wirths
— Mißverständnis Dok
tor (zu einer Frau, d«ren Mann er
krankt ist):„Ist Ihr Mann nicht Hy
pochonder?" Frau: „Nein —d«r
ist bei gar keinem Verein!"
—E n tsPr«chend. Gast: „Trin
wie alt^halten Sie mich denn?" Er:
„Na achtundzwanzig Jahre!"
Sie: „O, Sie überschätzen mich