Der Tanger. Stimme, einer Stimme dachte Eberhard, Student der schönen Wis senschaften —, die ihn oft zur Ver los, auf, suchte sich seine heute Nacht Gott Hering zum Kaffee holen. Und immer noch übte dieser ver rückte Mensch da drüben seine wahn „Wie ein Verrückter," dachte unser Student liebevoll. Was an dem die Leute bildschön fanden? Die Frauen Da, nun stellte sich dieser unver schämte Mensch sogar dicht an's Fen ster und sang. Etwas leiser zwar, aber er sang doch. Und dabei bürstete sich der eitle Kerl selbstgefällig Haar und Schnurrbart, schaute jedem unge- Er sch^: „Daß so streng, Sehnsucht und Letd^..' O, singe der Maid, Die am Fenster träumt, Das Lied von dem Veilchen Und „Warte ein Weilchen", Das Lied von der Minne, Frau Königinne. „Schönes Wettrr heute zum Spa- Lieschen?" zurück, das der Wind verweht hatte. Er blickte sie entzückt an. tags zu viel?" fragte sie mitleidig. „Na ob! Mächtig! Daß einem der Schädel raucht!" „Aber Herr Bartels!" Scheibler?" „Natürlich! Gräßlich! DaS „Was sagt denn Ihr Herr Bater Versonnenheit emporzuschrecken. „Papa? Papa meinte, der der Herr müßt das Fenster schließen, anständig singen würde! Aber so'n Zeugs, blos Tonleiter und Triller und Gott weiß was für verrückte Sachen! Das ist doch keine Kunst!" Sie lachte. „Grade, Herr Bartels! Das ist das Schwerste. Geh'n Sie nicht oft in die Oper?" Er nickte heftig. „Kommt drauf an. Ihre z, B. Fräulein Lieschen, sind die reinen ich Sie singen hör«, ist's mir immer, als müßte ich Ihren Mund, der so stehen. Er zog Hut vor ihrer zum Abschied ausgestreckten Hand. „Wann gehen Sie denn wieder die sen Weg, Fräulein Lieschen? Sonn abend?" „Vielleicht. Mittwochs und Sonn abends gibt's frische Butter in der Meierei." „Und und Sie werden auch ein bischen an mich denken alle Tage?" Sie lachte keck. „Warum nicht? Sie wohnen ja üb« uns. Wenn ich Ihren Schritt höre, denke ich jedesmal: sieh mal an, Herr Bartels ist schon zu Hause —" Er küßte stürmisch ihre Hand und ging gehorsam den Weg allein wieder zurück. „Süße Krabbe", dachte er begei stert. „Heute war sie schon etwas wärmer. Sonnabend vielleicht Sonnabend wird man wohl schon etwas mehr wagen können. Das merkt ja ein Blinder, daß sie mich gern hat." Am nächsten Morgen fuhr Eb,r hard ordentlich verstört in seinen Kissen empor. Donnerwetter, was war denn daS? Durch sein nur halb geschlossenes Fenster lamen Töne, einfach wunder bar! sich d' A h s sich und lachte dann über daS g nz Ach so, der SZnger! Vom Veil chen sang er und „Blick mir in's Auge," und herrjeh. legte der Kerl das schön hin! Unser Student wurde ganz rühr selig vor lauter Liebe und kleidete sich heute ungewohnt frühzeitig an. Als er dann an's Fenster trat, sang Wittwe Scheiblers Miether nicht mehr. Er sah anscheinend suchend aus dem Fenster, links herauf, rechts herauf und gradeaus am allermeisten. Endr /ine Ahnung von dem anony men Briefschreiber haben? nickte verlegen und Uebungen, keine Oper, nein, wirilich die gewünschten Lieder vom Aennchen, von der Lore und dem armen gebro chenen Herzen. Eberhard triumphirte. Er würde heute die Sache den Freunden am Biertisch erzählen, er würde Direktors Lieschen damit amUsiren, und die silndeste Kur! das süße Mädel wahrhaftig in Be gleitung eines Herrn vor ihm. Eberhard fühlte, wie ihm daS Blut siedendheiß zu Kopf drängte, und der auch heute wieder stehen. Der Fremde drehte sich um, sprach noch ein paar Worte, neigte sich, ein dieser heimtückische Sänger, der da eben Lieschens Mund geküßt hatte. Er verneigte sich jetzt grade lächer wege. In der nächsten Mikvte war Eber hard an Lieschens Seite, die ver träumt und langsam weitergeschritten Er athmete schwer und konnte zu- Sie lachte, als sie ihn sah. Wie das Mädel lachen konnte! Nicht ein „Jch habe alles gesehen," stieß „Wenn Sie sich so aufregen, wer den Sie häßlich, He.» Bartels," neckte sie, „und mager! Und das wäre doch schade!" selber gesprochen haben, wie " „Wie was?" fiel sie ihm, ernster werdend, in's Wort. „Daß rr so liebe noch dazu im zweiten Seme ster! Glaubten Sie wirklich, daß so etwas ernst ist? Ich will Ihnen zes Halbes Jahr älter bin. Und sehen Sie mal! Ich habe voriges Mal, als Sie mit mir gingen, ja selbst noch blos, unser erster Tenor! Ja, warum Lippe? Und so schrecklich blaß sind Sie Ihnen fehlt doch hoffentlich nichts, Eberhard?" Er schüttelte düster den Kops und sagte: «Im Gegentheil —" Und innerlich dachte er: „Also nicht mir hat der Kerl zugenickt, son ein ich Riesenrhinozeros ich!" Lieschen blieb plötzlich wieder ste nicht ansehen, als ob Sie mich fressen wollten, Herr Bartels ich bin wirklich nicht so schlecht, wie Sie sich denken. Nur glücklich! Das ist heute ja erst das dritte Mal, daß ich mich mit mit Hans Brasinsty ge- Hafte Briefgeschichte nicht dazwischen leicht noch lange nicht, daß daß wir uns gut sintz. Und wenn wir uns zu Weihnachten verloben sollen Sie auch der Erste sein, der —" sie stockte nun aber doch vor seinen wild rollenden Augen und gab ihm rasch die Hand. „Lassen Sie man gut sein, das ist aller Bestimmung, wie's kommen soll —" Er ließ ihre Hand aber so schnell wieder los, als hätte er sich ver brannt. und sah ihr auch nicht mehr nach, als sie eilia von ihm fortschritt. „Ja, ja, Bestimmung," murmelte er zwischen den Zähnen hindurch, „hast Du 'ne Ahnung! Ein Horn ochse war's diesmal! —" Und er ging den Weg zurück, den er gekommen, als wäre er bereits schon heute durch's Examen gefallen. Erwartung. Golden und hell scheint die Sonne vom Himmel, ihre Strahlen umspie len das bunte Laub und die sarben prächtigen Herbstblumen. Feld und mels ist, ein letztes, sonniges Lebe wohl! Daran mochte auch das junge Mädchen denken, das beide Arme um den dunkelhaarigen Kops geschlungen, in der bereits blattlosen Laube sitzt und träumt. Ihr Auge folgt unver wandt den weißen Wolken, die fern Flügeln, und welche Botschaft trugen sie zu ihr? Die schönste und beste, seit lange ersehnt, denn Er ist heim bleiche Antlitz des jungen Mädchens. Jung ist sie eigentlich nicht mehr zu nennen, die Blüthezeit des Lebens liegt hinter ihr, dafür steht ihre ei reifes, vollendetes Geschöpf tritt Margarethe Hansen uns entgegen. den feinen Mund spielt glückliches Lächeln. So sieht das Mädchen aus. Unmuthig mit dem Kops schüt telnd, verscheucht sie die Zweifel, die .in ihr aufsteigen. Kann sie nicht fei vergißt des Tages, der glücklich enden soll. Ihr Blick wendet sich unwill kürlich dem Hause zu, aus dem sie im Winde, blühende Blumen duften hinter den Scheiben, und zwischen ihnen wird ein Frauenantlitz sichtbar; betrübt wendet das Mädchen die Au gen ab. Sie kann dem Vater nicht zürnen, daß er die junge, verwöhnte Frau als seine zweite in sein Haus fuhrt«, sie hat ihm längst vergeben, daß er ihr, wenig ältere Stiefmutter gebracht. Aber, daß sich die junge Großstädte rin so schlecht In die Verhältniße der Kleinstadt fand, daS war ein bitterer Schmerz für Margarete. Die junge reteS. konnte, hatte sie nebenan ihre zweite Heimath, Ernst, des Doktors Sohn, war ihr Spielgenosse gewesen, ja ihr m>n Zeit zu Zeit immer wvede« Mit garete des Geliebten Werdegang. Als schied nimmt. Der Vater wünschte, der Sohn soll sich die Welt ansehen und auf aus noch erweitern, bevor er seßhaft wird. Den Liebenden schlägt die Ab schiedsstunde diesmal aus Jahre. Freunden Feinde geworden, Marga rete betritt nicht mehr das Nachbar haus. sie. Bis dahin war kein Brief des Stadt schickte sich das nicht. So zu bleiben, sie floh gleich Wied« in's Haus. Wie dankbar lächelte Margarete es thue. DaS Mädchen sieht sich Zeit vorbei. Eine Wolke schiebt sich plötzlich. Margarete fröstelt. Ver wundert sieht sie empor. ES ist ein Jetzt ist er da, jetzt schlagt an das lauschende fest an die Bretterwand der Laube; es ist so süß, sich suchen zu lassen, dentis sie und steht und lauscht. Noch vor und hält den Athem an. „Da Du doch alles wissen willst. Du kleine neugierige Maus," hört sie ihn sagen, „so stelle ich Dir hiermit feierlich die weltberühmte Lücke vor; Sehnfuchtsflügeln in den Nachbar garten geschlüpft. Du siehst, ich bin ganz aufrichtig." Das silberhelle Lachen von vorhin antwortet ihm. „Weil du genau weißt, daß ich nicht eifersüchtig bin auf Deine frühere Flamme, Margarete nanntest Du sie wohl?" spricht nun ein helleSStimm chen. „Wie eifersüchtig Du hast wohl nur mit ihr gespielt! Gesteh nur, Ernst, die ganze Jugend liebe war eitel Kinderei." „Kinderei, Jugendduselei, und doch so süß," entgegnet der Doktor träu merisch, mehr zu sich selbst. „Doch Du hast recht, Maus," fährt er lauter sort, „dabei ist nichts, was Dich be unruhigen kann. Ich habe Marga rete seit 3 Jahren nicht wieder ge sehen, sie wird die Jüngste nicht mehr sein, auf keinen Fall so süß wie Du, mein Elfenkind. Sag, bist Du wirk lich 18 Jahre, mir ist noch oft, es kann nicht fein? der Lücke gingen sie vorüber, zum Glück für Margarete, ohne hindurch zu spähen. Sie steht noch wie vor hin, den Kops vorgebeugt, die ganze Seele lauschend. Jetzt schrickt sie auf. Von weitem tönt das Silber lachen zu ihr und mit ihm die letzten Worte des übermüthigen Mädchens. Sie lauteten mitleidsvoll: „So alt ist sie schon, 28 Jahre?" In der bunt gefärbten Glycinien» laube sitzt ein gramvolles Menschen kind und krampst die Hände inein ander vor namenlosem Weh. Vorbei der lang geträumte Traum, zu Ende der Liebe Lust, verlacht, verspottet und vergessen. Ernst hatte sich eine andere mit heinigebracht, eine zählte 28 Jahre. Mit fast vergehendem Blick starrt sie in die welken Blätter. „Es ist vorbei!" Frostig erschauert sie, zieht das Tuch, welches den Schultern entglit ten, fester um sich, und steht auf, matt und gebrochen, als sei des Le bens Last zu schwer für >sie. Die Sonne versteckt sich hinter weißen Wolken, es wird kühl. „Lebt wohl, Sonnenschein, Son nenluft," murmeln die blassen Lip pen, „mein Mai hat ausgeblüht." Und sie schreitet langsam, langsam dem Hause zu, daS grau und farb los vor ihr liegt, seitdem die Sonne a>ng. Weiß sie noch nicht, daß, wenn dl« Blüthen welken, der Sommer dafür Früchte bringt, und daß aus wellen Blättern und todten. Blumen neues Leben keimt im Mai? »i« schlimmste Marter. Eine lustige Geschichte von einem am Flüela erlegten Bären gab neu lich ein Graubündner Führer zum btsten. Er erzählte: „Es war vor drei bis vier Jahren, am Flüela. Der Bär trieb dort sein Unwesen, richtete ungemeinen Schaden unter den Her den an und brachte die ganze Gegend in Aufruhr. Endlich glückte es durch mancherlei Schliche, seiner lebendig habhaft zu werden. Jetzt entstand die Frage, was mit diesem hundertfachen Mörder zu beginnen. Das Schlimmste war noch zu gut für ihn. In der Be völkerung hatte sich eine ungeheure Wuth gegen ihn angesammelt, die Ge nugthuung für die vielen Unthaten v«rlangte. Nun, es sollte Kriegsrath über den Sünder abgehalten werden. Die Bauern kamen mit Dresch flegeln, Stangen und allen möglichen Waffen herbei, und der Ortsvorsteher fragte st« der Reihe nach, was sie mit dem Missethäter zu thun gedächten. Der eine sagt« recht bitter: „Er inuosch ersaufen!" Ein anderer wollte ihn am höchsten „Zweigli" ge bohren; wieder einer machte dem ge fesselten Bären drohende Bewegungen und meinte, was dem „luampigen Chroatekirl" zuerst gehör«, sei eine tüchtige Tracht Prügel. Kurzum, jeder hatte dem armen Thier neue sigst', was es giabt, ischt hürathen!" «»«»Isport über All«». Die Schriftstellerin Marion Craw ford erzählt «in«n n«tt«n Scherz von Rom traf. DaS Gespräch war aus Kunstschätzen. „O nein," unter es nicht, was Papa so gefiel. Aber wissen Sie, er konnte in feinem Hotel geln." - Verschnappt. Richter: Mama, Du hast doch so p»ch a«mi» falsche Zähn«!" .Dieses Huhn, Herr Wirth, hätten „Weil es leine Leber, keinen Magen nur einen Fuß, einen Flügel und zwei Köpfe hat!" Das ist doch schön, nicht? Wirth: siehlich!.. Machen Sie, daß Sie fortkommen, sonst rufe ich meinen Mann!" „Rufen Se ihn nur er is doch net zu Haus!" „Woher wissen Sie das?" „E' Mann, der s o e' Frau hat wie Sie, is nie zu Haus höchstens zum Essen!" Recht unterhaltend. Gläubiger: „Heute weiche ich aber nicht eher, als bis ich vom Herrn Baron mein Geld bei Heller und Pfennig bekommen habe!" Diener: „Na, ... langweilig wird's Ihnen mcht es sind schon zwei da!" „Meiner Motivirt. „Euer Gnaden, keinen Hafer." „Oho, ist er krank?" Stallmeister hat's Futtergeld »et« putzt." studirt!" Flügel hätten!" Der kleine Kurt: „Herr Doktor, den hat gestern der Gerichts» Erkannt. Arzt (zum Studi osus): „Hier ist das Rezept! Nehmen gens vor dem Schlafen gehen!" Durchschaut. „Siehst du, Frau, hier im Blatte wird in einem begeisterten Artikel über den Rettig gesagt, daß „nach alter Anschauung sein Genuß auch heiter mache"! „So?