Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 06, 1906, Image 6

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    „Siehst Du, Frau, hier im Blatt« wird in einem begeisterten Artikel
über den R«ttich gesagt, daß nach alter Anschauung sein Genuß auch heiter
„So? Na, Willibald, komme Du mir aber nicht mit der Ausrede vom
Stammtisch nach Hause!"
Madame (zur neuen Köchin):
...Also, wenn ich «inmal klingle,
kommen Sie, und wenn ich zweimal
klingle, das Dienstmädchen!"
Köchin: „Und wie oft soll ich
klingeln, wenn Ich die gnädig« Frau
zu sprechen wünsche?"
Ein Schwerenöther.
„.. Wenn ich nicht Mädchen wäre,
möchte ich Husarenleutnant sein!"
„Ganz unnöthig, mein Fräulein
auch so sind Sie genug unwider
stehlich!"
hier Veilchenduft ck Co. Beinerte
Gewaltmittel. A.:
ren?" B.: „Weil ich mir das Rau-
Piktenkartc.
Protest. „Du sollst ja aus
Deinem Club herausgeschmissen wor
den sein?" „Im Gegentheil ich
!in der Einzige, der noch drin ist
heirathet hast?" Er: .Meine Ruh'!"
Fatal. A.: „Ich höre, Sie
haben sich eine vorzügliche diebessichere
Borrichtung angeschafft; darf ich mir
diese einmal ansehen?" B.: „Die ist
mir letzte Nacht leider gestohlen
worden!"
Schlau. „... Siehst du, liebe
Freundin, diese Soldatenbilder habe
mit meine Köchin ihren Geliebten nicht
in die Küche bringt, denn sie fürchtet
natürlich, daß dieser die Soldaten-
Bilder für seine Nebenbuhler halten
Aus der Jnstruktions-
Gewehr ist die Braut des Soldaten..
daß Ihr es schlecht behandeln dürst!"
Stoßseufzer eines
schwäbischen Sommerfri
sche-Gast Wirthes. „Jetzt Hann
i so en schöne Saal baut für Graf«
und Barone, und koi Sau goht nei!"
„Alles schon da gewesen!" Lä
cherlich Ich war doch noch nicht
da!'
Kathederweisheit. Pro
fessor: „Meine Herren, große Staats
männer wollen auch geboren sein!"
„Papa, was ist denn eigentlich Philo,
sophie?" „Mein Kind, Philosophie ist
»r ? !N :> i> N II!: ..Alles, was in
meiner Oper von mir war, wurde
ausgepfiffen, und was ich gestohlen,
hat man bejubelt da soll man ehr»
lich bleiben!"
Blasir«.
DieganzeFamilie. „Se
hen Sie dort die Comtesse Blanken
stein, dtt hätte ich einmal gern
sprochene Ueberraschung!"
„Recht gern, liebe Ella, am Ersten
kündige ich der Köchin!"
Im Seebad. Tochter: „Ich
„Du, Zaverl, sag' nur sapperlot
Warum is Dei' ein's Ohr so
roth?"
tuschen!)
scheu!"
„Du, warum läuft der Kraxelhuber
„Er ist ein leidenschaftlicher Bergstei
ger und wenn er so am Rande geht.
Mädchen?"
Gekrebst. A.: „Nehmen Sie
das Wort Lump zurück!" B.: „Ich
sen!"
Enfant terrible. Di«
Erbtante Eulalia kommt bei der Fa
milie Müller zu Besuch. Sie bringt
eine große Reisetasche mit. Beim
Anblick derselben ruft der kleine Mo
lieg'st —?"
A.: „Sieh, dieses Weib erhält die Reinheit meines Lebens und stärkt
B.: „Ist wohl Deine Muse?"
Berschnappt Jetzt am
Spazierweg will ich nichts hören!
Abends in Deinem Zimmer kannst
Du mir von Deinen Schulden reden!"
Menageriebesitzer (zum Freier seiner
Tochter): „Baares Geld, junger
Mann, kann ich meiner Tochter leider
Stachelschweine, einen Aasgeier und
einen Riesinsalamander soll es mir
nicht ankommen!"
Baronin: „Jean, Pfeifen Sie doch nicht so abscheulich und dazu
noch solche Gassenhauer!"
Jean: „Aber gnä' Frau, beim Stiefelputzen können's doch kein«
Rhapsodie von Liszt verlangen die kommt später, w«nn ich's Silber
putz'!"
Er Hai recht. Tourist (zu
einem Angler): Das scheint ein fa
moses Fischwasser zu sein, nicht
wahr? Angler: Ja, es muh ein
Prachtwasser sein, leen Fisch will da
'raus!
F«in«r Unterschied. Le
gehen? Moses: Ach, den Muth hab'
fehlt mer!
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M,iv /pM A D V
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Herr (auf dem Wohlthätigkeitsbasar): „Was kostet ä Kuß?"
Verkäuferin: „Zwanzig Mark!" . P b«?"
auf meine Kosten die Haare schneiden
lassen!
In der Rage. Hotelier
(Wittwer, zur Köchin): Borhin ha
ben Sie mir aber als Mittagessen so
ein winziges Stückerl von einem Bra
mal a 0e1?!... Ihr behandelt
mich ja rein schon,... als ob ich nur
a Gast wär'!
Verbessert. Gast: „Kell
ner. ich bin von dem Filet noch nicht
satt, möchte noch eine Kleinigkeit nach
essen." Kellner: „Gut, werde für
Remedur sorgen." Gast: „Nein, sor
sechs Mark Strafe zu zahlen!" Gold
faden: „E Strof? Sechs Mark?
Wieso un woher?" Kontrolleur: „Ihr
Billet ist nicht durchlocht!" Goldfa
den: „Is mein Billet e Fürscht, daß
es sein soll Durchlocht?"
reau ging, da waren die Herren auch
alle eingeschlafen!
F.r a u « n l o g i k. Kaufmanns
daß?as Geschäft alle Tage elender
geht,... da heißt's nur schnell, noch
ein bisse! gut leben!
Die «enepe Frau.
Kein ausländischer Chronist hat bis
jetzt diesen jüngsten Typus ser Ber
linerin in feinen Werten geschildert,
Motto .Los vom Manne" geschrieben
haben. Die neueste Frau ist ganz
anderer Meinung, sie ist durchaus
nicht dafür eingenommen, sich vom
Manne los zu machen, sie verfügt
auch nicht über akademisch« Bildung,
aber dessen ungeachtet ist sie eine ge
wichtige Persönlichkeit, diese neueste
Frau Berlins, die den geplagten
Hausfrauen, wie die Verhältnisse nun
«inmal li«g«n, fast unentbehrlicher ist
als die Juristin und Aerztin. Sie
trägt einen ganz einfachen Titel, den
keine hochmögende Universität zu ver
leihen hat, sie heißt kurzweg die
.Aushilfe", die allen Berliner Haus
frauen schon einmal als Retterin in
der Noth erschienen ist, wenn das
treulose „Mädchen für Alles" oder
die perfekte Köchin mitten im Monat
kontraktbrüchig wurde. Früher mußte
in solchen Fällen die Hansfrau selbst
in die Bresche treten, denn ein soge
nanntes ordentliches Mädchen, das
wenigstens auf Grund feiner Zeug
nisse diese wünfchenslverthe Eigen
schaft vermuthen ließ, gab es außer
der übliche» Ziehzeit damals so wenig
wie heute. Die gewerbsmäßige „Aus
hilfe" ist eine Konsequenz der immer
bedrohlicher werdenden Dienstboten
noth. Tritt rm Haushalt das mit
Recht so gefürchtete Interregnum, die
bekannte schreckliche, kaiserlose Zeit
ein, so telephonirt man heutzutage
einfach an irgend eines der Bureaus,
und in längstens drei bis vier Stun
den erscheint die neueste Frau auf
der Bildfläche, die sich den freien
Stand einer Aushilfe zum Berus er-
Gewöhnlich befindet sich eine Aus
hilfe in den Jahren, die man nicht
immer zutreffend als die „gesetzten"
bezeichnet. Sie war meistens früher
Köchin und konnte oder wollte nicht
Heirathen, als es noch Zeit war und
ihre Reize neben der guten Kost in
herrschaftlichen Häusern die Wirkung
auf Männerherzen nicht verfehlten.
Mit den vorgerückten Jahren hat sie
die Lust verloren, zu dienen und geht
nun bloß noch als „lochende Aus
hilfe", so halb und halb aus allge
meiner Nächstenliebe, obwohl sie sich
ihre Dienste mit einem Tagelohn
vergüten läßt, der die davon betrof
fene Hausfrau vor Entsetzen schau
dern macht. Aber die Situation ge
stattet keine Waql! Man muß sich nur
den das Mädchen für Alles soeben
widerrechtlich oerlassen hat. Irgend
eine geringfügig« Ursache hat das
häusliche Drama heraufbeschworen.
Mari« blieb beim Einholen lange
weg, oder ein harmloses Stäubchen
auf dem Büfett erregte den Zorn der
ordnungsliebenden Hausfrau. „Wenn
es der gnädigen Frau nicht paßt,
kann ich ja gleich gehen", und nach
len", verschwindet das getränkte
Mädchen für Alles in ihrer nach poli
zeilicher Borschrift mit Licht und
Luft versehenen Kammer, um in slie
dieses Thatbestandes ist kein Zweifel,
Was nun? „Du Hättest die Marie
her. Die Steppdecken liegen im offe
nen Fenster, im Eßzimmer ist der
Hrühstückstisch noch nicht abgedeckt,
und in der Küche steht noch der g^ze
einem Wort: Anarchie regiert, wo
lonst peinlichste Ordnung herrscht.
Aber die Hausfrau kann getrost der
Zukunft entgegensehen, das Bureau
hat ein« „kochend« Aushilf«" per so
fort verheißen, und der reitende En
gel kann jeden Augenblick eintreffen.
Richtig! Es klingelt an der Hinter
thür! „Ich bin die Aushilfe, gnädige
Frau!" „Gott sei Dank, daß Sie
kommen!" schallt es ihr von der Da
me des Hauses entgegen. Und eine
appetitlich aussehende Frauengestalt
mit würdigem Scheitel und gesetztem
Benehmen hält ihren Einzug in die
verwaiste Küche. Natürlich wird so
fort der Geldpunkt einer eingehenden
Besprechung unterzogen. Die „ko
chende Aushilft" darf einen guten
Lohn beanspruchen, und das thut sie
auch, denn sie ist sich ihres Werthes
voll bewußt.
„Zwei Mark pro Tag ist ein bis
chen theuer", denkt die Hausfrau,
aber was will sie thun? Sie nimmt
sich fest vor, in Zukunft kein Mäd
chen außer der Zeit ziehen zu lassen
und wenn sie selbst den „Schutzmann"
zu Hilft holen sollte. Die Hausfrau
macht ein möglichst freundliches Ge
sicht, das auf die schwarzen Gefühl«,
die ihr Inneres durchziehen, keinen
Schluß läßt, und weiht mit hinrei
ßender Liebenswürdigkeit die Aus
hilfe in ihren neuen Pflichtentreis
ein. Das ist keine allzu schwierig«
Aufgabe. d«nn diese neuesten Frauen
Berlins besitzen Routine darin, alle
Woche in einem anderen Haushalt
Gastrollen zu spielen. Die Aushilft
Übersicht mit Feldherrenblick die Si
tuation, und die Dan»« des Hauses
kann ungestört daran gehen, in einem
der Bureaus nach einem neuen die--
nenden Geist Umschau zu halten.
Doch auch die rettenden Engel haben
ihre starken Schattenseiten. Sie sind
sich ihrer Ausnahmestellung sehr wohl
bewußt und machen Anspruch auf
mancherlei Privilegien, die man dem
Mädchen in fester Stellung nicht zu
billigen würde. Dah«r auch der große
Andrang zum Beruf einer Aushilfe,
d«r jedoch noch nicht an zeitgemäßer
Ueberfüllung leidet. Die Hausfrauen
stehen ihr mit getheilten Gefühlen ge
genüber. Die „Aushilfe" ist unleug
bar in der jetzigen Zeit der Dienst
botennoth geradezu unentbehrlich,
aber die Damen sind doch oft ge
neigt, sie nur für ein nothivendiges
Uebel anzusehen. Erstens einmal:
die Aushilft ist auch nicht durch den
kleinsten Vertrag an den Dienst ge
bunden, sie ist frei wie der Bogel in
der Luft, und kann gehen, wann es
ihr paßt. Zweitens: sie schläft nicht
in dem Hause ihrer Arbeitgeber und
hat die Abende, sowie die Sonntage
volkkommen zu ihrer Verfügung.
Einen Tadel vertragen diese retten
den Engel überhaupt nicht: paßt ih
nen etwas nicht, fv gehen sie, um
frau hat das zweifelhafte Vergnü
gen, für die fortgebliebene Aushilfe
nach einer Aushilfe zu telephoniren,
wenn ihr nicht der Himmel wohlwollte
und der „Erste" oder »Fünfzehnte"
in's Land gezogen ist, der ihr einen
neuen festen Dienstboten bescheert.
Obwohl nun die Hausfrauen nicht
Partei zugute kommen, scheint es
doch, als ob sich die Zukunstsdienst
boten nach amerikanischem Vorbild
auf der Basis der „Aushilfe" ent
wickeln wollten. Es sind nicht nur
die sogenannten „gesetzten", älteren
Mädchen, die neuerdings nach Befrei
ung aus dem bisherigen Dienstver
hältniß mit seinen strengeren Sa
tzungen streben, auch ganz junge Din
ger, denen die mitunter für sie recht
wohlthätige Beschränkung ihrer Frei
heit nicht paßt, werden ganz einfach
Aushilfe. Was kann es denn Schö
neres für sie geben? Zeugnisse braucht
man nicht, gebunden ist man nicht,
ohne aus eigener Anschauung vorher
die.Stätte, wo sie ihr« Thätigkeit,
vielfach aber auch Unthätigkeit, aus
m?t Achtung und Schonung, beson
ders die letztere befleißigt sich des
größten Entgegenkommens. Das Ge
fühl, daß man sich zu jeder Zeit tren
nen kann, wirkt vortheilhaft auf beide
Parteien, und ein „festes" Verhält
niß kommt schließlich zustande. Aber
wie bei der Liebe bewirkt auch hier
der sichere Besitz das Gegentheil vom
Glück. Man lernt sich genau kennen,
einer gewissen Reizbarkeit, und beim
nächsten Kündigungstermin wird die
Scheidung zum Ersten oder Fünf
zehnten beschlossen. Eine besondere
Saison gibt es für die Aushilfen
nicht. Ihr Weizen blüht das ganze
Jahr hindurch, so lange es Haus
frauen und Mädchen gibt, die ein
Ende mit Schrecken einem Schrecken
ohne End« vorziehen.
Neusüdwales exportirte letz
tes Jahr nahezu 20 Millionen Pfund
Butter.