„Desdemona". Nun hatte sie endlich ihren Ein zug gehalten, die exotische Gesell schaft, nachdem sie schon seit Wochen durch schreierisch« Reklame und Zei tungsartikel angekündigt gewejen. Mit großem Hallo, fremdländischem Geplapper, die bunten Fetzen a» den schwarzen Leibern, und alles, was sie mit sich führten, in dicke Wolken Staub gehüllt, waren sie angekom men. Sie schleppten ihre Zelte mit sich, Haushaltsachen, Waffen, Ge alsbald auf ihren im Zoologischen Garten angewiesenen Plätzen began nen auszubreiten. Schon am Nach mittag des Einzugstages tonnte die erste Schaustellung stattfinden. Der Kral war fix und fertig aufgeschla gen Töpferei, Weberei, Schmiede, Küch«, Schult, Moschee alles da! Das Publikum strömt« in Massen herbei, und unt«r dem zartblauen Frühlingshimmel, im duftigen, wehenden Maiengrün entspann sich starrt, die schmutzigen afrikanischen Gesellen. Grinsend, ihre weihen Zähne zeigend, drängten sie sich rück sichtslos mit ihren wadenlosen, dür ren Beinen durch die Menge. Die Trommeln rasselten, Tamburins klirrten, Kriegsrufe tönten, Schellen spektakelten und ölbeschmierte Wei ber, die meistens ein Kind auf dem Rücken trugen, klatschten in die glän zenden Hände. Der Tanz begann. die schwarzen Haare flatterten mit den weißen, togaähnlichen Umhängen um die Wette, daß die Dielen krach ten. Es folgte das Dolch- und Lan zenwerfen und anderes mehr. Wäh rend dessen stakten schwarze Ansichts- bald hier-, bald dort- Alles lachte, schwatzte, hielt sich der Erde über einander geschlagen, hockten die Männer bei ihrer Arbeit. Ab und zu stahl sich «in Blick unter den breiten, dunklen Lidern zu dem mal gesehen, als die Wagen beim lhr Schatten fiel direkt auf den »Reftez auprt-s de moi!" Blitzschnell flog ihr Kopf herum, der Fuß stockte. Französisch! Er lärmt«, pfiff und johlte, unterhielten sie sich auf's beste. Er erzählte ihr, daß die Truppe lange Zeit in Frant- zen Füßen. Dessen Blick« ruht«n un ausgesetzt in innigster Liebe auf ihr, und sie war seine Frau. In der Am nächsten Morgen ging sie wie der zu ihm. Er grüßt« schon von weitem, was ihr H«rz höher schlagen ihm offenbar Spaß machte. Er lach te. Sie solle nicht eifersüchtig sein, «s fei doch einmal wahr.. Zum in der Strick«, gebrauchte Kleider, Brödchen, Wurst und Tabak ein trächtig neben einander lagen, ein vollen Zähne zeigtet Mit den widerstreitendsten Gefüh len kämpfend, einsilbig und zerstreut, verließ sie ihn. Als sie am Nachmittag mit ihren Eltern auf der Beranda den Kaffee einnahm, sah sie den Briefträger auf das Haus zukommen. Zwei Minuten später wurde ihr ein Brief gebracht, dessen Aufschrift halb in deutscher, halb in französischer Sprache ge schrieben war. Der Brief war von „ihm"! Heute morgen erst hatte sie ihm ihr« Adresse gegeben. Sie wurde flammendroth, stammelte: „Von schwand dann in ihrem Zimmer. Eine halbe Stunde später, nach dem sie über seiner schriftlichen Lie- Was sie sich alles an diesem Tage gesagt, wußte sie später selbst nicht mehr. Daß er es mit seiner Erklä- Tage kamen und gingen, ohne daß d«r selige Taumel, der über sie ge kommen, verflog. Ihr herrlichster Traum hatte sich erfüllt, sie war nun wirklich eine Desdemona! Und i^r ihn sah in der seidenen bunten Jacke, die den kräftigen Hals frei ließ. Und wie schön sein Kopf ivar, viel schöner häßlich aussahen skilich, sein Vater war ja auch ein Araber gewe- Die beiden sprachen nur noch von Liebe. Sie brachte ihm , heimlich Früchte und Tabak, er schenkte ihr einen schönen Ring, der wundervoll gearbeitet war. Ja er hatte Geschmack, ihr Othello! Sie bewunderte ihn. Daß er das Schmuckstück von einer Fran zösin zum Andenken bekommen, wuß schön und gut. Bevor sie des Abends schlafen ging, küßte sie hinter ein ander acht Postkarten, die sämmtlich und deren Meinung sie an! Jhi ,Othello" meinte es ja ehrlich ittt ihr und hatte ihr versprochen, sich von der Truppe loszulösen, um sich in Deutschland ansässig zu machen^ Sobald die Hindernisse hierfür be seitigt, wollten sie Heirathen ja>! wohl, Heirathen! die Weiße der Schwarzen! Hatten die Eltern dagegen, so mußten sie eben auf de ren Segen verzichten. Oder noch bes-! ser: sie heiratheten sich heimlich dann war nichts mehr daran zu dern. Angehören wollten sie sich je- denfalls. Irma betrachtete sich al§ > sein« heimliche Braut, und das Ent-! zücken hierüber setzte sie üb«r all« Bedenken hinweg. Leicht war es freilich nicht für sie. daß man auch begann, in ihrem Be > zu warnen. Möglichst hörte sie zu u«d sagte zu allem ja um man ihn gutwillig nicht gehen ließe Also Flucht. Bevor er diese aber zur Ausführung bringe, wolle er sich erst Sie las. Ihre Glieder flogen. Ihr Herz stand still. Nun galt's! —Ja, Als er sie kommen sah, stellt« e^ dunkel vor den Augen, als sie an das V«rlass«n des Baterhauses denkt. lich lang. Ihr Kopf schmerzt. Die Lust ist so heiß, der Wind wirbelt lebt? O Gott! Ein bischen anders ist die Wirklichkeit doch als der Leutnants Eckstein. Besuch! Das bis sie krebsroth ist.... eines gebildeten Mädchens zu so einem „Halbthier" (dies ist ihr Litb lingswort) nicht nur schamlos sei roth sind vom vielen Reiben. Bei sich denkt sie: „Red' du nur, ich weiß doch, was ich will" und dann schon Recht." „Diese Ansichten", fährt Ella eif- Als Ella fort ist, hat Irma viel der Sparkasse führt ihr Weg. Un sagbar müde kehrt sie heim. Das mit G«ld unter der Taille fest, steckt Nun steht sie draußen. Was sie Erstaunen hat sie bemerkt, daF „Othello" nicht an seinem Webstuhl Ist. Prüfend überschaut sie das La da ihr« Blick« sich btseeligt treffen sondern ein großer Napf mit oekoch tem Reis, der soeben als Mittags mahl auf die Erde gesetzt wird. Zin Tops. Mit einem Satz ist Irmas Ge mitten hinein in den dicken Brei, und schöpft und ißt schöpft und is>i.. was er in der Hand behält, streij? er am Rande ab Irma Ist nicht mehr da. Irma ist hinter ein Zelt geflüchtet. Dort steht sie, abwechselnd roth und weiß wer dend, und kämpft alle? alles in sich hinunter. Sie fühlt, es kehrt sich dem Herzen so in der Magenge gend sitzt's Dann aber packt sie «ine rasend» Der Feuerwerk-Affe. bereiten. Die Krauseiöpse sollten nen lernen als Brillant - Feuer werk. Und wenn sie dabei Mund und Nase aufsperrten, gab das einen Hauptspaß. Tagelang hatte Pillenbäcker Son nen und Rateten, Schwärmer und Frösche, selbst Kanonenschläge zu sammengebaut. Gerade als er dabei war, sich reisefertig zu machen und den Krempel in einen ziemlich um fangreichen, gegen Feuer und Nässe imprägnirten Rucksack zu stecken, stieg ihm ein Freund auf die Bude „Warum nimmst Du Morphi nicht mit?" Morphi war nämlich ein höchst gelehriger Affe, dem der Apo theker in seinen Mußestunden alle möglichen Schandthaten beizubringen wußte. „Das spleenige Biest wird sicher Deinen Schlltzenbrüdern die krausen Köpfe so zurechtsetzen, daß ihnen die Augen übergehen!" Wahrhaftig, eine kapitale Idee. Daß dieser unbezahlbare Einfall auch nicht seinem eigenen Hirn entspringen konnte! Schnell entschlossen hing Pillenbäcker den halbgefüllten Rucksack um, nahm seinen Morphi an eine stählerne Kette und stolzirte mit ihm unter dem Gaudium der Jugend zum Bahnhof. Ab«r er hatte die Rechnung ohne die Bahnhofsbeamten gemacht. In wie? Der Apotheker hatte Glück. Unbe ohne doch den reitenden Ausweg zu Längst hatten die Mitreisenden das Gebeimniß und über Pil lich verschwiegen. Plötzlich trat ihm der Angstschweiß auf die Stirn. Wenn Morphi... Nut den Feutnvertskörpern Unfug trieb! Wie leicht konnte durch Reibung eine in ihren Folgen unübersehbare Kata strophe eintreten! Schon wollte er den Sack össnen, seinem immer tol ler strampelnden Affen auf alle Un annehmlichkeiten hin wieder die Frei- Sch.. .fch.. .fch. - .tfche tsche.. .tsche tsche.. .tsche.. .tschiesch... «am es zi schend aus dem Sack hervor. Ein in Brand gerathener Schwärmer schlug prasselnd gegen die Leinwand, daß die Funken hindurchstoden. Und im nächsten Augenblick.. .Krrr ...ta Ta,., ta ta ta.. .pfüiii.. .pfiiiii ...die Sonne hatte Feuer gefangen, wollte sich wie rasend um ihre Achse drehen. sten Kanonenschläge los. Explosion folgte auf Explosion, untermischt von dem Hilfegeschrei der Seite oben auf die Bänke geflüchtet Dichter Pulverdampf erfüllte das stellenweise an der Holzverkleidung dem Felde still. Pillenbäcker, der Ur gezogen. verletzt. Nur Morphi, das Unglücks- Der „Hauptspaß" mit dem »Feuer- Do» Schicksal «wer ssard«. Völkern mit einer direkten, un heit. dem Markte gelaust habe!" .Was darf der kosten?" „Zwei Mark fünfzig." „Wie kannst Du nur zwei Mark fünfzig rathen, kannst Du einen sol chen Hahn für zwei Mark fünfzig kaufen?" I st t?" „Nun, was hat er denn gekostet?" Mark fünfzig!" Tie Frau auf Reise«. Für die Herren der Schöpfung bil den die mehr oder weniger hold«n Vertreterinnen der Gattung Weib trotz aller Emanzipationsbestrebungni noch immer das Ziel d«s Spottes, so bald sie allein auf Reisen gehen. Ich will von vornherein bemerken, daß es eine ganze Anzahl von Ausnahmen gibt, daß weibliche Wesen existiren, die mit der gleichen Umsicht und Si cherheit reisen, wie Männer, aber die se Ausnahmen bestätigen wie oft, so auch hier, die Regel. Ganz abgesehen von dem zumeist übermäßigen Ge meist Gepäck so unpraktisch wie möglich in Kartons und Koffern un tergebracht ist, entwickeln im Großen und Ganzen die Frauen auf Reisen ein« Unsicherheit, Unwissenheit und Unselbständigkeit, die den Spott her ausfordern. Es ist kein Witz, sondern «ine Thatsach«, di« «in Augen- und Ohrenzeuge erzählt, daß jüngst eine Dame am Billettschalter ein« Rück fahrkarte nach Swinemllnde verlang» richt lange reicht." „So will ich Ihnen eine Karte ge ben, di« funfundvierzig Tage Gültig keit hat," bemerkte der Mann lachend. „Ach, dafür bin ich Jhn«n s«hr dankbar," sagte die beglückte Dame. Wenn auch das Beispiel etwas kraß ist, so ist es doch bezeichnend für Schon der Gedanke daran macht ja ein herrliches Stiick Welt zu sehen, lassen sie unbenutzt vorübergehen, ein überwindung dazu, sondern nur et was Selbstbeherrschung und Diszi plin, ein Innehalten von Ort und daß eine Fahrkarte zu laufen nicht schwerer ist, als ein Kleid, eine Blus« oder ein Band auszusuchen, dann dirt. „Die Reise an sich ist das Wenig eigentlich wollen. Es ist beinahe selbstverständlich, daß di« K«lln«r ungeduldig, zuweilen auch unhöflich