Zwei Sträflinge. Der Rev. Ralph Josselyne blickte reichte sie, aus eine Stelle unter den Polizeinachrichten deutend, seinem alten Freunde und Gast Peter Bas sett. Dieser, ein kluger Kops und Advokat in London, dem sein Pri« vatvermögen es gestattete, sich in sei nem Beruf nicht allzusehr anzustren gen, hatte in den verflossenen zwan zig Jahren hier beim Vikar in Clay ton Leas, dreißig Meilen von d«r Hauptstadt entfernt, so manchen ge müthlichen Abend mit dem Freunde verbracht. „Hm," war die kurze Aeußerung des Advokaten, nachdem er den be zeichneten Passus gelesen, in dem von zwei Einbrechern die Rede war, die sich vor Gericht mit der Angabe zu vertheidigen suchten, daß sie infolge ihrer Vorbestrafung keine ehrliche Ar beit finden konnten. „Ich habe oft gedacht, wie schwie rig es für Abgestrafte sein muß, «in neues Leben anzufangen", sagte der Vikar. „Ihr Name ist befleckt." „Es ist eben nicht der Name eines Menschen", erklärte Bassett, der kei satz zu der Nachsicht und Milde sei nes Freundes bildete. „Es fällt uns schwer, der Lage dieser armen Teufel gerecht zu wer den. Der eine ist, sehe ich, überwie sen, ein Stück Speck gestohlen zu ha ben. Wie in aller Welt sollten wir die Gefühle eines Menschen kennen, der Speck stiehlt? ZXar verstehe ich s«hr wohl, daß man einer plötzlichen Versuchung unterliegen kann, ohne eine Verbrecherseele zu sein. Keine Arbeit, eine hungernde Familie. Mein Gott, ich wundere mich nur, daß so «in armer Kerl in bösen Zeiten ehr lich bleibt." „Nun, diese beiden sind es nicht geblieben, und ich sehe nicht ein, wa- „Ein Wachmann meldete sich und bestätigte ihre Behauptung, daß sie Arbeit suchten und nicht fand«n!" rief Josselyne, wärmer werdend. „Das hätte er bei Gewohnheitsdieben sicher lich nicht gethan. Bedenke, nach ver büßter Strafe wieder in Freiheit ge setzt. wird es den Unglücklichen noch fort. „Wozu?" fiel ihm der Freund mit «inem strengen Blick ins Wort. „Wieso?" fragte kurzweg der Ad vokat. „Indem ich die beiden als Diener und als Kutscher in meine Dienst« zu besetzen sind." „Und wenn sie Dich bestehlen, was unvermeidlich ist?" „Dann entlasse ich sie", sagte der gute Vikar. „Ich will ihnen die Ge legenheit zur Besserung geben. Als Verkünder der Worte Gottes von Gnade und Barmherzigkeit fühle ich „In Deinem Interesse hoffe ich, Du läßt Dir, sobald Du sie ins Haus nimmst, eine telephonische Verbindung len", spottete Bassett. Robert Martin und Bill Shaw steilung, die Mr. Josselyne sich von mit vornübergebeugten mächtigen Blick, vor dem das tapferste Herz sich teil wollte der Rev. Ralph seine Ab be». der Mrs. Proctor: „Hoffentlich ist der Kutscher Shaw besser als er aus sieht", waren ihm aus der Seele ge- Martin rechtfertigt« thunlichst den Glauben seines Herrn an seine Ne bemenschen. Er erwies sich als ge lehrig und pflichttreu, hoslich, dank entschieden nicht ganz nüchtern, da er sich weigerte, die Kirche zu besuchen unter dem frechen Vorgeben, daß schlachten Menschen Mitleid fühlte, um die Stallungen schliche, wo Shaw's Zimmer lag In Anbetracht der Vergangenheit seiner Diener wur da seltsamerweise die Thür seines Schlafzimmers offen stand, rief er laut: „Wer ist da?" Keine Antwort. Aber das Knar ren der alten Dielen im Gang war verdächtig. Mr. Josselyne sprang aus dem Bette. Während er rasch in Schlafrock und Pantoffel schlüpfte, des Gaslichte, das des Nachts bei ihm Kaum hatte er in dem matter leuchteten Gemach drei vermummte und maskirte Männer erblickt, als er sich auch schon von einer kräftigen Faust festgehalten fühlte, während ihn ein drohend erhobener Knüttel warn te, sich ruhig und ergeben zu verhal ten. Die massive Gestalt mit den schwerfälligen Bewegungen seines maskirten Angreifers verrieth ihm, daß er sich in den zarten Händen sei nes Kutschers befand. Die beiden an deren Männer kannte er nicht, doch war. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr?" fragte Mr. Josselyne in festem Ton. Da bemerkt« er, daß die beiden net waren. „Schlechte Zeiten, Väterchen, sei so gut und hilf uns. Du hast Geld ten. „Ich besitze wenig und das kann Euch nicht nützen", erwiderte ängst lich der Vikar, der sich abgefeimten und verwegenen Verbrechern gegen- Wandschrank hast Du Geld und Ju welen liegen, heraus damit, vor wärts!" sah.- „Heraus mit dem Kassaschlus- glückliche Opfer seiner eigenen Grou- Mr. Josselyne mußte endlich die Ta petenthür des Wandschrankes öffnen. ckel an sich, und der Inhalt: Ringe, Ketten, Uhren u. dgl. das Ge- „Mir auch," sagt« Shaw kalt, in dem er die verstreuten Kostbarkeiten auflas und in die Schachtel warf. Der Mar machte «inen letzten Ver such. .Shaw", flüsterte er diesem zu, raus machen, aber ich war Dir ein „Blöd genug", erwiderte Bill. „Es war Ihr Sport. Ein Sport ist kost spielig, und dies hier er schüttelte die Kassette und die Schachtel „ist der Preis für Ihren Sport. . . So, und wenn S' ruhig sind, geschieht Ihnen nichts." Damit verließ er das Zimmer, verschloß die Thür von draußen, zog den Schlüssel ab und entfernte sich schleppenden Ganges. Was war mit den beiden Frauen geschehen? Und was war aus Mar rend dieser Ruhestörung schlafen? Freilich lag sein Zimmer abseits. Im Studirzimmer entstand jetzt ein Gemurmel von rauhen Stim erregten Widersachern anwuchs. Plötzlich erfolgte ein fürchterlicher Krach, als stürzten Glas und Mö belstücke zusammen, Menschen unter sich begrabend. Mit einem Sprung war Mr. Josselyne am Fenster, ritz es auf und spähte in die Dunkelheit Er hörte Shaw poltern und Dro hungen ausstoßen, andere Stimmen antworten, darunter diejenige Mar tins. Sicherlich war Bob endlich er wacht, hatte sich auf die Einbrecher geworfen und bei Shaw und feinen Helfershelfern Widerstand gefunden. Der Vikar athmete tief auf. Thrä nen traten ihm in die Augen. In dem des Studirzimmers ins nahe Ge büsch, zugleich fielen fünf Pistolen schüsse auseinander, denen einSchmer zeneschrei aus dem Gebüsch antwor Den Bikar überlief es ganz kalt. Er schrie um Hilfe, rief Martin, Mrs. Proctor und Patty beim Na men. aber seine Stimme verhallte wirkungslos. Berg«bens rüttelte er an der Thür, bis die Klinke in sei seinen Anstrengungen. Unten rumor te es noch eine Weile, als stellte je mand die Möbelstücke wieder zurecht, sch«lt« es. Endlich erstarben dies« Laute. Der Vikar warf sich zitternd vor Ausre gug und Kälte auf's Bett und ver fiel alsbald erschöpft in einen unru higen Schlummer. Als er des Morgens erwachte, ver nahm er ein Gewisper von bekannten Aus der Treppe erblickte er Patty „Wo ist Martin?" beeilte sich Mr. zu fragen. j , Es „Ach Gott, das thut mii sehr leid. Der Aermste, nach dem Frühstück muß Bassett telegraphirt. Es schien, als hätte sie die Identität des Rädels- Mr. Bassett's Ankunft enthob Proctor einer Antwort. Beim Eintritt seines Freundes spielte Mr. Josselyne's Gesicht in allen Farben, der Advokat benahm sich jedoch geschlossen war und mir heute nie mand Rede stehen will. Ich weiß nur, daß ich Dir bezüglich Shaws recht mer Martin große Anhänglichkeit und verletzt." Im selben Augenblick kündigte sich im Flur die Polizei an, die Patty ins Zimmer führte. Zu des Vikars Verwunderung strahlte auch jetzt das Gesicht des Mädchens vor Glück. Doch dessen Existenz wußte, ist mir ein Räthsel und ihm mein Geld und den Schmuck meiner verstorbenen Frau auszufolgen. Ich will Ihnen den Schrank zeigen", fügte er eifrig „Hier", rief Mr. Josselyne, in dem er den Schlüssel, der noch im mer in dem Wandschrank steckte, um dreht«, „hier lag alles und sehen Sie. . Wie versteinert hielt er plötzlich in ne, den Blick starr auf die offene Kasse gerichtet. „Was giebt's denn?" fragte P^ter cheln. Statt aller Antwort deutete der Vikar mit zitternder Hand auf eine Kassette und eine Schmuckschachtel in der Wand. „Was soll das heißen?" rief er mit keuchender Stimme. „Das ver stehe ich nicht." Und nach einer Pause fragte er in scharfem Ton: „Wer wer ist hier gewesen?" Indeß hatte der Polizeicommissär die Schachtel aus der Kasse genom me, sie geöffnet und den erstaunten Blicken des alten Vikars den ge famwten Schmuck seiner Frau, den er für verloren gegeben, vorgelegt. Mit demselben Ergebniß wurde die Kassette «ioer Durchsuchung unterzo gen: von den fünfzig Pfund, die sich darin befunden hatten, fehlte nicht «in Goldstück. größere Aufregung versetzt als durch die Begebenheiten der verflossenen Nacht, wankte Mr. Josselyne zum Fenster, das Bassett zu öffnen sich beeilte, und was er draußen sah, machte ihn vollends sprachlos. War es denn möglich? Dort unten schob der ruchlose Bill Shaw mit der größ schehen, seinen Schiebkarren über die Wiese und blickte mit einem häßli chen Grinsen zu seinem Herrn hin auf. Das war für den Vikar zu viel. Athemringenb sank er in einen Stuhl. „Das . . . das ist der Mensch, der mich beraubte", stammelte er, „der. .. mich die Treppe . .hinaufzerrte. . . Dort. . . dort ist er!" schloß er, aaf Bill deutend. „Wir werden ihn bald hier haben, Mr Josselyne, und ihn zu einer Auf klärung bewegen", sagte der Commis- Nach einigen Minuten des tiefsten Stillschweigens, als der Gartenarbci- " trat, schob sich ihm Patty mit glü hendem Gesicht, das Auge voller Thränen, nach. „Nun, junger Mann, was haben Sie uns zu sagen?" fragte der Com- Kommenden zu Halm, schien. „Zu sagen?" begann Bill un wirsch. „Nur dies: Wären ich und mein Mädel", er warf den Kops in der Richtung nach Patty, „nicht gewesen, maustodt wär' heut dieser Geistliche, und von seinem Kram wär' heut kei ne Spur mehr. Patty kommt Nachts zu mir gerannt und sagt, es sind Diebe da. Na also, ich geh' her und tress' richtig im Studirzimmer auf mich richten: „Halt zu uns, oder ich erschieß Dich!" rufen sie. Mir recht sag' ich und halt zu ihnen. Uno pack' ich ihn beim Kragen und droh' ihm, den Schädel einzuschlagen, und schlepp' ihn die Stiegen hinauf, und er muß mir alles aus seiner Kasse hergeben. Dann sperr' ich ihn zu sei- „Verrathen soll ich's? Das gibt's war's, mit dem der Alte gar so siiß thut. Er hatte eine Fensterscheibe im Studirzimmer zerschlagen, damit's ist." ' „Du?" rief der Vikar. „Und ich ßen!" Kerls, wie Bob Martin und Bill cken Patty. „Ich geb' also der Patty den wenig beschämt sort, „damit sie ihn, sobald der Alte weg ist, in den Wandschrank Und jetzt, Mi verließ Shaw das Zimmer. „Patty, Du wirst ihn Heirathen?" fragte der Vikar. .Ja, Sir, bitte, Sir", erwiderte das Mädchen. „Wenn Sie wüßten, wie dankbar er Ihnen ist. Mein Bill würde nicht einer Fliege etwas zu leide thun, Sir. Er hat ein gol denes Herz, und ich danke Ihnen, Sir, daß Sie mir die Gelegenheit gaben, es kennen zu lernen." Der Vikar versuchte zu lächeln, aber es blieb bei dem Versuch. „Trachte, ihm eine civilisirte Sprache dem Mädchen, dem Geliebten zu fol gen. „Dein Herzenswunsch ist erfüllt", sagte Bassett zu seinem Freunde, den er trostbedürftig sah. „Du hast ei nen Verbrecher gebessert." „Ja und ich sollte mich darüber freuen," erwiderte der Vikar mit hei serer Stimme. „Nur hätte ich ge- wenn es der nettere gewesen wäre." „Vielleicht gelingt es Ihnen noch Der Vikar schüttelte das sich zu bescheiden. Sogar Bills Bes serung war ja, das fühlte er, mehr Pattys als sein Werk. Vom richtigen t?«de. Humoreske »on Max sseder. „Die Durchschnittszahl der geschlos senen Ehen betrug in diesem Jahr« neunhundertsiebenundneunzig..." Dr. phil. Eber, der diese Worte nie dergeschrieben hatte, hielt jetzt an, steckte die Feder hinter's Ohr und brummte vor sich hin: „Neunhundertundsiebenundneuizig! Und meine Ehe ist da nicht drunter! Natürlich, die hat noch gute Weile. Zwar Papa Geheimrath hat mir ver sichert: Sobald Sie sich als Privat -sine Heirath nichts ein," aber er setzte auch hinzu: „Natürlich nur, wenn Jenny Ihre Neigung erwidert." „Nun sr»ge ich mich: Thut sie das? Ich werde nicht klug daraus. Bald läßt sie mich das Schönste hof fen, bald bringt sie mich zur Ver zweiflung, daß mein« Gedanken sich seinem Zimmer auf und ab. „So oder so! Das heißt aber: Ge wißheit! Mir geht ein ganzes Talg licht auf. Mag sie mir einen Korb geben viel besser, als diese ewige Ungewißheit! Ja, ich irre mich wohl kaum, wenn ich mich jetzt schon in dem Gedanken, daß sie mir einen Korb ge ben könnte, erleichtert fühle. Aber, nichts leichter, als das." „Ich gehe einfach hin und sage! Verehrtes Fräulein, wollen Sie mich oder wollen Sie mich nicht? Entweder oder! Ja, das geht! Nein, das geht nicht! Dann sagte sie ge wiß: „Geben Sie mir anderthalb Jahre Bedenkzeit." derthalb Stunden gebe ich. Am be sten. ich bin so eklich zu ihr. daß sie mich ohne weiteres hinauswirft. de ihr sagen: Sie sind eine Kokelit, «ine eine, nun ganz gl«ich, ihr Vetter. der Staatsanwalt, meln I hauptsächlichster Nebenbuhler, soll mir nachher die schönste Beleidigungs- > klage anhängen, das wird mir Spaß machen." Und nun begann d«r junge Gelehrte Toilette zu machen. Nicht etwa, daß er seinen schönsten Anzug hervorholte, nein, er wählte einen, der gerade noch einem fremden Hause erscheinen zu können. Er wollte abstoßend wirken, er wollte die Schiffe hinter sich ver- .Also, Herr Doktor Er stellte ein Tischchen, auf welchem ein Tablett mit Wasserflasche stand. Daher lächelte sie nur. In der Rede begann Dr. Eber: .Verehrte Anwesende," verbesserte sich Kokette." Sie her?" „Bitte unterbrechen Sie mich nicht. Habe ich Ihnen schon gesagt, daß ich Ihr Spiel durchschaue? Nicht? N!>'N ner Widersacherin wandeln ließ, be- xzh s^ll „Jch beabsichtige es auch nicht." .Ich dachte, weil Sie sich durch den Trunk stärkten, aber —" Jenny reitet." „Ja? Eine Freude?!" stotterte Dr. Eber. „Ja, ich war von Ihnen bisher „O, Jenny!" „O, Jenny, Leuchte meines Le bens!" lohnt. Bewußtsein gebracht?" »Ganz ein pich hab' ich gespuckt!" Türkische HochzeitSbräuche. Der junge Türke, in dem sich dal Verlangen regt, ein« Frau zu neh men, hat nicht das Recht, sie sich selbst auszuwählen. Wollte er diesen küh nen und fast frevelhaften Versuch ma chen, er würde auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen. ?ie türkische Frau zeigt sich nur verhüllt den Au gen der Männer und ein undurch dringliches Geheimniß heiliger Scheu umfließt ihre Erscheinung. Der junge Mann ist also auf den Geschmack und die Zuverlässigkeit seiner Mutter oder meist anderer weiblicher Verwandten einig geworden, dann theilen sie es sogleich der Mutter oder dem Vater mit, und die beiderseitigen Eltern schließen dann sofort den Heiraths- Allahs Befehl und dem Worte des Preis, auf den der „Veül" des Bräu bereits vorher festgelegt worden ist. Dann tritt der „Jmam" (Priester) zu ihnen, spricht ein langes Gebet und Frieden, liebt Euch und seid glück lich!" Die „Vekils" melden dann das Ergebniß dieser heiligen Handlung Weihrauch verbrannt Jeder feste. Die Ausstattung der Braut Rücken Möbel, Koffer und Polster Ae „Henna". Die männlichen Verwand ten der Braut, die Brüder. Onkel, Oettern und Neffen, sich in tei hat.