Mach der Amnestie. i.' nen, und noch grau«r wurde es, und «in Regennebel «füllte di« Luft. Still« herrscht«, Wind und Bäum« regten sich nicht. Als wäre alles er starrt, als wär« die Natur gestorben. sich und sah nichts von dem, was er «inst gekannt, nichts, was seine Phan tasie ihm stets vorgespiegelt hatte. Während der zwölf Jahre hatte sich alles verändert, der W«g, ?!e Mühlen, die Hütten, ja selbst der bläulich Bangigkeit sich in sein Herz schlich. W« wenn Nahes und Theures für immer verfchwmdet. Er «rinnert« sich, Aber das Glöcklein klingelte, die Hufe wirbelten d«n Straßenstaub auf, und rollte immer vor bang« Leben des Verbannten, lag vor ihm. Der Roggen, die Feldblumen und der Wiesenllee hauchten noch seine Brust. Und so eigen war dies alles: die zurückgelassene Familie, die Tundren, die seiner harrten, der FriihlingSdust, so miteinand« unv«rei>nbar man hätte weinen und stöhnen und düster schweigen mögen. Bilder aus der Bergang«nh«it tauchten vor ihm auf, und auch in ihnen war alles so eigen und so unvereinbar miteinander: Leid und Genuß, Leben und Tod, Thränen und Lachen, alles in «ins verschmolzen. Eines schließt sich eng an's andere an, ben können. Zum ersten Male bemächtigte sich Wassilij Jgnatiewitsch'S «in G«sühl von Bangigkeit, und die Trennung von seiner Familie erschien ihm un endlich schwer. Seine Seele wankte, als stürbe etwas. Es zog ihn heim zu W«ib und Kindern, er wollte sie um armen, ermuntern, ihnen einige freundlich« Worte sag«n. So zerrüt tet, so kindlich - kläglich und hilflos dünkte ihn di« Famili«. Und war noch so nahe, dort hinter dem Kornfeld, hinter dem bläulich schimmernden Walde D« TarantaS aber rollte ächzend weiter. Die Grenzstein« jagten vor über, die Hütten und das heimathliche Haus entfernten sich immer mehr. Nun war die Station da. Leute mit neugierigen Blicken tauchten auf. Ein Gepäckraum, Wände mit Fahr plänen, d«r Perron alles für «inen kurzen Augenblick. Hier der Waggon, ein Abtheil. Sie traten ein: die Thür fiel polternd hinter ihnen zu. Lebt wohl, ihr heimathlichen Stät ten! Ein neues Leben harrte seiner. Ein langes, in seiner düsteren Ungewißheit banges Leben. Jahre würden ver streichen, auch dieses sremdeLeben vor überziehen und ein n«ues an feine Stelle treten, ebenso bange und unge wiß. Und st«tS würd« die Zukunft beklemmend und räthselhaft sein, nach Jahrzehnten. Das dritte Läuten erklang, und der Zug setzte sich in Bewegung. Der Stationschef mit rother Mütze, «ine Thür mit der Ausschrift „Comptoir", «in Postamt, eine Wasserpuinp« dann ein Garten, Blumenbeete, «in Springbrunnen huschten an ihm vor über. Und alles, sonst gleichgültig vnd unbeachtet, ward plötzlich unge iind der Träger all« schienen jetzt so freundliche, gute Menschen zu sein. Man hätte vor ihnen die Seele öffnen und ihnen sagen mögen, wie schwer. Wie qualvoll schwer es sei. sein Leben zu zerbrechen. Jgnatinvitfch bedeckte sein jagt« mit polterntxnKrtten undßädern Sonne. Und als Wassilij Jgnatie- N. ES dunkelte.... In den Nitderungkn lag N«b«l, und Wald roch nach Herbst. Auf den Fel- Wassilij Jgnatiewitsch blickte schon er zwischen den Lichtern war auch daS seine. Me ein Leitstern leuchtete es. Und in sr«udig«r Erregung v«rgegen wärtigte sich Wassilij Jgnatiewitsch di« G«sichter s«in«r Lieben. Wie un« gelang ihm wed«r ihre Gesichter noch ihre Gestalten zu erfassen. Wie selt» ter acht Jahre alt war. Jetzt sind sie b«n? borgen. Was ist dort? Was ist dort? dachte Wassilij Jgnatiewitsch. und eine Thür fiel in's Schloß. Eine dunkle Gestalt trat vor das Thor und blieb in beivegungsloser Betrachtung steh«n. Wassilij Jgnatiewitsch blinzelte mit aus dem TarantaS und stürzte zu d«m an der Pforte st«hend«n Mann. Der Mann war großg«wachs«n, stämmig, Er trug «in Kattunh«md und hohe Stiefel. In feinen Augen buchtet« et was Bekanntes und zugleich F«rn«s Er betrachtete Wassilij Jgnatie- Du's, Vater?" „Ich ich ich —" «rwidert« Wassilij Jgnatiewitsch hastig und um armte ihn. Sie küßten sich. lachend. „Nun, wie ldbt Ihr hier? Wie steht's um Mamas Gesundheit? Wie geht es Warja?" Wassilij Jgnatiewitsch blieb plötz „Wie denn Schauspielerin?" „Ganz einfach. Im vergang«n«n Herbst ist sie von uns geflohen und lebt jetzt mit irgend einem Schauspie ler." Er lachte roh und frivol auf. Wassilij Jgnatiewitsch mit leisem geschrieben." „Wozu auch schreiben?" lächelte der Sohn. „Es ist ja kein freudiges Er eigniß." Vor Wassilij Jgnatiewitfch's Au unschuldige Gesicht eines achtjährigen Mädchens auf. „Papa, erzähl« mir ein Märchen!" hörte «r ihre zarte Stimme. Wassilji Jgnatiewitsch würd« es mit einem Mal- bang«. SS war ihm, als ging« er nicht durch jenen Garten, in dem er seine besten Jahre verlebt hatte, sondern durch «inen ihm unbekannten, sremden. Als hätte man die alten, mächtigen Bäume ausqerodet und n«u« tingepflanzt, als wäre daS alte Erd reich ausgegraben und frisches aufge schüttet worden Doch hier war schon daS Haus. Hier zwei erleuchtete Fenster, durch die man eine im Lehnstuhl sitzende krank- hafte Frau bemerkte. Ihr G«s!cht sah bleich und krankhaft aus. Wessen Gesicht war es nur? Das Antlitz der ficht. Und Wassilij Jgnatiewitsch hielt «widerte der Sohn, ging aber vor aus. Wassilij Jgnatiewitsch stand unten und blickte durch das.Fenster. Die sel und schaute mit weit geöffneten Augen auf die Thür. Und Wassilij Jgnatiewitsch schien es, als sähe er Angst in ihren Augen als sollte Jemand Fllrcht«rlicher, F«rner, Frem der durch die Thür eintreten. „Gleich wird er dort sein," dachte Wassilij Jgnatiewitsch und blickte wie gebannt auf die bleiche Frau. Plötzlich sah er, wie sich Entsetzen in ihren Augen aus drückte und sie aufschrie. „Er ist ein getreten —" dachte Wassilij Jgnatie witsch. Nach einem Augenblick trat der Sohn an's Fenster, öffnete es zur Hälfte und fagt«: „Kvmm herein, Vater!" Wassilij Jgnatiewitsch stieg die Trepp« hinauf und betrat «in dunkles Borzimmer. Er wußte nicht, wohin gehen, und begann mit der Hand an der Mauer herum zu tasten. Er fühlt« eine Thür und öffnete sie. Finsterniß und Feuchtigkeit wehte ihm entgegen. Bangigkeit erfüllt« ihn und di« Thür rasch schließend, rief er: „Ich kenn« d«n Wrg nicht! Wo seid Ihr? Hier ist es dunkel!" Als Antwort ertönte ein unterdrück ter Schrei hinter der Mauer. „Sie hat aufgeschrieen," dacht« Wassilij Jg natiewitsch. Plötzlich fiel ein Licht strom auf ihn, und er sah den Sohn auf d«r Schwill«. Er ging zur Thür. Als er das Zimmer betrat, sah er, wie sich sein« Frau bemüht«, sich im Lehnstuhl aufzurichten. „Du Du —" flüsterte sie, mit weit geöffneten, fieberhaften Augen ihn betrachtend, wi« im Schlummer. Er ging auf sie zu und umarmte sie ungelenk. Sie sank schwer an seine Brust, und es war ihm, als fiele etwas Kaltes und Hölz«rn«s auf ihn. Er küßte ihr Gesicht und di« Hände, ohne dabei Fr«ude zu empfinden. Er hatte die Empfindung, als sei es kein lebendig«!, kein ihm theurer Mensch, der da an stiner Brust hing. Und sie wiederholt« erschreckt: „Du —Du —", und als traute sie ihren Augen nicht, strich sie mit der Hand über sein ergrautes Haar. Dann setzte «r sie in d«m Sessel zu recht und nahm neben ihr Platz. Sie fingen zu sprechen an, wie zwei fremde Leute einander mit v«rwirrt«n, erstaunten Augen brtrachtend. Der Sohn stand ausrecht und blickte zufrie den auf sie. Dann rauchte er sich eine Cigarett« an und ixrließ pfeifend das hörte man vom Hofe her ein lautes Pfeifen. Die Hunde bellten, und irgendwo erwiderte Jemand auf seinen Pfiff „Wie sich alles veräntxrt hat," sagte Wassilij Jgnatiewitsch leise. Stimme; „ich bin nicht mehr die, die Du zurückgelassen hast. Warja ist nicht hier, und S«rgei ist ein grober, respektloser Mensch." „Ja, ja das ist entsetzlich." „Arme Warja!" sagte er. „Ich sehe verderbtes W«ib —" „Schwer ist das all«s!" Er sank «schöpft in den Sessel zu «s, als sei sie gestorben. Er erfaßte sie „Was ist Dir?" fragte er. und irgendwo weit Im Walde schrie ein Nachtvogel. Er setzte sich auf die Treppe nieder und neigt« den Kopf auf 111. di« Mäuse. Es war spät. Doch Wassilij Jgna tiewitsch schlief noch nicht und blättert« zum zehnten Mal in den Seiten eines alten, zerrissenen Albums. Junge, kindliche, theure Gesichter blickten ihm von den Seiten entgegen. Wassilij ter, der Schauspielerin wie anders war das alles! Es waren Menschen mit d«m gleichen Aeußern, dem glei st« leise rauschte, bebte und war doch todt. Ein Grauen vor sich selbst be siel ihn, und es schien ihm, als wäre kein Unterschied zwischen Leben und 'Sie K l sch d' belh st Wand«, bis st« das ganze Zimmer er füllten. Es wurde dunkel. Wir sie sich fände«. bunt! , , , „ Wörtchen mitzureden, und..." D«r, R«ndant lacht« mit seinen grauen Haaren so keck wie ein Junge. „Ein Wörtchen ist gm! Als ob du l test! Aber das paßt mir nun nicht einSchlappstieftl!^ dant. Das Strickzeug sank vollends. „Laus doch,...geh' doch! Als ob einsehen lerntest!" „Gut,... du sollst glücklich sein, Heinrich! Ich auch! Sieh zu, wie du sollst schon noch nach mir jammern. Jetzt brenn' ich dir durch. Jetzt zeig« ich dir, was ich für ein Kerl bin!" aufeinander, als der Schlips nicht sitzen wollte. Um vier Uhr ging «in Zug nach würde er eine Ansichtskarte an seine Adelgunde loslassen, na. sie würde schon vor seinem Muth und seiner rock. Natürlich in die Kneipe! Und «rst spät in der Nacht würde er sehr geräuschvoll heimkehren, würde sie aber nein, Frau Adelgunde hob un ternehmungslustig den Kopf,... das sollte nun anders werden! Raus,... lein wollt« er fertig werden. Gut! Er sollte seinen Willen haben. Sie lief fieberhaft ausgeregt in die Küche zu dem kleinen Dienstmädchen, und von der Küche in die Schlafstube. Im ersten Augenblick wollte sie dort die liederlich umhergestreuten Sachen ihres Mannes aufräumen. Aber sie bezwang sich meisterlich. Er mußte auch so etwas selber thun als nützli ches Mitglied der Menschheit. Sie ritz Schränke auf, Kästen, kramte, packte, sah dazwischen nach der Uhr, und stellte fest, datz der Heinrich! Als di« Frau Rendant wirklich in dem Sechsuhrzuge saß, um nach der fertig werden könnte, daß sie sich... sehr wohl ohne Mann fühlte. Sie schluckte ein paarmal und sah um andere Gedanken zu bekommen. Als sie in Berlin das Gewoge der Menschen sah, das lebensgefährliche Es öffnete Niemand. Todtenstille angstvoll. Die Frau zuckt« die Achseln. „Ick weeß nich! Am Ende jehn Se Traut« nich haben; bloß über de dransteht! Morgen früh sind Tibbe kes wieder da"... „810 ß Ruhe, Fassung", dachte sie. 810 ß ein Glück, daß ihr Heinrich sie so nicht sehen tonnte. Er hätte sich am Ende gefreut, der Barbar! Sie war mehr todt als lebendig, als sie drüben in dem vezeichneten Hause ein Zimmer für die Nacht ver langte. „Mein letztes... es ist etwas klein, aber für Sie wird'S wohl genügen", meinte die Pensionsmutter liebens- Adelgunde nickte. Ihr war alles Recht. Kein, kein Mittel wußte sie, das ihre gesunkenen Lebensgeister Weile saß sie unentschlossen ii/dem schmalen Zimmer auf einen Stuhl. Dann begann sie sich langsam auSzu- Bett leer sieht?... Zimmer, stöhnt« Jemand. Das klang fürchterlich. Da schlief gewiß, nur durch «ine dünne Wand getrennt, ein «m fr-Mder Kerl. Viel leicht ein Verbrecher, der keine Ruhe fand. Und nun «in Husten hinter gel von den Schultern. Woran erinnerten sie doch diese heiseren Tön«, dieses Stöhnen, wo ran erinnerten sie doch? Das,... das Da,... jetzt dieses Poltern den Fußboden entlang! Als ob Jemand hier nebenan wohnte wirklich ein Kerl, der dieselben Gewohnheiten Hatt«, wie ihr Heinrich. Fürchterlich! Beinen... Mit schlotternden Knien schlich Frau Adelgunde zu der Thür, beugte Schlüsselloch, und dann,... dann, fast Lippen: „Hei.. .n.. .rich ... bist ... ini's? chen,... steckt der Schlüssel bei dir Heinrich?" Der fürchterliche Fluch brach mit ten durch. Ein Schlüssel wurde um gedreht, Adelgunde breitete die Arme aus und gegen die bunte Nachtjacke liebe Gatte. „1ch,... ich hab' Tibbekes besuchen „Ich weiß,. ..sie sind... nach'S Theater." unternehmungslustig!" „Und du! Du wolltest mich so schnöde verlassen?" schluchzte sie, ihm „Ja, er sagte, Sie könnten die Bücher zuklappen, imGeldMank ein schließen und sich zum Heimgehen f«- tig machen, ehe noch eine Minute g»nz abgelaufen ist." E Basier Beppi kummt in's Elsaß un kummt gegenem Rhi zu« an d'r Jsteiner Klotz, bschaut sich de grau same Festung. Do kummt en Offi zier spaziere, dä redt mh Schwyzer a: Na, wie gefällt Ihnen die Fe stung? Da macht Ihr BaSler Au« Schwqzer luegt daS Osizierle s« vo d'r Syt a, d'rna lipft er d'Achfle un fait: Schießet Ihr nur uf Basel ine! Do treffet Ihr nit e'n einzige Schwy zer! Was, wir treffen keinen Schweizer? Näi, es sin jo luter Boshaft. „Wo haben Si« Ihr« Frau eigentlich kennen gelernt, Herr Doktor?" „In der Sprech stunde; sie war meine erste Patien voll erkundigt sich Mama nach seinen Gedanken. „Ja, Mutti", sagt der kleine, indem er die Finger zwischen zwei unaufgeschnittene Seiten legt: „Wie haben di« Leute es denn fertig Lewer. nach S^ckl,»-n schon vtrheirathet." Sonderbar. Buchhalter üu einem Commis, der wegen Unter» schlagung entlassen ist): „Weshalb «Weil ich gesessen habe!" Buchhalter: „Und weshalb haben Sie gesessen?" Commis: „Weil ich gestanden habe!" Sin Brillant. ' „Mit Ihren Blumen werden Sie aber nicht viel Glück haben, Herr Ba- ron. Meine ist so spröde, und immer hast du nur dein« Ge ' schäste im Kopf das ist prosaisch." „Aber, nicht wahr, wenn ich dir ist poetisch?" „Ach, wie gut, Herr -Doktor, daß ' Sie wieder zurück sind! Während Jh< ' rer Abwesenheit war ich sehr trank ' und wäre beinahe ohne Sie gestor« ! b«n...!" ' „G?wiß, Schätzchen, jedes hübsche Mädchen habe ich darauf angesehen, ' ob es nicht irgend «inen ähnlichen > Zug mit dir gemeinsam hätte!" „Papa, ist es wahr, daß d«r Storch di« lleinen Kinder durch den Schorn drin steckt.'