AiegraueHasse. Roman von Tora Dnncker. 12. Fortsetzung.) Buchberg zuckte die Achseln, dann sagte er liebenswürdig: Aber nun nochmals Dank, Herr Sadus? ich muß ja wohl endlich hinein und an die Ar beit zurück. Dem Herrn Direktor darf ich wohl morgen mein« Aufwartung machen? In der Mittagspause, so nach zwölf Uhr, ist die beste Zeit. Aber hier die nicht unterschrieben, Buchbirg. Sadus schob dem jungen Zeichner die Papiere hin, die er zuvor aus der Brieftasche gezogen hatte, gleichzeitig reichte er ihm seine englische Füllfeder. Buchberg las mit leuchtenden Augen die wenigen Zeilen durch, die ihm die sicherung eines festen Einkommens von zwölfhundert Mark für eine ihm über aus gering erfcheinendeArbeitsleistung. tes. Wenige Augenblicke später saß er Über seiner heutigen Aufgabe, die sich schnell von der Hand ging, trotzdem er die oft dürftigen Muster der Teppich« und Stoffe mit seiner blühendenPhan- Jetzt war todte Zeit. Das letzte rius mit einem Anliegen kam, gab es für die Petersen nichts Wichtigeres zu thun, als dieses Anliegen zu erfül len. Die kleine, von d«r Natur so stief mütterlich ausgestattete Person trieb schendings zwischen Frühstück Mittagbrot. theuer. Die Petersen schüttelte sehr ener gisch den kleinen Kops mit dem leicht Dienstag als Bouletten —, gefüllte Pastetchen kosten 'nen Pappenstiel, so wie ich sie Ihnen zusammen besorge, Kamilla machte eine erschrockene Be wegung. Len« Petersen beschwichtig te. Da sein Sie man nicht bange vor, Fräuleinchen die stech ich hinten in «einem Garten, und nenn es denn Fi- Eis 'n bißchen was zu knabbern und Eingekochtes nach. Kamilla seufzte ein wenig beklom vor"Kamilla ganz nah an die Fenster bank gestellt. Natürlich, murmelte sie halblaut, wenn man was los werden Petersen, die weiß Bescheid in der W«lt. Und wie ist es mit dem Trin ken? Den Wein nehmen wir wohl am besten aus dem Rathhausleller? Mitten in diese letzte Redender Pe- Hätten Sie wohl noch «in halbes Stündchen Zeit für mich, liebste Lene? Ich, nämlich ich erwarte Besuch ein Helles Roth scheuer Freud« flog über das Gericht des Mädchens. nicht so? zu speisen. Die Kleine zierte sich nicht überflüs sig. Sie hatte schon an manchem Herrentisch gesessen. Wohl, wohl, wenn Ihnen ein Gefallen damit ge schieht. Danke schön, ein sehr großer, ja, u. dann noch etwas, liebste Lene, wenn Sie mit dem Papa noch zusammen treffen sollten, bitte sprechen Sie von Lorenz Buchberg nicht als Bräutigam mag noch immer nichts von einer offi ziellen Verlobung hören, setzte Kamilla gepreßt hinz,»^ Die Petersen bewegte verständniß voll den Kopf. Obwohl sie für Man gold Prätorius nicht allzuviel übrig sein verdoppelter Sorge, denn den Va ter würde Kamilla in der Ehe schwer lich los werden. Im übrigen versicherte mer andauernden großen Wärm« über dem braunen, weißgetupften Merino keide trug. laut. Tisch sch s ei g telang vernachlässigt, ja, verwüstet ge wesen, und erst Kamillas Mutter hatte ihm in den zehn Jahren ihrer Ehe wie der Pflege und liebvolle Sorgfalt zu theil werden lassen. Kamillas früheste und liebste Kind noch später war sie der Mutter beim Gießen der Beete oder beim Auspflii- cken trockrer Blätter und Zweige be hülflich gewesen. Was die Mutter un vollendet gelassen, hatte Kamills sort tigen, betrat, mußte seine Freude da ran haben. Mit murmelnden Geplätscher durchrauschte sein« klösterliche Stille klaren Wasserspiegel wiegten sich die blanken Blätter und die noch festge schlossenen Knospen der Wasserrosen an ihren langen schlauchartigen Stie len. Ueber das Wasserbecken hinab hin gen die noch lichtgrünen Zweige einer köstlichen Hängeesche. Rings unter den «feuumzogenen Mauern blühten, in schmalen Rabatten sauber eingehegt, etwas blaßfarbene Frühlingsblumen, die einen feinen, süßen Duft entsand ten. In dem östlichsten Winkel deS Dreiecks stand sogar ein kleiner Kirsch baum in Blüthe, unter den Kamills das schmale gedeckte Tischchen und drei Stühle geschoben hatt«. Ein paar aus Baumstämmen roh zusammengefügte Sitze standen versteckt unter der Hängeefche am Wasserbecken. Dies war an warmen Tagen Ka millas Lieblingsplatz. Bei kühlem Wetter hatte Mangold Prätorius sei ner blassen, schmalwangigen Tochter den Aufenthalt in dem kleinen son nenlosen Geviert aufs strengste verbo ten. Während Kamilla die Petersen aus der Küche geschickt hatte, damit sie Lo renz Buchberg ins Haus lasse, war sie selbst auf dem schnellsten Weg über ixn Hof und durch die kleine Klostergarten pforte, zu der sie den Schlüssel stets in der Tasche trug, noch vor dem Gelieb ten in den Garten gelangt. Einen Au genblick saß sie unter der Esche nieder, ehe Buchberg vom Hause her eintreten konnte. Sie war jetzt öfters in den warmen Tagen leicht ermüdet und gliederschwer. Vielleicht kam die Mü digkeit auch von dem angestrengten Leuchten im Gesicht, lief Buchberg die Milla, ich bin der Glücklichste der «er stieg. . gegeben? Er faßte sie um den Nacken und Milla, ach Milla! In Übcrqucllen- Athem kam und ging wie ein Stöhnen aus übervoller Brust. Kamilla hatte halb entzückt, halb men lassen wollte, auf Buchberg ge schnell und für so bald! Gott s«i Dan! schäftsleiter ihr Bild überlassen hatte, das er bisher nicht einmal ihr selbst gezeigt, verschwieg er ihr. Er fühlte instinktiv, daß es gerade jetzt, wo das teres von ihrem Bilde getrennt habe. Oesters schon hatte die feine Seele des Mädchen- um Dinge gebebt und gezit- Tagen vor der langen Trennung wollte er auf der Hut sein, ihr ganz gewiß nicltt wehe thun. Ihr blieb für die näcksle Zukunft ja der weitaus schwere re Theil: das thatenlose Warten a>ts sie auf den beiden Baumsesseln unter der Esche niedergesunken. Wunder voll frisch stieg die Wasserkühle zu ihnen auf. Fast dunkelte es schon un ter dem hängenden Laubg«wirr. Ka von ihm saß sie da. Das dichte, dun kelnde Gezweig versteckte sie vor sei nen Blicken. Sie brauchte nicht mehr zu lächeln über sein Glück, der Thrä ne nicht zu wehren, die langsam und schwer in ihren Augen aufgestiegen Ohne auf ihr plötzliches Schweigen zu achten, erzählte Lorenz fort von seinen Zukunftsplänen. Nach Mün chen wollte er gehen und dort zu einem der ersten Meister in die Schule. Ganz ausleben wollte er sich ein paar Jahre und dann als fertiger Mann und Künstler vor ihren Bater treten. Dann, wenn er wieder in die Graue Gasse Kllnstlerauge weidete sich an den wei- Ein leiser Seufzer stahl sich über fein auch von dem Weibe das er liebtet Ganz seiner Kunst und sich selbst le ben? heraus aus allem, was ihn hier bestärken. Jetzt, kurz ehe d«r Zug einlaufen mußte, der Schellbach bracht«, faßen mer im Löwen b«im Frühschoppen. Nachdem sie eine Weile über Dinge und Zustände durchaus einer Meinung ge- Zorn gegen die bestehende Weltordnung von der Leber geredet hatten, waren sie wie selbstverständlich aufs neue auf die Angelegenheit des Tages zurückgekom men. Aber während Drehse sich bis- her stets als der wohlmeinende Freund gezeigt, der einzig das Interesse von Mangold Prätorius im Auge hatte, kehrte der Fuchs heut im letzten Augen blick vor der Schlacht den Berechnen den, Selbstsüchtigen heraus und er langte »ipp und klar von Mangold Prätorius' Freundschaft, daß er bei ei hohen Gehalt. fein Vertrauen geschenkt? Ihm Vor- Jhm, Mangold Prätorius! War er den bliebe, der seit Jahrhunderten den stens er selbst es sein. Noch war er Herr und nicht hörig, noch diktierte er und kein anderer, und wegen der lum pigen dreihundert Mark, die Drehse ihm gepumpt, hatte er noch lange kein Recht, das Maul aufzureißen. Gerade als der freundschaftlich« Streit diesen Höhepunkt erreicht hatte, kam Buchberg auf seinem Wege zur Grauen Gasse zum Löwen herunterge schritten. Er trat an das offene Fen ster, an dem die Kampfhähne allein in nicht Ihre freundschaftliche Unterhal fchültelt hatte. Die Frau Steuer räthin von Koppe ist schon vor einer Drehse war sofort aufgesprungen, billigsten Stoff hergestellte Krawatte zurecht gezupft, die Rockschöße glatt ge cher Verlegenheit kramte Prätorius, der den Inspektor zum Frühschoppen eingeladen hatte, in den Taschen. Aber dem Pfeifen ein. Rasch und schweig sam schritten die Drei in die Graue Gasse hinunter. sprach- -h- h g y h-g Wo blieb Lorenz? Wo blieb der Ba ste aus, lief zur Thür und riß sie auf: Gott sei Dank, der P.va und Lorenz, Den dritten im Bunde hätte sie sich gern geschenlt. Ihr war-dieser Inspek tor mit seiner geschwätzigen Ausdring- Eine Biertelstunde später Mlli setzte gerade den Blumenstrauß, den Frau Buchberg heute Morgen aus ih rem Garten geschickt hatte, in die Mitte der Tafel meldete der kleine, aus der Fabrik hergeliehene Ausläufer Herrn Ingenieur Schellbach aus Ber lin. Alles blickte gespannt, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Empfindun gen, auf die Thür, die der kleine, unbe holfene Diener weit offen gelassen .ch erregte. keiner der drei anwesen den Herren sich als Herr des Hauses bemerkbar machte, ging Schellbach mit Dame zu, die steif auf der Kante des schmalen, harten Sofas saß und ihn scharf mit ihrer Lorgnette musterte. Erst nachdem er sich vorgestellt und von der Steuerräthin einen geschmei chelten Willkomm entgegengenommen hatte, trat Prätorius aus dem Winkel hervor, von dem aus er den „Eindrin^- erhobene, wieder sinken lassen. Prätorius stellte kurz und knapp die übrigen Anwesenden vor. Dann Nachlässigkeit zu dem Ingenieur zu rück. Meine Tochter wird sofort hier sein. Wir können dann speisen. mauerigen Hause mit den tief in die Mauern eingelassenen Fenstern, ein Sonnenstrahl siel durch die geöffneten flimmerndem Schein. Etwas Frohes stieg bei dem Anblick des anmuthigen jungen Geschöpfes in Gasse hatten ihn nach der Fahrt durch den hellen blühenden Maienfonntag seltsam frostig und beklemmend be rührt. Jetzt plötzlich schien mit dem jungen Geschöpf zugleich etwas von der lingswelt da draußen in das kalte, klö sterliche Gemäuer gezogen zu sein. Es war nichts Kleines, Beiläufiges oder Nebensächliches, was Schellbach hier her gebracht hatte. Wenn er das Ge lände lauste und hier draußen, vier kam, so schnitt solch ein neuer ausge dehnter Betrieb tief in seine bisherigen Daseinsbedingungen ein. Er würde und start erhöhte Ansprüche gestellt werden. Lange hatte Schellbach den Plan erwogen und geprüft, bis er ihn, feiner klärt hatte" Mit starker Freudigleit rius gefolgt, und je mehr er sich dem Städtchen genähert hatte, um so mehr er sich dem Städtchen genähert hatte, um so mehr war dieses Gesühl gewach sen. Die Bodenbeschaffenheit der wasserreichen Gegend, die ganz seinen Zwecken angepaßt war, die als gutar tig bekannte Bevölkerung, die durch die Wahl ihrer Reichsboten eine gesin nungstiichtige liberale Stellung im Reiche von je kundgethan hatte, alles erfüllte ihn mit Hoffnung und Zuver- H blicke entrückt zu sein schien, bis Ka millan Erscheinung wieder eine frohe, zuversichtlich« Stimmung in ihm wach trüber in's Eßzimmer geführt hatte. Gortsetzung folgt.) Fiir die Küche. Reiif peis en. Verschiedene Speise entsteht. Einige roh geschälte Kartoffeln, Salz und Butter wird nach Geschmack hinzugethan. Man Reis mit Fleisch zubereitet und S Mi« gerichteten Reis gemischt. Kalte Poulards in kal ter Sauce. Man putzt dieselben sauber, dressirt sie, gibt sie in eine Bratpfanne, verbindet sie vorher, gibt Speck und Limonensast dazu und läßt sie dunsten. Wenn sie gedünstet sind, läßt man sie bis zum Gebrauche liegen, worauf man dann vier Eigelb abrührt, 66 Dela feines Oel daran träufelt, 3 Messerspitzen voll weißen Pfeffers dazu gibt und zuletzt sechs Eßlöffel voll Bertram-Essig darunter verrührt (das Rühren geschieht auf dem Eise), dann gibt man die Pou- Entsette einen frischen Hammelrücken. Brate ihn im Ofen mit Speck, Butter und etwas Waffer braun, bestreiche den Rücken gut mit Mostrich, thue an die Sauce nur Sahne, decke die Bro samen eine Zwiebel. Ragout aus Rinderherz. Ein billiges und schmackhaftes Ra gout läßt sich von Rinderherz herstel len und schmeckt fast wie Zungenra gout. Man läßt sich ein halbes oder ein ganzes Rinderherz geben, dasselbe wiegt vielleicht 2 3 Pfund; setzt es mit Wasser, Zwiebeln und etwas Ge würz auf's Feuer, läßt es 3 4 Stunden lochen, von der Fleischbrühe Eigelb ab. Haddock, Wiener Art. Den selben mit Salz, Pfeffer und Citro nensaft und legt ihn mit einer in häufte Eßlöffel Mehl mit einer hal ben Tasse Milch, etwas Salz, einen Theelöffel geschmolzener Butter und ab, ehe man sie servirt. Nach anderem Recept werden zwei Löffel Kartoffel mehl in einigen Löffeln kalten Was- Man kann auch I>/z Unzen Mehl und 3 Unzen Butter mit vier Eßlöffeln Mehl kalt zusymmenrühren und auf