Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 05, 1906, Image 3

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    MjWWWlle.
(S. Fortsetzung.)
„Ein Schuß," wiederholte das
„GlaLauge". „Ich stürzte .nach der
Terrasse, riß die Thür auf und er
schienen wurde, den Herzog von
Bligny."
„Unmöglich," schrie der Baron auf,
flüchtenden Herzog festzunehmen, und
kurze Zeit darauf ist der Herr Herzog
nach Marseille gereist. Auch dorthin
folgte ich ihm und wieder blieben
meineNachforschungen erfolglos. Viel
leicht habe ich das zweite Mal mehr
Glück!"
das genaueste den Frack meines zu
künftigen Schwiegersohnes. Auch sein
alter Diener Francois schwankte kei
nen Augenblick bei der Feststellung.
Bernard versetzte:
„Wer der Todte ist, welchem man
H kht b P
von ihm gelöst wurden?"
Betroffen blickte Brefont den Spre
reich, bereiste jahrelang die alte und
neue Welt, und bei dieser Gelegenheit
konnten ihm allerdings so manche Lie-
Bernard meinte lächelnd:
„Das dürfte wohl in besten Krei
sen Passiren, Herr Baron. Trifft es
eine Person, welche uns nahe steht, so
legen wir freilich einer solchen Angele
genheit ganz besondere Bedeutung bei."
„Was gedenken Sie nun zu thun?"
fragte der Baron. Ich erkläre offen,
daß ich wie vor den Kopf geschlagen
bin und nicht weiß, was beginnen."
„Zunächst bitte ich Sie, Herr Baron,
Ihrer Tochter, der Baronesse, nichts
der Baronesse ergeht?"
„Gott sei Dank, besser!" erwiderte
Krankenlager verlassen und darf sogar
Besuche empfangen. Gegenwärtig
weilt ein alter Bekannter von uns, de»
Ruhe:
Stuhle.
von Ihnen einzuführen! Unter keinen
Umständen darf das Wort „Polizei"
dabei fallen. Nebenbei interefsire ich
mich auch für den Marquis de Leuna.
Ich mutz Ihnen leider die Andeutung
machen, daß unsere politische Geheiin«
Polizei sich mit dem Marquis seit lan
gem beschäftigt. Allerdings sehr vor
sichtig. Der Marquis bildet somit
ressante Persönlichkeit! Man weiß
Der Baron fühlte sich durch die letz
ten Worte des Detektivs peinlich be
rührt.
„Was den Marquis de Lerma be
trifft, so kann ich Ihnen sagen, daß
wir den Herrn eigentlich nur von unse
«rm Aufenthalt in Mentone her ken
nen, wo er sich sehr um Leontine be
schäftigte. Vielleicht hegte der Mar
quis damals gewisse Hoffnungen, die
sich jedoch nicht realisirten. Erst vor
wenigen Tagen ist er wieder in Paris
aufgetaucht und machte mir feinen Be
such. Er scheint meine Tochter noch
immer nicht vergessen zu haben und
stellte sich nun jedenßvrmittag ein, um
nach Leontines Befinden sich zu erkun
digen. Da er sehr geistreich und lie
benswürdig zu plaudern versteht,
außerdem in seinem Wesen etwas hat,
das die Frauen anzieht, so läßt sich
Leontine selbst jetzt seine Besuche ge
fallen. Wir haben auch nicht das Ge
ringste an seinem Benehmen auszu
setzen, und wenn er wirklich sich in
politische Dinge mischte, so entzieht sich
dies natürlich meinem Wissen und
„Selbstverständlich, Herr Baron.
Ich denke auch nicht daran, einen wenn
auch noch so geringfügigen Auftritt
mich nur als Privatperson kennen ler
nen soll."
Der Baron war damit zufrieden
und öffnete die Thüren wieder. Er
forderte Bernard mit einer Handbewe
gung auf, ihm zu folgen, hielt es auch
nicht für nothwendig, vorher einen
Diener zu Leontine zu schicken.
5.
Inzwischen saß der Marquis de
Lerma bei Leontine von Brefont in
Morgen, so oft er im
rons vorsprach, einen wunderbaren
Strauß blühender Blumen mit, das
Theuerste, was sich in Paris um diese
Jahreszeit beschaffen ließ.
Erst seit zwei Tage erlaubte der
Arzt Leontine, einige Stunden außer
Bett zuzubringen und ihre Bekannten
zu empfangen.
Als erstem wurde dem Marquis
diese Gunst zu theil, und er verstand es
in ausgezeichneter Weise sich diskret
und doch liebenswürdig der Genesen
den zu nähern. Es wurde anfangs
kein Wort von den schrecklichen Vorsäl-
Der Marquis, welcher die peinlichste
Sorgfalt auf seine äußere Erscheinung
legte, war viel zu vorsichtig und ging
mit rasfinirter Ueberlegung vor, als
hätte.
Heute aber war es doch anders ge-
Leontine selbst brachte plötzlich das
Thema auf das Verbrechen, welchem
der Herzog zum Opfer gefallen war.
In den dunklen Augen des Slld
rächte, weil er sie verließ. Darauf
volle Schrift jenes Zettels hin, der in
Ihr Glück und Wohlbefinden geht mir
Vater!" stieß sie h«rvor. „Diese Un
ist."
R.ind des Grabes brachte! Der Her-
treuloS Ihnen gegenüber und durste
seine Hand > .cht ausstrecken, um dieses
reine Glück an stck, zu reißen."
faßte sich die Leidende und schüttelte
„Nein, es ist zu spät, Marquis!"
erwiderte:
„Ich bin Ihr Sklave, Leontine, be
fehlen Sie über mich! Ich möchte
d L E
ließ von Zeit zu Zeit feine prüfenden
heißen Blicke über die schlanke Gestalt
der Baronesse gleiten und sagte:
nun folgendes
Der Herzog hielt sich vor zwei Jah
ren etwa eine turze Zeit in Nizza aus,
wo er viel mit einer Tänzerin der
ihre Schönheit und ihre extravaganten
Toiletten den Mittelpunkt der dortigen
eleganten Halbwelt bildete. Das
Sonderbare dabei ist, er nannte sich
dieser Hinsich! Gewißheit verschaffen.
Die Expreßzüge brauchen heutzutage
nicht lange, um von einem Land in
ich London erreicht, und da ich mir in
Nizza einige orientirende Notizen ver
schaffen konnte, so gelang es mir auch,
die kleine Kirche aufzufinden, in wel
cher thatsächlich Maurice de Lan
terre mit der Tänzerin Gifa Cornary
getraut wurde! Eine Täuschung ist
vollkommen ausgeschlossen, wie ich er
mittelte. Das junge Paar hielt sich
die ganze Zeit in London nach der
Trauung auf und verschwand dann
abermals, die Spur deutele nach dem
Orient, durch welches Land der Her
zog von Bligny, welcher sich bei der
Vermählung einen falschen Namen zu
gelegt hatte, mit seiner jungen Frau
reiste. Wenn ich soeben sagte, daß er
einen falschen Namen benutzte, so
drückte ich mich vielleicht nicht ganz
richtig aus, denn der Herzog von
Bligny hat »oahrscheinlich auch die
Vollberechtigung, sich Lanterre zu nen
nen. weil sein Urgroßvater diesen Na
men früher trug und erst vor etwa IIXZ
Jahren den Herzogstitel und den Na
men igligny erhielt. Die Trauung ist
somit rechtsgiltig geschlossen, und der
Herzog durfte unter keinen Umständen
eine zweite Ehe eingehen, denn er
machte sich dabei der Bigamie schul
dig."
Mit todtblassem Gesicht s:ß Leon-
Ilne dem Marquis gegenüber. Was
sie hörte, überstieg das Furchtbarste
Ihrer Erwartungen. Nun zeigte sich
len Räthsels!
„Jene Frau," stammelte sie, „er hat
sie ebenfalls verlassen und sie folgt«
ihm wohl hierher nach Paris, wo sie
einer Straße entgegentrat, um ihn zu
ermorden. Ist dem so, Marquis."
Der Marquis zuckte leicht die Schul
tern und erwiderte vorsichtig:
„Was dem Verschwinden des Her
zogs vorherging, weiß ich leider nicht,
davon erfuhr, so sah ich mir die Todte
an. Es stieg mir «in bestimmter Ver
dacht dabei auf. Sofort erkannte ich
natürlich von ihr schon in Nizza eine
Anzahl Portraits verschafft, welche
dort unschwer zu «rlangen waren, da
die Künstlerin seiner Zeit eine gewisse
Rolle in der Halbwelt spielte. Ihre
kästen ausgestellt."
„Sie ist todt!" rief Leontine zu
sammenschauernd. „So ging sie also
freiwillig in die Seine?"
„Man kann das annehmen, wenig
det? Ist Ihnen auch darüber etwas
Plötzlich erschütterte ein herzbrechen
des Schluchzen die Gestalt der Varo-
M 's 112 b t ff 112
Da schüttelte die bleiche Gestalt im
Ein zischender Fluch entfuhr den
Lippen des Marquis de Lerma. Wei
teres zu sprechen, vermochte er nicht,
denn in diesem Augenblick trat der
Baron Brefont näher.
Mit eisiger Kälte blickte er den
Marquis an.
„Herr Marquis," sagte er noch bleich
vor Erregung, „ich bin ungewollt
Zeuge eines Austrittes geworden, wel
cher mich zu der Bitte veranlaßt, Sie
zu ersuchen, mein Haus zu verlassen.
Es ist eine Schwerleidende, welche Sie
erschreckt und geängstigt haben! Sie
dursten dies niemals vergessen!"
Der Marquis war gleichfalls bis in
die Lippen erblaßt. Er warf giftige
Blicke aus den Baron, noch mehr aber
auf den Mann, welcher schwelgend Hln
tcr ihm stand.
Wo hatte er n»r dieses Gesicht mit
den sonderbaren Augen gesehen? Ver
geblich zerbrach er sich mit blitzartiger
Schnelligkeit den Kopf.
Ein Bekannter jedenfalls, denn der
Fremde trug elegante Gesellschaftstoi
lette. ch ' l
taumelte.
Was dann? Hatte er umsonst seit
Wochen alle Hebel in Bewegung ge
ten!
Marquis. Ohne sich selbst klar zu
auf. Wohl war ihm das Gesicht Ber
qerade zu den eleganteste» gehörte.
Worte an's Ohr.
Gestalt unterhielt. Diese Unterhal-
karg, als ziehe ihm die Kälte den Kör
per zusammen.
„Ein zerlumpter Geselle!" entfuhr
es leise den Lippen des Detektivs.
„Sie streiten sich, wie es scheint, um
etwas. Schade, daß ich kein Wort
davon verstehen kann! Vielleicht nur
leicht aber auch etwas anderes!"
Die beiden Gestalten bewegten sich
hin und her, und plötzlich gab der
fchwunden war, trat der Detektiv her
„Es war der Fuchs!" nickte dai
„Glasauge". „Nun werden wir sehen,
wie sich die weiteren Dinge gestalten.
Zum Glück habe ich ein paar Wörtchen
aufgefangen, die mir von Wichtigkeit
sind! "
E ch "
gekrümmt von der bitteren Kälte?
welche diese Nacht herrschte, sich durch
eine schmale Straße im Pariser Ver
wirre schwarze Haarsträhnen fielen in
die Schläfen. Um den Hals hatte der
Mensch, allem Anschein nach einer von
Tuch geknüpft, welches beinahe bis
an's Kinn reichte. Der dicke Rock
zeigte eine ganze Sammlung von Fli
(Fortsetzung folgt.)
DerVrotz. Pfarrer: „Nun,
Hofbauer, Ihr wollt Euch gar von
Eurer Frau scheiden lassen?" Hof
bauer: „Warum net, mir können uns >
dös leistet' >
Für die Küche.
Gemüsevon weißenßoh
»en. Die Bohnen werden über Nacht
eingeweicht, dann ohne Salz mit ge
geschüttet, der Tops halb voll Fleisch
darän.
Gedünstete Hamm«lkeul«
mit saurem Rahm. Eine nicht
Fett befreit, gut geklopft und für 24
wenig Wasser, einigen zerschnittene»
Zwiebeln. Wurz«lwerk, Citronenschei
ben und einigen Pilzen gut zugedeckt,
weich. Dann nimmt man das Fett
von der Brühe, l«gt die Keule hoch, so
daß sie Oberhitze bekommt, und läßt
sie unter oft wi«derholtem Bestreichen
mit saurer Sahne bräunen. Di«
Sauce wird vom Boden mit etwas
Wasser oder Sahne losgekocht, durch
ein Sieb gegossen, abgeschmeckt, und
wenn sie zu dünn fein sollte, mit etwas
in Sahne verquirlter Cornstärke dick
lich gekocht.
Fein es Ragout. Man schnei
det verschiedene gut gekochte oder ge
bratene Fleischreste in passende Schei
ben. Besonders gut schmeckt das Ge
richt, falls eine ausgebacken« oder ge
kochte Kalbsmilz mit dabei ist. Als
hem Schinken, rohem Rindfleisch oder
anderen Fleischabfällen, giebt ein paar
Pfefferkörner hinzu, sowie ein Stück
Butter und läßt dies fast braun
schmoren, dann kommen ein paar ganz
wenig gewässerte Sardellen und etwai
Paprika hinzu. Ist die Masse dunkel
braun geworden, so rührt man dieselbe
mit zwei Kochlöffeln voll Mehl ab, löst
die Sauce mit Bouillon oder Wasser
giebt Citronensaft daran und
gerichteten Fleischstllcke. Indessen hat
man Reis in Bouillon gekocht, formt
davon «inen schmalen Rand um die
Schüssel, bestreicht denselben mit brau
ner Butter oder mit Gelbei und be
streut ihn dick mit Parmesan- oder
Kräuterkäse. Darauf wird die Schüs
sel auf eine Unterlage von Sand oder
Salz in die Ofenröhre gebracht und
dort so lange gebacken, bis die Speis»
heiß und der Rand gut überbacken ist.
Diese Speise reicht man ohne weiter«
Beigabe am täglichen Tische als ein
ziges Gericht, bei Dinners gleich nach
der Suppe oder als Mittelschüssel.
Gedämpfter Kalbsrü»
cken. Der Rücken wird schön kurz ge
hauen und für 12 Stunden in säurt
Milch gelegt, abgewaschen, gehautet,
gespickt, gesalzen und in eine Pfanne
gelegt, deren Boden man mit mehreren
Speltscheiben belegt hat. Dazu fügt
man zerschnittene! Wurzelwerl, ei«
Lorbeerblatt und «in wenig Gewürz,
begießt d«n Braten mit Vu Pfund zer
lassener Butter und läßt ihn im Brat
ofen unter fleißigem Begießen mit der
Brühe und Nachschütten von heißem
Wasser gar und weich dünsten. Die
Sieb gerührt, wenn nöthig, mit etwas
in Butter braun geröstetem Mehl ver
kocht und neben dem Braten gereicht.
fleisch. Das Fleisch wird geklopft,
mit Pfeffer, Salz und Gewürz be
streut und mit einigen Speckscheiben,
Fleischextrakt weich. Die Sauce wird
zuletzt mit in Wein oder Essig klar ge
quirltem Mehl gebunden.
Roastbeef mit Wachhol
der beeren. 6 Pfund Roastbeef
bringt sie mit Pfund ausgebrate
nem Ni«r«nfett und 10 zerstoßenen
Wachholderbeeren in einen glühendhei
einem in kaltem Wasser zerquirlten
Theelöffel voll Cornstärke und einer
Messerspitze Fleisch-Extrakt von der
Pfanne losgekocht und dann zum Bra-