Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 15, 1906, Image 3

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    Farbenspiele des
Nebens.
Rvman von F. ZLroni.
112. Fortsetzung.)
denken hinweg, redete sich ein, daß er
ni« die Herrschaft lllxr sich selbst ver
lieren und nie vergessen würde, was er
Hildas Augen zu sonnen und sich ihrer
Gegenwart zu freuen. Weshalb sollte
er sich denn eigentlich auch nicht dies«
Stellen. Ihr Heller Verstand ließ sie
sich dem Fräulein^gegenüber zu stellen
hab«. Daß sie damit nur Oel in's
Feuer goß, ahnt« die gute Seele frei
lich nicht. Hilda, die solch« kl«ine Ma
növer wohl durchschaute, konnte sich
oft nur mit Mühe des Lächelns enthal
ten.
Sie trat dem Fr«ih«rrn von Not
tinghaus«n stets mit Unbefangenheit
entgegen und war selbst von jeher zu
s«hr an die Aufmerksamkeiten d«r Her
ren gewöhnt gewesen, um in d«m Be
tragen d«s Freiherrn etwas Auffälliges
zu finden. Allmählich war sie, wenn
Besuch im Hause war, d«r Mittelpunkt
der Gesellschaft geworden, und als die
Weibnachtszeit kam, in der es im
Haus« aufWunsch des Freiherrn «inige
festliche Veranstaltungen gab, entzückte
sie Jung und Alt durch ihre anmuthig«
Frische und schalkhafte Munterkeit, mit
der sie Gesellschaftsspiel« arrangirte
und für das V«rgnllgen der Gäste
lorgte.
Hilda war jetzt, nachdem der einiger
maßen schwierige Anfang überwunden,
ganz gern in Lindheim und fühlte sich
hier viel wohler als bei den Rechen
bergs in Sachsen. Das Leben im rei
chen, vornehmen Hause sagte ihr zu
lind sie hatte keine anstrengenden
Pflichten zu erfüllen. So hatte sie
denn auch einiges von ihrer früheren
Lebhaftigkeit wiedergewonnen und
blickte hoffnungsvoller als früher in die
Zukunft. Einmal würde es sich ja
doch vielleicht fügen, daß Waldemar
Lingen wieder in die Gegend kam, und
bis dahin wollte sie das keusche Ge
heimniß ihrer Seele hüten und nie Je
mand in ihr Herz bücken lassen. Sie
trug einen Talisman in der Brust, d«r
ganzes inneres Sem
Merklingen über si« hörte.
„Beinahe hübsch genug zum soforti
gen Heirathen," hatte noch neulich der
feine außer Acht las-
Achtzehntes Kapitel.
schafterin, doch ließ sie hin und wieder
ein« Bemerkung einflechten, die zur
langte eines Tages mit ihrer Kammer
jungfer (ihre Mittel gestatteten ihr jetzt
diese standesgemäße Bedienung) auf
der alten Dame entdeckten schon in den
ersten Tagen ihres Aufenthaltes die
Wolle, die über dem Hause schwebte
Ztrauß Nizza«r Theerosen und Veil
chen gesehen, und da sie wußte, daß die
Treibhäuser auf Lindheim zu dieser
st« gegriffen hatte, aus der Hand fallen.
Der Athem versagte ihr fast und sie
wurde kirschroth im Gesicht. „Uner
batte.
gen zu beobachten,"wohl ab«r
ihren Sohn auf das Anpassende seiner
Handlungsweise aufmerksam zu ma
chen.
Als sie jedoch in das Ooudoir der
jungen Frau trat, sah sie '»fort, daß
diese bereits von der Rosengabe ihres
Gemahls wissen mußt«. Frau Mar
tha schiiitete der Schwiegermama unier
Thränen Ihr H«rz aus und gestand
Hr, daß Anfang an, wenn auch
nicht ihrer Stellung gemäß behandelt
hab«. Die Geschichte mit den Rosen
losen Blick an.
»Ja, li«be Mama begreifst
Besuch kommt, den sie immer so gut zu
unterhalten versteht."
„Man muß die Sache nicht vom
mehr lang« hi«r im Hause bleiben darf,
ist auch mir völlig klar, aber wenn Du
meinen Rath annehmen willst, so
„Was räthst Du mir denn soll
die alte Dame, indem sie mit der sei
nen Hand über ihr start ergrautes
Haar strich und an den Bändern ihrer
s V t
ihren Sohn, um ihn aus dem Wege zu
schaffen, dahin zu bringen, daß er ein«
kleine Reise mit seiner Frau unter-
Stille in's Reine bringen. Es müßte
sonderbar zugehen, wenn es ihr, deren
diplomatisches Talent sich schon oft be
währt batte, nicht auch geling«» sollte,
diese klein« Gesellschafterin aus dem
Wege zu räumen, wo sie ein Stein d«s
Anstoßes für die freiherrlich« Ehre und
den Frieden des Hauses werden konnte,
neS zu entrücken.
Hilda ahnte gar nicht, in welcher
Weise über ihre Zukunft beschlossen
wurde und welches Komplott gegen sie
von den beiden hochgeborenen Damen
angestiftet war. Sie war an dein be
wußten Tage mit sehr peinlichen Ge
fühlen beim Theetisch erschienen und
hatte sich dann höchlichst verwundert»
die junge Freifrau so ruhig zu sehen,
als ob nichts vorgefallen Ja, es
Der Freiherr, der früher immer Zeit
gefunden hatte, «inige Augenblicke al
lein mit Hilda zu s«in, da sein« Ge
mahlin st«ts die Letzte war, die zur
Mittagstafel im Speisesaale oder beim
nen er Hilda sonst öfters „Zufällig" ge
troffen und ein Stück Wegs begleitet
hatte, erschien sie jetzt nicht mehr allein,
Meißener Schälchen goß, brachte si«
das Gespräch auf die Gesundheit ihrer
Schwiegertochter. Sie hatte am Mor
gen einige Briefe aus München erhal
ten, die ihr befriedigende Nachrichten
brachten, und so hielt sie es jetzt an der
Zeit, die Verhandlungen einzuleiten,
wünschten Ergebniß führen sollten.
„Ich finde Martha jetzt recht ange
griffen und nervös. Meinst Du nicht
auch, mein lieber Sohn?" begann sie,
während sie mit dem goldenen Löffel
in ihrer Tasse rührte.
kurze Antwort des Freiherrn.
„Ich denke, es wäre ganz gut für si«,
wenn sie eine klein« Abiv«chslung und
Zerstreuung haben könnte. Derartiges
pflegt auf solche Naturen, wie die ihr«,
s«hr vortheilhaft einzuwirken," be
merkte di« alte Freifrau.
obwaltenden Verhältnissen ganz ge
stört schien. Daß die Gesellschafterin
mitreisen müßte, schien ihm über allen
nen?
„Wenn Martha selbst es wünscht
uind Du es für so sehr nöthig hältst,
könnte man ja die Sache arrangtrsn.
Nur thäte es mir sehr leid, liebe Ma
sich aber verrechnet. Ein feines Lä
cheln umspielte die Lippen seiner Mut
ter und in ihren Augen zuckte es fast
listig auf, als sie sagt«:
„Das li«ße sich umgehen, mein lie
ber Sohn. Ich bleibe ganz gern einige
Wochen in stiller Zurückgezogenh«it auf
d«m schönen Lindheiin und genieße
Fräulein Hertels Gesellschaft. Nicht
sie mit em«m freundlich-nßlick auf das
jung« Mädchen hinzu.
„Gewiß, gnädige Frau!" beeilte sich
Auf des Freiherrn Gesicht spiegelte
sich ein großes Erstaunen ab, das all
mählich in den Ausdruck des A«rgers
Ich znxisl« nichts daß es sich einrichten
lassen wird. Marthas Gesundheit
geht ja allem Anderen vor.'
Aufsicht bleibt. Fräulein Hertel wird
und fragt«: Du denn nicht
Deine Gesellschafterin sehr auf der
Reise vermissen?"
„Durchaus nicht," gab Martha zur
Antwort. „Du würdest sie mir wohl
nicht ohne einige Schärfe hinzu.
Ihr Gemahl biß sich auf die Lippen.
„Sehr schmeichelhaft für mich,"
selbe a' eln begann.
„Da irrst Du Dich Wohl, liebt Ma
ma," entgegnet« der Freiherr. „Ein
von einem anderen Ende, wenn es von
dies«m nicht geht."
Hildas Eintritt unterbrach das Ge
spräch über die bevorstehende Reise.
Der Freiherr blieb den ganzen Abend
Wind fuhr von Zeit zu Zeit durch dl
Lust schöpfen.
hatte. Außerdem ab«r bog von dersel
ben ein W«g nach Waltendorf, dem
Ling«nfchen Gute, ab und man konnt«,
über den Wipfeln der Bäum« erblicken.
In letzter Zeit war Hilda dort fast
auf der offenen Landstraße und mit
Ein unsäglicher Verlassen
heit überkam sie plötzlich, als sie auf
btimlich rauschten und von Zeit zu
Zeit eiskalt«, mit Schnee vermischte
Tropfen hcrabfchiittelten. Sie gedachte
der fernen Schwester, mit deren Ge
sundheit es in diesem Winter schlechter
als sonst gegangen war und von der
wandten nicht recht, daß sie ans sreicm
Antriebe ihre Stelle bei der Familie
Rech«nb«rg aufgegeben und ganz ohne
Bitten der Schwester, di« sie gern bei
sich behalten hätt«, nicht willfahren.
(Fortsetzung folgt.)
Nette Zoologie. Lehrer:
In weicht Familie gehört der Hund?
Schüler: In unsere!
Grob. Mutter: Wie konnten
Sie es wagen, m«in Herr, meine Loch
ten küssen? Herr: Ja. jetzt, wo ich
sie bei Tage gesehen, wundere ich mich
selbst darüber.
Für die Küche.
Sauerkohlsalat mit Ae fi
stln. Frischer Sauerkohl wird ge
waschen, gut ausgedrückt, sehr fein ge
schnitten und mit feinem Oel, Efstz
und Pfeffer sehr gut vermischt, worauf
Reismehl 112 p e i s e. In
Pint kalter Milch werden 7 Unzen
Reismehl glatt verrührt, dies wird in
1 Pint kochende Milch geschüttet, 2><>
Unzen Butter dazu gefügt und die
Masse unter beständigem Rühren ge
kocht, bis sie sich vom Ge»äß löst.
Unzen Butter werden nun in einer
Reibesatte zu Sahne gerührt, dazu
"iebt und nach sechs Eigelb,
Fru ch t - Salat. Apfelsinen
hinzugefügt, woraus das Ganze mit
etwas Apfelsinen- und Ananassaft
vermischt wird. Der Salat wird nach
Belieben und Geschmack mit Zucker ge
süßt und muß dann gut durchziehen,
ehe er mit Schlagsahne servirt wird.
Braunschwtiger Napfku
chen. Zu Braunschweiger Napfku
chen werden U Pfund Butter schau
mig gerührt und nach und nach mit 6
ganzen Eiern, S Eigelben, 5 Unzen
Zucker. 3 Unzen gehackten Mandeln.
2'/ü Unzen'Citronat, S Unzen Rosinen,
6 Unzen Korinthen, Pfund lau
warmem Mehl, einem Pritschen Salz
und schließlich 1 Tasse in lauer Milch
aufgelöster Hefe vermischt. Dann wird
der Teig in die mit Butter ausgestri
chene Form gefüllt, langsam gehen ge
(l Stunde).
Krustirter Kalbs- oder
Rinderbrattn (Reste - Verwen
dung). Der Braten wird in gleichmä
ßige Scheiben geschnitten und jede
Scheibe mit folgender Farce bestrichen:
Ein gewährter Hering geputzt
Pfeffer gut vermischt. Die bestriche
nen Scheiben beträufelt man mit ge
schmolzener Butter, streut geriebenen
Parmesankäse Semmel
Gefüllte Kalbsbrust.
eingerieben und mit eiwas Citronen
saft bestrichen wird, und durchzieht
nun die Innenseiten dicht bei dicht mit
eine pikfeine Sauce zu bekommen, thut
Risotto. Man hackt mehrere
Zwiebeln fein und schwitzt dieselben in
oder Wasser mit Liebig's Fleischextrakt