Rothe Kressen. Wieder kam ich den Brocken herun te wie vor einem Jahr, und da fiel theils aus Müdigkeit, theils aus Be- und sympathischer G^ der einfache Mann von seiner Frau seinen Worten: „Ich sage Ihnen, eine ganzen Harz. So krause, dunkle Löck- Paar Augen! Und sauber ist sie und flink -H scheut sich vor keiner Arbeit. Grobes thun könnte. Die Leute wun' ne Frau habe!" Er lächelte halb stolz, Ich staunt«. gewesen." 5 I „Keine Kinder?" „Nein. Auch keins in Aussicht. Es nes. aber es macht auch viel Last für 'ne Frau. Nein, es ist ganz gut so. Sonst hätten wir uns auch nicht so „Nun, es ist ja noch nicht aller Tage Abend," bemerkte ich. Ich sah ihm an. wie er sich's wünschte. Er lächelte. „Naja— später viel- Gott überlassen. Wenn's nicht sein wenn sich's mal so macht, schicke ich Ihnen einen. Wie ist denn Ihr« Adresse?" Rieder Fritz Rieder, Lange straße fünf. Wenn Sie sich's vielleicht lieber aufschreiben wollen?" Er plauderte noch einiges und sagte zum Abschied: „Wenn das nun auch nichts ist, das müssen Sie mir stand, während ich meinen einsamen Weg oerfolgte. Ich fühlte beinah ein bißchen Schuldbewußtsein, daß ich mich erst jetzt wieder erinnerte an den guten Fritz Rieder! Der Name war auch wieder da mit den alten Erinne such auszuführen, mich von Fritz Rie ders ehelichem Glück zu überzeugen und, wer weiß, Kleine bewun- Jch fand mich nach der Langenstraße Ich sah über das Staket in den Aber lustig eigentlich nicht. Ich ver mißte das Gepflegte, Ordentliche, das Fritz Rieder mir gerühmt. Die rothen Kressen überwucherten alles? sie stie schossene Reseda. Ich sah auf das Haus. Die Vor mung nahm mir den Athen. Ich drückte auf die Klinke der Garten pforte. Ich wunderte mich nun schon nicht mehr, daß sie verschlossen war. Ein altes Mütterchen' kam des Wegs. „Bitte, sagen Sie mal, dies ist doch das Haus von einem Bierfahrer Fritz Rieder?" fragte ich. „Ja, ja", sagte sie verstört und miß trauisch zugleich. „Es ist ja alle? verschlossen. Ist desWegs. Bierfahrer Fritz Rieder?" „Im Gefängniß!" kam es prompt grausamer Klarheit von seinen L^,en. „Im Gefängniß! Und wes haM" l cht hat" Der Junge zuckle die Achseln. „Das weiß ich nicht. Aber der Bier fakrer Fritz Rieder, dem dieses Haus ?omint die Mutter, die können Sie auch fragen." Die Mutter kam näher. Sie sagte: Geschichte! Wer hätte sich so etwas k^nnt?"^ Wie hat denn das aber so kommen können?!" rief ich aus. Und sie erzählte mir, wie es gekom- kicheren Menschen, einen gefälligeren Nachbarn konnte man sich nicht denktn. Und seine Frau babe er noch nach dreijähriger Ehe so lieb gehabt wie am Hochzeitstag. Hübsch sei sie gewesen, sehr hübsch, das hätte ihr jeder lassen müssen, und auch flink und sauber und nicht schlecht, bis —" „Er selbst hat sie mir als ein Mu ster aller Hausfrauentugenden ge rühmt", sagte ich. „War sie das nicht?" „Na, so wie er es sich dachte, war nun nicht alles. Er meint« ja, sie arbeitete sich todt. Das war nun nicht so. Im Gegentheil. Sie hatte Ach du lieber Gott, das war nicht zu thun haben, wobei man Herz und Gedanken und alle Kräfte gebraucht, etwas zu sorgen, meine ich, das ist Untreue nicht geglaubt. „Aber da kam er eines Abend? früher zurück, als sie erwartet hatten. Strauß Heckenrosen bracht« er mit, den er unterwegs gepflückt hatte. Mein Mann ist ihm begegnet und hat ver gtwesen ist. Aber da gab es kein Hal ten. Ins Wirthshaus ging der sparsa me Mensch ja fast nie, und er mußte zu seiner Josefa! Abend! Aber wer weiß? Was kom „Wie es geschehen ist, weih man nicht ganz genau. Der Maler war gleich todt, die Frau lebte noch kurze nicht wild aber ganz starr und stumpf. Es hat geschienen, daß er den Maler erstochen hat, und daß niemals werden. Wenn er nicht noch in den letzten Stunden ein Geständniß ablegt. „Bis jetzt haben sie nichts aus ihm herausbringen können. Er wäre ganz verstockt, heißt es. Aber wie man ihn gefragt hat, ob er tödtlich hätte treffen wollen, hat er ja gesagt, und ob er es bereute, hat er den Kopf geschüttelt. Das ist bös. „Die Herren auf dem Gericht müs sen nach den Gesetzen urtheilen, sagt mein Mann, das geht nicht anders. Und Schuld muß Strafe haben, das manch einer in eine schrecklich« Schuld hinein und ist vielleicht besser als hun dert andere, die Ehren sterben. Denn guter Menses" Gute überwuchert: und dann sah ich Blut die rothen Kressen troffen, das ganze Kärtchen schwamm. „Der Prozeß Rieder steht drin. Aber »Doch, doch!" Meine taumelnden Blicke suchte» nur das Urtheil: zum Tod! Ich zuckte zusammen. Aber mein nächster Gedanke war: Zm Spritzenhaus. um 1 Uhr am Gestade der Ostsee sa hen und Skat klopften. Aber solide Leute wandeln Nachts nicht am sehen. Als uns daher das Aiige des Ge Aber schließlich, als dos Licht in Elsr'S Bertheidiguugsmittel. „Nun gerad«!" sagte Else Fischer. .Ich will doch einmal sehen, wer recht Wenn die kleine Else diesen Ton an schlug und aus ihre besondere Weise den Kops in den Nacken warf, dann pflegt« ihr Bruder Fritz zu sag«n, daß nicht gut Kirschen essen mit ihr sei. Aber Brüder sind nicht gerecht besonders wenn sie Obertertianer sind und die Welt im allgemeinen noch mehr verachten »ls die Schulwelt im Else achtete also nicht darauf, daß ihr Bruder ihr eine fürchterliche Gri masse schnitt, nachdem sie ausgespro chen hatte, und auch nicht darauf, daß er nach Tisch mit außerordenilicher Schnelligkeit in der Richtung nach dem Walde zu verschwand. „Else, Du wirst vernünftig sein!" mahnte Tante Hete, die den Hausstand auf Groß - Klauschen führte. „Wenn der Herr Oberförster Dir von etwas abräth, dann hat er seine Gründe." „Natürlich hat er die!" rief Else ge reizt. „Und ich will sie Dir gleich nen nen: erstens will er mich schulmeistern zweitens will er recht behalten, drit tens ist er erbost, weil ich ein modernes Mädchen bin, anstatt eines von den verschiichterten, kleinen Hühnern, wie sie früher Mode waren . . . Ich werde dem Herrn Oberförster Groll«r schon beweisen, daß ich keiner Bevormun- pfeife, mit Respekt zu sa gen!" Die energisch« junq« Dam« hatt« ih re Schlittschuhe ergriffen und wander te dem Wäldchen zu. wo die herrliche Eisbahn begann eben di« Eis bahn, die ihr der greuliche Oberförster verleiden wollte. Es war wahrhaftig lächerlich! Hier draußen auf dem Gute, wo nie ein Strolch oder auch nur ein Fremder zu sehen war hier sollte es gefähr lich für sie ein, Schlittschuh zu laufen? Wenigstens nicht über die Gutsgren z« hinaus sollte sie laufen nicht den Kanal entlang, der hinimlisch bis zuder eine Weil« entfernten Kreis stadt laufen konnte. So etwas hatte sie dem Herrn Groller versprechen sollen! Ha es war direkt zum Lachen! Wie kam er überhaupt dazu, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen? Viel leicht, weil'sie ihn «in bischen gern hatte? Elses Stirn zog sich in finstere Fal- Die Schlittschuhe saßen fest an den kleinen Fußen. und in schönem Schwünge flog die leichte Gestalt da hin. Nach und nach ward Elses Antlitz heiterer. Die frische Luft und die Be wegung thaten ihr gut. Und außerdem hatte sie ja in der Tasche ihr famoses Vertheidigungs mittel! Ja darauf war sie stolz! Sie ging nie in den Wald ohne eine Tüte mit feingestoßenem Pfeffer. Wenn nun jemand kam, der sie be lästigen oder gar angreifen wollte, griff sie einfach in die Tasche und warf dem Betreffenden eine Hand voll Pfef fer in die Augen! dem sollte dann wohl die Lust zu weiteren Misse thaten vergehen! Else warf den hübschen Trotzkopf in den Nacken und griff in die link« Ja ckentaschc. Dort nämlich halte sie stets Vertheidigunhspseffer steckte. Malzzucker geworden; die Tante hatt: nichts anderes spendiren wollen, und sie hatte sogar Else mit der Bemerkung aus d«r Küche gejagt, daß sie noch ein „richtiges Gör" sei. Was natürlich Fräulein Else nur ein erhabenes Na serümpfen entlockt hatte. W?nn man achtzehn Jahre alt ist! Du lie ber Gott! Wuchtiger wurden die Bogen, welche die einsameSchlittschuhläuserin schlug. Die Sonne war schon untergegan mel. Hundertmal vorher hatte Els« solche Mondsch«inab:nde auf dem Eise zugebracht, die himmlische Freiheit des Landlebens genießend. Warum Muthe? War das etwa Angst, was Else machte das Schlittschuhlaufen heiseren Schnapsstimme rufen. „Komm her! Js da fcheencs Mädel mis sen wirr lustig sein damit!" „Herrgott im Himmel," dachte Else auß«r sich vor Eni'etzen. „das sind wahrhaftig betrunkene Landstreicher! Oh, wie entsetzlich!" sich verrechn«!. Mit ausgebreiteten Armen kam er ihr entgegen und sein Kamerad ,'Unterstehen Sie sich!" schrie sie, da Aber o Entsetzen! gefaßt anstatt des Pfeffers; Ein schal „Ah das ist schändlich, Fritz!" zu^erschrecken!" „Na, das siehst Du doch, wie ich das stehen, te. sich ersehen, daß es mindestens 2 Jahren 1079 und 1093 auf Veranlas- Alter von wenigstens 10c>0 Jahren ha — P « ch. Erster Hast Du der Tocht«r Eures Geschäfts freundes endlich eine Erklärung ge- Antrag. sondern immer eine Ge schäftsofferte! mir halt a Radl zuxekauft!" Tas Ttndium einer Primadonna. Von Emma Calos, der berühmten Rolle bereits über liXwmal gesungen schen Zeitschrift, der sie oft in ihrem Heim besucht hat, manches Interessante zu erzählen. Eines Tages schilderte die große Sängerin Ihrem Besuche^, besuchte ich als Künstlerin," so plau derte sie, „zu dem ausgesprochenen Zweck, die Rolle der Carmen zu stu dieren. Und um nun in meinem Auf treten die höchste Natürlichkeit zu er langen, lebte ich längere Zeit unter den wurde ich mit dem Milieu, in dem die Oper spielt, aufs Innigste ver- erinnerte ich mich^auch Mädchen. Da ich unter den Fabrikarbeiterin nen mehrere Monate lang mein Heim aufschlug, hatte ick Gelegenheit, sie in allen Lebenslagen und zu allen Zeit«? was mich verwundert«, war, daß sie im Verkehr mit ihren Geliebten so wenig Zärtlichkeit bewiesen. Man hat mit Recht gesagt, daß die Liebe der Spanierin ein Gemisch von Leiden schaft, Eifersucht und Brutalität wär«. ! Erst als ich mich wie von Oft genug habe ich mich dann über die Kritiken belustigt, die mit der Art, wie ich Carmen darstellte, nicht zufrie den waren, weil sie ihnen „unnatür lich" zu sein schien. Ganz besonders hat es die Kritiker immer geärgert, daß ich im ersten Akt einen so kostbaren ser, daß die Zigarettenarbeiterinnen > sich wirklich so kleiden. Bei meinem Aufenthalt in Sevilla sah ich selbst Straßen, und damit auch Jeder ihren neuen Schatz sähe, hob sie gelegentlich das Kleid und ließ den leuchtend ro then Unterrock recht sichtbar werden. Ich taufte also bei demselben Händler genau den gleichen Unterrock und trug ihn bei meinein ersten Austreten als Ken Farbe herstellen. Die spanischen Mädchen sind ganz versessen auf so leuchtende Farben und prunkende Klei dung; für ihren Putz geben sie alles aus, was sie sich mühsam verdient ha ben ..." Nicht minder gründlich geht die Cal bei der Einstudierung anderer Rol ! len zu Werke. Das bewies sie vor allem, als sie die Ophelia in Ambroise Thomas' „Hamlet" studierte. Sie lebte damals in Mailand, und sie suchte dort einen berühmten Irrenarzt auf, um dessen Meinung über len „Fall" der Ophelia zu hören. Ge wöhnlich. meinte sie, würde Ophelia als ein süßes, sanftes Mädchen darge stellt, das in Folge unglücklicher Liebe an Melancholie leidet; ob das auch die Meinung des Arztes wäre. Dieser verwarf die Ansicht ganz entschieden. „Er erbot sich, mich in ein Mailänder Irrenhaus zu führen, wo ich ein Mäd chen beobachten konnte, dessen Fall durchaus an len der Ophelia erinner te: sie war scn ihrem Geliebten ver lassen worden und halte vor Gram den Verstand verloren. Ich folgte dem Arzte und fand nun «in hübsches, blasses Mädchen, das mich aus großen Wulhanfall, dann gerieth sie wieder in höchste Angst: plötzlich nahm sie etwas aus, gab es mir, riß es mir aber wie der aus den Händen und machte Miene, sich auf mich zu stürzen, wenn man sie nicht gehalten hätte. Her An blick dieses unglücklichen Mädchens hat Die Calo»'' besitzt heute ein über IVO» Acres großes Gut in Aveyron und das alte, aus dem elften Jahr — Gemüthlich. Richter: „Sie gut!"^