Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 01, 1906, Image 2

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    Drr Wrrwolf.
Während wir, das Aufhören d«Z
Regens abwartend, unter der schützen
den Bucht wtilten, hatt« mir HanS
Erlwein, anfangs scheu, doch dann
von sewem Gefühle fortgerissen, das
ganze Geheimniß feiixr ersten Liebe
Errathen.
Einig« Jahr m«hr zählend als er
und mit feinen Eltern gut bekannt,
hatt« ich immer so etwas wie Bater
rolle bei ihm gespielt. Auf «eine Ver
anlassung war es geschehen, daß er
seine Studien in T., der Universität,
an der ich selbst schon drei Semester
hörte, begann, und ebenso, daß er
heute sich auf dem Wege zur Lerchen
burg bes-md. Freilich, nicht zum er
sten Male, wie ich es soeben mit Stau
nen durch sein offenes Geständniß er
fahren. Und gerade dieser Umstand
war es, d«r mich b«unruhigte.
In deinßestreben, ihn «iner dau«rn
den und schädlichen Vereinsamung zu
entziehen, hatte ich Hans mit vieler
Mühe beredet, an diesem Tag« mit
mir di« Lerchenburg zu b«such«n. Der
Akademisch« Verein „Phöbus", dem
ich schon seit zwei Semestern ange
hörte, feierte daselbst sein zehnjähriges
Stiftungsfest, aber durch eine vor
übergehende Anwesenheit meines Va
ters in T. war ich verhindert gewesen,
schon am Morgen mit den andern
Nachmittag zum Feste nachkommen.
Als Gast, wie solch« immer willkom
men Ware», bracht« ich Erlwein mit,
in der h«imlich«n Hoffnung, ihn bei
dieser Gelegenheit vielleicht für unser»
mir aufgefallen, daß ihn etwas zu be
drücken schien, und schließlich, als wir
uns der Lerchenburg immer mehr nä
herten, faßte er sich ein Herz. Un
fähig, den Ort zu betreten, otme mir
sein Geheimniß anvertraut zu haben,
das vielleicht irgend «in Zufall verra
then konnt«, erzählte er alles.
Di« schöne Paula Heidorser, die
Tochter der L«rch«nburgwirthin, hatt«
«s ihm ang«than, und in seiner köst
lichen Naivetät schien er sich einzubil
den, diese Perle als erster entdeckt zu
haben.
Gerührt und doch lächelnd hörte ich
ihm zu, wie er mir von der'reizenden
Paula erzählte, was alle Welt wußte.
falls » unserem Verein beitrat, längst
schon den Kneipnamen „Parzival" zu
gedacht hatte, unter solchen Umstände»
Eindruck auf das kluge und zielbe
wußte Mädchen gemacht haben sollte,
wie er sich einbildete, erschien mir
denkbar und beinahe komisch. In sei
nem eigenen Interesse lag mir des
halb daran, ihn von der Wahnidee zu
„So glaubst du wirklich, das Herz
von Fräulein Paula gewonnen zu ha
ben?" fragte ich in möglichst schonen
dem, nur leise zweifelndem Tone, als
wir unter unserer Buche hervor in die
vom Regen erfrischte, lachend« Land
schaft traten.
„Hätte sie mir sonst so rückhaltslos
ihre ganzen Verhältnisse mitgetheilt?"
meinte Hans, offenbar seiner Sach«
völlig sicher. „Ueberhaupt, sie war
stets so freundlich zu mir "
„Das ist si« mit allen," sagt« ich
beinah« schroff. Der bittere Pfeil
mußte einmal abgeschossen werden,
und warum sollte ich das Opfer mit
langem Zaudern martern.
„Ja. kennst du sie denn auch?"
fragte er erstaunt.
mit allen ist sie so?"
Wolf."
„Was, ist das auch ein Name für
einen Menschen?" fragt« er verwun
dert.
„Nicht sein wahrer, man l>at ihn
nur in ganz T. so getauft. Aber es
ist mehr als bloßer Kneip- und Spitz
name, denn es liegt ihm eine bedenk
heit zugrunde. Weißt du, was ein
Werworf ist?" /
„Du meinst jen«s Fabelwesen des
MUtewtt-rs?" dr ch
geschieht durch U«berwersen des
Wolfshemdes oder Wolfsgürtels ..."
„Oder durch den Anblick der schö
titser Sinn. Selbst daß die Rückkehr
nicht Kinder und Mädchen, aber auf
Blut ist «r gierig wie ein echter Wolf,
und ehe das nicht geflossen, wird kl
Ernst«?"
t/ 1t h"bsch ls d'
einein Mediziner im achten Semester
„Zwei Opfer sind feiner Pistole
scheu fürchtet, so ist sie «s. Ihr ge-
'sie?"
„Glaubst du, ich fürchte ihn?"
Duells!"
schreckt!"
«rwünschlen Gast bei den anderen."
„Doch nicht deinen Werwolf?"'
meinte Erlwein beinah« belustigt.
„Eben den. Wahrscheinlich Ist «r
schon in der Laube gesessen, als unser
len."
ster. „Ist Paula auch da?" fragte
Gezweig spähen.
„Ich seh« sie nicht. Die Kellnerin
zeigt. Schon zu mehreren seiner blu
tigen Zweikämpfe ist hier d«r Anlaß
gegeben worden. Also, ich bitte dich,
vermeid« es, ihn zu erzürnen."
„Ich tr«t« keinem Menschen zu
nahe, der mich ungeschoren läßt," er
treten.
Man empfing mich mit Jubel und
behandelte Erlwein, den ich als Gast
einführte, auf's freundlichst«. Ein«
Weil« ging alles gut. Olm schien den
fremden Ankömmling gar nicht zu be
achten. Ich hoffte somit, daß dies
mal alles gut ablaufen w«rde, worin
mich befond«rs d«r Umstand b«stärkte,
daß Paula sich nicht in d«r Laube se
hen ließ. Wahrscheinlich war sie, wie
«s häufig geschah, nach T. g«fahr«n,
um Einkäufe zu mach«n, und kam
erst am Abend zurück.
Aber während ich mich noch mit
zu meinem Schrecken plötzlich vor
uns.
„Grüß Gott, die Herren!"
Ihre Stimme klang so frisch und
hell wie ein munterer Berzbach.
„Prosit, Prosit, Fräulein Paula!"
klang es von allen Seiten.
jedem, den si« iannte, ein paar Worte,
reichte auch hier und da einem die
Hand, nur bei Olms Stuhl ging sie,
in Gesellschaft?" lächelte sie.
„Mein Freund Harlander hat mich
verführt. Aber," setzte er etwas leiser
hinzu, „es gefällt mir recht gut."
lange nicht sehen?" fragte Hans.
„Mein Gott, ich habe ein« schreck
licheAngst gehabt. Denken Si«, un-
h j ' '
fangen?"
„Nach fast zweistündiger Jagd. Da
ist er von selbst aus meine Schulter ge
Vogel sein! Uebrigens hatt' ich es
Obwohl Robert Olm sich mit sei-
ruhig. »Ihr Wohlsein, Herr Olm!"
sein Glas unberührt. Sein Gesicht
derzerrt« sich. Ja, ja. Sie hab«n
recht, Herr, Herr..., wie heißen Sie
l doch?"
! Er wartete eine Antwort nicht ab
und fuhr fort:
j „Trinken wir auf das Spezielle von
Pau
> halb auf das Madchen gerichtet, blin
den Tisch zurückgestellt, als sein Blick
Dort, vor Hans Erlwein stand unbe
' rührt noch das gefüllte Glas. Er
hatte nicht mitgetrunken!
delte?" stieß stockend vor Wuth und
„Wenn Sie Deutsch verstehen —"
„Warum?"
Paula, Ihr Spezielles!" Er setzte,
als aus Olm. Wenn jetzt der Wer
lassen.
Die Hände des Mediziners hatten
sich geballt, zwischen den zusammenge
„Also, Sie als Geforderter haben
weiß mit Waffen nicht Be
mit mir —"
In Olms Gesicht zuckte es sonder
mit mir schlagen?"
„Gewiß."
„Die Schwere der Beleidigung läßt
„Und Schießen?"
„Mein Gott, eine Pistole abdrücken
kann jeder. Wie die Kugel fliegt, steht
Ein leises Lächeln glitt über Erl
weins Gesicht.
her«, richtende Macht, Sie sind der
einzige Wahrbast inuthige Mensch, der
kann ich mich nicht schlagen, das wäre
Mord, lein Zweikampf, Herr Erl
wein, ich revozire, d«nn Si« besitzen
„Und damit sich selbst," lächelte
Ich sah, daß das Mädchen ihm
Wäldchen flüsterten? Ich wußte, daß
ten!
Bert, «s ist süß« Wirklichkeit."
Nicht wahr, du hattest Mitleid mit
ihm?"
„Mitleid, ja, doch mehr noch Re
spekt vor seinem Muth«. Ich weiß
„Am stärksten warst wohl du selbst,
biete."
Praxis sich«r."
ist?" lächelte sie schelmisch.
„Die Klauen sind ihm gestutzt und
die Zähne ausgerissen. Er beißt nicht
mehr, außer wenn dir jemand zu
Sie sah ihn leuchtenden Auges ->n.
„Das braucht es nicht, Robert. Ich
weiß meine Ehre so gut zu vertheidi
mit uns soll es werden wie in dem
Liede, das ihr so oft singt: Es halten
zwei Gesellen ein sein Kollegium."
..Ja. ja, sllr's ganzeLeben, Paula!"
jubelt« sie in stürmisch«! Leiden^
frisch gefüllt« Gläser herbeitrug. Mir
Im blauen Wiederschein des Wet-
Wie mit großen Buchstaben auf
Pfandleihers in New Uork zu lesen
Pfandleiher.
„Wie soll ich das verstehen?"
oder ohne die Kapelle marschiren.
Unsere Pauke ist bei Ihnen versetzt!"
Der trauernde Sohn zog es jetzt vor,
Grunds Arzt: »So, Ihr
dem Renschen überallhin nachzufol
gen und sich in jedem Welttheile za
akklimatisiren? Nun. Schulze!"
Schüler: „Der Storch."
Das Weib. Ein Liebespaar
hat beschlossen, gemeinsam in den
angebracht Firma herausreißen, doch
die Jungfrau wehrt ab: „Laß sein,
Adolar, das kann man ruhig sehen,
...es ist das erste Geschäft oer
Stadt!"
„In allen Dingen läßt sich mtii»
Herr bedienen. bloß seinen Rausch
holt er sich selber."
. . Wie alt sind Sie eigentlich,
Herr Professor?"
— Ne s Wor
sie schon.
Schwer« Aufgabe. Ber
„Du, Franzi, wie machst Du denn
das, daß Dir Dein Vater alles er
laubt?"
a' Stück G'selcht's holen?" . . . und
Weißt Du, so lang der Bater niest,
nickt er alleweil, und bis er mit 'm
will!"
„Das lag an unserer Artillerie, die
hatte sich verschossen."
,Ach nein, in wen denn?"