Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 04, 1906, Image 3

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    Narbenspieledes
Rekens.
Roman von I. Troni.
(6. Fortsetzung.)
Elftes Kapitel.
daß er seine Rückreise nach
Mitter und das Glück in Ge
durch Postkarten im Lapidarstil. Als
liebt über alle Maßen in Hilda Her
tel, die reizende frische Mädchen
knospe. Zum wievielsten Male ihm
sich zu verstehen schienen. Das Hei
rathsprojekt mit Martha von Lutz
schien jetzt in die Ferne gerückt zu fein,
und schön«, duftig« Blüthen auf ihn«n
erstehen ließ. Hilda Hertel das
mu.ßt« er sich gestehen war ein mit
mit Stolz und Freud« erfüllen würde.
Ihre Erziehung, ihre gesellschaftli
chen Manieren ließen an sich nichts zu
schnell und gut in ihr« Rolle als Gat-
Besitz eines schönen und reichen Land
gutes zu gelangen und unbeschränkt
auf demselben schalten und walten zu
dürfen, das war sicherlich kein« so üble
Sache. Freilich mit Hilda Hertel
konnte Martha von Lutz keinen Ver
gleich aushalten. In diese sich zu ver
lieben, das war ihm nicht möglich ge-
Sturm erobert hatte.
Dem Freiherrn wurde plötzlich ganz
warm um's Herz. Sollt« seine schnell
entflammte Leidenschaft für dies junge
Mädchen wirklich zu dem stetigen und
unauslöschlichen Feuer der Lieb« wer
den. das die Dichter so hoch priesen,
und an das er bisher nicht geglaubt
hatte? Sollte er seine Standesvor
urtheile, ja selbst den Segen seiner
Mutter opfern können, um in Hilda's
Besitz zu gelangen?
Ein leichter Regenschauer, der sich
plötzlich aus einigen dunklen Wolken
stimmt, kam er in seinem Hotel an und
begab sich sofort auf sein Zimmer, um
seine Kleider zu wechseln.
Das Erste, worauf beim Eintritt
seine Aug«n fielen, waren zw«i Briefe,
die auf dem Tische lagen. Der eine
derselben trug den Poststempel Berch
tesgaden, der zweite dagegen wies den
der Universitätsstadt, in welcher der
Freiherr einige Jahre verbracht hatte,
nachgesandt worden. Das mütterliche
Schreiben wurde einstweilen unerösf
net bei S«it« gelegt, während Gos
wins Finger in nervöser Unruhe nach
dem zweiten Briefe griffen, dessen
Adresse in fester, kaufmännischer
Hand geschrieben war.
Mit einem hastigen Ruck entfernte
der Freiherr den Umschlag, nahm den
Briefbogen heraus und entsaltete den
selben. „Verdammter Manichäer!"
kam «S von seinen Lippen, als er nach
d«r Unterschrift sah.
Der Brief lautet« wie folgt:
„Hochgeschätzter Herr Baron!
„Der Herr Baron werden sich wohl
erinnern, daß Sie noch eine klein«
Rechnung bei mir zu begleichen ha
ben für den Goldfuchs „Lothar", den
ich Ihnen vor zwei Jahren überließ,
und den Sie, wie man mir mittheilte,
an Lieutenant Berg im vorigen Win
ter verkauft haben. Wie wir es da
mals mit einander ausmachten, sollte
ich Sie mit meiner Forderung von
1200 Mark, welches die ausbedungene
Kaufsumme für den Fuchs war, nicht
drängen und mich einstweilen mit ei
ner Änzehlung von 200 Mark begnü
gen, wohingegen Sie, als der Erbe ih
res Herrn Onkels, sich verpflichteten,
Ihren späteren Bedarf an Pferden
stets aus meinem Gestüt zu beziehen
und mir die Summe in halbjährlichen
Raten abzuzahlen. Daß letzteres mcyt
geschehen, ist Jhn«n so gut als mir be
kannt, ich würd« indessen kein Aufhe
ben von der Sache machen, wenn ich
nicht von d«r so unerwarteten Heirath
des alten H«rrn gehört hätte und somit
in Ihnen nicht mehr den dereinstigen
Besitzer des großen Vermögens Ihrer
Familie sehen kann. Herr Baron
wollen mir gestatten, Ihnen wegen die
ses betrübenden Ereignisses mein herz
liches Beileid auszusprechen.
„Ich sehe mich nun leider zu der
Nothwendigkeit gezwungen, Sie um
baldige Zahlung d«r mir schuldigen
1000 Mark zu bitten. Etwas Anderes
wäre es freilich, wenn Sie sichere Aus
sicht hätten, sich zu arrangiren, etwa
durch eine reiche Heirath oder derglei
chen. In diesem Falle würde ich nicht
anstehen, m«ine Forderung noch bis
auf Weiteres zu stunden, in der Hoff
nung, noch recht oft mit Ihnen Ge
schäfte mach«» zu können.
„Indem ich Sie höflichst ersuche,
mir recht bald Mittheilung davon zu
machen, wieSie es mit der Zahlung zu
halten gedenken, zeichne ich, hochgeehr
ter Herr Baron, als dero ergebenster
Mit einigem Stirnrunzeln hatte der
Freiherr diesen Brief gelesen. Sein
Gesicht klärte sich jedoch auf, als er zu
dem Passus „reiche Heirath" kam. und
um seine Mundwinkel zuckte alsbald
wirb«lt«.
„Es Ist ja, als ob sich alles ver
schworen hätte, mich in das Ehejoch
noch erledigt werden."
Das Wetter hatt« sich unterdessen
aufgeklärt Goswin von Rat
schten.
Der Brief aus Berchtesgaden wurlx
xuin vor dem
nicht mehr vor der Thür, also mußten
Onkel und Neffe bereits auf dem Spa
großmllthig das Doppelte des gefor
derten Betrages hin. Dann setzte er
den Kneifer auf die Nase und schaute
suchend auf den Wegen umher. Es
Wehnruthsvoll feiner mageren Börse
schatteten Platz, den der hochlöbliche
Rath des Ortes Franzensbad mit ei
ner starten Bergrößerungsbrille ange
auf der ausgehängten Tafel zu lesen
steht) beilegte. Dort ließ er sich auf
einer Bank nieder, von welcher aus er
sann, auf welch« Art er sich ganz sichere
Auskunft über die Verhältnisse der
Familie Hertel verschaffen könnte,
gen« Nase der israelitischen Race auf.
schäftliches Gespräch vertieft, darauf
deuteten die lebhaften Gesten des einen,
gleiter hinhielt.
„Sollte das wahr sein? Ich hätte
es nicht geglaubt, da die Firma stets
stätigt die Thatsache."
len diese Worte a»f die Gefühle des
Hildas Vater bankerott! Mein
nichts in dem Benehmen der beiden
Schwestern ließ es vermuthen, daß sie,
w«nn auch nur eine leise Ahnung von
berhaftes Luftschloß zerstörte, das er
in die Brusttasche seines Rockes fuhr,
um sein Zigarettenetui hereuszuziehen,
steckt hatte, um ihn erst Abends zu le
sen. Nachdem er eine Cigarette in
Brand gesetzt und einig« Züge gethan
hatte, öffnete er das Schreiben und
durchflog den Inhalt desselben.
> Die Freifrau sprach sich überrascht
und auch einigermaßen beunruhigt auS
über die erhaltene Nachricht von seinem
längeren Verweilen in Franzensbad
wegen seines Befindens. Sie legte in
dessen doch kein großes Gewicht auf
sein« „Nervosität" und äußerte ihre
Meinung dahin, daß ein Aufenthalt in
der herrlichen Bergluft Berchtesgadens
für seine Gesundheit, wenn di«s«lb«
angegriffen sein sollte, viel zuträglicher
sein würd«, als ein solcher im böhmi
schen Bad».. Zum Schluß kam sie dann
noch auf das gewohnte Thema, das sie
durch die Nachricht einleitete, daß die
Familie Lutz bereits anfange, an ihre
bevorstehende Abreise zu denken.
„Ich möchte es Dir nochmals anZ
Herz legen, mein theurer Goswin,"
schrieb die Freifrau, „daß die Gelegen
heit, Dich und mich von allen Sorgen
um Dein« Zukunft zu befreien, eine
sehr günstig« ist und daß Du nur di«
„Hand nach ihr auszustrecken"
brauchst, um sie zu erfassen.
„Ich habe mich bemüht, einigen Ei
nfluß auf Martha zu gewinnen. Sie
hat sich sehr entgegenkommend bewie
sen, hat meine leisen, freundlichen
Winke verstanden und beachtet und ich
habe allen Anlaß, zu glauben, daß Du
eine sehr vortheilhafte Veränderung
an ihr wahrnehmen wirst. Durch vie
les Umherwandern undßergsteigen hat
sie etwas von ihrer Fülle verloren und
sieht jetzt besser und seiner aus als
früher, wozu auch noch das beiträgt,
daß sie sich meine Bemerkungen zu
Nutz gemacht hat und sich jetzt einfacher
und nobler kleidet. Komm bald selbst,
m«in lieber Sohn und urtheil«, ob
Deine alte Mama recht hat. Apropos
gestern erhielt ich aus München
Nachrichten von Doktor W«llhard, die
mir recht empfindlich waren. Du
weißt, daß ich ihn beauftragt hatte,
beim Quartalswechsel meine Miethe
zu bezahlen. Er schreibt mir nun,
daß er dies pünktlich besorgt habe und
daß ihm dabei vom Hauswirth die
Mittheilung gemacht worden ist, er
sähe sich veranlaßt, die Miethe um
hundert Mark zu steuern. kannst
mich ist, ich habe ohnehin hier mehr
hatte, und Dein Aufenthalt in Fran
zensbad scheint auch etwas kostspielig
zu sein. Diesen ewigen Geldsorgen
könnte nun wohl mit einem Schlage
abgeholfen nxrden, ivenn Du Martha
Heirathen und dadurch selbstständig
werden würdest.
„Mein Einkünfte würden dann für
meine Person vollständig genügen und
mir auch erlauben, unsern alten Na
men im äußeren Leben würdig zu re
präsentiren aber für uns beide sind
sie zu kärglich bemessen. Lebewohl,
m«in theurer Goswin, und eile bald
nach dem trauten Bergasyl, wo Deiner
das Glück und Deine treu« Mutter
harret."
Der Freiherr faltete die mütterlich«
Herzensergießung zusammen und
steckt« sie zu sich. Dann schnippte er
die Asche von seiner Cigarette und
sah lange und nachdenklich in die Fer
ne, auf die er von dem etwas erhöhten
Platz«, auf dem sich die Laube befand,
einen weiten Aasblick hatte. Ausge
dehnte Felder und Moorlager, nur hie
und da von kleinem Gestrüpp oder von
einzelnen Bäumen unterbrochen, lagen
vor ihm. Telegraphen- und Signal
stangen grenzten den Schienenweg ab,
der hinter dem Hotelgarten in einiger
Entfernung vorüberführte, und nur
ganz hinten am Saum des Horizontes
landes. die sich nirgend zu einer größe
ren Höhe erhoben. Unwillkürlich mußte
er der Bergriesen in der Umgebung des
so unvergleichlich schön gelegen«nßerch
tesgaden gedenken und eine leifeSehn
!>ie schneebedeckten Gipfel des Watz
mann wie ernste Hüter zur Seit« ste
hen. überkam ihn.
Wie entzückend müßte es sein, auf
jenem See an Hildas Seite im Kahn
zu fahren und die malerischen, fels
zerklüfteten Uferwände, die ganz
schroff und steil sich aus dem Wasser
heben und nur an wenigen Stellen
Platz zur Landung lassen, an sich vor
übergleiten zu sehen.
„Fata Morgana!" kam es von den
Lippen des jung«n Mannes. Er fuhr
sich mit der Hand über die Stirn und
bedeckte die Augen. Da schreckte ihn
«in schrilles Pfeifen aus seinen Träu
mereien auf und als er seine Hand von
den Augen fortzog und die Lider hob,
sah er eine dunkle Rauchwolke vorüber
zithn, die der Borläufer des Eisen
bahnzugs war, der um diese Stund«
vorübernahm/so würde er selbst sich in
eimm der Waggons, die sie mit stch
zog, befinden und Franzensbad und
Dame an seiner Seite würde nicht
Hilda Hertel sein.
Mit einem Ruck richtete sich d«l
di« Rosen feiner Lieb- noch in der
Knospe vernichtet. Wahrlich —er
hatte nie geglaubt, daß er sich noch
mer brechen und die realistische
Prosa des Lebens, die ihm so viel«
Vortheile entgegenhielt, fest in'S Auge
zu fassen. Seine Mutter sollte nicht
umsonst auf ihn ihr« Hoffnung gesetzt
haben und der Erb« eines altadeligen
Namens würde kein wildes Reis auf
feinen Stammbaum pfropfen.
Als der Freiher vor die Thür seines
Hotels kam, sah er den alten Herrn
Lingen im Rollstuhl des Weges daher
kommen. Schon von Weitem winkte
ihm der Alt« zu und äußerte, als er
näher kam, sein Befremden darüber,
daß er den jungen Mann nicht auf den
Spazierwegen des Parks getroffen
habe.
„Das war ja heute ein verpfuschter
Nachmittag." sagte er etwas ver
stimmt. „Waldemar und ich blieben
allein, denn Frau Dalwig und ihre
Schlvester waren nirgend zu sehen.
Da muß wohl eine Migräne oder so
etwas im Spiele gewesen sein."
Ueber das Gesicht des Freiherrn flog
bei diesen Worten «in Zucken —er
glaubte zu wissen, was die Damen
ferngehalten haben mochte.
Und nach Ihnen haben wir unS
auch vergeblich den Hals ausgereckt,"
fuhr Herr Lingen fort. „Was haben
Sie denn unterd«ss«n mit sich ange
fangen?"
„Ich hatte Kopfweh," entgegnete der
Freiherr, während er dem Kranken
aus dem Stuhle half, „da inochte ich
nicht in den geräuschvollen Park, son
dern zog es vor, «inen einsamen Spa
ziergang zu machen. Doch wo ist
Waldo?" setzteer mit einem fragenden
Blick hinzu.
„Waldemar traf einen Bekannten,
der morgen wieder abreist, und verab
redete mit ihm, im Kurhause zum
Abend zu speisen. Er läßt Sie bitten,
sich ebenfalls dorthin zu bemühen, er
wollte für Sie «inen Platz belegen."
„Ich möchte meines schmerzenden
Kopfes wegen heute Abend nicht mehr
ausgehen," entgegnete Goswin, dem es
im Grunde ganz lieb war, heute nicht
mehr mit seinem Freunde zusammen
zutreffen. „Wenn Sie erlauben, setze
ich mich beim Abendbrot zu Ihnen."
„Sehr liebenswürdig," sagte Herr
Ling«n, der sich freute, den Abend nicht
allein zubringen zu müssen. Dann
setzten sich die beiden Herren an einen
Tisch Im Garten und v«rtieften sich in
das Studium der Speisekarte.
Als nach eingenommenem Abend
chen heitern Schwatzens der Alte an
fing zu gähnen und die Ruhe aufsu
chen mußte, begab sich auch der Frei
herr auf sein Zimmer. Er ordnete
seine Sach«n, packte sie in seinen Kof
fer und machte alles zu seiner Abreise
bereit. Noch ahnte Niemand, daß die
selbe so nahe bevorstand, denn er hatte
beim Abendbrot zu Herrn Lingen
nichts darüber geäußert. Am andern
Morgen beim Kaffee wollte er Onkel
und Neffe mit der Nachricht überra
schen.
Dann warf er sich auf sein Bett und
las sich mit Hilfe eines leichten fran
zösischen Romans in den Schlaf. Mit
dem Gefühle eines Menschen, der, an
einem Wendepunkt seines Lebens an
gelangt, seine Schiffe hinter sich ver
brennt und seinen Blick voll und ganz
auf die Zukunft richtet, löschte er das
Licht.
Zwölftes Kapitel.
Dalwig mit ihrer Schwester von dem
Brunnenspaziergange zurückkehrte,
fand sie zu ihrer größten Ueberra
schung in ihrer Wohnung Herrn Dal
wig aus Berlin vor. Die junge Frau
ahnte sofort, daß etwas Schlimmes
vorgefallen sein mußte, und konnte es
nicht begreifen, daß ihr Gatte ihr sein«
AntuNs. in Franzensbad weder brief
lich noch telegraphisch gemeldet hatte.
Auch der ernste Ausdruck in seinen Zü
gen entging ihr nicht, obwohl Herr
Dalwig sich Mühe gab, ihn durch die
Freud« des Wiedersehens mit seiner
Gattin, di« «r wohler und frischer als
vor der Reise aussehend fand, zu ver
bergen.
Auch Hilda wunderte sich im Stil
len über dies plötzlich« Erscheinen ih
res Schwagers, der den Nachtzug von
Berlin benutzt hatte, um so zeitig ein
zutreffen. Die beiden wären nicht sehr
groß« Freunde mit einander, d«nn
Franz Dalwig schlug dem jungen
Mädchen gegenüber einen onkelhaften
Berte mißbilligend darüber,
daß sie vom Papa sehr^verzogen
überaus GlgUes in seinem Wesen und
als er als Bßtverb«r um die Hand de?
ältesten Tochter des reichen Eommer
k«it in Gesellschaftskreisen große Be-
Jm Laufe der Jahre hatte sich
und da er überall ein gern gesehener
Gesellschafter war und ein starker
Hang zum Vergnügen in ihm wohnte,
h«it festigte und ihr d«r Himmel ihren
flehentlichen Wunsch, ein Kind zu be
sitzen, gewähren würd«. Tante Julie
rath nahm eine ernste Miene an, wenn
«r sah, daß sein Schwiegersohn die
Frau etwas dernachsässigte, doch war
nur Hilda die einzige, die es Dalwig
fühlen ließ, daß sie nicht mit ihm zu
frieden fei. war es ihr denn auch
Berta allein geblieben.
Nachdem die gegenseitigen Begrü
ßungen erfolgt waren, bemächtigte sich
der drei ein peinliches Gefühl. Herr
Dalwig sah so aus, als ob er nicht die
rechten Worte für das, was er mitzu
theilen hatt«, finden könnt«, und seiner
Frau war zu Muthe, als ob sich der
Himmel über ihr plötzlich zu verfin
stern drohte. Sie bezwang sich jedoch,
und fragte nach dem Vater und nach
Tante Julie.
„Papas wegen bin ich «b«n so plötz
lich hergereist," gab er ihr ziemlich un
vermittelt zur Antwort.
„Ist Papa krank?" riefen Gerta und
Hilda unter allen Anzeichen desSchre
ckens wie aus einem Munde.
„Ja, leider. Es ging ihm schon ei
nige Zeit hindurch nicht gut," erwi
derte Herr Dalwig und war eben im
Begriff, noch etwas hinzuzufügen, alt
er von Hilda mit dem zornigen Aus
unterbrochen wurde.
„Sage nur die Wahrheit," bat Frau
Dalwig mit zitternder Stimme, „ich
ahne es er ist mehr krank, als Du
es uns gestehtn willst."
„Leider ist es so, es hat ihn ein
Schlaganfall getroffen," sagte der
Banquier mit düstrer Miene.
Gerta lehnte sich mit kreidebleichen
Wangen in den Stuhl zurück und war
keines Wortes mächtig. silda aber
fuhr entsetzt auf und dir
gl«ich quälen Sie uns nicht . . . .
„O Gott!" stöhnt« Frau Dalwig.
„So beruhigt Euch doch, er lebt und
ist nicht ohn« Bewußtsein," rief ihr
Gatte. „Er selbst wünschte durchaus
nicht, daß Du etwas von seinem, sich
täglich verschlimmernden Befinden er
fahren solltest, damit Deine Kur nicht
unterbrochen würde, doch nun da
die Sache so ernst geworden," fuhr er
zögernd fort, „bin ich gekommen, mn
Euch beide nach Hause zu holen."
„Wir reisen sofort," rief FrauGerta
erregt.
„Glaubt Ihr bis zum Abend mit
Euren Borbereitungen fertig zu sein?"
fragte der Banquier. „Der Zug geht
um zehi' Uhr Abends und am andern
Hildo streifte den Schwager mit ei
nem etwas unwilligen Blicke. „Selbst
verständlich," sagte sie kurz.
(Fortsetzung folgt.)
Für die Küche.
Rinder herz gefüllt. Man,
V^TH^öffel'Pfeffer^ein." Vermi"scht
Pfd. fein gehacktes Nierenfett mit
1 Tasse Brodkrumen, Theelöffel
Salz, i/t Theelöffel Pfeffer und 1
Pint kochendes Wasser und 1 Zwiebel
freit es von Bindfaden, entfernt alles
Fett von der Sauce, giebt 1 Eßlöffel
in >/z Tasse kaltem Wasser aufgelöste
Cornstärke zu der Sauce, läßt sie ei
wohlfchmeckend, wenn gut zubereitet.
Schweins -Kotelettes in
Weins a u c e. Die Koteletten wer
mit zwei bis dreiNel'ken gespickte Zwie
bel, eine Mohrrübe, zwei Glas Weiß
wein und zwei Glas Wasser dazu und
zieht sie mit I—2 Eidottern ab. Man
Kalter Fleischsalat. Dr«i
sein abgetrieben, hierzu kommt das ge
wiegte Eiweiß, Salz, etwas Pfeffer
und S«nf, ferner Reste von diversem
kalten Fleisch und Braten, einige blät
terig geschnittene Erdäpfel, desgleichen
Gurken und zweierlei Arten fein nu-
Apfelrei S. Pfund Reis läßt
man in Milch und Zucker weichkochen;
1 Pfund säuerliche Aepsel werden ge
schält und in feine Scheiben geschnit
tn. Eine Puddingschüssel wird gut
mit Butter ausgestrichen und mit
Mehl ausgestäubt: dann gibt man auf
den Boden ein« Lag« Aepfel mit Rosi
nen und Zucker, darüber Reis und 112»
fort, bis die Form gefüllt, sowie Reis
und Aepfel aufgebraucht sind. Oben
auf gibt man Stückchen frische Butter
und ein Glas Weißwein. In mittel
heißem Äaa>,s«n läßt man oen Apf«l-
Gedämpfte Lammbrust.
Die Brust wird sorgfältig gehäutet, in
siedendem Wasser blanchirt, abgekühlt
und zum Ablausen gestellt. Dann
belegt man sie mit dünnen, von d«r
Fleisch in die Pfanne, deren Boden
gleichfalls mit Specischeiben belegt ist,
gießt etwas leichte Brühe oder Wasser
darüber und läßt das Fleisch langsam
weich dämpfen, wobei es hin und wi«-
der mit d«r Brühe begossen wird. Die
Sauce wird mit etwas Kraftmthl sei
mig gekocht und über der in Scheiben
geschnittenen Lammbrust angerichtet.
Spanisch Fricco. Man
nimmt Pfund Schweinefleisch und
Kalb-, halb Geviert haltende Würfel
und entsehnt und klopft es gut. Als
dann schält man so viel rohe Kartof
füllt werden, und schneidet sie in dicke
Scheiben. Ebenso füllt man zwei
ziemlich tiefe Untertassen mit recht
schönen weißen Zwicbelscheiben. Nun
thut man in eine Puddingfornij mmer
«ine Lage Fleisch, eine Lage >' artof
feln und eine Lage Zwiebelfcheij n, be
legt jed« Lage mit Butterstückchen und
thut einige Pfeffer- und Gewürzkör
ner, auch ein halbes Lorbeerblatt und
das nöthige Salz hinzu, doch hüte man
sich sehr vor dem Ueberwürzen. Oben
müssen Kartoffeln den Schluß machen.
Man giebt einige Löffel voll gequirlte
dicke Sahne oben auf die nicht zu voll
gefüllte Form, legt den Deckel auf und
kocht das Gericht anderthalb Stunden
lang im Wasserbade. Nach dieser Zeit
ist es gar und wird in der Form ange
richtet. Man nimmt d«n Deckel ab,
umsteckt die Form mit einer Serviett»
und setzt sie auf eine flache, rund«
Schüssel. Außer Essigsachen irgend
welcher Art wird nichts zu dem kräftig
schmeckenden Gericht gegeben.