Das alte Med. «Oman von Marie Tier». (7. Fortsetzung.) Die Abende, die sie so sehr geliebt hatte, waren durch Otto's Gegenwart gänzlich verwandelt. Wenigstens für sie. Sie fragte sich oft: wie war es denn früher? Hat Wolf sich mehr mit mir beschäftigt? Nimmt er denn so sehr viel Rücksicht darauf, daß Otto jetzt dabei ist? e« wohl auch. Aber sür sie für sie war der Schimmer gewichen. Wie sie sich darüber Vorwürfe machte! Aber doch, schon die Mutter hatte immer gesagt: ein mechanisches Es verbittert ihn nur. Jetzt sah sie auch schon den häß lichen. feigen, versteckten Haß durch Otto's offizielle Liebenswürdigkeit und Gefügigkeit gegen ihren Mann heroorlauern. Ob Wols das nicht sah? Er er kannt« doch sonst die Menschen und die Oö Wolf dies nicht sah? Ach. was scherte es ihn? Was scherte ihn der fachlichen Resultate seiner Anstrengun gen? Arbeitete er für Otto? Oder für Im Hausflur, al« er sich auS Mari- und der Friede mir zu wild. Weil ich «in ehrlicher Kerl bleiben will! Weil ich'S aus dem Sinn haben will, daS .sel'ge Spiel." ' für Wolfis Wesen. Aber ihr Herz diej> Rücksicht und alle diese In dieser Luft war Wolf ausge in's Unpersönliche? Wie es schien: recht gut. Die all mächtige Gewohnheit hatte auch hier thum. )n Wahrheit hatte ihr Mann ""was""//da« alles? klammerung lSsen, mich abschieben kinmer sanst und ritterlich aber auch nur eine Spalte, eine kleine Spalte deiner Seele öffnest du mir nicht! Was hatte ei zu sagen, daß er an Geistesgaben ein Kind gegen diesen war? Ach, nicht die großen Schätze des Geistes, nicht die spielende Ueber legenheit den Menschen und Dingen als werdende Mutter solch ein Menschenkind hätte sie gern zur Seit« gehabt! könnten si« einmal »«rtraut miteinan der werden. Und er war Wolfs Bru der. Ein so naher Theil von ihm. Ja, es gab leise Züge in seinem Ge sicht, Phasen in seinem Ausdruck wenig genug, aber sie waren da in Alten und Wolf so tief zu fürchten, so bange zu belauern gelernt hatte. Nur daß es sich bei Ulrich anders äußerte. Es war gar nichts Besonde res und Tiefgründiges, das sie ihm zu muthet«. Im Spätsommer war's, sie saß In ihrem Kärtchen. Otto war auf seinem Bureau, Wolf in der Sprechstunde. Ulrich hatte ihr einen Korb voll Birnen vom Gut hereinge bracht und saß nun neben ihr am run einem unerklärlichen kleinen weißen Ding. So tief und warm wie nie fühlte sie gerade heute, daß dieser ungelenke Mensch mit den guten Augen sie gern gewonnen hätte und sich in ihrer Nähe traulich fühlte. Das Gespräch kam auf einen trauri gen Fall in der Stadt, der seit Ta gen die Gemüther beschäftigte. Ein junger Ehemann in glücklichen äußeren Verhältnissen hatte seine schöne junge Frau erwürgt, weil er plötzlich einer Untreue von ihr auf die Spur gekom men war. An ihren Mitschuldigen aber hatte er sich gar nicht gekehrt, hatte sich dann von der Leiche seiner Frau fort verhasten lassen. „Ich hätt« den Kerl nicht für solchen Lumpen gehalten!" sagte Ulrich. .Statt dem fremden Hund nachzu hetzen, vtrgreist «r sich an der wehr losen Frau!" fotisfaktionZfähig sein? Wehrlos nennt ihr die Frau? Dieser Mann bat es besser gewußt. Ach Ulrich, wir sind ebensowenig wehrlos, wie wir seelenlos sind. Schutz und Ritterlichkeit sind ja herrliche und nöthige Dinge, aber wenn ihr weiter nichts für uns hättet, uns sogar die Verantwortlichkeit für unsere Sünden nehmt, da macht ihr uns ja zu Schooßthicren, zu Spiel kätzchen. Lieber Ulrich, bitt«, bitte, sieh das doch ein!" Ihre Arbeit ruhte in ihr«m Schooß ihr« Wangen glühten. Sie sprach auf ihn ein, als müsse sie diese blauen, erstaunten, etwas verlegenen Augen be siegen, überwinden einen Strahl in sie hineinbringen ihr war: wäre er erst so weit, dann wär« alles gut. Wenn Ulrich sie verstünde, dann würde auch Wolf sie verstehen. „Ulrich, ach, begreife mich doch: ihr seht uns Frauen ja ganz verkehrt am Ihr denkt, wenn ihr uns immerdar röthend. Eindruck du von uns? Aber ich weiß gar nicht wir haben doch alle solche Achtung —" Marianne sah, si« hatt« ei verkehrt gemacht. trieb jetzt in en.er ganz ahnungslosen Frau vor ihm. Sie hing so an Wolf „»türlich! Wie alle Frauen! Wenn nun Jemand nur die Frauen wögen! Dieser Gedanke brachte ihn über- tem Herzen hing. .Das ist es ja gerade!" rief sie als Antwort aus seine völlig unlogische Bemerkung. .Du trägst si« auf Hän den! Freilich, ich glaub'S dir. Und wenn sie dir untreu wird?" " .Und sie?" Er sah si« an, halb lächelnd, wie ein guter Jung«, der in der Schule gefragt wird und keine recht« Antwort weiß. .Sie? Ach sie gibt sich schon. Den Frauen ist daS doch nur meist Spielerei." 11. Die Patientenschaft von Dr. Michels hatte sich unter Wolf Egger« nicht vermindert. Zwar waren noch zwei Aerzte in Neuenholz, von denen jeder seinen kleinen, festen, in der Ge wohnheit wurzelnden Patientenstamm hatte. Aber seit dreißig Jahren hatte Dr. Michels dai Terrain beherrscht, und nun beherrschte es sein Nachfolger. Wolf hätte weniger sein können, al« er war, und es wäre das gleiche gewe sen. Die Verhältnisse hatten sich sei nem Leben bequem und angenehm unterschoben wie weiche Kissen. Manchmal in hellen Stunden em pfand er e« mit scharfer Gewißheit: nach alledem, was hinter ihm lag, war dies Leben für ihn nicht das rechte. Er hätte mitten in Kampf und harter Mühsal stehen müssen, ringend um jeden Fußbreit eigener Erde ja, ge gen Mißtrauen und Feindschaft an kämpfend statt daß ihm hier gläu big alles entgegenkam, die schlichten Erfolge auf's Schicksal schob und die guten ihm auf Rechnung setzte. Statt daß er Mittags seinen wohl besetzten Tisch vorfand, zum Frühstück eine Flasche Wein, vor der Hausthür den bequemen Wagen. Statt daß er ein Weib besaß, das an seinen Blicken hing, das in ihm ihres Lebens Erfüllung sah. Es lag ein dramatisches Wollen in seiner Natur. In Kräfteanspannung konnte er leben wie in Heimathsluft. Wohl war er sähig, sich harte Auf gaben zu stellen, aber unbewußt for derte feine Seele die Unterstützung der Außenwelt. Bei völliger Windstill« wollt« sein Schiss nicht gehen. Dai war Wols Eggers' Schwäche. Und des Menschen Schwäche ist sein Gericht. In die Zeit dieser seelischen Erlah mung fiel die Geburt seines ersten KindeS, eines schönen, kräftigen Bu ben. In solchen Tagen und Wochen sehen plötzlich Erde und Himmel ander« aus. Da ist alles Glück und Lachen, Stolz und Zartheit, ein wonniger, aufregen der Trubel Da stehen alle gewohn ten Alltagsdinge auf dem Kopf, da liegt ein Heiligenschein um die junge Mutter, da kommt es einem, auch wenn man Mann ist und vielbeschäftigter Arzt, keinen Moment tagsüber aus dem Sinn, was zu Haus passirt ist. Wundervolle, echte Begeisterung! Einer jener natürlichen Lichtpunkte auf der Erdenbahn. Aber Begeisterungen sind nie ewig. Und das andere dai wirklich Ewige hatte Wolf nicht einzusetzen für sein Weib und siir sein kleines Kind. Es war unterdeß Mitte December ge worden. Seit Wochen herrschte trüb seliges und unbeständige« Wetter. Schnee, Thauwetter. Schmutzwetter, Regen, scharfe Ostwinde, Frost und wieder Regen. Gerade dai richtige Wetter, um Doktor und Apotheker in den Beutel zu arbeiten. Verstimmt und verschnupft wie der grämliche Himmel sahen auf Erden die Menschen Eines Morgen«, zu Wolfs Sprech stundenzeit, rasselte ein Wagen vor und hielt an. Er sah hinaus, halb neugierig, wie eben die kleinere Stadt ihre Leute macht. Hilf Himmel, wer kletterte da aus dem hochrädrigen Ge stell? Ihre Ungnaden, die Frau Pa stor Bärenwender! Zu ihm? Na ja. Er ließ die Arbeiterfrau, die er ge rade da hatte, ihre Sachen erst in aller Ruhe hersagen. Aber unterdeß plagte es ihn doch, was man dort von ihm wolle. Frau Pastor Bärenwender war sehr blaß und erregt, als sie eintrat. Er sah ei ihr sofort an: e! mußte etwas Schlimmes vorliegen. Er hätte e« sich ja auch denken können. Auch sein Herz schlug schneller. „Ich komme wegen meines Sohnes," sagte die Pastorin, nach Athem rin gend. .Wegen Walter, Sie wissen. Es kommen so beunruhigende Nach richten von dort. Heute früh hatte ich einen Brief von Elfe —" Sie brach ab, die Sprache versagte st d 'tl 'd' in's Gesicht. „Er hat Husten, Fieber?" sragte er. „Ja ,S scheint lnfluenza schon seit zwei oder drei Wochen." „Er hat natürlich doch einen Arzt?" „Ja. Aber die Entfernungen sind dort so weit, und der Arzt ich weiß nicht, ich könnte täuschen nicht au! es macht mir immer den Findruck, als ob er etwai gleichgültig wäre. Da saßte ich den Entschluß —" „Was hat er verordnet?? „Ach. wohl nicht viel. Bettruhe, etwas Tropfen. Heute schreibt Else, er hätte gesagt, das Klima dort wär« für Walter so schädlich. Aber er kann ja jetzt nicht transportirt werden. Ach, »nd er ist so unglücklich, daß er seinem Beruf nicht dienen kann. Solchen Pastor wie ihn soll man noch suchen!" Ach, den brauchst du gar nicht weit von dir zu suchen! dachte Wolf. .Jetzt in meiner Angst komme ich zu Ihnen. Ich habe nämlich den Ent schluß gefaßt, Else dort abzulösen, wenn wenn Sie mir bestätigen, was ich sürchte —" Die aussteigenden Thränen erstickten ihr die Stimme. Kaum verständlich brachte sie hervor: .Haben Sie den Eindruck von Walter, daß er lun genkrank ist?" .Lungenschwach ja", sagte Wolf ernst. „Daß die« das dies lebens gefährlich werden kann?" Er zögerte mit der Antwort. Dann sagte er mit fester und doch weicher Stimme: .Ja, Frau Pastor. Ich muß es fürchten." Sie schluckt« ein paarmal, dann stand sie auf. „Danke —e« ist nu« gut. Ist nichts dabei zu thun?" „Doch. Ein schleuniger Transport nach dem Süden. Aber «r muß dort bleiben bis zum Sommer und im nächsten Winter wieder hin." Sie sann vor sich hin. Er sah. daß si« rechnete, mit dürren, trockenen, grausamen Zahlen rechnete. Unsäg lich rührend kam sie ihm plötzlich vor. .Ich werde dann wohl mit ihm gehen —" sagte sie. .Ihn wenigstens Er geleitete sie zur Thür. „Es sind nur Vermuthungen von mir," sagte er. „Der dortige Arzt wird Ihnen ohne Zweifel aus eine klare Frage ein« klare Antwort geben." „Ja, ja. Ich danke Ihnen. Daß Sie mir hier keine Dummheiten vorge macht haben, ist gut von Ihnen. Ach s» ja, dai wollte ich ja noch sagen." Si« stand schon auf der Schwellt. „Herr Dr. Eggers, wenn ich fort bin, sehen Sie doch einmal nach mei nem Mann. Er gefällt nnr schon M nicht' aufpasse, schont er sich nicht, und was die Kinder sagen, ist ihm einer lei." „Ich werde nach ihm sehen. Frau Pastor." Er blickte ihr nach, wie sie in ihrem altmodischen Hut und Mantel, gebückt und gealtert in dieser kurzen Zeit zur Hausthür hastete. Sie bestellt mich in ihr Haus dachte er. In ihrer Abwesenheit und Elfe kommt zurück Da schämte er sich plötzlich vor ihr. Du denkst besser von mir als ich selbst. Ich werde deine gute Meinung nicht zu Schanden machen. » » « Rudi hieß sein kleiner Junge. Es war in derThat, alle elterlichen Lupen beobachtungen abgezogen, ein prächti ges Kerlchen. Marianne als Mutter zu sehen, war eine Freude, zu diesem Kindchen flüchtete sich alles, was sie an ungestillter, abgewiesener Sehnsucht in sich trug. Sie blühte auch körper lich nach der Geburt des Knaben auf. Am Tag vor Weihnachten, in strö mendem Regen, fuhr Wolf nach Kläh nen in'S Pfarrhaus. Es hatt« Nie- Vorgartens die Räder gehört, so stand er schon im Hausflur, als Elf«, von der Küche kommend, ihn antraf. Si« erschrak nicht so, wie er gedacht hatte, wurde nicht einmal roth. EZ schien auch allerdings, als ob dies blasse, schmalgewordene Gesichtchen gar k«in Roth mehr aufbringen könne. Un willkürlich, als er ihr die Hand bot, rief er: .Wie sehen Sie aus!" .Ich habe mich sehr viel abgeäng stigt," entgegnete sie einfach, ein klein wenig ungeduldig, als verstünde sich das von selbst. .Wi« geht ei Ihrem Bruder?" .Mutter ist jetzt unterwegs mit ihm, die Nachrichten lauteten verhältniß mäßig gut." „Wissen Si«. was sein Arzt gesagt hat?" „Ja. Mutter schreibt, das gleiche wie Sie. nur in bestimmterer For^m." Stimme. Auch ihre Augen, wenn sie ihn ansah, hatten etwas Erloschenes. Eine wahnsinnige Angst befiel ihn. Ich habe sie getödtet! Oder ist ei nur die übergroße Er schöpfung? „Kann ich Ihren Bater sehen?" „Ja. er ist hier, in seiner Stube." Sie öffnet« ihm nur die Thür und ließ fieberig und hatte einen trockenen Hu sten. Wolf« Bemühungen setzte er einen passiven. hartnäckigen Wider stand entgegen. Ter sonst so freund wiederzuerkennen. In seinem stum men Widerstand lag auch kein Tröpf chen Humor, eher etwa! tief Mißtraui sches, Feindliche«. Trotzdem, da er seiner Frau zuliebe diesen iirztlichen Besuch gebilligt hatte, sagte er kein ab lehnendes Wort, gab nur seine Ant worten spärlich und widerwillig. Wolfs Nerven brauchten heute nur zu gerathen!" Ihm schien plötzlich, als sei für alle Quälereien, die dieses Haus befielen, er allein verantwortlich WaS wißt ihr denn alle? Habe ich .Oder möchten Sie heute lieber etwas Warmes, Herr Doktor? Els« „Für die Festtage? Aber wie soll ich da» machen? Morgen ist ja schon heiliger Abend, Herr Doktor, beim besten Willen, das geht nicht!" Wolf sah finster auf den hilflosen, Pastor ganz aus dem Häuschen. „Aber lieber Herr, Sie müssen doch einsehen wie soll ich denn da« machen? Sie sehen doch selbst morgen Abend ist ja schon Vesper —" Der Doktor ging zur Thür. .Ich bin hier verantwortlich," sagte er un bewegt. „Ich werde mit Ihrer Toch ter reden, ein praktischer Mensch muß die Sache in die Hand nehmen." Als er die Thür öffnete, stutzte er. Da stand er wieder, der hohe, grüne Weihnachtsbaum! Es wollt« ihm bunt vor den Augen werden. Tan nendust. Kuchendust Else stand auf einem Stuhl und hing ein Psesferkuchenmäiinchen an. Eine helle Wirthschaftsschürze um schloß ihre Gestalt. Wolf sah hinauf. Ihm vergingen di« Wort« die Wirklichkeit verging ihm. Alte, süße Bilder tauchten auf und lebten. Ich hole dich herab zu mir hast du ihn nicht für mich ge „Else, Herr Dr. Eggert besteht dar auf, daß ich eine Vertretung zum Fest nehmen soll. Das geht doch aber nicht. So krank bin ich doch auch nicht. Sag's ihm, daß es nicht nöthig ist. Ach wozu war diese ganze Tröde lei!" Else kam vom Stuhl herab, ihr blas ses müd«s Gesichtchen hatte sich kaum verändert. „Papa, rege dich doch dar um nicht aus. Das ist doch so einfach. Ich gleich an Hans Oke fchon hier." „Hans Okeley ach so ja er ist der Freund meines ältesten Soh nes", sagte «r erklärend, zu Wolf ge wandt. .Dann ist es ja gut," erwiderte die ser. Er sah nicht mehr nach dem Weihnachtsbaum, er wandte sich zum Gehen. Vergänglichkeit, wie bist du bitter! «, » » zog den Schlag hinter sich zu, warf di« Reisedecke über feine Knie. In grauer Endlosigkeit lagen die Felder rechts und links, unter Regen schleiern standän die kahlen Bävme. Alles so nichtssagend, so trostlos, so todt. Wie ihm der Ueberdruß in der Kehle würgte. Ja war denn dies das ganze Leben? Von einem Patienten zum andern die« anhören, das an hören? Dies verschreiben und das? Nach Haus karren, durch Regen, durch Schnee, durch Sonne essen, trinken, zu Bett gehen Es könnte ja ander« sein. —Er hatte den vollen Becher ja selbst fort geschleudert Als gutet Kerl freilich, als herzensguter Kerl. Er hatte eine leichtsinnige Dummheit gemacht und sie anständig gesühnt. Ja, hatte er sie wirklich gemacht? Lieber Gott, er war doch nicht der Krankenwärter aller alten, eigensinni gen Damen. Aerztlich hatte er gar nichts versäumt, reinweg nichts. Er zählte er diese Chose seinen College», sie würden sich ja die Seiten halten. Man kann auch überanständig sein. Nein. nein. Satan, hebe dich weg! Alles, nur keine schwächliche Selbst peinigung. Pfui doch, und ob stumpfe Seelen auch lachen: ein ehrlicher Kerl schwer hielt, überzuschlucken. Anständige Sühne! Davon laß dir nichts abzwicken. Er sragt sich schließlich nur, ob Sühnen überhaupt etwas taugen Bend, übergehend in den grauen Him mel Das wollte Weihnachten sein! gen! Was hilft es dir, arme Frau, daß ich dir zu essen und zu trinken gebe un» Herz? H.Hb Aber von dir will es nichts. Marianne, ich gab dir genug, j«tzt Ich aber habe nichts, ich habe nicht Weib und nicht Kind, nur das graue Wetter und den kalten Himmel. Aber in der Ferne habe ich ein wunderliche«, flackerndes, feurige« Licht Will der Regen «« mir löschen? Ein kurzer Laut kam von seinen Lippen. Der Gaumen wurde ihm trocken, zu Fäusten ballten sich sein« Hände. Und ich bin stärker al« der Regen. 12. Bei feinem nächsten ärztlichen Be such im Pfarrhaus, nach den Fest tagen, fand er den bestellten Vertreter, den Predigtamtscandidaten Johanne« Okeley, vor. Dies war ein Mensch wi« ein Maie ntag. Sonnig und fröhlich, mit einer Welt von Güte und Frohsinn in den veilchenblauen Augen. Dabei groß eine natürliche, unbefangene Art, mit Elfe und den jüngeren Geschwister» umzugehen. Durch diesen Gast schien da« ganz« trübe Bild de« Hause« erhellt zu sein. Ein stiller Ernst lag noch über allen, aber die gedrückte Verzagtheit von neu lich war fort. Selbst bei Elf«. EI ni«. Wolf wurde seltsam davon berührt. Ihm war, als sei «in Feind in sein eigene« Revier gebrochen. Er wollte plötzlich hier Trübsinn und Qual sehen, er wollte nicht diese Harmonie, mit der er nicht» zu schaffen hatte, die außerhalb seine« Kreises war. Mit grausam geschärften Augen er kannte er Wesen und Art diese« Frem den sogleich: der war kein Tändler, kein bloßer Lustigmacher, der über traurige Stunden forthilft und fort täuscht. Dessen Frohsinn stand auf festerem Grund al« auf augenblick lichem Vergnügtseinwollen. Er quoll als natürliche Gabe eine» reichen, frommen, gefestigten Herzens hervor, das mit Gott und der Welt auf ewig im reinen ist das die Thatsachen der Welt, auch die harten und schweren Thatsachen bis herab zum Tode selbst, nur als die bunten Bilder sieht, die sich im Strom spiegeln, die aber sein« Strömung nicht zu ändern vermögen. Darum wußte Wolf in erster Stunde, daß dieser Mensch ein gefähr licher und mächtiger Feind war. Vielleicht gar schon sein Ueber- Es nagte und fraß etwas an ihm, etwas Gräßliches, etwas Neues. E« war wie eine fremve, unheimlich« Krankheit, die sich in sein Gebein ge schlichen hatte. Er, der noch nie der Schlangen schlimmste gekannt hatte, wand sich, bäumte sich wüthend auf unter ihren Bissen. Else war gut zu diesem veilchen blauen Johannes! Nicht ostentativ, als wolle sie Wolf damit etwas zeigen, sondern ganz ruhig, wie es gerade kam, gelegentlich, in ihrer süßen, lässi gen Art, die ihm «inst so über alle» hold gedünkt hatte. Er blieb länger, als er wollte, und viel länger, als e« nöthig war. Er saß in der Weihnachtsstube in, Fami lienkreis, trank den Kasse« mit, aß den Kuchen mit und sagte nicht viel. Ließ Johannes Okeley mit den kleinen Pastormädchen um ihn her seinen Un sinn treiben. Selbst der bekümmerte alte Pastor guckte heute aus einem anderen Loch. .Jetzt bin ich Ihnen dankbar. lie- Nu ja, natürlich! dachte Wolf. Jetzt kann ich ja wieder freundliche Mienen kriegen, jetzt ist Else ja trotz meiner teuflischen Sünde versorgt! Der veilchenblaue Johannes fragte ihn nach feinem Kindchen. Wolf gab eine dumme, spöttische Antwort. „Ist dai nur ein« unvergleichlich gut« Er ziehung, Herr Candidat, oder fragen Sie aus reinem Interesse an solchen Wickelkindern?" Der Candida! lachte. „Die Herren Doktoren sind immer schrecklich scharf, man muß sich vorsehen. gemischt." (Fortsetzung folgt.) Nobel. .Moritz, mer müsse» bei unserem Geschästijubiläum auch 'was thun fori Personal!" .Hab' mir'« schon überlegt, Sara. Den Kas sier heißen mer Hauptkassier, den Commi« Buchhalter, den Ausgeher Eontordiener und den Hauiknecht Verwalter." Ein feine« Gefühl. Herr (zum Freund«, der mi! der Toch ter eine! Bankier! verlobt ist): „Nun, wie ist Dir denn jetzt, seit Du verlobt bist?" Freund: ,O großartig! Ich sa- ist, habe ich immer «in Gefühl, 01l «b d«? Geldbriefträger käm«!" Für die Küche. Kalbfleisch mit Sellerie. (Für K Personen; Kochdau«r: Stunden.) 2> Pfund Kalbfleisch wer den in Portionsstück« geschnitten, ge waschen, leicht gesalzen, mit kaltem Wasser ausgesetzt und ungefähr Stunden gelocht. Unterdessen hat man eine schöne Selleriestaude geschält und in Scheiben geschnitten, thut diese zum Kalbfleisch, streut «ine Handvoll fein geriebene Semmel und eine kleine Prise Worchester-Sauc« und richtet alles zu- Spargel - Pudding. Pfund Butter und Pfund Weizen- Milch abgerührt, bis sich die Masse vom Topf löst. W«nn der Teig «twas abgekühlt ist, rührt man nach und nach Muskatbliithe dazu. Spargel schält und kocht in Salzwasser weich läßt ab, tropfen, schlägt das Weiße der Eier zu Schnee, rührt alles gut durcheinander, mit Butter und streut sie mit Brösel nenbutter, legt das Gemüse unter das selbe, sowie auch 2 Lorbeerblätter, Z mit Nelken besteckte Zwiebeln, ebenso Zwiebeln, 12 Gewürz- und 2