Noch »ie in Grcnzertageu! Boys und Indianer >» alter (Morie. Außer den Fragen des nationalen Lebens hat es in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts keine «vichtigere Frage in den Ver. Staaten gegeben, als diejenige des Menschen kind Gütertransports im weitesten Sinne. Kein Kundiger bezweifelte die Angaben über die gewaltigen noch schlummernden Reichthum« in unfe sich die zulänglichen Einrichtungen schaffen ließen, um alle diese Reichthü mer überallhin zu Markte zu bringen und so einen erfolgreichen Mitbewerb iM den entsprechenden Erzeugnissen Europas aufzunehmen, das war eine schicksalsschwere Frage! Und ihre glänzende Lösung bildete einen der Hauptfaktoren für das Aufsteigen der Ber. Staaten zu einer geschäftlichen Großmacht, von der Viele sogar glau ben oder fürchten, daß sie alle anderen aus dem Felde schlagen werde. Wie unbeträchtlich war noch am Schluß des Bürgerkrieges die ge fammte Eisenbahn Meilenzahl in unserem Lande. und in den vierzig lahren seitdem hat sie sich um IvlX) Prozent vergrößert, dermaßen, daß diese Geleise heute genügen könnten, vir ganze Erde mit einem neunfachen Strang doppelter Stahlschienen zu umgürten! Ohne Zweifel hat das Dampfroß selbst nach den fernsten Winkeln dieses ungeheuren Land- Äreals Civilisation getragen, tiefgrei fende Lebensuingestaltungen hervorge rufen und mehr, als alles andere, ausgleichend und vereinheitlichend in dem großen Völker- und Menschenteig gewirkt. Aber man möge sich von sei nen Eroberungen keine zu weitgehende Borstellung machen! Wundervoll, wie sie sind, haben sie noch viele Lücken, und nirgends so viele, wie im Süd- In Arizona besonders reichen sich die Neuzeit und die Vergangenheit auf ollen Stufen sogar vorgeschichtli chen die Hände, und der Strom des Äleidseln der ursprünglichen Verhält visse vorbei. Aber in hohem Maße ist dies auch in New Mexiko der Fall. Damit soll diesen beiden Territorien, neue Staaten pochen, durchaus kein RUckständigkeits - Zeugniß ausgestellt werden. Sie haben ihr redliches Theil ,zm allgemeinen Fortschritt, und die lebendigen Reste der Vergangenheit geben ihnen kein armseliges, sondern schwer zugänglichen Gegenden, na mentlich in den Gebirgen, zeigen die alten und malerischen Verkehrs- und Transport - Verhältnisse der Grenzer- und Pionierzeit in voller Blüthe, und sie schieben sich da und dort so weit .in das neuzeitlicheGetriebe heran, daß oer Reisende auf der Santa Fe- oder >oer Southern sie unmit tricität gemeinsam beigetragen haben, n'n Zeit zu Zeit lange Maulthierkara wanen Wagenpark si^ sprünglichere Gefährte tommern Das Alles ist zwar zum Aussterbe» be- räume Zeit vergehen, ebenso wie die Postkutschen und die echten „Rinds iiiinniel" aus diesen Regionen nicht so sich auch ausnehmen, so bilden sie doch keineswegs die älteste Form des Mas '>sentra»sports. In jenen fernsten 'Grenzertagen, als Arizona und New Oedländereien herhalten und die B? dürfnißgegenständc des Pioniers trcinspvrtiren mußten. Nur allmählich i'and nach den, sehr spärlich besiedelten zu bewegten. SS wäre» gcrai'ezu Urgethüme von Wagen, wel che sie bei sich hatten, und nicht selten waren 24 Maulesel erforderlich, um i zwei solche, an einander gebundene Wagen vorwärts zu ziehen! Mit den Eisenbahnzügen konnten sie natürlich nicht concurriren, aber noch lange nach dem Legen der Bahnstrecke hatten jene Frachtkarawanen, wenn sie von .Punkten kamen, die kekie Schienen verbindung hatten, das anerkannte Wegerecht. Immer enger ist zwar ihr Tätigkeitsgebiet geworden: doch noch immer bildet in vielen Theilen des Westens, ganz besonders nach neuen Bergbauerlagern hin, der Maultbier- Frachtdienst die vorherrschende Me thode sowohl zur Beförderung vonErz nach O?ten, wo es eingeschmolzen wer den kann, wie auch zur Mitnahme aller erforderlichen Lagervorräthe auf dem Rückweg. Bis das Bauen von Bahnen in allen den betressendenßich tungen lohnend genug wird, hat es zum Theil noch gute Wege. Vielleicht noch länger, als dieser altmodische Massentransport, wird sich der Einzeltransport behaupten; ja er wird wohl nie ganz schwinden. Der einzelne Bergbauer. der auf irgend einem bescheidenen Anspruchsstückchen seinen Goldstaub ausschwemmt wenn er welchen findet begnügt sich damit, sich ein Pack - Burro, höchstens zwei, zu halten, um Alles, was er zum Leben und Arbeiten auf ein paar Mo nate braucht, in's Gebirge hinauf zu befördern. Und er hat in der That keinen besseren Freund, als dieses ge duldige und ausdauernde kleine Grau thier, das man in Goldgräberkreisen auch gerne den „Kanarienvogel der Felsgebirge" nennt, so wenig such seine Stimme an die des Kanarien vogels erinnert. Diese, kaum dem Zustand der Halbwildheit entwachse nen Packesel des Südwestens tragen eine erstaunlich große Last, die natür lich kunstgerecht festgebunden sein muß, und sie müssen alles Erdenkliche transportircn, was in der Lebens sphäre ihres Herrn überhaupt vor kommt, von den Brettern zum Bauen eines Schwemmtroges bis zu Spitzäxten, Schaufeln, Dynamit, Whisky, Trinkwasser, Mehl, Bohnen, Speck, und nicht zu vergessen! auch Zeitungen und Magazine, ohne die der Erzwühler in seiner Gebirgsein sanikeit nicht ganz sein will. Und damit ist ihr Werth noch nicht erschöpft. Sind sie da oben auf dem Uebrigens ist das Burro auch in den Thälern sehr gesucht für allerhand Zwecke. Ganz besonders wird ein großer Theil des Holzes da und Vergpfade herab transportirt und un ten in den Städten oder Flecken zu Markte gebracht wird, auf dem Burro- RUcken befördert. Der Reifende,- der z. B. das Vergnügen hat, nach Santa Fe zu kommen und in den geschäftigen Stunden die geschichtlich berühmte alte „Plaza" zu besuchen, kann da oft ein Halbhundert oder mehr Bur los, sämmtlich mit Brennholz bela den zu fein; aber sie schlendern ge mächlich im Städtchen herum und bie ten ihr Brennholz zum Kauf an, zu 2.' Cents die Ladung. Diese Brenn holzhändler sind ohne Aus- Last-, sondern auch als Fahr- und sogar Reitthieres, während der Weiß,: zu letzterem Zweck doch lieber einen re- Doch als Verbindungsiniitel gar nicht wer.iger Plätze, welche nicht durch die Eisenbahn verbunden sind, hat sie noch genug Und unter ihren g.'Ntlich einen riesigen Spaß daraus machen, den furchtsamen Omnibus passagier in tausend Aengsten zu ja gen, indem sie um den Rand eines ab schüssigen Hügels recht scharf herum sausen, derart, daß das sechsspän nige Gefährt sich nur noch auf zwei Rädern bewegt, während die zwei an- Jnsassen der Kutsche toll durcheinan der geschüttelt werden, obwohl sie sich an ihren Sitzen festzuklammern su chen! Dazwischen knallt die lange Peitsche, als wäre sie in des Teufels Händen, und es schmettert von Com mandorusen und Schimpfworten für die Bronchos. Da giebt es auffri schende Sportsübungen genug, ohne daß man die Kutsche zu verlassen braucht. Indeß leistet sich der Kut schenlenker solche Späße nur, wenn er kein Damenpublikum hat; denn galant zu sein vergißt er nie. Oft auch, namentlich in kleinen Jn dianeransiedlungen, kann man noch andere ursprüngliche Transportmittel, von deren Existenz vielleicht Viele keine Ahnung mehr haben, in alltäglicher Anwendung finden. Darunter sind nicht nur alterthUmliche Karren aller möglichen Art und Form viele der selben von ihren Besitzern mit der Hand zusammengezimmert —, son dern auch bloße Schleif - Fuhrwerke; manche dieser bestehe» nur aus ein paar „Cottonwood" - Stangen, deren eines End« an ein Pferd gebunden wird, während das andere auf dem Boden über Stock und Stein nach schleift; oben sind sie noch durch irgend ein Querstück zusammengefügt. Die ses Transportmittel läßt sich höchstens noch mit dem Schleifen von Baum stämmen in Holzfällerlagern verglei chen; aber es leistet seine wichtigen Dienste. In diesen selben Ansiedlungen kann man auch den alten indianischen Er wiege, die unterwegs aus dem Rücken der Mutter befördert und sonst an einer Zeltstange aufgehängt wird, in beiden Fällen oft lustig hin und her geschwungen. Sie ist meistens ein Säckchen aus dünner Thierhaut, und bei wärmerem Wetter erhält der Säugling nicht einmal eine Decke. Einen malerischen Anblick bietet treibe ncech dem Felde oder von dem selben; ihr rothhäutiger Gemahl ist währenddem mit anderen Feldarbeiten beschäftigt. An Indianern, die sich maschinengesertigte Transportmitt^ es noch ganze Gemeinwesen, auch in nächster Nähe der Eisenbahn, welche n?ch gar nicht von solcher neuzeitlichen Cultur beleckt sind. Ein nicht viel anderes Bild zeigen übrigens auch auf Freiweiden, und hier, wenn ir gendwo, ist der „Cow - Puncher" frü herer Jahrzehnte noch in seiner ganzen Herrlichkeit lebendig zu sehen. Häusig tan» man, ohne den Bahnzug verlas sen zu brauchen, einen solchen unver fälschten Vertreter der wilderen Ver gangenheit im vollen klassischen Auf /ntlanß. Und er fing das Herz einer Schönen." Nicht alle Rindslümmel - Lieder sind indeß fröhlichen Inhalts; manche, Besucher großer Circusse In deiStadt welt wenigstens in etwas gemilderter Nachahmung als Attraktion geboten treiben, sie sind doch nicht mehr ganz so gesetzlos, wie ehedem, sei dies nun Zwang oder freiwillige Anbeque- Sie leisten mit dem Lasso auf dem Rücken eines bockigen Bronchus noch immer schier Unglaubliches; und auf ihrer jährlichen „Spree" die sie sich nicht nehmen lassen, obwohl mitunter auch bei ihnen Temperenzprediger ihre Stimme erschallen ließen schießen sie noch immer gelegentlich in Städt chen in bekannter Manier, obzwar sel tener, als früher: aber die Tage des Mordstrolchenthums sind doch ein gründlich überwundener Standpunkt bei ihnen. Es schießt auch jetzt manch mal ein Cowboy - Revolver nicht blos in die Natur oder in einen Wirth schaftsspiegel ein Loch, aber Wü theriche, welche aus Muthwillen oder bei jeder geringfügigen Veranlassung Andere niederschießen, leben nur noch im Andenken ihrer Kameraden und in den Grzschennovellen fort. Es sind allerdings noch nicht viele Jahre her, daß Sheriffs und Polizeisoldaten durch den Kampf auf Leben und Tod gegen den einen oder anderen dieser Strolche in Athem erhalten wurden. Einer der letzten (und allerschlimm sten) Charaktere dieser Art war „Billy the Kid", der auf jedes Jahr seines Lebens mindestens einen Men schen in's Jenseits spedirt hat. bis endlich ihm. dem erst 21jährigen Bur schen, der schneidige Sheriff Pat Gar rett das Gleiche that. Solche Charak tere, oder ihre Bethätigungen, sind wohl für immer unmöglich geworden: denn der eiserne Arm des Gesetzes Orten unverwüstlich bewahrt, und nicht Dichter und Romanschreiber allein würden es lebhaft bedauern, wenn sie auch aus diesen letzten Zu fluchtsorten verschwinden sollte, was aber unvermeidlich sein wird, wenn sie keine praktischen Lebensauf gaben mehr zu erfüllen hat. Eine westen hin könnte einer der mächtig sten Faktoren ihres Unterganges wer den! Da i sq. Novelle«? von Joseph!»« Sieb«. Die Zimmer lagen nach d«m Garten hinaus. Mr. Richard, der Impresario, hatte es dringend gewünscht, er fürchtete, der von unten herausdringend« Stra ßenlärm könnte seine kleine Pflegebe fohlene stören, die zarten Nerven des Rindes mußten geschont werden und in d«n Stunden, die dem Auftreten Dai sys voranging«», herrschte stets eine feierliche Stille, auf den Fußspitzen schlich di« Zofe einher und selbst Mrs. Hubertson, di« Erzieherin, wagte kein lautes Woit. Sie war, trotzdem sie kaum zehn Jahre zählt«, schon eine ruhmgelrönte Künstlerin, die klein« blond« Daisy. Wenn sie in ihrem weißen Kleidchen, die braune Geige im Arm, das Con certpodium betrat, dann umbrauste sie ein Beifallssturm, und spaltenlange, lobend« Kritiker b«richt«ten in den Blättern von ihrem Auftreten. Man umfchmeich«lte die kleine Künstlerin, ihr Lächeln, das selten genug das blasse Gesichtchen erhellte, erregt« Ent zück«», «in Wort von ihr wurde col portirt wi« das Wort eines Herrschers, und wie «in« Blumense« stand si« manchmal zwischen all den duftigen Blüthen, die man ihr unter jubelndem Beifall zugeworfen hatte. Eitle Mütter ordneten die Haare ihrer Töchter so wie Daisy ihre Locken trug, jungen Musikschülern wurde Daisys Name zu einer Beschwörungsformel, und «eine Mädchen erzählten sich voll Neid un tereinander: daß Daisy ein Leben wie ein« Prinzessin führe, daß sie nur lichte Kleider trage, eine eigene Zofe habe, nie zur Schult zu gehen brauche, ja so gar an Fürstenhösen empfangen wür de, und der Wunsch: auch eine Daisy zu werden, brannte in den jugendlichen Herzen. Bis zum Beginn des Concertes, in d«m Daisy austr«t«n sollte, waren noch einig« Stunden Zeit, und Mr. Richard, den Daisy Onkel nannte, mahnte die Kleine zärtlich besorgt, sie solle sich noch etwas ausruhen, und so ließ man sie allein in dem hohen, stillen Hotel zimmer. Aber heute war Daisy nicht müde wie sonst so oft, das Buch, in dem sie lesen sollte, langweilt« sie, und sie sprang auf und trat an das Fenster und sah hinab auf die dürftigen Groß stadtgärten, die dort unten von hohen Häusern umschloffen lagen. Es war ein Märztag, «ine lind« weiche Luft schwellt« die Knospen der Bäume und Sträucher, einig« blasse, zarte^Kro stand ein grün schimmernder Stachel beerstrauch. als s«i ein grüner Flor über ihn gebreitet, so licht, so zart war sein« Färbung. Doch Daisy! Kinder augen hatten keinen Blick für diese, in ! d«r düst«r«n Umgebung sich heimlich 5 offenbarende Schönheit, ihr kam auch nicht die Erinnerung an die ferne Hel math, an jene Tage, als sie mit den Geschwistern über grüne Wiesen gelau fen war, so fern lag jene Zeit; nur das Geld, das Mr. Richard von Zeit zu Zeit in Daisy's Heimath sandte, war noch das einzige Band, das das Kind mit dem Elternhause verknüpfte. Nicht die Blumen, nicht d«r grünen de Busch lockten Daisy, träumerisch ruhten ihr« Blicke aus einem kleineu Mädchen, das in einem der Gärten ei nen Puppenwagen auf und ab fuhr, mitunter nahm sie'ein rosa gekleidetes Puppenkind aus dem Wagen und drückte es zärtlich an sich, hell schien di« Sonne aus die kleine Gruppe, und das rothe Kleid der Kleinen flammte wie lohend«s Feuer. Daisy konnte sich kaum erinnern, ein« Puppe besessen zu haben, einmal hatte man ihr eine ge schenkt, und ihre Freude darüber war so groß gewesen, daß sie in der Uebungsstunde zerstreut gewesen war, am anderen Tage war die Puppe ver schwunden, und Mr. Richard hatte lä chelnd gesagt: „eine Künstlerin spielt nicht mit Puppen." Daisy preßte das Gesichtchen fest gegen die Scheiben, wie erdrückend doch die Einsamkeit des großen Zimmers war, eine jähe Sehnsucht ergriff sie, hinunter zu eilen und sich das kleine Mädchen und die Puppe in der Nähe anzuf«h«n. Aber sie durfte ja nicht, durfte nie mit Kindern spielen, sie war ja «in Wund«rkind, das sagte man ihr immer, als Trost, als Borwurf, wenn sie die vielen Uebungsstunden langwei lig fand. Die Kleine seufzte, in ihren Füßchen zuckte es; wenn sie ganz heimlich nur wenig« Minuten in den Garten lief? Schon stand sie an d«r Thür und lauschte. Draußen war alles still, entschlossen öffnete Daisy die Thür und huschte mit flüchtigen Schritten den Eorridor entlang, die Treppe hinab. Unten be gegnete ihr ein Kellner, und sie er schrak, doch rasck gewann sie die Si cherheit des verwöhnien Kindes wi«d«r und sagte herrisch: „Ich will in den Garten!" Bereitwillig wies ihr der Diener den W«g, und wenige Minuten später stand Daisy. athemlos von der raschen Flucht, vor der kleinen Pup penmama und sagte befehlend: „Ich will deine Puppe sehen!" Verwundert starrte Trudel, das Portierslind, auf das schöne weißgekleidete Mädchen, ob das wohl eine Prinzessin war? Zö gernd, verlegen forschte sie: „Wer bist du denn?" Daisy musterte hochmüthig die Fra sie: „Ich bin Daisy, wie heißt du?" furchtsvoll, daß ihre Röckchei! den Bo thend: „Trudchen Müller!" Und dann halb stolz, halb jaghaft die Vorhänge über, jedes Kleidungsstück wurde da- Lber Daisys Ungeschicklichkeit. Alle Scheu vor dem schönen fremden Kinde Und Daisy lauschte entzückt, wie ein Märchen klang ihr alles, ihr« Bäckchen glühten, sie vergaß das Concert, »er- Schritten nahte, und erst der zornige, erstaunte Ruf: „aber Toisy!" weckte sie aus dem Traum ihres Spieles. DaS helle Roth auf Daisys Wangen erblich, das heitere Lächeln schwand aus ihren die Daisy auf ihrer Geige üben mußte. „Komm!" Mr. Richard, erfaßte die Hand des Kindes, und willenlos folgte Melanie, die steif und stumm im Wa- Treppe los: „Ich will zurück!" Mr. Richard lächelte spöttisch nachsichtig erste Musikstadt der Welt zu sein, und ein Mißerfolg hier bedeutete ernsten Schaden. Und Daisy spielte weiter, und auf einmal war «S ihr, als hörte sie Tru- Blick streifte das Gesicht eines beson ders gefürchteten Kritikers, und er lä chelte: ein großer Erfolg. Immer und immer wieder mußie Daisy sich verneigen, man jubelte ihr zu, reichte ihr Blumen, und Daisy dankte, und ein wches, inüdeS Lächeln Ahnung dämmerte in ihr auf von dein tiefen Schmerz, den ihr einst di« Er kenntniß bringen würd«, daß man sie um das Köstlichste im Leb«n Strogen hatte, um das Paradies ihrer Kind heit, mit stincr thörichten Glückselig, keit. kommenden Reisenden. Die Damen stehen im Dienste jener Bahnhosmis sion, die sich die Aufgabe stellt, jungen und unerfahrenen Mädchen vom Lan hübschen Zügen, halb ländlich, halb städtisch gekleidet. Den Kopf bis in die Stirn hinein bedeckt ein wollener Frage nicht übel. . . Sie suchen wohl „Nein, Posten hab' ich ja. . . aber Unterkunft, nun, die muß ich mir erst siren Sie sich für mich?" „Ja, wissen Sie, liebes Kind. Wien hat doch seine Gefahren für ein Mäd chen, das aus der Fremde kommt und ganz allein dasteht. Wenn Sie für die ersten Tage Schutz brauchen oder wünschen. . ." „Ach so, ich versiebe . , Ich danke sehr, brauche keinen Schutz." Die Dame ist etwas verblüfft, so kurz angebunden hatte sie wohl noch leine Schutzbedürftige gesunden. Zu einer Frage noch drängt« es sie: „Sehr selbstbewußt, liebes Kind, VlondeS Haar. Blond ist bekanntlich die deutsche Nationalfarb«. Ein Heldent«nor, der d«n „Siegfried" mit schwarzem Bart sänge, wäre unmöglich. „Gleichen" und „Käthchen" von trotziger moder ner Art haben es zuweilen versucht, ihr schwarzes Rassehaar auch bei Goe the und Kleist auf der Bühne zur Gel tung zu bringen, aber sie hatten kein Glück damit und ich kenne mehrere, die dann wied«r demüthig zu den blonden Zöpfen zurückkehrten. Blond und deutsches Wesen gehören nun einmal zusammen und dies« Empfindung, im mer wieder g«stärkt durch Kunst und Literatur, ist auch heute noch so kräf tig, daß uns in vielen Fällen die „un passende Haarfarbe" stört, obwohl wir jetzt viel reisen und eigentlich dicWahr während sie andererseits bei uns im mer seltener zu werden scheint. Aller dings werden solche Beobachtungen häufig durch die tiefere Erkenntniß corrigirt daß nicht alles Gold ist. was glänzt. < Eine Zeit lang war in der eleganten Pariser Welt, in den entsprechenden Kreisen der italienischen Großstädte, in Madrid, in Bukarest u. s. w. Blond geradezu die herrschende Modefarbe. „Blond muß sie sein", war das Macht wort. dem alles gehorchte. Weniger bekannt aber ist es, daß sogar unzwei felhaft blonde Herren verhältnißmä ßig recht oft Schwarzsärber sind. Und zwar geschieht das aus zwei Gründen. Einmal in Anbetracht der Schnurr bartmode unserer Tage. Ein blonder Schnurrbart muß sHon recht stattlich sein, wenn «r „wirken" soll, ein schwarzer wirkt auch bei bescheidenem Haarwuchs. Abgesehen davon aber, hat es mit dem Blond noch eine beson der« Bewandtniß. Es hat hunderterlei daß ein Malerherz schon bei dem An blick solchen Haares in Enthusiasmus gerathen kann. > Gewisse Arten des Blond gehören zu den entzückendsten künstlerischen Leistungen der Natur. Diese gefällt sich ab«r bei der Produktion desßlond haars in einer geradezu wunderbaren Vielseitigkeit und ebenso zahlreich wie die Nuancen in schönem Blond sind, sind die in häßlichem. Zu meinen Bekannten zähle ich einen Herrn, des sen natürliches Blond so abscheulich war, daß ich seine Schwarzfärbekunst gar nicht tadeln mag. Er gehört auch zu den Leuten, die sonst nicht eitel sind, aber über dieses Blond kam er doch nicht hinweg. So mag in unseren Ta gen nicht blos die zunehmende Raffen mischung, sondern auch das wieder stark zunehmende Interesse für künst lerisch« Menschenverschönerung dazu beigetragen haben, um das Weltbild, soweit es sich um blonde und schwarze Haare handelt, etwas zu verwirren. Daß wir aber di« Zusaminengehö- doch wenigstens „Germanisch" überschätzen, wird jeder bezeugen, der romanische Länder bereiste und fich nien giebt «s große Landstriche, wo die ländliche Bevölkerung vorwiegend blondes Haar hat. Das erklärt sich freilich dadurch, daß die Romanen ja Mischvölker sind und daß sich in den dreiLändern auch sonst noch de r g A g chhu - nchtsl «in lenNettel »er Jenny vin». Ein« Anekdote von der Jenny Lind schrist. Jenny Lind hatte sehr v!el sammelt waren, begann Jenny Lind die Vorstellung mit folgenden Wortern „Meine Herrschaften, geben Sie genau Acht! Hier zunächst meine Ansicht eo ka?«», dann im Profil, und nun die Rückansicht." Damit rauschte sie hinaus und ließ die verdutzten und be schämten Neugierigen stehen. Stoßseufzer einer al ten Jungfer. „Früher waren die Männer heirathslustig, jetzt machen sie sich bloß über das Heirathen lustig!"