Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 23, 1905, Image 3

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    Die Blm-Mrie.
Nomon von Ernst Zahn,
i (3. Fortsetzung.)
'E' Na 112 A e see.
Ufern kein Plätschern! Still wie das
Hals und das rasirte Gesicht, vom
Schädel d«s Alten schien das volle
Himme! gebaut. Das stieg auf und
Das Boot strich weiter! der Schiff
„Da sind wir bald," sagte der
Schiffman, ausschnaufend, es mochte
ihm durch den Kopf gehen, daß er noch
gejodelt haben! obgleich er nie zu den
singlustigen gehört hatte: es drängte
etwas in ihm, das hinausgejauchzt sein
bis daß er komme. Es war alles klar
Jetzt stieß der Nauen auf den Ufer
kies. Ein Fahrknecht des Lände
wirths, dessen Haus an der Stelle
Mauer und Schranke, strahlte d«r
Wildisirn. Der Jaun blieb unwill
kürlich stehen! er hatte Herzklopfen, es
kam. Er besann sich, ob er dort ein
trete. Da war seine Wohnstatt, da
war er jetzt daheim! Aber es litt ihn
Höhe der Lehne gehen. Der Rothhorn
weg verlief dort im Walde. Es fiel
ihm auf, daß eine ganze Schlange von
Werkstätte der Clari - Marie stand of
„Jst die Frau Clari - Marie da
„Jhr bist gelt, du bist der
Wangen.
„Wer bist denn du?" fragte er statt
aller Antwort; er lachte selber ein we-
Der Jaun that einen Schritt in den
„Gut Tag!" Sie legt: ihm Scheu
die Hand In die seine und ließ sie in
seiner knochigen Rechten, die schweiß
bäurisch war an ihm.
Der Jaun hielt die Finger der Se
verina lang, er wußte nicht mehr, wie
er sie loslassen sollte, zuletzt leitete er
das Mädchen der Wohnstube zu.
„Sind sie drinnen?" frag!« er.
Die Severina schrak zusammen.
„Jesses nein," sagte sie hastig, wendete
sich und eilte nach der Hausthüre zu
„Was ist denn?" fragte der Jaun.
„Denk doch, den Scharfegghüttler,
den Strahler, den Wipsli, haben sie
todt gefunden da oben."
Aber sie schauderte. „Nein! Ich
Aussicht in ein fahles, blutiges Gesicht
„Gebt Euch weiter keine Müh«,
Gaffer. „Aber das Geld! Ich bin
Die Clari-Marie sagte: .Vom Thal
Er stand etwas im Hintergrund, war
hinsah, und hatte ein Gesicht, so fahl
ist.
„Laßt mich durch." sagt? er zu dcn
Zunächfistehenden, dabei stemmte er
ihm Platz. Als nur noch die letzte
Reihe zu durchbrechen war, sah er ei
nen Augenblick den Weg durch e!n ha
geres, langes, schwarz gekleidetes Weib
gesperrt. „Laßt mich durch," sagt« er
auch hier. Da drehte die Frau sich
nach ihm um. „Jesses," entfuhr ihr
ein halber Schrei. „Jaun, bist du es?"
fragte sie dann.
Er hatte bei ihrem Ausruf aufge
blickt. „Ihr," sagte er nur; in seinen
sonderbaren Augen, von denen man
Licht. Er reichte derCille, seiner Mut-
Todten.
„Der Jaun! Der Doktor!
Siehst! Wahrhaftig der Jaun!
Nicht, Clar, . Mar.e, ersallen, me.nt
Die Clari - Marie stand, die Arme
ineinander geschlagen da. Sie nickte
blickte der Jaun auch sie an. „Tag,"
sagte er leise. Ueber den Todten
streckte er ihr die Rechte hin und mit
Der Jaun sah sie an. Als ihr Blick
schüttelt« den Kopf. „Es wird sich zei
ich es."
„Anzeigen, du?" fragte die Clari-
und Hn hinabtragen ins Beinhaus!
Ein Gewehrschuß, jawohl! Ersallen
ist er und das ist sicher." Sie gab mit
Worten Nachdruck. Als sie das letzte
sagte, war sie schon im Gehen. Sie
schien jedes Widerwort abschneiden zu
wollen: Thut wie ihr wollt, glaubt
oder glaubt nicht! Sie zog das schwar
ze Kopftuch fester und stieg bergab.
Als si« sich hinweg wandte, war es wie
ein Zwang auf den Bauern und ihren
Weibern, eines nach dem andern folgte
ihr. Der Jaun und der Huber stan
den mit dem Pfarrherrn zuletzt fast al
lein neben dem Todten, Über den der
Jacki. der Wildhüter, seinen Rock ge
deckt hatte. Der Jaun sah sich unwill
kürlich um, als es ringsum leer wur
de. In langem Zug bewegten sich die
gegen das Dorf hinab, die sich wortlos
zur Partei der Clari-Marie bekannt
hatten. Einige drehten die Köpfe nach
ihm um? in dem und jenem Gesicht
stand ein Hohnlächeln, auch finstere
Blicke sah er, so als fluchten jene in
sich hinein über den Hergelaufenen, der
in ihre Angelegenheiten hineinredete.
Aus der Reihe der hintersten wandte
sich der Jakob Jacki, der Wildhüter,
an diesem vorbei, noch immer wie in
Gedanken, stellte sich neben den Todten
und sah aus ihn nieder. Seine unter
läge ihm just an, zu zeigen, daß er kei
ne Eil« habe, von der Stelle, wo der
Todte lag, wegzukommen.
16.
Die Cille war nicht weit mit denen
gegangen, die plötzlich hinter derClari-
Marie die Stelle am Roththalgaden
verlassen hatten. Mitten unter den
andern blieb sie stehen, unbeholfen, so
daß Niemand merken sollte, auf w«n
sie harrte und daß es doch alle merk
ten. Die an ihr vorbei gingen, stießen
einander an: „Du, auf den Jaun, ih
ren Bub«n, wartet sie, die Cille." Ihr
klopfte das Herz, das Blut stieg ihr
auf; ihr Gesicht war heiß. Willkom
men heißen mußt« ihn doch einer, den
Jaun nach so langer Zeit!
Als die droben immer noch nicht ka
men, that si« Schritt für Schritt tiefer
dcn Weg hinab. Endlich sah sie den
Jaun mit dem Löwenwirth hinter ihr
herkommen. Der Huber war wie eine
Klette, er ließ jenen auf dem ganzen
Weg nicht los. Aber am Zieglerhaus
hielt der Jaun inne, sagte, daß er spä
ter nach dem Gasthaus herüberkommen
wolle, und kam von d«m eifrigen Man
ne frei. Di« Cille war in den Haus
flur getreten! sie stand ganz hinten im
Flur, damit keiner sie sehe. Als er
eintrat, schien es einen Augenblick, als
wollte das steife, unbeholfene Weib die
Arme auswerfen und sie ihm um den
Hals legen, aber dann streckte sie nur
eine der glasigen Hände aus und sagte
ein kurzes „Tag, Bub". Nachher
stand ihr in der weißen Hauteinsen
lung unterhalb der Augen ein spärli
ches Naß.
Der Jaun drückte die ihm gebotene
Hand. So wenig wie sie verstand er,
zärtlich zu sein. Nur als sie sich um
wendeten, um in die Stube zu treten,
tätschelte er die Mutter mit einer fast
furchtsamen Armbewegung auf den
Rücken. „So —so wie geht es
auch «uch allen?"
„Gut, bah, gut —" sagte die
Cille.
Da that ihnen die Severina von in
nen die Stubenthür auf. „Es war
mir doch, daß Ihr es fein müßtzt,"
sagte sie. In der Stube fand di« Cille
«inen Weg, dem Heimgekehrten die
Liebe zu zeigen. Sie rückte ihm einen
Severina sprach, an beiden Schultern
ihn fassend, darauf, ging selber in die
Küche, suchte und rumorte und brächte
Eßzeug und stieg in den Keller und
holte aus dem einzigen kleinen Faß
Wein für ihn. Als der Jaun ganz
hungrig zu essen begann, setzte sie sich
an ihren Platz oben am Tisch, und die
Severina rückte auf der Fensterbank
hinauf, bis sie dem Jaun gegenüber
saß. Beide Frauen stützten die Arme
aus den Tisch und neigten die Köpfe
men. T»m^war wie in seinem Leben
noch nie. Wenn er aufsah, siel sein
Blick auf die schlanken in dünnen
Stosfärmeln wohl abgezeichneten
Arme der Severina und auf ihr dar
über hincuslugendes Gesicht. Er wur
de roth und senkte die Augen eilig,
aber wohl war ihm doch: er vergaß den
Löwenwirth und sein Amt, und es
war ihm, als sei er nur eben heimge
laufen heim, dahin, wohin er ge
hörte.
Jetzt machte die Severina eine ra
sche Bewegung und stand auf. „Wa
rum kommt sie nicht, die Base Clari-
Marie?" sagte sie. „Die weiß wohl
nicht, daß du hier bist. Ich muß sie
Die Cille nahm die Arme vom Tisch,
stand auf und setzte sich wieder, die
Nöthe auf ihren Backen verschwand
allmählich. Auf der Zunge hatte es
ihr gelegen: „Bleib noch, Severina,
laß ' noch «inen Augenblick Frieden
sein!"
Die Cille suchte nach etwas, was sie
sagen tonnte. „In den Löwen gehst
jetzt dann? endlich.
ter. Sie lauschten heimlich beide auf
nahende Schritte.
Zctzt knarrten die Flurbretter, aber
es war nur die Severina. Sie kam
langsamer zurück, als sie gegangen
war. Fast leise trat sie in die Stube.
Hast von vorhin in ihrem Ton. Dann
sitzte sie sich wieder hinter den Tisch.
Der Jaun schob den Teller zurück.
Eine ganze Weile sprach keines, dann
hörten sie die Schritte, die so lange
nicht hatten kommen wollen. Die Flur
bretter knirschten. Auf den lautlosen
Werkstattschuhen kam die Clari-Marie
gegangen, schlarpend, langsam. Als
sie durch die Thür trat, stand der Jaun
auf.
St?hl fallen, von dein er sich eben er
hoben hatte. Die Clari-Marie fetzte
sich auf die Ofenbank, dort, wo ehe
mals der Chrisostomus, ihr Vater, ge
sessen hatte. Sie nestelte jetzt an der
Schürze, die unrein war, und legte sie
„Ach," sagte er muthig und fest, „seid
jetzt nicht so, Base, habt doch Freude,
daß ich da bin."
Die Clari - Marie blickte ihn frei
ist jetzt nichts mehr zu markten."
„Aber warum? Eher stolz sein soll
test! Was ist nicht geworden aus dem
hatte. Er hatte kein Wort der Gegen
farblose Gesicht. „Ich habe zu thun in
Die Clari - Marie wartete keine
Antwort ab. Mit demselben schweren
schlurfenden Schritt ging sie hinaus,
zuckte einen Augenblick, wie es dem
Bub gezuckt hatte, wenn ihm das Flen
nen nahe war. „So will ich jetzt ge
hen," sagte er.
Da stand die Cille neb«n ihm, lang,
aufr«cht, die Augen feucht. „Wenn du
mich brauchst, auf mich kannst zählen,"
sagte sie.
„Ja, ja. Dank," sagte er, drückte ihr
die Hand und lächelte selbst. Als er
darauf der Severina die Hand zum
Abschiede hinstreckte, trat sie dicht an
ihn heran, hatte glühende Backen und
glänzende Augen. „Weißt," sagte sie
hastig und fast leise, „schlecht mußt
doch nicht denken von der Bas« Clari-
Marie. Nur nicht immer verstehen
kann sie eines. Sie ist anders als alle
andern. Aber eine mächtig gute ist sie
doch! Wirst es schon fthen, wenn du
Bescheid weißt im Dorf." Sie Hatto
seine Hand gefaßt und drückte sie mit
die Bewegung überzeugen. ör aber
spürte nur den Druck der weichen Fin
ger und das Herandrängen ihrer zar
ten kindlichen Gestalt. Das Blut stieg
der jetzt der Gedanke im Kopf: In die
Grube mußt fahren, ScharfegghUttler,
daß keiner mehr lang zu fragen
bistl Und er, der ?üaun, hatte heute
früh einen Bericht an die zuständige
Polizeidirektion geschickt: „Pflicht mei
nes Amtes als Arzt im hiesigen Ort
bringe ich zur Kenntniß, daß die Leiche
eines hierorts gestern todt aufgefunde
nen Dorfbewohners, Tobias Wipsli,
eine tiefe Schußwunde an der linken
Schläfe aufgewiesen, alle Anzeichen
auf fremde Gewaltthat, nicht absr auf
Selbstmord schließen lassen."
(Fortsetzung folgt.)
Für die Küche.
Hefenpudding mit Zwie
bel füll u n g. Man bereitet sich ei
nen einfachen Hefenteig mit I—2 Ei
hobclten Weißkohl mit siedendem Was
ser. Nachdem letzteres abgetropft ist,
Weißkohl in Butter oder Provenceöl
mit Salz, Pfeffer oder Paprika ganz
iveich. Wer d-n Geschmack des Kohls
Rindfleisch mit Unterril
schneidet das Rindfleisch in handlange
Streifen von nur 11/ u Zoll Breite, bil
det davon einen Stern auf d«n schön
gedünstete Kirschen. Dieses Mittages.
1 Eßlöffel Salz und l/z Theelöffel
Pf«ffer ein und läßt sie >/> Stunde lie
fügt eine mit Z Nelken bestochene Zwie
bel und 3 Scheiben Karotten hinzu,
deckt die Kasserilc f«st zu und läßt das
schmoren, giebt, wenn nöthig, noch
etwas Wasser hinzu. Kurz vor dem
Serviren richtet man di« Keule auf
heißer Schüssel an, entfettet die
Sauce, giebt 1 Eßlöffel in Wasser
giebt sie in einer Sauciere.
Ungarischer Paprikafisch.
Man nimmt einen kleinen Codfisch,
gießt sie mit U Tasse Rahm und läßt
Stück Butter, l Eidotter und den Saft
von Haut und Gräten befreit und in
recht feine Würfel geschnitten werden.
So viel dieses an Portion sein wird,
nehme man zu gleichen Theilen, alles
in feine Würfel geschnitten! in der
Schale gekochte, dann abgezogene, und
kalt gewordene Kartoffeln! gute, sau
re, abgeschälte Gurten! säuerliche
Aepfel; eingemachte Rotherüben! zwei
Theile kalten Kalbsbraten! acht hart
gekochte Eier, von denen vier zum
Verzieren der Schüssel zurückbleiben.
Noch kommen hinzu: Zwölf in Strei
fen geschnittene, eingemachte Pflau
men! ein großes Stück eingemachter,
ostindischer Ingwer, klein geschnitten;
eine halbe Obertasse Kapern, zur
Hälfte zum Verzieren. Das Alles wird
mit folgender Sauce vermittelst zweier
Salatgabeln tüchtig gemengt: Reich
lich feines Oel, Weinessig, gestoßener
weißer Pfeffer, Senf, das nöthige
Salz und eine entsprechende Quan
tität Fleischextrakt in kochendem
Wasser mit etwas Butter und Salz
ausgelöst. Zum Verzieren dienen au
ßer Obigem noch Gurken. Petersilie,
Rotherüben. Gehackte Zwiebeln, welche
manche nicht mögen, müssen auf einem
Schüsselchen, mit Essig bedeckt, beson»