Die Am-Wie. Roman von Ernst Zahn. (8. Fortsetzung.) Gäste! Außer den Hochgebirgstou das große Wort gesagt: „Nächstes Jahr Löwenwirth hat die Gunter - Rosi ein gestellt, des Fluhbauers Kind, Zim mermagd soll sie sein in den neuen lassen." Da streckte die Zopp - Sephe, die dicke, etwas dämliche, achtzehnjährige Bauern vom Jsengrund schwer einen Taglöhner aufzutreiben. „Der Teufel hol's!" schimpfte einer, „jetzt schaffen So ging es fort in den Sommer hin ein, des Löwenwirths Wirthsstube er hatte jetzt eine besondere Stube für Jfengrunder Bauern und einen Sonntags immer voll; dafür vergaß mancher, daß unweit davon die Kirche stand. Mit dem Sommer kamen die frem den Gäste. Jeden Tag trugen die Maulthiere Gepäck von der Lände her auf. Frauen und Kinder kamen ge ritten. Eine Sommerfrifchlercolonie siedelte sich im Jsengrund an. Huber, der Wirth, verstand seine Sache, er gab eine Menge Geld aus, als ob er «in steinreicher Mann sei? aber er nahm auch wieder Geld ein. „Was der ver dient!" posaunten die zwei Jfengrun der Mädchen aus, die er in Dienst hatte. Plötzlich ging das Gerücht: mit der Fahrstraße vom Dorfe nach der Schif flände soll es noch diesen Sommer ernst werden! „Ja, wer zahlt sie denn?" fragten einige. Die Antwort gab am gleichen Tag ein weißer Anschlagzettel am Schulhausbrett, der die Gemeindever- Gemeindeversammlung hatte über den Straßenplan zu entscheiden. Der Ge mcinderath rieth zu einem kleinen Bei trag. Alles Uebrige, hieß es, trägt der Löwenwirth. Und, hieß es weiter, lauter Einheimische sollen am Stra ßenbau arbeiten. kommt ins Dorf damit, Geld wie Heu! Das entschied. Plan und Beitrag wurden gutgeheißen. Der Huber konnte mor gen mit dem Bau beginnen, wenn er wollte. Als das Mehr zu Gunsten des Straßenbaus gefallen war, stand in der Schulstubenthür, wo die Versam mlung stattfand, wie hergeflogen, die Clari-Marie. Breit, daß die geraden, festen Achseln die Psosten der Thür be rührten: im schwarzen Rock und schwarzen Kopftuch stand sie da. Das gelbe Gesicht war ein wenig heiß, die Häuser und Hütten. Gegen die Ein- Wort. In einem kleinen Wirthshaus. Alter mit der Faust auf den Tisch, hat denkt, die Clari-Marie." Nach ein paar Tagen ging von den Hütten ein Wind aus. Die Weiber mochten zuerst geblasen haben. Jetzt es ist dann noch nicht erwiesen, ob es von Gutem für das Dorf ist, was der fremde, der Löwenwirth, da alles an stellt!" »Der Unfrieden kommt uw? mit dein Fremdvolk ins Haus," eiferte eine Bäuerin, die eine gute Zunge hatte. „Die Clari - Marie sagt es auch," siigte sie hinzu. „Die Clari - Marie sagt, den Un glauben bringen uns die Fremden," Clari - Marie," schloß sie. ihr gehört, was sie gethan hat, die Clari-Marie? Bei der Treschin, dem Dorfvogt seiner Frau, hat sie jetzt drei die Dorfhütten sanken Schatten. Die Clari-Marie schritt inmitten der Straße mit ihrem schweren, bedächti stigen Gegengruß, als habe sie Eile. Dabei fühlte sie, daß vieleßlicke mit ihr war ihr nie so lästig g«w«sen als jetzt. „Du hast dich zu viel aus der Reihe gestellt, in der letzten Zeit, Clari-Ma rie," sagte sie zu sich selbst? die Beschei- Gang durch die Dorfgasse leid und neigte der Kopf sich tiefer vornüber. Nach einer Weile stand sie vor der Pfarrhausthür und schellte. Die Nacht war schon nah. So schrill die Glocke innen scholl, so kam doch Niemand .der aufthat. Endlich, lich ging die Thür auf. „Guten Abend," sagte die Clari- Marie. „Guten Abend," grüßte die Andere. „Ist der Pfarrherr oben?" fragte „Ja ja," schluckte die Viklo- Boden. „Was hast?" fragte sie. Ihr Blick Tisch hin. „Noch ein Glas. Bikto- „Den Namenstag habt Ihr! Ich wünsche Euch Glück," sagte Sie Clari- das Packet weg. das sie auf den Tisch gelegt hatte und sagte: .Ich bin wegen etwas Ernstem gekommen." so voll, daß es überlief. „Was willst jetzt? Der Namenstag ist, dem fachte bog sie um den Tisch. Als sie „Habt Jhr nicht gemerkt," begann sie mit verhaltener Stimme zum Pfarr herrn, „daß Euch fast nur noch die Weiber in die Kirche kommen, am Sonntag? Und die nicht alle?" Der Hochwürdige schwitzte; die sal bungsvolle, feierliche Art ging ihm verloren. „Ich weiß," stammelte er. Zeit ist. daß Ihr "die' zur °Pflicht mahnt, die sie vergessen haben," sagte die Clari-Marie. Dann litt es sie nicht. Kein Wort sprach sie weiter, ging nur hinaus und hinab. Vor der Thür unten lief ein Schauder über ihre feste Gestalt. Sie schüttelt« den Kopf, ließ die Arme hängen und hielt, während sie langsam durch die dunkel gewordene Gasse heimschritt, die Fäu ste geballt, als hielte sie sich an etwas Es war ihr, als schwankt« der Bod«n unter ihren Füßen, der Boden, aus dem die vom Jsengrund wohnten, sammt und sonders. Was ist denn was ist d«nn mit dir, Dorf, willst zu sammenfallen? ging es ihr in hastigen Gedanken durch den Kopf. Fremdes kommt herein, lauter Fremdes! Aus der Kirche bleibt das Volk! Und der Pfarrherr! Ja, der und die Schwe ster! Daß er manchmal sich vergaß und bei Festanlässen und dergleichen eines über den Durst nahm, das war im Jsengrund nicht fremd. Aber heu- «infame Gelage! Und ist keiner, der mahnt, so lange Zeit ist? Die Bauern, daß nichts Gutes von den Fremden kommen kann! Die Lässigen, daß in der Frommheit allein das H«il liegt! Den Pfarrherrn, daß... Auf einmal blieb die Clari-Marie stehen, mitten am Weg. die Gasse war leer? sie hatte nur noch wenige Schritte bis zum Zieglerhaus zu gehen. Wenn es denn keinem einfällt, sprach es in lhr. mußt selber heraus aus deinem Winkel, Clari-Marie! So leid es dir sein mag! Eher als das Dorf zu Grunde gehen lassen! Viel eher! 14. Die Weiber vom Jsengrund reckten die Halse. Gestern hat sie mit dem Präses gesprochen, die Clari-Marie! Letzthin ist sie auch hinter dem Wai fenvogt gewesen! Es ist wahr, es sind bald mehr Fremde als Einheimische im Thal! Auch fremde Arbeiter hat er jetzt angestellt, der Huber. der Lö wenwirth. Dergleichen Neuigkeiten gingen im Jsengrund herum. Die Clari-Marie war schuld, daß es im Dorfe gährte. Sie ließ sich auch jetzt nicht viel sehen, stand nicht seltener daheim an der Ho belbank wie früher, ließ auch kein Weib und keinen Kranken warten, aber sie war es doch, die allmählich die Wand zwischen das schob, was im Jsengrund fremd und was' einheimisch war. Es bildeten sich zwei Lager, in dem einen, kleinen hockte der Huber, der Löwenwirth, hatte auf feiner Seite die Fremden und von den Ein heimischen ein paar, die ihren offen kundigen Bortheil bei ihm fanden. In dem andern stand die Clari-Marie, still, halb versteckt unter dem großen Haufen ihrer Anhänger, die selber kaum wußten, daß sie die eigentliche Führerin war. Die Clari-Marie und der Pfarrherr kamen von einer Schwerkranken hoch im Berg. Sie waren im Gespräch Der Zufall hatte sie am Bett zusam mengeführt? aber es war nicht ihr er stes Zusammentreffen, seit die Clari- Marie im Pfarrhaus gewesen war. Der Pfarrherr kreuzte ihren Weg jetzt oft; sie empfand, daß er es mitWil len und Eifer that, als läge ihm da ran, eine Scharte auszuwetzen. Er vergaß selbst den feierlichen Ton in ihrer Gesellsch«ift. kam in die Hitze, wenn er mit ihr sprach; er Überthat sich auf einmal in feinem Priestereifer „Die vorletzte Predigt hat gewirkt," sprach der Hochwürdige im Niederstei- Kirche ist nicht leer gewesen „Es muß besser kommen," sagte die Clari-Marie. Unterdessen führte sie der schmale Mattenpfad, den sie gingen, gegen das Gotteshaus hinab; an diesem mündete der Fußsteig in die Straße. Auf der Straße sahen sie von Weitem den Kehle-Gisler vom See heraufsteigen, er trug das Führerbeil; hinter ihm ging ein Fremder mit Seil und Pickel. Die Clari-Marie hemmte den Fuß und sah den Pfarrherrn an. „Da habt Jhr einen, den Jhr bei Jahr und Tag nicht in der Kirche seht," sagte sie. „Den Lütz, meint Jhr?" fragte je- M'dch t>' Cl d' nicht einmal getauft ist sie." Der Pfarrherr stand still und hielt die Heinde auf dem Rücken. Das Blut drehte die Frau sich ab" als sei jhr fuhr es ihn. Fast kleinlaut letzte er den Weg fort und schritt in sewem zu. Die Clari-Marie betete indessen. Sie betete viel in letzter Zeit, viel gegen früher und war doch schon immer eine fromme Frau gewesen. Es war etwas Leidenschaftliches in der Art, mit der sie den Geboten ihrer Religion folgte, obwohl äußerlich an dem festen, brei ten, bäuerischen Weibe keine Leiden- eine Weile später die Kirche verließ und dem Dorf sich näherte, stand der Löwenwirth. der Huber, un ter der Thür; er mochte sie von Weitem haben kommen sehen. Er nickte, strich freundlich den schönen Bart und sagte «in lautes „Guten TaK". Sie gab ein kaum hörbares „Tag" zurück, sah nicht auf und nicht zur Seite und stand nicht still, obwohl er sich hörbar räusperte und ein „Mit Verlaub, Frau Clari- Marie" hinter ihr her sprach. Er er röthete, zog seine feine weiß« Weste zu recht, dann seinen Rock und sah der Frau nach. Daß sie ihm seind war, war ihm nicht fremd; aber er wußte auch, daß ihm ihre Freundschaft noth that. Wie sehr er das wußte, lehrte die al lernächste Zeit. Eines Tages trug ein Mädchen aus dem Gasthaus einenKorb voll guter Dinge. Wein, Eßwaaren. selbst Leinwandstoff der Clari-Marie ins Haus. „Weil Jhr eine so Gute seid, weil Jhr so viel thut für das Dorf, schickt Euch das der Herr, und Respekt habe er vor Euch." Als die Magd das ausrichtete, sah die Clari-Marie sie durchdringend an. „Willst mich foppen?" fragte sie herb. „Beim Eid nicht. Was meint Jhr denn?" „So sag dem Löwenwirth. es seien Arme genug im Dorf, da soll er aus theilen lassen!" Damit hieß sie das Mädchen den Eine Woche später versuchte der Hu ber es anders. Es wären manchmal weibliche Gäste da, die froh wären. Je mand zu haben, der in Kranlheitssa chen Rath wisse, entbot er der Clari- Marie, „ob sie nicht einmal vorbei kommen möchte, damit sie mit einander besprächen, wie sich ein regelmäßiges Vorsprechen der Dorfärztin im Gast haus machte." Die Clari - Marie lachte bei diesem Vorschlag kurz und rauh auf. „Wenn mich einmal «ine braucht, von der ich weiß, daß es ihr noth thut, ist es noch früh genug, zu kommen. Jetzt habe ich im „Löwen" nichts verloren." Seit diesem letzten Bescheid wußte der Löwenwirth, daß die Freundschaft der Clari - Marie nicht zu kaufen war. Inzwischen hielt von der Kanzel der Pfarrherr seine Zornreden gegen die, die nicht in die Kirche kamen. Der Kehle - Gisler war der erste, dessen Namen er laut und vor allen Andäch tigen nannte, als einen, der wie ein Heide sei und wie ein Heide sein Kind aufwachsen lasse. Einige andere Na- „Es muß «ine andereOrdnunz wer den im Jsengrund," eiferte der jäh scharf gewordene Pfarrherr weiter. „Wer nicht thun will, wie ein braver Mensch thut, dem soll man die Ge- Die Rede ging auf den Gisler, und es waren willige Ohren da, sie zu hö ren. In einer Schenke, in die der Lötz trat, um was selten geschah ein Der alternde Mann stellte sich. Der Zorn faßte ihn über die Schmähung. Der Betrunkene und zwei andere, die an einer rohen That Freude hatten, warfen sich auf ihn, blutend wurde er in die Straße gestoßen. Seither, wenn er ins Dorf kam, steinigten ihn die Schulkinder. Wie die Alten so die Als die Clari-Marie von dem Vor fall hörte, zog sie die Stirn^ Falten, ist, und schwach, weil sie sich überarbei tet hatte. Sie schmälte: „Du mußt besser zu dir sehen, Trini, mit Schaf fen allein kommt eines nicht durch die r' die i < .die Tete erst drei Vaterunser, dann bat sie die Schwester, ihr Fleischbrühe zu schicken, als ob sie keine herzustellen vermöchte. Die Clari - Marie, die ihr um ihrer Frömmigkeit willen vieles vergab, sagte ihr die Brühe zu, ordnete an, daß sie im Bett bleibe und sich Ruhe gönne, und wußte, daß die Schwester in ein paar Tagen wieder würde hinter der Arbeit sein können. Die Severina hieß sie bei der Mutter bleiben. Das war das erstemal, daß das Mädchen daheim haushalten soll te, und es begann mit Unsreude. Die Clari - Marie indessen wendete sich wieder auf den Heimweg. Bor der Thür traf sie auf den Furier, der ein paar frisch gekaufte Schafe den Berg heraustrieb. Eben erreichte er mit dem letzten Thier die Höhe. Mit den har ten Knieen stieß er das vor sich her. Die Clari - Marie sah, daß es auf drei Beinen hinkte und beim mühsamen Gehen die Augen vor Schmerz ver drehte. Der Bauer grüßt« nicht ein mal. Sein bleiches Gesicht war heiß, der Schweiß stand auf der knochigen Stirn und an den schlaffen Schläfen. „Da hast du wieder einen Handel," knurrte er. „Jetzt habe ich die Schafe gekauft und unterwegs muß mir das hefte abfallen und ein Bein brechen." Er riß die Thür an einem ans Haus gebauten kleinen Schuppen auf und trieb die Thiere hinein, dem kranken, das mit hinein wollte, krallte er die zä hen Finger ins Blies. „Da bleibst," sagte er. Mit dem langen Arm griff er ins Schuppeninner« und bracht« ei nen Blecheimer zum Borschein. Dann nestelte er in seiner Hosentasche und zog ein Messer, das er grifffest stellte. Die Clari - Marie zögerte unwill kürlich. „Nun nun," sagte sie, „was will das geben?" Der Furrer stieß einen Ton aus, der vielleicht ein Lachen hätte sein sollen. Er zerrte das kranke Schaf zu dem Kessel. Es war kein Jähzorn an ihm. Sein Gesicht blieb so gelb wie sonst und alles, was er that, that er mit zä her Langsamkeit. Ein einziges Wort verrieth, daß der Zorn ihn innerlich stachelte. „Stirb," zischelte er, als er gelnden Laut aus. er hielt es mit der Linken fest, sein Griff war voll roher Kraft, aber die Art, wie er das Messer in der Wunde des sterbenden Thieres „So schlachtet einer nicht, so," sagte die Clari - Marie. Kopfschüttelnd drehte sie sich ab und ging. Zum an- Wohlstand mühte. Drei Tage später kam die Severina in's Zieglerhaus zurück. Auf einmal stand sie in der Küche bei der Cille, die Augen groß und glänzend. „Die Mutter ist gesund, da bin ich wieder," sagte sie. „Wo ist die Base Clari- Marie?" fragte sie dann. Da trat diese eben in den Hausflur, und sie ging hinaus zu ihr und hing sich den Arm. Base," nicht Bauernart ist, zärtlich und wie „Was hast denn?" fragte die Clari- Marie fast erschreckt, als sie darauf in die Stube traten und das Kind noch Gesicht und hatte Thränen in den Au gen. „Froh bin ich, daß ich wieder da bin," sagte sie. „Es ist "cht." tue Clari-Marie sich schmiegenden Gewand mitten im Zimmer, sah auf ihre Schuhe und flü sterte: „Es würde mir nicht mehr ge- Die Clari - Marie konnte nach die ser Rede nicht helfen, daß sie dem Fur rer und der Schwester gram war. Aber hätten, daß er nicht gekommen sei? Wohl nicht! Wo einer nicht willkom men sei, brauche er sich nicht zu eilen, fers, Assistenzarzt sei er am Kinder spital von St. Felix. Bis daß er zu Hause wieder eher gelitten sei, habe er schob den Brief der Schwester hin, saß steif da und in ihrem Blick stand Tri umph mit Angst vermischt, Triumph, weil ihr war, als müßte sie zur Elari schreibt, und gelt, jetzt braucht er unS nicht mehr! Angst, weil sie es gewesen war, die dem Jaun gerathen hatte: Brief in die Tasche ihres Rockes. Nur Leere. „Warum sagt Jhr nichts, Base sie. Brief ge.. ihr's." Sie tonnte es nicht hindern, daß ihr das spärliche Blut zu Kopfe drängt«, als sie gestand, daß ihr der „Das ist jetzt doch etwas Großes, ein Doktor sein, ein Studirter, für „Geh! Dem Töni sollst sagen, der Lirer. der Säger, erwartet ihn," sagte telt und brachte so, die Severina hin ausschickend, die Rede von Jaun, dem Abtrünnigen, zum Schweigen. Es wurde Aerbst und wurde Win ter. Das Gasthaus stand leer, dessen Stuben eine ganze Menge Sommer frischler beherbergt hatten, von der neuen Straße war nur ein kleinerTheil gebaut; der Löwenwirth hatte im brütete der unternehmende Mann über neuen Plänen. In den ersten Tagen des neuen Jahres stellte er den Präses vom Jsengrund, mit dem er sich wieder „Mit dem Frühjahr kommt ein Dok tor ins Dorf," erzählte er. „Das wird schon gut sein für die Fremden!" gab der Bauer zögernd zu. „Für uns andre ist die Clari - Marie da, wenn wir sie brauchen." jungen, der von hier stammt und noch verwandt ist mit ihr. Ein guter soll er sein, der!" fügte er hinzu. „Freilich, ja, ja, gut soll er sein," sagte der Bauer trocken. „Aber ich weiß dann nicht mit der Clari- Marie —Er brachte die Rede nicht zu Ende, schüttelte bedächtig mit dem Kopf, grüßte und ging weiter. Der Huber murmelte ein ärgerliches Wort hinter ihm her. Es schien im mer schwerer, mit dem Volk auszu- Freundlichkeit nützte nicht, alles Wohl thun nicht. Der Präses ging heim und erzählte die große Neuigkeit, der Jaun Ziegler, der Cille ihrer, der einmal Geißbub gewesen sei, käme als Doktor ins Dorf. In seinem Hause blieb die Neuigkeit nicht stecken. Die Severina erhaschte sie eine Stunde später in der Gasse, als sie vom Bäcker kam. Die Augen groß und glänzend, die schmalen Wan statt. „Wißt Ihr schon? Jetzt kommt der Jaun doch herauf!" Am selben Tag bekam es die Clari- Marie schwarz auf weiß zu lesen. Wieder war der Brief Jauns an die Cille gerichtet. „Ich komme nun doch heim, Mutter." schrieb er. „Beim Lö wenwirth werde ich wohnen, also nah Clari - Marie nicht zur Jhr doch immer gefehlt, daß ich nicht heim konnte ins Bergland. Die Base Clari- Marie wird schon wieder anders wer gesprochen haben." Die Clari - Marie verlor kein Wort über das große Ereigniß; die Cille wie immer wagte nicht zu fragen. In der aber war ein innerliches Fieber. In ihr schlichtes Leben kam plötzlich ein Werth, eine Hoffnung, eine Borfreude. (Fortsetzung folgt.) Blitzableiter. „Warum haut denn Deine Frau in der Küche soten!'' Fir die Küche. Griesetten - Auflaufvoa Tomaten. Man verrührt Pfund Butter zu Schaum, vermischt sie mit 12 Eßlöffel ziemlich festen To matenbrei von frischen Tomaten und Wasser gekocht —, gibt 4 Eidot ter, die Schale einer Citrone abgerie ben, i/t Pfund Zucker, 12 Eßlöffel ge riebenes Weißbrot und den sehr festen Schnee der Eier dazu, in einer gebut terten, mit Semmel bestreuten Back form bäckt man die Speise Stun den und reicht sie in der Form mit Citronensauce oder nur allein. Hühnerfleisch mit Mac caroni. Reste von gekochtem oder gebratenem Hühnerfleisch werden in kleine Würfel geschnitten und mit ge kochten und erkalteten Maccaroni, die in >/>. Zoll lange Stücke zertheilt sind, vermischt. 2 Eßlöffel Butter und ebensoviel Mehl läßt man in einer tie fen Pfanne lochen, gibt 2 Tassen Milch dazu, rührt es zu einer dicklichen Sauce, die man mit Pfeffer und Salz würzt. In dieser Sauce läßt man Speise nicht anbrennen. Dann schlägt man 2 Eier schaumig, gibt 4 Eßlöffel Rahm dazu und gießt dieses über das Gericht, das damit auf dem Feuer gut durchgerührt wird. Gemüsesuppe. Man nehme Bohnen und gelbe trockene Erbsen, von jedem 1 Pfund, sechs schöne Gelb rüben, zwei Zwiebeln, drei Porree, vier Sellerie, alles in Viertel geschnit ten, ein Sträußchen Petersilie, etwas Thymian und ein Lorbeerblatt; lasse etwas Butter zergehen, gebe sämmtliche Gemüse hinein und dämpfe sie unter worauf man 2>/» Quart Wasser da ran thut, nebst Salz, Pfeffer und Muskatnuß und drei Gewürznelken, es nun drei Stunden langsam kochen läßt und hierauf durch ein Haarsieb gießt, wieder zu Feuer bringt, und Fadennudeln hineingibt. „M ouf s e" aus> Schinken. Ein Eßlöffel zerkleinerte Gelatine wird in 3 Eßlöffel kaltem Wasser ein geweicht und dann in einer Tasse Hühnerbouillon aufgelöst. Dazu wird 11/ z Tasse feingehackter Schinken ge geben, alles gut verrührt und dies in einem Gefäß in kaltes Wasser gestellt, eine Tasse, steifgeschlagenen Rahms hindurchgezogen und man schmeckt nach dem Salze, da der Schinken sal zig ist. Man füllt die „Mousse" nun in eine Form und läßt sie recht steif werden. Beim Serviren wird sie ge stürzt und Mayonnaise nebenher ge "Kalte Kalbskeule k I-» Saumon. Eine große Kalbskeule wird ausgebeint, von allen Sehnen und Häuten befreit, mit pulverisirtein Salpeter und viel Salz eingerieben. In eine Kasserolle gibt man das Fleilch nun selbst mit einem Sellerie kopf,einigenLorbeerblättern, Zwiebeln, Lauch, Pfefferkörnen und Nelken und läßt es, es täglich umkehrend, an ei nem kühlen Ort stehen. Nach B—l 2 Tagen wird das Fleisch eine schöne rosa Farbe haben. Man rollt es nun hübsch zusammen, bindet es mit Bind faden ynd kocht es mit einer halben Flasche Weißwein, einer halben Fla sche gutem Essig, etwas Wasser und obigem Gewürz ziemlich weich. Noch warm wird das Fleisch zwischen zwei Brettchen gelegt und mit schweren Steinen beschwert. Nachdem es so kalt geworden, schneidet man die Keule zu feinen Schnitten, welche aber dicht aneinander bleiben müssen. D!.ese be streicht man nun mit feinem Oel und dann mit Sardellenfarce, welche aus ,Pfund gereinigten Sardellen und einer Handvoll Schalottenzwiebeln, beides fein verwiegt, besteht. Zuletzt gibt man noch viel feingeschnitten- Pe tersilie auf das Fleisch, richtet es auf einer länglichen Platte an. verziert es mit Aspik, Citronenscheiben und Ka pern und servirt diese vorzügliche Speise zum Thee oder als Entree. Kalbsbrust mit Reisfiil lung für sechs Personen. Ein Pfund Reis wird blanchirt, abgegossen, mit etwas Wasser. Butter oder Brühe nicht zu weich gedünstet, zuletzt mit 4 Unzen geriebenem Parmesankäse ver mischt und in die gut gesalzene und hergerichtete Kalbsbrust gefüllt die man zunäht. In einer Kasserole laßt man Scheiben von Zwiebeln. Tomaten und Sellerie mit etwas Pfeffer, Nel ken und Gewürzkörnern in reichlich zerlassener Butter etwas durchdünsten, legt die Kalbsbrust darauf, gießt ei ne Obertasse leichte Brühe oder Was ser dazu und läßt unter öfterem Be gießen bei gleichmäßigem Feuer schmo ren. Wenn die weichgedämpfte Kalbs brust herausgenommen ist, wird die Sauce durch ein feines Sieb gerührt, entfettet, abgeschmeckt, falls nöthig mit einer Mehleinbrenne seimig gekocht und beim Anrichten mit einer Würze im Geschmack gekräftigt. Saures Kartoffel - Ge müse. Di« nach d«r Personenzahl nöthigen Kartoffeln werden gelocht, gesclM und sch-ibig geschnitten. Nun wird eine holländische Sauce bereitet. od«r auch ein« falsche Rahmsauce, mit Butter, feinem Mehl, halb Milch, halb Fl-ischbrllh«. Salz, Muskat und Citronensaft. An Stelle der Citrone auch Essig. Die Sauce wird mit «in bis zwei Eiern abgezogen, mit den Kartoif-ln vermengt und recht heiß in tiefer Schüssel zu Tisch gegeben.