2 »«rgeff'n« Lleb«. Bo» Emil Lucka. Und manches Leid kann Weisheit einsam »och dc»r >» ncr Da will mich meine Trete ba»Ae sragc»: Zwnn alle Weisheit je die Lieb' entgel te»? Das Brrlobungssest. Die Wohnung des Fabrikanten August Eller war festlich erleuchtet. Die Verlobung seiner einzigen Toqter mit dem Bureauvorsteher Ernst Rit>ch« sollte heute Abend gefeiert werden. Die Brautleute hatten einander vor kurzem in einem Badeort kennen ge lernt. Also Frau Emma Eller und Fräu lein Ida, di« hübsche junge Braut, harrten in sehr eleganten neuen «lei dern der Gälte, die in den nächsten Au genblicken kommen sollten. Das heißt, zunächst warteten sie noch auf den Bräutigam. Er war diesen Mittag von seinem Heimathsorte «>n- Hause seiner Braut zugebracht und war dann in sein Hotel gegangen, um sich zur Verlobungss«i«r seitlich anzu tleiden. Aber er war noch nicht wieder zu- ! rück. Die beiden Damen gingen in großer Erregung im blumeng«schmückten Sa lon auf und ni«d«r. Da da traten, augenscheinlich auch in großer Erregung, Herr Eller und der Bräutigam ein. „Was nicht im Frack?!" rief Fräulein Ida entrüstet, sobald si« ihres Verlobten ansichtig ward. .Es ist unglaublich!" rief Herr El ler. „Herr Ritsch« will die Verlobung «iufheben!" .Unmöglich!" rief tödtlich «rschrocken Frau Eller, während im Antlitz« Idas «in schnell unterdrückter Freudenschein ausleuchtete. „Jawohl," sagte etwas schüchtern Herr Ritsche. Der Herr Vureauvorsteher war ein etwas zu dicker Mann von nahezu vierzig Jahren, von pedantischer Regel mäßigkeit in all' seinen Bestrebungen und in steter Besorgniß um seine etwas unsichere Gesundheit. „Aber warum denn?! Mas ist denn geschehen?!" rief Frau Eller. „K«nn«n Sit «in«n Herrn Arnold Oldermann?" fragte statt einer Ant wort Herr Ritsche. Dir drei von der Familie Eller sahen «in wenig. .Dieser Herr Arnold Oldermann," st. fuhr Herr Ritsch« fort, .ist vor einer Stunde bei mir im Hotel gewesen. Er bat mir gesagt, er würde mich todt schlagen, wenn ich Fräulein Ida Hei rathe. Ja, er würde mich todtschla gen!" Dabei schaut« H«rr Ritsche so ängst lich drein, als wenn der Arnaid Older mann mit einem großen Knüppel hin ter ihm stände. .Aber warum denn? Was heißt das?" rief wi« außer sich Frau Eller. .Der Herr Oldermann sagt, er hat ältere Ansprüche an Fräulein Ida, und —" .Ach was, der Hungerleider, der Nichtsnutz!" unterbrach ihn wüthend Frau Eller. „Na ja, aber «s wird wohl so sein. Und davon ist mir nichts gesagt. Und ich danle für so eine Ehe. Da würde sagte Herr Ritsche.^. Ich glaube, 'ne ganz nette Partie. Ist es nicht so, Kraul«!» Ida?" kommen! Dies« unerhört« Blamage! Das überlebe ich nicht. Mein Herr, wenn Sie «inen Funken von Gefühl ha »Aber, Frau Eller, ich bitte Sie —" .Es ist leine Zeit jetzt zum Streiten. Herr Ritsche, ich bitte, ich beschwöre Sie, thun Sie uns die Schande nicht ist zurückgegangen. Das kommt ja all« Tage vor. Aber nur so nicht so nicht. Wir werden ja zum Gespött« der ganzen Stadt!" einverstanden. Zkun soll nichts be haupten. was mon nicht beweisen kann. Und deshalb will ich nicht behaupten, daß di« Aussicht auf das prachtvolle Essen und den Champagner irgend welchen Einfluß auf die Entschließung unseres Freundes Ritsch« ausgeübt hat. Nach wenigen Minuten schon traten die ersten Gäste ein. Es war die Fa milie Rothe Mann, Frau und Tochter. Alle drei, namentlich die bei den Damen, musterten den ihnen noch unbekannten Bräutigam mit streng forschenden Blicken. Nach der Vorstellung zog Frau Ro the die Dame des Hauses beiseite. .Scheint ja ein f«hr netter Mann zu sein, Ihr Herr Schwiegersohn," be gann sie. „Reizendes Kleid hat Ihre Ida an. Ganz reizend. Aber sagen Sie mal, liebe Frau Eller Ihr Schwiegersohn, der ist doch eigentlich mal 'n bißchen komisch angezogen für 'ne Verlobungsfeier." Einen Augenblick stockte Frau Eller. „Das ist sein Reiseanzug," sagte si« „Ja, da liegt ordentlich noch 'n biß chen Staub drauf. Hat er denn keinen Frackanzug?' .O, gewiß natürlich. Aber ja fein Koff«r ist auf der Eisenbahn veriauicht. Ja. Nun war er ja in d«r größten Verlegenheit. Was zollte er „Ach so so. Sein Koffer ist auf der Eisenbahn vertauscht! Das ist ja sehr unangenehm," sagte mit außeror dentlich künstlichem Bedauern Frau Rothe. Währenddessen sagte H«rr Rothe mit gedämpfter Stimm« zum Herrn d«s di« Wohnungseinrichtung für das junge Paar zu besorgen?" „Die die Wohnungseinrich tung?! Hm, ja die die besorgt Und Herr Rothe zog Herrn Ritsch« „Erlaub«» Sie, H«rr Ritsche. Eh' doch keine Ruh' zu reden. Ich bin näm lich Mobiliensabrikant. Reell, billig und gut ist meine D«vis«. Na, ich bin d«r intimst« Freund von Ihrem Herrn Ihre Mobilien - Einrichtung bei mir laufen." Herr Ritsche stutzt« ein«n Augenblick. „Hm meine Mobilien die be sorgt mein Schwiegervater." In diesem Augenblick traten neue Gäskein. Da kam zunächst di« Beamtenwittwe Frau Reimers mit ihren nicht mehr Anna. Frau Reimers war «ine in ihren Kreisen sehr angesehene, aber auch sehr gefürchtet« Dam«. Si« war sehr mo kant und sprach immer sehr gewählt. Si« war diejenige, um derentwillen Frau Eller den Skandal am meisten gefürchtet hatt«. Frau Reimers betrachtete den Bräu tigam besonders scharf, und ihre bei den Töchter machten ihm eine steife Verbeugung. Während neue Gäste eintraten, sagtc Frau Reimers zum Hausherrn: „Gestatten Si« mir gütigst «ine Be merkung, Herr Eller. In besseren Ge sellschaftskreise» hat die Wahrung ge wisser Formen nicht nur ihre Berechti gung. sie ist «ine Nothwendigkeit. Und deshalb möchte ich mir die Frage er lauben, ob Ihr Herr Schwiegersohn »n «>>»> mcht gewußt hat, mit w«m er hier heut« Abend zusammentreffen wird?" „Wieso? Was wollen Sie damit sa gen?" „Nun. ganz offen gestanden ich finde den Gesellschaftsanzug JhreZ Herrn Schwiegersohns «in w«nig belei digend. Ja. Herr Eller, ich sind« ihn „O, Sie m«inen, weil «r keinen Frack anhat. O—ja— ja der Frack ist ihm gestohlen." „Gestohlen?! Ah wo denn?" „In. Hot«l." „Im Hotel! Wo wohnt denn Ihr Herr Schwiegersohn?" „O, Pardon," sagte Herr Eller und stürzte in sichtlicher Hast und Berlegen entgegen. Inzwischen ward das Brautpaar von einigen anLeren Familienmitglie- Bruder der Brautmutter, dessen Frau und deren Sohn Emil. Der Letztere war ein Jüngling von einigen zwanzig Jahren und im Besitze eines Angesichts mit einem ganz seltsamen Gemisch von „O Gott, o Gott," wimmerte Herr Ritsche, der aus Furcht vor Bazillen ein schwerer Feind des Küssens war. „Machen Sie sie glücklich!" jammerte Frau Kuntze von Neuem aber der Bräutigam streckte ihr energisch abweh rend den Arm entgegen „Laß doch," sagte zurechtweisend Herr Kuntze zu feiner Frau. „Der Mann ist nicht für Zärtlichletten. Oder in c ««»»«. vielleicht hat «r Angst, daß seine Ida eifersüchtig wird. Na, Ida, dann gib du ihm doch einen Kuß!" Fräulein Ida ward hochroth und sagte verlegen: „Nicht doch vor all' den Leu- l ten —!" Herr Ritsche starrte in die Luft, als ob er nichts gehört hätte. „Na, dann bin ich so frei!" sagte der , freche Emil, faßte Ida beim Kopfe und ! küßte sie. „Ist doch 'n verteufelter Kerl, der j Junge," sagte schmunzelnd HerrKuntz«, der Vater. „Na, und was ich sagen wollt«, Ida, morgen bist du mit d«in«m Bräutigam b«i uns zu Tische." Herr Kuntze sagte das ungefähr in einem Ton«, als ob er dem jungen Paar« ein gutes Stück der «wigen Se ligkeit zuwenden wollte. Um so pikir ter war er auch, als Herr Ritsche die Einladung energisch ablehnte. Unmög lich er könne nicht kommen er müsse morgen ganz früh wieder ab reisen. „Gott und ich hab' so viel Um stände gemacht," wimmerte Frau Kuntze. „Haben Sie d«nn so viel zu thun?" fragte Herr Kuntze. „Jawohl, f«hr viel." „Sie sind Bureauvorsteher, nicht? Jn'n großen Kaufmannshaus, nicht?" »Ja." „Dann haben Sie wohl zu wenig Leute w«nn Sie zu viel zu thun ha ben?" „Jawoll, jawoll," sagt« Herr Rit sche. um die Sache zu Ende zu bringen. Da kam er aber schön an. „So, Vadder, nu leg' man los," sagte der freche Emil und blinzelt« dummschlau mit den kleinen Augen. „Ja, m«in tieoer Herr Stesse, ve gann nun Kuntze, „wenn Sie zu w«nig Leute haben, dann können Sie ja mei keine Das trifft sich ja ganz prachtvoll!" „Versteht d«nn Ihr Sohn etwas von Kontorarbeiten?" „Und ob er was davon versteht!" „Kann er stenographiren?" „Wird er schon lernen." „Hat er denn schon Stellung ge habt?" „Oha! Sechs." „Nee, sieben," verbesserte Emil seinen Vater. »Ja," fuhr der Vater fort, „die letz ten Male hat mein Emil P«ch gehabt. Er ist mal Sonnabends nicht in's Kontor gekommen, weil er gemeint hat, es wär' Sonntag. Da ist der Chef gleich so unangenehm geworden und da hat Emil so leise vor sich hin ge sagt, der Chef könnt' ihn 'n Buckel runterrutschen. Der Chef hat's aber doch gehört, und da hat mein Emil gleich gekündigt." Herr Ritsche fing an, sich zu ärgern, und er ärgert« sich imm«r noch extra, wenn er sich ärgerte, weil der Aerger seiner Gesundheit besonders schädlich war. „Und wo er zuletzt war," fuhr Kuntze fort, „da mußte er jeden Al:nd bis » Uhr arbeiten." „Bei uns wird bis um 9 Uhr gear beitet," fi«l H«rr Ritsch« ein. „Na, na, d«r Neffe des Bureauchefs wird wohl früher Feierabend machen können. Ja, also mein Emil hat da den ist, das hat sich ja natürlich aufge summt und da ist 'ne Rechnung ge kommen von 500 Mark." „Sechshundertundfünfzig Mark," verbesserte Emil seinen Vater. müssen." Jetzt ward es dem Vureauvorsteher ' zu viel. „Also, ich bedaure," sagte er kurz, „es ist keine Stellung bei uns frei für d«n jung«n H«rrn." „Kaff«r!" sagte laut und deutlich 5 Emil. Herr Kuntz« sagte mit so einer Art Ritsche." Und Frau Kuntz« wimmerte, indem sie sich die Augen wischte: „O, meine Ida, wenn du man glück lich wirst!" Jetzt trat ei« ziemlich großer und dicker Herr, mit einem etwas forcirten freundlichen Lächeln auf dem glattra sirten Gesicht, auf das Brautpaar zu und gratulirte in ostentativ geräusch voller Weise. Das war der Gelegen heitsdichter und Festredner Ottomar Roselli säst zu allen bedeutenderen Fe sten geladen, um die Hauptred« zu hal ten. Er hatt« einen ziemlich feststehen den Tarif für seine verschied«n«n Sor ten von Reden. Dieser Tarif war in den betreffenden Kreisen wohlbekannt, und man beurtheilte die Splendidität eines Gastgebers gerade so gut nach der Länge d«r Roselli'schen R«de, wie nach der Güte und Menge der Speisen und der Getränke. Also Herr Roselli zog den Gastgeb«r begrüßt hatte. „Was ich sagen wollte, verehrter Herr Eller," begann er; „ja, «s scheint ja ein ganz reizender Mensch zu sein, was ich sagen wollte ja, geben Sie mir, bitte, einige Anhaltspunkte für ineine Festrede. Es soll doch ein biß chen was Nettes sein, nicht?" Herr Eller aber überlegte sich, daß unter den obwaltenden Umständen ein« ist kein Freund von langen Reden." „So. Hat Ihr Herr Schwiegersohn mich denn schon mal reden hören? Na, also! Mein hochverehrter H«rr Eller, ein Mann in Ihrer Position kann doch eine Fünfmarkrede vorsetzen!" ein« b«ssere Rede?" „Sie wollen doch 'n bißchen was 'u°'d'd ch ' b Bche l Wtz' es „Na, ja." „Dann kostet die Rede 30 Mark." „Aus reden Sie für 20 Mark!" halten. „Ist eure Hochzeit schon festgesetzt?" che» lassen. Aber denk« dir, das Pech! „Das ist allerdings Pech!" „Aber das schadet nichts. Mein h l'ch an ihren durch einen großen Blumen strauß bezeichneten Platz am oberen Ende der festlich gedeckten Tafel. Es ging zunächst sehr still her bei Tisch«. Die Gäste hatten all« guten Appetit, und es ging sozusagen der Engel der guten Verköstigung durchs Zimmer. Ida war sehr zutraulich und zuvor kommend gegen ihren angeblichen Ver lobten, so daß er den Verdacht schöpfte, sie wolle den Rückgang der Verlobung wieder rückgängig machen. Darauf würde er aber unter keinen Umständen eingehen. Das nahm er sich fest vor. Fräulein Ida brachte mit einer et das Gespräch auf Herrn Arnold Ol dermann. Ob Herr Ritsch« sich sehr vor ihm fürchte. gemacht, als ob er mich wirklich todt schlagen würde, wenn —" »Er wäre auch wirklick dazu im gen Körperverletzung." „Was?! Warum denn?" bin —" „Ja, aber heute Abend h?ute Nacht, so «in Mensch ist zu Allem fähig." .Nun denn, Herr Ritsch«, ich Ware beinahe Ihre Frau geworden, das be rechtigt mick, nein, das verpflichtet mich nicht gleichgültig zu sein we gen Ihrer Sicherheit, also ich muß Jh >ien sagen: ich habe vorhin durch's Fen ster gesehen, daß Arnold Oldermann auf der Straße vor unserem Hause auf Herr Ritsche erschrak heftig. Er legte plötzlich Gabel und Messer nieder. So gut es ihm schmeckte nein er wollte nicht weiter essen. Er würde ganz sicher schwer krank werden, wenn er in dieser gräßlichen Aufregung wei ter äße. Fräulein Ida amüsirt« sich pracht voll. Si« legte dem Trostlosen ein Stück Huhn auf den Teller und sagte jetzt wieder laut: »Ab«r, lieber Ernst mein Schatz so iß doch!" In diesem Augenblick erhob sich höchst würdevoll Herr Ottomar Roselli, der berühmt« Redner. Eine feierliche Stille trat ein, und nachdem «r sich durch scharf forschende Blicke überzeugt hatt«, daß alle Anwesenden auf ihn sahen, begann Roselli jeine Rede. „Meine lieben Fr«und« und Festge nosstn!" Kurz« Pause, als müßte d«r Redner seine Riesengedailien erst bewältigen. Dann noch einmal, fast zärtlich: „Mein« lieb«n, lieben Freunde und Festgenossen! Ein alt«r W«ifer hat ein mal gesagt: es ist Alles schon dagewe sen, würd« er das auch gesagt haben, wenn er die Freude gehabt hätte, das junge Brautpaar, das wir hier heute Abend feiern, zu sehen? Ich sag« nein, er würde es nicht gesagt haben. D«nn so vi«l Li«b« und Glück, also so vi«l Liebesgliick, ist wohl noch nicht dag«w«- sen. Sehn Sie die freudestrahlenden Blickt d«r lieblichen Braut s«hn Si« das vom Glück verklärte Angesicht des „Wo denn?" fragte halbleise, aber verständlich, der freche Emil. Herr Roselli ließ sich nicht irr« ma ch«n. „Ach, und wie vertrauensvoll darf dies jung« Weib ihr liebliches Haupt an die Brust dieses Mannes legen! Er ist ein gediegener Mann, ein ernster Mann, ein einfacher Mann, der keinen Werth legt auf Äußerlichkeiten. Sehn Sie doch, meine lieben Freunde, wie «r cken Gewände —" „Hähähä, sein Frack ist auf der Ei senbahn vertauscht!" rief H«rr Roth«, der abgeschlagene Mobilienhändler. Wi« ein«n Fangball griff H«rr Ro selli dies«'Zwischenrede auf. „Sein Frack ist aus der Eif«nbahn vertauscht! O, über di« Zerstreutheit der Liebe! Er hat an sein süßes Lieb gedacht und darüber sein«» Koffer ver gessen. O. daß sie ewig grünen blieb«, di« schön« Z«it der jungen Liebe!" So red«te H«rr Roselli noch eine kurze Zeit weiter und schloß dann mit einem Hoch auf das junge Brautpaar, in das die Gesellschaft einstimmt«. rief Fräulein Anna Reimers über den Tisch herüber: „Herr Ritsche, ich mein«, Sie hätten sich ein Loch in den Frack gebrannt." Blöde stierte der Angeredete das Mädchen an. .Was?!" rief höchst verwundert die Mutter der jungen Dame. „Mir ist gesagt, Ihr Frack wäre Ihnen im Ho tel gestohlen. Wo wohnen Sie denn?" „Im im Hotel zum Kronprin zen." „Ei, sieh das gehört ja meinem Better Gollermann! D«r wird sich doch sein Hotel nicht verschimpfiren lassen! Das wird sich noch finden!" Herr Ritsch- war förmlich in sich zu sammengesunken. Da stieß ihn Fräu „Mein lieber Schatz du mußt dich für den schönen Toast b«dank«n." .Ich ich kann nicht reden," stam melte der Schatz. Aber Ida hatt« schon an sein Glas geklappt und schob ihn in die Höhe. Der Unglückliche begann zagend und stotternd: Ida begann zu soussliren, und Herr Ritsche betete Alles getreulich nach, so weit er «s verstehen konnte. hock!" Hier war die beste G«l«g«nh«it, die be vorstehende Aufhebung der Verlobung gleich ahnen zu lass«n und die gewich tigste Persönlichkeit d«s B«kanntenkrei ses darauf vorzubereiten. .Ach, meine liebe Frau Reimers," sagte si«, .wenn Sie wüßten, wie lang« schon mich d«r Gedanke quält. Aber d«r Mann ist ja so verliebt und hat keine Ruhe gegeben, und m«in« Ida ist noch nicht all«r Tage Abend, und ich meine, eine klein« Unannehmlichkeit ist besser als ein großes Unglück. Der Mann würde mir ja schrecklich leid sellschaftlichen Schliff sehr leicht bet riebe Frau Eller, gestatten Sie gersohn werden." „Meinen Sie wirklich?" .Ja, liebe Frau Eller, und auch Als der Buchfink starb Es war Sommer und sehr heiß. Die Vögel und Käfer waren alle so faul, daß sie nicht zirpen und zwit schern mochten. Es war ganz still im Walde, kaum daß eine Eidechse oder Blindschleiche durch das Laub raschelte, die Blätter hingen träge an den Bäumen und die Blumen senkten müde ihre Köpfchen. Einzig ein Buchfinkenmännchen saß fröhlich auf einem Zw«iglein und sang unverdros sen. Es blähte seine kleine Kehle, und feine Brust hob und senkte sich vor Eifer. Aber plötzlich wurde es still, es schloß seinen kleinen Schnabel, sein Herz hörte auf, zu klopfen, und laut los fiel es vom Baum herunter. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein En- ES hatte Niemand diesen Vorfall beobachtet. Nach einiger Zeit kam ei lig ein Todtenkäfer daher und stolper te beinah« über das Vögelchen, das re genüg Arbeit hätte! Er kehrte um und suchte ein paar seiner Kameraden auf, die eben einen Maulwurf begru ben. .Es liegt einer unter der großen Eiche, wir müssen ihn begraben, ehe die Ameisen ihn angreifen." „So, wer ist es denn?" fragten die Anderen, Sie waren nicht neugierig, es war ja ihr Handwerk, zu begraben. .Es ist der Buchfink, der auf der das sollte man ihr aber sa gen lassen! Geh' du und erzähle es ihr." Der Todteniäfer, der den Vogel ge funden, polirte und glättete sein gelb und schwarzes Amtsgewand und machte sich auf den Weg. Unterweg? traf er den Vetter des Buchfinken. „Distelfink," sagte er wichtig, „dein Vetter ist todt! Ich bin eben auf dem Wege zu seinem Weibchen, um es ihr mitzutheilen, habe aber keine Zeit! Geh' du hin und erzähle es ihr!" „Ist er todt, der anne Kerl?" rief bekümmert der Vetter, .da» thut mir Der Distelfink und der Todtenkäfei gingen. Sie begegneten der Eidechs« die unter der Buch: ihr Loch hatte, „Denk einmal, Eidechse der Ftnk, den oben in deinem Baum wohnte, ist todt," sagte unglücksfroh der Vetter Distelfink und sah die Eidechse erwar tungsvoll an. „Es wird nicht sein," wunderte sich diese, „so ein guter Kerl! Schlimm für seine Frau! Er hat geglaubt, es gebe keine mehr wie sie, aber »Ja, ja," nickten die beiden Ande ren, „ja, ja! Man hört 'allerlei!" Darauf gingen sie und sahen im Wei tergehe« eine Maus vorbeihuschen, die sie kannten. „Maus," rief die Eidechse, „komm einmal her, denk bloß, der Buchsink, du weißt ja, der auf der großen Bu che, ist todt. Wir gehen eben, es seiner Frau zu sagen." „Ich komme mit," sagte eifrig die Maus? „ich habe ihn gut gekannt. Er war ein guter Kerl, aber er lebte ein wenig großartig." „Jawohl, jawohl," riefen die bei den Anderen, „das that er! Und dann war er so vernarrt in seine Frau! Et» Todteniäfer, Distelfink, Eidechse telten die Köpfe. F' k ibch ! Wel! wäre?" „Gerade der, bestätigten die Ande ren. eine Blindschleiche und eine Ameise der Gesellschaft an. „Wer soll es sagen?" frug die Maus. „Der Vetter Distelfink und der Todtengräber," entschieden die a»de weibchen in ihrer Wohnung. „Liebe Base," begann der Distel fink, „wir haben dir leider etwas mit werk, Ihnen mitzutheilen, daß.. „Daß," rief die Maus, und die Eidechse endete: „Ihr Mann todt ist!" Die ganz? Gesellschaft wischte sich die Augen. Das arme Weibchen versteckte konnten deutlich sehen, sie ihr ganzer Körper bebte. Die Maus sah den Frosch an. „Es geht ihr doch zu Herzen," flü sterten sie bedeutungsvoll. Aber da hob das verlassene Weibchen schon wieder den Kopf. „Ich danke euch, liebe Freunde," sagte es, „aber nun möchte ich gern allein bleiben!" Die Trauergesellschaft verabschiede te sich. Unten sagte die Ameise zur Blindschleiche: „Die ist schnell getrö stet! Potztausend, da habe ich anders getrauert, als mein Seliger starb! Und that nichts als weinen!" „Ja," sagte die Blindschleiche, „hät te er eine Hiesige genommen! Die würde ihn auch ordentlich betrauern! Was wollt ihr wetten, die heirathet wieder, ehe zwei Wochen vorbei sind!" „Möglich, möglich," bestätigte der Distelfink und glättete seine Federn, nahm sich auch im Stillen vor, noch am selben Abend seiner Base einen kleinem Besuch zu machen. Darauf trennte sich die Trauergesellschast. Der Todtengräber begab sich an seine Arbeit mit noch sechs anderen seines Handwerks, und ehe es dunkelte, war der todte Buchfink begraben. Der Distelfink beniitzte den schönen Abend, um sich nach dem Ergehen der Wittwe zu erkundigen: aber wer de schreibt sein Entsetzen und seine sittli che Entrüstung, als er das arme Weibchen auf einem luftigen Zweige sitzend fand, laut in den Abend hin aussingend. Er verbeugte sich tief und trug ihr feine Hand an. „Nein," sagte das Buchsinkenweib chen, „nein! Ich singe, weil mein Männchen es liebte! Ich singe und denke an ihn! Ich singe, weil ich nicht anders kann, aber von Dir will ich nichts wissen!" Es sang weiter, und der Distelfink ging empört nach Hause. Er erzählte der Maus und der Eidech se, was er gesehen. „Sie singt?" schrie die; „die singt? Es ist doch nicht möglich! Komm, das müssen wir den anderen erzählen!" Sie gingen in tiefer Entrüstung durch den Wald, wem sie begegneten, dem erzählten sie es. Der Distelsini aber verschwieg wohlweislich, was er bei der Wittwe gewollt und was sie ihm geantwortet hatte. besucht? Habt Ihr gute Erfolg« ge deutend, aber zwölf Bazardamen ha bt» sich verlobt.