2 Lieb». Im Pmpur i.,cbe Wir lächeln leise und wandern im glei- D ch F hl . Zw »d^"' iw^wwtcrlich Kranenpoot. Der Forstmeister Prippnow, mein vlter Freund und Lehrer in allen weid gerechten Dingen, war einer der weni gen wirtlich friedlichen und aufgeklär ten Menschen, denen unser zappeliges Nervositätszeitalter noch nichts ange than. Was man so Welt und Welt getriebe nennt, das brauste, hastete und ächzte weitab von dem buchenumschat teten Forsthause vorüber. Dabei war Christian Prippnow nicht etwa einer jener Abseitigen, die dem großen Kin derspielplatze des Lebens die Stadt, wenn es sich so machte, und verschmähte es auch nicht, gelegentlich in froher Gesellschaft sich die Nase zu begießen. Zur Jagdzeit zeigte er sich dann durch Einladungen erkenntlich. Ob er nun bei uns war oder wir bei ihm, immer war er der gleiche gutmüthige, behagliche Mensch, der allein durch seine Gegenwart jeglichen Zwist oder Meinungsstreit ausschloß. ferenz, vielleicht um den Zolltarif oder um einen Hasen, auf den sechs Mann zugleich geschossen hatten, so erstickte er He im Keime mit seinem Leib- und Wahlspruche: „Nie nich Kin- Für Christian Prippnow gab es nur dreierlei, worüber er sich gelegent lich wunderte. Erstens wenn seine hohe vorgesetzte Behörde wieder mal was Geschriebenes von ihm haben wollte; zweitens wenn dem Tabak- Händler in der Stadt, obwohl dieser für den alten Herrn schon die halbe Grnte von Schwedt und Umgegend aufzukaufen Pflegte, die bestimmte Sorte Knaster (Extramuros Canail los Jnfamos nannten wir sie) aber mals ausgegangen war; und drittens über Kranenpoot. Namentlich über Kranenpoot! Wenn im Dorfe, wo der Forstmei- Per auch die polizeilichen Befugnisse «ineS Amisvorstehers auszuüben hatte, «twas abhanden gekommen war Kranenpoot. Wenn die Waldhüter «uf ein Stück verludertes Wild stie uenpoot. Wenn überhaupt irgend et was Passirte, das gegen Recht, Gesetz und Ordnung ging Kranenpoot! Sobald Christian Prippnow nur inigste Gesicht, dessen er überhaupt fä hig war, und in das Pfeifenrohr hinein knurrte er das lästerlichste Wort, das man je von ihm gehört: .Ei du verfluchtes Kaffeehaus! Den Kerl soll der Hahn picken!" Ganz abgesehen von der geringen Wucht dieser äußersten Zornanwand lung, hatte ich immer den Eindruck, als wenn der Grimm auch innerlich nicht ganz echt sei, als wenn ein Schalk sich dahinter versteckte und eine mühsam zurückgehaltene Belustigung. Dieser Verdacht sollte sich bald be stätigen. Eines Morgens, in aller Hergotts frühe, war Kranenpoot in unzwei deutiger Nähe einer Schlingt betroffen tung des hochnothpeinlichen Hals gerichts, das den Dorflumpen nun endlich in aller Schwere treffen mußte, uns zu unterhalten. Minder olympi schen Gelassenheit, die ihn in den vie len Wechselsällen seines Lebens aus zeichnete. plauderte er vom Wetter, von den diesjährigen Jagdaussichten und von der socialen Ungerechtigkeit. Der Kerl stieß etwas mit der Zunge an, ober er sprach wie ein Buch, und ich hatte daS Gefühl, daß er uns uzte uzte mit der Sicherheit und Gewandt heit eines Menschen, der sich feinei überlegenen Position voll bewußt ist. DaS prägte sich auch in feiner Hal tung aus, die zu den grotesken Lum pen. in die er nothdürftig gehüllt war seltsam contrastirte. Ein hoher Fünf ziger, schritt er militärisch stramm ausgerichtet, ohne den Kops mit den Kranenpoots nur insofern um eir Weniges, als sie noch eine gewissl wohlwollende Cordialität annahm. Ei verschmähte es, sich zu Vertheidiger oder sich auch nur zu entschuldigen Die Frage, ob er die Schlinge geleg! oder ob sie durch eine eigne Verkettung von Zufälligkeiten an die betreffend« Stelle gekommen, ließ er ebenso offen wte vle, ob «r dem Wilde absichtlich und hinterlistig nachgestellt oder ob die Häsin vielleicht aus Lebensüberdruß sich selbst erhängt habe. Kranenpoot gab lediglich, und zwar in einem wirklich herzlichen Tone, sei nem tiefen Bedauern Ausdruck, daß die Einfichtslosigteit und der unange brachte Uebereifer gewisser Menschen den Herrn Forstmeister abermals mii einer solchen Lappalie behelligten. Christian Prippnow hatte sich abge wandt und sog an seiner Pfeife, daß cs dampfte und roch wie auS dem Schlot einer Kienäpfeldarre. Endlich trat er dicht an den Strolch heran. .Sag mal, Kranenpoot, ist eS gar Vicht die Menschenmöglichkeit, daß du doch noch «in ordentlicher Mensch wirst und «in« ehrliche Erwerbsthätigkeit er greifst?" „Nein, Herr Forstmeister, das habe ich aufgegeben." Er sagte das nickt etwa frech oder herausfordernd, sondern ruhig und bestimmt wie eine gefestigte, durch nichts zu erschütternde Ueberzeugung. Dann fuhr er in einem wehmüthig freundlichen Biederi.iannston« fort: „Sehen Sie, Herr Forstmeister, wir kennen uns nun schon an die dreißig Jahr«. Was soll sich da noch ändern? Gegen die sociale Ungerechtigkeit und gegen das Unglück ist nicht anzurin gen. Besonders wenn man so ein Pech hat wie ich. Eine Erwerbsthä tigkeit —du lieber Himmel! Vor fechSundzwanzigJahren hatt' ich «inen Handel mit Uhrschlüsseln angefangen. Was geschah? Die Ankeruhren kamen auf, und ich mußte mit meinem blü henden Geschäfte in Concurs gehen. Ich bin fest Herr Forstmei ster. wenn ich'auf meine alten Tage noch Sargtischler werden wollte, es würde kein Mensch mehr sterben. Seit ich das Unglück beim Militär gehabt habe, ist es eben mit mir vorbei. Meine Zukunft, die schönsten Hoffnun gen meines Lebens sind damals zer stört worden. Andre habe ich n^ht mir auf die Aussage dieser jungen Leute hin leine Unannehmlichkeiten bereiten. Aber selbst wenn Sie meine Schuld für erwiesen annehmen sollten, Herr Forstmeister," hier zog er die buschigen Brauen hoch und verfiel in einen bedeutungsvollen Ton —, „so wissen Sie selbst, daß kein Mensch frei ist von Fehl, und daß —" „Ei du verfluchtes Kaffeehaus! Dich soll der Hahn picken!" schalt der alte Herr mit einem verdächtigen Zucken um die Mundwinkel. Dann wandte er sich an uns. „Haben Sie denn gesehen, meine Herren, daß Kra nenpoot die Schlinge gelegt oder an dem verluderten Wild sich zu schaffen gemacht hat?" „Das gerade nicht," entgegnete der Förster; „er stand etwa fünf Schritte abseits, aber —" „Hm, fünf Schritt. Daraufhin kann man den Mann eigentlich nicht recht fassen. Bewegte er sich denn in der Richtung von oder nach der be treffenden Stelle?" „Das gerade nicht; er stand still, aber —" „Hm, fünf Schritt. Daraufhin kann man den Mann eigentlich nicht recht fassen. Bewegte er sich denn in der Richtung von oder nach der betref fenden Stellt?" „Das gerade nicht; er stand still, aber —" „Hm, hm na, ich will dir was sagen, Kranenpoot: für dieses eine Mal magst du noch gehen, erwische ich dich jedoch wieder in einer solchen Si tuation, dann dann fress' ich dich roh! Verstehst du mich, Kranen poot!?" Diese Redewendung, die noch nie mand von uns bei dem alten Herrn gehört hatte, ebensowenig wie den ern sten gewittergrollenden Ton, schien auf den Strolch einen besonderen Eindruck zu machen. Die lächelnde Zuversicht verließ ihn. Er sah verblüfft und be fangen drein. Dann riß er die Kno chen zusammen und legte die Hände an die Stelle, wo er vor undenklichen Zeiten einmal eine Hosennaht gehabt hatte. „Zu Befehl, Herr Leutnant!" stieß er hervor. Auf einen kurzen Wink machteKranenpoot eine tadelloseKehrt wendung und verließ das Lokal. Noch auf der Diele draußen hörte man, wie seine bloßen Füße in strammem Schritt auf die Fliesen klatschten. Alsdann entließ der alte Herr auch „Es ist gut, Strebel. Mag der Ha derlump diesmal noch laufen. Zum , Herbst, wenn die Jagd anfängt, ist er ! verblüfft!" i „Ja, lieber Freund," sagte der Alte ! Ricke für einen Bock angesprochen ha- ben, sonderir lch wM Jh ! > von diesem wundervollen Machandel." > Nachdem wir getrunken hatten. Ei» japanisches Belaü-rnnfls-Geschütz. Rirscnkiiiionc mit Verschwindimgslasette. Das Rohr sinkt beim Schuß durch die > tig gemachte Rohr steigt selbstthätig wie- Krast des Rückswkcö selbstthätig unter der in die Feuerstellung Auch v-rschie die Deckung, die überschüssige Kraft wird dene Forts von Port Arthur sind mit zugleich aufgespeichert, und das schubsen- > solchen Geschützen versehen. wischte Christian Prippnow die gelb und braun gerauchten Lambrequins seines weißen Schnauzbartes mit dem Handrücken, sog seine Pfeife in Brand und erzählte, indem er auf seinen co lossalen Filzparisern behaglich auf und ab schlurrte. .Der Kerl hat recht, eS sind dreißig Jahre her, dielleicht noch ein Paar Jährchen darüber. Ich hatte als Feldjäger den Dienst quittirt und war als Oberleutnant bei den Garde schiitzen eingetreten. Gleich im eisten Jahre kriegte ich einen Prachtkerl von Burschen, einen Prachtkerl, sage ich Ihnen: klug, anstellig, dabei Soldat mit Leib und Seele. Der Mensch hatte nur «inen Fehler: es gab keinen Un fug, zu dem er in Hellem Uebermuth nicht alleweil aufgelegt war. Passirte irgend etwas, worüber der Haupt mann tobte, die ganze übrige Compag nie aber sich scheckig lachte Kranen poot! Trotzdem er, wie gesagt, ein unvergleichlicher Soldat war, slog Kranenpoot alle Augenblicke in den Kasten. Damit ging er schließlich auch d«s Burfchenbenefizes verlustig und mußte in die Front zurück. Ich weiß es noch, als wenn es gesttrn ge wesen wäre, wie er sich von mir ver abschiedet«: „Es thut mir leid, Herr Oberleutnant, aber schließlich kann ich Ihnen ja nicht ewig am Frack bau meln. Ein Bursche ist auch nur ein halber Soldat, und ich will «in ganzer werden. Ich will capituliren, Herr Oberleutnant!" Dabei leuchteten dem Kerl di« Augen so stolz und zuversicht lich, daß ich anstatt des verdienten Anpfiffs ob feiner Ungebüht ihn mit guten Wünschen entließ. Leider kommt terher einen Parademarsch. Jetzt ist das wohl nicht mehr; früher aber hatte sich bei einigen Truppen legt! Die Feststellung wurde gleich an Ort und Stelle besorgt. Natürlich Kranenpoot! Mit diesem Kraft- und Glanzstück der Dienstzeit brachte Kranenpoot bet Vater Philipp zu. Als er dann ent- auf's Amt! Es leb« die sociale Ge- ManZvcrlicbe. „Aeiiäh —" schmunzelnd nimmt Hans Kurt von Prittwitz Besitz von dem Quartier, welches ihn volle zwölf Tage beherbergen fall „äääh das am Waldrand gelegen, im landschaft lich schönsten Theil des Manövergelän des, ein paar Minuten von d«m Dörf chen, in welchem des Leutnants Zug einquartiert ist, bietet das Försterhaus nicht nur einen netten, freundlichen Gegensatz zu den bisher innegehabten Quartieren sondern auch die Be wohner behagen Hans Kurt vorzüg lich. Da ist der Förster, ein Bild von Gemüthlichkeit, da ist seine rundlich« Ehehälfte, der man ordentlich ansieht, wie sie zu lochen versteht. Und die schlanke, blond« Tochter, auf den poe tischen Namen „Rosi" hörend k w bootiour! Wie sie so dastand vorhin, als «r mit seinem Burschen einrückte, wie sie so dastand, von der Morgenson ne bestrahlt, den Hühnern Futter streuend, da hätte er wohl «in ZLaler sein mögen, um das süß« Bild festzu halten. Und als sie danti unter feinen Blicken erröth«t«, was bei einem solchen schüchternen Landlind einem königlich wahrlich nicht zu verwundern ist, da war sie noch zehnmal reizender, wahr haftig! Na, und sie hat ihn doch nur in Biwakuniform erblickt. Wie wird ihr sein, wenn «r nachher in voll«r Gala vor si« hintritt, nachdem die Schnurrbartbinde dem kühnen Haar wuchs unter der wohlg«formten Nase den rechten Schwung gegeben haben wird! Arm« Rosi dann wird si« rettungslos verloren sein! Schmun zelnd überlegt sich das Hans Kurt d. Prittwitz, während er sich in d«m Zim mer häuslich einrichtet. Es ist mit dem angrenzenden Schlafraum ein gerade zu molliger Aufenthalt. Und sogar für «in Feuerchen im Ofen ist gesorgt, «ine wahre Wohlthat ngch dem Biwak in d«r kalten Herbstnacht. Hans Kurt wird aber auch das seinige thun, sich den Leutchen angenehm zu machen. Bom Vater wird «r sich Jagdgeschich ten erzählen lassen, mögen sie auch noch so langweilig sein, der Mutter wird er Komplimente über das Essen ma chen. Diese Aufgabe scheint ihm nicht schwierig angesichts des appetitlichen Frühstücks, welches sein Bursche eben aufträgt. Na. und was di« Tochter fchen. jung«n Mädch«n angenehm macht, das weih Hans Kurt ganz L-- nau. Hans Kurt, der Unwtderllehll ch«. wie er in der Garnison heißt. Wo gäbe es auch einen ziveiten, der solche schlanke Figur, solche große blaue Augen, solch dichtes Blondhaar auszu weisen hätte. Und so entzückende Hände init so wohlgepslegten Nägeln? Besonders der am kleinen Finger der Linken ist ein Meisterwerk einer hoch entwickelten Cultur. Und am Gelenk dieser Hand rasselt «in massiv - silber nes Kettenarmband. Arme Rosi glückliche Rosi! Glücklich, daß er, Hans Kurt, ihr zeigen wird, was ein Leutnant ist. bann und vermag, arm, weil daS Glück nur zwölf Tage wäh- Nachdem Hans Kurt sich erquickt hat, legt er die Schnurrbartbinde um und wirft sich aufs Bett, den mangel haften Nachtschlaf etwas nachzuholen. Gegen Mittag weckt ihn der Bursche und hilft ihn bei der Toilette. Schmuck und stramm, ein junger Liebesgott, klopft HanS Kurt an die Wohnstuben thür und tritt auf das kräftige „Her ein" des Försters über die Schwelle. Aber was ist das? Welch« Überra schung! Auß«r d«m Förster, seiner Ehehälfte und Rosi ist da noch ein weibliches Wesen, ein dunkellockiges, entzückendes, kleines Ding, mit gro ßen, feurigen Augen, reizend himmlisch anzuschauen. „Unsere zweite Tochter Hansi," so stellt der Förster vor und begleite! diese Wort« mit einer Lach salve. Die Försterin nöthigt den Leut nant aufs Sopha. Alles Abwehren hilft nichts. Hans Kurts ganz« Stra tegie ist über den Haufen geworfen. Auf einen „Flirt" war er gerüstet. Doch nun sind da zwei junge Mädchen, jedes in seiner Art entzückend. Wahr lich, ein beneidenswerthes HauS. Aber die Geschichte ist nicht mehr ganz so einfach. Indessen, es muß schon ge hen, immer man zu! Furcht kennt ein königlich preußischer Leutnant nicht. Und so schwirrt's d«nn von seinen Lip pen: Fräulein Rosi hin, Fräulein Hansi her! Tausend Schnurren weiß er zu erzählen, und mit glühenden Wangen und glänzenden Augen lau schen die Waldblumen, die noch nie ein so herrliches, menschliches Wesen, wie diesen Leutnant, gesehen haben, die gar nicht geahnt hatten, daß es so etwas überhaupt gibt. Als sich Hans Kurt nach einer guten halben Stunde erhebt, um drüben im Dorfwirthshaus sein Mittagsmahl einzunehmen Früh stück und Abendbrot haben sich seine Wirthe ausbedungen da ist das Unheil bereits geschehen. Rost und Hansi brennen lichterloh, und beide be mühen sich krampfhaft, ihre Gefühle zu verbergen. Als Hansi die Schwester fragt: „Du, Rost, wie hat er Dir denn suchter Gleichgültigkeit: .Gott so und Dir?" „Ach, nun auch so," erwiderte Hansi achselzuckend. Um die Welt nicht hätte ibr voraebt. Und Sans Kurt? Ach. auch er befindet sich in heftigem Auf ruhr der Gefühle. Welcher von beiden soll er seine Gunst zuwenden? Heute früh ist ihm die blonde Rosi so über all« Maßen reizend erschienen, da hat lich nicht auf Ewigkeit, ab«r doch für zwölf Tage. Und nun? Nun ist da Hansi, die feurige, graziös« Hansi, de ren leuchtende Augen ihn schon bedenk lich angesengt haben. Aber na, es wird sich schon alles machen lassen. Natür lich, die Belagerung wird sich etwas schwieriger gestalten. Es muß natür lich jede glauben, sie sei die, auf deren Eroberung es ihm allein ankommt. An demselben Abend schon macht Hans Kurt die angenehme Entdeckung, daß die Sache lange nicht so schwierig ist, als sie scheint. Er trifft Hansi im Garten, und auf seine Frage nach Rosi erzähl? sie ihm, Rost hab« Abendbrot zu besorgen, nachher müsse sie dem Va ter die Pfeif« stopfen und ihm Schrei berdienste thun. Früh dagegen habe sie Stubendienst, während Rosi Hüh ner und Milchwirthschaft besorge. Hans Kurt ist selig. Nun Hat'S keine Gefahr mehr. Morgens Rosi, AbendS Hansi. Abends also raspelt HanS Kurt mit Hansi Süßholz und verdreht ihr das Köpfchen, und Morgens leistet er der blonden Rosi Gesellschaft, wenn es sich irgend mit dem Dienst verein baren läßt. Und dann gibt's ja, Gottlob, auch Ruhetage! Beide Mä dels strahlen vor Wonne. Und HanS Kurt strahlt auch. Sein weites Herz ist vollauf beschäftigt. Und hat er am Abend ernstlich mit Hansi geschwärmt, so erscheint ihm im Morgenlicht Rosi noch beg«hr«nSwerther. So'n reizendes Manöver hat er wahrhaftig noch nicht mitgemacht. Die Tage vergehen. Rosi und Hansi leben nur auf, wenn die Stunde naht, da HanS Kurt Anspruch auf ihre Un terhaltung macht. Denn sind die El tern zugegen, dann widmet der auf merksame Leutnant sich mit größtem Ernst nur diesen. Abends, wenn Hansi und Rosi in ihrem Schlafzimmer sind, dann herrscht ein ganz ungemüthliches ders lebhaft. Aber nun? Jede ist mit sich selbst und mit .ihm" beschäf tigt, und keine will der anderen weh thun durch die Schilderung ihrer Glückseligkeit. Immer rosiger glühen Morgens Rosis Wangen, immer feuriger glän zen am Abend Hansis große Augen. Es kommt der letzte Tag. Am fol genden wird daS Militär das Manö vergelände verlassen. Es ist früh am Morgen. Rost steht mit dem Futter da tritt Hans Kurt zu ihr, frisch und schön ach, so bildschön! Das Schnurrbärtchen aufgewirbelt, die sonst so lustigen Augen heute schwär merisch blickend, die Mundwinkel fast schmerzlich verzogen. . . . ' „Fräulein Rc>i liebe, liebe Rosi. der letzte Morgen! Ich zweifle, daß eS mir gelingen wird, Sie nochmals al lein zu treffen. So lassen Si« uns jetzt Abschied nehmen. Kommen Sie mit in den Garten und pflücken Sie mir zum Andenken eine Blume!" Und sie folgt und pflückt ihm eine rothe Nelke, und er preßt die Nelken an seine Lippen, und dann legt er sie in sein Taschenbuch. Und dann legt er seinen Arm um das bebende Mädchen vorsorglich aber erst in der Laube— und dann küßt er sie auf den Münd und flüstert: „Leben Sie wohl, Rosi, süßes Herzenskind und vergessen Sie mich nicht ganz, bis ich wieder komme!" Wahrhaftig, er hat Thrä nen in den Augen, der flotte HanS Kurt v. Prittwitz. Und wer weiß, ob er nicht selbst in diesem Augenblick an ein Wiedersehen glaubt. Da tönt der Mutter Stimm« vom Hause her, laut und etwas scharf: „Rost, Rost, die Milch ist noch nicht gemessen." Ein letzter Seufzer, ein letzter Kuß, dann ist Rosi verschwunden, und Hans Kurt blickt ihr traurig nach. Und nun ist's Abend, der letzte Abend. Rosi sitzt in ihres Vaters Stube und schreibt Listen über den letzten Holzverstrich. zum Einmachen ab. Hans Kurt hilft ihr dabei, und sie sind beide still, sehr still. Und als der Korb gefüllt ist, da und flüstert: ,?Ach, süße Hansi, liebe Hansi es muß geschiedtn sein. Aber einen Kuß muß ich haben, Hansi. Und nicht wahr die Rose da an Ihrer Brust, di« geben Sie mir zum Anden ken?" Si« reicht ihm, durch Thränen lächelnd, die Rose, und er legt sie in sein Taschenbuch, sorgfältig darauf achtend, daß die Nelke nicht zum Vor schein kommt. Weiter befindet sich növer hat HanS Kurt t»d»lu ru»!> gemacht. Und nun, als er die Kleine noch einmal so recht liebevoll an sich denn die Gurken?" Da reißt sie sich los und hört nur noch mit schmerz lichem Entzücken ein inniges: „Auf Wiedersehen!" unglaublich roh und gefühllos er scheint. Die Mutter meint: „Ja. ja, aber doch gut, daß nun Wiedtr Ruh' den Keller uud hinter dem Kartoffel gerüst kauert sie sich nieder und schluchzt zum Herzbrechen. Hallst steigt Die Zeit vergeht. Es ist Winter gewesen und nun ist's wieder Früh ling. Rosi und Hansi sind nach dem Abmarsch der Soldaten still und be drückt umhergegangen. Vater und Mutter haben nicht groß darauf geach tet. Sie geben sich mit den „Stim mungen" ihrer Mädels nicht ab. Reg det es Erinnerung an dic selige Zeit aus Rücksicht auf die Schwester in sich zu verschließen. Der Winter ist still vergangen, aber doch nicht ganz ohne Verkehr. Ein jun wstig lachen, wie früher, wenn nich noch lustiger. Auch der Alte lacht noch mehr als sonst, und die Mutter schmunzelt im Stillen. Zwei annehm bare Freier, wahrlich. Möllers Güt chen ist nicht zu verachten. Und Rabe ist auch 'n tüchtiger Kerl in sicherer Brotstelle. Aber komisch, je deutlicher die Absichten zu Tage treten, desto stil ler und bedrückter sind die zivei Mäd ren wieder einmal im Forsthaus eilig«- kehrt, seufzen Rosi und Hansi, als sie in ihren weißen Betten liegen, herzbre- „Hansi, fehlt Dir was? Bist du krank?" So forscht Rost, die doch selbst „Ach Gott, Rost, ach. lieber Gott, ich er hat gesagt: Auf Wiedersehen ist bab' solch schrecklich« Angst. Er, der ach Gott, Rost, sag' —" Erschrocken hält st« inne, denn Rost hat sich aufgesetzt und lacht und lacht der Mond scheint ins Fenster, und Hansi steht, wie Rost sich schüttelt vor was sind wir für zwei dumme Dinger gewisen. Nur'n Glück, daß Du davon angefangen hast. Ich hab' ja auch solch« Angst gehabt wegen dem Rabe und wegen dem Leutnant. Und bei mir war's aerade so. Nur 'n« Nelle war's bti mir'. Aber'dtr Kuß in der Laube» und dos Wiedersehen alles gerade eben nur 'ne Manöverliebe. Und das ist 'n wahres Glück!" „Ja. Gott sei Dank," stöhnt Hansi gegeben haben, flüstert Hansi, eh« sie in ihr Bett zurückgehuscht: „Aber hübsch war'S doch damals im Manö» ver, gelt Rosi?" Eine Suppenplanderci. In einer -ha Plauderei giebt M. Äossal einige be- Hausfrauen über die Bereitung von Suppen. Es herrscht, so sagt er, bei uns vielfach die Ansicht, daß Fleisch brühen die einzigen schmackhaftenSup- Gunsten von Mock-Turtle. Oxtail- Soup und ähnlichen sogenanntenFrllh stllckssuppen eine Ausnahme macht. Unter den Fleischbrühen wiederum wird klare Bouillon in ganz ungerecht fertigter Weise bevorzugt. Es ist daS Gebiete führt, fondern auch die Haus haltskasse in unnöthiger Weise bela stet. Es gibt im Ganzen wohl nur weni ge Hausfrauen, welche das Wasser, in dem Spargel weich gelocht wird, oer wenden, und doch kann eS zur Berei tung einer trefflichen Suppe dienen,, sofern man es mit etwas Mehl, das in reichÜch Butter gar gemacht ist, ver kocht. Diese Einbrenne darf aber nur gelb, niemals braun sein. Man thut gewiegte grüne Petersilie an diese Brü he, zieht sie mit mehreren Eigelben ab und richtet sie über gerösteten Semmel schnitten an. In gleicher Weise lann man das Wasser vom Blumenkohl zu Suppe benutzen, nur muß dasselbe mit geriebener Muskatnuß und einer Prise Pfeffer gewürzt werden. Noch besser ist eS, wenn man daS Eigelb fortläßt und statt dessen die Einbrenne, bevor man sie in das Blumenkohlwasser schüttet, mit dicker saurer Sahne glatt kocht. Sehr beliebt bei Herren ist eine Selleriesuppe, für welche ebenfalls das Wasser dient, in dem die Sellerieknol len abgekocht sind. Man thm in die ses ein paar rohe, in kleine Stücke ge schnittene Kartoffeln auf ein Liter Selleriewasser rechnet man eine große oder zwei lleine Kartoffeln und geriebene Muskatnuß und streicht, wenn die Kartoffeln weich sind, die Brühe durch ein Sieb. Jnzwisi^n ter Flüssigkeit 60 Gramm Speck in Würfel geschnitten und goldbraun ge braten, worauf man die Grieben her ausnimmt und einstweilen beiseite stellt. In dem ausgelassenen Schmalz macht man ganz wenig Weizenmehl gelb, verlocht es mit einem Eßlöffel voll süßer Sahne und läßt die Ein breni» mit der Suppe durchbrühen. Zuletzt werden noch die Grieben dazu geschüttet. Russischen Ursprungs sind die Rezepte verschiedener Kohlsuppen (aus der von dem Kohl abgegossenen Brühe bereitet). In daS kochende Grünkohlwasser schüttet man etwas Hafergrütze und läßt sie, fest zugedeckt, zwei Stunden lang quellen. Ist die Suppe dann zu dick, muß sie natürlich verdünnt werden. Man thut alsdann ein paar von Maggis Bouillontapscln aus ein Liter Flüssigkeit eine kleine Kapsel eine Prise Zucker, ein Atom gestoßene Nelken, Pfeffer und englisches Gewürzt dazu und läßt al les zusammen gut durchbrühen. Das Wasser von Roth- und Blautraut da gegen wird mit einer kleinen Zwiebel, einem Stückchen Sellerie und einer halben Petersilienwurzel aufs Feuer gebracht. Wenn das Wurzelwerk gar ist, gießt man die Brühe durch einen Durchschlag und kccht sie daraus mit einer dicken und fetten braunen Ein brenne aus und schüttet zum Schluß ein Weinglas voll beliebigen Wein dazu; sie wird über gerösteten Sem melschnitten angerichtet. Das Wasser von Weißkohl, Rosenkohl und Wirsing erhält einfach durch ein bis zweißouil gtlben Einbrenne legiren oder auch nur mit englischem Gewürz und Pfeffer würzen. hen anbetrifft, so gilt eS heutzutage als feststehender Grundsatz, die Suppe niemals zu schäumen, um sie nicht ih- Maliciös. „Glauben Sie Wik. gnädige Frau!" D«r Kannibale. .Papa, was ist denn das, ein Kannibale?" „Das ist ein ungebildeter Mensch, der liebt." . ..