2 Gestohle«. Repräsentanten zweier verschiedener Welten, sie, das achtjährige, verzogene Töchterlein des Künstlers aus dem Vorderhause, «r, der sechsjährige Sohn der Tagelöhnerin, die mit stumpf gewordener Seele Noth, Ent behrung und Arbeitslast trug. Sie im weißen Spitzenkleid mit Sonnen schirm und Federhut, zum Nachmit tagsausgang gerüstet, er mit dem un sauberen, geflickten Kittel, mit der bestaubten Lederschürze, barfuß, mit schmutzigen Händen, die deutliche Spuren in seinem Gesicht hinterlassen halten. In ihren Augen lag Neugier und Angst vor seinen schmutzigen Fingern, dern. „Was machst du denn hier?" „Ick spiele!" „Wie heißt du denn?" „Paule!" „Darf ich dir zusehen? Mein Fräulein und ich wollten eben aus gehen. Da traf Fräulein ihren Freund von 3 Treppen, und nun er zählen sie sich was. Es war mir steu Hof. „Wohnt Ihr hier hin ten?" „Ja, da drüben im Keller. Ach, jetzt weeß ick, du bist die von vorn zwee Treppen, da hab' ich schon manchmal die Zeitung rusjedragen." „Ich heiße Hertha. Wo ist denn deine Mama?" „Ick hab keene!" „O, ist deine Mutter todt?" „Nee, meine Mutter wird jleich von de Arbeit kommen, und deshalb wollte ick man eben schnell noch meine Dampsnmschine fertig machen." „Aber dann hast du doch eine Ma ma!" „Nee, ick hab' keene Mama, ick hab' ne Mutter" Er machte ein sehr energisches Gesicht, und sie lächelte „Ach so. Das wird eine Dampf maschine?" „Ja." Er nickte eifrig. „Hier um die Ecke auf dem Bau hab' ick sie jese hen. Wenn der große Deckel runter- Schl! Und nun kuck: das is der Wa ge» mit die Räder, und hier, det nen nen sie Flaschenzug, und wenn ick zie lhe, denn jeht der Deckel hoch, und sieh ste, denn klappt et, un denn mach ick: „Bist du komisch", sagte Hertha; sie konnte sich in seiner Phantasie welt nicht zurechtfinden, sie tonnte nur begreifen, was ihre Augen sa hen. „Ich seh' bloß eine Kiste mit einem Loch, das Geräusch machst du doch selbst!" „Na, du mußt dir eben denken, die Maschine macht es. Wo soll ick denn den Dampf herkriegen. Det scheinst« Sachen zusammen und verschwand tiefgetränkt in der Kellerthür. „Kommst du nicht wieder?" Sie ging ein paarmal hin und her vnd besah sich den Hof. Da standen Wagen und Kisten; Flaschen und Holz waren aufgesta ut, Strohbündel lagen umher. chende Schornsteine sahen. Als sie sich umwandte, stand Paul wieder in der Kellerthiir. „Ich habe eine Dampfmaschine, die Puslet, ohne daß ich dabei helfe. dir!" - ä.? ! „Nee!" sagte er mürrisch. „Sie geht von ganz allein, es ist «ine Lokomotive. Ich habe einen gan zen Bahnhof." Der Versucher siegte über seine be leidigte Kinderseele. „Na, denn werd' ick mitkommen." Ja, er war wirklich zu schmutzig für das Vorderbgus, das sah er ein. Aber er wusch nicht nur die Hände, sondern auch die Lederschürze und sein Gesicht. Die Folge davon war, daß er noch schlimmer aussah als zu te ihr Kleid zusammengerafft und reichte ihm, auf den Zehenspitzen sich die trocknen Steine aussuchend, ihr Taschentuch zum Abtrocknen. Sie waren jetzt ganz vertraut Mil lich fest aufzutreten! Ammel, und was da alles stand! Em sprechender Vogel saß in einem goldenen Käsig, und da neben dem Fenster war eine richtige Rosenlaub». Und dann kamen sie durch das Speisezimmer. Da stand eine große Schale mit Kuchen. Ach, und sein Magen knurrte so sehr! Jetzt durchschritten sie einen langen Gang, und Hertha öffnete eine Thür jimmer!" Ein Märchenreich schien ibn zu um- Mund zu schließen. „Bitte, nimm Platz!" Sie schob schnell, dann immer langsamer, lang samer, zuletzt stand sie still. Er kniete davor, um ja recht die Lokomotive in die Hand und ver gaß vor lauter Schauen alles um sich kl w d sch" e „Ich, ich war hinten auf dem Hof, gen!" „Hinaus! Sein Vater ist ein Dieb!" Paule stand auf. Krampfhaft um schlossen feine Hände das Spielzeug. Er trat zurück und stieß ein Tischchen Da begann Hertha zu weinen: „Meine Lieblingspuppe, Mama! Geh fort, du garstiger Junge!" und den Ungeschickten. Und ihm wurde so angst, er begann zu weinen und drängte an der Frau mit dem Dann war er allein. Er drückte den Kopf gegen die Wand und weinte. Es war ihm so weh. „Betteljunge" hatte ' d d' Thür, und der rothe Kopf der Köchin sah über das Geländer. Da ergriff ihn eine wahnsinnige ab und über die beiden Höfe. Das Herz klopfte ihm zum Zerspringen, und hin ter ihm her klappten Schuhe, stampf ten Tritte, und alles verschwamm ihm „Mutter! Mutter!" Schluchzend schritt. Früchtchen!" Ja, er hatte wirklich das Spiel zeug noch in der Hand, das sah er jetzt erst. „Hier, Frau, sehen Sie sich Ihren netten Beiigel an, kaum ist er in der „Nee, Mutter, ick hab nich jestoh len!" „Ne< ick. . . hab. . . hab. . .' nich . . . jestohlen" Fast versagt ihm die Stimme. Weit schleudert er das Spiel zeug von sich. „Na, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ihr Mann wird ja wohl für denselben Sport aus Staatskosten sie ist ehrlich. Ihr Mann, der sitzt Ihr Schluchzen. Die Mutter weint. Ja, warum denn? Was hat er denn gethan ? l-ir hat doch nicht gestohlen. Ja, der Va ter, der hatte Geld genommen. Ach. sein Kopf ist so schwer. Jetzt ist die Mutter drinnen still, und um ihn her ist es ganz dunkel ge worden; wohl eine Stunde hat er so gesessen. Mutter, seine liebe Mutter hat" ihn len!" Er fürchtet sich vor dem Wort. Er kann es noch gar nicht recht ver stehen, aber er fühlt, es ist etwas Dunkles, Schweres, das ihn zu er- ist so weh!" Tie Könige von Butte. Bilder von der „HSlle aus Erden". W» nicht« Grüne» wächst. Trei rechnen, wenn es auf Genauigkeit an kommt. Die Stadt selbst aber ist noch kein halbes Jahrhundert alt. Sie hat schon eine denkwürdige Ge te" Der Hauptgrund aber, weshalb gerade Butte diesen Titel erhalten hat, ist ein sehr einfacher und seine Bewoh der Städte. Schriftstellerin Marti MacLane, die Reichthum so schwer in die Wagschale fällt? Was hat Ceres zu suchen, wo üiluto thront? So hoffnungslos des Butte lagert, für beinahe fünf Mil- Des Schicksals Wind hat hier eine ges oder der Nacht an einer Straßen ecke in Butte so kann man mit Mitmenschen jeder Rasse zusammen gerathen. Und doch hat das Leben in dieses bunte Gewürfel einen sehr gleichartigen Charakter gebracht! Von den rund 13,000 Bergbau-Ar beitern in Butte verdient keiner weni ger als P 3.50 im Tag. Aber Alle bringen sie das Geld gleich dem verlo renen Sohne durch, nur wohl nicht in so vielseitiger Weise. Denn haupt sächlich vergämbeln sie dasselbe. Die schönste klassische Glücksspiel- Zeit ist zwar vorbei. In den alten, schrankenlosen Gämbel - Ta wern, er verlor? sich eine Kugel in den Kopf jagte, wozu auch? Im Schooß der Erde unmittelbar neben Jeug, uno wenn einmal Einer ganz auf dem Trockenen saß, fehlte es ihm gewöhnlich nicht an Credit für das so doch in Naturalien. Fremde Besucher erzählen darüber manche bezeichnende Stückchen. Vor wenigen Jahren beobachtete einmal ei ner derselben folgende Scene, die sich ihm unvergänglich eingeprägt hat: Zwei Männer schritten in einer Kneipe lässig auf den Cigarren-Glas kasten zu, um sich auf's Neue fühlbar zu vergegenwärtigen, daß alles irdi sche Wesen Rauch ist. So ganz bei läufig fragte der Eine: „Wollen wir nicht den Würfelbecher schütteln?" Andere. an, und der Eine fragte wiederum: »Na, in allem Ernst, wieviel willst Du denn eigentlich für dieses Loch von Antwort. „Ich geb' Dir fünfundzwanzigtau send," sagte der Andere. „Bah, fünfundzwanzig mhme i^ Was soll Trumps sein. Pferdchen oder „First Flop?" »First Flop," klang das Echo aus dem andern Munde zurück. nen „Check" auf Zso,o aus! Er ob er eine Cigarre oder einen Schnaps verspielt hätte. Und noch heute ist so ziemlich Je fpieler, ein „Plunger". Auch als eine wahre Spiel Hölle würde Butte An spruch auf den obengenannten Titel tern sind! kleines Beispiel erlebt. solle das Wechselgeld behalten. Ein glas nicht recht sehen, und sagte dann kalt: „Wohl noch nicht lange hier, 80ß, he? Schuhwichsen lostet bei uns (25 Cents), Sah!" Geld aus. Eines Morgens, gerade zur Frühstücks - Zeit, erhob sich dieser im Speisezimmer mit bedeutungsvol irlälldischen Dialekt eine Pauke, die „Jungens! Man hat die Minen tek, und jetzt hält Pat zu Euch! Wißt, ein Stück Fleisch da ist, könnt Ihr mit h t ft' dsh t h Und lange darnach, als Wahlen Präsident Rooseoelt nach Butte kam, Bürgermeister Mullins den „Hiro von schichte der Stadt die Gerichte der großen «ergvau - Magnaten, erlistet haben: Marcus Daly, Bun d.'ssenator W. A. Clark und August Das sind die eigentlichen drei Könige von Butte. Viele halten den Einen, welcher das er im Jahre 1876 nach Bülte als Anaconda - Mine. Aber es koste v.'rd te Experte nach Kalifornien." Und Daln's Bote war wirklich zuerst am Ziel. Haggin Tevis rückten mit conda - Mine in Betrieb gesetzt, wel che die „Daly Co." im Jahre 1899 an Maße interessirt sind) für 33 Millio verlor P 50,000 das Jahr daran. Er in den ersten vier Jahren P3OO,OOvar sehr heiß. „Ich möchte mir ein Glas Bier bestellen," stöhnte der eine der Reisenden. „Ach, ich auch," echote der andere. „Wollen wir klingeln?" „Aber sicher." Der erste Verdurstende erhebt sich und scheint mit allen Kräs- Muskeln. Ein Ruck seines rechten Ar wird das Bier kommen, denn schon hält der Zug. Die Abtheilthür wird ausgerissen und ein Beamter des Zug cher Miene. „Wer hat das gethan?" entblößt seinen muskulösen Arm. „Habt Ihr auch so etwas? Die Herren verdursten ja hier." Der Arme weiß ten auf den Titsch setzt): Herr Rath, Rath, wie ich Sonnabend d« Tttppe wischte, sagte der Portier: „Sie, Juste, der Herr Rath und Dein Schrubber leen enziges Haar nich." Unter College n. „Unser neuer Tenorist scheint ein sehr ange nehmer College zu sein. Ich habe ihn noch nicht ein einziges Mal schlecht über die andern sprechen hören!" „Na sich spricht."