2 Tie moderne Frau. Der Privaidozent der Geschichte an Her Universität Greifswald. Dr. Al brecht Morin, lebte durchaus glücklich und zufrieden in seiner Ehe. Er hatte »m die junge, zierliche Maximiliane Holland, die Tochter eines Ritterguts besitzers in der Nähe von Greisswald, nur aus Liebe geworben, und aus Liebe war ihm auch die kaum Neun zehnjährige zum Altare gefolgt. Und Beide brauchten ihre Wahl nicht zu bereuen. Er war ein Charakter, ein stattlicher, interessanter Mann mit flottem, dunkelblondem Schnurrbart, dazu Reserveoffizier bei den schwarzen Husaren, und so ernst er es auch mit seiner Wissenschaft nahm, er blieb stets weit davon entfernt, sein junges Weib deswegen auch nur im Geringsten zu rückzusetzen? für sie hatte er immer Zeit. Und die reizende kleine Frau Maxi mit dem kastanienbraunen Lo ckenhaar, unter dem die großen blauen Augen so seelenvoll und klug in die Welt blickten, schaltete und waltete in ihren vier Pfählen als echtes Haus iniitterchen, mit rührender Liebe hing sie an ihrem Gatten, ja sie vergötterte Zwei Jahre vergingen so, da erhielt Dr. Morin einen Ruf als außeror dentlicher Professor nach München und kurz vor Beginn des neuen Semesters wurde die Uebersiedelung vollzogen. Während sich in Greifswald ihr Leben in engem Kreise abgespielt hatte, tra ten sie in München in die große Welt ein, und jung und lebensfrisch, wie Beide waren, benutzten sie gern vie Gelegenheit, sich in den geselligen Strudel der Großstadt zu stürzen. Es war ihnen so Vieles neu und interes sant, sie genossen und erfreuten sich miteinander, das schöne junge Paar siel auf, wohin es kam. Dr. Morin bemerkte aber bald, daß «ine Veränderung mit seiner Frau verging. hatte intime Freund- Frauen geschlossen, die Einfluß auf sie gewannen. .Obwohl nun dem Pro zessor der freie Ton und das leichte Leben der südlichen Großstadt nicht verborgen blieben und er den neuen Freundinnen seiner Frau, von denen «r selbst, ohne sein Zuthun, mehrfach ziemlich weitgehende Avancen erhalten hatte, keineswegs recht traute, wollte er doch nicht eingreifen. Er vertraute seiner Maxi rückhalt los und war davon überzeugt, daß auch ein solcher Einfluß ihr nie schäd lich werden könne. Er sah, daß sie von der Fäulniß, die rings um sie sraß, unberührt blieb, nach Art eines Kindes, das wohl schaut, aber nicht versteht, über Alles hinwegging. Und gerade deshalb suchte er nichts in ih rem Umgang zu ändern, er benutzte im Gegentheil die sich dieser Art bie tende Gelegenheit, ihr die Augen zu öffnen, soweit es sür ihre reine Seele verständlich, gut und nützlich war. Sie konnte, da sie einmal in der gro ßen Welt leben sollte, daraus nur Aortheil ziehen. Er freute sich, wie sie allmählich den Hauch der Kleinstadt, der über ihr lag rind hier erst zum Vorschein kam, ab. streifte. Auch ihr eigenes Auge schärfte sich dafür, und wenn sie in ih rer Toilette etwas änderte, in der Tracht ihrer Haare, in ihrer Art sich zu bewegen und zu benehmen, oder hier und da in der häuslichen Einrich tung etwas umgestaltete, war es ihm stets eine Freude. Er küßte sie herz lich, wenn sie mit ihm davon sprechend ganz eifrig äußerte: „Du bist doch nicht böse, Albrecht? Sieh, ich muß Teints, ja selbst den diskreten Ge „Mein Gott, Albrecht," entgegnete „Eine „moderne" Frau sein, nicht wahr?" fiel er ihr in's Wort. „Ja natürlich du verstehst das aus) die Lassen, v>e via, umslirlen, möchte ich nicht so sicher behaupten." „Albrecht, du gebrauchst Ausdrü er vertraute ihr ja auch vollkommen — lurzum das Ende war, Frau Maxi durfte weiterflirten, Stellung vor der Welt zu geben." Der Streit spitzte sich ziemlich hef tig zu und Frau Maxi schmückte sich ihr zu lange den Willen gelassen, die sen Trotzkops selbst großgezogen habe. Ihn zu brechen, war kaum noch mög langdauernden Kämpfe. Und die haßte er. So entschloß er sich, sie einstweilen ruhig aus dem von ihr ein geschlagenen Wege weiterwandern zu lassen. Sie mußte endlich, und er hoffte, sehr bald, an Punkte kom lenken." Er kannte Maxi's Charakter zu gut, um nicht zu wissen, ihr Trotzkopf aus ihrer im Grunde fügsamen und liebevollen Natur nicht seinen Ur- Ende Oktober, als Mari nach Zisch phros legere in die Luft, den Kopf „Co. Wieder etwas Modernes?" „Weißt du, Albrecht," fuhr sie nun Da war das Wort doch wieder. Sie „Wie?" sprach der Gatte, doch iiber der Professor, und nach einer Weile ich bin ganz deiner Meinung. Mir ist es auch ganz recht. Ich hätte gerade jetzt bisweilen gern Abends sehr lange gearbeitet oder wäre Morgens früher aufgestanden im Augenblicke hau dich sehr oft Schranken auferlegt, um dich nicht zu stören. Also abgemacht, wir trennen die Schlafzimmer. Laß die Möbel umsetzen." Frau Maxi sah den Gatten nun ih rerseits etwas überrascht an. So leicht hatte sie sich den Erfolg nicht ge dacht und mit seiner ganz ungezwun- Genen Ruhe und Gelassenheit wußte sie vollends nichts anzufangen. Hoffte Albrecht dachte wirklich, daß die Aus weckten Trotz als stärkenden Bundes genossen zuzugesellen. Er erhob sich schnell. „Laß also ten." auch aus d'n Lauf ihrer Zeiger keine ja gleich zwei Uhr und jetzt war alles wieder todtenstill. Aber ihm ward es nun auch, als wenn er schon tiefste Stille. rasft. Sie hatte das Gesicht in die Polsterlehne gedrückt. Was sollte das? Verschiedene Aber keine Antwort erfolgte, der Kopf preßte sich nur fester in die Lehne ein. Unbegreiflich. Er stellte den Leuchter auf den Tisch und ließ das Beil auf den Teppich berührte er ihre Schulter. „Maxi was soll das, was willst du? Maxi, was hast du du bist doch nicht krank? du zitterst ja hast du Fieber? Aber es ist ja so Sw'hl° Was sollte tue Komödie? Was steckte umfaßte sie sanft und richtete die sich nur noch leicht Sträubende auf. Tief hielt sie die Lider gesenkt, Thränen spuren waren auf ihren Wangen sicht chen. wie ein zum Schaffet geführter Delinquent folgte sie ihrem Manne, dessen Hand auf ihrer Schulter lag. Albrecht?" „Und deshalb opferst du deine Ge sundheit? Und du hättest diesen Leichtsinn gewiß noch fortgesetzt, wenn b 'b b" da" „Maxi, liebe Maxi, siehst du nun, wohin es führt doch nein, das ist ja jetzt Nebensache wie suhlst du dich denn?" „Das meinte ich eben nicht, sondern, daß du morgen, so Gott will, ganz ge sund bist, meine Maxi" er rieb noch Als die kleine Frau dann ihren Thee getrunken und der Professor sich aus dem Sopha im Studirzimmer ge- bettet hatte, nahm ein sanfter Ecyium mer beide bald in seine Arme. Es war schon hell, als Frau Maxi, die mannigfache Gedanken bereits im ersten Dämmern geweckt hatten, ihren Gatten sich im Nebenzimmer regen hörte. „Guten Morgen," rief sie hin über und dann: „Albrecht, komm' ge schwind einmal her." Und als er an ihrem Bette stand, nahm sie mit beiden Armen seinen Kops herunter, küßte ihn auf den Mund und flüsterte ihm in's Ohr: „Das garstige Wort, „mo dern", mag ich gar nicht mehr leiden du hast es eben von mir zum letz ten Mal gehört." SHönhiitSPfiästerche». Unlängst berichtete ein viel gelesenes englisches Modejournal, englische und führt? festgestellt. Im Winkel des Auges eine Dame mit einem von Diamanten eingefaßten Sammet - Pflästerchen erschien! tum gegen die neue Mode und rief da bei ironisch aus: „Warum klebt Ihr denn diese Pflaster nicht überall hin?" wollte man durch si« die Grübchen her vorheben. wegen deren besonders Mme. d« Pompadour berühmt war. Außer wendet. So schrieb sie einmal dem Marschall d'Estrt>es einen Feldzugs plan. in dem die Orte mit solchen In den ersten Jahren des 18. Jahr gestattetes „Pflaster - Kästchen". Diese Elfenbein. Zur Zeit Ludwigs ' Dem „Mercure galant" zufolge zeich neten Berain und Maro! verschiedene Entwürfe für derartige Dosen, die, auf's Feinst« inkrustirt und mit lupfergetriebenen Bildwerken verziert, heute das Entzücken der Sammler bil dem Sohne Ludwigs XV. (1745), fand die Tochter Philipps V. in ihrem Korbe eine Dose aus Lack im Werth« von 340 Livres und «ine niedere aus blauen Steinen zusammengesetzte im Werthe von 600 Livres. Die Schönheitspflästerchen sind mit all' der lustigen Schönheit des „Ancien regime" in der Revolution zu Grabe getragen worden? so fremd ist uns im Grunde die ganze Mode, die extrava gante Schöne heute wiederbeleben wöl ken, geworden, daß wir verächtlich von Barbarei reden, wenn tine derartige Sttte>von den Frauen aus Tunis be wurde schließlich gezähmt, und zwar, wie die „Etoile Belg«" schreibt, da- Jm Jahre 1830 besaß das des Brüsseler Parktheaters noch keine solchen, und es liegt in der Natur der derseits klatschte es lebhaften Bei terbrotc, Apfelsinen und Bier an ihr« Famili« vertheilt habe. Nach dersel ben Quelle ertönt« eines Abends wäh — Ueb e l ü s^s! g. „Haben S^i« Stelle an." Nach der Taufe. Matrose „Kein Wunder, es ist ja eben auch mit Sekt getauft worden." Teutsch« Speisekarten. In einer deutschländischen Fachzeit schrift lesen wir: Schlimmer als sonst Unwesen auf dem Gebiete der Küchen sprache breit. Es ist ein wunderliches- Gemisch von Deutsch, meist falschem Französisch nebst einigen englischen, italienischen und anderen Brocken, das man da schauen kann. Die sogen. Menüs, wofür wir die treffenden Be zeichnungen Tafelkarte, Speisenfolge u. a. aber meist nicht benützen, werden in vielen Häusern sogar noch ganz französisch abgefaßt, trotz des rühmli chen Beispiels, das der kaiserliche Hof schon seit 1888 durch Einführung deutscher Wörter in seinem Haushalt gibt. Der Einwurf der Gegner, es sei unmöglich, die fremden Ausdrücke zu übersetzen, ist hinfällig. Das erste Verdeutschungsbuch des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins „Deutsche Speisekarte" von Hermann Dun^r, deutschen Speisefolgen, die bei festli chen Gelegenheiten an Fürstenhöfen sonst verwendet worden sind. Dane ben finden sich auch Speisekarten aus älterer Zeit, die beweisen, daß unsern Vorfahren deutsche Benennungen für gung standen. Daß die französische Sprache lange Zeit hindurch für die Küche der gan zen Welt maßgebend war, ist einzu räumen; daß sie es bleiben muß, aber nicht. Es soll auch nicht geleugnet werden, daß die Rücksicht auf zahlrei che Ausländer viele Gasthofbesitzer nö thigt, französische Speisezettel zu sllh^ zweisprachig sind: denn die Mehrzahl der Reisenden in deutschen Gasthöfen besteht doch aus Deutschen, und diese können wohl die gleiche Rücksichtnahme beanspruch»» wie die Ausländer. Thatsächlich ist aber die französische Speisekarte den meisten Deutschen un verständlich. Dazu kommt, daß die Bevorzugung des KUchenkaudcrwel sches in Deutschland ein Kennzeichen der noch immer aber Deutsche geladen waren, an den Schluß seiner „Speisesolge" die Be merkung setzte: „Für diejenigen meiner lieben Gäste, die der deutschen Spra che nicht recht kundig sind, befindet sich ein französisches Menu aus der Rückseite." nere Speisen deutsch benennen lassen. Sie lautete: ,Windsor-Suppe. Zander in Rheinwein gedämpft. Burgunder Schinken mit Gemüsen. Pasteten von Rebhühnern mit Hummer nach Ostender Art. Masthühner. Salat. Mehlspeise von Aepseln. But ter und Käse. Gefrorenes. Nach tisch." Französisch hätte sie krni»»!.'?. Was ist nun verständlicher? Ein Slellvertreter. Eines Tages besucht« «ine Schulin spektorin «ine Schule, als dort gerade ein kleiner Unverbesserlicher wegen ei ner Reih- von Bergehen bestraft einen, mit 'dem ich nichts aufstellen kann. Ich habe schon all« Strafar» ten an ihm ersucht." „Haben Sie «s schon mit Güte pro birt?" lautete die freundliche Frage der Schulinspektorin. „Das that ich zuerst, aber ich bm jetzt darüber hinaus." Nach Schluß des Unterrichtes er suchte die Dame den Knaben, sie am folgenden Samstag zu besuchen. Ein Junge kam pünktlich zur festgesetzten Stunde, Die Dame zeigte ihm ihre be — Reflexion. Aeltliche Jung» wie wunderbar mir zum Beispiel wieder dieser Napfkuchen gerathen ist ... bloß ich selber bleib' sitzen!" Beim Examen. Sie sehen, daß das rechte Bein des Patienten be deutend länger ist. als das linke. Die Folge davon ist, daß der Mann hinkt. Was würden Sie in so einem Fall thun? Auch hinken. Herr Professor. Ein Musikenthusiast. Ich sag' Ihnen, mein Lieber, es geht nichts über Musik. Seit meine Toch ter spielt und meine Frau singt, krieg' ich die Nachbargrundstiicke um's halbe Geld.