Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 28, 1904, Page 3, Image 3

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    Fetisch.
Aoman von Margarethe Bödme.
IS, Fortsetzung.)
Trotz dieser tröstlichen Ausführun
gen ihrer praktischen Vernunft fand
Liesbeth es außerordentlich schwer, die
richtigen Worte Absagebrief zu
Hände.
Als sie den Brief in den Kasten warf,
hatte sie ein Gefühl, als ob sie etwas
Widriges, Bitteres verschluckt hätte,
Munde lag. Ihr besseres Selbst eriö
thete vor Scham, wenn sie sich die An
kunft des Briefes und seine Wirkung
vorstellte. Sie mußte sich Gewalt an-
Tages hielt Gras Victor Stuß in aller
lend. Graf Victor Stuß war der
Adelsgefchlechtes; er hatte vor Jahren
Der Graf drängte auf eine baldige
sollte, Liesel wollte nicht erst nach Neu
e.
staltete sich feit Doclor Junker- Jnter
leichte Besserung in ihrem Befinden ein
trete. Ihre Anfälle wurden seltener,
in Großen und Ganzen war sie um
chaftlichen Mittagstafel hatte sie die
fessors Kurizi erregte ihr ausschließli
ches Interesse so daß sie ihre Krank
heit fast darüber vergaß.
Gretchen immer auf Ueberraschungen
gefaßt sein mußte. War sie jetzt von
üverfließendcr Liebenswürdigkeit, so
ein verändertes Gesicht
zeigte.
Felicitas fragte sich heimlich oft stau
bend, wie es möglich war, daß der
empfinden überging.
Sie wußte, daß der Mann, der ihr
eine ungewohnte, selbstlose Theilnahme
daß sie Otto Junker liebte!
Wie seltsam war das! Von ihrer
frühesten Kindheit her lebte eine Fülle
ungestillter Liebessehnsucht in ihrer
Brust. Niemand hatte den Liebeshun
ger des einsamen, warmherzigen Kin
schaft, das rücksichtslose Begehren, sie
mittheilte. Liesbeths herzloser Ab
sidie —' Liesbeths Oberflächlichkeit,
fromm zu
sein Leben an Gretchens Seite für die
Zukunft verpfuscht war. Und dieses
Bewußtsein war um so intensiver her-
Gretchen sah imd beioe miteinander
verglich. Das Bewußtsein seiner Ohn
macht, eine Wendung seines Geschickes
Die Uhr zeigte auf halb elf. Mit
Zukunft! —
eingeiveiht worden. Wess' das Herz
voll ist. dess' geht der Mund User.
Frau Jmmenthal war so erfüllt von
Gegentkieil! Glücklich schätzen soll er
diese leise.
Otto schüttelte den Kopf. „Dann
wäre ihre Handlungsweise nur correct.
Schwester gehabt das ist auS
und vorbei. Ich bin nicht so, daß ich
mich von vornherein aus den hohen
sten, der nicht eben genau nach den all-
Recht und Moral handelt, den Stab
breche, gewiß nicht. Jeder soll nach
eigenem Ermessen das thun, was seiner
„Nichts in der Welt ist so verächtlich
eines einmal gegebenen Wortes zur hei
ligen Pflicht wird..." „Wenn das
Interesse des andern Theils nicht
Der Doktor blickte auf Felicitas.
zen und erschütterte sie doch gewaltig.
Um elf Uhr kam Gretchen aus dem
Hochamt. Sie war verstimmt, daß
Otto sie nicht begleitet hatte, die Gegen
wart Fremden ihr einige
Verhältnissen ihr den Weg zum Glück
versperrten. Das Bewußtsein machte
sie iiberselig. Aber bei alledem wußte
sie, daß sie nun doppelt acht geben
mußte, uni nicht d-n geraden Weg des
einzig Rechten zu verfehlen; nicht
für sich, auch für den andern Theil
mußte sie au? der Hut sein. Und nun
begriff sie plötzlich, weshalb Doktor
Junker ihr in letzter Zeit auswich,
warum cr jedes Alleinsein mit ihr zu
vermeiden suchte. Darum... Nur
darum ... Das Resultat ihres Lie
bens und Geliebtseins war zwar wie
der das alte, gewohnte Entsagung,
aber wie gern wollte sie entsagen!
Wennschon das Morgenglühen des
Glückes für sie gleichzeitig das Abend
roth bedeutete, was schadete das! Die
Sonne war dagewesen, und die Son-
Anfang August fand Liesbeths
Trauung mit dem Grafen Viktor
Stuß statt. Junker und ein Freund
des Grafen waren Trauzeugen, sonst
waren keine Hochzeitsgäste geladen,
selbst Frau von Kloßmann nicht. Zu
Liesbeths Verwunderung hatte ihr
lobung erklärt, daß die Kloßmann ihm
gar nicht sympathisch sei. und er es
gern sähe, wenn sie den Umgang und
besonders ihre Intimität mit der Dame
etwas menagiere. Frau von Kloß
mann drängte sich denn auch nicht auf,
sondern schien es selbstverständlich zu
finden, daß die junge Braut sich aus
schließlich ihrem Verlobten widmete
und für ihre Freundin keine Zeit
hatte.
mählte Paar nach dem Süden. Jun
ker lehrte nach Neudorf zurück.
Diese Heimlehr war dem alten Herrn
ein bischen peinlich. Er fürchtete die
Vorwürfe seines ältesten Sohnes und
seiner alten Freundin, auch war es
ihm unangenehm, Doktor Reitzner zu
begegnen. Daß Liesbeths
weise von allen Eingeweihten eine
unterlag keinem Zweifel. Er hatte sich
schon alles zurechtgelegt, was er auf die
jede ihn persönlich treffende Schuld an
dieser Entwicklung der Dinge in Ab
rede stellen wollte.
daß Niemand ein Wort von Liesbeth
und deren Angelegenheit erwähnte.
Weder Otto noch Frau Jmmenthal
nannten Liesbeths Namen oder spielten
auf das Ereigniß ihrer raschen Ver
mählung an. Dieses vollständige Jg
noriren wurde ihm auf die Dauer aber
Martha Jmmenthal in der Veranda
„Was sagen Sie zu Liesbeth, Base
Jmmenthal Sie sind ihr wohl
sehr böse darüber?"
Die aite Frau ließ das Strickzeug in
den sinken.
„Böse! Nein! Das wäre zu viel
Ehre für die Gräfin Stuß. Wenn
Sie meine Meinung wollen^
Gute."
rückgesunten und von breiten dunklen
„Die Seeluft scheint Ihnen nicht
besonders bekommen zu sein, Ma
gister!"
«Ja, ja, das geht so. Man denkt sich
Frau Jmmenthal schüttelte den
her. Irgendwo steckte das Skelett,
aber wo? Wo?
Ottos und Gretchens Hochzeitstag
rückte näher und näher. In Frau
nen Aerzte leine eigentliche Ursache der
Erkrankung feststellen. Eins aber
stand unter allen Umständen fest: der
Termin der Hochzeit mußte ausgescho
ben werden.
selbst, und der Ausspruch der College»,
überhaupt diese jähe Erlrantung und
der damit verbundene Aufschub der
Hochzeit erschien ihm wie ein Schick
salswinl, wie die Fügung einer wohl
wollenden Vorsehung.
In der letzten Zeit war es ihm ge
wesen, als müsse etwas geschehen, als
müsse eine Katastrophe eintreten. „Die
Ueberzeugung, daß die Hochzeit unter
stattfinden dürfe^,
nach einem erlösenden Ausweg aiis dem
furchtbaren Dilemma der Verhältnisse
zu suchen: Je näher der Hochzeitstag
rückte, desto schwüler wurde ihm zu
Tttuthe. Zu^ aller Qual gesellten sich
näher der Hochzeitstag, um st> grau
samer muß!« seine Eröffnung auf das
zarte, leicht erregbare Mädchen wirlen.
Und nun war Gretchen krankend
rath Vollmer Milte August auf einem
Tag feinxn fünsundsiebzigsten Ge
burtstag und das Jubiläum seiner
tor, beabsichtigte sie Ende des Monats
Gleichgültigkeit. Selir oft ließ sie ibre
Tochter die Uebersliissigleit ihrer An
wesenheit fühlen, lehnte dagegen Feli-
l'ß^l''t>'
dem Hunsrück verbanden, fast gar nicht
mehr benutzt wurde.
Felicitas verfolgte die Straße eine
unten, wie eine schillernde Silber!
schlänge die Ebene durchrauschte. Im
Thale lag Neudorf hineinge
(Fortsetzung folgt.)
Praktisch. Ich habe eine
Ein Mann ohne Mut h.
wagt.
Frommer Wunsch. Elli:
Weißt Du, Vetter Fritz, Deine Hei
math ist zu reizend; besonders die
Berge finde ich entzückend. Better
Fritz sein flotter Bruder Studio,
seufzend): Ach ja! Das ist ja ganz
gut, aber es wäre noch schöner, wenn
Fir die Küche.
Kaf« sp eise. Man rührt 1 Eß
löffel Mehl mit 1 Tasse süßer Sahne
gössen.
Kochlöffel voll Mehl daran, läßt es et
die Pfanne, läßt sie recht heiß werden
und legt d«n Braten hinein. Ter
Braten muß oft begossen werden? dann
gebe man nach und »ach «ine Tasse
sauren Rahm dazu. Man läßt ihn
hei guter Hitze Stunde bra-
Kalbs brüst mit Cham
pignonfüllung. Eine Kalbs
brust wird sorgfältig von allen Kno-
und reicht die Sauce zum Braten.
Top Sirloin k la Radzi
will. Ein Stück Top Sirloin Wirt»
ten in Unzen Butter, fügt 1
Theelöffel Mehl hinzu, rührt die»
glatt und füllt nur If6 Quart Rhein-
Ertract und 1 Theelöffel Bordeaux-
Essig auf, VL Theelöffel Zucker beifü
gend. Sobald die Sauce gut verkocht
nicht sogleich angerichtet werden, so ist
sie im Wasserbade heiß zu halten.
Blumenkohl mit Sahne
und Käse. Der gut gewässerte un>»
geputzte Blumenkohl wird in Salz-
Dann verquirle man Quart seine
süße Sahne mit > !., Pfund fein gerie
benem Parmesanläse (es kann auch
ziehen.
zum Frikassee.
Schinken -Kroketts. Stücke
znximal durch eine Fleischhackmaschine
gedreht. Man gibt nun etwas Pilzju»
od:r Riflemensauce hinzu und läßt die
Masse erkalten, nachdem sie mit Pfeffer
und Salz abgeschmeckt ist. Sie wird
breitgestrichen und zum Erkalten hin
gestellt. rollt mv. Äurstchen
NÄ7, pankrt dieselben !- Fi und
neun Mark im Portemonnaie unl»
meine Taxe ist zwanzig." 3