Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 21, 1904, Page 2, Image 2

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    2 li k s
so Urbl"
Wenn Eine eine Reise thut.
„Also in Korbetha ist Wagenwechscl
Zimmer ist für Dich bestellt. Ab«nd-
„Wollen Sie denn den Hals brechen?
Der Zug ist ja in voller Fahrt!"
Ja, der Zug war im Fahren. Sie
lispelt« sie:
„Ich danle Ihnen sehr, aber ich
sollte wollte doch gerne Damen-
möglich in ihre Ecke hinein, faß dabei
kerzensteif da, hielt den Regenschirin
mit beiden Händen umllaminert,
tlickt« starr »um Fenster hinaus und
hatte das Gefühl," als ob ' hinter der
Thür aufgerissen und es quoll in den
Abth«il hinein Schachteln, Taschen,
Biind«l, danach Brüderchen und
kundgab.
Dann setzte der Zug sich wi«der in
Bewegung und die dreifach glücklich«
„Ach Gott, ach Gott, ist das schreck
„Du hältst das Baby falsch," kriti
ganz unten hast Du denn kein
Baby, daß Du das nicht mal weißt?
Und ist der dort Dein Mann?"
Gott schlaf, Kindchen schlaf
bfch-wsch—bsch —"
„Ich habt eine große Flasche Milch
so deutete:
sche Milch mit aus die Reise."
tend^
Ding« witterte.
„Du. willst Du das Alles allein
weil sie sich gern ver
drückt.
ging Alles so gehetzt da haben wir
„Du, hast Du leinen Hunger?"
fragt« Paulchen, offenbar in der An
was sie wirtlich für sich selbst hatte be-
Wettstreit das letzt« Krümelchen v«r-
tilgt war, klopfte Paulch«» sich mit b«i
den Händen auf die Mag«ngegend
und die Mutt«r, einen Blick auf ihre
das Polster zurück, seufzte: „Ach ja,
wirklich richtig schlafe, oder ob er nur
so thue, li«ß sich Plötzlich, den Kopf in
die Ecke hineinkuschelnd, tief hinab
„Ist's d«nn schon Aufstehzeit?"
„Es ist elf Uhr Nachts; wir sind
den Mund läuft —"
aus seinem Gutswinlel Herausgekom
weite Welt reis:n? Damit sie bei
führte. '
Das gab ihr Muth. Was für ein lie
bes, gutes Gesicht er hatte. Mit so
im unvcrtürzten Besitz ihres Pro
viants. Aber von Allem, was Mutter
liebe ihr eingepackt, war nichts übrig
mehr, der sich heftig in ihr zu rege» be
?er Wein half wirklich. Sie fühlte,
Und dazu gesellte sich eine Art Wuth
Und im Gefühl ihres tiefen Elends
stöhnen und schließlich jämmerlich zu
schluchzen.
Da regte es sich im Nebenzimmer.
Jemand schien auszustehen und sich
lauschend der Verbindungsthür zu
Das gab Lieschen eine Art von
Trost. D?r nette alte Herr horchte,
was ihr wohl sei. Und plötzlich zuckte
wie ein Blitzstrahl in ihr die Hoffnung
auf kalte Küche hatte der alte Herr
sich bringen lassen vielleicht hatte er
nicht Alles aufgegessen, hatte vielleicht
ein Brötchen, nur ein Stückchen von
»Ist Jemand krank geworden
kann ich vielleicht helfen? Ich bin
Arzt —"
Arzt ein Arzt war er auch noch!
Der letzte Rest von Scheu schwand und
sich gegen die Thür beugend, gab st«
kläglich zurück:
„Krank bin ich nicht, aber mir ist's
so sehr schlecht ich habe solchen
furchtbaren Hunger."
„Hunger?!" lachte es drüben. —
„Dafür hab' ich Gottlob die rechte Me
dicin gleich bei der Hand nur einen
Augenblick noch gedulden Sie sich,
dann werde ich mir erlauben, die ent
sprechende Dosis vor Ihrer Zimmer
thür niederzusetzen und wünsche guten
Appetit."
Es wollte Lieschen vorkommen, als
ob die Stimme des lieben alten Herrn
ihr irgendwie bekannt klinge, aber sie
achtete nicht darauf, ein wonniges Ge
räusch klappernder Teller und Messer
nahm ihre Sinne ganz gefangen.
Dann wurde drüben die Thür geöfs-
Schinken belegte Brötchen und ein
Hiihnerflllgel ihr war's, als müsse
sie anbetend davor auf die Kniee sm
letzte Bröcklein verschwunden war und
sie einen tiefen Seufzer unendlichen
Wohlbehagens ausstieß, erklang von
drüben, wo einer di« ganze Zeit über
gelauscht zu haben schien, die lustige
Frage: „Hat's geschmeckt?"
„Himmlisch! Sie haben mir das Le
,,Bitte, bitte," kam es zurück
„das ist so mein Berus. Und nun
wünsch' ich gesegnete Ruhe."
Ob sie gut ruhte! Die Welt erschien
aus war er schon ivie gern hätte
sie ihm von Angesicht zu Angesicht ge
dankt! Und als hege auch er den glei
terwegs, kein Malheur gehabt S"
Da schüttelte Lieschen sich vor
Grausen. „Furchtbar war die Reise'.
tung und eifrigem Bemühen, sich mög
lichst schön und damenhaft zu machen,
nicht mehr aus und ein wußte.
„Du, Fritz," flüsterte am Ballabend
Frau Grete dem Gatten zu, „der Doc
tor Steiner macht aber unserer Lies«
blickte sie sodann «rwartungsvoll an,
was sie wohl auf dieses letzte Argu
ment seiner längeren und höchst ein-
Sie hatte zunächst einen Anfall
hochgradigen Erröthens zu überwin
den, dann aber hob sie zu dem jungen
Doctor voll entschlossenen Freimuths
die Augen empor und sagte kurz und
bündig:
„Ja. Wenn man sich vor Jemand
so namenlos blamirt hat, wie ich mich
vor Ihnen, da bleibt einem gar nichts
Anderes übrig, als den zu Heirath«».
Bor seinem Manne braucht man sich
wenigstens nicht mehr zu schämen."
Ter Badeschwamm.
Reinlichkeit ist von hoher Bedeu
tung für unser menschliches Dasein,
in hygienischer Beziehung.
Außer dem Wasser ist es namentlich
der Schwamm, welcher uns bei der
schiedensten Gegenstände und Körper
fast unentbehrlich ist. Der Schwamm
gehört den Dingen,
Porosität besonders dazu geeignet sein,
Flüssigkeiten aller Art in verhältniß
mäßig großer Quantität in sich auf
elastischer und je gleichmäßiger sein
Fasernetz ist. Größere Lücken sind
ebensowenig erwünscht, wie allzu enge
Poren; die Brauchbarkeit eines
SchwammeS hängt denn auch von sei
bekannt sein. Seine Heimath ist der
Boden des mittelländischen Meeres.
Man unterscheidet im Mittelmeer
gebiet etwa fünfzehn besondere Sor
ten, welche ausschließlich nach der He
r ersteren werden am höchsten ge
schätzt und übertreffen die Pserde
schwämme, welche die geringste Sorte
das Zehnfache des Werthes. Doch auch
innerhalb der einzelnen Sorten hängt
Forinenvcrschiedenheiten statt, indem
auch letztere flach und der Zimokka
schwamm rundlich vorkommt. Wäh-
Jn der Größe bleiben beide dorten
weit hinter den Pferdefchwämmen zu
rück.
Während letztere oft eine Ausdeh
nung von Fuß Durchmesser errei
chen.'werden ersteren wum halb so
tendes Unterschiedsinerkmal aber ist
die Festigkeit. Der Zimokkaschwamm
ist viel derber und fester als der ei
gentliche Badeschwamm. In zweifel-
yasien Hauen rann oer grogrre over
geringere Widerstand, welchen der
Schwamm dem Zusammendrücken der
gelten.
Nicht nur nach der Größe, sondern
hauptsächlich nach der Qualität richtet
Eine deutsche Natlonalmode.
Man schreibt aus Berlin: Die hie
sige Ortsgruppe des Bundes der
Kaufleute strebt die Einführung einer
deutschen Mode an und will sich von
Paris emanzipiren. Diese anerken
nenswerthen Bestrebungen werden um
so eher zum Erfolg führen, als sich
die praktische Geschäftswelt gewiß
von allen Uebertreibungen fernhalten
wird. Man hat in dieser Hinsicht
nicht immer das wünschenswerthe
Maß eingehalten, und deshalb sind
friihereßestrebungen dieser Art frucht
los geblieben. Ein Beispiel dafür ist
der Versuch, den man im Jahre 181 S
in Berlin gemacht hat. Es war kein
Geringerer als Ernst Moritz Arndt,
der damals die Einführung einer
anregte. Arndts
die Kniebeuge, bei feierlichen Gelegen
heiten Schuhe. Die Beinkleider halten
die Mitte zwischen eng und zu weit.
Ueber den Leib und halb über die Ar
me bis an die Ellbogen wird in der
kälteren Jahreszeit ein kurzes, den
getragen. Bei festlichen Gelegenheit
ioinmt ein Mantel, der bis an die
Knöchel reicht, und ein Schwert da
zu.
Das gewöhnliche Alltagskleid ist
der alte deutsche Leibrock, der, nir
fällt, so daß die Hälfte der Schenkel
Hals befreit man von dem knechtischen
Tuch und läßt den Hemdkragen über
den kurzen Rockkragen und auf die
Schulter fallen. Bei Feierlichkeiten
wird ein Federhut mit den Bolksfar-
Kopf bedecken und schmücken, wie man
will.
Tracht empfiehlt: ein schwarzes, fest
anliegendes, bis auf die Füße herab
sinkendes Sammtkleid, einen feinen,
indischen Schleier und Brabanier
Spitzen um den Busen, goldene Ket
ten, Ringe, Perlen und Granaten
nach Belieben, ein goldenes Band um
Stirn, durch einen Edelstein oder eine
Gemme verknüpft, oder ein fammtnes
Barett mit Federn. Die erfinderische
Dame scheint ihren theuren ü?or
die damaligen Zeitungen haben sich
für diese kostspielige Tracht sonderba
rerweise warm ins Zeug gelegt.
Emilie. Du könntest etwas regsamer
daß Tu Arme hättest. Du hältst Dich
wohl für eine „Benus von Milo"?"
—TerGe i z i g e. Herr: „Hier,
Herr Doktor, ist der Betrag Ihrer
„Kinder" bezahlen bekanntlich überall
die Hälfte."
Farben-Ha rmon i e. „El
— Besserung. Rkbter:
Zur Kleiderresorm.
lüng in Dresden ab, über die in folgen
der Weise berichtet wird:
Es berichteten in öffentlicher B«r
-freudigen und künstlerisch zum Eigen
kleid gestempelten Frühjahrstoilette»,
in denen sie das Podium betraten. Das
abschreckende „Sackkleid", das im An
fang der Bewegung den Spott der
>v«nigen Exemplar«» v«rtr«ten. Es
sprachen, inhaltvoll, sachkundig, ge
wichtig, mit neuen Argumenten
stehend, di« Dresdener Herren Dr.
Weißwange und Dr. Flachs, sowi«
Professor Groß über di« gesundheitlich«
und künstlerische Seite d«r Frauen
tracht, nicht der „Reformtracht",
d«nn, wi« einer der Herren Sprecher
meinte, von einer Reform könne nicht
die Rede f«in, wo sich zwei von Grund
aus verschiedene Kleidergattungen.
tige und di« unvernünftige.
Gar viel des Trefflichen haben di«
Herren gesprochen, vom Guten, Wah
doch selber in das erfreulich« Bild. Es
sprachen. Durch di« hohen Fenster des
Saales sluthete das gold«ne Licht eines
sonnigen Junitages über ein wogendes
einer Stunde das altväterische
Staatskleid nicht am Platze war, s»
hi«r in dieser fortschrittsfrohen, zu-
Franen als Fremdenführer.
der Welt ist eine derartige Ein
tung kann man seine Zeit besser aus
nützen. man sieht in kurzer Zeit mehr
Schenswerthes als man ohne eine
solche sachkundige Führung finde»
könnte. Der Preis von 10 Schilling
für den Tag ist sehr mäßig. Das Bu
reau befindet sich in 4 Sharing Croß,
und es ist wünfchenswerth, dort die
Führerin am Abend vorher zu bestel
len. Eine ähnliche Einrichtung ist
übrigens neuerdings für Berlin ge
sehr tüchtigen sprachkundigen Füh
rerinnen versehene Institut ist im
„Russischen Hof", gegenüber dem
Bahnhof Friedrich Straße, unterge
bracht.
AusdemGerichtssaal«.
Richter (zum Angeklagten): „.. .Also
Angeklagter (zu seinem Bertheidiger):
.Was glauben S', H«rr Doktor, sollen
»ner ihm de Freud' machen?"
Ein Optimist. Ein Gicht
kranker: Wie >v«ise hat «s doch d«r
Posten. Patient: Was hatten Sie