Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 30, 1904, Page 3, Image 3

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    Fetisch.
Noman von Margnrethe Böhme.
Nach sechs lauen, dunklen, nasse,»
Werktagen hatte der Himmel am
siebenten die Regenwolken von der
Stirn gewischt und blickte lachend, in
sonniger, leuchtender Bläue auf die
frühlingsfrische sonntäglich« Erde nie
d«r. Von der Pfarrkirche herab läute
ten die Glocken das Hochamt ein; eine
Hab den Ton an, tief und voll, wie ein«
weiche, klingend« Altstimme, darüber
schwebten in silb«rnen Sopranen die
anderen Glocken; seltsam feierlich und
zwingend tönte das metallisch melo
diöse Gewoge durch die stille, reine,
warme Morgenluft.
Im Garten des Lehrers Junker
blitzte noch der Thau auf der kreisrun
den Rasenbleiche, und die Rosenblätter
waren noch wie mit einem feinen Netz
von winzigen Silberperlchen überzogen.
Es dauerte immer lange, bis die
Sonne die dichten Baumkronen, die
ben Garten beschatteten, durchdrungen
und die Feuchtigkeit des Bodens ausge
sogen hatte. Deshalb gediehen in die
sem Theil des Gartens auch keine Blu
men, desto saftiger aber grünte d«r Ra
sen, und die Kirschbäume bogen sich
unter der Ueberfülle ihrer rothen,
schwellenden Früchte.
Junker hatte bereits in der Früh
messe seiner sonntäglichen Seelenpflicht
-genügt. Das schwarze Seidenläppchen
aus dem stark gelichteten Haar, die
lange Pfeife in der Hand, durchschritt
der alte Herr den Garten, band eine
vorwitzige Wildweinrebe, die sich vom
Mauerspalier gelöst hatte, fest, zählte
die Pfirsich« an den jungen Bäumen,
f-en wollenen Rock häkelte. Als sie
Das ist nett! Nehmen Sie Platz, Ich
lachte Frau Jmmenthal. die
sckweigend e.n paar Rauchwolten von
W..Nlchts Neues? fragte er nach einer
„Nicht, daß ich wüßte. Oder doch
aber das wissen Sie jedenfalls, daß
Ihr Bruder. Herr TheodorJunler, auf
nicht sein, wie s die Leute machen —*
„Tcch wohl. Er soll heute früh ver
gehen 'ein und die letzie Oelung em-
Seckzigjährige», ein Glanz, um den
sie manche Dreißigjährige beneiden
konnte.
»U Bill'? was
Unart eine Tracht Prügel, die nicht von
Pappe war. Als die Stiefmutter kam,
wurde es noch schlimmer, aber ich war
Galle über. Ich versichere Sie, Tante
oft böse Gedanken in meiner Seele.
Und wenn ich gewußt hätte, daß es erst
am jüngsten Tage herauskäme ich
hätte dem Bengel weiß Gott was ange
than. Ich war von Kind an ehrgeizig,
in der Schule immer der erst«, und
wünschte nichts Sehnlicheres, als zu
studiren. Aber Vater hatte kein Geld,
und von der Stiefmutter Vermögen
durfte ja beileibe kein Pfennig dem lie
ben Thedel verloren gehen. Statt auf
die Universität mußte ich auf's Schul
lehrerseminar ziehen. Und als ich schon
sieben Jahre aus einem kleinen Nest des
Hunsrllckens saß und für neunhundert
Mark Gehalt und freie Wohnung den
Bauernbuben Weisheit einpaukte, zog
Bruder Thedel als flotter Studio nach
Leipzig, studirte zwei Semester Medi
zin, zwei Jus, eins Philosophie und
ging dann mit seinem von den inzwi
schen verstorbenen Eltern ererbten
Vermögen nach Amerika. Dreiund-
Jahr, als ich meines Augenleidens we
gen pensionirt wurde und hierher zu
rückkehrte, kam Theodor als Krösus
aus Amerika und siedelte sich ebenfalls
hier in seiner Vaterstadt an. Schon
vorher hatten großstädtische Architekten
die Marmorvilla oben nach eingesand
richtet, so daß Alles fertig stand, als er
gestorben, und ich wartete Wochen und
Monate auf die Antrittsvifite meines
Stiefbruders. Als er immer sich noch
nicht sehen ließ, ging ich hinauf. Kam
mir hart genug an, aber Theodor war
und that den ersten Schritt. Er em
pfing mich denn auch höflich und zeigte
mir seine Einrichtung, seine überseei
schen Raritäten, sein« kostbaren Ge
mälde und Kunstschätze, seinen Winter
garten voll Palmen und seine Volit-re
mit exotischen Vögeln. Das war so
weit Alles schön und gut, als ich aber
gehen wollte, gab er mir mit trockenen
Worten, die an Deutlichkeit nichts zu
wünschen übrig ließen, zu verstehen,
daß ihm an einem Verkehr nicht viel
gelegen sei. Er sei kränklich, liebe seine
Ruhe und Einsamkeit über Alles und
am Verrecken läge und bäte mich um
einen Trunk kalten Wassers! Nein!
Ich habe keinen Bruder. Der da
„Na, na, na, Nachbar! 's wird
nichts so heiß gegessen, wies gekocht
wird. Daß Herr Theodor Junker ein
Junker setzte seine Pfeife nieder; die
seinen Zügen. sagte Ihnen ja:
Gemäuer am Berg hiiiüberschaue,
kommt ein ohnmächtiger Zorn gegen
das Schicksal über mich. Warum ist
Warum wurde der da zeitlebens vom
Schicksal sozusagen mit Zuckerpsesfer
nllssen gefüttert, während ich von An-
„Na, Magister! Der Kampf um's
Dasein hat für Sie doch längst aufge-
zubezsylen. Die Mar!
von meiner seligen Frau sind aber für
die Kinder festgelegt; die beiden ältesten
Jungen haben ihren Antheil verstudirt,
lostet auch noch ein Heidengeld, und
Lisbeth bekommt ihren Theil als Aus
steuer, wenn sie heirathet —"
arbeit wieder aufgenommen; Masche
auf Masche glitt über die hölzernen
Nadeln.
„Das Schicksal ist in Wahrheit gar
zwischen seinen Palmen und exotischen
Vögeln alle Ursach« hat, Sie zu be
neiden. Sie sind ein glücklicher Mensch,
„Ich sage es Ihnen doch, Base Jm
m«nthal, ich taug« «inmal nicht für die
Beschränktheit der Verhältnisse, in
„Und Liesel müßte selbstverständlich
ist nicht gut, daß sich der Mensch
Fetischdienst in neuer Auflage zu begin
nen. Was hat die Pute aus mir ge
macht! Die Angst, daß mir auch das
Letzte, was das Schicksal mir gegeben
Sonst Ja, ja! Es ist nicht
kleiner der Mensch ist, desto kleiner ist
lieber Magister, hätte ich, offen gestan
das Schicksal Ihnen statt der schmalen
sor beschert hätte?! Nein, Magister.
Ihnen '
„Ach was, Magister! Die Mauer
Maß halten im Wirthschaften lernt, so
.
merte ein zorniger Glanz.
.Unerhört," rief sie, Gebetbuch und
ließ
„Aber Bater das ist doch voll
„Nein, nein, nein! Du sollst nicht
gehen! Du bist rücksichtslos! Du bist
„Und du bist kindisch, Grete. Adieu.
Bis gleich "
alten Frau durch den Sinn, „ich habe
sie auf d«m Gewissen ich! Nur
l t d h b sck
Feiischdienstes "
gibt sich alles. Und in diesem Fall ha!
sie recht. Das Kind hat Takt, hat das
was geht uns der Mensch da an! Ich
Frau Martha schüttelte den Kopf
und verließ die Beranda, ohne den Her»
, d'ch^''
zen —"
„Macht nichts. Er liebt mich doch
was soll das erst später geben —"
„Ja, das wird dein Verlobter sich
Vergnügens wegen seine Patienten im
Stich läßt. Du willst Lawn -Tennis
Gretel ——"
Partei! Du hältst ja doch zu ihm! Ich
habe ja Niemand auf der Welt
zen.
„Gretel! Grete!! Daß du mir daZ
schweigend auf die schmale, convulsi
visch zuckende Gestalt blickte, krampfte
ein peinvolles Gemisch von tiefem Er
schenbrust, die Selbstzucht und die
Selbstlosigkeit im Denken und Thun zu
geben vergessen.
„Brühige dich, Gretel," sagte sie
leise und strich sanft über die Stirn der
Schluchzenden, „ich lass« dich allein.
Nachher wäschst du dir die Augen und
kommst hinüber. Lisi und Reitzner
w«rd«n sich auch gleich «infinden —"
Geräuschlos drückte sie die Thür hin
ter sich in's Schloß, horchte noch «ine
Weil« auf das erstickte Weinen drinnen
und ging dann langsam, wie im
Traum, in die Veranda zurück.
Unterdessen schritt Doctor Otto Jun
ker den im Mittagssonnenschein blen
dend weiß glitzernden, chaussirt«n Ser
pentinpfad zu d«r „Hölle" hinauf. Ihm
war seltsam benommen zu Muthe, ein
schiveres Gestihl von künstlich niederge
haltenem Zorn und Erbitterung lastete
auf ihm, und unwillkürlich hastete er
den auf ihn eindringenden Gedanken
entfliehen. Zerstreut erwiderte er die
Grüße, die ihm dem allgemein be
liebten jungen Arzt von den Begeg
nenden zuflogen. Momentan hatte in
feiner S«ele nur ein Wunsch und ein
Gedanke Raum: Irgend etvas Gleich
giltiges denken und nicht zurückblicken,
nicht bei der kleinen, häßlichen Scene
von vorhin verweilen
Nach zehn Minuten eiligen Man
derns war er am Ziele. sier oben,
dicht vor d«m Tuskulum des einsiedle
rischen Sonderlings, sah man von die
sem nichts als die aufragenden weißen
Thürme des großen Gebäudes; eine
über drei Meter hohe Mcuer, die das
ganze Besitzthum umgab, wehrte jedem
neugierigen Einblick; auch die Thore
waren in ihrer unteren Hälfte von in
nen mit Eisenblechplatten verkleidet.
Rechts vom Thore war ein Löwenkopf
mit dem Schellenring angebracht, dar
über ein« viereckige schwarze Hartglas
platte mit d«m Namen des Besitzers.
„Junker".
Während der Doctor schellte, löschte
seine plötzlich erwachende Neugierde die
unangenehmen Empfindungen aus.
Er hatte den Stiefbruder seines Va
ters nie gesehen Herr Theodor Jun
ker verließ selten sein« Villa —, aber
was er von ihm gehört hatte, erregte
sein Interesse für diesen Verwandten.
Die Thore wichen von innen zurück
und gaben den Einlaßbegehrenden den
Blick auf die fast ganz aus weißem
Marmor erbaute Villa frei. Von dem
weiten, anscheinend eb«n bespritzten
Sammetrasen stieg ein frischer Odem
auf und vertheilte sich angenehm in die
warme, von den Düften unzähliger
Rosen und fremdartig farbenbunter
Blumen durchzogen« Atmosphäre.
Gruppen monumentaler Palmen brei-
Mosaik künstlerischer Tep
pichbeet«. Unweit vom Hause stieg die
kristallene Säule eines Springbrun
nens in die durchsichtige, goldene,
gleichsam blühende Luft, um sich oben
in Milliarden brillirender Tropfen zu
lösen und schaumioeiß und silber
glitzernd, eine Wolke feuchtheller Son
nenstäubchen, in das Marmorbassin
zurückzurauschen.
Ein« breite Marmortreppe, zu lei
den Seiten von blühenden Azaleen,
Eamelien, Rosen und Orchideen slan
kirt, führte aus dem arkadenartigen
Vorbau der Villa in den Garten hin
ab.
Eine soi'derbare Idee »es Besitzers,
diesen zauberisch schönen Erdenfleck
„Hölle" zu taufen.
Und über Allem eine feierliche Ruhe,
klösterliche Stille. Etwas Klosterarti
ges hatte das ganze Besitzthum über
haupt an sich. Junkers Abneigung ge
gen alles Ewig - Midlich« war bekannt
und wurde viel bespöttelt. Wer zum
dauernden Aufenthalt Einlaß in die
„Hölle" begeh««, mußte sich zum Cöli
bat verpflichten. Theodor Junker dul
dete kein« weiblichen Wesen in seinem
Hause; ein Gärtner, ein Koch und ein
sogenannter Hausmeister besorgten
sämmtlich« Arbeiten in d«r Villa, wäh
rend einem alten schwarzen Diener, den
hatte, die persönliche Bedienung des
Herrn oblag. In dem Augenblick, als
der junge Arzt sich anschickte, die Stu
fen emporzusteigen, tauchte in den Ar
(Forts'.tzung ivlgt.)
Im Eifer. „Denken Sie,
Mann um 5 Uhr in der Frühe total
betrunken nach Hause! Dem hab' ich
aber den Standpunkt klar gemacht!
Das hätten Sie hören müssen! Na,
Si» lärmen sich denkn. ich wa» einfach
Fär die Kiichr.
Pfund Milch mit halb so viel But
voll Milch zu. Ist alles gut gemischt.
tem Obst überdeckt. Nach Belieben
schaden.
Reistöpschen. Man kocht den
abgebrühten Reis in Milch und Was
»benso viel feingehacktes magere»
Schweinefleisch, etwas eingeweichte
Semmel, Salz, Pfeffer, 2 Eier dazu
und vermischt alles recht gut. Nun
legt man die Brust in eine Bratpfanne
mit wenig Wasser, läßt sie im eigenen
Fett im Ofen unter österem Begießen
gar dünsten, macht, nachdem daS
Fleisch weich ist, die Sauce mit etwas
Braunmehl seimig und würzt sie mit
8 bis 1ö Tropfen Maggis-Würze.
Reis-Pudding. Pfund
Reis wird mit einem Eßlöffel Butter
und einem Quart Milch weich gekocht
(am besten in einem Doppeltopf), nach
dem dieses erkaltet ist, giebt man 1.
Quart Schlagsahne mit Banillege
schmack, i/l Pfund Zucker sowie unge
fähr 10 Blätter Gelatine, aufgelöst
und durchgeseiht, daran, giebt dai
Ganze in eine Form und auf Eis.
scher Wind.) Eine 2 Zoll lange Va«
nillestange stößt man mit 2 Psund
Zucker, treibt es durch ein Sieb, mischt
es leicht unter festen Schnee von 8
9 Eiweiß und legt mit dem Löffel klei
ne Plättchen davon auf mit Zucker be
streutes Papier, aus dem man diesel
pierdüte, dann kann man sie zu belie
bigen Formen, Ringen, Buchstaben»
Ziffern u. s. w. ausdrücken.
Beefsteak mit Sauce
b 6 arnaise. Ein sehr seines
französisches Gericht sind folgende
Beefsteaks mit B6arner Sauce. Mai»
schneidet aus einem Lendenbraten l.
Zoll dicke Scheiben, klopft dieselben
gut, bestreut sie mit Salz und Pfeffer
und läßt sie 10 Minuten lang auf nicht
zu starkem Feuer rösten. Inzwischen
läßt man auf 4 Beefsteaks 2 Psun!»
Butter in einer Kasserolle gelb werden,
fügt 2 Eidotter hinzu, wobei man
fleißig umrührt, ferner einen Löffel
voll Weinessig, Salz, Pfeffer und
wenn man etwas Muskatnuß,
die Sau« über die auf erwärmter
Assiette zurechtgelegten Beefsteaks an.
Diese Sauce muß natürlich der Eier
halten, so lange man will, ohne daß
sie sich verändert. Zu diesem Gericht
können Kartoffeln jder Art oder Blu
c lische Art. Man spickt dieHam
sie mit kleingehacktem Speck in ein«
Kasserolle und läßt sie in derselben
auf allen Seiten sich bräunen. Dann
bei, ferner ein Glas Weißwein, sowie
ein Glas recht kräftige Auslösung von
Liebig's Fleischextrakt und endlich noch
3 Eßlöffel Eognac, Hierauf schließt
man die Kasserolle sorgfältig und läßt
was Dir anfangen soll! Söhn
chcn: Ach Papa, ärgere Dich nicht zu
sehr, man muß eben die Menschen neh
men. wie sie sind. . 3