Stürme. Roman von Ludwig Haiicht. (IV. Fortsetzung.) Die Baronin sagte nach kurzem 'Sinnen: „Dein Wunsch kam mir im ersten Augenblick etwas absonderlich vor, aber ich begreife ihn doch; die sterblichen Ueberreste eines uns theuer .gewesenen Menschen sind ja das Ein zige, was uns auf Erden bleibt, bis wir Alle ein Wiedersehen hoffen dür fen, wo keine irdische Trübsal mehr ist." Ueber ihr feines, mildes Antlitz flog dabei ein Hauch von Schwermuth. Arnulf und Irmgard stimmten der Mutter zu, und Edgar konnte ein Ge fühl der Beschämung dabei nicht un terdrücken. Ah, diese kindlich« Pietät, die sie in seinem Verlangen fanden, hatte ihm ja völlig fern gelegen, und zu gleich«! Zeit empfand er ein: gewisse Erleichte rung. Nein, sein Vater war nicht vergiftet worden; seine Verwandten konnten ein solch' schändliches Verbre -chen nicht begangen haben; sie würden sonst jetzt nicht so ruhig geblieben sein; aber er' hatt« es einmal gesagt, und nun mußte auch sein Plan bis zu Ende durchgeführt w«rden. Während seines ganzen Aufenthal tes hatte Edgar nicht daran gedacht, Hedwig noch «inmal aufzusuchen; sie würde ihm nur arg zugesetzt haben, ge gen seine Verwandten rasch und ent dies wollte er vermeiden; so ohne Wei teres aus ihre kühnen Behauptungen hin lieh sich die Sache doch nicht an greifen und verfolgen; aber jetzt mußte er ihr doch wenigstens Lebewohl sagen, bevor er Ehrensels auf immer verließ. ' 23. Es war nicht viel über eine Woche verstrichen, und der junge Amerikaner hatte sich hier schon recht heimisch ge fühlt. Man zeigte ihm zu jeder Stunde, daß er ein willkommener Gast war; aber man ließ ihm zugleich die freieste Bewegung, und wenn ihn die Laune anwandelte, durste er sich zu rückziehen und thun und treiben, was er wollte; sobald er jedoch die Gesell schaft des Einen oder des Anderen suchte, konnte «r herausfühlen, daß sah. Deshalb ging Edgar auch heut-, chne ein Wort zu sagen, bald nach Tisch in den Stall, ließ sich ein Pferd satteln und sprengte davon. Die Herbstsonne sandte heute noch «ungewöhnlich warme Strahlen herab; aber bald nahm ihn der Kiefernwald auf und in seinem Dunkel verloren »ch die Strahlen und irrien nur am Bo den hin, die Büschel von Heidelbeeren Im scharfen Ritt hatte Edgar noch nicht das Försterhaus erreicht, da wurde er plötzlich angerufen. „So hält man sein Versprechen? O. du böser Schelm!" Hedwig tauchte Plötzlich vor ihm aus und erhob dro hend die Hand. „Wie hab' ich dich sehnlichst erwartet!" setzte sie rasch hin zu und schaute ihn mit Augen an, aus denen eine verrätherische Gluth loderte. „Aber steig' nur herab! Das Stückchen können wir zu Fuß gehen." „Verzeihen Sie nur," entgegneteEd gar und wollte noch weiter sprechen, doch sie unterbrach ihn äußerst ledhast: „Nein, ich verzeihe dir nicht," und während sie ein sehr finsteres Gesicht dazu machte, schickte sie doch einen Blick voll Zärtlichkeit zu ihm hinaus; „aber du darfst nicht das fremde „Sie" ge brauchen, ich bin ja deine Mutter und du mein lieber Sohn! Und nun herab von dem Gaul oder soll ich dir Helsen?" Sie wollte ihm schon die Hand reichen, da blieb ihm s:eilich nichts Anderes übrig, als die Füße aus dem Bügel zu ziehen und rasch heraozuspringen. Sie fing ihn u> ihren Armen auf. „An mein Herz, du böses, liebes, einzig gutes Kind!" St- zog ihn ohne Wei teres stürmisch an sich und drückte einen 'heißen Kuß auf seine Lippen. Einen solchen Empfang hatte der junge Mann nicht erwartet; er war sprachtos vor Erstaunen und sühlte sich davon angezogen und zugleich auch abgestoßen. Den Kuß nun ja, den konnte er sich schon gefallen lassen; aber diese übertrieben« Zärtlichkeit war nicht ganz nach seinem Geschmack. Die Töchter seines Landes benahmen sich zuweilen auch zwanglos, doch das Wilde, Leidmschastliche, das bei Hedwig sast abstoßend wirkte, kam da niemals zum Vorschein. „Warum bist du nicht eher gekom- suhr Hedwig sogleich in großer Erregung fort. „Ahnst du denn gar nicht, wie schmerzlich ich dich erwartet habe? Ich bin jeden Tag ruhelos im Walde uinhergestrichen. Hab«n es dir die blauen Taubenaugen deiner Cou sine angethan? Aber die ist ja längst die Braut eines Anderen, die bekommst du nicht mehr!" Und sie lachte über müthig bei diesen Worten. Nun erst konnte Edgar einige nichts sagende Wort« hervorbringen. Sie hatte das Pferd ergriffen, führte es am Zügel, und während sie an seiner Seite »asch dahinschritt, be- Hann sie von Neu'm: „Du weißt ja gar nicht, wie lieb ich dich gewonnen hab' er entgegnete mit kurzem Auflachen: „Ja, wenn es meine Mutter befiehlt, dann muß ich wohl um Verzeihung bitten." „Du müßtest eS fußfällig thun; aber ich will Gnade für Recht ergehen wissen?" forN Ich hab' ja jetzt nur dich auf der ganzen weiten Welt!" Alles vergessend, schlang sie ihre Arme um den ganz bestürzt dreinschau enden jungen Mann. „Sie haben ja noch den Onkel und die Tante," sagte er in rathloser Ver legenheit. „O. Edgar, wie kannst du das sa gen! Weißt du nicht, wie grenzenlos ich dich liebe? Du bist mein Sohn, mein ein, mein alles!" Und sie bedeckte seinen Mund mit Küssen; in ihrer leiden schaftlichen Erregung hatte sie wenig danach gefragt, daß sie sich jetzt in der Nähe des kleine» Forsthauses befan den; aber Edgar war es, trotzdem ihm dieser harte Ansturm beinah' die Ruhe raubte, nicht entgangen, daß sich ein altes, runzliges Gesicht dort am Fen ster zeigte, und als er jetzt die Lippen wieder frei hatte, sagte er rasch: „Ihre Tante hat uns schon gesehen." „Mag sie immerhin. Ich kann doch meinem Sohn einen Abschiedskuß ge ben!" rief Hedwig übermüthig lachend schien damit doch ein wenig vorüberge braust zu sein. „Dann komm," setzte sie hinzu. „Die alten, guten Leute wird es auch betrüben, daß du schon wieder fort willst." Sie schob ihren Arm in den seinen Haus. Edgar fühlte sich erleichtert. Diese schwärmerische Liebe seiner Mutter sing an, Alles über den Haufen zu mehr die Mutter, die erfreut ist über den Besuch des Sohnes. Auch der Förster und seine Gattin ein rettender Gedanke durch das Hin. War es nicht das Klügste, allem Bitten ben, was der Zweck seiner raschen Ab reise gewesen sei, und er entgegnete desb.ilb ausweichend: nichts. Du bleibst. Ich befehlet du klärte Hedwig mit der ihr eigenen Ent schiedenheit. Sie wußte ja, daß sie über dst Männer zu herrschen verstand, stets wußte sie das Herz desjenigen, den sie liebte, in stürmische Bewegung zu versetzen. Das hatte sie auch bei dem Bater Edgars erreicht; es war ihr Triumph gewesen, daß der alternd: Mann für sie in heißer, glühender Lei denschaft aufgeflammt und ihr unter würfiger geworden Herz in Flammen setzen! Edgar murmelt« etwas, das Hedwig nicht verstand, die es aber als Zustim „Also es bleibt dabei du bleibst!" Ohne darauf ein Wort zu erwidern, nickte Edgar nur schweigend mit dem tiopse. „Aber nun muß ich gehen," sagte er ~DaS ist er auch. Ich danke Jh schirr und wollte damit himv«geilen. „Der Thee bleibt hier!" erklärte Ed gar noch viel entschiedener; mit einem raschen Griss hatte er die Theetasse er- gewandte, vermochte kein Wort hervor zubringen, sie öffnete den Mund, ihre Zähne schlugen aneinander, aber kein Edgar stieß ein kurzes Lachen aus: „Ich glaube nicht, ich weiß es! Der Thee ist vergiftet; damit ich nicht aus füllte Tasse, die er auf das Tablett gestellt hatte. feit hervor. „Ich war es, die veu Thee vergiftet Hai. Ich wollte nicht, daß Sic die Leiche Ihres Vaters mit war >ind die letzten Worte noch gehört „Käthe! Um Gotte-willen, sage das nicht!" rief sie voll Entsetze» aus und Schwager gebracht Z O Gott, o Gott! Das ist entsetzlich! Warum hast du das gethan?" „O mein Gott! Wer hätte das ge dacht! Das ist furchtbar! Darüber sie Alles! -- Ihr Mann hatt« sie für gleitung so entschieden abgelehnt. Ach, dieses unselige, verblendete Geschöps, das aus Liebe zu ihrem Haus- und be sonders aus Liebe zu Arnulf zur heim tückischen Mörderin geworden! Ach, offenen Herzlichkeit, wie er sie noch nie entgegneter --JH durch ihr ehrlich«s Bekenntniß Alles und Unruh« auf sich gerichtet sah. Sie wußt«, Ivelch' entsetzlichen Ver dacht er aussprechen wollte, und da er die ihm geboten wurde. Und je mehr Edgar sein zugeknöpftes Wesen völlig aufgab, je mehr fühlte er sich von sei nen Verwandten angezogen, und je stärker wurde die Achtung und Liebe, die er für sie empfand. Wie hatte er nur von ihnen eine solche That voraus setzen und dem Geschwätz des tollen Geschöpfes irgend welche Beachtung lich über einen solchen Verdacht erha ben. Das hatte er jetzt mit einer ihn selbst auf's Tiefste beschämenden Klar» heit erkannt, und er faßte es nicht mehr, auf welche oberflächliche Verdachts gründt hin es der Försterstochter so handelt. ch Ü worden. Hier auf eigenem Grund und Boden, in der Nähe des Grasen, sollten sein« Rinder künftig Hausen. Die günstige Jahreszeit hatte nun der Graf dazu benutzt, um das dort be gleich: „Was ist dir, Norbert? Du bist wohl „Geht nicht mehr!" Adelinde, Graf Bredows Tochter, wird?" als sie erröthend, mit freudestrahlen dem Antlitz auf ihn zueilte, schloß er sie nicht wie sonst zärtlich in seine kräf- Ueber das wetterharte Gesicht des Grasen slsg ein so seliges Lächeln, wie wegtt h.ch ' ' d d den!" (Fortsetzung folgt.) warum in aller WeU alte?" „Weil Du mich gestern so gescholten hast, daß ich frischgeschlachtetes Fleisch kaust^" Für die Küche. Apfelmehlspeise. 4 Unze» Mehl, 4 Unzen Zucker, 9 Eier, 4 Un zen Butter. Das Eiweiß wird zu Schnee geschlagen. Das Mehl brüht man mit li/z —2 Tassen voll guter, warmer Milch, fügt die Hälfte von Butter und Zucker hinzu und rührt alles über Feuer, bis es sich vom Topfe ablöst. Ist der Teig abgekühlt, s» thut man die Eigelben und alles kle brige, zuletzt auch den Eierschnee hin mit geschälten, eingezuckerten, auch mit Rum befeuchteten Aepfeln angefüllt ist, bäckt Alles 1 Stunde und servirt mit Wurzeln. Man lasse sich vom Metzger den Kalsrücken so hauen, wie einen Rehziemer, wasche denselben und salze ihn gut. Nachdem das Salz durchgedrungen, gebe man eine Zwie bel mit vier Nelken gespickt, etwas Muskatnuß, Petersielienwurzel, eine gelbe Rübe, etwas Fett und Fleisch brühe daran, belege ihn mit butterbe strichenem Papier, brate ihn, daß er eine, schöne braune Sauce bekomme' und recht saftig wird. Währenddem schneide man Sellerie, Petersilie und gelbe Rüben, Porree und Zwiebel nu delartig, röste sie mit etwas Sauce von dem Kalbsrücken. Nach Stunden gebe man an den Kalsrücken ein Glas Bier und lasse ihn unter flei ßigem Begießen eine schöne Farbe nehmen. Vor dem Anrichten wird die Sauce gut abgefettet, auf die geschnit tenen und weich gedünsteten Wurzein geseiht, nochmals aufkochen lassen und wieder gut abgefettet. Der Kalbs rücken wird tranchirt wie ein Rehzie übrige Sauce wird in einer Sauciere servirt. Papri k a 112 i s ch. Butte,, Zwie giebt ihn mit kleinen, ausgestochenen Kartoffeln zu Tisch. Man kann auch sonst irgend eine Sauce dazu geben. Gefüllter Braten. Die Salz, 2 —3 Löffel Brühe, und füllt löffel Mehl und formt in den mit lauem Wasser überspülten Handflä chen schöne runde Knödelchen in der in siedendes Wasser eingelegt, 20 Mi- Boeusala Mode. Das Stück Rindfleisch hierzu wird aus der K-ul» neiischale, Muskatenblüthe, Pfeffer, einige ganze Zwiebeln, etwas Wein Mehl"a'b."" Schinken a l'A n g l a i s e. Ein Schinken, der nicht zu stark geräuchert waschen, thut in einen großen Topf kaltes Wasser, so daß es darüber geht. Kranzes stellt man es kalt. Unnöthig, Warum gehst du denn nicht zum Arzte und fragst ihn. was du essen darfst und wa» >.:ch!k Wozu soll ich denn erst zum Arzte geh'n? Alles, was ich gern esse, darf ich nicht essen, und was ich nicht ess', muß ich essen. Das weiß ich doch selbst. 3