Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 02, 1904, Page 3, Image 3

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    Stürme.
Roman von Ludwiz Habicht.
(14. Fortsetzung. 1
ganzen Umgegend nicht wenig darüber
gespottet, wie Hedwig zu ihrer großen
Genugthuung von der Tante gehört;
ganze Hochzeitsgeschichte war
doch wissen, daß sie stets Wort hielt;
Ein herrlicher Herbsttag wußte auch
selbst diese von Natur so kärglich aus
gestattete Geg«nd nock) zu vergolden
und zu verschönen und ihr «inen höhe
ren Reiz zu geben. Ueber den Kiefern
wald schickte die sich bereits ein wenig
neigende Mittagssonne ihre goldigsten
Strahlen herab, die sich in Moos und
Heidekraut verloren.
In dem freundlichen Försterhause
herrschte das tiefste Schweigen. Hed
wig saß allein in der großen Wohn
stube. wie immer, wenn sie weiter keine
Beschäftigung hatte, in das Lesen eines
Romans veriiest. Oheim und Tante
hielten im Nebenzimmer ihren Nach
mittagsschlaf und das Schnarchduett,
das von dort herüberklang, bewies am
besten, daß sich die alten, wackeren
Leute eine Stunde völligen Ausruhens
Ein leises Knurren des Jagdhundes
machte Hedwig aufmerksam.
„Willst du wohl still sein, Diana!"
sagte sie leise, als sie bemerkte, daß der
Hund laut anschlagen wollte „Weißt
du nicht, daß Onkel und Tante schla
fen und du sie nicht wecken darfst?"
Das kluge Thier verstand wohl, was
ihm befohlen wurde; aber zu gleicher
Zeit sah es Hedwig sehr unruhig an
und wandte sich dann zur Thür, als
wollte es sagen: „Ja, merkst du denn
nicht, daß ein völlig Fremder
Hedwigs scharfes Ohr vernahm
dann auch schon sich nähernd- Schritt«,
trotzdem der weiche Waldbode» das
Geraus» des sich Nähernden so ziemlich
verschlang; sie schaute rasch hinaus
und ein freudiger Schreck durchrieselte
sie. «ein Zweifel! Der hochgewach
sene, junge Fremde, der sich mit raschen,
festen Schritten dem Hause näherte,
konnte Niemand anders sein, als Ed
gar; denn seine ganze Erscheinung
hatte so gar nichts von einem deut
schen. So wenigstens hatte sie sich
stets einen Ameritaner vorgestellt. Die
Kleidung ein wenig nachlässig und
doch elegant, den Hut mehr nach hinten
geschoben, um sür die klugen, unruhi
gen Augen stets einen freien Ausblick
zu haben, der Gang hastig und lebhast,
als könne man nichts erwarten. Alles,
was sie an dem Fremden mit einem
Blick beobachtet hatte, bewies ihr zur
Genüge, daß sie mit ihrer Beobachtung
im Recht sei. In freudiger Aufregung
wollte Hedwig hinauseilen, dann be
sann sie sich eines Anderen; sie warf
nur noch Blick >n den
aiis der Stirn und nahm dann wieder
ihr Buch zur Hand.
Jetzt hatte sich der Fremde schon dem
Hause genähert; er mochte vergeblich
nach einem Klingelzuge gesucht haben,
als er ihn nicht fand, klopfte er an die
Diana hielt es jetzt doch für ihre
Hundepflicht, den Ankömmling zu
meldet: aber sie wurde Hedwig so
Fremden die Hausthür werde öffnen
müssen, und sie eilte rasch hinaus; sie
hatte ihrem Gesicht einen sehr ernsten
Ausdruck zu geben versucht, aber als
sie jetzt Edgar vor sich stehen sah, ver
gaß sie ihren Vorsatz und rief in freu
diger Erregung aus:
„Endlich sehe ich Sie! O, wie habe
ich Sie erwartet! Seien Sie mir herz
lich willkommen!" Und sie streckte ihm
beide Hände entgegen.
„Sie kennen mich?" fragte Edgar
«in wenig verwundert über diese leb
der Sohn meines mir unvergeßlichen
Bräutigams! Hat doch Ihr theurer
Vater so viel von Ihnen gesprochen
und mi: Ihre Photographie ge
schenkt!"
geben, daß er endlich gekommen sei.
„Ich habe mich ja so nach Ihnen ge
sehnt," setzte sie hinzu, und sie blickte
dabei mit einer Zärtlichkeit auf ihren
Gast, die freilich zweifelhaft ließ, ob sie
dem Sohne ihres verstorbenen Bräuti
ponirende Erscheinung, es fehlte ihm
das Vornehme, Aristokratische, er er
innerte weit eher an einen Farmer, als
an einen Edelmann, und er wäre von
seinem Vater sogar noch heute in den
Schatten gestellt worden, der trotz sei
nes Altevs ein schöner, stattlicher
Mann genannt werden mußte; aber
das scharf geschnittene Gesicht verrieth
so viel Klugheit, so viel Willenskraft,
und er sah sie mit Augen an, die älter
ten Antlitz.
Lieblingsromane vorkommen.
Aus Edgar machte gerade diese Er
zählungswtise einen wunderlichen Ein
oischer Mensch!"
Frauengeslalt sich so zärtlich an seine
Brust schmiegte, da riefelte doch eine
heißere Blutwelle durch seine Adern;
lichften und besten Menschen der Welt."
Der alte Förster begrüßte mit der
schlichten Gradheit, die bei seinem
Stande fast immer zu finden ist, den
Gast, seine redselige Frau dagegen
erschöpfte sich in Versicherungen, wie
sie sich freue, den jungen Baron endlich
zu sehen, von dem ihr? Nichte schon viel
gesprochen habe. Edgar schüttelte wohl
gab er in seiner nüchternen Weise zur
Antwort.
„Haben Sie die Mutterliebe nicht ge
kannt, Sie Aermster? Ich will sie
Zärtlichkeit in das Antlitz ihres Beglei
ters. Als Edgar darauf keine Ant
dem Andenken Ihres Vaters schuldig.
Machen Sie Ihre Rechte geltend."
Recht? War Ihr Vater nicht
der älteste Baron Ehrenfels-'"
tet."
„Aus Noth und iveil er fliehen
mußte; aber sobald, er zurückkam, war
her:
ben ist?"
Ruhe finden!"
gar. »Aber nun darf ich Ihre Beglei
tung doch nicht länger annehmen,"
",Sie werden mir stets willkommen
und ich bin Ihre Mutter."
Ehe sich Edgar dessen versah, schlang
Kuß au^seine Lippen, dann aber war
sit rasch im Walde verschwunden.
Edgar wagte ihr nicht nachzublicken;
er murmelte nur vor sich hin: „Wun
derlich Geschöpf! Nun begreif' ich
allerdings, warum mein alter Vater
noch einmal Heirathen wollte."
22.
Anschauungen konnte Edgar den
Am«rilaner nicht verleugnen. Von
Deutschland hatte er bisher die ver
worrensten und undeutlichsten Begriffe
diesem fremden Lande zu Hören be
kam, erschien ihm seltsam und thöricht
xenug; er hatte deshalb auch lein Vsr
gleiten^— Die Deutschen hatten wohl
die Franzosen tüchtig zusammenge
halten: aber was ging das einen Aine
gcn, dem ehrgeizigen Ziele fast jedes
Ameritaners. Der Brief Hedwigs,
der endlich nach langem Herumirren in
den Seinigen empfangen Worten und
wie wohl und glücklich er sich in dem
Kreise dieser lieben, theuren Menschen
fühle und hinzugesetzt: „Ich tomme
lüer wieder zum Bewußtsein, daß der
chen Adel besäße^"
tiing einflößte, und er war aus seinen
schlichten Namen „Fels" ebenso stolz,
wie diese Menschen auf ihren Frei
herrntitel, die bei all' ihrem Aoel nicht
gezögert, ihren nächsten Verwandten
beseite zu schaffen, als sie fürchten
ir.ußten, aus ihrem Besitz verdrängt zu
mindeste Unruhe über sein Kommen
verrathen; im Gegentheil, sie bewie
sen ihm eine aufrichtige und ehrliche
Freundschaft. Fühlten sie sich denn gar
so sicher und glaubten sie, daß ihre
Schuld niemals an den Tag lommcn
würde? Oder waren sie überhaupt
nicht schuldig? Edgar wagte noch nicht,
sich diese Frage zu beantworte»: er
mußte Zeit haben, um hinter die Wahr
heit zu lommen. Dem Drangen Hed-
griss zu unternehmen: aber eine ge
wisse Scheu, über die er sich selbst keine
klare Rechenschaft zu geben vermochte,
gangen? Arnulf, der als nächster
Magnat das meiste Interesse hatte, in
den Besitz des Majorats zu kommen?
Wie aber auch der junge^Amerika»
Anfangs fühlte sich Edgar zu seinem
Cousin nicht weiter hingezogen, und
dieser machte auch nicht den geringsten
Versuch, ihn für sich zu gewinnen: aber
Beide mochten doch herausfühlen, daß
sie im innersten Kern etwas Wahlver
wandtes hatten dies Unbekümmert
sein um das Urtheil der Anderen, die
ses feste Ruhen auf sich selbst, auf eige
ner Kraft.
stehen wollte, die vornehme Sicherheit
des Vetters, die geschliffenen Umgangs
formen imponirten ihm ein wenig und
Arnulf erkannte bald hinter dem fast
rücksichtslosen Wesen seines Verwand
ten einen Zug von Ritterlichkeit, der
zogen.
gebaut wie Arnulf, und wenn er auch
nicht die straffe, militärische Haltung
desselben hatte, so schien er doch von
gefeimter Verbrecher uno ein elender
Heuchler? Die alte Käthe, die er ein
wenig über feinen Vetter auszufor
schen gesucht, hatte ihm gesagt: „O,
Arnulf ist so wahr und offen, der kann
sich nicht zur kleinsten Lüge herabbücken
und wenn es ihm das Leben kostete; so
war er von Kindheit an, ich kenne ihn
besser als Alle, denn ich war seine Am
me und habe ihn groß gezogen!" Die
Augen des merkwürdigen Geschöpfes
hatten vor Stolz und Glück bei diejen
Worten wunderbar aufgeleuchtet.
Wenn Arnulf an der That unschul
dig war, dann mußten Andere be-
Frau doch eine Verehrung, die mit je
dem Tage stärker, anstatt schwächer
wurde. Was er auch von ihr sah und
hörte, es trug stets das Gepräge
einer edlen, milden Weiblichkeit, einer
echt vornehmen Gesinnung und zu glei
ncm warm fühlenden Herzen kommt.
Wer das Glück hatte, in der Nähe die
ser Frau zu leben, der fühlte sich von
ihr angezogen. Auch Edgar tonnte
dem Zauber nicht widerstehen, den sie
auf Alle ausübte. Eine unendliche
Herzensgute sprach aus ihrem ganzen
Wesen; selbst ihre weich« und dennoch
volle Stimme hatte für ihn einen an
nen Augen sich ein Himmel voll Un
schuld und Reinheit zu spiegeln schien;
es war ein Bergnügen, sie so still und
cnmuthig im Schlosse schalten und
loalten zu sehen; ja, das war die echte
deutsche Hausfrau, von der er daheim
schon immer so viel Rühmens gehört!
Wäre sie nicht schon die Braut eines
Anderen gewesen, wahrhastig, er hätte
nicht schwanken und sie als seine
angenehme Verhältnisse gekommen.
So für einen Anderen sich aufzuopfern
und sich einer großen Gefahr auszu
setzen, das thut Niemand so leicht, und
was er von Edwin hörte, machte ihn
vollends zweifelhaft, daß er der Schul
dige sein könne. Der hatkd ja immer
das Leben zu leicht und sorglos hinge
ihm behauptete, und ein solcher Mensch
begeht schwerlich in aller Heimlichkeit
ein todeswürdiges Verbrechen.
Da war noch der Oheim! Sollte der
nicht vor einem Brudermord« jurückge-
die vornehme Ruhe, die sie Alle bisher
gezeigt hatten.
„Ich will morgen nach Amerika zu
dem Mittagessen, als Käthe eben das
Kaffeegeschirr hereintrug. Die Alte
vermochte kaum bei dieser Nachricht
ihre Freude zu unterdrücken, und sie
hätte gern Arnulf zugeflüstert: „Gott
sei Dank!" Aber sie wagte es doch
nicht; der Amerikaner hatte ein so
feines Gehör.
Die Baronin dagegen und ihre bei
' warum willst du nicht Ehren
sels als dein« Heimath ansehen?"
fragt« die Tante in ihrer herzgewin
nenden Weise. „Wir haben dich jetzt
Alle liebgewonnen und wären glücklich,
wolltest. Meint ihr das nicht auch?"
wandte sie sich zu ihren Kindern.
„Gewiß," bestätigte Irmgard, und
sie lächelte freundlich zu ihrem jungen
Vetter hinüber; auch Arnulf fragte mit
jener Offenheit in Wort und Blick, die
an der Wahrheit seiner Aeußerung
nicht zweifeln ließ: „Nun, ich denke,
wir sind allmählich gute Freunde ge
worden und werden es sicher bleiben."
Er reichte Edgar die Hand hin, die die
ser kräftig drückte.
„Ja, das sind wir!" Von all' der
Liebe, die ihm entgegenströmte, er
wärmt und mit fortgerissen, sprach es
der junge Amerikaner viel herzlicher,
als er sonst sich zu geben gewohnt war.
Trotzdem er soeben noch von den
freundschaftlichen Gefühlen für seine
Verwandten erfüllt war, schweiften
froh, daß Niemand weiter auf sie Acht
gab und Alle von diefir seltsamen Idee
wahrt hätte.
(Fortsetzung folgt.)
Scherzfrage: Was iy
Devot. Fürst (auf der Jagd):
„Daß ich doch immer fehle!" Förstes
„Durchlaucht sind eben immer aus
Für die Küche.
Ru fs i Eie r. Pflaumen»
Erkalten der Länge nach glatt durch
geschnitten und auf nicht zu kraß ge
backene Semmelscheiben gelegt. Ueber
Stück Butter und einem Eßlöffel
rührt die Masse 1l> —12 Minuten stark
nach einer Seite.
Spargelsuppe. Der Spar
gel wird vom Köpfchen nach unten zu
lösfel in der Suppen - Terrine 1 Ei
mit 3 Eßlöffeln Rahm gut ab, gieße
dann die kochende Suppe unter schnel
lem Rühren dazu, gebe den Spargel
ebenfalls hinein und richte an.
Ochsenschwanz - Ragbut.
Der reingewaschen« Ochsenschwan»
wird in zweisingerdicke Stücke gehauen.
Zwiebel- und Gelbrübenscheiben, eil»
Dutzend gequetschte Pfefferkörner und
ein Lorbeerblatt dazugethan, Quart
bis drei Tage gebeizt; dann mit eben
soviel Wasser als Beize aufgefüllt un>>
gekocht, bis das Fleisch darin weich ist.
Von 2 Unzen Schmalz, Mehl
scher Art. Nehme 22 Clams, S
Kartoffeln, 2 Zwiebeln, Psunt»
Salzspeck, verHacke dieses zusammen
sehr fein und thue es in einen Topf.
Dann gebe ein Eßlöffel voll Butter,
Salz und Pfeffer, nach Geschmack,
dann thue man in die Elam - Sauce
ein Pint Milch, ebensoviel Wasser, S
Crackers. 1 gestoßene Muskattnuß un>»
noch 1 Theelöffel voll Selleriefamei»
dazu und lasse dieses 4 Stunden lang
sam kochen. Im Falle es zu dick
wird, fügt man noch Wasser hinzu.
Eine halbe Stunde vor dem Serviren
giebt man noch 1 Tasse Sauce und 2
Eßlöffel voll Worcerster - Sauce hin
ein und dann zuletzt noch 1 Glas Noth
wein und 1 Stückchen geschnittene
Rinderbraten im Topf.
Ein Stück von 4—S Psund, am beste,,
vom Schwanzstück eines fetten Rindes,
klopft man sehr gut und spickt es so
dann mit ganz dicken, in Salz unl»
Pfeffer gewälzten Speckstücken. Nun
Kasserolle mit reichlich Zwiebelfcheiben,
etwas ganzem Pfeffer und englisch Ge
würz, 2—3 Nelken und einem Lor
beerblatt, auch wenn man sie hat, eini
gen Speckscheiben, aus, und gießt dann
nicht mehr als Quart Wasser über
das Fleisch, weiches man auf diese
Unterlage gelegt hat, welches man zu
vermindern hat, sowie das Fleisch in'K
Braten kommt. Einen festschließenden
Deckel legt man sofort, oder wenn das>
Fleisch leise zu schmoren beginnt, auf.
man gn!. den Deckel mit 2 Plättbolzen
zu beschweren. Man beschöpft baS
Fleisch nicht, sondern legt es sehr oft
um und gibt es. wenn es gar ist, was
man durch einmaliges Einstechen mit
einer Spicknadel oder einer Gabel fest
stellen kann, schön tranchirt zu Tisch.
Man streicht die Sauce durch ein Siek
und gibt einen Theil davon über daS
Fleisch, während man die übrige in
ein«? Sauciere reicht. Eine halbe
Stunde vor dem Anrichten kann nach
und nach —>/<> Quart an die Sauce
gegossen werden. Man wählt am
besten die sogenannte Kante von»
Schwanzstück, die oben eine dicke Fett
lage hat, und läßt das Fleisch lang
und schmal hacken. Die geschnittenen
Stücke sollen handbreit sein.
Auflauf von Aepfeln. Bon
zwölf bis vierzehn guten, aromati
schen, herzhaften Aepfeln wird mit
Pfund Zucker ein dickflüssiges Apfel
mus bereitet und zum Erkalten gestellt.
Nun rührt man V, Pfund frische But
ter zu Sahne, fügt unter fortwähren
dem Rühren sieben oder acht Eigelb,
das erkaltete Apfelmus, noch knapp ein.
viertel Pfund Zucker, etwas abgerie
bene Citronenschale, zwei geriebene
Semmeln, etwas gestoßene Vanille unt>
den steif geschlagenen Eiwe!ßschn«e
dazu, füllt Alles in eine
chene Auflaufform und bäckt die Speise
im Ofen. 3