Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 12, 1904, Page 2, Image 2

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    2 Melancholie.
Von Wocrncr.
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Brust
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l' ll d' d' Ii
Tlill«.'
Die grosjr Prijr.
Sie saßen in dem traulichen Eckchen
zwischen dem großen Eßtisch und dem
Deister Kamin, in dem ein lustiges
kleines Feuerchen prasselte, um die un
gemüthlichen Herbstnebel, die zudring
lich an den Ritzen der Fenster herum
lugten, zu verscheuchen. Sie, über
eine winzige Filigranstickerei gebeugt,
«r, in andachtsvollem Anschauen se»<
»es jungen Glückes versunken. Plötz
lich aber gab er sich einen kleinen Ruck,
langte in die Taschen seines Hausro
«les, holte eine goldene Dose hervor
And schnupfte. Es gibt nicht' auf
der Welt, was hätte prosaischer sein
können, als eine Prise inmitten dieser
jungen Ehe-Idylle.
wurfsvoller Blick glitt unter den
Wimpern der jungen Frau hervor und
„Otto",' kam es dann zaghaft von
den Lippen der Frau „willst Du mir
nicht böserem, wenn ich Dich jetzt et
„Siehst Du, .nahm nun die Frau
wieder das Wort, „ich will Dir ja
nichts in Deine liebgewordenen Ge
mich. Otto, nicht wahr, Du wirst ja
Otto lachte hellauf.
Ich schnupfe lediglich ein ganz, ganz
thun, so oft nun so oft ich Dich
ansehe."
„Aber, Otto, so etwas habe ich doch
«och nie gehört!"
„Es ist aber doch so, denn Du mußt
wissen, daß ich Dich, mein liebes süßes
verdanke!"
.Otto!" Zwei dicke Thränen quol
len aus Frau Annas Augen und sie
dazu. Denn selber davon anfangen,
das ist so 'ne Sache. Sie ist nämlich
«in ganz klein wenig pikant."
mir das!"
„Nun wohl, so höre. Ich war da
mals noch ein gut Theil jünger als
heut, und mein Herz war entzündlich
wie trockenes Stroh. Was Wunder,
daß ich mich eines schönen Tages in
die reizende Wittwe eines benachbart:»
Gutsbesitzers verliebte. Zogen doch
sämmtliche jungen Männer auf zehn
rosigen Fesseln! Ich aber hatte es
Rivalen auszustechen und die Hand
der jungen Wittwe zu erringen. Aber
alle Liebesmühe schien vergeblich. Sie
begünstigte alle und bevorzugte keinen.
Umsonst plünderte ich tagtäglich meine
Treibhäuser, und überhäufte sie mit
Aufmerksamkeiten aller Art, kein Zei
chen verrieth mir. daß sie mir vor al
2en anderen Bewerbern geneigt sei. Da
heraus und legte sie mir auf meinem
Nachttischchen parat. Ehe ich aber an
das unheilvolle Wert ging, lud ich
Gaste, weihte ihn mit der ganzen See
lenruhe des fest Entschlossenen in
vollbrachter That das Nöthige zu
veranlassen. Er versprach es mir und
gegen Morgengrauen schieden wir.
Ms draußen verhallt
gab einen furchtbaren Knall, und ich
hatte das Gefühl, als ob mir der gan
ze Kopf in Stücke gerissen würde.
Merkwürdigerweise aber siel ich nicht
um, wie ich gehofft hatte, sondern
spürte dafür ein entsetzliches Prickeln
in Nase und Augen, gerade so, als
wenn der Lauf mit lauter Nadeln ge
laden gewesen wäre. Und dann mußte
ich niesen, niesen und niesen, wohl
dreiviertel Stunden lang, und mit
Zorn und Aerger ward es mir klar,
trone entfernt und den Lauf dafür
mit Schnupftabak geladen hatte.
Ich schwur fürchterliche Rache. Als
ich aber endlich ausgeniest hatte, da
wurde es mir plötzlich so hell vor den
Augen und so leicht um den Kopf; es
daraus verschwunden und, um mit
Faust zu reden, die Erde hatte mich
wieder. Ich erkannte, daß ich mein
sen, um mich in der so schnöde miß
achteten Welt so recht nach Herzenslust
ser Zierde meines Gesichtes brauchst
Du also wirklich nicht in Angst zu
Massage als vebenSrette:.
In neuester Zeit scheint die Körper-
Massage, als Gehilfin derChirur -
gi e eine besondere Bedeutung zu er
langen, die interessant genug ist, um
dung von Betäubungsmitteln bei
Operationen u. s. w. in vielen Fällen
beveutende Lebensgefahr herauf? das
Herz mag schwächer sein, als man ver
feme Thätigkeit einstellen! Nun wird
versichert, daß es bereits in drei Fällen
gelungey sei, Personen, deren Herz zu
schlagen aufgehört hatte, mittels der
Massage in's Leben zurückzurufen, und
thes oder des Grades von Nutzen, der
sich von ihr erhoffen läßt. Bis jetzt
aber sind die Aussichten anscheinend
recht günstige.
Steter Wechsel. Baron:
Johann, soll ich den Schirm mitneh
men? Diener: Ja, Herr Baron, ich
weiß selbst nicht. Das ist heut' so
ein komisches Wetter: fünf Minuten
nuten unbeständig.
Immer derielde. Poli
zeibeamter: „Herr Professor, Sie ha
ben also den Dieb gesehen, als er aus
Ihrem Hause lief?!" Professor: „O
ja! Er hatte eine verbluffende Ähn
lichkeit mit Ramses I. aus der 13.
Dynastie der Pharaonen!"
Anders gemeint. A. (zu
einem Bekannten, dessen Frau vor ei
niger Zeit durchgebrannt ist): „Mein
herzlichstes Beileid, lieber, alter
Freund!. . ." B. (betrübt): „Ach, Sic
der da ist?!"
vlnterseeminen für Ittafensebutz.
Wladiwostok-Geschwaders, über des
sen Aufenthalt nichts b«kannt ist, b«-
wahrt. Auch Port Arthur ist mit «i
-nem Gürtel von Minen umgeb«n. Es
Entweder Oder.
zweierlei Weise, entweder elektrisch
oder durch'den Anstoß des Schiffes
selbst (Stoßmine). Das erstere Sy
stem sehen wir in dem oberen Theile
Wir sehen derartig« Minen in dem
unteren Theile des Bildes in der er
sten, dritten und vierten Skizze.
treterin der anderen, vorhin erwähn
ten Gattung sehen. Auch sie wird
elektrisch entzündet. Durch die Er
schütterung des Anstosses wird Queck
silber in Beivegung gebracht und die
siir ihre Bilder bereits Medaillen be
„Was sagst du, Edith?" fragte Ma
„Aber, liebes Kind,' fiel Frau Rapp
scharf ein, „es gehört doch zu den
«in wenig scharf markirtes Gesicht, das
sein charakteristisches Aussehen durch
das energisch«, kurze Kinn und d«n
fest«n Blick d«r blauen Auaen erhielt.
letzten Male zu behandeln."
„Ja, Edith," sagte Frau Rapp trau
rig. „du bekommst meinen theuersten
er hier in seiner Mutier Heim der Erste
gewesen ist. Wir sehen alle zu ihm
auf."
„Ich hoffe, Ernst wird zu mir aus
sehen können," sagte Edith ruhig. Sie
zischte Grete.
Frau Rapp schüttelte ihren schönen,
alten Kops mit dem silberweißen Haar
und seufzte schwer.
„Wenn ich geheirathet hätte, dann
weiß ich, daß ich für meinen Mann al>
Edith!'
Frau Rapp nickte ihren Töchtern zu:
„Ich glaube, wir machen die Säume
besser." . h ch
Edith hatte Lust zu lachen, l^inz-
Es klingelte.
„Das ist Ernst," erklang es im
Terzett.
„Hat er keinen Schlüssel?" fragte
Edith.
,O ja," Marie lachte, „gewiß hat er
Edith wurde blaß. Sie hätte doch
den Rücken klopft« und ihm Kosenamen
„Guten Ab«nd, Mamachen!" Ernst
Gott, Gntelmaus." Die Familie Rapp
küßte sie.
Mutter zu bleiben, so solltest du dich
„Aber Edith ....! Und die zwei
Ernst sich ins Mittel. „Du hast doch
was, Miezekatz?"
„Was willst du gerne haben, Bubi?"
„Weiß nicht so recht."
Edith hatte sich erhoben.
„Adieu, Mama," sagt« si« steif.
„Wahrscheinlich."
liche Ecke."
diesem Abend an sich ziehen wollte, saß
sie ganz steif, beinah« gefühllos da. Er
hätte si« gerne gefragt >v«nn «r sich
nicht gtfiirchtet hätt«.
Sie setzten sich an der Esplanade
nieder. Es hatte schon zu dämmern
Starke sein, und nun fiel diese Auf
gabe ihr zu.
„Ernst," sagte st« leise, „wann iver-
Edith. Du weißt ja selbst, daß alles
herbe klang:
„Ja, ich weiß es."
„Nun, siehst du und das ist eine
„Ab«r, Edith—"
ist das härtest«, häßlichst« Wort, das
ich kenne, ausgesprochen, es mußte
ausgesprochen werden. Es hat mir
und es hat meine Liebe b«inahe getöd
tet."
Sie sprach heftig, siogweise, damit
die zurückgedrängten Thränen nicht
doch hervorbreck>en sollten. Jetzt sah
sie ihn an und bemerkt«, daß große,
Ilare Tropfen über seine runden, ra
then Wangen rollt». Etwas wie
maßloser Groll kochte in ihr auf, als
sie ihn so sah, still und geduldig, wie
ein eingeschüchtertes, gezüchtigtes Kind.
Sie folgte mechanisch den Linien sei
ner großen, kräftigen Gestalt, und eiir
verachtungsvoller Zug glitt über ihr
Antlitz.
„Du hast zu wählen," sagte sie.
Er schluchzte.
„Edith, Geliebte, ich kann nicht,
nicht jetzt. Laß uns bis zum Frühliqz
warten, dann will ich sehen, es einzu
richten trachten
„Acht Jahre lang habe ich geglaubt,
daß hinter deinem Wort ein Mann
steht, Ernst. Ich habe Vertrauen z>»
dir gehabt, das ist.das Beste, was ein
Mensch dem anderen geben kann."
„Ich habt dein Vertrauen niemals
getäuscht."
„Doch, das hast du. Dein Wankel»
muth, deine Unlust, die warme Ofen
ecke zu verlassen, deine Bequemlichkeit,
dein Gehenlassen, all das hat meine
Zweifel geweckt. Und stehst du, ja,
das weißt du übrigens ohnehin: ich ge
höre nicht zu den grauen, di«. wenn st«
lieben, die Forderungen ihrer eigenen
Persönlichkeit aufgeben. Meine Ge
danken müssen sich frei entwickeln, und
ich dir nicht schon früher gesagt habe,
daß die Künstlerin in mir auf diese
Mise untergeht. Wer schaffen soll„
braucht Ruhe, und durch fünf lange
Jahre habe ich kaum einen Tag gehabt,
an dem der Gedanke an die Zukunft
mich nicht beschäftigt und geängstigt
hat.
„Ist das mein« Schuld? Du weißt,
daß ich mich auch gesehnt habe?"
„Ja, aber ganz gedämpft, ein Weib
sehnt sich anders."
„Eine bestimmte Entscheidung."
.Edith!" er war sehr blaß, und
seine gutmüthigen, blauen Augen ve
gegneten angstvoll den ihren. „Ich
bin in letzter Zeit gezwungen gewesen,
»Ich habe lange genug gewartet."
„Edith, Geliebte, ich kann nicht ohne
dich leben." Er wollte sie umarmen,
aber sie entzog sich ihm, nicht mehr hef
tig, nicht zornig, sondern still, so wie
loslöst. „Edith, Liebst«, hab« Geduld
mit mir, verlaß mich nicht! Was soll
da aus mir werden?"
Sie antwortete nicht, sie dachte an
die ersten lichten Jahre, sie versuchte
noch einmal, den Ernst voll männli
cher Stärke, Kühnheit und Zärtlichkeit
zu sehen, den sie mit der warmen In
nigkeit ihrer Natur geliebt hatte, aber
die lichten glitten von ihr
sie noch einmal feine tiefe, klangvolle
Stimme. Und plötzlich kam ihr der
Gedanke, ab der Schmerz vielleicht sei-
Sie hatte den Ring von ihrem Fin
ger gezogen, nun hielt sie ihn in die
Luft und sah ihn wehmüthig an.
„Glaubst du, daß Liebe sterben
„Aber dann dann, Edith.
den kann, Edith?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, nein, nie mehr in dasselbe
zurück. Du gleitest wieder in deine
Gewohnheiten hinein, und ich, du, ich
habe doch Flügel, das ist mein Stolz,
ach, hätten sie doch uns beide tragen
Hastig schlang sie d«n Arm um sei
nen Hals und küßte ihn leiden-
wnge. Dann erhob sie sich.
du das kannst..." war das letzte, was
sie in verzweifelter Klage hörte, als sie
in ihrer gewohnten, aufrechten Hal-
Macht zurückgehalten zu werden, die
stärker war als ihr Wille.
Ein gemüthlicher Rei
nen nichts kaufen kann und überdies
heute sehr beschäftigt bin. Was wollen
Tie also noch?" Reisender: „Nur noch
müßt' mich vor meinem Dienstmann
zenir'n, wenn ich allweil so schnell aus
den Läden bin!"
Geeignet« Lektüre. Hei»
rathsv«rmittl«r (der eben beschäftigt
ist, zu dem eintretenden Kunden):
.Bitte sich einen Augenblick zu gedul
den; hier haben Sie inzwischen die
Zinsberechnunzstabelle!"