Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 05, 1904, Page 2, Image 2

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    2 Ein weiser Urteilsspruch.
Der Schindlbauer von Ried in der
Gemeinde Tegernsee war ein von Na
tur gutmüthiger und verträglicher
Mensch, aber sein Weib hatte mit ihrer
nicht Aussteuer auch
„Was wollt Ihr, Schindlbauer?"
„Gnaden Herr Landrichter -- i
kr," rief das Weib, „der Mo' is seiner
Lebtag scho' rappelköpsisch."
„Hört's es?" versetzte der Bauer.
„I bin rappelköpsisch! Soll ma's nit
aus'n Kops wirft. Dös Marterleben
„Mir is's recht!" keifte das Weib;
„Natürli, so an' Loamian werd' i
inei' Fleisch und Bluat überlassen,"
Hersetzte das Weib höhnisch.
„Mei' Fleisch und Bluat sans!"
schrie der Bauer. „Bei mir bleib'ns.
I bin der Vaier, daß d' es woaßt."
„Und Id' Muatta, daß d' es
woaßt."
„Ruhig!" rief jetzt der Landrichter,
der sich des Lachens über den Disput
des Ehepaares nicht enthalten konnte.
„Wie mir scheint, habt Ihr Eure Kin
der recht gern?"
„I scho'!" entgegnete die Bäuerin.
„I hon's viel liaba!" schrie der
Bauer. „I hon's aufg'ammelt und
ausg'wiegt."
„Nun, dann mein ich, Ihr sollt Euch
wieder aussöhnen. Wegen so kleinli
chen häuslichen Zwiespalt läßt man
sich doch nicht scheiden."
meine Deandln."
.No'. so sollst oa' Deandl hab'»."
sagte die Frau; „aber zwoa Kinder
Der Landrichter schrieb an dem
Protokoll, während dessen sich die Ehe
leute abscheuliche Gesichter zuschnitten.
Kinder beansprucht, in
daß den beiden Ehegatten .dieselben
Rechte zu gestatten seien, daß aber,
wenn man einem derselben zwei Kin
der abjudizirt, der andere höchlich be
schädigt wird, da ihm nicht die gleiche
Facit Immer vier ergiebt, aus diesem
Grunde lautet der gegenwärtige Rich
terspruch: Das Gesuch des Schindl
bouer'schen Ehepaares ist auf unbe
stimmte Zeit zu vertagen, so lange, bis
ihm zu den dreien ein viertes Kind ge
boren worden sei. Alsdann erst stünde
ihm die Weiterführung deS Prozesses
frei. Die Kontrahenten bestätigen
durch Unterschrift ihr EinVerständniß
mit diesem Spruche x. x."
Gefallen hat dein Paar dieser
Spruch durchaus nicht, aber «s ge
traute sich nicht, das dem Landrichter
gegebene Wort zu brechen und so un
terschrieben die Beiden mit herber
Miene. Dem Richter dankten Beide
nicht.
Zu Haus« ging der Spektakel von
Neuem an. So ging fast ein Jahr da
hin, da kam auf einmal der Storch
im Sonntagsstaate nach Tegernsee,
um beim Pfarrer die Kindstaufe an
zumelden. Er begab sich dann auch
auf's Landgericht. Der Landrichter,
von dem Vortommliiß schon theilweise
in Kenntniß gesetzt, rief dem Ankom
menden zu:
wie mei' Wei' is, giebt's nimmer!
Vier moant's, san's? Nit wahr is 's!
Zwilling hat's auf d' Welt bracht
Mädeln?"
Aber a Bitt hätt' i halt,
stell bei dö zwoa Bamsen übernehma
woll'n?"
g'schaut hat. Vergelt's Gott dafür!
Moderne Tchleiermode».
D«r Schl«i«r ist immer «in wichtiger
Bestandtheil der Toilette gewesen,
schreibt ein englischer Modebericht, und
an d«r Rückseite des Hutes fallen zu
lassen und unter dem Kinn zu einer lo
sen Schleife zu binden. Zu solchen
Schleiern «ignet sich Crepe de Chine
mit «iner Bordüre aus Spitzen appli
qu<! »der Chenissetupfen. Die Mode
verlangt, daß die Schlekr der Farbe
des Hutes entsprechend gefärbt wer
lich in allen Schattirungen. Russifch«s
Netzgewtbk, Crepe 'de Chine, Chiffon,
Netzgewebe mit Zupfen, Spitzen und
Wladiwostok.
Wladiwostol lautet, 1860 als
Des Mondscheinlers Tochter.
1.
Es war schon mehrere Jahre her,
daß in den Pine Mountains keine Re
gierungstruppen mehr aufgetaucht,
und keine Razzias mehr auf
„Mondscheinler" oder steuernflüchtige
Schnapsbrenner unternommen worden
waren, obwohl selbige ihr Handwerk
noch keineswegs ganz an den Nagel
gehängt hatten. Daher war der
Sheriss Culpepper von Cataloochee
überrascht, als er eines schönen Mor
gens die Benachrichtigung erhielt, daß
ein Trupp Soldaten abgesandt wor
den sei, um der Mondscheinlerei in die
ser schönen Kentuckyer Grenzgegend ein
Ende zu machen. Und seine Ueberra
schung war eine recht unangenehme,
zumal ihm gleichzeitig mitgetheilt
wurde, daß es besonders auf die Haft
nahme von Jim Bradberry abgesehen
sei. Denn er erinnerte sich an ein Ver
sprechen, das er vor beinahe zehn Jah-
Damals hatte Bradberry den Bru
der des Sheriffs, ganz mit Kugeln ge
spickt, den Berg herab gebracht und ihn
sicher über die Furth und über die
Staatsgrenze in den Nachbarstaat be
sörd«rt, wo er mehrere Monate spä
ter eines sanften Todes starb. Richard
Culpepper hatte damals Bradberry in
die Hand gelobt, diesen Liebesdienst an
seinem Bruder nie zu vergessen und bei
erster Gelegenheit zurückzuzahlen. Er
war freilich zur Zeit kein Sheriff und
dachte auch nicht daran, es zu werden.
Und jetzt stand er vor einem sittlichen
und praktischen Conflikt: Sollte er
sein Amt oder sein Versprechen preis
geben? Er dachte auch daran, daß das
Geld, welches ihm sein schönes Häus
chen gebaut hatte, zum guten Theil
von dem Mondscheinler - Geschäft ge
kommen war, das sein biederer Vater
betrieben, und sein Bruder weiterge
führt hatte, bis der Tag der verhäng-
Den ganzen Tag grübelte er über
die titzliche Frage nach und kaute nach
es schon dunkelte, glaubte er, «wen gol
denen Mittelweg gefunden zu haben.
Er sattelte sein Pserd und begann den
Fünfzehnmeilen - Ritt den Berg hin
auf zu Jim Bradberry. Es war ein
unwirthsamer Weg, wenn es über
haupt ein Weg zu nennen war. Oes
ters hatte er abzubeizen und um ir
gend einen Tannenbaum
oder um Steingeröll herum, welches
der letzte Sturm über den Pfad gewor
fen hatte, vorwärts zu tasten. Zum
Glück war mondhelle Nacht; aber ge
rade deswegen hatte er feinen Schlapp
hut tief über das Gesicht gezogen.
Hinter ihm donnerte der wirbelnde
South Fork. Aus einem oder zwei
Blockhäuschen, an denen er vorüber
kam, sahen ihn neugierige Blicke nach;
die mit weißem Zeug bedeckten Tabak
beete hinter diesen Blockhütten sahen
im Mondlicht beinahe wie Friedhöfe
aus. Ungeduldig spornte er sein Roß.
Die Thür des Häuschens öffnete sich
ein wenig. „Ei, das ist ja Dick Cul-
lajewsk hierher. Als Wladiwostok
es 73VV Einwohner; seit 1888 Haupt
stadt des Küstengebietes, vermehrte sich
1891 Ȋhlie es deren 38, VW, darunter
L 4.700 Mann Militär. Es ist als Fe-
Ter Sheriff strich eins an. . „Jin
hellte, konnte Dick jetzt erst Jim sehen;
than, und ich thue es sogar auf
Onkel Sam's Kosten. Du weißt,
was es für einen Sheriff Heißt, eine
Morgen um Mitternacht geht's los.
Wenn Du meinen Rath folgst, machst
Du Dich aus dem Staube, für Dich
sind besondere Haftpapiere ausge
stellt."
Jim's Augen zeigten erst Dankbar
keit und dann Verlegenheit. „Wie soll
ich denn fort mit meinem Rückenweh,
Der Sheriff wandte sich um und
schritt der Thüre zu. „Thu', was Du
willst," sagte er, „Du bist gewarnt,
und von jetzt an muß ich der Todfeind
der Mondscheinler sein. Gesetz ist
Gesetz." ' s d
bemerkte er noch, „aber besser ist's, Du
verziehst Dich bei Zeilen!"
Damit ging er hinaus, band sein
daten wollten, darüber konnte kein
Zweifel sein. Der Sheriff hatie sein«
Popularität nicht dadurch erhöht, daß
Er suchte in der Kneipe seines
ner sollten den Platz. Aon Zeit zu
Zeit war ein angstblasses Frauengesicht
in der Thürspalte zu bemerken, und
der eine oder andere der Männer wur
de hinausgerufen. ob er vielleicht
Nachrichten vom Gebirge geben könne.
Doch verstrich die Nacht in dem
Städtchen ruhig.
Gegen Morgen ritt der Sheriff
heim. Sein, nach Gebirgler - Begrif
fen palastartiges Haus lag ganz am
Ende des Städtchens und ein gutes
Stück vom Landwege zurück. Seit
von Wladiwostok ist 7 Meter tief, hat
Er brachte sein Pferd in den Stall
Die Gebirgler sind
keine Muster von Gefetzesliebe,
aber das siebent« Gebot haben si« st«ts
heilig gehalten.
und hustete absichtlich stark.
Das hatte die gewünschte Wirkung.
Das Mädchen erhob den Kopf, rieb
du Augen und sah d«n Sheriff verle
be»."
Fast jedes Wort, das sie sagte, war
dem Sheriff ein neues Räthsel. Sein
„Ich bin Jinny, Pappy's Tochter,"
wenn er in Ihrem Bett schläft? Er
schlafen gebracht."
Der Sheriff stöhnte. Also unter
seinem eigenen Dach und sogar in sei
nem Bett lag der Haupt - Missethäter!
Kronleuchter auf.
Er öffnete die Thür des nächsten
Zimmers. Jim, der schon wach ge
sicht, „Ei, «i. Dick," sagte «r, „das
titzelt Dich wohl etwas? Aber da die
Regierung so sehr nach mir aus ist,
und Du ihr Vertreter hier bist, hielt ich
es für das Beste, zu Dir zu kommen.
Was hättest Du erst gelacht, wenn Du
die Soldaten den Berg hättest hinaus
den sie auch verflucht wenig. Ich habe
Jinny das Pulver gegeben, und sie
Hot die Distille hoch genug auffliegen
lassen."
„Und wie kommst Du gerade hier
her?" fragte der Sheriff in energische
rem Tone, „weißt Du nicht, daß ich
Dich in's Courthaus lootsen muß, so
wie es Tag ist? Hast Du nicht Freun
de genug in Cataloochee?"
Sublimat m Haus,
Nochmals hielt der Sheriff, sich nie
dersetzend, mit sich selbst Kriegsrath;
aber es kam nichts dabei heraus. Es
der Küche machte und das Theekessel
chen aufstellte. Aber Jinny hatte ihn
ihrem Vater, und dann setzte sie sich
dem Sheriff gegenüber zum Frühstück.
So gut hatte Culpepper schon lange
nicht mehr das Frühstück geschmeckt!
Es erinnerte ihn an die schönen Tage,
hatte hier keine Evastochter mehr ge
waltet.
Beide futsch."
Rad, es ging nicht anders, und ich habe
es meist für Jinny gethan."
Der Sheriff sattelte auf und ritt in
Er kannte jeden Einzelnen.
Erst Abends kam er wieder heim.
Es war k«in Zeichen von Leben an sei
hatt« ohnedies oft das Feuer im Ofen
Jinny öffnete die Thür. „Ich habe
sagte sie; .das Abendbrot ist fertig."
Hause heimisch zu fühlen.
Beim Essen hört« Jinny's scharfes
Ohr ein«n Laut. „Hsch!" sagte sie,
Instinkt der G«birgl«r, und de: She-
An der Vorderthllr klopft« es. D«r
Er muß hier im Haus eines Freundes
sein. Ueber di« Furth konnte er nicht
kommen; dort hatte ich einen Wachpo
sten. Wir wollen also jed«s Haus im
Orte durchsuchen. Ihres brauchen
wir wohl nicht nachzusehen" er
lachte treuherzig „aber Sie sollen
mitkommen."
„Einen Augenblick," erwiderte Cul
pepper, „ich will mein«n Hut holen.
Werde dann gleich mit dem Pferd« an
Er ging in die Küch« und in die
Stub« zurück. „Jinny," flüsterte er.
„nur immer ruhig und kein Licht!"
Die Haussuche dauert« die ganze
Nacht hindurch. Aber vom Edelwild
keine Spur!
Dz ,
ließ nur eine kleine Wache am Gefäng
niß zurück. Culpepper begleitete di«
Soldaten eines gutes Stück den Berg
g-faßt.
sitzen, an derselben Stelle, wie in jener
ersten Nacht. „Jinny," sagte er zö
gernd. „wir müssen heute Nacht über
Möbelstück, über jeden Zierrath der
Stube schiveisen, wo sie die erste Idee
rem Vater Beistand zu leisten.
D«r Sheriff macht« zw«i Pferd«
bereit. Es dauerte noch zwei Stun-
Culpepper hob Bradberry auf das
eine Pferd. „Ich hab« nur di« zwei
Pferde," «r; „Jinny wird Hin
di« Furth.
Bruch erreichte man den nächsten Ort
des Nachbarstaates. Es war auch Zeit;
Bradberry konnt« sich kaum mehr im
Saiiel halten.
abgeküßt!'"" "Globen und
sein „Weh" die Rast.
Als er aber hörte, daß Jim das
Zeitliche gesegnet hatt«, ritt er sofort
und dann kam er glückstrahlend mit
liner „Mrs. Culpepper" zurück, ge
borene Jinny Bradberry.
—und wie kommst Du denn indies«
Familie?!"
Culpepper vertraute ihm unter dem
üblichen Siegel der Verschwiegenheit
Alles an. Natürlich sickert« die Ge-
Sheriff an.
Absichtlich mißverstan
de n. Kellnerin: Herr Doktor es
thut mir leid, aber es stehen noch sech
zehn Schoppen von gestern. Stu
dent: Na, die werden wohl unterdes
—E s st iin mt. Junge Frau (di«
gegen das Verbot ihres Mannes selbst
gekocht hat, kostend): Daß die Verb»»
lieber ist! Ich sehe: Stichwahl erfor
derlich.
Die Badereise und ihre
Ursache. Leutnant: Es greift zwar
meine Kasse an, aber vielleicht finde
ich im Bade die Frau zu der Mitgift,
Aus Backfischchens Ta
gebuch. „Im Hause der Tante wohnt
ein Schlächter, wo ich ein Schweine
schlachten sah. Der Metzger schnitt
das Thier in den Hals und mir tief in
die Seele."