Stürme. Roman von Ludwig Hakicht. (2. Fortsetzung.) „Seht einmal, wie groß und hübsch «uer Töchterchen ist. Darauf könnt ihr stolz sein" und di« großen, unru hig funlelnden Augen des Mannes schweiften musternd über die liebliche, onmuthige Erscheinung des jung«n Mädchens hinweg. „Wahrhaftig, du bist ganz reizend, und ich wundere mich gar nicht, daß du dir schon einen Bräutigam gekapert hast. Na, werde nur nicht roth, kleines Ding!" setzte er laut auslachend hinzu: „Ich Hörle schon unten davon munleln, daß es hier morgen ein- Verlobung geben soll, und ich sreue mich, daß ich da gerade hineinfalle. Also ich wünsch' dir Glück;" er packte ohne weiteres seine Nichte beim Kopf und drückte «inen herzhaften Kuß auf ihre Lippen, noch «he diese seine Absicht ahnen und ihm ausweichen lonnl«. Ihr verlegenes Errölhen suchte er mit den Worten niederzulämpfen: „Ich bin ja dein Onlel und selbst dein Bräutigam könnte es mir nicht wehren, wenn ich dich zurßegrllßung ein wenig abküsse: aber wer ist der Glückliche, der sich ein solch' hübsches, reizendes Kind erobert hat?" setzte er in seiner stürmischen Weise rasch hinzu. „Er ist so zurückgelommen. wie er damals gegangen ist." dachte die Ba ronin und als ihr Gatte sowohl wie Irmgard nicht sogl«ich mit der Spra che herausrücken wollten, gab sie in ihrer ruhigen, gelassenen Weise die Antwort: „Graf Kurt von Bredow" und doch bebten heimlich ihre Lippen. „Ist das ein Sohn unseres Nach bars, tes Grasen Bredow?" fragte der ehemalige Majoratsherr hastig, seine Blick« ruhten dabei in gespann ter Erwartung auf den Anwesenden, als er nicht sogleich eine Antwort er hielt, malte sich doch auf seinem von Wind und W«tter arg heimgesuchten Antlitz -ine gewisse Bestürzung ab, dann aber wußte er sie schon mit ge wohnter Entschlossenheit zu verscheu chen, und er setzte hinzu: „Um so bes ser, dann fährt ein großer Schwamm über die alte Geschichte." Der Baron räuspert« sich und wollte etwas entgegnen: aber seinem Bruder war die große Verlegenheit nicht ent gangen, die sich plötzlich seiner Ver wandten bemächtigt hatte und er fragte von Neuem: „Der alt« Gras Burkhard grollt mir wohl noch im mer?! Das sieht ihm ähnlich! Er war von je so nachtragend und hat mir niemals recht gefallen wollen. Nun, ich kann ihm ja aus dem W«ge gehen," setz!« er rasch hinzu. „Und das Beste ist, ihr sagt ihm gar nicht erst von meiner Anlunsl, denn lange werde ich's ja doch nicht bei euch aus halten." „Du willst zurück? Du willst jetzt nicht für imm«r in der alten H«imath bleiben?" fragte der Baron ganz ver wundert. „Selbstverständlich bist du von heute ab hier wieder herr," fügte er ohne das geringste Zö gern hinzu und auf dem feinen, aus drucksvollen Antlitz der Gattin tonnte man deutlich lesen, daß sie ganz der selben Ansicht war. „Unsinn, denle ja aar nicht daran." rief der älteste Bruder in seiner un gezwungenen Weise aus, lue verrieth, daß er durch den langen Aufenthalt im Westen 'Amerikas jenen weltmän nisch«» Schliff und jene Umgangsfor men verloren hatte, die in früheren Zeiten bei all' seiner leidenschaftlichen Wildheit noch immer den Aristokraten belundet hatten. „Eure großen herr lichen Siege haben mich mit unwider stehlicher Gewalt in di« Heimath ge lockt. Ich mußte mein Vaterland wie dersehen. auf das jetzt die ganze Welt mit Bewunderung blickt. Ach, ich sa ge euch, mein altes Herz ist noch ein mal jung geworden, es schlägt Höher bei dem Gedanlen. daß die Deutschen solche Hellenthaten verrichtet sich dabei so trästig auf feine breite Brust, daß es dröhnte. „Aber wirst du nicht einer Erfri schung bedürfen?" fragte jetzt die Ba ronin, „verzeihe mir, daß ich nicht eher „Da sage ich nicht nein. Ich gestehe ehrlich, daß ich einen tüchtigen Hunger mitgebracht hab' und tvenn ihr mir beim Essen, wie ich hosse, Gesellschaft leisten wollt, so können wir gemüthlich weiter plaudern. Ich habe euch viel zu erzählen und ihr gewiß mir auch;" jetzt bot er doch mit jenem ritterlichen Anstand, den er „da drüben" noch nicht ganz verloren hatte, seiner Schwägerin den Arm, um mit ihr den Speisesaal aufsuchen. Der Baron und seine Tochter folg ten den Voranschreitenden mit Gedan len und Empfindungen, über die sie sich in diesem Augenblick selbst noch keine klare Rechenschaft geben konnten. Das plötzlich« Auftauchen des längst Verschollenen war beiden noch immer wie «in Traum: sie mußten sich erst daran gewöhnen, daß es Wirklichkeit sei- 2. Die Morgensonne war noch nicht über den Kiefernwald emporgestiegen: sie sandte nur neugierig ihre ersten Strahlen zu dem hohen Giebeldach hinauf, das wie ein« ri«sige, dunkel rothe Mütze über das breite Gebäud« gestülpt war. Hausen ließ, das mochte dem ersten Er bauer des Schlosses vorgeschwebt ha ben und dies war auch erreicht Kor den. Epheu und wilder Wein hatten sich über die beiden Stockwerke beinahe war der einzige, äußere Schmuck, des sen sich der Herrensitz des Grafen Bre dow rühmen konnte, wenn nicht viel große Ballon, der sich cm mehreren Fenstern des ersten Stockwerkes hin zog, doch als Schmuck mitzählen durfte. An der Nordfeit« des Schlosses be fand sich auch der von einer hohen Mauer umzogen«, ziemlich große Vor garten, der mit seinen gradlinigen Wegen und seinen wenigen Bäumen nur geringen Schatten bot: dafür tonnten die Blumenbeete, auf denen bereits Hyazinthen und Prime'n ihre bunten Köpfe emporstreckten, um so besser gedeihen. Sin gerader Fahr weg führte vom Schlosse zu der Land straße. die ein hohes, eisernes Thor von dem Garten, der einen ziemlich nüchternen Eindruck machte, ängstlich absperrte. Auf der Mittagsfeite trennte ein weiter Hofraum das Schloß von den niedrigen, langgestrecktenWirthschasts gebauden, die zivei Flügel beinahe zu dem gräslichen Herrensitz schickten, der lig umfaßt wurde. Auf dem äußerst sauber gehaltenen Hofe war es, trotz der frühen Morgen stunde, schon lebendig. Mägde lamen bereits mit den vollen Melkeimern aus den Ställen und suchten eiligst im Milchleller des Schlosses zu ver schwinden; sie hatten zwar nicht den Herrn Grasen selbst bemerlt, aber es war ihnen doch gewesen, als ob dort in der Scheune bei der Dreschmaschine der lange, blond«, ihnen nur zu wohl bekannte Schnurrbart dxs gnädigen Herrn im Morgenwind« geweht habe und das genügte schon, um den Dir nen flinte Beine zu machen. Dort, vor der durch Dampf getrie der Graf wirklich, den breiten Rücken d«m Hofe zugekehrt. Sein- scharfen, grauen Augen verfolgten achtsam jede psenden Ungeheuers, während er dem Arbeiter, einem kurz gedrungenen, stämmigen Burschen, seine Befehle er theilte. dann verließ der hochgewachse schastsraume aufzutauchen und nach der Ordnung zu schen. Wehe demje nigen, den der gnädig« H«rr Graf auf einer Nachlässigkeit oder gar faullen zend ertappte, dann sauste gewiß die Reitpeitsche, die seine beständige Be gleiterin war, auf den Rücken des Schuldigen sehr ungnädig herab. Ob Knecht, ob Magd, beim Grafen Bre dow gab es in diesem Puntte leine Ausnahme. Alle Dienstlcute fürchteten den Schloßherrn: si« mochten ihn sogar heimlich hassen: der Gras wußte es; aber sie zeigten ihm eine fast hündische Unterwürsigleit und das allein war es, was er angestrebt und zu seiner großen Genugthuung auch erreicht hatte. „Die Wenden vertragen leine ander« B«handlung, sie >verden sonst übermüthig und saul" diese An schauung war die Richtschnur gewesen, die schon seinen Vater gel«it«t und die «r sich ebenfalls zu eigen gemacht hat te, als ihm durch das Hinscheiden des theuren Mannes hier die Zügel der Herrschaft in die Hände gefallen wa ren. Seit Jahren schon hatte Graf Bredow nur noch selten Veranlassung, von seinem kräftigen Erziehungsmit tel Gebrauch zu machen; die Leute hat ten gelernt, sich zu fürchten und trotz ter das harte Joch ducken, das ihnen hier auferlegt würd«: d«nnoch behielt der Gutsherr die alt« Gewohnheit bei. und auf seinen Gänosen durch die Wirthschaftsräume blieb die mächtige Reitpeitsche seine ebenso getreue Be gleiterin wie auf seinen Ausritten durch die F«lder und der Rücken eines nachlässigen Knechtes machte wohl w«it leichter die Belanntschaft dersel ben, als sein getreues Roß Jetzt war der Rundgang beendigt: der Graf warf noch ein«n letzten mu sternden Blick über d«n ganzen Hof raum: er lonnte nichts entdecken, was seinen Tad«l verdient hätte, und nun wanderte er mit denselben langen ha stigen Schritten, mit denen er gekom men war, d«r kleinen Pforte zu. die auf der Morgenf«it« zwischen Schloß und Zaun angebracht war; er zog ei nen Schlüssel, öffnete und stieg nun einige Stufen hinauf, die zu «inem llein«n Treibhause führten. Seltsam genug, dieser .Hüne, dessen ganzeErscheinung nur zu deutlich rer rücksichtslos aufzutreten und in dessen von Wind und Wetter gebräuntes An tlitz sich selten «in« weichere Regung zu verirren schien, war «in leidenschaftli cher Blumenfreund. Hier war der Herr Graf ein ander«r; d«r scharfe, durchbohrende Blick, der forschend überall umherschweift« und blitzschnell jede Unordnung entdeckte, rxrlor sich beim Betreten des kleinen Treibhau ses und die großen, grauen Augen, die eben noch alles mit unerbittlicher Strenge gemustert hatten, ruhten jetzt förmlich mild und zärtlich auf s«in«n t«n. Der Graf hatte die Stöcke selbst oku ' lin, »01l stolz«! Freude «cht« sein« nere Rosen als diese Marschall Niel „Ach, sind die heut schön!" glitt über das harte Antlitz des Gra sein« Frau den Blümenduft, so sog er, ohne ein Wort zu sprechen, mit sicht lichem WohlgesSllen das überschwäng dele; dann nahm er ohn« weiteres ihr gegenüber am FiXihstückstische Platz. hast wohl schon gewartet?" fragte er, seine hart«, rauhe Stimme zu mög lichster Weichheit zwingend; er sah dabei nach der Uhr. „Wahrhaftig, ich habe mich heut ein wenig verspätet." „Das thut gar nichts," entgegnete die Gräfin in ihrer freundlichen, ein schmeichelnden Weise. „Wenn du mir solch' herrliche Rosen mitbringst, war te ich gern noch länger." mennärrin!" rief er lachend aus, und seine Blicke schweiften dabei halb mit leidig spottend, halb anertenncnd über das noch immer frische, blühende Ant litz seiner Gattin, die trotz ihrer sechs unddreißig Jahre selbst an eine voll erblühte Rose erinnerte; dann aber widmete er sogleich sein« ganze Auf merksamkeit dem reich besetzten Früh stückstisch, denn er hatte auch heut wieder, wie immer, schon in dieser auch das Lächeln, das um die vollen, blühenden Lippen seiner Gattin spiel te. Ach, er wußte ja nicht und brauchte es auch nicht zu wissen, daß sie nur ihm zu Gefallen eine so schwärmeri sche Blumenfreundin geworden war; der sonst so scharfblickend« Mann hatte daoon so wenig eine Ahnung, wie davon, daß sein« Gattin, die er nicht nur körperlich, sondern auch gei stig weit zu überragen glaubte, doch all ihren weiblichen Scharssinn aus wandte. um mit einem so schwierig zu behandelnden, scharf ausgeprägten Eharaller dennoch in Harmonie zu lommen. Tie Grafen Bredow, die sich vor ei nem Jahrhundert hier in der Lausitz angesiedelt, hatten ihre Eigenart, die sie aus der märkischen Heimath bracht, nicht abgestreift: im Gegen theil, im Kampf mit dem fremden störrischen Element waren sie so scharf, hart und rücksichtslos aufgetreten, als sie es für nöthig gehalten: sie hatten hier ein eisern Regiment geführt und waren stets mehr gefürchtet als ge liebt worden. Der jetzige Besitzer von Lindenau hatte leine Ausnahme ge macht, wenn er nicht die Zügel der Herrschaft noch etwas straffer angezo gen als seine Ahnen. Auch die erste Ehe des Grafen Bre dow war leine glückliche gewesen. Sein« Gemahlin hatte das schroffe, hart« Wesen ihres Gatten nicht ertra gen lönnen: sie war eine zu stolze, echte Aristolratin gewesen, die sich selbst vor ihrem Manne nicht bücken gewollt: «s war schon in den ersten Jahren ihrer Ehe zu heißen Kätnpsen gelommen, man dachte bereits an eine Scheidung, da erlöste t«r Tod di« Gräfin von Fesseln, die sie nur wider willig getragen: sie hatte ihrem Gat ten zwei Kinl«r. einen Sohn und eine Tochter, geschenkt. Der Graf war schon nach «inem Jahre zu einer zweiten Ehe geschni ttn. Diesmal si«l seine Wahl auf ein« schlesisch« Baroneß, die nichts wei ter besaß, als ihren alten Adel und ein hübsches, srisches Gesicht und «ine schlanle. BiegsameGestalt, denn sie war die älteste Tock>t«r «ines mit vieltn Kindern gesegneten Barons, der aus seinem kleinen Besitzthum wacker zu lämpsen hatte, um sich mit skiner zahlreich«» Familie g«rad« üb«r d«m Wasser zu halten. Für die arm« junge Baroneß war es wohl ein großes Glück. daß der rei che, angesehene Gras Bred»w sie zu seiner Gattin machen wollt«, und doch hatten die Eltern nicht ohne Besorg niß das Geschick ihr«r Tochter einem gut Kirschen essen sei. Alle Borstel- Ansichten so leise und allmählich um zubiegen. daß er selbst nicht die ge ringste Ahnung hatte, wie seine so schroff und schneidig vorgebracht« «rste werden. All sein Denken und An schauen fand ihr« lebhafteste Zustim mung; sie schien völlig von seinem überlegenen G«ist« unterjocht zu iver den und keinen eigenen Willen zu ken nen; der Graf war deshalb nicht »ve nig stolz und glücklich darüber, in sei ner zweiten Lebensgefährtin eine Frau gefunden zu haben, über die er eine solch unbedingt« H-rrschaft auszuüben vermochte und g«rade das war das Band, das den sonst so rücksichtslosen Mann an seine Gattin fesselte. In des Grafen, der so mitleidslos alle Schwächen und Dehler seiner Mitmen schen entdeckte und sie schonungslos ta delte, besaß sein« Gattin nicht «inen Fehler, den er nöthig gehabt hätte, ihr abzugewöhnen. Sie war ihm das Muster einer Hausfrau. Die früher so schlanke Gräfin neig te jetzt schon ein wenig zur Wohlbe leibtheit; sie war mit den Jahren et was bequem ««worden und hätte so gern am Morgen noch eine Stunde ge schlafen; aber sie wußte, daß ihr Mann es liebte, mit ihr am Frühstückstisch zusammen zu sitzen, und wie schwer es ihr auch fiel, sich so früh von ihrem Lager zu erheben sie fehlte doch nie mals zur gewohnten Stunde und ih rer frischen Gesichtsfarbe, ihrem mun teren Wesen, wie ihrer ganzen äuße ren Erscheinung tonnte der Graf nie mals anmerken, daß sie erst kurze Zeit vorher, seufzend und noch ein wenig schlaftrunlen. ihr Bett verlassen hatte. Mit wunderbaren weiblichen Scharfsinn hatte die Gräfin schon im Beginn der Eh- herausgespürt, wie si« ihren Mann behandeln müsse, um seine „liebe Frau" zu werden und d«n allgemein Gefürchtet«» an einem un sichtbaren Gängelbande zu führen. Sie hatte es verstanden, den Löwen soweit zu sänftiaen. daß er wenigstens niemals g«gen sie im wilden Grimm die Tatze erhob, mit der er sonst alles niederschlug, was sich ihm störend in den W«g stell«n wollte. Deshalb auch war sie «in« so eifrige Blumensreun din geworden, wußte sie doch, wie gern «r sich über ihr« Schwäche lustig mach te, die «r nur zu sehr mit ihr theilte. Sobald si« über die erhaltenen Blu men ein« solch lindliche Fr«ude äußer te, schien er völlig zu vergessen, daß er stolz war, wenn er seiner Gattin am Morgen einen Strauß aus seiner Blumenschatzkammer bringen konnte. Der Frühstückstisch war mit allem reichlich besetzt, was der Graf zu die ser Stund« gern zu sich nahm. Es fehlte nicht an weichgekochten Eiern, an allerlei kaltem Aufschnitt, und die prächligenZähne des noch immer statt lichen Mannes begannen ihre Arbeit, um redlich alles zu vertilgen, was die besorgte Haussrau vorlegte. Wohl Stirn hoch und Kauwerkzeuge schienen dazu angethan, alles leicht und mühelos zu zermal men, was ihnen zugebracht würbe. Es was sie ihm hausmütterlich zurecht ge macht hatte, die beste Anerkennung. H«ut mußte die überschwängliche Rosen gezeigt, den Grafen in ganz be sonders gute Laune versetzt haben, d«nn er schlürfte j«tzt die Tasse The«, die sie ihm hatte. mit gro li«ber Himmel! Was war das vorge stern Abend bei Sollbachs für ein Ge tränt, und die Frau will drch eine „Jch sag« es jedem," unterbrach sie der Graf. „Wer seine Zeit nicht oer steht, der ist ein Flachkopf," und er zuckte bei diesen heftig hervorgestoße nen Worten die mächtigen Schultern. „Der Adlige von heut darf sich nicht dem Müßiggänge überlassen: er muß in den Wetttampf mit eintret«n, der Wie oft hatte ihr Gemahl solche di« Gräfin kannte si« b«inahe bis zum Ueberdruß, und doch hörte sie auch heut wieder so aufmerksam zu, als verkündet. Sie kannte das Leben des armen Adels aus ihrer Jugendzeit nur zu gut; aber sie wußte auch, daß ihr Mann mit seiner Bemerkung gar nicht daran dachte, sie zu verlctzen und selbst wenn er diese Absicht wirklich ge hegt, würde sie sich wohl gehütet ha ben, irgendwelch« Empfindlichkeit zu Bewunderung, di« zu zeigen ihr längst nicht mehr schwer fiel: „Du könntest allen Standesgenossen als leuchtendes Beispiel hingestellt werden." „Ach, Unsinn," lehnte der Graf nun doch lühl und ruhig ab. „Gott sei Danl, solche Leu!« wie ich gibt es in unserem Adel noch viele Tausende." Es war von dem Manne durchaus entschlossen sich die Vortheile des rast das sie für ihn stets in Bereitschaft wiesen, wie gern sie sür König und Vaterland den letzten Blutstropfen verspritzten." Di« grauen, starkum nen seltsam zu leuchten, er reckt« seine mächtige Gestalt in die Höh«, wie stolz über di« Heldenthaten seiner jungen „Und Kurt hat das auch redlich ge than," stimmte di« Gräfin lebhaft zu. U«b«r das eb«n noch freudig erregte Antlitz ihres Gemahls flog ein Schat ten. „Hm, der furchtbar« Krieg hat schivere Opfer auferlegt. Ich fürchte, Kurt wird ein elender Krüppel blei ben und niemals mehr seine volle Ge sundheit zurückerhalten; er sah gestern wieder so elend aus." „Es ist nur die freudige Aufregung, die ihn verzehrt und gewiß wird er schon heut —" T«r Graf schob miß muthig di« vor ihm st«h«nd« Tasse zu rück und sich rasch erhebend, stieß er in kurzen Sätzen hervor: „Und ich wünschte, der Tag wäre schon vor- Die Gräfin erhob sich ebenfalls; sie trat dicht an ihn heran und ihm zärt lich in das finstere Antlitz blickend, fragte si« mit leiser, bewegter Stimme: „Kannst du wirtlich gar nicht verges sen?" t h G 'l k tet sah, fuhr er etwas ruhiger fort: „Mit diesen Leuten jetzt in nähereßer bindung zu kommen, kostet mich, ich will es dir ehrlich gestehen, noch immer eine furchtbare Ueberwindung." unsere Schwiegertochter näher tennen. Irmgard ist wirklich ein reizendes Ge schöpf; Adelind« ist ganz entzückt von ihr, selbst Waltrudist voll höchster gerin, und da du dich rühmen kannst, frei von allen Vorurtheilen zu sein—" „Liebe Mathilde, das ist lein Vor nrtheil," unterbrach sie der^Graf^mit nicht wie ein Edelmann,'sondern wie ein feiger Schuft gehandelt, und das zu vergessen, ist mir unmöglich." dann aber sagte si« doch in ihrer freundlichen, einschmeichelnden Weise, die zugleich die Sanguinilerin ver rieth: „Ich hoffe, es wird noch alles in das schönste Geleis lommen. Kurt liebt nun einmal die Kleine, er ver> danlt ihr wirtlich sein Leben und du hast in deinem Edelmuth doch nicht umhin getonnt, deine Einwilligung zu diesem Herzensbunde zu geben." „Ich bereu« es auch nicht," entgeg nete der Graf. »Das Mädchen ha! aber dir will ich es betennen. es fällt mir furchtbar schwer, mit den Leuten „da drüben" er wies mit seiner Rechten nach Osten, wo die Besitzun gen des Barons lagen „jetzt in ei nen freundschaftlichen Verlehr zu tre ten. Ich weiß nicht, ob es mir gelin gen wird, mich so iveit zu überwinden. Die Gräsin sah ihrem Gattin theil nahmsvoll in das ernste, umdüskrte Gesicht. Si« lonnte seinen unver> söhnlichen Groll gar nicht begreifen: war nicht über die unselige Geschichte Lebenslunst hatte'sich stets ausschließ« gestaltete. Er ging rasch auf seine Elter? zu, die mitten im Zimmer standen: wäh rend er den Stock in die Linke nahm und zuerst dem Bater und sann seiner Mutter die Rechte entgegenstreckte, b«. grüßte er Heid« auf das herzlichste. seht mich ganz erstaunt an. daß ich mich heut so zeitig zum Frühstück einfinde: aber ich hab' heut gar leine Ruhe, ich bin so glücklich!" und au, seinen ehrlichen braunen Aug«n leuch lete nur zu deutlich die Empfindung, di« ihn beseelen mochte. . (Fortsetzung s»lgl.) Für die Küche. Wohlschmeckende Suppe. Eine Zwiebel, 1 kleine Sell«riewurzel, ebenso Petersilie, 1 kleine Mohrrübe sowie etwas Schnittlauch wird sein ge- Su'ppe bedarf, verrührt und eineStun de lang gekocht. Inzwischen sind vier gekochte Kartoffeln klein zu zerschneid den und der Suppe beizufügen. Zu letzt wird alles durch ein Sieb gestri chen und mit etwas Fleischextralt, Salz und Pfeffer gewürzt. Rothkohlmit Kastanien. Man hoble die Kohlköpfe, nachdem die Strünke herausgenommen, fein, dämpfe sie in Butter mit feingeschnit tenen Zwiebeln, gebe etwas Weinessig und rothen Wein nebst zwei mürben, geschälten und in Scheiben geschnitte nen Aepseln dazu und dämpfe es weich. Dann richte man es in Kranzform an und lege in die Mitte gedämpfte Kasta- Klöße aus rohen Kartof feln. S Pfund Kartoffeln sind zu schälen und in eine Schüssel, die bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist, zu reiben. Das Wasser wird dann abge gossen, die Kartoffelmasse meinen dün nen, leinenen Beutel gefüllt und so fest ausgedrückt, daß sie fast trocken er scheint. Eine Presse eignet sich zu die ser Arbeit am besten. Man gibt die Kartoffelmasse hierauf in eine Schüssel. lockert sie gut auf. bestreut sie mitSalz, gießt eine Obertasse voll siedende Milch darüber, vermischt alles und läßt es zugedeckt einige Minuten stehen. Wäh renddessen sind einige frische Semmeln 2 Eier, formt dann große Klöße da von, giebt in die Mitte jedes KloßeZ einen Eßlöffel voll von den gerösteten bis das Fleisch vollständig weich ist, worauf sie in Portionstheile zu zerle gen und in einer flachen, heißen Schüs» sel anzurichten sind. Die Brühe 2 Pint) gießt man durch ein daß eine sämige Sauce entsteht, und fügt den sauber geputzten, fein geriebe nen Meerrettich hinzu, worauf man Meerrettich mild gewünscht wird, ei nige Zeit lochen läßt. Wenn man si« kurz vor dem Servicen mit einigen Löffeln dicker Sahne abzieht, ist die Sauce sehr schmackhaft. Sie darf dann aber nicht mehr lochen, sondern wird gleich mit den Salzlnochcn und den Kartoffelllößen zu Tisch gegeben. Wetßlobl mit Sahne. Die Blätter eines oder zweier Kohllöps« werden von den Rippen befreit, gewa schen, 10 Minuten in lockendem Was ser gebrüht, dann gut ausgedrückt und mit dem Wiegemesser grob zerhackt. Unterdessen hat man I oder 2 feinge hackte Zwiebeln mit 2 Unzen Butter weichgedünstet, gibt etwas Brühe oder Wasser und Salz hinzu, thut den zer hackten Kohl hinein und läßt ihn gut zugedeckt weich und lurz einschmoren. Dabei ist ein öfteres gelindes Umrüh ren nothwendig. Dann locht man von 2 —B Löffeln süßer Sahne mit 2—-Z Löffeln Mehl eine seimige Sauce, vermischt dies« mit dem Kohl, gibt ein wenig Zucker. Muskatnuß und Pfesser daran, läßt die Masse einige Minuten ziehen und reicht das Gemüse. Hammelleuke mit feinen PilzenundWeißwein. Die jteule wird von allem Fett sorgfältig befreit, dann fein gespickt, mit Salz eingerieben und in lochender Butter auf allen Seiten schön braun angebra ten. Dann legt man sie nebst ihrer Bratbutter in eine tiefe Kasserolle oder Schmortopf, gießt lochendes Wasser dazu und gibt 2—4 ganze Zwiebeln, 1 Lorbeerblatt, einige Pfefferlörne: und Nelken dazu. Unterdessen dünstet man. Ehampignons in etwas Wasser gc.?. ebenso eine blanchirte Kalbsmilch. Eine Stunde vor dem Anrichten nimmr man die Keule aus der Brühe, in der sie schmorte, gießt letztere durch ein Sieb wieder in die Kasserolle, leat die Keul« kincin, fügt 2 Schöpflöffel Weißwein, sowie die Pilze und die zer, schnitten« Kalbsmilch dazu, läßt alles 40 —SV Minuten gut durchschmoren, schmeckt ab, schneidet die Keule in Scheiben und richtet sie mit den Pilze» auf einer Schüssel an. Fein heraus. Er: „Hör«, Louise Du hast mir diesen Morgen anstatt dem Bitterwasser ein großes Glas Zwetschgenschnaps an s Bett ge bracht." Si«: „Himmel, da hab« ich die Flaschen verwechselt! Du wirst doch den Schnaps nicht getrunlen ha b«n?" Er: „Warum denn nicht wenn Du ihn mir bringst!" 3