GKWIMS GoScl. Roman von Marie Lesest. (10. Fortsetzung und Schluß.) Wahrheit gesagt? Warum hatte er sich schungen verhindert hatte die Ver brecher vor Verfolgung geschützt. Nun marterte er sein armes Hirn mit den. was hatte die verdammte Räu berbande mit ihm angestellt? Lebte Konstantin noch, oder war er im neuil und vor der Verachtung aller braven Leute. So kam es, daß Lukas die Lust zum Arbeiten verlor und sich Tag. Plötzlich schreckte ihn Justinens und machte sich widerwillig auf den Weg nach dem Schlosse. Seine Frau kam ihm entgegen. „So beeile Dich doch!" rief sie ihm zu. „Die gnädige Frau ist heute so sonderbar, sie ist ganz aus dem Häus- und sucht den Kleinen, sic'öfsnet die Fenster und beugt sich weit hinaus, als wollte sie sich hinausstürzen, und brei tet die Arme aus. Ich getraue mich nicht, sie mit Hanna allein zu lassen, die wäre nicht stark genug, sie zurückzu halten. Ach. Lukas, manchmal ist es mir, als müsse mir das Herz brechen, das der gnädigen Frau auflegen und seinen Teller füllen muß, als ob das Kind wirklich da wäre und initäße. Knurrig entgegnete er: „Was hilft jetzt das Klagen? Die Suppe, die man sich einbrockt, muß man ausessen." „Die Suppe? Was für eine Suppe?" Die Frau verstummte. Beide fühlten, daß ihr Schicksal an das der armen geschmiedet war, mit seinen Geschichten nur den Kopf. Ich, Deine Frau, sage Dir, unser ar mer Tintin ist todt, ist in dem Bin senweiher ertrunken. Sultan ist ihm nachgesprungen, um ihn zu retten, und da er das nicht konnte, ist er ?nt gnädigen Frau, sie ist beule schlimmer als je..." Sie horchte auf. Läuten am Portal! Während der Ab wesenheit der Familie Rochedure er tönte die Glocke nie. Der Arzt, der Seelsorger und die Lieferanten Pfleg thür, die man jetzt nie verschlossen hielt, einzutreten. Wozu den Käfig schließen, da daS liebe Vöglein längst Mit diesen Worten ging er, von Ju stine gefolgt, dem Portal zu. Da stieß sie einen lauten Schrei aus. Am äu kam in wilden Sprüngen auf sie zu, kuschte sich, vor Freude laut bellend, vor ihnen nieder, sprang wieder aus und sagt« nur das eine Wort: „Sul tan!" Ganz leise wiederholte sie: „Ja, Sultan!" beide angesichts dieses unerklärlichen Geheimnisses: Der Hund war wieder da. Wie kam er hierher? Wo hatte er Einlaß gefunden? Justine fand zuerst ein wenig Kalt blütigkeit wieder und rief in Antwort auf die stumm gestellte Frage: „Oh, für ihn gibt es keine geschlos sene Thür. Er ist durch die Hinter pforte geschlüpft, wie et es von früher gewohnt war." Kops, und Thränen rannen ihr über die gefurchten Wangen. Der Anblick des Thieres rief den Tag, an dem der kleine Konstantin verschwunden war, in ihrer Seele wach, i,nd es war ihr, als durchlebte sie im Geiste nochmals den schrecklichen Augenblick, da sie sei nen Hut aus dem Wasser hatte treiben sehen. Kind und Hund waren fast am gleichen Tage verschwunden, und un willkürlich hatte sich die Erinnerung an beide in ein Bild verwoben. Sie sah sie miteinander in den bodenlosen Ab grund gleiten. Und nun mit einem ihren Augen! Ja, es war Sultan, daran war nicht zu zweifeln; sie er kannte ihn an seinen täppischen Sprüngen, an seinen Lieblosungen, an der Freude, die er darüber äußerte, wieder daheim zu sein und seine alte Hütte noch am gewohnten Platze zu finden. „Sultan! Sultan!" rief sie. Da schlug er seine treuen, klugen Augen zu ihr empor, und sie schienen ihr zu „Ja. ja, ich wußte wohl, daß In der Aufregung hatte das Ehe paar vollständig das Läuten am Por tal vergessen;- nun erscholl die Glocke zum zweiten Hinter dem Eisen- Knabe, die die Scene, die sich im Park abspielte, mit äußerster Spannung verfolgten. Sultan sprang den neuen ches Bellen ertönte von neuem, und er bezeugte seine Freude nach guter Hun desart mit wüthendem Schwanzwe- Bor der eleganten Kleidung der jungen Frau, vor dem ehrlichen Gesicht des Bauern schwand des Gärtners Mißtrauen. Er öffnete das Portal „Die gnädig« Frau wünscht ver muthlich die Frau Baronin von Roche dure zu sprechen? Sie weilt zu dieser Jahreszeit nie auf dem Schlosse." „Nein, Herr Lukas," erwiderte die Gräfin von Nenny, „Sie selbst sind es, mit dem ich sprechen will. Sie heißen doch Lukas, nichts wahr?^ halten, gefolgt auf der Freitreppe des Schlosses. Sie stieß ihre junge Wär terin zur Seite, machte einige Schritte ihn!" In diesem Augenblick prallte sie zu rück; der große Hund, der, als er die dig ausgebellt hatte, stürmte auf sie zu, legte ihr die Pfoten auf die Schultern und leckte ihr das Gesicht. doch ein Strahl von Bernunft auf blitzte, sah Julie von Erneuil den Hund an. Da sie aber unter den allzu men, den man so lange nicht vor ihren Ohren auszusprechen gewagt hatte: „Sultan! Sultan!" Sie sprach mit tonloser, schwingen der Stimme, wie in einein Traum; Augcn sich angespannt aus den Spiel gesährten ihres theuren Kindes hefte ten; ihre Züge zogen sich in einer un geheuren Anstrengung, in Heller Her „Mein Tintin, mein liebes, liebes Kind!" XIX. Normandie nach Hause zurück, wo der Sachverständige zu seinen Ungunsten entschieden hatte. Er war ziemlich übler Laune, als ihm der General vor dem Bahnhof begegnete und ihn ansprach: „Meine aufrichtigen Glückwünsche! Ganz Paris spricht von Ihrer Frau Gemahlin! Wer hätte geglaubt, daß diese übermüthige kleine Frau solcher Entschlossenheit und besonders solcher Verschwiegenheit fähig wäre! Wir hatten sie kurz vorher bei einer Aus was Du während der Abwesenheit Deines Gatten mal wieder angestellt hast. Ich vermuthe, irgend eine bemer kenswerthe Dummheit! Wahrschein lich hast Du trotz meines Verbotes —" ken kannst Du nachher, Ivenn es noch darum zu thun ist. Ich sage Dir aber gleich, schiltst Du mich, dann bist Du ein Mann ohne Herz und ohne Seele! Ueberdies habe ich Dein Ver bot nicht übertreten." „Willst Du die Güte haben, Dich „Gewiß, höre nur zu. Gleich nach Deinem Fortgehen ließ ich den «lten Mahuret kommen und erklärte ihm, „Das war noch schlimmer!" warf er in strengem Ton ein. Sie fuhr un beirrt fort: hatte alles reiflich überlegt Konstantin von Erneuil. Doch was waren meine Beweise für seine Identi tät? Der Strolch, der den Raub be gangen hat, ist todt, ebenso die einzige Person, der er sein Verbrechen einge stand, Frau Mahuret. Diese hatte das Geheimniß sogar unserm Pfarrer verschwiegen, hatte es in seinem vollen Umfange nur ihrem Manne anver traut. Vater Mahurets war ich sicher, aber konnte seine Wahrheitsliebe nicht von anderen angetastet und verdächtigt werden? Hatte er nicht ein lebhaftes Interesse daran, seinem Pathentinde zu möglichst reichen Eltern zu verhel fen? Glücklicher Weise hatte der brave Mahuret einen Zeugen mitgebracht, dessen Unbestechlichkeit über jeden Zwei fel erhaben ist. Du erräthst es nicht? Den Hund, den guten alten Tutan! Zugegeben, das Zeugniß, das sich auf dem Gedächtniß eines Hundes auf baute, konnte leicht eine trügerische Hoffnung werden, trotzdem gründete ich darauf meinen ganzen Feldzugs plan. Ich kann Dir nicht sagen/in welchem Zustand ich, gefolgt von mei nen drei Genossen, an der Station ausstieg, in welch' unbeschreiblicher Stimmung ich nach dem Wege nach fragte. Ich führte selbst den Hund an einer Leine, erstens damit er uns nicht weglief, und dann wollte ich genau wissen, was in seinem Kopf vor sich gehen würde. Er war einfach be wuildernswcrth! Nicht eine Minute, nicht eine Sekunde lang war er sich über den Weg im Zweifel. Nach den ersten Schritten schon merkte ich, daß er sich auskannte; er zog an der Leine, und ich hatte alle Mühe, seinen Eifer zu mäßigen. Wenn der Weg sich theilte, gab es kein Zögern; er schlug sogar schmale Seitenpfade ein, ja. wenn er allein gewesen wäre, wäre er glaube, das intelligente Thier thatsächlich begriffen, daß wir auf ihn angewiesen waren, wie wir seiner Füh rung bedurften. Mein Vertrauen in die Klugheit unseres Führers wuchs von Minute zu Minute. Endlich be kamen wir das Schloß in Sicht. Ah, nun waren jedes Wort und Zuspruch vergeblich. Mit einem Sqtz riß er sich los, und eine Sekunde später war er unfern Augen entschwunden. Ich ver muthete wohl, daß er nicht, wie wir, am Portale auf Einlaß warten würde, sondern daß er irgend einen Durch schlupf kannte. Trotzdem brachte mich fein Durchgehen etwas außer Fassung. Was sollten wir ohne ihn thun? Ich befand mich sozusagen in de: Lage eines Impresario, der von seinem Künstler gerade in de.n Augenblick im Stich gelassen wird, wo der Vorhang aufgehen soll. Trotzdem hieß es, nicht zurückschrecken; da es einmal soweit gekommen war. galt es ausharren bis zum Ende. Am Portal machten wir Halt, und ich nahm erst einmal so eitie Art von Lokalinspektion vor. Durch die Eisenstäbe des Gitters sah ich in einen großen, einsamen Hof, in dem ! ! Gras zwischen den Steinen wuchs, > darin ein schweigsames Schloß mit herabgelassenen Jalousien das reine Dornröschenschloß. Ueber dem Gan zen hing ein Schatten unaussprechli cher Trauer, namenlosen Unglücks. ' Ich blickte meine Gefährten an, weder der Mann noch das Kind sprach ein Wort, auch auf ihnen schien eine ge wisse Mitleid heischende Scheu zu la sten. Auf meinen Wink zog Mahuret an einem verrosteten Klingclzug. Eine wimmernde Glocke erschallte; niemand antwortete dem Ruf. Angesichts dieses Todesschweigens bemächtigte sich meiner eine fast aber gläubische Angst waren wir zu spät gekommen? Hatte die arme Julie von Erneuil, die bellagenswerthe Mutter, schon den letzten Seuszer gethan? Ich ließ ein zweites Mal läuten. Und nun ging es Schlag auf Schlag, wie auf dem Theater. Aus der entfernte sten Hofecke trat mein Debütant wieder in Scene, und wahrlich, er litt nicht unter dem Einfluß der traurigen Um gebung. Mit riesigen Sprüngen, in wahnsinnigen Sätzen raste er um einen alten Mann und eine alte Frau herum, die sich, so gut sie konnten, feiner stür mischen Zärtlichkeiten erwehrten und auf uns zu kamen. Das brave Thier hatte keine Zeit verloren, seine Hei inathsberechtigung nachzuweisen. Die alte Frau streichelte und küßte ihn unter Thränen, während der Mann mit bewegter Stimme, der er vergeb lich einen drohenden Klang zu geben versuchte, immer wieder sagte: „Ruhig, Sultan, ruhig!" Am Portal ange langt, zögerten die beiden alten Leute eine Weile; aber unser ehrliches Aus sehen mußte sie wohl für uns einneh men; auch leckte uns ja die Dogge durch die Gitterstäbe die Hände! Es drängte mich, aus den Muthmaßungen heraus und endlich zur Wahrheit zu kommen, und so sagte ich entschlossen: „Ich bin eine lhrer Herrin, Herr Lukas, denn Sie sind doch der Gärtner Lukas, nicht wahr?" Als er meine Frage bejahte, da, ich versichere Dich, Herbert, wäre ich dem biederen Alten am liebsten um den Hals gefallen. Was sagst Du nun?" Seinem Aerger zum Trotze fühlte sich der Graf von der Erzählung sei ner Frau gefesselt und mahnte un wahre fort, liebes Kind, was ge schah weiter?" Leben tiesinncrlich bewegte. Die arme Irre, vermuthlich durch den Klang der Glocke hergelockt, erschien auf der Freitreppe des Schlosses gerade in dem Augenblick, als wir den Hof betraten; der Hund stürzte auf sie zu, und als sie den Genossen ihres verlorenen Kin- Strahl der Vernunft in ihrem Ge dächtnisse auf. Wir sahen, wie sie mit beiden Händen nach der Stirn griff, „Mein Tintin, mein liebes, liebes Kind, wo bist Dn?" „Und dann?" fragte der Graf ge bist Du?"^"^' Ich bat Konstantin, zu seiner Mut ter zu laufen und sich ihr in die Arme zu werfen. Er hörte nicht auf mich; statt vorwärts zu gehen, klammerte er sich an mir fest und verkroch sich in meinen Kleidern. Er fürchtete sich, und wahrhaftig, es war kein Wunder: mando: „Vorwärts, Tintin!" Und Tintin gehorchte. Mit dem ganzen Muth seiner süßen, kleinen Kinder seele schritt er aus seine Mutter zu, und als die Irre ihre Frage: „Mein Kind, wo bist Du?" wiederholte, antwortete er fest: „Hier, Mama!" Die Schlacht war gewonnen! Beim Klang der Stimme ihres Kindes, ent sann sich Julie von Erneuil plötzlich ! der Vergangenheit. brach sie in convulsivisches Schluchzen ! aus. Die Scene, die nun folgte, läßt > sich unmöglich schildern. Wir hatten 5 Dienerinnen schrien laut aus und be- I stürmten uns mit Fragen. Lukas ! küßte feinem jungen Herrn die Hand, ! - »Ich sah sie schon seit einiger Zeit t kommen," sagte er. „Die Erregung e heute hat die Krisis herbeigeführt. Ein - Rückfall ist nicht zu befürchten. Las - sen Sie ihr ihr Kind, so viel sie es ha ben will, seine Gegenwart bringt ihr die Gesundheit. Ich habe hier nichts mehr zu thun." Ausfolgenden Morgen ging ich nach tete über die Begegnung Frau Mahu rets mit dem Räuber des Kindes, über ! das Bekenntnis;, das die arme Frau - sterbend ihrem Manne abgelegt hatte; t ich führte ihm schließlich den Feldhüter ! und auch Sultan vor, Großva > Zusammentreffen fein? Sein gelieb ter Enlel, sein theurer Konstantin, schlafe im Binsenweiher den Schlaf des Todes. Der Mann hatte zu fürchterlich ge- litten, um so leicht an das Glück glau ben zu tonnen. Als wir den Schloß „Wo ist er?" ist, Hand in Hand mit ihm, eingeschla fen, und er muckst sich nicht, der liebe Engel, um sie nur ja nicht auszu- Der Oberst begab sich nach dem Zimmer seiner Schwiegertochter, ich folgte ihm, ängstlich und rathlos. Auf der Schwelle blieb er stehen. Ich hörte einen unterdrückten Aufschrei, er er hob wie flehend die Hände, schwankte und raffte sich gewaltsam wieder auf. „Hans," rief er, „mein Gott, es ist Hans, wie er leibt und lebt!" In Juliens Zimmer, gerade über dem Kopfe des Kleinen, befand sich ein Zeuge, dessen Existenz ich nicht kannte ein Zeuge, der eindringlicher für unsere Sache eintrat, als alles, was ich sonst noch hätte vorbringen können. neuil, dem Sohne des Obersten und Bater unseres Konstantin, im Alter unseres kleinen Helden. Es war ein und dasselbe Gesicht! Julie von Er neuil schlug die Augen auf. „Gott hat ihn uns wiedergegeben, alle Ewigkeit." Man stirbt nicht vor Glück, Herbert, sonst hätte der Oberst den Tag nicht überlebt." Die kleine Gräfin hatte ihre» Be richt vollendet: sie richtete sich hoch auf und, den Schelm im Nacken, fragte sie ihren Gatten leise: „Kannst Du mir verzeihen. Deinem Befehle nicht gehorcht, oder vielmehr ihn umgangen zu haben?" Er gab seine Niederlage zu, um aber seine eheliche Autorität zu behaupten. Du die Rochedures da hinein bringst." „Du verstehst es nicht, weil Du noch nicht alles weißt." Und in wenigen Worten setzte sie ihm auseinander, wie ihr Verdacht gegen Baronin Amalie „Die arme Frau hat iht Vergehen bitter genug gebüßt!" sagte sie zum Schluß. „Habe keine Sorge, Herbert, ich habe keiner Menschenscele ein Wort gesagt; habe auch demFeldhiiter streng stes Schweigen über die Geldsendun straft? Ihre Aussichten auf ein glän- Zukunft ihrer Söhne, das Glück Gcno vefas ernstlich in Frage gestellt. Auch Dich, Herbert, bitte ich, desbalb die Sache ruhen zu lassen. Man darf der armen, verblendeten Frau nicht die schneiden." Der Graf ergriff bewegt die Hand seine' Frau und zog sie an die Lippen. Dieses Mal streckte er die Waffen. „Verzeih' mir, meine liebe Bertha, ich bin vor lauter Vorsicht tleinlich ge wesen und nichs werth, die beste und geachtetste und bewundertste Frau un serer Kreise, die Baronin Rochedure, gestrauchelt ist, wie die arme Mahuret, die Bauernfrau mit dem schlichten Her zen, gefehlt hat!" Graf zuckte die Achseln. ihrem Lebenswege den größten Wür ger der Menschheit das Geld." „Das Geld!" wiederholte sie ver schenwürdige Existenz nicht vorstellen können. Du hast recht, mein liebes Kind, daß Du Dich nachsichtig zeigst, denn wir, die wir uns alle für tadel los halten, wir arbeiten an dem Verfall der Seelen mit. Glaubst Du, daß die friedliche Genovefa ohne den Schwin- del ihrer Mutter einen Mann gefunden hätte, daß Gontran, oder der Marquis ! von Rocheplate, oder der kleine Vi comte von Ate-cnve ein mittelloses Mädchen freien würden? Nein, nicht t ehrenwerthe Leute an den Verbrechen ! unserer Mitmenschen haben! Doch, > Gott verzeihe mir," fuhr er in seinem - gewohnten Tone leichter Selbstspöt ° terei fort, „ich halte da eine Rede, wie ' ein Pfarramtscandidat, und Du i machst ein Gesicht dazu —" > Miene,' " „Wie sollte ich nicht erschrecken, Her > bert, wenn ich an alle die Uebelthaten und Verbrechen denke, zu denen Ange hörige aller Gesellschaftsklassen, vom Edelmann bis zum Bauern, verleitet werden durch nichts anderes als die Sucht nach schnödem Golde?" Und mit einer Stimme, in der sich Virachtung mit Mitleid paarte, rief sie „Würger der Seelen, du, gleißendes Gold!" Wiiittlstürme wich-» dem 2So»»c- Ueber Zeit und Ort der Entstehung dieser wundervollen Stelle aus Wag ner's Walküre wird in einem Wiener Es war im Sommer 1852 in Flun tern bei Zürich, wo Wagner an der Dichtung des Rings schrieb. „In ei friger Arbeitsamkeit." so erzählt Rol let, „hatte Wagner, wenn wir uns da Morgens, um 7 Uhr herum, trafen, le reits ein paar Stunden am Schreib pult zugebracht und er las mir ge wöhnlich das Fertiggebrachte vor. Ei nes Morgens las er mir nun dort die frisch entstandene Stelle in der Wal küre vor, wo der Nachtwind die Thür aufweht, die Lenznacht hineinleuchtet mid die auflauschende mond, In linden Lüsten wiegt sich der Lenz!" Ich sprang auf und sprach ihm leb hast meine Freude aus über diese in jedem Sinne poetisch-schöne Stelle. „Das müsse aber" setzte ich nach drücklich hinzu „auch eine wirklich volle Melodie werden!" „In meiner Weise!" antwortete mit halbem Lä cheln der noch sinnend Dreinschauende tizbuch, zog fünf Linien, schrieb eine Reihe Noten mit Takteintheilung, setzte den angeführten Text darunter und deren Eindruck in der Betonung des Singens noch gesteigert war. Nachdem wir weiter Einiges darüber gesprochen und ich eindringlichst bat, diese Weise möglichst festzuhalten, nahm ich das beschriebene Papier zu mir, und ich habe das jetzt arg vergilbte Blatt bis heute aufbewahrt. Und so besitze ich den ersten, in der Hauptsache ganz bei behaltenen Entwurf einer der schönsten prägt." Inder Dorfschule. In der Dorfschule ist Geographie stunde. Der Schulmeister hat soeben gepaßt, kann mir Keiner die Geschichte Wieder hebt sich leine Hand. Da plötzlich erhebt sich auf der letzten Bank Probates Mittel. „Man kann reden, was man will, die alte Jungfer hat immer was hinzuzu fügen!" „Sag' nur mal, sie wäre sech zig Jahre, da wird sie gewiß nichts mehr hinzufügen!" Abweisung. „Was ma- > chen Sie denn mit den Zähnen, die I Sie Ihren Patienten ausziehen?" Zahnarzt: „Die fetz' ich diesen auf die ' Rechnung!" Borsorge. Frau (zu ihrem I kranken Mann): „Ich lasse Dich jetzt eine Stunde allein, John, denn ich > Kleid denken, während ich so < bin?" Frau: „Mit dem Kleid in > Alles in Ordnung, John, was auch - passiren mag. Ich habe ein schwarze's ! gewählt." > sche. Backfisch: „Die Milch, obgleich z Glaubhafte Versiche- r für unser Fußball-Team vorzuschla» , gen?" Edith: „Wie wär's mit t Schwarz und Blau?" 1 " Für dir Küche. " Fleischklopse mit Krau« - tern. Von »4 Pfund gehacktem ° Schweinefleisch und ebenso vielem > Rindfleisch wird nebst 2 Eiern, 2 in Milch geweichten und wieder ausge t drückten Semmeln. 2 frischgehackten. in etwas Butter gar gedünsteten Zwie ' beln, einem Eßlöffel feingehackter Pe« ' tersilie und ebensoviel gehacktemEstra ' gon- und Majorankraut, Salz, Pfef fei, etwas Muskatnuß und einem ' Löffel geriebener Semmel ein glatter Klopsteig zusammengerührt. Davon - formt man längliche, flache Fleifch- klopfe, läßt sie auf beiden Seiten in Fett schwimmen, hellbraun werden . und nimmt sie dann heraus. Eine zerschnittene Zwiebel hat man unter dessen in Butter gelb werden lassen, - verkocht diese mit einer oder zwei Tas sen Brühe, legt die Kloße in diese Sauce, läßt sie auf gelindem Feuer ! langsam darin gar dämpfen und ver kocht die Sauce zuletzt mit etwas Sahne, in welcher etwas Kornstärke eingerührt, damit sie nicht dick, aber sämig wird. Die Klopse werden in der Sauce angerichtet zu Tisch gege- Kalbfleifchröllchen. Aus ! einer Kalbskeule schneidet man finger dicke Schnitzel, die man ordentlich klopft und dann viereckig zuschneidet. Die entstandenen reichlichen Abfälle treibt man zweimül durch die Fleisch- Mühle und macht davon eine Füllung, womit man die leicht gesalzenen Schnitzel bestreicht, die man nun zu sammenrollt und bindet. Man brät diese kleinen Rollen mit Speck und Wurzelwerk braun an, gießt etwaS Fleischbrühe unter und dämpft sie gar, bindet die Sauce mit etwas Mehl und kräftigt dieselbe mu einem Zusätze von Fleischextrakt. mit Mehl und giebt "ein Glas Roth- Zwiebel sup p e. Man schält und schneidet 4 dicke Zwiebeln oder 3 Mehl darin und kocht dies mit Was» Wurzelwerk dazu und läßt alles Wildc Enten. Die wilden En ten werden mit Salz eingerieben, mit reichlich Butter und etwas Salz ous'i Feuer gebracht und langsam, je nach dem Alter, 2 2>/> Stunden gebra- Guß kochendes, niemals kaltes Was ser seitwärts hinzu gefügt wird. Das Begießen darf nicht vergessen werden. Sjnd die Enten ganz weich und gelb lich gebraten, so wird die Sauce mit einem Theelöffel vollMehl oder Korn stärke, das man in Wasser glatt ge rührt hat, fertig gemacht. Käsekuchen. Zum Teig nehm, man 6 Unzen Mehl, Pfund But ter, 2 Uiuen Zucker, eine Prise Salz, ein Ei. Man macht eine Grube in das Mehl, gibt die übrigen Zuthaten da hinein und verarbeitet dies, von der Mitte aus beginnend, indem man im m«r mehr von dem umgebenden Mehl hinein wirkt. Der Teig muß sammet weich sein. Er hält sich ung-backen wochenlang, wenn man ihn in einen Klumpen formt und zugedeckt an einem trockenen, kühlen Orte verwahrt. Zum Käsekuchen rollt man ihn aus, belegt das Kuchenblech damit und gibt fol gende Masse darauf: Ein Suppentel ler Quarkkäse wird recht glatt gerührt, dann kommt hinzu: Pfund ge schmolzene Butter, 4 Eier, 3 Eßlöffel feines Mehl, etwas Salz, und ist dies alles wiederum glatt gerührt, so gibt man 3 Unzen Corinthen, Z Tasse sü- Ken oder sauren Rahm und 3 Unzen Zucker hinzu. Der Kuchen braucht eine frische, d-H nicht allzustarke Hitze. Kräftiges Gericht von Kartoffeln und Rind fleisch. Eine Blechform streicht man mit Butter aus. Dann wird der Bo den mit einer Schicht rohen, in Schei ben geschnittenen Kartoffeln belegt; «» folg! ein« Schicht in Scheiben gejchnit» tenes, rohes, recht saftiges Rindfleisch, mit Salz und Pfeffer bestreut, und darauf eine Schicht in Scheiben ge schnittene rohe Zwiebeln. Den Vi» schluß macht eine Schicht in Scheiben pflückter Butter belegt. Wenn dies Al- Wasser zu. Nach zwei Stunden ist dies Gericht gar und dann sehr saftig. Um es vor dem Anbrennen zu hüten, Bedenklich. „Nun, Ar- 3