2 Von E. S. Ein junges Paar; fest schreiten sie aus Durch Frost und Schn«eg«stöb«r, Es ward Herr Winter über die Nacht Bier grimmiger und gröber. Die klein« Hand erstarrt vor Frost Da zieht er die plumpen Dinger, Di« Fäustlinge von d«r starken Hand Und schützt ihre zarten Finger. Und die Kleine lacht bis zu Thränen schier. Und freut sich der Riesenhände Es heult der Sturm ein brausend«s Li«d Bon Li«b«sgliick ohne Ende... Die Nacht war kalt? durch die Straßen fegt Unecht! theilt worden. Ihre Tante Marie war mit dieser Verlobung keineswegs einverstanden. Unter Thränen sagte si« zu ihrer Nichte: „Du hättest wahrlich etwas Besseres thun können, als dick jetzt mit und Alles in der Welt und iH sehnte „Ja, ja", unterbrach sie die Tante, „ein Mädel, das sonst weiter nichts ist, das kann sich verheirathen, um dem Spanne Wirthschaft zu geschaffen.""' „Zu etwas Höherem, Tante Ma rie?: fragte Clara. „Zu etwas Wür digerem? Da täuscht du dich doch, lie bes Tantchen, es gibt nichts Höheres und Würdigeres im Leben, als die „Dummes Zeug!" meinte Tante Marie. „Jede Gans, deren Augen dem ernes Vkrlobungsrin- bte städtchen, das durch sein Altersasyl, das sich am Ende der Stadt befand, besonders merkwürdia war. Das dienen. Der Arzt, der die Kranken im Asyl behandelte, hatte in Hohenberg sein Domizil, und dort erregte die Nie derlassung von Fräulein Doktor Bruggsfeld keine geringe Sensation, Patienten war, fehlte es ihr auch nicht an Zuspruch. Und die armen Leute im Asyl faß ten zu dem Fräulein Doktor gar bald pfl-git- t e lt F w der „eine neue Insassin, die erst gestern altes Mütterchen, das schon halb blind ist, und dem das Asthma schwer auf der Brust liegt. Vielleicht haben Sie fen" Mitglied unseres Vorstandes ist, scheint eine sehr anständige Person zu Die Aerztin ließ sich nicht lange ich auf der Welt viel Umstände mache. „Das ist das Fräulein Doktor", stellte die Oberin vor. „Luise Galbutteit, Fräulein." „Galbutteit? Das ist ja ein recht un gewöhnlicher Name", antwortete Fräu- Sohn, Fräulein, der ist Rcchtsan alt, auf den könnte jede Mutter stolz sein." ist?" warf die Oberin ein. „Und Sie „Das ist nicht seine Schuld", suchte die alte Frau ihren Sohn zu recht fertigen. „Mein Sohn soll eine sehr seine, vornehme Dame heirathen, und denn er will sich ja verheirathen, und heirathen kostet viel Geld. Da bin ich denn zum Herrn Pastor Müller ge hen vergelt's ihm Gott und da Mit größter Aufmerksamkeit hatte als einmal hätte sich dabei die Farbe „Ihr Sohn heißt Heinrich Galbut teit, nicht wahr?" „Sieht er vielleicht so aus?" fuhr .Ja, das ist er", rief die alte Frau freudig überrascht aus. „Kennen Sie ihn vielleicht?" „Nur sehr oberflächlich", erwiderte wieder in die Tasche steckte. „Und jetzt will ich Ihnen etwas verschrei ben, das Ihnen das Athmen leichter machen wird." hab' sie einmal gesehen." „Vielleicht sind Sie so gut, Fräu lein Doktor", bat die alle Frau, „und gesehen hätte, ich möchte zu gern wis sen wie sie aussieht. Sie soll leine Angst haben, daß ich sie belastigen wer schiedete sich. Als am Abend dieses Tages Tante Marie in ihrer Küche mit dem Backen gen, daß du Recht hattest. Das Metall „Was?" fragte Tante Marie, de ren Pfannkuchen abgelenkt war. Zwar mit etwas beSender Stimme, aber sonst vollkommen ruhig erzählte Fräulein Doktor: „Ich habe an Herrn Galbutteit geschrieben und ihm erklärt, daß ich unsere Verlobung als aufgehoben betrachte. Der Mann, der seine alte Mutter ins Armenhaus schickt, statt sich um sie selber zu werben." Und dann setzte si? sich neben die alte Tante hin und machte ihrem Her zen, das zum Zerspringen voll war, Lust, denn ihre Tante, die soviel Le benserfahrung besaß, war stets wie ei ne Mutter zu ihr gewesen. „Dieses Mal warst du sehr klug ge wesen", tröstete sie Tante Marie. Im Laufe des Winters starb im Hohenberger Altersasyl die alte Frau Galbutteit. In Fräulein Doktors Ar men hauchte sie ihren Geist aus und nie hat sie erfahre», daß sie durch ihre Gesprächigkeit ihren Sohn um seine Braut gebracht hatte. Fräulein Doktor aber ist jetzt ent schlossen. sich durch ihren Beruf den Gatten und das Heim Zu ersetzen. „So muß es auch sein", meinte Tante Marie, „denn noch nie hat ein Weib zwei Dinge zu gleicher Zeit ver- Die Psychologie des Pantoffels. Den Hut auf dem dichten Blond haar ein wenig zurückgeschoben, die Hände in die Seitentaschen seiner leich ten Joppe versenkt, schlenderte der Re gierungsassessor Walter Görne durch di« stille Gartenstraß«, die zum Stadt park führte, und mit zart gespitzten Lippen flötete er leise vor sich hin das schön« Lied: Warum auch hätte er sich nicht des Lebens freuen sollen! Jung, ein hüb scher Kerl, mit «inem Beruf, der ihm zusagte, in höchst auskömmlichen Ver hältnissen und frei, so wonnig frei wie das jubelirende Vöglein droben in der liebte, goldene Freiheit, sie war's, die ihn plötzlich die Melodie wechseln und mit gesteigerter Verve den Text halb flöten, halb singen ließ: „Freiheit, die ich meine, die mein H«rz erfüllt, Engels bil —" „Na nu —zum Teufel nochmal —" Das holde Engelsbild war plötzlich schnöde voneinander gerissen worden, aus ferner Höh« hatte sich jählings et was auf den Assessor niedergcsenkt, den weichen Wolken auf ihn herniedergefallenes Meteor betrachtet«. Ein Pantoffel —«in rothes, kleines, weiches Pantösfelchen Ja, wo in aller Welt kam denn das - h k ? N t" Ich von einem der Balköne droben, unter de nen er just dahin ging. Es gehörte kein sonderlicher Scharsblick dazu, das Her- Nummer entgegen leuchtete „22" — Gartenstraße No. 22 vier Treppen Gerichtsrath Bartels mit Weib und Kind? ll I bs tiefste Verbeugung, und war für den Rest des Abends in weitem Bogen um di« G«richtsräthin herumgegangen. Und der Assessor Görn« hatt« sich selben nicht einfach auf der Straße lie gen lassen? Er blieb plötzlich stehen Herrgott, wenn sie's von droben gese hn hatten, wie er ihn aufgehoben, und hatten ihn am Ende gar erkannt? Es nen der vermutblick das Herabfallen des Pantoffels beglei tet hatt« und dann Die Brauen zusammengezogen, suchte der Assessor sich den weiteren Verlauf der Thatsachen vorzustellen — dann hatte die Eigenthüm«rin sich zweifelsohne eine Sekunde über den Balkon gebeugt, hatte auf der Straße einen jungen Mann gesehen, war blitz schnell verschämt ins Zimmer zurück gehuscht, und hatte keine Ahnung ge habt, daß sie mit diesem selben jungen Mann vor vierzehn Tagen zwei Wal zer und einen Konter getanzt hatte. „Freut «uch des Lebens —" flötete schmelzender noch als zuvor der Assessor und schlendert« unter den grü nen Bäumen d«s Stadtparks dahin. Und im dichtest«« Grün, auf einsamer Bank hatte er dann sich niedergelassen, und immer sanft vor sich hinflötend, hatt« er aus der Tasche hervor wieder seinen Fund gezogen. Hübsch eingepackt, ein paar scherz hast« Worte dazu natürlich anonym würd« er denselben also morgen per Post an Fräulein Lulu Bartels Lulu hieß sie jawohl „Lulu chen" so hatt« di« Mama sie gc- Die Mama Ein neuer, nicht eben begeisternder Gedanke rührte plötzlich an den Assessor wenn's am Ende gar mütterliches Eigenthum war, was er da fast zärtlich in den Händen hielt Aber nein! Die Frau Gerichtsrä thin war eine höchst stattliche Dame und lebte zweifelsohne auf ziemlich großem Fuße, das Töchterlein dage gen war schlank und zierlich und dies kleine, zierliche, rothe Ding da Gegen die Bank zurückgelehnt, be gann er das Pantösfelchen eingehend zu studiren. Rother Filz —nW nicht ganz neu, am Hacken hinten das weißwollig« Futter niedergetreten und «in bischen abgescheuert es mußten resolut sich aufsetzende Füßchen sein, schmale Fiißchen, denn die Fasson war Spitze, da, wo der große Zeh saß, war eine kleine, aufwärts gewölbte Aus buchtung, und darauf der Assessor mußte schärfer spähen, um es zu erken nen da war ein winzig kleines Loch gewesen, das mit rother Wolle sorg sam zugestopft war Kurios kurios, so diese Psycho logie des Pantoffels es formte sich ordentlich ein Bild des ganzen Men schen daraus und eS gab ein nettes Bild namentlich so dieser vorwitzig hochgebogene, große Zeh naive Kindlichkeit sprach daraus, neckischer Uebermuth, vielleicht auch so ein bis wenn's geschehen, so eine reizend« Art, plötzlich kleinlaut zu werden, zärtlich und fast verschämt, wieder gut machen Tages an den Mann zu bringen Prrr Als streiche plötzlich Eis abend, so schüttelte sich der Assessor, senschritten seinem Stammlokal zu, beim duftenden RiideSheimer sich seiner goldenen Freiheit zu erfreuen. an Fräulein Lulu Bartels den tofsel zurück gesandt selbstverständ lich unter Wahrung strengster Anony mität. s d Concert «rschien. Und er konnte nicht, ohne unhöflich zu sein, einen Bogen um den gericktsräthlichen Tisch ma zo?- Und als der letzte Ton der Musik zum Aufbruch rüstete, bat der Assessor Balkon." sie da angeschaut und nichts in ihrem Gesicht entdeckt, als eitel harmlose Kindlichkeit, und in tiefem, tiefem sich noch lange darüber nach: hatte er vielleicht bei d«r Psychologie des Pam toffels einen wichtigen Punkt überse hen raffinirte Verstellungskunst? Es lohnt« immerhin, sich darüber klar zu werden, und eine Visite im ge richtsrätlichen Haus« ließ sich ohnehin anstandshalber nicht mehr umgehen. So stieg er denn nun ein paar Tage p«n empor und zog die Klingel. Es dauert« «in« Weile, bis die Thür ge öffnet wurde, und das Dienstmädchen, ein schwächliches, kaum der Schule entwachsenes Ding ihm den Bescheid gab, daß die Herrschaft ausgegangen U 112 bess !" h" t b ' h signal in ihn hineingeläutet: „Borsicht, Vorsicht hier liege» die Fußangeln für d«ine Freiheit." faßt hatte. Und als er später im stillen Mond licht noch ein wenig in der nächtlichen Kühle des Stadtparks sich erging, Assessor Walter Görne, daß seine mein Glück mir zugefallen, den gieb Erst faß sie ganz still da, das Köpf te. rosigen Wang«n h«rab „Frtilich fr«ilich alles habe ich gewußt und gesehen, Hab's gesehen, wie du den Pantoffel aufgehoben und ein gesteckt hast, und eswarja aar l«n lassen." Der Assessor saß da wie vom Don ner gerührt. nicht gemeint. Dann stimmt ja alles gar nicht und unsere ganze Verlobung war nur ein psychologischer Irrthum." Da hatte das Bräutchen sich auf Die Frau in Korea. Platze, an dem sie vor ihrer Berheira thung gelebt. Muß eine Frau vor Gericht erscheinen, so gibt ihr der Rich ter für die Dauer des Prozesses einen Namen, um die Verhandlungen zu er leichtern; übrigens geschieht es nur Jugend eingeprägt, daß es ein« Schande sei, in demselben Raum zu wohnen, in deni Frauen leben. Schon weiblichen Geschlechts in gesonderten Räumen erzogen. Diese ganze Erzie hung beschränkt sich darauf, daß die Mädchen die Kunst lernen, zu gefallen und sich zu unterWersen. Nie ist es ihnen vergönnt, niit ihren Brüdern zu spielen, und bald gehen sie in ihrer Scheu vor den Männern so weit, daß sie sich vor ihnen verbergen. Bei Ehe schließungen beschäftigt man sich nur mit den Standesrückfichten und der Uebereinstimmung der Würde beider Familien. Die Charaktereigen schaften, die Neigungen oder die Gebre chen der zukünftigen Gatten oder bei derseitige Abneigung spielen gar leine Rolle dabei. Niemals wird «s deni Koreaner ein fallen, seine Frau um Rath zu fragen, ja, um allen Verdacht von sich zu wei sen, als ob er von der Frau etwas halte, verläßt der junge Gatte nach den ersten drei oder vier Tagen nach der Hochzeit seine Frau und begibt sich zu seinen Nebenfrauen. So will es korea nischer guter Geschmack und Lebensart! Gäste und Freunde empfangen die Eheleute getrennt in ihren Wohnräu men. Ist die Frau untreu oder läuft sie dem Manne fort, so kann er sie zum Richter bringen, der ihr die Bastanad« gibt und sie dann als Konkubine an einen seiner Diener schenkt. Stirbt die Frau, so trägt der Mann einige Monate Halbtrauer und kann sich bald wieder verheirathen; stirbt hingegen der Mann, so hat die Frau, namentlich in höheren Klassen, ihr ganzes Leben lang ihn zu beklagen und Trauer zu tragen. Es wird als große Schande angesehen, wenn eine Wittwe zum zweiten Male heirathet. Während die Männer, besonders in den besseren Klassen, zu Haus oder in den Straßen herumfaulenzen und in den zahlreichen Restaurants ihrer Eß- und besonders ihrer Trinksucht derart sröhnen, daß ihnen oft genug ihre in der Mitte des Kopfes zu einem Knoten aufgebunde nen Haare noch am anderen Tage weh thun, müssen die Frauen der besseren Stände das Haus in Ordnung halten selbst arbeiten si« niemals, ihr Le ben vergeht in völliger Unthätigkeit. Niemals werden sie in den vom Manne bewohnten Fliigel eingelassen oder dorthin gerufen. >Semü««ru>»tg. Unter den vielen Anekdoten, di« die Wochen verstorben« Prinzessin Ma gleich gesagt, Prinzessin?" rief Alles Ein neuer Frauenberuf. Thiergeschichten. Die Kinder von Whitechapel verlangen nach Geschichten von Gutshöfen, und auf dem Lande rufs habe ich manchmal Zusammen habt! es ahnt das Ende der Geschichte voraus und verkündet mit boshaftem Entzücken „Natürlich wird der Wolf getödtet", wenn ich kaum begonnen habe. Ein schottisches Mädchen, das ich zweimal traf, lachte das erste Mal höhnisch, als ich eine Geistergeschichte erzählte; als ich sie einige Monate später traf und auf Verlangen dieselbe Geschichte erzählte, begleitete sie mich hörbar durch die Geschichte; aber sie war immer zwei Sätze voraus." Der stolzeste Augenblick in Fräulein Stuart's Laufbahn als Geschichten erzählerin war, als es ihr gelang, einen britischen Haushofmeister zum Weinen zu bringen. Er war gekommen, um zu melden, daß das Essen angerichtet Geschichte, das ihn zu Thränen rührte. Stumm erfüllte er seine Pflicht, und verließ dann das Zimmer, wobei er eine Serviette an seine Augen brachte. Fräulein Stuart ist durch ihre Erfolge im Familienkreise auf die Idee ge bracht worden, diesen Zweig der Un terhaltung ais ein Mittel, ihr Ein kommen zu vermehren, aufzunehmen. In der Frage der Märchen giebt es in London jedoch Leute, die anders den ken als Fräulein Stuart. Nie vorher sind in London Weihnachtsbücher in solchen Mengen aus den Markt gebracht worden, wie es im verflossenen Jahre der Fall war. ge- Londoner Verleger; klug« Leute auch Märchen verlegen cder schreiben mögen, alle können auf die selbe Quelle zurückgeführt werden. Alle scheinen skandinavischer und deutscher das Vorbild, nach dem alle arbeiten. Die Märckenbücher werden jetzt viel mehr illustrirt, und je unmöglicher und phantastischer die Bilder sind, umso mehr lieben ste die Kinder." Tos „Brivge"-Kleid. ertheilt, ist: „Schicken Sie mir, bitte, ein Bridge - Kleid." Dieses Kostüm entspricht einem lange gefühlten Be- und der Gesellschaftstoilette, in der sie Mahlzeiten. Sie haben keine Zeit, die Nachmittagstoilette mit der Gefell kleidsam. Das Bridge - Kleid ist das Gesellschaftskleid. Die lange Liste ben gewählt werden. Sehr hübsch z. B. ist eins aus rosa Crspe de Chine mit schwarzem Spitzenbesatz, der über sehr sichtbar sind. Am passendsten ist deshalb eine durchsichtige Spitze für N«u«steMode. „Ich möchte «in«n Hut haben, aber «in«n nach der fem Moment ist die Mod« im Begriff, Rücksichtslos. „Sie hab«n gestern gefehlt, Müller!" „Entschul- glucklicher Vat«r geivor.