Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 28, 1904, Page 3, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Gkißenckes Gslck.
Roman von Marie LcScol.
K. Fortsetzung.)
Der Anhänger Schopenhauers rief
im skeptischen Ton:
„Ich wünsch« mir gar nichts Besse
ner Frau lennen zu lernen, dv>n trotz
ies Vertrauens, das ich in Ihre Wahr
heitsliebe setze, verehrte Baronin, wird
«S mir schwer —"
„Herr Marquis," warf der General
«in, „diese Frau von Erneuil ist keines
wegs ein« so seltene Ausnahme, ich
selbst hab« viele so edle Frauen ge
kannt —"
krbricht," rief hier dießaronin, „werd«
ich mit meiner Erzählung nie fertig
werden!"
Allgemeine Stille. Die wohlwol
mer fort, andere hielten es für ange
zeigt, sich nicht einzumengen, und die
Baronin blieb als Siegerin auf dem
Schlachtfelde.
„Ja, sie war ebenso gut wie feinfüh
lig, die arm« Julie! Den sprechendsten
Beweis dafür liefert« sie, als sie sich
kurz nach der Trauung mit ihrem ge
liebten Gatten d«s alten Vetters erin
nerte und um die Erlaubnis; bat, ihn
neuil einzuladen.
„Er wird uns nicht lästig fallen,"
meint« sie. „Er ist ja so bescheiden, so
biscret! Er wird von aller Welt ge
mieden, und hier bei uns hat er wenig
stens alle Tage zu «ssen." >
Der Marineofficier willigte «in;
was verweigern?
Hiob insiallirte sich also in Erneuil,
störte Niemanden und lebte aus (Le
gal; «r weigerte sich, die schönen Zim
mer des Schlosses zu beziehen, und zog
«s vor, hoch oben zu Hausen, von wo «r
«in«n prächtigen Fernblick genoß. Er
suchte sich sogar in Haus und Hof nütz
lich zu machen, sammelte das Fallobst
und las das trock«n« Holz im Park zu
sammen. Zur Belohnung machte Ju
lie oder ihr Gatte Abends ein Spiel
chen mit ihm, und sie wußten es stets
so einzurichten, daß der Vetter ge
wann.
ein bisch«n Geld mitnehmen."
Als der Winter nahte, hielt es ihn
nicht Mnger. Das junge Ehepaar be
davon zukommen lasse.
„Welche seltsame Fügung des
Schicksals!" setzte sie nachdenklich Hin-
Welt schlecht und verrückt ist! Die Tu
liche Beerdigung »«ranstaltet und eir
Mächtiges Denkmal errichtet, das Wer!
eines unserer ersten Bildhauer, «ir
Veranstaltung der «leganten Welt."
„Private, fromme Gesellschaften sind
die einzigen, die die Baronin besucht.
den Rochedures. Sie waren sehr gut
beritten! vor der Katastrophe konnten
sie das nicht. Was Wunder, daß sie
chen?" brummte der General.
Und mit erhobener Stimme fügte er
hinzu:
„Ich muß offen gestehen, daß ich
Frau von Rochedure meine ungeheu
chelte Bewunderung zolle! Sie ist eine
Frau von Herz und ohne Tadel!"
Er sagte das in einem trockenen, be
fehlshaberischen Ton«, wie er ihn sei
nen Soldaten g«genüb«r angeschlagen
hatt«, und mit der Geste eines an Ge
horsam Gewöhnten, der keine Erörte
rung zuläßt, geschiveige denn «inen
Widerspruch duldet.
Bertha von Nenny kannte Frau von
Erneuil nur dem Nam«n nach und auch
die Baronin von Rochedure nur vom
Sehen. Das Verhängniß der Einen,
das Glück der Anderen bedeuteten für
sie nicht mehr, als irgend eine andere
wähnte sie das Gespräch gegenüber
ihrem Gatten.
„Wie kommt es, Herbert, daß Du
mir nie etwas von dieser tragischen
Begebenheit erzählt hast? Hattest Du
auch nichts davon gehört?"
„Doch, mein liebes Kind, und ich
habe mich für Rochedure. der in mei
nem Club ist, darüber gefreut."
„Wie magst Du nur sagen, daß Du
Dich über ein so entsetzliches Unglück
gefreut hast! Ein ertrunkenes Kind und
eine arme, wahnsinnige Mutter!"
„Meine Freude galt natürlich dem
Baron Rochedure: er ist «in guter Ka
merad, und etwas Geld kommt ihm
sehr zu passe. Mißt Du es übrigens
gewiß, daß die Leiche des Kindes ge
funden wurde? Ich glaub«, das Ge
gentheil gehört zu haben."
„Nach dem, was man heute erzählte,
ja. und die Baronin Rochedure hat sich
selbst an d-r Suche betheiligt. Es
wurde sogar ein prächtiges Monum«nt
errichtet, ein Mausoleum aus weißem
Marmor, einen Engel darstellend, der
seinen Flug himmelwärts nimmt."
„Desto besser für Rochedure," be
merkte der Graf, „daß die Leiche des
Kindes wirklich gefunden wurde, denn
eine Erbschaft antreten, ohne daß ein
Todtinschein vorliegt, macht große
Schwierigkeiten. Baron Rochedure ist
von dem ihm so unerwartet zugefalle
nen Vermögen schon den richtigen Ge
brauch machen."
VIII.
üblichen Gefolge von Bällen, Soireen,
Festen und Theatervorstellungen. Di«
kleine Gräfin war überall dabei, macht«
Stant/zu f«tz«N! jetzt würd« es ihr in
d«r That an Zeit dazu gefehlt haben.
Ein Fest jagt« das and«rt, und mit ju-
Die ohne Wiss«n ihres Mannes von
dem großen Isidor verfaßten Episteln
enthielten stets Bitten um Dies oder
Isidor: -ch 'cht d
der Ihren handelt«? Hat sie für I«»
schen, Mutter Mahuret, gebe ich Ihnen
verging.
H-rz^o
deren Ursache existirte? Es sei deshalb
sten abgebrannter Junggesellen zu ver
anstalten, seine Idee fand indessen kei
nen Anklang.
Ja, ja, es mußte unbedingt etwas
für die armen Kinder gethan werden,
Man plant« dies und das, ohne zu
einem Entschluß zu kommen. Bazare
waren schon unzählige abgehalten
worden,' das zog nicht mehr. Ein
stets bereit, aller Welt zu Hilfe zu kom
nahm, fügte sie hinzu:
„Ich versichere Ihnen, es ist mir eine
Freude, und es bedarf keines Dankes.
den. aber das Fest sollte Alles, was
spendete, so >Vehrte sie mit sanfter
„Es ist ein so erhebendes, schönes
Weit! Wie wäre es möglich, ihm
Erfolg des nächsten Tages, an dem
keine Menschenseele zweifelte, reichlich
Champagner, man plauderte und
lachte, als sich plötzlich mitten in all«
die schönen Complimente, die hin- und
„Ihre Wohlthätigkeitsfeste sind ja
sehr amüsant, meine Damen, aber ihre
Nützlichkeit möchte ich doch bestreiten.
Was ist beispielsweise der Zweck dieses
Festes? Verlassene Kinder unterstützen!
Hat ein« der anwesenden Damen schon
einmal so ein verlassenes Kind ge
sehen?"
kbhaft die kleine Gräfin, ,'zch selbst
sten Verhältnissen aufgefunden wurde,
und kann die Beivcife dafür zur Stelle
und die Fanfare, auf di« der große
Isidor schwor.
„Zur Strafe muss«» Sie, Herr
Marquis, den Damen diese beiden Ar
sein sollte, selbst folgen lassen."
Man klatschte laut Beifall.
Richtigkeit jedes Wortes ein."
Als auch der Bericht des Kirchlichen
Haben Sie sich an die Zeitungen ge
„Jch selbst habe an zehn verschiedene
Blätter «inen kurzen Bericht geschickt,
unwillkürlich gedämpfter Stimme:
„Mein Mann behauptet, es müsse
irgend ein Geheimniß dahinter stecken;
hat/^""^
fehlt Ihnen? Sie scheinen einer Ohn
macht nahe!" rief er aus.
Da raffte sie sich mit übermenschli
cher Willenskraft auf.
,Ja, ich fühle mich nicht ganz wohl,"
sagte sie ruhig, »und da ich hier ohne
hin nichts mehr zu thun habe, bitte ich
um die Erlaubniß, mich zurückziehen
zu dürfen, um morgen wieder auf dem
Posten zu sein. Ein wenig Ermü
dung, weiter nichts."
„Sie haben sich auch viel zu sehr an
gestrengt —" wandt« di« Herzogin mit
gütigem Vorwurf ein. „Ruhen Sie
sich ordentlich aus, liebste Baronin.
Niemand ha: mehr für unser Werk ge
than, als Sie, und es wäre schade,
wenn Sie nicht ernten dürsten, wo Sie
so fleißig gesät haben."
Frau von Rochedure rief Genovefa,
die gerade mit Herrn Kontran plau
hinter ihr geschlossen hatte, wurde man
nicht müde, sich in Lobeserh-bungen
über sie zu ergehen.
IX.
Icsen. Sie hatte den Befehl ertheilt,
Baronin Amalie. Felsenfest Hatte sie
Z>veifel zuließen.
Der der Fanfare beschäftigte sie zu
erst.
aus Ixr Feder d«s beredten Pfarrers.
Plötzlich aber ließ ein Wort sie bis
in s Innerste erbeben: Der Name
Seele.
Kannte sie diese Mutter? Wäre es
der sein Leben dem Mitleid des Feld-
Bor Allem das Datum der Ausfin
entsctzlich klar! D«r Neffe, den sie br
aus folgen, welchen Entschluß muß!«
thun sollte sie das Wort ausspre
chen, was Ehre und Pflicht verlang
ten? Das Wort, das sie und ihre Fa
milie wieder in die Armuth zurück
fchleudern würde? Oder sollte sie
schweigen
dies Kind, daS «in ganzes Dorf für
todt gehalten, in den Tiefen des Wei-
Wittw« und Mutter eines einzigen
Kindes sei. Vielleicht hatte er gar
keine ander« Absicht gehabt, als ein Ab
schaffen für den Sireich, der Wald in
schlich er sich an das Kind heran,
schmeichelte ihm, faßte es an der Hand,
und als der Kleine voll stummer Neu
sprach, sich widerstandslos forttragen
ließ, hatte d«r Uebelthäter schon den
schwersten Theil seines Wagnisses hin
ter sich. Im Walde überlegt« er einen
Moment! das Verschwinden des Kna-
Nachsetzenden auf eine falsch« Fährte
zu lenken. Da sah er plötzlich den
Teich. Das war das Rechte! Es
ir.'s Wasser. So war Zeit gewonnen,
und mit Tagesgramn hofft« er zu d«:
Bande zu stoßen, zu d«i er gehörte.
War er erst so weit, so durfte er sich
Handlungen treten und ohne Zweifel
«in tüchtig«? Lösegeld herausschlagen.
Das Allcs war gut eingefädelt aber
wachten Augenblick aus dem Zigeuner
lager fortzuschleppen. Ihre Flucht
hatte dann der Schuß des Feldhüters
Di« Augen starr auf den Fußboden
geheft«i, die Lippen krampfhaft zu
sammengepreßt, sah die Baronin sich
selbst zu täuschen und zu belügen, hin
derte sie ihre Klugheit. Sie that sich
etwas auf ihre Fähigkeit, die Dinge so
findet sich in im
Hause des Feldhüters Mahuret."
mütterlichen Erbtheil die Schulden sei
nes tobten Vaters getilgt.
. (Ssrtsetzung s-l»i.)
Für die Küche.
Zeitlang gelegen hatte, wobei man
das Fleisch fleißig beschöpft. Er muß
beim Braten mit einem gebutterten
von 8 Sardellen und 2 Unzen Butter
an, indem man die Sauce theils über
den Hecht gießt. Die Leber des Fi
sche- legt man beim Anrichten um den
Kopf herum.
Hammelfleisch mit Kräu
tern. in Stück oder
Gewürzkörner dazu und dünstet daS
Fleisch 2 Stunden darin gar,
nimmt es heraus, schneidet es inSchei
chen durchziehen, schmeckt das Gericht
Kartoffelklöße aus ge
kochten Kartoffeln. Die mit
der Schale in Wasser und Salz nicht
man zu 3 Theilen Kartoffeln 1 Theil
Würfel geschnittene Kruste in Butter
gelindem Feuer langsam dämpfen.
Nebenbei hat man 25 bis 30 geschälte
Kastanien in Wasser abgewellt und
mig gekocht, dazu fügt man die Kasta
nien, läßt alles zusammen aufkoche»
und schmeckt ab. Die Ente wird tran
zu Tisch gereicht.
Thüringer rohe Karto
ffelkloße. Ungefähr 6 Pfund rohe
rieben, durch ein Tuch gedrückt und
das zurückbleibende Kartoffelmehl wie
der hinzugefügt. Sodann wird von
einem halben Quart Milch und einer
kleinen Obertasse Grießmehl ein flüs
siger Brei gelocht und kochend aus die
Salz hinzugethan, verarbeitet und
Kncdel davon geformt. In die Mitte
eines jeden, eventuell auch in den gan
zen Teig, kommt eine Portion in But
ter geröstete Weckbrötchen, wozu man
ungefähr Vrötchen verwendet. Die
Knödel werden dann eine halbeStunde
gekocht und sind sehr gut zu Braten
und Kompot.
Tomatensalat auf fran
zösische Art. Bevor maN den
Salat bereitet, reibt man die Salat
schüssel mit eineinStllckchen Knoblauch
ein; wer aber diesen Geschmack nicht
liebt, stelle den Salat oyne Knoblauch
völlig reifen Tomaten werden inSchei
ben geschnitten, wobei man die Kerne
entfernt; auf jed« Lage Tomaten
tropft man feines Olivenöl und etwas
tüchtig durcheinander, giebt nach Ge
schmack etwas Pfeffer daran und läßt
den Salat etwa eine halbe «stunde bis
Senf, etwas Essig, Salz, Pfeffer und
spielt)! . Ach, besonders seit mich
Klavierspielen eine Wohlthat!" Zim
mernachbar? , , Aber Fräulein. .. .
„Wohlthaten soll man im Stillen 3