Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 07, 1904, Page 6, Image 6

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    6 Westfälische Steinkohwi-Derz
»r r e.
" Ein Besuch in einem westfälischen .
Kohlenbergwerk gehört zu den interes- ,
santesten Erfahrungen eines Europa
reisenden. Die Erlaubniß zu einer
solchen Ärubenfahrt muß man sich von
Wollen uns nun die Leser einmal
auf einer Grubenfahrt folgen! Zuerst
führt uns der Steiger zur Lampenbu
de. wo wir eine Wetterlampe erhallen.
Wir sind früh aufgestanden; es ist
«rst i/zk Uhr. Deshalb treffen wir
auch noch einige Leute der Belegschaft,
die sich ihre Lampen hoien; sie geben
an dpi Schaltern, eine Blechmarie mit
«iner Nummer darauf ab und erhalten
dafür die Lampe mit derselben Num
mer. Wir warten, bis die Männer
abgefertigt sind. Keiner geht an uns
vorüber, ohne uns ein höfliches „Glück
auf" zuzurufen.
Ehe wir durch den Hauptschacht in
die eigentlichen Arbeitsstätten der Koh
lengräber eindringen, zeigt uns unser
Begleiter das „Abteufen", das heißt
das Bohren eines neuen Schachtes zur
Ausschließung der unterhalb der Gas
kohlenpartie liegenden Fettkohlen, die
sich zur Koksfakrikatton besonders eig-
Die Lampenausgabe.
nen. Die Arten des Abteufens sind
ganz verschieden und richten sich nach
der Beschaffenheit des Gebirges.
Nachdem uns der blecherne Kübel, in
dem wir in den Abgrund hinabgelassen
er die Steigrohre für die unterirdische
große Wasserhaltungsmaschine, ferner
befindet sich in ihm eine ununterbro
hend) für den Fall, daß die Belegschaft
endlich nimmt er die Leitung für die
Wetterführung (Zuleitung frischer
Luft) auf, während die verbrauchte
Grubenluft aus einem besonderen
zweiten Schacht, dem Wetterschacht,
ren herausgesaugt wird.
Eine Weile sehen wir uns das
Treiben an der „Schachthängebank"
lungen mit je einem Förderkorb vor
handen. Ist der eine Korb oben, so
befindet sich der andere unten, geht der
WMMI K A 7!
Au, Füllort.
durch Auf- und Abwickeln der Förder
niit M Fuß Durchmesser.
Der Hauptschacht bildet die Centrale
in Abständen von M bis 10l> Metern
jedesmal ein System horizontaler
/Gänge, die „Sohlen". Die meisten
Gruben haben mehrere Sohlen in Be
tersohle, wiil sich auf ihr die sämmt
lichen verbrauchten Wetter sammeln
und von da zum Wetterschacht geführt
werden.
Auf der Waydirung dringt uns
ein unaufhörliches Geknatter in die
Lhren, um so deutlicher, je weiter wir
lommen, und schließlich kann man sein
eignes Wort nicht mehr verstehen. Wir
sind bei den Kehrmaschinen ang'lanai.
Der Steiger hatte uns schon auf dem
Wege die nöthigen Erklärungen gege
ben, weil eine Unterhaltung an Ort
und Stelle unmöglich ist. In unserm
Querschlag werden, die Bohrlöcher
durch Maschinen hergestellt, die den
Betrieb zwar nicht verbilligen, aber
Vor Ort.
einem mit einem Pferde bespannten,
l2 Wagen bestehenden Koh
lenzuge begegnet sind, kommen wir zu
nur zwei Sohlen verbindet. Wir klet
tern in ihm etwa 125 Fuß hoch auf
steilen Fahrten (Leitern) aufwärts,
gehen noch ein Stück in einer ähnlichen
Kopfanrennen vorwärts und befinden
uns dann „vor Ort", d. h. an einer
Arbeitsstelle. Wir treffen gerade vier
Leute bei der Arbeit: sie haben die
Strecke, durch die wir gekommen sind,
weiter zu treiben. Zwei von ihnen
sind mit Kohlenhauen beschäftigt, ei
ner macht sich an der Zimmerung zn
schaffen, während der Lehrhauer die
den Wettern.
wie man mittels der Sicherheitslampe
di? Streiken nach schlagenden Wettern
ableuchtet. Bei Vorhandensein von
die sogenannte Aureole, die bei einem
Gehalt von 6 Prozent Grubengas, dem
Beginn der Explosionsfähigkeit, schon
den Drahtkorb der Lampe aus
füllt, bei geringerem Gehalt entspre
chend kleiner ist und bei etwa I'<.> Pro
zent zuerst erkannt werden kann. Da
das Grubengas nur halb so schwer ist
wie Luft, sammelt es sich stets an dem
Firste der Strecken an.
Nun ist aber unser Wissensdrang
gestillt. Der Steiger führt uns^zuin
fahren. Mit Heller Freude begrüßen
wir das goldige Sonnenlicht, froh,
finsteren Unterwelt entronnen zu
Ein moderner Tchulpalast.
In Frankfurt a. M. ist vor Kurzem
der Neubau des dortigen Lessing-Gyin
eigenartiger, vornehmer Weise gestalte
ter Typus jener großen, modernen
Schulneubauten, wie sie uns die letz-
Das neueLessing-Gymnc
sium in Frankfurt a. M.
doch mit künstlerischer Fassadengesial
tung (hier in neuzeitlich ausgestaltetem
Renaissancestil) dienen diese Schul
bauten nicht nur ihrer praktischen
Zweckbestimmung, sondern sie sind an
sich geeignet, auch auf die Förderung
des künstlerischen Sinnes der heran
wachsenden Jugend in günstiger Weist
zu wirken.
Sicheres Zeichen. „Heute
„Wieso wissen Sie das?" „Weil
Hmidolin und pctrolina.
minologie der Reklame", wie Richard
M. Meyer es in einem Aufsatze in
Kluges Zeitschrift für deutsch« Wort
bern unseres deutschen Wortschatzes.
Meyer hat zuerst, auf dies« Art von
Nainengebung hingewiesen, die ja vom
licht; ich selbst habe zu d«n 63 Meyer
ähnlichen Verzeichnisse allein nicht we
niger als gSI) gezählt. Welch eine
herrliche Bereicherung unserer Sprache
Herkulin ein anderes, das sich Herlula
nennt. O Wettbewerb, 0 Wettbewerb,
wie schön sind deine Wörter! S» kann
Gesellschaft" bereitet wird; Asthma
„Bronchiol-Gesellschaft" an, und Dach
pix eine „Dachpix-Gesellschast". Was
für schöne Mittel gibt «s nicht über-
Nasol und Hustol neben Kniston! Wer
das Haar struwwelig geworden ist, der
braucht nicht ängstlich zu sein: er kaufe
nur etwas Struwwelin es ist k«in
wenn mal erst Klebol, Leimose und
Papponit das Licht der Sprachwelt er
blicken sollten.
tolin (nach dem Erfinder benannt),
Hamster mit Ackerlon, und das Heer
„der Natten und der Mäuse, der Flie
gen, Frösche, Wanzen, Läuse" mit Za
cherlin oder Thurmelin, mit Falkonin
Methon, und sogar Molkenia! Als
Glättolin (weshalb nicht Plättolin?),
Backen Backerol, alles Ernstes:
auf als „Ni-O-Ne" und „Ni-Zug-Ut".
„Wuk" (Würze und Kraft), „Degea"
(so nennt die Deutsche Gasglühlicht-
AktieNgesellschast einen GlUhstrumpi),
und höhnisch in eine Habuhkuh um
tauft, eine Neuß-Nadelco hervorrufen
konnte, bezeugt dies.
Man tadelt gewiß oft zu Unrecht
die wortschöpferische Arbeit einzelner,
und die Tagesblätter brachten türzlich
erst wieder den Beweis, wie viele vor
treffliche und allgemein gebrauchte
Wörter thatsächlich doch auf einzelne
Leute zurückzuführen sind; aber es hat
das immer feine Grenzen, und
zeigt, ist höchst unerfreulich, und nian
möchie wünschen, der Sprachverein
oder die demnächstige Sprachwarte
über den Hausen rennen, daß es auf
Nimmerwiedersehen zerstöbe, wie
Spreu vor d«m Winde. Aber das ist
ganz unmöglich. Ob nicht dagegen
diese sprachliche Modethorheit von
selbst allmählich einschlummkrn wird,
wie so viele andere? „Ein Ziel auf's
innigste zu wünschen." Genehmigen
wir uns doch darauf einmal «inen
tüchtigen Bissen Wunschogen und einen
herzhaften Schluck Hofsnungol!
Lakonisch.
Studiosus Pumpwitz: Bist Du bi!
Moos?
Studiosus Sumpfwitz: Bist Du bci
—-A llerhöchsteE i s e r s u ch t.
läßt höchstens in, Fesselballon
— s le i ch. „Nehmen Sie^
und muß nachher die ganze Zeit auf
dem Kopf stehen!"
Berechtigter Zweifel
„Ist ein Brief für mich da unter
„Rofenknöspchen"?"
„Ist der wirklich für Sie?"
112 i n g e r.
Ei, fein! Was mag da zu erwischen
sein? Vielleicht ein seidenes Spitzen
iuch und eine volle Börse?
O weh! Jetzt wollte ich klemmen
und statt dessen werde ich selber ge-
Der spendable Gatte.
segepäck selbst angeschleppt bringt: So,
Alte, jetzt kannst wenigstens net wieder
sax>»n, daß ich mit leeren Händen von
Beweis. Freund (der einem
Pantoffelhelden das betreffende Buch
küssen, Onkel!
DI« größte Sorgt.
„. . .Bei Ihrem Leiden, meine Gnädige, pflegt meist auch Gelbsucht
euszutreten!"
„Gelbsucht?!. .. . Aber, Herr Doktor, dazu habe ich gar kein passen
des Kleid!"
Kindermund. Der kleine
Karl: Ach Onkel, schneide mir doch
Weshalb denn ich? Lasse ihn Dir
Der K n a l l pr 0 tz.
noch dazu blos SIX) Mark!!"
Verschnapp i. „Ich danke
Ihnen vielmals für Besuch; es
ja so nichts Vernünftiges anfangen!"
Bescheid. „Sie haben wohl
meine Gedichte durchgelesen, Herr Re-
dakteur; auf welchem Feld gedeih!
wohl meine Literatur am besten?"
„Auf dem Gemüsefeld, Verehrtester, sie
Naiv.
Bauer: „Was fehlt der Kuh?"
Thierarzt: „Sie hat's am Herzen!"
Bauer: „Jesses, ist das alte Bieh noch verliebt!"
Boshaft. „Freund Buchholz
soll ja eine schreckliche Megäre zur
Frau gekriegt haben was hast Du
ihm denn für ein Hochzeitsgeschenk ge
macht?" „Eine Stutzuhr mit dem
Motto: Die Uhr schlägt «einem Glück-
D i e U n s ch u l d.
„Von mir aus nicht, Frau Schulze, wenn's lvcht die Werrlein,
der ich's eben erzählte, weiterplauscht."
Bei Tischt. „Du sollst nicht
Gabeln." „Richtig! Aber nicht Dei»
Gut erklärt. „Wie kommt
Der kleineEguist. Fritz
chen: Wenn heut' Nachmittag Onkel
Eduard kommt, läßt Du doch Kuchen
holen, Mama? Mama: Onkel ißt ja
gar keinen. Fritzchen: Dann freut's
hat, gar nicht mehr zur Jagd?" „Er
bringt jetzt so schon genug zur
Streckt!"
! Starte Einbildung.
„Warum ist denn der Geschästsdiener
Johann seit neuester Zeit so hochnä
sig?" „Dem sind seine Chefs seit zwei
Monaten den Gehalt schuldig, und da
bildet er sich jetzt ein, daß er an dem
i Unternehmen finanziell betheiligt istl"
Ein Vorsichtiger. Pro
fessor (von Selbstmordgedanken ge
plagt, am Wasser stehend): Ich Halt'S