2 W!« ein Wunsch verglüht. Ein leises Zwielicht schwebte durch sen Raum. aufstrebenden Mondes. „Siehst Du," sagte plötzlich der Alte und zeigte mit dem Finger in die Höhe, „das ist der Abend, der uns allen winkt. Er scheint wie eine Erho lung, und hat doch, wenn man ihn Wolken und nur wenig Licht!" Er holte tief Athem. „Und wir müssen uns doch mit ihm zufrieden geben." ficht. Er senkte den Blick zu Boden und faltete die Hände. Aber feine Stimm« zitterte ein we nig. „Und doch," sprach er leise, „muß es schön sein,.den Abend erreicht zu haben! Aus den Tag zurückblicken zu können, und ob er gut war oder schlecht, ob er Lasten hatte oder Lei den, dann endlich sagen zu dürfen: Gott sei Dank, es ist Feierabend! Es winkt die Ruhe und der Frieden!" Der Alte dehnte sich ein wenig in „Und die Reue, die an solchem Le bensabend kommen kann, gilt die Dir nichts?" „Nein. Onlel sie gilt mir nichts! Reue kann nur der Mensch haben, der sich einmal durchgesetzt, der seinen Willen vertheidigt hat und durch die That seine eigene Kraft bewiesen. Wie dann auch sich sein Leben wandelte, ei trägt von jedem Fehlschlag, von jedem Mißgeschick doch das große Gefühl hinweg, daß er ein eigener Mensch ge wesen ist. Was aber wird aus uns, die wir den Willen Anderer befolgen müssen? Die wir die Wege gehen sol- Als er zurückkam, lag auf dem Antlitz seines Onlels ein mildes Lä cheln. „Du wilder Junge, du! Mit dei nen Jahren philofophirst du wie ein Morgens so leicht, so federleicht. Wie biblischen Alter! Dir gilt die Reue t-r^g-ss.r°ch-n? „Nein! Er gestattet es nicht! Er mal mir scheint, du bedenkst nicht, was du sprichst!" „Ja, ich habe es bedacht! Sein Le das ist schlimmer als der Tod. Das ist eine Marter ohne Ende. Ich habe meine Skizzen vorgelegt. Man hat „Du wirst es müssen!" „Es ist mein Lebenswunsch! Und man will ihn mir nicht erfüllen." bisher nicht thun. Ich,hatte sie darum gebeten Sie rückten die Stühle eng aneinan der. heirathet?" „Warum? Ja, sieh' mal, Jung- Pflegekind." hatte als Student te. Auch hatte er ganz hübsch ver dient. Mein Ziel... schob ich ein we- das Glück war deinem Vater nicht hold. Ein großer Wurf gelang ihm nicht. „Dann verliebte er sich in deine Mutter. Und wieder stand er vor mir, mit seinen glänzenden Auqen und ich sagte nicht nein. Deine Mutter hatte etwas hatte großen Ein sllr so lange verloren ging. Sie hat es nicht gekonnt. Auch ihre liebevolle Antheilnahme half ihm nicht. Er konnte das richtige Feld nicht fin den. Doch die Sorgen fanden sich zu „Dann kamst du auf die Welt, dann kamen die ersten Kranlheitszeichen deiner Mutter, dann die grenzenlose men in jenem Verlag, in dem er noch heute thätig ist. Seine hochsliegenden Pläne waren dahin. Er... hatte nur noch den Wunsch, deine Mutter zu pflegen und dich etwas Tüchtiges ler nen zu lassen. Ein klein wenig habe „Du, Onkel? Onlel, du?" „Es war doch meine Ich zeigt, 'wie wir lins im Verzichten .Ich verstehe dich. Onkel. Du meinst, an Stelle der eigenen Wünsche neue für andere setzen!" „Gewiß! Oda gibt ei so viel. Ich das Nöthigste sii/das tägliche Lehen, j Dit hat ihm leider gefehlt!" Ueber den Tisch hin strahlte das helle Er wollte sich nicht ablenken lassen. Er wollte das Gefühl auskosten, das erhebende Gefühl, das nach dem Erlö- Das Zuchsle. Was fand er eigentlich so besonders anziehend an ihr? Die grün leuchtenden Katzenaugen sicher nicht! Die Nase, die zwar klein war, aber doch ein wenig zur Regen zähnchen zeigte? Nein, nein! De: erlaubte sich zu oft kleine Frechheiten. Ja, wenn er nach jeder Bosheit einen Kuß darauf drü cken dürfte! Aber um Himmels willen! Die Fränze kratzte ihm sicher die Augen aus, wenn er dazu nur Miene machte. So mußten es wohl die Haare sein, diese Haares eingetragen hatten, und die eigene Mutter hatte ihn ihr gegeben, halb im Scherz, halb in Wehmuth. „Mein Kleines, mein Füchsle, hast halt wieder herausgeleuchtet", hatte sie immer gesagt, wenn sie bei einer Schulfestlichkeit zugegen gewesen war und die'schimmernden Haare ihr so fort den Platz der Kleinen verriethen. Die Mutter hatte sich über ihren Rothfuchs gegrämt bis an ihr Ende, „Bist unser Füchsle, Kind. Wir haariges Mädel haben." Die Tante, Vaters Schwesters, die seit der Mutter Tode bei ihnen wirth schaftete, schlug oft die Hände zusam men und meinte: seit der Vetter Willibald hier weilte, Jener Vetter Willibald war dieser Besagter Vetter Willibald, kurzweg sah er nicht gerade über die Köpfe der Im Gegentheil. Er guckte genau zu, denn nach einer gen Base aus. Die lleine Stadt, in der Herr Kö nig als Bürgermeister lebte, war zwar ein nichtswürdiges Nest, wie Willi meinte, aber in der hübschen Villa etwas außerhalb war es doch ganz gut Hausen, zumal das reizende Haus töchterchen die Zeit vertreiben half. Aber wo steckte es jetzt? Man hatte sich den Tag über nur bei den Mahlzeiten zu Gesicht bekom men, und da hatte auch Jeder geschwie gen und sich nach Beendigung sofort zurückgezogen. Mit sengender Gluth hatte die Sonne auf alles, was da kreucht und fleucht, heruntergeblick! und jede Be wegung, ja selbst jedes Gefühl zurück- Aber der BIH aus heiterem Him mel, der in dieses athemlose Warten Doch die müde werdende Sonne hatte ihre Kraft am Mittag veraus gabt und mit ihrem Scheiden wurde Alles wagte sich, nun die gestrenge Herrscherin fort, aus den Verstecken hervor, aber ein heiteres Leben konnte sich nirgends mehr entfalten. Im leichten weißen Tennisanzug, das d,,u passende Mützchen auf dem Kopfe, trat Willi aus dem Hause und ließ seine Augen umherschweifen. Halt! Dort hinter den Büschen be- wegte sich etwas; das mußte die Ge suchte- sein. Ein spitzbübisches Lä cheln flog um seinen Mund; rasch fing er an zu singen: „Nothhaarig ist mein Schätzeletn, Rothhaarig wie ein Fuchs —" Nur Flucht, schleunigste Flucht dem jungen vergessen. Prüfend sah sie sich in dem blitzblanken Aus dem Haufe trat zum zweiten Mal Herr Willibald, aber nicht als „Warum diese Falte, Vetterchen?" den Rücken gedreht und in kühlstem Ton klang es über die Achsel: „Ich muß Dich ein für alle Mal Willigste "e^ Recht, die kleine Fränze, 'ne liebe Kleine! Und da kam er zur Besinnung und ihrer Thür. Alles vergebens. Kein Schmeicheln und Flehen lockte ziehen. Bei der Abendbrodtasel war das junge Mädchen sehr heiter und ausge- Lust für sie. erP recht ihr Wesen in dem krausen Gelock. Aergerlich griff das Mädchen nach der Bürste und bearbeitete ihr Ruhe fand sie nicht im Bett. „Ich bin das unglücklichste Geschöpf unter der Sonne", schluchzte sie, „zum ""Aber haltt """" Höhe. niß für so etwas. Blieb nur der Vetter. Der abscheu liche Vetter, der überhaupt an ihrem Fußspitzen, „e g e ch Färb« nit ..Färbemittel? Ja. aewiß. eine Men ge sogar. Was willst Du denn sarde», Handschuhe oder Bänder?" .Nein, nein! Ich meine Haar» Ein leiser Pfiff der aber schnell verschiedenen Haarwässer und Färb stosse, deren Anwendung und Nutzen. Aufmerksam hörte Fränzchen zu. „Ob man hier so etwas bekommt?" „Das weiß ich nicht, aber ich lann mich ja einmal erkundigen." „Willi, lieber Willi, willst Du das Aber natürlich wollte er. Das: „Willi, lieber Willi", klang zu hübsch, und für sein Leben hätte er es noch einmal in diesem Tonfall gehört, und wenn er bis an das Ende der Welt laufen müßte, um das Gewünschte zu erlangen. Wirklich machte er sich trotz glühen der Sonne noch am Vormittage auf den Weg nach der Apotheke des Städt- Aber seine Bereitwilligkeit war nur Rohrspatz. „Solch' eine Dummheit! Das hab« Einen hellen Schrei der Empörung „Das ist das ist nein, ist das wahr, Willi?" Das hatte sich im August abgespielt. Mittlerweile war es Ende September geworden, und Vaters Geburtstag meldet, Onkel Fritz, ein Vetter der Fränzchen wirthschaftete im Hause, Er kam, lustig wie stets. Mit keiner Bttge. Mitten im Essen hielt der Onkel „Ich weiß nicht, Fränzchen, aber mir kommt es vor, als wäre Dein ""Tiefe Sttlle!^ herbstlichen Garten. „Ja, aber was ist denn los?" Ganz entsetzt sieht sich der Onkel „Na, die Geschichte ist richtig", spielt hat. zum" Steinerweichen. Sie merkt es nicht, daß Willi näher kommt, erst als „O, Du, Du! Du bist an allem Schuld, Du hast mir das Mittel ge schickt, Du bist ein ganz schlechter Mensch!" „O, o!" Willi sieht gar nicht so zerknirscht aus, wie er eigentlich sollte. „Fränzchen, liebes Fränzchen, das war gar lein Färbemittel, nur Wasser stosfe verderben die Haare und —" „Ach, das ist ganz gleich! Du bist schuld", und heftiger wird das Wei len! Willi sieht plötzlich sehr traurig näher zu kommen und sich noch viel chen. Denn der Willi hielt das Füchs- Jetzt erhob sich die Tante. „Ich möchte doch lieber nachsehen, die Sache ist mir ängstlich." „Bleibe nur ruhig hier, liebe Elise; ein Dritter ist bei „so etwas" vollkom men übefrlllssig." Tante Elise setzte sich sofort nieder, chen. „Leid braucht Dir nichts zu thun, freuen kannst Du Dich höchstens." unter Lachen und Weinen um den Hals, ebenso der Tante und schließlich auch ihm. Und kaum war er etwas Fritz ein Licht auf, nämlich, daß Frän ze und Willi verlobt hatten, und der Vater soeben in aller Form seinen geschehen tonnte. Er ergriff ein Glas voll funkelnden Weines, hielt es hoch und rief mit durchdringender Stimme: „Unser Füchsle soll leben! Hoch! Hoch! Hoch! Wie et« Schriftsteller dtkannt wir». Der Pariser Figaro erzählt ein er götzliches Geschichtchen, wie ein junger, sranzösischer Schriftsteller sich man möchte sagen: im Schweiße seines An gesichts abmüht, um seinen und den Namen seiner Bücher bekannt zu ma chen. Der ingeniöse Herr pflegt die großen Bahnhöfe von Paris zu besu chen und hier ein oder mehrere Exem plare seines neuesten Werkes zu verlie ren. Der Finder des Bandes ist in den meisten Fällen ein ehrlicher Fin der, da er sich ja an dem Funde in lei ner Weise bereichern kann. Er liefert das Buch also pflichtschuldigst ab, und die Eisenbahnverwaltung rubrizirt den Gegenstand unter den gefundenen Sa chen. Sind mehrere Wochen vergan gen, ohne daß der Verlierer sich meldet, und der ingeniöse Schriftsteller hat ja eben verloren, um nicht wiederzufin den —, so veröffentlicht die Bahnver waltung ein- Liste der gesunkenen Ge genstände, die in Tausenden von Ex emplaren gedruckt und verbreitet wird. Auf diese Weise kommt der Titel des Buches und der Name des Autors zur Kenntniß eines großen Theiles des Publikums, und der talentvolle Schriftsteller er aus die^ Macht der Liebe. „Ist eZ wahr, Babette, daß Sie Ihrem Lieb haber den Laufpaß gegeben haben?!" schlecht?" Gelöstes Problem. Der dicke Professor Leutusius und sein ma gerer Freund Spatzke erhitzen sich bei Betrachtung eines Luftschiffers, der mittels Fallschirm»! niedergeht, über die Frage, ob wi>' der Professor be hauptet ein dicker rascher sinke als wer kommt zuerst unteit an? Rich» tig der Professor! Denn er halte... den Fallschirm vergessen. Die Brantjeit in England nnd Frankreich. In seinem Werk moderne Frau" beschäftigt sich Marcel Prevost auch mit der Frage der langen oder kurzen Brautzeit. Er kommt dabei zu sehr interessanten Vergleichen zwischen England und Frankreich. Er findet, haß die Heirath In England „ein un erschöpflicher Born des Ideals, der Romantik und der Poesie" ist, und nicht nur für Dichter und Philosophen, sondern für das ganze Bolk, für große Herren und kleine Leute. Der Haupt unterschied in den Sitten beider Län der liegt in der Verlobung. In Frank reich dauert die Brautzeit nur so lan ge, wie „unbedingt nöthig ist, um die Aufgebote zu besorgen, den Contrakt aufzusetzen und die Aussteuer herzu richten; also höchstens vier Wochen. In England dauert die Verlobung minde stens ein Jahr, oft aber auch zwei, drei und mehr Jahre. Diese englischen Ver lobungen halxn nichts gemein „mit dem lächerlichen Monat, der in Frank reich der Courmacherei gewidmet wird, nichts mit den kurzen, kalten Besu chen, bei denen der Bräutigam in Me nuettstellung der Braut Bukett und Naschwerk überreicht und wo die Un terhaltung sich höchstens um die künf tige Wohnungsausstattung oder um Reisepläne dreht". Die englischen Verlobungen—fährt Prevost fort geben jedem der Ver lobten die Möglichkeit, sich zu prüfen und den wahren Charakter des ande ren kennen zu lernen. Wie leicht zeigt man sich in dem einen kurzen Monat der Besuche und Buketts anders, als man ist; es gehört aber schon sehr viel Selbstbeherrschung dazu, ein ganzes Jahr lang die Maske zu tragen. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß es im Laufe eines Jahres nicht zu kleinen Differenzen kommen sollte; an der Art, wie diese intimen Conflikte sich entwickeln, wird jeder den Charakter des anderen erkennen. Bei einer räum lichen Trennung aber kommen die Briefe hinzu, die vor der Verlobung gekünstelt sind, in ihr aber aufrichtig und bedeutungsvoll werden, weil so viel zu besprechen ist, daß die Le»e der verliebten Phrasen schwinden muß. Vor Allem wird der Bräutigam durch eine lange Verlobung zum Guten be einflußt. Das Gebundensein vor dem eigenen Gewissen reinigt und belebt seine Gedanken und Gewohnheiten. Er in erster Linie wird die Erinnerung an diese jungen Jahre heilig halten, in denen er inmitten der rohen Vergnü gungen seiner Kameraden von dem jungen Mädchen träumte, das schon die Frau seines Herzens war. «rSßte Nabrit-Unlage Mexicos Bisher war die mexikanische Nach- Fabrikland werden. Die neue Stahl - Anlage in Mon ieret, bildet jetzt bei Weitem die größte Manufaktur - Anlage der ganzen Re publik und den Beginn einer Indu strie, welche nach der Ansicht der be treffenden Unternehmer Mexiko eine' Welt sichern wird. Sie hat, wie ein dortiges Handelsblatt berichtet, 1V Millionen Dollar? gekostet (womit ber den ersten Sahl. 1000 Mann sind direkt in der Fabrik beschäftigt, aber außerdem noch über 2000 Mann in den Eisen- und Kohlen - Bergwerlen, so wird die Gesellschaft mittelbar und unmittelbar etwa 5000 Mann beschäf tigen. Ihre Eisen - Bergwerke, in der Nähe von Golondrinas, sollen die er aus, Stahl für Bau-Zwecke herzustel len; aber kürzlich begann man auch daß bald ein Mitbewerb mit den Stahl - Fabriken der Ver. Staaten und Europas um die Befriedigung auswärtigen Bedarf die Das Schreckenskind. Onkel Regierungsrath (auf Besuch, beim Frühstück): Was schaust Du mich so neugierig an, Lieschen? Lieschen: Ich wundre mich. Onkel, daß Du kei nen Schmiß hast. Onkel: So? Ich bin ja gar nicht Student gewesen! Lieschen: Aber Papa sagte vorhin zu Mama in der Küche: der Herr Vetter Rassinirt. „Was höre ich, Sie haben die verwittwete Gutsbesitze rin geheirathet?" „Ja, ich habe sie aus dem Teich gezogen und da " „Aus dem Teich?... Aber Gut?!" „Allerdings —l(seuszend) Wie die Alten sungen. „Aber, Mariechen, warum spielt Ihr denn nicht Etwas? Die ganze Zeit am Tische sitzen und „So? Was denn?" „Kaffeelränz-