Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 17, 1903, Page 2, Image 2

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    2 Flulhct's IM von Hcrzc» zu Herzen,
Allc-z Tunii'l ist l>o!d erhellt, —-
Liebe lam in die lalte Weltl
Tie Flucht vor dem heiligen
Abend.
Gipfel des Feldbergs die Skiläufer
Ziel.
„Sehen Sie sich das Parle an,"
Der Mann war groß und lrästig,
von lässiger Haltung? die zierliche,
schlanke Frau an seiner Seite hielt sich
viel strammer? sie trug einen kurzen
Rock, der die mit schwarzen Gamaschen
bekleideten Füße bis zu den Knöchel«
frei ließ,
„Sie sehen so glücklich aus," sagte
ich zu Fräulein Fanny.
„Ja, gottlob," nickte sie, „aber 's hat
Müh' gekostet, bis es so weit war.
Studentin, bat in Bern studirt «nd
ihre Ferie meist in Freiburg zuge
bracht. Da ift sie oft 'raufkomme.
Au dn Tafel, wenn die Leut' nur
ihre« Kopf geseh» habe, hat sie jeder
für ein Mannsbild gehalte mit ihrem
Also ich sag' ihr. daß wir nit's
kleinst' Pliitzle mehr frei hätte, und
gcgnet, -wie ich 's Plaid in die Chaif'
getrage hab'; 's war mir gleich nit
In der Nacht sollt' mir's bös in Erin
nerung gebracht «verde. Meine Meidle
Dem Hartweg seine Mutter ist nach
bürg.
iibel.
Aber 's ist die höchst' Zeit, daß ich
Wirthsstube. Ueber alle Begriffe laut
Gleich beim ersten Blick in fein Gesich!
Salzfaß zurecht, und ich sckob ihm den
Senf hin, nach dem er alle Augenblic'
unter dem Tisch hervorgeholt. Plötz
lich sah er dem Mädchen scharf in's
Gesicht.
„Was fehlt Ihnen?"
„Weiter nix, als daß ich zu spät in's
Bett komm'," gab sie lachend zur Ant
wort.
„Da werde ich mit Fräulein Fanny
sprechen."
Er war schon in der Höhe, seine
Frau hielt ihn fest.
„Wer soll denn die Arbeit
wenn hier bis nach Mitternacht gezecht
wird?"
ran?"
„Du mußt auch aus Deinem war
men Bett heraus, wenn Dich ein Kran
ker ruft," unterbrach die junge Frau
seinen Gedankengang.
„Ganz richtig," lachte er auf. „Sie,
Theres," wandte er sich an das Mäd
chen, „als meine Frau von der Univer
sität zurückkehrte, sah sie noch ganz an
ders aus als Sie —"
Mit weit aufgerissenen Augen
starrte der Lehrer die junge Frau an;
sie hatte Mühe, ernst zu bleiben.
„Ja, habe Sie wirtlich Ihren Dok
tor gemacht?" wandte er sich nach einer
längeren Pause an die junge Frau.
Der Professor nickte: „Mit »uiuina
„So so."
Und nun entspann sich zwischen dem
Professor und dem Lehrer eine lebhafte
Controverse über das Recht der
Frauen, sich hinein Beruf zu widmen,
den Gatten zusammengeführt.
Endlich saßen wir, Fräulein Fanny
und ich, allein in dem kleinen Skizim-
Fläulein Fanny ihre Erzählung, „so
ein rechtes Weihnachtswetter. Zwan
zig bis dreißig Gäst' Ware im Wirths-
Da hör' ich drauße schlürfe, die
„Um Gotteswille," denk' ich, „'s
wird doch nit Jemand bei dem Schnee
Ich ruf' die Maidle, daß sie ihm den
„'s ist der Herr Hartweg!" schreit
eins.
„Jetzt," sag' ich, „was mache auch
„Wo bleibt denn der Hartweg?" Ich
gesunge.
Hernach ist die Bescheerung IoS-
Jch find ihn in der Wirthsstub'
mutterseelenallein sitzt er da und heult
und schluchzt wie ein Kind.
„Habe Sie Jemand verlöre?" frag'
ich.
„Ja." nickt er, „mich mich
Und fährt aus: „Was zerren Sie mich
da hinein so ein Unsinn können
Sie die Leute nicht in Ruhe lassen,
wenn man in Ruhe gelassen sein
will? —"
ich und will gehe
„Ach Gott, Fräulein Fanny," schreit
er auf und haltet mich fest, „der Baum
der Gesang, das Kind ich bin mei
heraus geführt hätte, um mir zu zeigen
Kind —"
„Meine Mutter." sagt er nach einer
„diese Frau die Güte selbst sie
hat mir nie einen Wunsch versagt
ohne einen Vorwurf hat sie die Hälfte
dunkelsten Eck' in der Wirthsstub', und
„Ich lasse Sie nicht," schreit sie, „Sie
h ch
arbeitete. Jetzt bin ich mündig."
Mit Ihrer Beichte kam mir Einsicht
Erlösung. Und ich sollte Ihnen
Ihr Glück ist gimachÜ"
wie ein Einsiedler.
Im Winter, zu den Skirenne, ist er
aber doch 'rauskomme und einmal
„Liebe, Gute, Liebe, Gute, Höllen
qualen habe ich ausgestanden ich
wußte ja nicht, ich war ja nicht sicher,
und darum konnte und durfte ich nicht
darf ' ' K' d
weiterlebe wie bisher.
„Jetzt bitt' ich ein' Mensch'," red' ich
auf sie 'nein, „jetzt sind Sie zwei so
Sie will rede
„Nei'," fahr' ich ihr in's Wort, „weg
mit dene alte Geschichte, das ist ja
Thierquälerei! Lasse Sie mich einmal
mache —"
Kurzum, ich Hab's eingefädelt und
auch fertig gebracht. Die zwei habe
Aber sie waren damals nit die Sie
ger, die Letzte sind sie gewese
Schon die Vorletzte sind nit glatt
durcbqekomme; starker Schneefall war
tor allein heißt's"
Die Gestalt saust heran.
„Er hat sie auf dem Rücken," schreit
Ueber das Benehmen der Thiere zur
Weihnachtszeit weiß das Volt allent
halben viel Merkwürdiges zu berich-
Eprache hat. Aber wehe dem, der
horcht. Er hört sicherlich Böses von
sich. So erzählt man sich in den Al
im Stalle seine« Herrn verbarg, um
zu horchen. Als die Uhr zwölf schlug,
hörte er zu seiner Verwunderung ein
den heute in acht Tagen schwere Ar
beit haben." „Ja, der Knecht des
Bauern ist schwer". „Und der Weg zum
Kirchhof ist lang und steil". Der
Knecht starb und wurde eine Woche
später begraben. Anderswo ist der
seinen nicht zugeschnürten Schuhen
hängen. Zufällig schlief er in einer
Scheune über dem Stalle, in dem zwei
und ich in einem halben Jahre zu ei
nem Hochzeitsfeste geschlachtet wer
den." „Wer wird sterben?" fragte der
andere. „Unsere Herein. Morgen zur
stickt.,, Alles geschah so, wie der Ochse
Ob er kommt?
und Vogel aus der Pension zuruckge
Mama liegt auf der Chaiselongue
und liest. gegenüber sitzt
ab.
Elly und hebt das gedankenschwere
Köpfchen.
Mama klappt mit einem energischen
gend.
Eine minutenlanae Pause.
„Denkst du wirklich Mama daß
er kommen wird?"
len Zeitalter, das für ein Mädchen so
Es wird 12 Uhr, es wird eins! Er
nicht!
Thatsächlich müde sinkt Elly in ei
„Berspeiulirt!"
Wieder eine Anzahl Besuchers Man
dem Eissport? Und wie! Rous
seau - Insel reizend, Neuer See, West-
Eisbahn stillvoller, entschieden stilvol
voller! Berlin wimmelt ja von
Theatern! Das wird lustige Abende
Die üblichen zehn Minuten sind ab
gesessen, Gottlob! Man ist von dem
zierlichen Plüschtaburett befreit, von
len fürchteten, Tiesmal ist das Ge-
Seglerjoppe, immer schick, immer Fe
gant, immer liebenswürdig.
Mama, die doch eine erfahrene, ver
wöhnte Weltdame ist, nannte ihn sehr
ennimo il kinil, und Papa mit seinem
riere!"
Und das wußte Fräulein Elly
dank der modernen Romanliteratur:
wer Carriere zu machen versteht, der ist
einzig und allein und immer der
Rechte!
Nun ist auch der dritte Octobersonn
tag gekommen. Elly lächelt wehmü
thig, als sie wieder in das mohnrothe
Kleid schlüpft und ihr dunkles, welli
ges Haar zur losen, malerischen Frisur
hinab bis zum Wilhelmplatz^
siapas Schild jetzt geht er hinein.—
Zritz grollt, aber sie hört es nicht.
Draußen hat es geschellt! Doktor
Tandrop gibt dem öffnenden Mäd-
Trei Minuten läßt man ihn warten.
Dann tritt Elly in's Zimmer. Ein
warmer Händedruck eine Sekunde
„Ach, wie nett!"
„Riesig nett in der That! Man hat
Muß reizend
„Und dies ernste Gesicht dazu!"
lein sind doch auch übermorgen aus der
Soiree des Direktors Rufius?"
„Selbstverständlich!"
mals am Strande, gnädiges Fräu
lein!" Ein heißer, tiefer Blick, ein
Kuß aus die kleine Hand ein Helles
Roth üb-rfluthet
selbsU""" bieLailne
„Ja beim Tanzen! Solch ein
Walzer solch ein Walzer solch
ein Wal—zer —."
Der Herr Doktor hat seine Visite
etwas über das vorgeschriebene Maß
ausgedehnt, aber der poetische Som
mertraum, den Ellys Bild von neuem
heraufbeschwor, hat ihn die strikte
Form vergessen lassen. Dem Glück
lichen schlägt keine Stunde!
„Mama, er ist übermorgen auch bei
Rufius," jubelt Elly, „aber das gelbe
Batistkleid ist nun unmöglich wir
müssen heute noch zu Gerson!"
„Du hast recht, mein Kind! Und
dann müssen wir den anderen zuvor
kommen und schon in der nächsten
„Einen tl>s tinnsüiit ehe wir den
neuen Flügel haben?"
„Der muß eben in acht Tagen zur
Stelle sein, auch die Lampen von
Schässer >K Walcker, ebenso die Por
tieren zu der neuen Damastgarnitur!"
Papa der auch am Sonntag seine
Patienten nicht vergißt, ist von der
Besuchstour heimgekehrt und geräusch
los in's Zimmer getreten. Sein er
stauntes Ohr fängt noch die letzten
Worte auf.
„Was vor Weihnachten schon den
Rummel!?" ruft er mit deutlichem
Unmuth dazwischen.
„Lieber Mann es muß sein!"
„Papachen bitte nur dies
mal!"
„Was zum Henker habt ihr denn,
mir schon im Oktober die Hölle heiß zu
machen? Ob wir den Flügel ein paar
Wochen früher haben oder später, ob
ihr die Lampen heut kaust oder mor
gen, und ob ihr heute zu Gerson fahrt
oder morgen"
»Ist sehr wesentlich, Papachen."
Elly schlingt ihre Arme um seinen
Hals und flüstert: „Der Doktor hat
„Welcher Doktor in drei Teufels
Namen?"
„Der Doktor Sandrop, lieber
Mann. Du erinnerst dich an Saßnitz.
Es handelt sich um das Glück unse
res Kindes ich dächte, lein Opfer
wäre zu groß."
„Ja so der hat Visite ge
macht," schmunzelte Papa, „dann wird
mein Reden wohl vergeblich sein. Für
heut, Kinder, laßt die Schränke und
Betten noch stehen und laßt uns ae
mllthlich essen. Ich bin Von
Schlechte Zeiten. „ES
sind wirklich elende Zeiten!"
„Stimmt! Ich habe erst gestern 1000
Mar! Verlust gehabt!" „Wieso?"
„lch wollte 10<X1 Mark geliehen