Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 26, 1903, Page 2, Image 2

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    2 Veras Jugendliebe.
Wenn wirklich, nach dem orientali
schen Sprichwort, die Gewißheit Asche,
der Zweifel Rauch ist, so mußte ?s
manchmal bedenklich nach Selchkani
iner duften in der schönen Villa des
Grasen Halt! Der Name thut
nichts zur Sache. Genug, daß ihn
seine Freunde, und nach Wiener Art
das ganze Publikum mit, familiär den
Grafen Mischko nannten.
Diese Freunde, dieses Publikum sa
hen im Grafen Mischko die Verkör
perung des Begriffes beneidenswerth.
Jung, schön, getragen von einer Po
pularität, wie sie nur das Publikum
der Kaiserstadt seinen erklärten Lieb
lingen angedeihen läßt, Besitzer einer
berückend schönen Frau, reich genug,
um sich und zugleich ihr, die er auf
Händcn trug, jeden vernünftigen und
auch manchen unvernünftigen Wunsch
gewähren zu lönnen, schien ihm zur
irdischen , Glückseligleit nichts, aber
rein nichts zu fehlen. Und in der That
—es fehlte nichts; es war nur im
Gegentheil ein Etwas zu viel da,
Rauch...
Gras Mischko zweifelte; er zweifelte
an seiner Frau; und der Umstand, daß
er sich dieses vagen Mißtrauens
schämte und es vor aller Augen zu ver-
Das war nicht immer so gewesen.
Er hatte Vera aus Liebe geheirathetz
nicht nur, was man gewöhnlich so
hafliger Das erste Ehe-
hinter den roth
weiß-geslreiften Markisen hervor,
herzerfrischend auf die Gasse schallen
Ruhe gönnten? Böse Zungen mein
ten freilich, das sei mehr als klar:
Frauen mit schönen Zähnen lachten
grundsätzlich bei jeder Gelegenheit,
und der betreffende Ehekrüppel
Wahres fein; aber auf Graf und Grä
sin Mischko hatte es keinen Bezug.
Sie waren ein glückliches, sehr glückli
ihr um die fest verschlossenen Lippen.
Mischko ist in Verzweiflung. Er
hat sie noch nie so gesehen und weiß
.Ich? Nichts... gar nichts. Was
brachen?" „Bah! Ihr Männer in
du..."
nicht auch einmal seine Gedanken ha
„Das ist's ja, Liebling, das ist's ja.
Du hast Gedanken und verheimlichst sie
Stirn runzelnd) irgendwer es am
schuldigen Respekt —"
In dem Punkt verstand er nämlich
leinen Spaß. Die bloße Vorstellung
machte ihn roth sehen; er konnte
Es war, als hätte Vera auf derarti-
Faust die Tischplatte nicht berührt, so
war sie schon aus beide Beine empor
geschnellt. „Rol)er Mensch!" rief sie
und stampfte mit dem Fuß. »Pfui!
Pfui! Schäm« dich!"
Um es kurz zu machen: «S setzte
ziinmer rannte und sich darin verrie
«iner Sturmcvlonne Troh zu bieten.
Es war die allererste Scene in ihrem
ehelichen Leben gewesen. Ii! seiner
Verzweiflung ging Mischlo in den
Jockeiclub und trank sich in altem
Zeres Trost an. Er verbrachte, was
seit seiner Verheirathung noch nuht
vorgekommen war, den ganzen Abettv
jm Kasino unter alten Kmnpanen.
Kammerdiener verstört mit der Mel
dung entgegen, die Frau Gräfin fei
abgereist und lasse ihn grüßen. Dabei
überreichte er ihm einen Brief.
„Erschrick nicht," schrieb sie. „Er
schrick nicht, Bubi! Ich brenne nicht
durch, obgleich du's wohl verdient hät-
und friedlich ist. In acht Tagen ist,
so Gott will, alles wieder gut. Aber
eins bitte ich mir aus: forsche mir nicht
Vorsichtsmaßregeln sind gut getroffen.
Fasse dich in Geduld, Mischko mein.
In einer Woche bin ich ja wieder in
Stirn und meinte, der Spielball einer
Hallucination zu sein. Wie verrückt
stürzte er nach ihren Wohnzimmern;
sie waren leer, in der wüsten Unord
nung. d,eilige« E.npa en zuru
Worten. Mischto blieb nichts übrig,
als sich in sein Schicksal zu fügen.
Er that es mit jener guten Grazie,
seines" Charakters bildete. Sie hatte
ihm „alles verziehen". Was, sah er
zwar nicht recht ein; allein, da sie eS
verdiente Strafe sein.
Er ging mit sich zu Gericht und
fand, daß er allerdings mit jenem
laustschlag einigermaßen brutal vor
eininal wieder, so würde er schwur
es sich mit heiligem Eid zu der
gleichen nie, nie mehr vorkommen.
Sokoloff, Attach,- bei der russischen
Botschaft, in den Weg geführt. „Cha
trofsen sejn." „Meine Frau ist so
„Merkwirdig! Und ssi chatte doch
solche Cjle!" „Eile, womit?"
„Mit dem Paß! Wwir konnten ihr
ihn gar nicht schnell genug ausstellen!
Jbbrigens, ssi chat alle Ursache, mit
uns zufrieden zu sejn. Wwas wwir
Tasche."
Mischko wifchie sich den dicken
Schweiß von der Stirn. „Wann war
sie auf der Botschaft?" „Vorgestern,
Frejtag, so zwischen zwällw und ejn
verschließen. „O Vera, Vera! Wer
halt gewesen, mit Vergnügen verzich
tet. Zu wenig, denn kannte er einmal
meinte sie, „daß er dem Betreffenden,
sollte der Zufall sie früher oder später
zusammenführen, mit Voreingenom
menheit entgegentrete. Genug, daß
die Versetzung ihres Vaters auf einen
andern Posten der ganzen Kinderei ein
Ende gemacht, bevor sie noch eigentlich
begonnen. Jetzt sei alles für sie nur
mehr eine Erinnerung und nicht
einmal das. Existire doch jetzt auf der
weiten Welt Niemand mehr, als ihr
angebeteter Mischlo, ihr Bubi, ihr
Halbgott!" So hatt« sie ihm unter lei
denschaftlichen Küssen versichert, ge
schworen und er sich wohl oder übel
darüber beruhigt.
Die ganze Geschichte schlummerte
seit langem nur mehr in ihm, etwa wie
die Erinnerung an einen Traum.
Jetzt war das alles wieder aufgewühlt,
und Eifersucht entflammte in seiner
Brust die bloße Vorstellung, daß
vielleicht eben jetzt, in diesem Augen
blick ...
Doch nein. Das war direlter
Wahnsinn! Einer solchen Schlechtig
keit war sie, seine Vera, nicht fähig.
Alles würde sich möglicherweise noch
befriedigend austlären. Gott weiß,
was dahinter steckte. Irgend eine Ca
price, eine excentrische Laune, wie ihr
Rappelkops deren viele hervorbrachte.
Aber gerade darum hätte er sich
selbst überzeugen, durch eigenen Au^
tonnte nicht! verwünschte Entfer
nung! Bis er hinlam, war sie viel
leicht schon wieder auf dem Rückweg,
und er hatte mit all' seiner Aufre
gung. Mühe und Qual nichts gewon
nen, als die Verspätung der ersehnten
Auseinandersetzung um so und so
ser Genug, daß in
schlaflosen Nächten ein Entschluß in
ihm reifte: der, ihr Gleiches mit Glei
chem, Comödie mit Comödie zu ver
gelten. Es war ihm klar geworden,
daß er durch Drohungen und Gewalt
von ihr niemals die Wahrheit er
zwingen würde. Darum besser den
Harmlosen spielen, eine naive Ver
in Sicherheit lullen und möglicherweise
zur Wiederholung des Experiments
veranlassen sollte. Dieses zweite Mal
aber würde ihn nicht, wie das erste,
unvorbereitet treffen. Dieses zweite
Mal würde er wissen ...
Mit dem Entschluß zog verhältniß
mäßige Ruhe bei ihm ein. Er brachte
„Mischlo! Da bin ich wieder!" —da
lag in dem Aufschrei seiner Freude so
viel Natürlichkeit, daß er aus ein Haar
Bubi! Süßer Schatz! Hab ich dich
seine Begriffe sich auf den Kopf stell
vorwurfsvoll hervor.
Doch sie schnitt ihm gleich das Wort
ab. „Frag nicht, Bubi! Wenn du
der Lauernde Hunderte von Malen
stillte. Als dieses „es" aber immer
und immer nichts dergleichen that, be
seine Rolle der Verstellung Nicht,
„Vielleicht," meinte er bei sich, „hab'
ich ihr doch unrecht gethan. Erstens ist
hintersteckt. Aber selbst wenn ; gibt's
Besuch am Sterbebett —"
Der Gedanke srappirte ihn. Der
ein letztes Mal zu sehen. Was sollte
nichts, gar nichts. .."
Doch der Wunsch ist der Vater des
Gedantens, und bald war Mischto
machen, beginnt er, so wenig ihin's da
nach zu Muthe ist, zu scherzen und zu
fchätcrn, erniedrigt sich bis zu Hans-
Zug bleibt stereotyp; hart und ver
kniffen der Mund, seine Winkel in
starrem Ernst vereist; die wenigen
Mischko fühlt: das Schreckliche ist
lephon. Die schnarrenden Worte flie
gen. „Schluß!" Als er sich wieder
abwandte, war er ein anderer, ruhig,
mit einem Zug kalter Entschlossenheit
im Gesicht.
Und es ging los, wenn auch nicht
ganz wie das erste Mal. Vera mit
ihrer reichen Phantasie hatte es nicht
„Bubi".. ?
lauerte.
Lange, lange. drei... drei
und eine halbe Stunde hindurch.
fenbar hatte die Leidenschaft ihr we
nigstens eins gelassen: ihren guten,
gesunden Morgenschlaf!... Endlich,
einige Minuten nach elf, sieht er sie,
begleitet vom katzenbuckelnden Portier,
aus dem Thor und rasch und scheu,
das personisicirte böse Gewissen, in
jenem herbeigewinktc Troila
den, zu Boden springen.
Ihr nach!... Geräuschlos ihr auf
der Ferse, die Stufen zu vieren neh
mend. kam er gerade zurecht, um sich
am Messingschild einer in's Schloß
fliegenden Thür des zweiten Stocks
fast die Nase zu zerquetschen.
Diese Messingtafel gab ihm zu den
ken. Wie! Sollte all' diese Leiden
schaft, aller dieser pflichtvergessene
Wahnsinn nur einem biederen... Ge
schäftsmann
Egal! Zu Reflexionen gab's nicht
die Zeit!... Er drückt den Telegra
phentnopf und ist nicht wenig erstaunt,
sich von einem Livree
diener, ohne daß er nur eine Frage ge
vo?ihm aufreißt, ertönt drinnen ein
Schrei, zugleich mit dem Geräusch
eines zu Boden fallenden Gegenstan
des. Inmitten eines Raumes, d»m
man das ärztliche Wartezimmer sofort
ansieht, steht Vera mit schrcckverzcrrten
Zügen; ihr zu Füßen liegt, ihren Fin
gern entglitten, ein geöffnetes Etui
und daneben die beiden Hälften einer
gebrochenen... Venture ..
Das das das also war's ge
wesen?... Und darum anderthalb
Jahre feines Lebens verpfuscht, ver«
So ist der Mensch!... Aufathmen,
nein, aufjauchzen hatte er sollen vor
gründlicher Erleichterung; war doch
sein langmonatlicher, quälender Ver
dacht, der Alp so vieler Nächte, mit
einem Schlag von ihm genommen!...
Aber das alles war in diesem Augen
blick nichts für ihn gegen die That
sache, daß sie mit einer Zahnlücke be
haftet und er ihr Jahre hindurch
im.vollen Sinn des Wortes aus den
Leim gegangen war...
Ziemlich mißgestimmt am Knopf
seines Stockes saugend, hörte er im
Wagen, der sie beide nach dem Hotel
zurückbrachte, die Erklärungen an, die
sie ihm mit oft von Schluchzen unter
brochener Stimme vorbrachte.
Noch ein halbwüchsiges Mädchen
war sie gewesen, als sich... hier, hin
in Petersburg... jenes Unglück ereig
net, bei einem Sturz auf dem Eisplatz.
Zum Glück hatte es leinen Zeugen ge
habt, außer ihrem eigenen Vater.
Eiligst war sie zum ersten Zahnkünst
ler Petersburgs geeilt diesem, den
sie eben jetzt verlassen und hatte
binnen wenigen Stunden einen so täu
schenden Ersatz für das Eingebüßte er
halten, daß niemand auch nur der lei
„Auch mir Esel nicht!" lachte er bit
ter auf. Und sich erregt zu ihr wen
dend: „Warum warum hast du
„Warum?" schluchzt sie. „Weil ich
mer so eine Schwärmerei gezeigt! Wo
zu zerstören... zugleich... zugleich
vielleicht —" und hier wurde ihr
M ' st d
ist's ja! Petersburg!... Unser Wien
hätt's natürlich nicht gethan! Unsere
Spezialisten es nicht getroffen!"
„Lieber! Liebster! Laß doch ein
vernünftiges Wort sprechen! Nicht
weil sie's nicht getroffen hätten, fon
niß einzuweihen; während hier ein
alter vertrauter Mann ein Freund,
kann ich sagen Bubi! Bubi!" rief
sie plötzlich aus und faltete die Hände
gut mit mir! Ich habe ja nichts auf
der Welt als dich! Sag, daß du mir
verzeihst! Sag, daß ich dir doch noch
ein wenig gefalle, trotz trotz —"
ich hätte geschworen "
„Daß wir Rendezvous haben! Hier!
In Petersburg!! Und darum bist du
Hahaha! Hihihihi!" Es dauerte
eine Weile, bis sie sich halbwegs beru
higen konnte. Ihr unauslöschliches
Gelächter vermischte sich mit den Nach
züglern ihrer Thränen. „Bubi! O
mein Bubi! Das war «in Cabinets»
streich!"
Er saß verdutzt, sie mit din Blicken
fragend.
.Weißt du, wo er ist? Dort, wo du
herkommst in Wien. Täglich steyii
du ihn; täglich drückt ihr euch die
Hand. Nie ist dir der leiseste Schatten
von Eifersucht gekommen! Möcht auch
terte Mischko.
fchaft "
„De —e —er!"
Das Gesicht, das Mischko zu dem
die Ueberrumpelung solcher kleinen
Toilettegeheimnisse bleibt stets eine
böse Sache, mag man sich sonst auch
Bubi und Bera.
Slu»irsu<>it.
Die Sludirsucht wird gern a?Z eine
praktische Berufsarten vorbereitet,
während es früher meist zur Gelehr
tenlaufbahn führte, ist es z. B. höchst
bemerkenswerth, daß im Jahre 1262
die Universität Bologna von rund 10,-
000 Studenten besucht wurde und daß
1340 zu Oxford rund 30,000 Studcn-
Universität Paris aufgeworfenen
Streitfrage gaben 10,000 von dieser
Universität Graduirte ihre Stimmen
ab ausschließlich Graduirte, da nur
solche stimmfähig waren. Allerdings
gab es in jener Zeit nur wenig Univer
sitäten. Die ältesten (im 11. Jahr
hundert begründet) waren die von
lerno. Dann folgte Paris im 12.
Jahrhundert und Oxford (Anfang des
13. Jahrhunderts). Nach Deutsch
land übertrug Karl IV. das Univer
sitätswesen durch Gründung der Pra
ger Hochschule (1347). Dann folgte
1364 Wien und 1386 Heidelberz,
1388 Köln, 1392 Erfurt. 1409 Leip
zig, 1419 Rostock, 1426 Löwen. 1456
Greifswald, 1457 Freiburg i. 8.,
1460 Basel. 1472 Jngolstandt, 1473
Trier. 1476 Mainz, 1477 Tübingen,
1502 Wittenberg, 1506 Frankfurt a.
O. Wie man sieht, ging es nun mit
der Gründung von Universitäten sehr
rasch und viele von den im 14. und 15.
Jahrhundert entstandenen existiren
heute nicht mehr. Auch dieses rapide
Anwachsen der Zahl der Universitäten
deutet darauf hin, daß der Studir
nfer, oder wenn man will, die Studier
sucht schon in den letzten Jahrhunder
ten des Mittelalter» einen hohen Grad
erreicht hatte.
Eil» ciiifaHcö Mittel.
Eine lustige Anekdote erzählte der
»Gaulois" anläßlich der Sicherheits
maßregeln, die in Paris für das
italienische Königspaar getroffen wur
als Janvier de la Motte Präfekt des
„manifestiren" wollten. Was thun?
Der Präfekt war ein Mann von Geist
und fand eine gute Lösung. Er ließ
rufen und sagte zu ihnen: „Ich kenne
Ihre Pläne. Bringen Sie sie zur
Ausführung, so werden Tie verhaftet,
fängniß verurtheilt. Wenn Sie an
dererseits nicht vorgehen, werden Ihre
politischen Freunde Sie der Feigheit
und des Verraths berichtigen. Ich habe
ein Mittel. Sie aus der Verlegenheit
zu ziehen. Ich lasse Sie sofort hinter
Schloß und Riegel setzen und behalte
Sie während des Aufenthaltes des
Kaisers und der Kaiserin in H^ft.
wieder in Freiheit. Auf diese Weise
können Ihnen Ihre Freunde nicht vor
werfen, daß Sie nicht „Kundgebun
gen" veranstaltet haben, da Sie ja ein
gesteckt waren, und ich erspare Ihnen
die sechs Monate Gefängniß. Ihren
Aufenthalt „im Loch" werden Sie
nicht zu bedauern haben. Einverstan
den?" „Angenommen!" riefen die Ja
kobiner im Chor... Auf ihrem ganzen
Wege wurden der Kaiser und die Kai
serin einstimmig freudig begrüßt Die
Revolutionäre wagten es nicht, sich zu
ihrer Führer" eingeschüchtert waren.
Nach der Abreise des Herrscherpaares
befreite Janvier de la Motte selbst fei
ne Gefangenen. Sie hatten im Ge
fängniß so gut gegessen, daß sie sich bei
seinem Anblick so weit vergaßen zu ru
fen: „Es lebe der Herr Präfekt!" wo
rauf aber dieser mit spöttischer Miene
erwiderte: „Oh, leine Uebertreiblin«.
Verlockend." GescMiki
sender (zur unverheiratheten öabenbe
fitzerin der er etwas verkaufen will):
Noch eins? wein Chef ist ledig,' ich bin
ledig, der Buchhalter ist ledig ... und
wir Heirathen nur in der Kundschaft!
Zur Aesthetil des ZchmuiltragenS.
Sich mit einer Ueberfiille von
Schmuck zu behängen, kennzeichnet im
mer einen Mangel an ästhetischem
Empfinden, und doch finden sich unter
uns, die wir Anspruch auf einen ästhe
tisch gebildeten Geschmack erheben,
genug Personen, deren Feingefühl ver
sagt, sobald es sich um das Anlegen
von Schmuck handelt. Sie können
sich nicht genug thu» in Ketten, Rin
gen, Nadeln; die Einen, weil sie sich ein
bilden, ihre Schönheit durch den
Schmuck erst in's rechte Licht zu fe
tzen; die Anderen, um mit ihrem Reich
thum zu prunken, Neid zu erregen; die
Dritten, weil sie den Schmuck so lie
ben daß sie nicht ohne ihn fein können.
den. Wer dies besitzt, wird niemals
in die Unnatm und Geschmacklosig
lnt verfallen können, die eigene Per
sönlichkeit hinter aufdringlichen zu
fälligen Zuthaten zurücktreten zu las
sen. Die Berechtigung des Schmuckes
hört auf, er wird zur Barbarei, so
bald er zur Hauptsache, der Mensch,
der ihn trägb, zur Nebensache gewor
den ist.
Das Wort Schmuck drückt schon die
Art seines Wesens aus: es soll einen
Gegenstand verschönen helfen, ihn
zieren. Das geschieht aber nicht,
wenn er ihn erdrückt, sich die Herrschaft
Unzweifelhaft trägt der Schmuck,
an der rechten Stelle und im rechten
Maß gebraucht, außerordentlich viel
zur Hebung der persönlichen Schönheit
bei; er setzt dem Bilde gewissermaßen
erst die Lichter auf, schließt es ab.
Bildes ankommt, wieLicht und Schat
ten vertheilt sein müssen, und nicht alle
Bilder die gleiche Fülle von beiden ver-
Schmucktragen nicht das, was Einem
für Alle. Es passirt uns öf
cken, daß sie durchaus nicht mehr
Schmuck angelegt hat, als irgend eine
andere Dame, bei der es nichts weni
ger als übertrieben wirkt. Das liegt
in der Persönlichkeit; bei dem Einen
erscheint bereits unschön, was bei
einem Anderen nur gerade genügt, ei
nen dem Auge gefälligen Eindruck her- >
vorzubringen. Manche Dame darf
sich erlauben, an drei Fingern der
Hand Ringe zu tragen, ohne befürchten
fallen, sie darf sich mit Brillanten
die Macht ihrer Persönlichkeit üIF -
doch sieghaft allen Glanz der
schon wie zur Bühne herausgeputzt er
scheint. Die Brünette kleiden das
leuchtende Gold, Rubine, Smaragde,
der moderne Silberschmuck wirkt mög
licherweise wie Jahrmarktwaare an
ihr; der Aschblonden gibt der
Steinen.
Bestimmte Regeln für das Tragen
von Schmuck lassen sich überhaupt
nicht aufstellen; es richtet sich ganz
nach der Individualität der betressen
nach ihrer Wesensart. Ein heiterer,
lebhafter Mensch, dessen Beweglichkeit
den Schmuck gleißen und schillerir
mit ihrem vollen Gewicht zu lasten
scheinen. Auch die Gelegenheit, bei
der der Schmuck getragen werden soll,
spricht ihr gewichtiges Wort. Im
täglichen Leben daheim auffällige
schmacklosigleit; sie gehören zur großen
To!le!«e und zu festlichen Veranstal
tungen.
gut. Das thun sie aber durchaus
nicht. Gewiß hat die Mode auf dem
Gebiet des Schmuckes dieselbe Berech
tigung, wie auf dem der Kostiinn
—lm Wirthshaus. „Ihr
Dackel freut sich wohl jedesmal, wenn
er mit in's Wirthshaus darf?" „Im
Gegentheil, der ist mehr für's Häus
liche ... Gestern Abend hat er mir
sogar die Stiefel versteckt."
Bornirt. Frau: „Das ist «in-
Freundin, der Regierungsräthin, ilr
Stellung . . . denkst Du, sie weiß et
was von den Leuten?"
Wirksames Abfchre»