Acr lMtiie Mg. Roman von Haun? von Zoicltih. 4. Fortsetzung. „Sehen Sie mich einmal an, Ruth! So! Nein ordentlich! Fest in die Augen! Liebe Ruth! Ellinor großer Gott! Ellinor verehrt man, Ellinor bewundert man. Man spannt sich, einer unter vielen, vor Minors Triumphwagen! Aber Liebe, Liebe, Ruth das ist ganz etwas anderes! Nein, nicht die Augen nied:rschlagen, die schönen, großen, guten Augen! Mich ansehen, Ruth! Und mir glau ben! Sie liebe ich, Ruth nur Sie!" Er schob sich ein wenig zu ihr hin über. Er faßte mit seiner Rechten nach ihrer Hand, hob sie und legte sie, sie immer fester umspannend, mit an das Rad. „Sehen Sie, Ruth so! So wol len wir gemeinsam steuern! Heut und durch das ganze Leben. Glücklich sein, Ruth...." Plötzlich beugte er sich herab und drückte seine Lippen auf die schmale kühle Hand, die leise erzitterte: aber sie blieb fest am Steuerruder zwischen sei nen Händen liegen. IV. eigentlich ein goldener Traum. Als si: landeten, hatte sie ihm noch einmal ganz kurz und fest die Hand gedrückt, und dann war sie an ihm vorüber auf die Steinstufen gehuscht und quer über den großen Rasenplatz nach dem Schloß zu. Er war gar nicht recht zur Besin nung gekommen. Denn gleich darauf legte die Dacht an, und von der Schlo ßterrasse kamen die älteren Damen her ab, mit der Fürstin, die ihn flüchtig, aber doch seltsam fragend und for streifte und lächelte. Es folgte ein feines, kleines Souper, doch ohne Ruth; sie ließ sich mit Kopf schmerzen entschuldigen, die sie plötzlich befallen hätten. Auf ein paar Minu ten war auch Ellinor verschwunden, um Hans dann im Vorübergehen zuzu flüstern: „Ruth läßt Sie grüßen und erwartet Sie morgen Mittag. Glück auf, lieber Hans!" Viel erstaunte, verwunderte, verlegene Augen; eine wenig passende Phrase Plenshagens; «in flüchtiges Anstoßen mit dem Glase des Fürsten, der lächelte, der Deubel mochte wissen, war's ironisch, war's stumpfsinnig! Endlich die Fahrt durch die stille Nacht, neben dem lallenden, brummelnden alten Lierke... Und zwischen all den Bildern immer wieder ein Paar großer dunkler Augen. Tina's Augen. Lodernd thränen feucht traurig.... Nah! Das half doch nun einmal nichts. Lcvv Durch! Dann das Händeschütteln daheim oiif der Veranda. Nur Malwinens den Lichtern... „Ich komm' gleich nach, Spatz! Will nur noch mal nach den Pferden sehen." Plesle hinabgelaufen, hatte jedesmal «ine ganze Weile auf dem Brett geses sen, von dem aus die Mägde ihre Gieß- Wiese gebleicht wurde; hatte die Händ: weit in das kühle Flußwasser hinein gesteckt und sie dann gegen die brennend heißen Schläfen gepreßt. Verlobt! Wirklich verlobt! Glücks pilz! Schön liebenswürdig ver liebt bis über die Ohren, liefe Ruth, eifersüchtig sogar! Donnecwetter, was wohl die Kaineraden sagen werden? Millionärin. Schwager von Fürst Woldegg. Komischer Kerl das. Zum Und er sah sich im Geiste mit Ruth sen Wildpark, sah sich mit ihr im Ball- und ein Haushofmeister in Escarpins stand an der Treppe.... Und dann war ihm wieder, als ob er mitten auf dem Weltmeer schwimme, und es gebe kein Ufer für ihn... Ah —zu dumm —zu dumm! Schlafen gehen, das tiner! Als er durch den langen, schmalen, dunkeln Corridor im Erdgeschoß schlich, auf leisen Sohlen, klappte plötz lich eine Thür. Ein Lichtstrahl leuch tete durch die Spalte, gleich darauf trat die Mutter heraus. „Hansl Hans! Ich warte ja auf Dich!" Er schöpfte tief Athem. Es war Ihm unbequem, peinlich. Aber als er dann in das vergrämte, erregte Gesicht der Mutter sah, in ihre blaßblauen Augen, die so erwartungsvoll, so ängstlich unter den Spitzen der weißen Nachthaube auf ihn gerichtet waren, brach doch eine warme Empfindung in ihm durch. Sein Mütterchen! Ja, wahrhaftig, sie hatte ein Recht auf sein Vertrauen! So umfaßte er sie denn, zog sie in ihr Schlafzimmer zurück und fiel ihr um den HalS: „Berlobt, Mutt chen! Verlobt!" Der Porzellanleuchter fiel ihr aus der Hand, 'ersprang auf der Erde, der kleine Kerzenrest glimmte auf dem Te ppich. Und vor allem bückte sie sich, hob das Licht auf und sagte: „Gott, der gute Leuchter! In tausend Stücke. Nicht einmal zu kitten mehr." ganz Muttchen. Wieder umhalste er sie, küßte sie. „Laß nur, Mama. Scher ben bedeuten Glück!" Nun erst fand sie sich wieder. „Mein guter Junge! Mein einzi ger! Ja, Glück! Also wirklich. Und nicht ein Wort hast Du mir vorher ge sagt, Du böser Junge. Gar kein Ver trauen gehabt. Ja und weißt Du, ich alte, dumme Mama hätt« «s ja überhaupt nicht gemerkt, wenn mich der Plenshagener nicht in seiner ge schwätzigen Art sozusagen mit der Nase daraus gestoßen hätte. Du guter Junge. Solch Glück! Ein so wun derschönes Mädchen und so reich ja lieber Gott, ich kann'S ja noch gar nicht fassen. Aber Ich will sie auch sehr lieb haben. Ich will ihr eine sehr gute Schwiegermama sein ..." Während sie sprach, mit bebender Stimme, hingen ihre Augen immer an den weißen Porzellanstücken auf dem zerschlissenen Teppich, und plötzlich bückte sie sich: „Ich will sie doch lieber gleich zusammensuchen. Sonst tritt noch Jemand hinein." Hans mußte wieder lachen. Aber da pochte es an der Thür, und gleich darauf trat die Großmutter ein. Auch sie schon in der Nachtjacke, ohne die fal schen Locken, die Haube ganz auf den fast haarlosen runden Kopf zurückge schoben, die eine Backe bereits abge schminkt, die andere noch im schönsten Rosenroth. In der einen Hand ihren Krückstock, in der anderen einen Mef singleuchler. „Laß doch liegen, Minchen. Laß doch liegen," sagte sie. „Ich hörte euch spre chen. Na, und da wollt ich doch auch gratuliren. Natürlich. Ich störe doch nicht? Gott, das Glück, nicht wahr.. Unser Hänschen mit dem Krufelkra gen! Na ja, Hänschen, also alles »N lch tarire, morgen holst Du Dir das offizielle Jawort und die Zustimmung der allergnädigsten Frau Schwägerin, die, taxir ich weiter, mohl die letzte Entscheidung in Händen hält ja und dann: zieh ein, Du Glanz, in unsre niedre Hülle! Meinen Glückwunsch, Hänschen!" ES lag etwas im Ton der Groß mutter, das Hans fast noch mehr kränkte, als ihre Worte. Er richtete sich schroff auf, warf den Kopf zurück: „Danle, Großmama! Aber es scheint mir fast, als ob —" „Als ob ich mit Deiner Wahl nicht ganz einverstanden sei? Bewahre, Hänschen. Du kennst meine Ansichten neulich. Ich bin ganz einrer standen. Ich freu'- mich mächtig, daß mal wieder ein Hagelitz zu Gelde kommt, und daS Mädchen Pardon, mach nicht gleich solch Gesicht also Deine Braut gefällt mir sehr. Hat so was Ruhiges, sich nicht Aufregendes, Temperamentloses, wie'S für euch Ha gelitze gerade paßt...." „Nun also?" Krückstock an Hans vorbei und stellte sich neben ihre Schwiegertochter. „Ja also! Siehst Du nämlich, Minchen, sagen muß ich's ihm dcch. Und daß ich's ihm in Deiner Gegen lich nicht etwa, daß unser Hänschen da ein ganz leichtsinniges Bürschchen ist, der so den letzten Rest der Hagelitz'schen Schwester, verthan hat. Bewahre, Hänschen. Du bist ja eben ein Hage ls. Die können nicht anders, und nun „Laß doch, Mama —" sagte Hans, „Ich bin gleich zu Ende, ihr lieben Kinder. Herunter muß es aber von meiner Brust, sonst ersticke ich. Näm lich, daß das Hänschen da ein ganz seh' Dir an, Du weißt ganz genau, was ich meine. Aber Deine gute Mutter scheint blind. Du hast natürlich nicht gesehen, daß er seit Jahren unserer guten, lieben, braven, schönen Tina den Kopf verdreht hat." „Großmutter!" „Ich Hab's gesehn. Ich hab' auch gesehn, als Du im Herbst hier warst, daß Du sie 'gelllßl hast. D'» lieber Gott, ein Küßchen in Ehren ich bin ja nicht so. Aber es giebt da einen Unterschied. Wenn nämlich ein an ständiger Mann merkt, daß ein junges, temperamentvolles Mädchen mit allen nun ist's genug, Großmama," stieß er hervor. „Schön —es ist alles wahr, was Du gesagt hast. Aber ich will Deinen eigenen Satz vollenden dann zieht ein verständiger junger Mann sich eben zurück! Das habe ich gethan. Was sollte ich mehr thun? Ich leugne ja gar nicht, daß ich Tina sehr gern hatte. Awr ich sah eben, gottlob, rechtzeitig ein, daß es für mich und vor allein für sie selbst ein Unglück gewesen wäre. Du mußt doch selbst sagen, Mama, wohin sollte es denn führen, wenn..." Frau von Hagelitz schluchzte, aber sie nickte zustimmend: „Ja, Mama, das ist doch wahr! Gott, ist das schreck lich! Ein Glück nur, daß Du recht zeitig .. „Rechtzeitig!" Die Greisin lachte. „Ein Glück nur, sage ich. daß meines guten Hecksteins Augen auch^mitßünd lich beleuchten. „Na ja Ihr seid natürlich einig. Wie sollt« es auch an- derS sein. So Ist doch einmal der Welk Lauf. Ich will euch zu eurer seelischen Befriedigung sogar noch eins dazu verschwendeten Liebe nicht zu Grunde gehen. In der steckt ein guter Kern. Sie wird leiden, aber sich durchkäm pfen und, will's Gott, noch tinm^ d:r!" Leise schlich sich Hans, nachdem er die weinende Mutter noch einmal schweigend umarmt hatte, die Treppe hinauf und in das Zimmer. Gottlob: der Spatz schlief schon. Oder nicht? Nun, jedenfalls war er verständig ge nug, die Augen geschloffen zu halten. Nur nicht noch einmal Erklärungen, Auseinandersetzungen! Am nächsten Miitag holte sich Hans das offizielle Jawort. Es ging sehr gelassen dabei zu. Ruth ließ sich schwei gend umarmen und küssen. Der Fürst zeigte, als ihm die vollendete Thatsache unterbreitet wurde, sein gewöhnliches Lächeln und seine großen gelblichen Zähne, gratulirte aber „herzlichst". Nur die Fürstin schien ein wenig er regt, so sehr sie es verbarg. Sie war auch die einzige, die ein wahres, war mes Wort fand: „Machen Sie Ruth glücklich!" Und sie sah dabei Hans so eigen an. Er wußte nicht recht, was er aus dem Blick der dunkeln Augen her auslesen sollte: Freude, Zweifel oder Reue. Dann, beim Lunch war es wieder Ellinor, die sagte: „Wir müssen aber doch Pa benachrichtigen —" Pa jetzt?" Der Fürst machte ein langes, sehr langes Gesicht, wie eben Jemand, der einen höchst unbehaglichen Logirgast erwarten muß. Aber dann glänzte eS ständlich, Elly. Pa wird hoffentlich oder in Rom im Albergo Reale, oder in Neapel im Grand Hotel sei. Nein, jetzt doch wohl in Paris. Mindestens „Du schreibst also. Ruth?" „Schreiben? Ach, liebe Elly, ich bitt' Dich recht sehr, telegraphire Du doch an Pa. Hans hatte das unsichere Gefühl, daß er an Mister Forster, seinen zu künftigen Herrn Schwiegerpapa, eine schöne Epistel senden müsse. Er sprach diese Absicht auch aus. Sie wurde mit Hochachtung aufgenommen, aber mit allgemeinem Widerspruch. Selbst Elli nor erklärte: „Nein, nein, Herr von Hagelitz Pardon, lieber Hans! Dann müßte Pa ja wieder schreiben. Ihm sind Thatsachen das liebste. Ich werde drahten: „Alles Weitere münZ lich." Dann sann sie einen Augenblick nach. „Ja so! Mit den Anzeigen muß natürlich gewartet werden. Und Ruth's Glück sicher nicht im Wege ste was Geduld das ist alles^" htt ll s U , h Schwester hätte er vielleicht zu ignort ren vermocht, und Gallweg bekam Hause hinllbergeführt hatten ein Men schenalter hindurch, plötzlich gelöst wa ren für ihn; er empfand aber auch, daß sie unsichtbar fortbestanden. Tina kam nicht, aber die Schwester war viel bei ihr; der alte Pastor ließ sich nicht sehen, aber die Großmutter brachte lange Stunden im Pfarrhause zu. Und die Mutter, in deren Art es lag, doch bloß daS mit der Tina nicht gewesen wäre!" bald: „Wenn doch die Tina ihren Pächter geheirathet bätte, das dumme Ding!" oder: „Was sich eigentlich die Tina nur eingebildet hat? Du konntest sie doch nicht heira then!" Nein! Nein! Weder er noch sie halten ja je von Heirath, von der Zu kunft überhaupt gesprochen. Hatten wohl auch nie an sie gedacht. Hatten sich lieb gehabt lieber Himmel, es war eine Jugendeselei gewesen, Pri manerliebe nicht viel mehr!, Aber weh' that'S nun doch... es war das einzig«, was Hans nicht ganz überwin den tonnte. ES blieb da ein Rest etwas wie eine gesprungene Seite, ein leiser Wehllang. Ja! Und nun kam Pa! Die Für stin war ihm bis Roppa, zur Bahnsta tion, entgegengefahren. Er kam also völlig orientirt, völlig vorbereitet in Wagen saß ein Kammer diener, ein Muster von Eleganz. Ruth und Hans standen aus der Rampe, als Hintergrunde. Hans war doch etwas erregt, Ruth ganz ruhig. ES schien sogar, als ob sie ein wenig Mitleid^mit Mann." Der alte Herr sprang recht elas.isch vom Wagen, ging auf Ruth zu, lüßte sie auf die Stirn und streckte dann „Mister Förster —" begann er. Aber „Schön! Schön! Weiß schon! Ue ber das Geschäftliche sprechen wir nach der Fürst! »,! ckuv! Nun mich!' Zimmer hörst du nicht? Welche Nu," .er? Nicht 'mal ein Li't? Na, Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Hans vor sich hin, bis Ruth ihre Hand aus seinen Arm legte: „Aber Arm von HanS und sagte auch, freilich in andern, Tonfall: „Aber Hagelitz, was wollen Sie denn eigentlich? So ist Pa doch immer!" Und mit dem Anflug eines bei ihm seltenen Galgen wollen fix bei mir im grünen Zimmer 'ne Pulle Pommery trinken... Sor genbrecher!" Francis, der Kammerdiener: „Mister Forster wünsche den Herrn Baron zu sprechen." Hans stand sofort auf. Der Fürst begleitete ihn bis in die Vorhalle: „Lie ber Hagelitz, wenn Sie einenßath wol len ehem! lassen Sie dem Greuel sagen: falls er Sie sprechen wolle, möchte er zu Ihnen kommen! Na ja ich weiß ja —es geht so nicht. Also mit Gott «nd nur nicht verblüffen lassen. Im Grunde, Sie wissen es ja aus zwei schönen Mün dern, im Grunde ist Pa gut. Aber der Grund liegt tief. Gott befohlen!" Im Korridor des ersten Stockwerks Pa ist gut." „Mister Forster läßt bitsen —" „So! Da wären wir ja. Freue mich sehr. Wer sind Sie eigentlich, Herr Hagelitz?" „Leutnant im 7. Gardegrenadierre gim:nt, Herr Forster." „So! Ich bin Oberst. Colone! von der 9. Schützenbrigade. Nebraska U. S. Sehr angenehm. Sie haben auch ein Gut hier, sagte mir Ellen. Auch mit solch' einer alten Raub- „Mäßig groß das heißt klein. Schön. Also Leutnant und Besitzer eines kleinen Gutes. Viel ist daS nicht, Herr Hagelitz." Bisher halte Hans gestanden. Aber nun kochte «S doch in ihm auf. Wie ein Bedienter wenigstens wollte er sich nicht behandeln lassen. Er zog sich al so den nächsten Stuhl heran: „Sie er lauben!", setzte sich und sagte kurz: „Viel ist das in der That nicht, nach Ihrem Maßstab gemessen. Wir mes sen hier etwas anders. Aber vaS thut wohl nichts zur Sache. Ruth liebt mich, und ich liebe sie. Haben wir Zi? „Ruth ist majorenn!" meinte er. „Und meine Töchter können überhi'ivt auch selbst ausbaden ihre Männer auch. Mir ziemlich gleichgültig, wen sie Heirathen. Wollte mich als ordent licher Geschäftsmann nur orientiren." Er blinzelte unter seinen dicken Au genbrauen ganz freundschaftlich zu Hans hinüber und fuhr dann fort: „XV>>ll! Also hören wir weiter: wie viel Schulden haben Sie, Herr Hage litz?" ' t> Kl ' hinüber, und ihm war's wirklich auf «inen Moment, als sitze da oben aus dem Sims das graue Glaringer Ge spenstermännchen, von dem die Groß mutter erzählt hatte; wie im Fluge schoß Ihm der Gedanke durch d:n ikops; „wenn doch das Kerlchen heut' Nachj dem verehrten Pa eine Prise anbieten wollte —" So verzögerte sich seine Uebrigens schien Pa dies nicht wei ter übel zu nehmen. Er reckte sich ein wenig und sagte lächelnd: „Ich meine, Herr Hagelitz, Sie haben das nicht so genau im Kopfe. Nun, zu viel kann's ja nicht sein, denn Schulden richten sich immer nach dem Credit. Hä hä! Ist schließlich auch des Schäfchens Sache, ob sie Ihre Schulden bezahlen will." Jetzt war HanS so weit, daß er ein werfen tonnte: „Etwa siebziglausend Mark hoch gegriffen!" Er hatte da bei im Kopfe schon ganz Vielberg hy pothekenfrei gemacht. „Für Ihre Jahre immerhin eine ganz hübsche Leistung. Herr Hagelitz." Pa lächelte ordentlich wohlgefällig. „Achtundzwanzig —dreißig, schätz' ich, was? So mit dreißig hatt' ich schon meine erste Million gemacht, mit zwei unddreißig allerdings auch schon wie der verloren: der Morrison hatte eben noch bessere Stiefelwichse oder verstand dießeklame besser. Aber da verarbeitete ich meinen ganzen Rest Wichse zu Ma genpillen - hä, HL und da holt' ich's wieder. Famose Idee was?" Er rieb sich die Hände, und dann warf er plötzlich den Oberkörper hoch, kehrte die Füße seitwärts, setzte sich auf, schlug Hans auf die Schulter und spuckte kunstgerecht aus: „Sie gefal len mir ganz gut, Herr Hagelitz. Ich bin auch 'mal ein armer Schlucker ge wesen mein Vater kam ohne Heind und Stiefeln aus der Pfalz nach Amerika! ich weiß, wie arm sein thut. Ich will Sie nicht weiter quälen. Also Ruth hat von ihrer Mutter selig etwa zwei Millionen Dollars. Eine Million liegt drüben sest; zur Zeit schlechte Conjunktur. Die andere Mil lion ist In guten Eisenbahn - Bonds angelegt. Ich gebe meiner Tochter jährlich fünfzigtaufend Dollars, zahl bar in Vierteljahrsraten bei der Deut schen Bank in Berlin. Damit können Sie doch leben, nicht, Herr Hage litz?" Vor den Augen von Hans breitete es sich wie ein Schimmer. dabeu?. „also etwa vierhunderttau fend Mark Jahreseinkommen! Don nerwetter! Donnerwetter! Hans im Glück! Ist's denn eigentlich auszu denken!" Pa war am Ende doch ein guter Mann. Er würgte hervor: „Sie... sind sehr gütig... Mister Forster..." Pa spie wieder kunstgerecht aus. Es kam jetzt fast so etwas wie Rührung in trockene Stimme. „Ja, wissen ja auch Heirathen könnte, mit kupser- Shares 'reinlegte. Ist auch schließlich leicht mit ihrem Kutscher sich trauen ließe, wie Jestrie Malton und Evelyne Berard." Er griff rückwärts auf die Tisch platte, nahm sein Checkbuch »nd Tin tenstift und schrieb einen Check aus: «Da, Herr Hagelitz. Still! Fünf tausend Dollars. Schwiegervaters Geschenk für Ihnen, Bezahlen Sie damit das Nöthigste... weiß, ein Brautstand lost' immer Geld, und ich meiner Ruth geb' ich fünftausend mehr, damit sich der Fürst ärgern soll. Hä —^ä. d s Bwhl ' kl'ch Hä-—hä! Hi hi! «So! Nun wären wir wohl fertig, Herr Hagelitz. Ja so wann soll denn die Hochzeit sein?" sprechen.' „Also sagen wir Anfang Oktober. Nur nicht so lange warten. Dafür bin ich nicht. Und im November muß ich in Rom sein. Anfang Oktober... Hat mich sehr gefreut, Herr Hagelitz. Gefallen mir «cht gut. Draußen stand Hans ein Weilch» vor der Thür, ohne sich zu rühren. Et wußte nicht recht, sollte er lachen, sollte er sich ärgern, sollte er heulen. Da knitterte der Check in seinen Fingern... Pa war wohl doch gut! 5. Die Hochzeit von Hans Hagelitz war vorüber. Sie war in Vielverg ge lieber in Berlin zum Mar geschritten wäre. Frau von Hagelitz, die sonst im mer Nachgiebige, hatte ihren Willen durchgesetzt: „Ruth hat keine Mutter. Ich bin an deren Stelle getreten. Die Hochzeit soll unter meinem Dach slattfinden." Vierzehn Taze hindurch hatte der selbe Dekorateur, der dem jungen Vollkommenheit in Viclbcrg geschattet und gewaltet und das Unterste zum Obersten gekehrt. Hans hatte neue Wagen und Pferde geschickt und zum Entsetzen Lierkes einen Kutscher, der nur englisch sprechen zu können vor gab. Der Garten war umgestaltet worden, das Kirchlein in einen Hain köstlicher Blattpflanzen verwandelt; seit den Tagen des Großvaters war Mister Farster?" fen> „Mir geht es gerade so, Mister Fcr- em ganz ungezogener Hans hätte in die Erde sinken mö gen, die Mama wurde kreidebleich. Aber Pa lachte seelenvergnügt: „Old mein Lebtag nur Geld machen müssen, immer Geld. Als ich endlich genug hatte, war ich zu alt und zu faul, um recht, Mister Forster. Und bis zu der ihren heran: „Geben Sie mir die Hand, Missis Hagelitz. DaS ist ganz recht, was Sie Ganz schätze Ihnen sehr hoch ein, Missis Ha gelch-" P l abend fand zum Schmerz des ganzen Dorfes nicht statt traf ein Dutzend älterer und jüngerer Kameraden ein. Das Haus war so voll, daß Hans für den einzelnen beim besten Willen nur ein paar flüchtige Worte haben konnte; selbst für Gallweg nicht mehr als Handschlag und Gruß. Dann kamen, im Woldeggschen Vierspänner, Ruth und die Fürstin. Der alte Heckstein war krank. Der gefeierte Berliner Garnison- und Hof prediger D. Gren hatte auf Bitte von Hans seine Vertretung übernommen. Und nun kamen, als die Glocken er klangen und er an der Seite der nuten für Hans Hagelitz, in denen er sich ganz glücklich fühlte: glücklich nicht im materiellen Sinn, sondern in der frohen Zuversicht, Liebe geben, Liebe ernten zu können. Alles Häßliche fiel von ihm ab, tauchte unter in Zukunfts hoffnungen. in innigen, guten, ehrli chen Vorsätzen. Ihm selbst war, als reinige, stärke ihn jeder Schritt auf dem wallenden Seidenkleide mit dem Myrthenkranz auf dem üppigen blon den Haar! Wie lieb sah ihr blasses sie soeben gewesen, als er sie an sich gezogen und geküßt hatte! O von ihm sollen die Leute und Leutchen nicht sagen: er hat um Geld geheira thet! Sie brauchten ja nur auf diese schlanke, hohe Gestalt zu schauen, auf dies anmuthige, ebenmäßig« Gesicht. Neugierigen von nah und fern. (Fortsetzung folg!.) Für die Küche. Hühner mit feinen Kräu« kern. Junge Hühner werden sauber zurecht gemacht und ausgenommen. Die Lebern hackt man fein, mischt et was frische Butter, feingehackte Peter silie, Schnittlauch - Kerbel und Estra gon dazu, steckt die Füllung in die ge waschenen und getrockneten Hühner» näht sie zu, umwickelt sie mit seinen Speckscheiben und brät sie in Butter. Inzwischen zerläßt man ein Viertel Pfund Butter, dünstet zwei zerschnit tene kleine Mohrrüben, zwei Schalot ten, einen Löffel Mehl, zwei Nelken» etwas Thymian darin gut durch, gießt ein Pint Fleischbrühe oder Geslügel brühe (von den Abfällen gekocht) und ein Glas Weißwein dazu, läßt alles 25 bis M Minuten langsam verkochen» rühr, die Sauce durch ein Sieb, giebt feingehackte Petersilie, Estragon, Ker bel und Schnittlauch hinein, sowie Salz, Pfeffer und nach Belieben etwas geriebene Muskatnuß, läßt sie an war mer Stelle gut durchziehen und giebt sie zu den Hühnern. Schnee-Creme. 1 Quart gute Milch (oder Rahm) wird «rhitzt und wenn beinahe kochend, werden drei Eß löffel in kalter Milch aufgelöste Corn- Ge st ürzteßisc u i t - M e h l» viel, als zu angenehmer Süße nöthig ist. Man zieht darauf Pfund ge brühten süßen Mandeln die Schale ab» Wenn die Mehlspeise kalt und steif ist, Chaudeäu zu demselben. Hechtpastete in der Form. Der vorgerichtete Hecht wird in hübsche Ei und Semmel gewälzt und gebraten. Eine Randform »der feuerfeste Porzel» lanschüssel bestreicht man gut mit But ter, legt auf den Boden eine Schicht in kleineStücke zerbrochener.in Salzwasser abgewellter bestreut sie dick mit Parmesankäse. Die Hechtslücte werden darüber vertheilt; auf diese legt man Butterflocken, Maccaröni und so fort, die Maccaronifchicht muß den Schluß bilden. Eine dicklicheSauce wird darüber gegossen, die aus folgen den Bestandtheilen zusammengerührt wird: Ein Taffenkopf Brühe wird mit vier Eidottern stark verquirlt, etwas süße Sahne, Salz und Pfeffer schwitzt man mit Hellem Buttermehl an, gibt Citronensaft hinein und gießt dies iir dic Form, streut dick Käse und Butter fiöckchen darüber und bäckt die Hccht pasiete eine halbe Stunde bei mäßiger Hitze. Die Form ist beim Serviren auf eine Schüssel zu setzen und mit einem Tortenrand oder dergl. zu verhüllen. Blitzmehlspeise. Nachdem eine Auflausform gut mit Butter aus gestrichen ist, nimmt man 6 gute Aevsel und schneidet sie in seine Scheiben. Wenn dieselben eine Stunde lang mit Zucker bestreut gestanden haben, wer den sie auf den Boden der vorgerichte ten Form gelegt. Nun rührt man i« einem Topfe 20 Löffel voll gute Milch» 3 Löffel voll Mehl, etwas kleine Rosi nen, etwas gehackte Mandeln und et was Zimt zusammen, endlich auch das zu steifem Schnee geschlagene Eiweiß. Dies gießt man auf die Aepfel und bäckt das Gericht gut bei gelinder In eiligen Fällen thut man die geschäl ten Aepfel sofort in die Form. Rindfleisch mit Blumen kohlgemüse. Anderthalb Psund Rindfleisch wird abgewaschen und in siedendes Salzwasser gelegt, worin es mit einigen Gewürz- und Pfefferkör nern, einem Lorbeerblatt, feingeschnit tenem Sellerie und Porree zwei Stun den kochen muß. Dann kommt die Brühe durch ein Sieb, um nachher mit dem von den Knochen befreiten Fleische, sowie einem großen, sauber geputzten Blumenkohlkopf noch eine halbeStunde lang z« kochen. In sechs Löffeln But ter röstet man 8 Löffel voll geriebene Semmel braun, füllt einige Lössel Fleischbrühe darüber, thut den in nicht zu kleine Theil« zerlegten Blumentohl hinein, schineckt mit gestoßenem Pfef fer, sowie etwas Muskat ab, giebt ei nen kleinen Teller voll gewiegte P«»?- silie dazu und läßt das Ganze einig« Male aufwallen. Dann muß das Ge müse noch eine Viertelstund« durchzie» Rhette zerlegten Fleisch angerichtet wird. Die übrige Fleischbrühe verwend«» inan zu einer beliebigen Suppe. Bitter. „Sagen Sie, Brief träger. hat denn der Maler da oben so viele Bekannte, daß Sie jeden Tag etwas für ihn haben?" „Ach bewahr«, aber ich hab' einmal einen Streit mit ihm gehabt, und aus Rache schreibt er jeden Tag eine Postkarte an sich, da mit ich die vi«r Stock zu ihm 'rausstei, ü«n muß. 3