Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 15, 1903, Page 6, Image 6

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    6 Eine Raubthler-spielschule.
Mittheilungen Richard Havemann's,
des Dressirers der in Berlin eingerich
teten Raubthier - Spielschule, über
seine Erfahrungen und Dressurart
entnehmen wir Folgendes:
Es war an einem heißen Julimit
tag mitten auf unserm verkehrsreichen
Wirthschaftshof unter dem großen Ar
beitsfenster unseres Direktors Dr.
Heck,- wo das jetzt stattliche Löwenge
schwisterpaar seine ersten Dressuran
weisunqen erhielt. Die guten Thiere
konnten es damals nicht begreifen,
warum sie durchaus über diese gräß
lichen Flaschen tlettern sollten? immer
wieder kamen sie und scheuerten ihre
Köpfe an meiner Seite nach Löwen
art, und wenn es von neuem auf die
Flaschen ging, knickten sie wieder zu
sammen wie ein Haufen Unglück. Ab
und zu streifte uns ein ärgerlicher
Blick vom Pult des Allgewaltigen, bis
schließlich die Stimme unseres Herrn
und Gebieters sich zornig^lso^verneh-
Eine bedeutende Künst
' l e r i n.
quälen Sie sich! Sie sollen die Thiere
hübsch aufziehen, von Dressiren ist
hier bei uns gar nicht die Rede!" Das
war ein kalter Ueberguß! Von nun
an flüchteten wir nach entlegenen Ge
filden. Der verlassene Arenaplatz, um
dessen Schicksal schon damals der
Kampf der Parteien entflammt war,
bot uns eine Zuflucht. Doch auch hier
fehlte es, an Dornen nicht. Welch ei
nen Wüstenschreck hat doch Turiddu
ein ganzes Ulaneniegiment mit wehen
den Wimpeln an der Stadtbahn vor
beizog, und dann erst die große Wä
scheleine mit Hosen und Strümpfen in
der benachbarten Gärtnerei! Aber
schön war es doch dort, so ganz im
Freien vor allen Dingen der große
Sandhausen, der Lieblingsplatz der
Löwin Santuzza. Da wurden große
Löcher im Sand gekratzt, und wir drei
rauften und wühlten, nach Herzenslust
«uf der Erde, so daß die OhrenAbends
Reiter st andbild.
noch voll Sand und die Kleider voll
dreieckiger Krallenlöcher waren. Ja,
gang pfleget,
bei reffenden Menschen vollständig als
wurden. Freilich, jeder Meister Petz
muß auch seinen Denkzettel haben,
muth den anderen Thieren in die
Beine fuhrwerkt, daß es in den Kno
chen dröhnt; solche Launen dürfen
und promenirender Herr
svli.
Aber vorher ein Wort! Bitte reden Sie
nicht von Leichenfledderei. Das ist
wirklich die größte Geschmacklosigkeit,
macht, an den Kops werfen kann. Ein
eigenes Gewächs bleibt sie aber trotz
dem, sie hat mir manche ärgerliche,
verzweifelte Stunde bereitet. Ich
glaube, 'es ist die Erste, die in einer
größeren Raubthiergruppe öffentlich
mit auftritt? denn wir reden hier doch
nicht von den heulenden, wirklich
Wir sind gute Freunde,
scheußlichen Hyänen in den Menage
rien. Nein, mein Fellow heult NachtZ
niemals, das würd- ja auch am Kur
großen Nachtlager nicht liegen bleiben,
sondern entwickelt eine erstaunliche
Virtuosität, jedem gerade mimenden
Löwen hinterrücks in die Beine zu fah
ren, so daß zeitweise die ganze Gruppe
gestört wird. Nun soll doch nur >a
niemand glauben, daß solche Launen
durch eine exemplarische Prügelstrafe
auszutreiben seien. Weit gefehlt!
Dann wäre es für längere Zeit ver
dorben, weil eine Hyäne sofort in
schäumende Wuth geräth. Dagegen
Jucken und Kratzen sind, nur dadurch
ist unsere Fellow mit Sicherheit zu be
wegen, einige Zeit auf seinem Hosta
ben individuelle, ganz verschiedene Ei-
Aus welche Weise wird man denn
überhaupt die besten Erfolge mit sol
chen Thieren erzielen? Ich glaube,
niemals dann, wenn man unbedingt
ter kommen, der die Neigungen und
Fähigkeiten seiner Pfleglinge genau
belauscht und erprobt und dann seine
det.
Das Aerodrom.
Zu den vielen reichen Franzosen, die
blem der Luftschifffahrt zu lösen, ge
hört auch Hauptmann Ferber in Niz
za, der das 17. Alpenregiment befeh
ligt. Hauptmann Ferber beschäftigt
Ein Spaßvogel.
„Sarah, den LoifeleS hab' ich heut'
ordentlich angeschmiert!"
„Woso?"
„Gesagt hab' ich ihm, daß ich Dich
geheirath' hab' nur aus Lieb'!"
Seltsame Schohthiere.
Immer eigenartiger werden die La
unen der englischen Damen in Bezie-
Schildkröten, die oft mit Gold und
Juwelen besetzt sind, als Anhängsel an
den Armbändern befestigt werden. Um
an den Arm. Die Frau, die zuerst an
dieses seltsame Lieblingsthier dachte,
hatte Farbensinn: denn sie machte aus-
Stoff von derselben Farbe ausge
schlagen war. Die Wirkung war na
türlich sehr groß. Diese plumpen
Thiere sind seit anderthalb Jahren
Mode und können bei jedem Thier
händler für 52.5Y gekauft werden,
aber sie leben nicht lange. Die Schau
fenster, in denen sie ausgestellt sind,
werden gewöhnlich von einer großen
Menge belagert, und manche Damen
betrachten sie zunächst noch aus der
sicheren Entfernung.
Ein viel umgänglicheres Lieblings
thier ist das aus Indien stammende
Seidenäffchen, Die Thiere werden
bald sehr zahm und sind am glücklich
sten, wenn sie auf dem Schooß ihrer
Herrin spielen oder eine Mahlzeit von
Gerstenzucker zu sich nehmen. Die
Töchter der Herzogin von Connaught
hallen sich mehrere Seidenäffchen und
haben diese Schooßthiere in Mode ge
bracht. Seidenäffchen kosten bis
§l2 und können bei großer Sorgfalt
den Winter über am Leben gehalten
werden, aber gewöhnlich sterben sie an
Schwindsucht oder Lähmung. Der
Mungos, eine Jchneumonart, ist ein
Thierchen, das ebenfalls sehr zahm
wird. Die Damen lassen sie im Hause
umherlaufen, und wenn sie verschwin
den und gesucht werden, findet man
sie gewöhnlich am Ende des Bettes un
ter dem Bettzeug, wo sie stundenlang
zusammengekauert im Warmen liegen.
Man kann sie für etwa DlO kaufen!
Ein sehr hübsches Thierchen ist die
Springmaus. Die Springmäuse sind
in Aegypten heimisch und schwärmen
dort zu Hunderten in der Wüste um
her. Sie kosten je HL.M und sind sehr
beliebt, da sie ganz barmlos und leicht
zu zähmen sind. Sie sind etwa „wie ein
zierliches Känguruh mit einem Ka
ninchentopf"; die Hinterbeine sind
acht Zoll lang, die Vorderbeine dage
gen nur einen Zoll. Sie haben ein
hellbraunes, sehr weiches seidiges Fell
und große durchsichtige Augen. Ver
möge ihrer mächtiaen Hinterbeine kön
nen sie über sechs Fuß hohe Hindernisse
springen, und ein Springmausrennen
über die Möbel im Wohnzimmer ist
sehr aufregend und gibt Anlaß zu
Wetten.
Erlebniß, das einst Fürst Gortschakoff,
Politik spielte, erzählte. In seiner
der Fürst statt des mit Trüffeln ge-
Adler. Neben dem Adler stand als
bratenes Huhn sehen, ohne die unan
genehme Empfindung zu haben, daß er
einen russischen Adler verspeisen sollte.
gefürchtet hatte. Es kam der von der
Türkei „angeblasene" Krieg mit den
Westmächten, die Niederlage der Rus
sen, der Sturz Nesselrodes, der den
russischen Aar an den Spieß gesteckt.
Der Nachfolger des ungeschickten
Kanzlers aber war Fürst Gortscha
koff.
Nachwirkung. „Warum
kollert Ihr Magen denn so scheuß
lich?" „Ach, denken Sie, heute Mittag
Arbeitsfreudig.
Kommerzienrath (zum Freier):
. .Einem Mann ohne Beruf und
ohne Beschäftigung kann ich meine
Tochter nicht geben!"
were ich halt helfen Coupons
Etwas anderes.
Gast: „Was schleichen Sie denn
fortwährend um mich herum? Halten
Sie mich etwa für einen Zechpreller?"
Kellner: „Gott bewahre nur mein
„Aber, lieber Freund, warum hast
Deinem Parke fällen lassen?"
„Aus Aerger! Unter ihm habe ich
das erste Mal meine Frau geküßt,
und so oft wir an ihm vorübergingen,
flüsterte sie zärtlich: „Weißt Du
noch"?"
DereisersüchtigeGatte.
„Wir haben unseren Doktor so lange
nicht am Stammtische gesehen."
da hütet er das Bett."
U'
Passende Marke.
„Welche Sektmarke wollen
»Natürlich „Söhnchen"."
Ein Pumpgenie.
sich heute nicht abweisen. Er lag?, er
habe Jncassotag und sei schon bei zehn
Kunden gewesen, die alle zahlten!"
„Zehn Kunden? Da hat er Geld bei
sich!. . . Ich lasse ihn bitten, einzutre
ten!"
.
I H
W
Zuchthausstrafe abgerechnet?"
Umschrieben.
„Nun, Emil, wie hat Dir denn der
Rostbraten geschmeckt, den ich Dir zu
bereitet?"
„O, der war sehr gut gemeint!"
Vergeßlich. Der Haus
herr: Warum sind Sie denn für mor
gen vor Gericht geladen? Der Por
tier: Weil ich dem Portier von neben
an ein paar Rosen an den Kopf gewor
fen habe. Der Hausherr: Wem wollen
Sie das weiß machen? Rosen schlagen
„Entschuldigen Sie, Herr Prinzi
pal, ich muß eine Stunde sortgeh'n
und mir den Weisheitszahn ziehen
lassen ich hab' so viel Schmerzen!"
„Was Ihnen nicht einfällt! Ich
hab' Sie mit dem Weisheitszahn en
gagirt und der bleibt drinnen!"
Auch einßäthsel. Zipfl:
Woaßt, was a Paar is? Zapfl: A
Paar? Na, dös is a Mandel und
Weib'l! Zipfl: Ganz richti! Aber iatzt
sag' amal: Wann Oaner a paar Wat
schen kriagt, welche davon is dann 's
Weib'l? Zapfl: Dös woaß i net!
Zipfl: Dös is doch ganz einfach. Von
a Paar Watschen ist diejenige dös
Weib'l, die mehr klatscht!
Drastischer Vergleich.
Sectslasche!"
Lehrer: Zähle Der
Kadett: „Aeh, jammerschade, daß eS
heutzutage gar keine Drachen mehr zu
Einangenehmer Hunö. " V
„Ich glaube gar, Sie tragen eine Katz' am Arm?"
Ganz wie Papa. Der
Mann (liest aus einem Buche): Das
Kameel kann vierzehn Tage arbeiten,
ohne zu trinken. Die Frau (anzüglich):
Das ist noch gar nichts, ich kenne ein
Kameel, das kann vierzehn Tage trin
— Beleidigt. Gensdarm:
Endlich begegne ich Ihnen doch mal,
Sie sind der Kerl, der jeden Abend
hier an der verbotenen Stelle badet!
Verschiedene Auffassungen.
„Hat dem Herrn unser Schloß gefallen?" E' d ck cht
alles."
Kastellan: „Ja schau'n S', da gibt's wieder Herrschaften, die halten
sich auf, wenn i b'foff'n bin!"
Einsparsamer Gelehr
te r. „Der Arzt räth mir, täglich vor
dem Schlasengeh'n einen halben Apfel
zu essen. Was mache ich nun mit der
andern Hälfte? Bis zum nächsten Tag
wird sie schlecht... Das Einfachste
dürste sein: ich Heirathe!"
S t e t s p s l i ch t g e t r e u. Se
kundaner: Amanda, liebst Du mich?
Backfisch: Natürlich. Sekundaner:
So komm', wir fliehen bis an's Ende
der Welt! Backfisch: Ja aber ich
habe meine Schularbeiten für morgen
noch nicht gemacht.
Selb st bewußt.
„Gnädiges Fräulein sehen selten in den Spiegel?"
„Ja, denn man sagt mir so fortwährend, wie schön ich bin. .
Vorsicht ist die Mutter
der Weisheit, A. (einen Be
kannten auf dem Bahnhof treffend):
Du, ich bin meinem Chef mit zehntau
send Gulden durchgegangen! B.: Und
das sagst Du so ruhig? Fürchtest Du
nicht, daß Du verfolgt wirdst? A:
Unbesorgt ich hab' ja auch seine
Frau mit.
Auch eine Tendenz. Pro
vinzredakteur: Sie wollen also Mit»
welche Tendenzen verfolgen Sie denn
eigentlich? Journalist: Ich arbeite
für Freiheit, Recht, Licht, Kost und'
Quartier! , .
Unbedachte Folge. Bauer
(zur Bäuerin, die ihm ein neugefertig
tes Kleid für ihre Tochter zeigt):
„Was, Taschen hast Du 'nein gemacht?
Na, da setzt Du der Liese schöne Rau
pen in 'n Kops: am Ende verlangt sie
noch Taschentücher!"
Gemüthlich. Bauer (zum
neu antretenden Knecht: Also merl'
dann kommst? i mach' nit gern viel«
Wort'. Knecht: Da passen mer ja zu»
samme? wenn i mit dem Kopf schüt»
Schrecklicher Gedanke.
„Wollen Sie nicht auch 'mal eine
Weltreise unternehmen, Herr Maier!"
„Um Himmelswillen nicht.. Meine
Frau ist mir vor Jahr und Tag durch
gebrannt ich träfe also vielleicht mit
ihr zusammen."
—An der Gre,nze. Beamter:
Haben Sie was zu verzollen? Sachse:
Ei freilich! (Zeigt seinen Bergstock.)
Beamter: Herr, was fällt Ihnen ein?
Sachse: Na, entfchuldjen gietigst,
Klimmstengel missen doch ooch verzollt
werden!
Feine Unterscheidung.
„Guten Tag, Herr Redakteur! Haben
Sie den Gedankensplitter gelesen, de»
de ihn sehr tief, aber ich meine, ich hat
te ihn schon einmal gelesen," „Ja,
wissen Sie, der Gedanke ist ja auch
babe?" Kläger: „Keineslvegs, denn
meines Erachte'ns i.it.er keines.