2 Du sollst Dich ganz voll Sonne sau- D' .h" t d s"' mag. Kleinhändchenweitz den Sonnenschein. In Deinen Haaren sollst Du fangen Das Abendgold, den Morgenwind Es soll ja für mein Leben langen, Das Du mir täglich schenkst, mein Kind. >Auf entlegener Station. «Frieda!" .Rudolf!" „Wahrhaftig Sie?!" Diesen Ausrufen gegenseitigen Er staunens folgte ein gegenseitiges An starren. Dann, nachdem die beiden sich «in wenig von ihrer Uebcrraschung er holt, fasid zuerst Frieda die Sprache wieder. „Ich glaub's schon! Sie sind mehr als überrascht, Rudolf, mich hier zu sehen. Wahrhaftig, hier scheint ja alle Civilisation aufzuhören! Man sagte mir zwar schon in Hamburg, es sei ein gottverlassenes Land, dieses Stück afri kanischer Erde, dennoch: so traurig hätte ich es mir doch nicht vorgestellt!" Und dabei überrieselte ein leichter Schauer die feingebaute Gestalt. Die Landschaft war allerdings nicht besonders ansprechend. Die kleine aus Holz nothdürftig zusammengezimmerte Bahnstation schien rund herum von Sand umgeben zu sein, und die zur Station gehörige Ortschaft mit ihren sehr einfachen, gleichfalls aus Holz ge zimmerten Häusern, in deren öden, menschenleeren Straßen, soweit sie vom Stationsgebäude aus sichtbar wa „Jhren Mann? Lebt der hier in die »Nicht im Orte selbst; aber er hat rathet?" »s fünf Jahres „ her drängt e! mich, meinen Mann l» schnell wie möglich wiederzusehen. Ge- Einem nach so langer Zeit wie eine kalbe Ewigkeit. Wahrhaftig, ich muß Gott danken, daß ich gerade Sie ge troffen, Rudolf." „Wirtlich? Solch' liebe Worte höre das Farm. Mein Mann nannte sie so, mir zu Ehren. Der Gute! Er schrieb mir, auf diese Weise würde er jeden Augenblick an mich erinnert." Rudolf erwiderte nicht gleich und sah stumm vor sich hin. „Leben Sie denn hier, Rudolf?" Sein plötzliches Schweigen und ein Zucken in feinem feinen, blassen Gesicht hatte die junge Frau überrascht. „Ich kann mir das kaum vorstellen." »Und warum nicht?" Er sah ihr scharf in's Antlitz. „Nun, Sie sind so ganz anders. Ich dachte, Sie wären tiäch England über gesiedelt und lebten in London. Ihr ganzes Wesen ist verzeihen Sie, Ru dolf so mit Allem, was Civilisation heißt, vollgesogen; ich kann Sie mir kaum als Bürger dieser öden Gegend denken. Was könnte ein Mann, wie Sie, hier auch zu thun finden?" „Nun," versetzte Rudolf mit bitte rem Sarkasmus, „der Böse findet für Müßiggänger mit leerem Beutel, wiü ich einer bin, überall etwas zu thun, Frau Frieda." „Sie sollten so nich'. sprechen, Ru dolf. Zum Farmer scheinen Sie mir jedenfalls nicht geschaffen." Die junge Frau warf einen Blick auf Rudolfs wohlgcpflegte weiße Hände. „Acker bau muß hier draußen eine furchtbar harte Arbeit sein. Wahrhaftig, ich bin recht glücklich, daß mein Hans es nun nicht mehr nöthig hat." „Er hat also die Farm wieder aus gegeben?" „Jawohl, er ging nur hierher, um eine bestimmte Summe Geldes zu er gleichb«rechtigter Compagnon in das sehr gute alte Hamburger Geschäft ei nes Freundes eintreten. O, Sie glau ben gar nicht, wie hart er diese letzten dre! Jahre gearbeitet und wie sparsam sparsam bis zum Geiz gegen sich selbst er die ganze Zeit gelebt hat. Die Leute behaupten, er habe außeror dentlich viel Glück gehabt; mag sei», doch er hat'sein Glück auch reichlich ver dient! Wie einsam und verlassen hat sich der Arme nicht die ganze Zeit über hier gefühlt! Ich tonnte es aus jeder Zeile feinerßriefe herauslesen, obgleich e: niemals selbst nur mit einem einzi gen Wort darüber klagte. Zur Beloh nung will ich ihn jetzt überraschen. Als ich von ihm die Glücksbotschaft erhielt: nun sei er so weit, nun habe er erreicht, wofür er gearbeitet, vermochte ich's zu Haufe nicht länger auszuhalten; es zog mich zu ihm, dem Guten! Ach! Wie ich mich auf fein Gesicht freue, wenn er mich nun so ganz plötzlich leibhaftig ror sich sehen wird!" Si: lachte voll inneren Glückes u»d klatschte die behandschuhten Hände zu sammen. ihn gleichsam triumphirend in die Hei math zurück zu geleiten? Ihm ge schieht's wie dem Prinzen im Märchen, der, nachdem er tausend Schwierigkei ten durchgekämpft, die Prinzessin heimführt. „Und dann lebten sie glück lich und zufrieden bis in ihr hohes Al ter hinein," wie es in den alten Feen geschichten heißt. Ist das Ihr Zu kunftstraum, Frau Frieda?" „Ach, ich fürchte wirklich," so meinte lächelnd die junge Frau, „Ihnen kommt das beinahe komisch vor und ganz und gar nicht wichtig. Doch wenn man Jahre und Jahre für etwas ge hofft und gebetet, dann ist man, wenn es Wirklichkeit wird, so glücklich und so denkbar und so selig, sage ich Ihnen!" „Wie? Ich sollte es für eine Narrheit halten, sich glücklich zu fühlen? O, ich wünschte, Frau Frieda, ich könnte auch so närrisch sein." „Und warum sollten Sie das nicht sein können?" fragte die junge Frau mit freundlichem Vorwurf. „Ich möchte Sie wirklich recht glücklich sehen Sie sind ein so begabter Mensch, Rudolf," fügte sie nach kurzem Zögern im Tone herzlicher Theilnahme hinzu. „Uniz doch war nicht begabt ge^ es nur Werth für mich, nicht ohne Erregung, „bitte, Sie haben kein Recht, so mit mir zu sprechen. Ich will dergleichen nicht länger anhören. Wenn ich Ihnen wirklich so sehr wehe gethan, dann geichay es ohne mein Wollen und Wissen. Nach Ihrer gan nur eben jetzt so ganz plötzlich über mich. Gewiß, ich habe kein Recht, Si« anzuklagen." mich unglücklich geworden, dah durch mich Ihr Leben verpfuscht wäre. Ich meine, hier in diesem öden und wiistel Lande sollten >i-ie nicht bleiben, Ru dolf; das ist kein Dasein für Sie. Sie vergeuden Ihre Zeit hier und Ihre gro ßen Gaben; glauben Sie mir, Ru dolf!" „Wenn ein Mensch in's Sinken ge räth'," sagte «r mit heiserer Stimme, halb vor sich hin, indem er seinen Spa zierstock am Boden hin und her be wegte, als wollte er sein Schicksal in den Sand schreiben „so ist das ge wiß nur seine eigene Schuld, das Er gebniß seiner Natur. Nur eiii Schwächling macht Andere für seinen Niedergang verantwortlich. Ich habe w«nigstens den Muth, rtnzugesteh«n, daß mein Niederbruch, wie ich mein jetziges Leben nennen muß, einzig und allein m«in« eigene Schuld ist. Ge- Witz, früher oder später mutzte es zu meinem Untergange kommen. Sie, Frau Frieda, hätten diesen Procetz vielleicht etwas länger aufhalten kön nen; das wäre Alles gewesen. Ich sollte dem Himmel danken, daß Nie mand anders darunter zu leiden hat, wie ich selbst." „Sie müss«n nicht verzweifeln, Ru dolf," sie sprach halb l«ise, aber entschieden „ich weiß aus eigener Erfahrung, was das h«itzt, über erlit tenes Unglück zu brüten; man verliert jtden Lelxnsmuth und j«d« Lebens hoffnung. Sie müssen mit uns zurück kehren in die civilistrte Welt, Rudolf; mein Hans wird stolz sein auf Ihre Freundschaft und auch ich!" Si- reicht- ihm die Hand; er ergriff sie und erhob seinen Blick zu ihr. „Sie machen mich wirklich glauben, dah es vielleicht doch noch nicht zu spät für mich ist. Immerhin sollten Sie mit Ihren Versprechungen vorsichtiger sein, Frieda. Ihr Mann sieht di« Dinge vielleicht ganz anders an - —> übrigens, ich weih noch immer nicht, wie Sie jetzt heihen; Sie nannten mir noch immer nicht den Namen Ihres Mannes. Ich bin während der letzten Monate hier überall im Lande herum vagabondirt, und die meisten Farmer kommen doch hin und wieder nach d«r Stadt, um Einkäufe zu machen; es wäre doch wirklich hübsch, wenn ich Ih ren Mann schon kennen sollte." „Oh. Sie würden.ihn nie wieder vergessen, selbst nicht, wenn Sie ihn nur ein einziges Mal im Leben gesehen hätten!" Ihre Brust hob sich voll Stolz und ihre dunkelblauen Augen began nen förmlich zu leuchten. „Nicht daß er etwa ein außerordentlich schöner und befähigter Mann wäre, aber er sieht so ehrlich, brav und glücklich aus; er sieht aus gerade wie «in r«cht guter Junge, und er kann auch lachen, gerade wie ein recht glücklicher Junge! Wenn ec sich entfernt, glaubt man, er nähme allen Sonnenschein mit sich fort. Als wir Hochzeit machten, sagten die Leute, er wäre noch vi«l zu jung zum Heira ten; sie hielten ihn für unvernünftig. Doch nun! Er hat's ihnen Allen be wiesen, daß er so fest und beständig und vernünftig sein kann, wie die Ael testen und Gescheidtesten!" Rudolfs Hände lagen kreuzweise über der Krücke seines Spazierstockes, den er gerade aufgerichtet gegen den Boden stemmte. '„Und sein Name?" fragte er ruhig. „Berndt, Hans Berndt." „Was was sagten Sie da?!" Er schnellte unwillkürlich von seinem Sitze auf. „Es ist unmöglich! Hans Berndt, Hans Berndt Ihr Mann Frieda? Es kann nicht sein!" „Weshalb nicht? Um Gottes willen bitte, reden Sie! Es ist ihm doch nichts zugestoßen? Oh, wie furcht bar! An der Schwelle unseres Glückes, der Erfüllung all' unserer langen Hoffnungen!" Rudolf stand ein paar Minuten be wegungslos, fast wie erstarrt. Jeder Nerv und jede Muskel arbeitete in ihm. herben, seltsamen Tone: „Oh, es ist nichts! Beruhigen Sie sich es ist wirklich nichts. Ich schwer krank?" unterbrach sie ihn, schwer athmend. Alles Blut war aus ihrem Antlitz gewichen. er lebt und ist nicht krank, Frieda. Herr Berndt ist ganz wohl. Ich machte erst vor Kurzem seine Bekannt schast und Sie haben recht, er sieht so jung aus, so knabenhaft jung. Ich hätte ihn niemals für einen verheira vas das ist Alles!" Rudolf schnitt ihr das Wort ab. doch schon zurück sein. Vielleicht, daß «r unten in der Wirthschaft, ganz nahe von hier, eingekehrt »!. H-ie mu»en za in dem Benehmen des alten Belannten Unterdessen schritt Rudolf eiligen Schrittes auf ein halbfertiges, in einer der nächsten Straßen stehendes Ge bäude zu; es nannte sich „Hotel", ob gleich es nichts Besseres als ein ein stöckiger, erst halbfertiger Holzschuppen war. Eiligst lief er die kaum vollen dete Holztrepp« im Innern des Hauses hinauf und klopfte mit aller Kraft an die nächste Thür. Ohne lange auf Antwort zu warten, drückte er die Klinke nieder und trat ein. Der Abend sank hernieder, und in folge dessen war das Zimmer beinahe dunkel; es brannte lein Licht darin. Dennoch erkannte der Eintretende eine Gestalt, die, das Gesicht ties >n beide Bette ausgestreckt lag. „Berndt!" Der Eindringling be rührte sanft die Schultern Dalie an! Fassen Sie Muth! Ich bringe eine auf dem Bette Ausgestreckte wandte bei diesen Worten sein Antlitz dem Sprechenden zu; es erschien in dem eben jetzt durch's Fenster fallenden auf gehenden Mondlicht aschenfahl. „Ich persönlich mag Ihnen ja aller dings kein willkommener Neuigkeits bringer sein; ich verstehe das vollkom men. Berndt; allein es war Niemand anders zur Stelle. Um es kurz zu ma chen: Ihre Frau ist hier." Der Andere richtete sich mit einem einzigen Ruck vom Bette auf doch wieder zusammenzusinken. Nur mühe voll hielt er sich am Bettpsosten halb „Und das nennen Sie «ine gut« Neuigkeit?" schrie er mit herzzerreißen der Stimme. Er lachte wild auf und fiel vollends aus das Bett zurück. Rudolf trat ganz nahe zu ihm und sagte nicht ohne wärmere Theilnahme: „Ja, ich nenne es eine gute Botschaft, Berndt. Hören Sie mich doch nur an. Ihre Frau wartet im Stationsge bäude; sie hat keine Ahnung davon, wie nah« Sie ihr sind. Nachdem Sie ihr geschrieben, daß Sie nun Geld genug im Uebermaß ihrer Freuds und ihres Glückes auf den langen, weiten Weg von Hamburg nach Afrika und das ganz allein, um Sie, Berndt, heimzu holen. Ganz zufällig traf ich auf Frieda, als sie gerade aus dem Zuge stieg. Sie müssen wissen, wir sind sehr alle Bekannte von Hamburg her; wir haben als Kinder mit einander gespielt, beinahe täglich. Sie erzählte mir Al les. Sie ist stolz aus Sie, Berndt! Das Einzige, was Sie jetzt zu thun ha ben, ist Muth fassen und zu ihr zu eilen und zwar sogleich und so schnell, wie Ihre Beine Sie tragen kön nen." heute schlimmer daran, als vor drei Jahren? Eher schieße ich mir ein« Ku gel durch den Kops!" „Thorheit! Eine Kugel durch den Kops! Natürlich, das machte die Ge schichte besser, wie? Sie sind ein Thor, Berndt. Sie werden nichts dergleichen thun, noch Ihrer Frau etwas von Jh nigstens nicht sofort, verstehen Sie mich?" Rudolf sprach in sehr entschie denem, ja scharfem Tone. „Sie wer den gefälligst Ihr Geld zurücknehmen und Ihre herzensgute Frau, welche Sie mehr liebt, als sich selbst und mehr, als Sie, Berndt, vielleicht verdienen glücklich machen. Sie sind zwar ein Grünling; im Uebrigen jedoch, wie ich glaube, ein guter Kerl. Die Lehre war heilsam; lhnen hof dc.nn mit leiser Stimme, als schäme er sich vor sich selbst „nun, wie ich einer bin." doch von Ihnen lein Almosen anneh men! Dieses Geld gehört nach Gesetz und Recht Ihnen. Ich spielte aus freiem Willen. Ich bin kein Kind; ich mutz zahlen filr meinen Leichtsinn!" „Ja, so sollte es wohl sein, wenn es ken?e, wäre es geradezu gegen mein Gewissen, das Geld zu behalten. Neh men Sie Ihr Geld zurück, Mann!" Noch immer zögerte Berndt. „Beim Himmel, lieber will ich bet teln gehen, Berndt, und auf offener Strohe campiren, verstehen Sie mich, ehe ich dieses Geld von Ihnen behalte," erklärte Rudolf leidenschaftlich. „Wol- Stück Menschenstolz und Menschen- Berndt, und danken Sie Gott, dah er Ihnen solch' eine Gattin schenkte!" Berndt stand da, rathlos vor Erre itt Berndts Brusttasche und schob den zu. HV h „Ich sage Ihnen nicht Lebewohl, ich sage auf Wiedersehen, Rudolf!" rief strahlendes Gesicht lehnte sich aus dem Fenster des Abtheils, vor welchem Ru dolf stand. „Aus baldiges Wieder- „Wir wollen's hossen!" erwidert« Rudolf und wandte sich eiligst ab, seine innete Bewegung zu verbergen. Historisch? Apilmmnc». Der Hang, sich über den lieben Nächsten lustig zu machen, hat seine Begründung im tiessten.und innersten Wesen des Menschen, der weit entfernt von der durch abgeklärte Weltweise ge forderten, altruistischenSelbstentäutze rung ein krasser Egoist bleibt, auch wenn er es gelernt hat, aus Gründen des wohlverstandenen eigenen Vor theils feiner Selbstsucht das Mäntel- Manieren umzuhängen. Es bedarf keiner tiefen psychologischen Kennt nisse, um darüber in's klare zu kom men, daß das Individuum, der Stamm und das Volt im allgemeinen nur zu sehr geneigt sind, sich für die mehr oder minder verblümt anzudeu ten. daß sie die minder ausgezeichneten sind. Aus diesem Boden der starken eige nen Werthschätzung ist auch die uralte Neigung entsprossen, andere durch Spott und Spitznamen lächerlich zu machen. Bevor der Mensch so correkt wird, daß er auch den leisesten Aus fall in Worten gegen einen anderen vermeidet, hängt er letzterem, wo ihm dessen Persönlichkeit auch nur die ge ringste Handhabe dazu bietet, einen Spitznamen an. Besonders böse ist und war dies jedoch nicht immer ge meint. Das Mittelalter und Aller sehl beschränktem Umfange. Es lag daher das Bedürfniß vor, zahlreiche Personen gleichen Namens durch Attribute von einander zu unterschei den, und aus diesem Grunde läßt sich auch eine scharfe Grenze zwischen Spottnamen und einfachen Beinamen nicht ziehen. Wie sich das Volk unter sich dabei zu tituliren beliebte, ist größ tenteils verloren gegangen. Dagegen hat uns der eherne Griffel Klios Spitznamen von Fürsten zu Hunderten erhalten, da die Spottlust auch vor den Höchstgestellten der Erde nicht Hall Besonders erfindckifch waren in die ser Hinsicht die Griechen, denen die Freude am Grotesk - Komischen im Blute steckt. Antigonus 11. von Ma kedonien, ein sparsamer Herr, der gro-. tzes versprach, aber nichts hielt, hatte den Beinamen „Doson", der sich kurz in's Deutsche überhaupt nicht über setzen läßt und so viel bedeutet wie „der vom Schenken Flunkernde". Die Ptolemäer trugen fast durchweg Spitz namen bedenklichster Art. Der zweite aus ihrer Reihe hietz Philadelphus, nicht etwa weil er feinen Geschwistern ein treuer, sorgender Bruder war, son dern weil er seine Schwester, die schöne Arsinoe, heirathete. Am sechsten Pto lomäer blieb der Beiname Philometor nicht deswegen haften, weil er ein pie tätvoller Sohn gewesen wäre, sondern wegen ganz anders gearteter Beziehun gen zu seiner Mutter Kleopatra. Der vierte aus dieser Dynastie nannte sich zwar selbst Philopator, den Vaterlie benden; das Volk nannte ihn wegen Tryphon, d. i. den Prasser, während Appetits Physkon, d. i. der Dickwanst hietz. Der erste Seleucide, der so be scheiden war, die Jahre vom Beginn seiner Herrschaft an rechnen zu lassen, gab sich kurzer Hand selber den Bei namen „Nikator", d. i. der Siegreiche, während sich ein später König aus die ser Dynastie Antiochus 111. wegen sei ner Habsucht den Beinamen Hierax, d. und der achte Antiochus. wegen seines gekrümmten Gesichtsvorsprungs als Grypos oder Habichtsnase bezeichnet Im mittelalterlichen Byzanz .das immer ein fruchtbarer Boden für den Gänzlich bartlos war nämkich der junge Monarch in den Krieg gezogen, und als man bei feiner Rückkehr ent deckte, daß der erste Flaum auf seiner Oberlippe sproßte, war der hyperbo lische Beiname auch schon gesunden. Kaiser Michael 11. wurde durch seinen an seinen Sprachfehler erinnert, ein anderer, Michael, hieß der Kalsalterer, weil sein Onkel Schisssrheeder war, Leo der Jsaurier hieß wegen des Handwerks seines Vaters schlechthin der Schusterjunge, und sür Konstantin V., einen höchst energischen, um sein Reich hochverdienten Monarchen wuß ten seine getreuen Unterthanen keinen nymus, der in gesittetes Deutsch Taufaktes als Neugeborenen das allzu Menschliche passirte, das Taufbecken zu verunreinigen. Mit ehrenden Attributen, die der Zeit sehr sparsam umgegangen. Bon Alfons X. von Castilien sagt ein mittelalterlicher, schriftstellernder Klo sterbruder, daß er den Beinamen des heillos zerrüttete Deutschland bruder stellt höchst ergötzliche Resle^io- Frauen angehängt habe. Während Harnn-al-Raschid und Chosroes l. Nuschirwan mit zweifelhafter Berech tigung den Namen des Weisen führen, ist orientalische Phantasie bei dem gro lenk (Tamerlan) an dessen lahmen Beine hasten geblieben. Unter den Monarchen, die den Beinamen des Ge rechten tragen, verdient der polnische König Kasimir 11. Sprawiedliwy ihn vielleicht mit dem meisten Rechte. Als er sich einst mit einem seiner Cavaliere durch Würfelspiel unterhielt und mit diesem hierüber in Streit gerieth, ver setzt« ihm vkr jähzornige Höfling eine Ohrfeige. StMt diese zu rächen, wie es in seiner Macht gestanden hätte, be sah er die seltene Selbstüberwindung, verzeihen und nur sich selbst darüber Vorwürfe zu machen, daß er seine Majestät durch ordinäres Würfelspiel in eine so peinliche Lage gebracht habe. Das Mittelalter, das'ganz allge mein eine unerschöpfliche Fundgrube für seltsame Beinamen ist und in sei ner Naivität zwischen tiefster Ehrer bietung und urwüchsigem Spott hin- und herpendelt, klammerte sich bei der Namengebung hauptsächlich an beson ders augenfällige, geistige oder körper liche Eigenschaften des zu Benennen den an. Unter den Fürsten Namens Friedrich finden wir einen Markgra fen vonMeiße», der Tutto, das heißt der Stammler, hieß, als seinen Nach folger Friedrich den Freudigen, der auch den Beinamen „mit der gebissenen Wange" trägt, weil ihn seine Mutter die vor ihrem Gatten, Albrecht „Dem Entarteten" flüchten mußte, vom Ab schiedsschmerz übermannt, in die Wange gebissen haben soll, ferner ei nen „Ernsthaften", einen „Freundhol digen", einen „Einfältigen", sodann unter den österreichischen Fürsten einen Friedrich „mit der leeren Tasche", den die Sage irrthümlich mit der Erbau ung des goldenen Dachls in Innsbruck in Verbindung bringt. In Sachsen folgte dem Kurfürsten Friedrich I. dem Streitbaren sein Sohn Friedrich 11. der Sanftmüthige; der zweite Hohen zoller in Brandenburg, der den Wider stand der Städte brach, trägt den Bei namen des Eisernen, und der Deutsche Kaisen Friedrich der Schöne muß die ses Epitheton mit noch einem halben Dutzend anderer Fürsten theilen. Eigenthümliche Beinamen tragen manche skandinabische Fürsten, unter denen Harald Blaatand (d. i. Blau zahn), Hakan Halägg (d. i. der Hoch beinige), Erich Ejegod (d. i. immer gut), Erich Pflugpfennig, Erich Glip ping (d. i. der Blinzelnde) und Walde mar Atterdag besonders auffallen. Letzterer hat seinen Beinamen übri gens von seiner Gewohnheit, wichtige Entscheidungen mit der Begründung hinauszuschieben, daß morgen auch noch ein. Tag sei. Auch Margarete Maultasch, die böse Grete der kärnt nerischen Volkssage, die den Beinamen der Form ihres Mundes verdankt, Gottfried der Buckelige, Karl der Dicke und Karl der Kahle, Albrecht der Beinamen des Grotzen geschaltet hat. Im unbestrittenen Besitze des letzteren sind eigentlich nur Alexander von Ma- Jn der Kirche magst du schimmern. Die Geschichte spricht dir Hohn! Durch »ie laue Sommernacht. Denke deiner, der du fern Irrst in dunklen Grohstadtgassen. Leute, blast ein ander Lied Schüchtern. „Nun, Else, schon erklärt?" „Ach, Mama, der roth!" Pslichtgetreu. Prinzipal (den Schluß eines Briefes an die Firma Knöpfl diktirend): . und seh« ich Ihren weiteren Aufträgen mit Vergnügen entgegen." (Nach einer Viertelstunde, als er bemerkt, daß der ist's, warum arbeiten Sie nicht?" Contorist: „Ich muh doch den weiteren Aufträgen mit Vergnügen entgegen sehen!" - Aufrichtig. Besuch- WaS halten Sie von Ihren Nachbarn? j Hausfrau: Das sind Leute, denen man leider nichts Schlechtes nachsagen j kann! Tas Ende der Bogelhut-Mode. Ein dem Thierschutz gewidmetes deutschländisches Blatt stellt folgende Betrachtung über die „Vogelhut- Mode" an: Es muh jeden Thierfreund mit aufrichtiger Freude erfüllen, daß diese widerwärtige Mode, die leider schon viel zu lange regiert hat, ganz soll das Gesicht den Höhe- That wundern, daß den Töchtern Eva's diese ästhetische Seite der Sache lange Jahre hindurch so gänzlich Un sen heutzutage immer mehr bestrebt ist, der Aesthetik zu ihrem Recht zu verhel fen, sei es in der Architektur, in der Eine seitsam» «sioere. kulßni'll knins-a, damit ist der Beruf der Kirchenglocken seit alter Zeit kurz und bündig ausgedrückt. Es gibt lich befreit ist, nämlich vom Sterbege läut. Es ist die große Glocke der Ge meindx Marling bei Meran, die für keinen Todten, fei er nun Kaiser oder Papst, geläutet werden darf. So be stimmt es ein Beschluß der Gemeinde, die Eigenthiimerin dieser Glocke ist. 1591 schlug der Blitz in den Glocken thurm und schmolz alle Glocken zu sammen; man mußte sie neu gießen lassen. Nur einmal machte die Ge» meinde eine Ausnahme und ließ sich von dem damaligen Dekan Santner von Meran anläßlich des Todes des Papstes Gregor XVI. überreden, die Glocke zu läuten. Aber welch ein Zu fall! Bald darauf zersprang die herr? liche Glocke, und das Volk betrachtete dies als eine Strafe dafür, daß das Gelöbniß der Gemeinde gebrochen Ansehen ihres Seelsorgers erschüttert, der bald darauf nach Meran versetzt wurde. Die Glocke wurde neu gegos sen und 1847 in Mirling eingeweiht. Kein geistlicher Nachfolger und Seel sorger wagte es, bei Trauerfällen, z. B. beim Tode Pius' IX. oder beim Tode der Kaiserin Elisabeth die Trauerbotschaft durch das Läuten der großen Glocke kundzugeben, und so wird es auch bleiben sür die Zukunft. Die Volkssage erzählt, daß vor alten, alten Zeiten die Gemeinden Marling und Mais ihre großen Glocken aus tauschen wollten. Aber die Marlinger brachten ihre Glocke nur bis zur Etsch brücke, weiter war der Wagen selbst mit Aufgebot alles verfügbaren Zug viehes nicht zu bringen. Die Glocke begann zu sprechen: Anna Maria hoaß i, Alle Wetter woatz i, Alle Welter vertreib i. Auf dem Marlinger Thurm bleib i. Diese Sage macht diese Glocke zur wirksamsten und geehrtesten Wetter» glocke im Burggrafenamte und Um» gebung. Wa« ist ein betrübtes t!«be» » Diese Frage hat ein Mohrunger Schillers „Lied von der Glocke" wie folgt beantwortet: „Der Dichter schil dert uns das freundliche Leben und das Lkben als Ehepaar!" WasisteinPHLnomen? In einem Schullesestücke kommt das schwierige Fremdwort Phänomen vor. und der Lehrer fragt, obJemand wisse, was es bedeute; Niemand weiß es. Darauf gibt der Lehrer folgende sach gemäße Erklärung! „Kinder, Ihr kennt doch alle einen Apfelbaum? Der Apfelbaum ist kein Phänomen. Ihr hebt doch auch alle schon eine Kuh ge sehen? Eine Kuh ist auch kein Phäno men! Aber wenn eine Kuh aus einen Apfelbaum klettert und mit dein Schwänze Aepfel pflückt, das ist ein Vhänömen!" Buchbinder (zum Gehilfen): „Die Bücher für Hernr Maier binden Sie ja recht dauerhaft ein der Mann ist unglücklich verhei» rathet!"