KeimM Me- Roman von Räthe van Becker. (6. Fortsetzung.) Die kleine Feuertilie bekam eine zartrosig angehauchte Knospe, fast ein Ebenbild ihrer selbst, und ich glaube, so etwas Aehnliches flüsterte ihr der Schwerenöther auch zu, als er sie über reichte. Ich merkte es an der feinen Nöthe, die ihr in's Gesicht stieg, und an dem halb abweisenden, halb lä chelnd verlockenden Blick, der ganz kurz und flüchtig zu ihm herüberzuckte. Sie ist döch eine Kokette. Da schau ert und bebt sie vor dem einen und lächelt dann schlangenhast verführe risch zu der Huldigung des anderen! Freilich, sie ist jung und wird immer um ihr natürliches Jugend- und Frauenrecht, um die Möglichkeit des Gefallens, durch ihre Stellung betro gen? da mag solche Aufmerksamkeit Wohl ihr Gemüth heben und stärken und sie unwillkürlich zu einer kleinen Koketterie fortreißen. Ich will nicht ungerecht gegen sie sein. Im Punkte der Koketterie und Gefallsucht sollten wir Frauen untereinander große Dul dung haben: wir sitzen alle im Glas hause und dürfen nicht mit Steinen werfen. Das heutige Programm für das Mittagsgespräch lieferte natürlich der Kirchgang, und die beiden Beamten, besonders mein Nachbar, wurden in diese Unterhaltung lebhaft mit hinein- war noch immer voll Mein Nachbar lächelte fein und wußte das Gespräch sehr geschickt vom Persönlichen ab aus allgemeine Sonn tags- und Kirchenaebräuche zu lenlen, so daß der Hausherr allmälig seine Suppe mit besänftigtem Gemüthe her- unterschluckte. Alles, was er sagt, das heißt, nicht der Hausherr, sondern mein Nachbar, meinen Gesichtspunkt aus betrachtet. Was er selbst denkt, bleibt verborgen »nd ungesagt, ohne daß man eine ge wollte oder gesuchte Zurückhaltung merkt. Aber er war heute ganz an gauz im Stile des berechtigten, gleich stehenden Gesellschafters, der sich zwar zurückhält, indem er die Dinge an sich auch vollkommen unbefangen und na türlich gerecht wird. Er spricht sehr schön, sehr gewandt, sehr geistvoll, habe heute in der Kirche einen großen Genuß von Ihrem Gesänge gehabt." Er wurde roth, wahrhaftig roth wie Er verneigte sich leicht und sagte sehr liihl: „Sehr gütig, gnädiges Fräulein, aber ich fürchte, das beruht auf einem Irrthum. Es ist wohl nicht möglich, in der Fülle der Stimmen eine einzelne mit er nicht etwa dachte, es läge hinter meinen Worten ein besonderes In teresse. - wellend wie er: „O nein, es war kein Irrthum. Ein musikalisch gebildetes Ohr hört gerade aus einem schlecht ge schulten Chor die einzig gut geschulte und klangvolle Stimme doppelt klar kal'isch?" lenkte er von sich auf mich ab, ui-.d Miele griff diese Frage auf, um dazwischen zu reden: „Daö haben Sie bis jetzt recht geheim gehalten. Wenn man ein so seines Ohr hat. daß man einzelne Männerstimme heraushört, muß man wirklich schon mit Herz und Seele musikalisch sein." Natürlich, das Ungeheuer hatte trotz der Leben digleit der llnterhaltung auch meine fiel gemüthlicher hier! Ich lächelte sehr ruhig und freund lich. gleich Parade zu reiten, Fräulein Miele, zweitens schätzen Sie meine Be gabung zu hoch, wie Leute, die von der Erwähnung ihrer Stimme ausgeglüht wie eine Rose. Ein Blick der Dank barkeit nach mir zu, ein scheues, strei- Onkel wagte selbst Micke nicht Aber es ist wirklich wahr, Ilse, ich Geige. Ich habe ihn neulich noch spät des Abends spielen hören." Mein armer Nachbar hatte heute entschieden ben sollte. Es kann auch nur ein Aus nahmefall gewesen sein, ich pflege im Sommer fast nie meine Geige zu be ten?" sagte er kurz. „Im Sommer nimmt mich mein Beruf so in Anspruch, daß ich am Tage nu, thm gehZre und am ! Nachbar weiter zu quälen. Es ist solch ein Unsinn, und er sieht wirklich nicht danach aus. a!S wenn er ein eitler Narr tst und jede« freunbua>e Wort für eine Liebeserklärung nimmt, l Aber die Verhältnisse liefen ihm acgen- Lebensgeschichte und seine jetzige Stel- O, wie ich ihn bedauere! Das ist es eben, was auf ihm lastet, die Halbheit, die Widersinnigkeit zwischen seinem und seinen Verhältnissen, das nicht mehrt. Ich versiehe es, ich verstehe es nicht verlangt? Er gehört zur kleinen Feuerlilie, die soll ihn trösten mit ihrer Liebe. Ja, gewiß, da kann nur Liebe, tiefe, selbstvergessene Liebe hel fen, mit meinem lauen Mitleid ist nichts gethan, damit zeichne ich die Montagd. 22. Morgens. Das war gestern ein bewegter Nach mittag. Das heißt, bewegt nur durch Menschenfülle, sonst fand ich ihn ehren werth langweilig. Nein, schon beinahe »Nehrenwerth langweilig. Eigentlich echte Sonntagslangeweile, wie sie tra dem man immer etwas mehr verlangt und immer etwas weniger erhält, als von seinen Alltagsbrlldern. Freilich, unter diesen Verhältnissen wäre auch der schlichteste Alltag lang weilig gewesen. Aber das ist wohl nur persönliches Empfinden, denn Trudel schwamm in Seligkeit und Also schon beim Kaffee, als der frische Kuchen erschien, meinte Trudel mit verheißungsvollem Lächeln: „Kin derchen, der ist »icht nur Euretwillen gebacken, sondern stellt mehr eine Art Vorsichtsmaßregel dar. Ich habe so ein unbestimmtes Ahnen, daß wir heute Besuch bekommen, viel Besuch. Die ganze Nachbarschaft weiß, «daß Fremde bei uns sind, da kommt einer nach dem andern, um Euch zu besich tigen und dann mit uns einzuladen: es ist auch an der Zeit, daß Ihr ein bischen herauskommt unter Menschen, sonst langweilt Ihr Euch hier. In künftiger Woche schwirren wir dann als Heuschreckenschwarm auf die Nach bargüter, das ist ganz amüsirlich!" Richtig, gegen fünf Uhr begann der Kampf der Wagen und Gesänge: einer in Trudel's Seele ganz schwach. „Wie willst Du die alle satt bekom men, Trudel, so unvorbereitet?" fragte 'lllllicherweife" n'^t häl'tnisse. der Besitzer, sehr alter Adel ein > flott gelebt hat. Dieser da ist ein ganz Ichrofser Avieynung enigegen deste Notiz. Beherrscht wurde das Gespräch von der Rassefrau mit den lokalen Jntcref- Theile des Parkes. nichts Böses thaten. An mir blieb die Modepuppe hän gen. Das war mir auch gerade am liebsten: bei der wußte ich doch ein Thema, über das ich mit ihr sprechen konnte: hübsche Kleider und Hüte, überhaupt Moden. Es verfing auch, sie wurde beredt, allmälig sogar zu be redt, indem sie in die Modeberichte kleine, pikant gefärbte Berichte über ihre Triumphe bei den Männern ein fließen ließ und ihren eigenen Mann dabei so vollkommen nebensächlich be handelte, wie er es in der Fülle seiner Erscheinung eigentlich kaum verdiente. Als sich bei diesem Hin- und Her schäftigleit sicher Meilen zurücklegte^ Trudel und raunte ihr zu: „Liebste, Goldenste, geht das nun immer so fort? Kann man nicht eine Abwechs lung in das Programm bringen? Da junge Herren, und dort ist ein Tennis platz, läßt sich mit all dem nicht amüsanter als diese Perpendikelbe wegung auf Trude lachte, schüttelte aber den > Kopf. „Nein. Liebchen: die drei Linden heims spielen überhaupt nicht Tennis. Das thaten ihre Mütter und Groß mütter, ihre Väter und Großväter nie mals, folglich thun sie es auch n»Ht, die l Leute haben Grundsätze und Traditio nen. Frau von Puttkammer spielt l zwar, aber, sieh' mal, dann müßte ich voch auch dte Fatanv dazu aufsordern, und mit der spielt die Puttlammer nicht." Die Faland war meine Modepuppe. „Aber, Trudel, die kann doch in ih rem ringsum schleppenden Kreppkleid nicht Tennis spielen, die muß aus Toilettegründen ablehnen." wem, sie das schleppende Kreppkleid über den Kopf schlagen soll, ich kenne das. Nein, Ilse, für neuzeitlich« Aenderungen der gesellschaftlichen, fest stehenden Verhältnisse ist hier kein rich tiger .Bode». Ich habe mich schon da wohl sehr?" „Grauenhaft, wenn Du es nicht übel nimmst! Ich kann bald nicht mehr!" bekannte ich ehrlich. „Ja, Trudel, vielleicht, aber morgen ist nicht heute," behauptete ich eigen sinnig: denn ich war wirklich schon halbtodt vor Langeweile. Ich ver trage es so schlecht, mich zu langweilen. erlösen. Es ist das Recht der Haus frau, sich ab und zu freizumachen. Du kannst das mit benutzen. Komm nur, „Nein, es schickt sich, daß Sie ihn ment.über dieses Mühen der Männer vertheilung. Jede sollte beglückt wer den, und das Beglückungsmaterial war ein Feldherr nach gewonnener Schlacht aus, als endlich die Liste in Ordnung war, und er wieder in das Buchenron del zu seinem Beglückungsmaterial zu rückkehren konnte. Ich langte-mir die Liste, um sie noch einmal in Ruhe durchzusehen. Ganz unten am Ende der Tafel standen Fräulein und Herr Zacherau verzeich net; von ihm war auch nicht mit einer Silbe die Rede gewesen, trotz allen „Wo sitzt denn Herr Wenninghofs?" „Nirgends," antwortete Trudel, schon mitten im Schreiben der Tisch karten. „Der hat sich ausgemacht, daß er nie bei Gesellschaften erscheint. Weißt Du, das ist wieder sehr taktvoll Damit fällt beiderseitig jede Unbe quemlichkeit fort. Als Gast und ge sellschaftliches Mitglied kann man ihn „Warum nicht?" fragte ich hart näckig. „Er ist doch ein Mann der gu ten Gesellschaft." „Aber, Ilse, ich sagte es Dir schon neulich, jetzt ist er nichts mehr als un ser Inspektor, und all unsere Gäste würden es als einen gesellschaftlichen Tafel zu sitzen, unvorgestellt, unberech tigt. Nein, es ist das einzig Nichtige, daß er sich ganz von der Gesellschaft zurückhält." Mir stieg der Zorn und die Empö rung bis in den Hals hinauf. O, dies« Kleinlichkeit, dieseßeschränktheit! Aber sie trat mit solcher Sicherheit und Be rechtigung aus, daß es ein Fechten Es wäre unerträglich gewesen, ihn von diesen hochmiithigen Menschen über die Achseln ansehen zu lassen, ihn, der tau sie alle zusammen! Wenigstens sagt mein Mitleid das. Wir Frauen sind ja darin wunderlich: für das. was unterdrückt und unter- iqatzt wird, werfen wlr unsere Ge fühle in die Schanze, das heben wir empor. Ja, das würde ich in jedem anderen Falle ebenso thun, Persönli ches spielt dabei nicht mit. Bis zu Tisch gelang es mir, mich von der Gesellschaft frei zu halten: ich sich die Tafel zu einem kleinen Kunst werk von Silber, Krystall und Blu menschmuck, an dem wir beide eine selbst helfen können, belästigen wu kei nen Menschen. Lieber dienen als Al mosen nehmen." Dazu blitzten ihre Augen, und sie richtete sich hoch auf. Es steckt Cha gleich. Aber danach wurde sie wieder zu rückhaltend und fast verlegen, daß sie sich so hatte gehen lassen. Sie senkte wieder die Augenlider und preßte die Lippen aufeinander. Vertraulichkeit ist nur Ausnahmefall bei ihr. Aber an dem ich ihn anredete. Zuerst ging die Geschichte verzweifelt langsam, er ant wortete tropfenweise, dann aber ge liehen Geschlechtes in der Gesellschaft teten. schwerhörige Herr von Puttlammer schien für die schmachtende Koketterie der Modepuppe durchaus nicht schwer- Stiihle gerückt und sich gesegnete Mahlzeit gewünscht, da schieden sich die Geschlechter auch schon wieder in angst voller Hast. Zwar strömten die Mas- Für die Küche. Durchgeschlagene Kar« toffeln. Diese Zubereitungsweise der paßt für alle Fleisch- Durchfchlag mit großen Löchern ge schüttet,- wenn alles Wasser abgelau fen ist, schüttelt man die Kartoffeln tüchtig und treibt dieselben nun durch den Durchschlag, während man noch ein wenig Salz zusetzt, in eine heiße Schüssel, in welcher man sie zu Tisch bringt. Man berühre die Kartoffeln nicht, damit dieselben nicht das flockige Aussehen verlieren, und halte die Schüssel auf kochendem Wasser heiß, bis man sie auftragen kann. S p i n a t k l ö ß e. Drei Hände voll verlesener Spinat wird gewaschen, i:l siedendem Salzwasser überkocht, abge gossen, mit frifchemWasser gekühlt, ge hörig ausgedrückt und gehackt oder durch ein Sieb gerieben. In einer fla chen Kasserolle röstet man, indem man fleißig rührt, Z Unzen geriebene Sem mel in reichlich Butter gelb, dünstet den Spinat darin durch und läßt dieMasse verkühlen. Dann vermischt man sie mit zerquirlten Eiern, etwas Salz, etwas geriebener Muskatnuß und zA Pfund recht fein geriebener, gesiebter Semmel, formt aus der Mass« runde Klöße, wendet sie in geriebener Sem» mel und kocht sie in Salzwasser gar. Auch können sie in heißem Schmalz gar gebacken werden. Ei n Nesterge r i ch t. AuZ fleifchresten stellt man "eine Schüssel her. Man wiegt alles Fleisch mit Sardellen, Kapern, Zwiebeln und Zitronenschale fein und vermischt es mit geweichter Semmel zu einem feste» Teig. Einen Blumenkohl kocht mai, in Salzwasser, aber nicht ganz weich. Aus etwas Bouillon und einer weißen Mehlschwitze, mit Citronensaft abge» schmeckt, bereitet man eine dicke Sauce. Sodann bestreicht man eine rund« Schüssel mit Butter und setzt den Blu» menkohl, von dem der Stiel ganz ab geschnitten wird, in die Mitte. Von der Fleischmasse macht man eine dicke Rolle als Rand um den Blumenkohl, belogt denselben mit Butterstückchen, über das Ganze geriebenen Parmesan läse und bäckt, die Speise bei guter Hitze ungefähr eine halbe Stunde. Auch hier wie bei allen oben genannten Gerichten" kann man die Schüssel mit Teig ausfüttern und obenauf Teig- Stich Butter und einem Eßlöffel Mehl etwas ganzen Pfeffer, 1 Lorbeerblatt und so viel Wasser, daß die Keule fast bedeckt ist; man läßt sie ziemlich weich Kopf und Schwanz berühren und bin det ihn zusammen. Der frisch muß sehr langsam backen und öfters mit Butter und Wasser begossen werden. Wenn der Fisch gar ist, nimmt man eine Tasse Milch, oder halb Milch halb Sahne, rührt zwei Löffel voll ge schmolzene Butter und 1 Theelöffel voll aehackte Petersilie, Ganze zu Gerollte Rostbraten. Man nimmt zu vier Rostbraten Pfund Kalbfleisch und eine geweichte Semmel, einen Dotter, grüne Petersilie, weiße Zwiebel, etwas Limonenschale. Das Kalbfleisch wird fein zufammenqe schnitten und mit dem Obgenannlen sein verrührt und etwas gesalzen. Man spickt die geklopften gesalzenen Rostbra ten mit Speck, streift die Farce darauf, rollt sie zusammen, bindet sie mit dicken Wollfäden, legt sie in eine Kasserolle und dünstet si?, ohne etwas zuzugießen. Stunde sein kann. Nun, werden > Pint guter Rahm darauf gegossen! nochmals damit gut auflochen lassen. Dies ist eine delikate Speise und kann mit Kipfelerdäpfel oder Ret! garnirt D-rPhys>l-Prof-ss°r. „Es ist doch recht bezeichnend, so oft ich über das Wasser sprechen will, sind —A m Stam m t i s ch. Lehrer: „Pulver und Blei haben schon vielen Schaden angerichtet." Apotheker: meinen doch hoffentlich das Schießpu»» . . . .. 3