2 Hochwasser. Von M. Scotta. Er stand jeden Tag an derselben Stelle, und wer die Piazza San Gio vanni kannie, kannte auch ihn. Er stand an die Mauer gelehnt, welche die Scala Santa umgiebt, oder wenn er müde war, setzte er sich auf ein paar ausgehöhlte, abgewetzte Steinstufen in dieser stillen Mauer. Er hatte einen leichten Korb an einer Schnur um den Hals hängen, starrte mit lichtlosen Au gen in die Lust und rief den ganzen Tag sein: „Oi'lni >lm> »«.'utuls Das schien nun eine etwas einförmi ge Beschäftigung, aber Ghino lang weilte sich nie. Erstens war er nicht allein. Neben ihm saß Tag für Tag s«in Diener, Freund und Begleiter Beppo, zweifelhaften Ursprungs, schwarz-weiß gefleckt, mit rauhen, halblangen Haaren und langer bujchi ger Ruthe. In Beppo's äußere, Er scheinung lag ein Widerspruch. Sein« braunen Augen waren traurig, ernst und geduldig, sein einziges Ohr jedoch das andere hatte er bei «inem blu tigen Straßenlampf verloren stand keck und unternehmungslustig in die Höhe. Beppo's Charakter blieb demnach «in Räthsel für seine Bekannten, die nie wußten, ob sie ihn nach seinen Au sollten. Ghino zerbrach sich den Kopf nicht über diese Frage. Er dachte so wenig Über Beppo nach, als «r über sein ei- Hände und Füße oder die Luft, die er «inathmete. Alles dies war selbstver ständlich und Beppo das Selbstver ständlichst« von Allen. Ghino ging nie «inen Schritt ohne Beppo Beppo selten ein paar Schritte ohne Ghino. Sie bewohnten eine Mansarde in einem fünfstöckigen M'xthhause in der Nähe des Tiber, zogen jeden Margen zusam den und bann in Via Depretis, aber Beides hatte Ghino nicht gefallen. Er wollte eine schöne Umgebung haben schlug, streckte. An diesen Christus dachte Ghino gern an diese ausgesteckte Hand bern Christus in Mosaik steif ner Glorienschein neben dem andern füllte den Hintergrund. An diesen Christus dachte der Blinde selten, ob wohl er nur die Hand auszustrecken brauchte, um die gewölbte Nische zu erreichen, in der das Mosaik über dem Eingang in das frühere Triclinium schimmerte. burch die Porta sah man eine lang?, schmale Straße, deren Häuser sich zu letzt in der Perspektive zusammenschlos- risse!'« «irk«. ireiche grüne Saat. Und wieder da» duftig verschleierte Blau der Berge, das sich durch eine weißliche Wolkenschicht von dem satten Ton des Himmels abgrenzte. Dann Santa Croce einsam, verwittert, mit ecki gem unschönen Thurm. Und wieder Mauern, zerbröckelnde Aquädukte «lles grau, alles einsam und doch ge badet, trunken in goldenen Lichtwel len. Das alles sah Ghino. Und wai er nicht sah, das hörte er. Stim men und Schritte und Töne und Klin- Bild."" ' Die Kinder hörte er spielen und ru fen und lachen hinter der Mauer, an der er stand, in dem schmalen grasbe lvachsenen Hofe, der das Gebäude de: Scala Santa von der Piazza trennte. Und er sah sie klein, mit großen dunklen Augen und weißen Zähnen, di- Mädchen mit schmalen Stirnen un ter zurückgekämmten, lockigen Haaren, traurig geschweiftem Munde und blas sen Gesichtern die Jungen, halb nackt, immer auf Bettel bedacht und vor den Fremden Räder und Purzelbäum- Er hörte das Knirschen des Kiese! auf dem Platze und das Aufschlagen der Ballen und die Stimmen der jun gen Leute, die da spielten. Die Verkäufer vor dem Portal der Kirche hörte er Es war im November. Seit zwei Tagen regnete es mit der ganzen Gründlichkeit, welche die Elemente in Rom zu bethätigen Pflegen. Ghino und Beppo blieben zu Hau>« und lang weilten sich. Es war nebenbei auch ärgerlich, von dem kleinen Spar psennig zehren zu müssen, den der Blinde für einen Nothfall aufbewahrt hatte. Am Abend des zweiten Tages ging Ghino hinunter,um ein wenig zu plau dern. In der Trattoria im Erdgeschoß verkehrten die Lampenanzünder; ihnen gesellte er sich zu. Als Beppo seinen Herrn in guter Gesellschaft sah, begab er sich bedächtig auf die Straße, schaute eine Zeitlang in den Regen und bog dann um die Ecke. Am dritten Tag regnete es immer Jeden Abend wiederholte sich dieselbe Begebenheit Ghino saß bei den Lampenanzündern, Beppo ging spazie ren. Am fünften Tage erzählte man in der Trattoria, daß der Tiber ausge treten sei und reißend stiege. Der Borgo sei schon unter Wasser. Am nächsten Morgen war Rom in Aufregung. Alles drängte und ström te nach den überschwemmten Stadt theilen. Die elektrische Bahn ging nicht mehr durch den Borgo und Tras die Räder durch das Wasser die In sassen schrieen auf, wenn es ihnen bis in's Gesicht spritzte. Es war wie ein Volksfest. Händler liefen unter der Menge herum und boten aus und feilschten. Kinder jubelten. Leicht? Kähne lagen in den Straßen. Das konnte an manchen Stellen bis zum Flußbett vordringen. Der Tiber rollte grollend seine gelben, trüben, dichten Wasser dahin die Kais waren theil weise einaerissen dunkle Gegenstän de trieben auf den Wogen. Ghino stand in seiner Mansarde am Fenster und horchte auf den Lärm. Er Gasse stand unter Wasser. „Aber es fällt, Beppo", sagte er, Wasser fiel und fiel. saß still dabei. Er wartete aus Beppo. Aber Beppo he still. Ghino saß auf seinem Stuhl und starrte vor sich hin. „Zeit zum Schlafen, il ei>.>e»!" sagte de, sür den lohnte sich's nicht mit dem Schlaf zu kämpfen. „KI>!" sagte er, „nun ist's genug s!ack>t." Ghino tastete di« Treppen hinauf — er kannte sie ja gut. Aber er kam sich verloren vor. Aon Schlafen war keine Rede. Er stand am Fenster, horchte hinaus und rief von Zeit zu Zeit. Er glaubte, an der Hcuisthiire kratzen zu hören oder ein leises Winseln. Aber wenn er schärfer hinhorchte, fand er, daß er sich getäuscht hatte. Er merkte, daß es Tag wurde. Ihm kam es furchtbar dunkel vor als sei er jetzt erst blind geworden. Es war ihm, als trüge er ein eisernes Band um Kopf und Herz. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen nur etwas Schreckliches umgab ihn und hielt ihn Er schleppte sich wieder hinunter und wartete an der Hausthüre, bis man öffnete. Auf der Straße kam seine ganze Hilflosigkeit über ihn. Er hatte Beppo immer an einem kurzen Strick gehal ten. und Beppo hatte ihn geführt. Jetzt schlich er langsam an den Häu sern fort aber er wußte nicht, wo hin er ging. Er traute sich über keinen Straßenübergang, sondern bog um die Ecken. Er wollte auch nicht zu weit von zu Hause fort, im Falle Beppo käme. Nur hatte er es in der Mansarde nicht ausgehalten. Die Vorübergehenden sprachen im mer noch vom Hochwasser. Die elek trische Bahn schnurrte wieder vorbei. Ghino war in der Nähe des Tiber. Er lehrte um. wollte wieder heimwärts er glaubte sich jetzt zurechtfinden zu Jemand faßte ihn am Arm. „Ii»«!»! Sie treten auf ein todtes > Thier ein ertrunkener Hund." Ghino blieb stehen. „Wer läßt denn auch einen Blinden so allein herumlaufen!" murmelte der Andere im Weitergehen. Ein todtes Thier ein ertrunkener Es schüttelte Ghino plötzlich, als fröre ihn. Er tastete mit dem Fuß vor wärts und stieß an etwas. An einen Körper. Er horchte. Um ihn war es gerade still die Straße war noch verödet zu so früher Stunde. Er berührte den Körper wieder mit dem Fuß. Ein Hund ein großer Neufundländer wohl oder ein ganz, ganz kleiner Pint scher. Mit langen, lockigen Haaren na türlich, oder mit gar leinen Haaren. Braun wohl oder gelb. Wahrscheinlich sehr schön. Irgend ein verwöhnter Da menhund. lang. Nein, ein ganz großer Hund war es nicht auch lein ganz klei ner. Ein mittelgroßer Ghino athmete kurz. Er beugte sich nieder, streckte die Hand aus zog sie rasch wieder zurück. Dann beugte er sich noch einmal. Er rührte den nassen Körper an. Es schüttelte ihn, daß ihm die Zähne klapperten. Er strich über das Fell des Thieres. Keine weichen Locken kein glatte» Ghinos Hand irrte zögernd weiter, dem Kopf des Hundes zu. Die Finger krampften sich zusammen. Sie faßten ein Ohr es war naß und steif. Sie tasteten über die Stirn suchten nach nicht Eine längst verheilte Narbe fanden sie, die sie kannten. Ghino fiel über den todten Körper und schrie. Es war, als habe man ihn durchstochen. Dann richtete er sich auf riß den Hund an sich und hielt ihn fest das Wasser drang durch seine Kleider, lief in seine Aermel. Er preßte ihn an sich, um ihn zu erwär stehen. " Gesetzes faßte Ghino am Arm. e'd?" „Beppo —" sagte der Blinde. „Der Hund ist todt", sagte der Schutzmann, „das seht Ihr doch. Man kann ihn in den Tiber werfen. Und Ihr gebt nach Hause es ist verboten, einen Menschenauflauf zu verursa- Aber es war umsonst. Er wußte, daß es umsonst war. Er antwortet« mechanisch, als der Schutzmann nach seiner fragte und ließ sich Er wischte sie nicht weg. Acht Tage später stand er mit dem Korb um den Hals an einer Ecke des Verlassen. Und so saß sie seit einer Stunde ge duldig auf ein und demselben Platz leben sollte. Ihr Gatte, den sie in seinem Hochzeitstage die Mitgift in Höhe von M,(XXI Mark baar ausbe- die geliebte Gestalt^ auf. Der Nebel entlang sehend, in eine ganz ander« Straße. Die sternartige Kreuzung mit dem Jnselperron fand sie nicht mehr. Ihre Angst steigerte sich. Der Gedanke, in der wildfremden Riesen- Welche Thorheit von ihr, um ein paar zudringlicher Blicke willen, das „Auf welchem Bahnhof?" „Auf Victoria Station." „Allein?" „Nein, in Begleitung meines Gat ten." Und nun berichtete sie in gebroche nach dort giebt es hier nicht. Haben Sie Geld, um ein Cab (Droschke) zu bezahlen?" Sie bejahte, und so rief er ein: Droschke heran. Er verständigte den Kutscher und sagte ihm, daß'er die herzlichst und stieg ein. Nun war ihr schon um vieles leichter zu Muthe. Gordon mußte ja kommen, um dasGe päck abzuholen, und da er sie im Re staurant nicht mehr vorfand, mußte sie nach der Station zurückgekehrt war. Inzwischen waren allerdings mehrere Stunden verstrichen. Ob er wohl so lange gewartet hatte? Gleichviel. Dorthin mußte sie. mußte sich doch Der Wagen kam nur langsam vor wärts. In dem dichten Nebel gab es viele Zusammenstöße und Verkehrs stockungen. Endlich langte man an. Johanne siieg aus. Ein Portier, den der Kutscher insormirt hatte, führte sie nach dem Gepäckraum. Ihren Gatten sah sie nicht. Er hatte und ohne diese war da nichts zu ma chen. Es gab aber eine Auskunfts stelle, wo man auch deutsch sprach. Ein dort angestellter Landsmann nahm sich ihrer an. Er bat sie, zu warten, während er Erkundigungen einzog. „Abgeholt?" stammelte sie schreckens „Jn wessen Auftrage?" hatte auch keine Veranlassung, danach zu fragen. Johanne konnte ihre Bestürzung nicht verbergen. Abgeholt, vor einer sam! Gordon hatte gesagt, daß sie vor der Hand da bleiben sollten. Ihre Kniee wankten. Sie mußte sich setzen. Dem Beamten kam die' Sache nicht ganz richtig vor. Er forschte deshalb nach den äußeren Umständen, und Jo hanne war froh, sich Jemandem mit theilen zu können. Sie sagte ihm alles. Er hörte ihr aufmerksam zu. Sein „Nun, Sie kennen doch jedenfalls die Firma, bei welcher Ihr Gatte an gestellt ist?" fragte er, halb in der Er erhalten. Ja, den Namen der Firma hatte sie sich gemerkt. Er schlug im Adreßbuch nach. Da stand sie auch. Es war «in bedeutendes Haus. „Was wollen Sie mehr?" sagte er. „Ich schreibe Ihnen die genaue Adresse auf. Sie nehmen einen Wagen und fahren dort hin. Man wird dort je denfalls wissen, wo Ihr Gatte zu fin den ist, und ihn schleunigst benachrich tigen." nett sei gerade sehr beschäftigt. N s" h^" dern wieder ein Fremder. „Ihr Diener, Madame," sagte er mit kühler Höflichkeit, „womit kann ich Ihnen dienen?" „O, ich wollte Mr. Gordon Bennett sprechen," sagte sie zögernd. »Der bin ich." „Sie?!" Das ganze Zimmer drehte sich mit ihr. Sie mußte sich stützen, um nicht umzusinken. Er war nicht minder bestürzt als sie. „Ja," entgegnete er. „Der Proku rist der Firma." „O, dann verzeihen Sie, das war ein Irrthum," stammelte sie. „Ich suche einen anderen Herrn Ihres Na „Meines Namens?" Er begriff sie nicht. „Ich kenne allerdings einen Herrn, der ganz denselben Namen stehen in Geschäftsverbindung mitein haben überhaupt keine gesellschaftlichen Beziehungen." „So ein jüngerer Mann?" „O nein, ein alter Herr." Das war genug gesagt. Der letzte Hoffnungsschimmer entschwand aus dem Leben dieser Unglücklichen. Ver rathen und verlassen war sie. das ah nungslose Opfer eines weltbekannten Betrügers und Glücksjägers, der den Namen dieses hochachtbaren Mannes benutzt hatte, um seine schändliche Ko mödie in's Werk zu setzen. Er mochte sich wohl sagen, daß man sich nach ihm erkundigen würde. Und das Aus kunftsbureau hatte sich wohl, wie im mer in solchen Fällen, darauf be schränkt, festzustellen, daß Mr. Gordon Bennet Prokurist dieser großen Firma war, mithin eine hervorragende kauf» männische Stellung bekleidete. In Mr. Bennett's Blicken lag eine unausgesprochene Frage, aber eher hätte Johanne sich die Zunge abgebis sen, als Fremden die erlittene Schmach einzugestehen. Sie wollte alle weiteren Schritte in dieser unseli gen Sache ihrem Bater überlassen. „Ich danke Ihnen," sagte sie gemes sen, mit Aufbietung aller ihrer Kräfte. Ich bin fremd in London. Es war ein Irrthum. Verzeihen Sie!" Sie ging rasch nach der Thür, die Mr. Bennett ihr öffnete. Verwundert blickte er der schönen, vornehmen Frau nach, deren Besuch ihm ein Räthsel bleiben 5011te.... In einem Zimmer des RiesenhottlZ »City os London" saß Johanne, in Thränen aufgelöst und schrieb an ihren Bater. Ein Telegramm wollte sie nicht schicken. Seine Gesundheit war nicht so recht. Ein heftiger Schreck hätte ihm schaden können. Sie schrieb und kam nicht weiter. Immer wieder brachen ihre Thränen hervor. Sie wollte es sich nicht eingestehen, und doch empfand sie es tief, sie liebte diesen Unwürdigen noch immer. Sie konnte ihm nicht verzeihen und würde ihn doch nie vergessen können. Unceremoniös wurde plötzlich ihr« Thür augerissen. Sie sprang auf. „Johanne! Endlich finde ich Dich, mein süßes Herz, mein liebes, verlore nes Täubchen!" Gordon, ihr Gatte, stürzte auf sie zu, um sie in seine Arme zu schließen. Sie stieß ihn zurück. Eine erregte Scene folgte, die alles klärte. Gordon Bennett war der Sohn des reiche» Handelsherrn und hatte im jugendli ben. Er war mündig und bedurft» der Zustimmung seines Vaters nicht. Dieser hatte andere Pläne mit ihm, von denen er ihn nur abbringen tonnte, indem er ihn einem ksit ix'i'oinpll ge genüberstellte. Der Besuch dort und nicht in dem anderen Handelshause hatte ihn länger als beabsichtigt fern gehalten. Endlich hatte er den väter lichen Widerstand besiegt und seiner wie sie, um sie zu suchen. Er nahm die Hilfe der Polizei in Anspruch. Man telephonirte nach allen Hotels. Und das brachte dann endlich die glücklich« Lösung. Gordon erbat und erlangte Verzeihung. Ein liebendes Weib ver» Und wühlten Gräben an den gelben Die Arbeit trieb das Blut uns in di« Schritt, Es brachte Muscheln und Korallen mit Und hielt das ganze Bauwerk uns um fangen. Dann wich's zurück, der fahle Gischt zerrann. Wir sahn die Woge sliehn und suchten Den Platz, wo unsere Festung wir er richtet. Doch hell und schimmernd blitzt's bis E dh hinaus. Wie schnell die stille Welle doch vernich tet! So gräbt man auch durch manchen hei ßen Tag, Müht sich und ringt, mit irrem Her zensschlag, Jahrhunderten zum liebenden Geden ken. Doch eine große Well« läuft herauf, Nimmt das Geschaffne in den Schwall mit auf: Nun Üann man zu den Todten uns versenken! Vom Milliardär Carnegie erzählt die „Revue de Paris" einige interes sante Jugendzüge. Der Onkel Car negies, der seine Kindheit bekanntlich in Schottland zubrachte, war ein eifri ger Republikaner und bestrebte sich, seine Grundsätze auch seinem Nessen einzuflößen. „Wie nimmt man doch mit 7 Jahren in sich auf!" rief Car negie später einmal aus. „In diesem Alter wachte ich eines Nachts aus und erfuhr, daß mein Onkel in's Gefäng niß gekommen war. Ich wußte, dag er in einem Versteck der Scheune eine republikanischeFahne verborgen hatt«! heute noch, wenn ich von einem Kön ze oder einem erblichen Vorrang sprechen höre, steigt mir das Blut zu Gesicht! vor wenigen Jahren noch ist mir einen Augenblick lang das Gefühl gekom men, daß es mir nicht mißfallen würde, die Könige einen nach dem an dern zu tödten. Diesen Haß hab« ich mit 7 Jahren eingesogen." Der praktische Geschäftssinn, den er gleichfalls i» früher Jugend schon bezeugte, aber im Gegensatz zum Kö nigshaß bis jetzt noch nicht abgelegt hat, ein Erbstück min selbst!" Alles lachte; der Spruch Hang eine große Rolle. Blau« Hortensie,,. In einer Pariser Blumenausstel lung zogen kürzlich blaue Hortensien die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Sie zeigen ein Blau, das zwi schen dem zarten Blau des Vergiß meinnicht« und dem Blau des Veil chens steht, und ergaben mit dieser lebhaften, fremdartigen Farbe und den dicken Blllthcnbüschcln eine etwas massige, aber sehr decorative Wirkung. An sie anknüpfend wird ein kleines Geschichten über weiße und rothe Ro sen aufgewärmt. Die Herzogin von Crequi hatte in ihrem Park ein Beet mit weißen Rosen. In einer Nacht er setzte der Gärtner, der seine Herrin überraschen wollte, die weißen durch prachtvolle rothe Blumen, die damals noch eine Seltenheit waren. Die Her zogin bewunderte, als sie sich am Mor gen, von ihren getreuen Cavalieren umschwärmt, im Garten erging, ge bührend die thaubeperlten, duftenden Purpurblllthen und ein geistvolles Gräflein rief: „Das ist ja wie bei der Hochzeit von Kana, wo Wasser in Wein verwandelt wurde! Wie sind nur die weißen Rosen roth geworden?" bei hat er Vorschläge von einer solcben Kühnheit gewagt, daß meine weiß:n Rosen alle erräth«! sind!" ' Baby-Empfänge. Ein Baby-Empfang ist das Neueste unter gesellschastlichenFesten Londons. Die Gräfin Pembroke hat in solcher Weise bahnbrechend gewirkt und an einem der letzten Tage 60 kleine Kin der unter vier Jahren aus der höchsten Aristokratie in aller Forin mit den üb» mel und verübte einen Heidenlärm. Andere kleine Kerle, wie Lord Mor ven Bentinck, ein Sohn des Herzogs Mädchen so hübsch gefunden, daß sie ihn mit Küssen fast erstickten, was er aber in bester Laune und mit aller ausgesehen wie vorher. Keines hatte sich mit Milch begossen, verschluckt oder am rosigen Mündchen oder Kleidern Das neue „Kammerkätzchen". Man schreibt aus London: Größer als je zuvor scheint sich Heuer der Strom der amerikanischen Besucher zu gestalten, die sich alljährlich zur „Season" in London einfinden. Wenn Frauen, bei denen «in undefinirbares Etwas auf den ersten Blick die Ameri kanerin man gegen das Geld, und die Frauen geben es aus," so heißt es auch eine Art von Arbeitstheilung. Denn man glaube nicht, daß das Geldausgeben gar so leicht sei. remVergnügen reisen, haben ihre Noth. Aber einer Calamität sind sie gewillt, zu steuern: der mit dem Kammerkätz- mitJeanette, dem Kammermäd chen, und das Experiment scheint sich bewährt zu haben, denn die Praxis hat sich in diesem Jahre erweitert. „Eigentlich," so gestand eine von James' Herrinnen einem Interviewer, „hat sich das Kammermädchen nie für die Reise geeignet. Ost waren si« Hilfe. Schon an ihrem Logis hatt« sie fast immer Ausstellungen zu ma chen, und wenn sie es endlich nach einer Richtung hin befriedigte, dann klagte sie über Einsamkeit. Das thut James nie, mit seinem Logis macht «r leine Umstimde, er weigert sich nicht, wie Jeanette, mir heißes Wasser auf's Zimmer zu bringen, «r besorgt Gänge, taschen ohne Murren, packt Kleider und Hüte mit der größten Sorgfalt, be spricht mit dem Hotel-Portier alles Nöthige, und sogar in ein-m englischen Eisenbahn-Cursbuch kann er sich zu rechtfinden." Jeanette ist also ent thront. Und James gibt vielleicht das Signal, daß sich die Männer nunmehr auch anderen bisher von Frauen aus geübten Berufen zuwenden. nicht trauen darf? Nun, Fritzchen?" Fritzchen: „Der Klapperstorch!" —E inliterarischerGour man d. Lehrjunge (zum Metzger): Der Meester will sor'n Groschen wickelt, wo Sie ihm jestern det erste Kapitel mit die Leberwurst jeschickt haben. DieAnstandsdame. Das Dienstmädchen sieht auf dem Tische sors, ein Buch, betitelt: „Die Flora und ihr Verhältniß zum Klima": dacht!"